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Inhaltsverzeichnis

Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für Zeughaus

Band 11, Seite 243
Thor auf der Zeil
30. Mai 1878
Seit 3 Tagen ist man damit beschäftigt, das kleine Häuschen neben dem Thore auf der Zeil abzubrechen, auch ist der Anfang mit dem Abbruch der Mauer, in welcher sich das Thor befindet, gemacht worden und wird auch das Thor selbst nächstens fallen, womit abermals eine alte Erinnerung schwindet. Die davon vorhandenen Abb. [R1586] #R0799, s.d., zeigen es in seinem bisherigen Zustand. Vor ungefähr 20 Jahren wurde in dem obenerwähnten kleinen Häuschen, das ebener Erde nur zwei Fenster auf die Zeil hatte, das eine dieser Fenster in eine Thüre, das andere in einen Ladenerker umgewandelt. Ebenso wurde auf der anderen Seite des Thores die Mauer durchbrochen und ebenfalls ein Laden hergestellt, jedoch ist dieß erst seit ungefähr zehn Jahren der Fall. Ich erinnere mich noch recht gut der ganz alten Mauer in ihrer ursprünglichen Gestalt, nachdem aber die Unruhen in den 30er Jahren der Constablerwache viele Gefangene zugeführt hatte, wurde der Hof des Zeughauses durch eine hohe Mauer in zwei Theile getheilt, so daß er nur von dem Wachlokal aus zugänglich war, und ebenso wurde die Mauer nach der Zeil hin bedeutend erhöht und ein neues rundes, sehr hohes Thor neben dem Treppenthurm eingebrochen.
Band 11, Seite 247
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kommen bei dieser Rundschau zum Vorschein, welche unsere ehrsamen
Vorfahren sorgsam und mit Andacht hüteten und verwahrten, und welche
uns tiefe Blicke in den damaligen Staatshaushalt, wie auch in den
Charakter der ganzen Zeit gewähren. Da wo es zur schärferen Be-
zeichnung der damaligen Auffassung mancher Begriffe über Dinge mir
nöthig und passend schien, behielt ich die alte Orthographie bei.
Unbedeutend war die Waffensammlung auf keinen Fall, indem
das Register allein 389 vollständige Rüstungen nachweißt, welche
unter dem Ausdruck „Geharnischte Männer“ ihren Platz finden. Die
Zahl der Brust- und Rückenharnische sowie der Sturmhauben ist eben-
falls sehr bedeutend, vor Allem aber sind es die Geschütze verschiedenster Art,
welche in ihrer großen Anzahl den Reichthum der Reichsstadt genugsam
beurkunden. Frankfurt besaß nämlich in seinen Zeughäusern und auf
den verschiedenen Befestigungen über 359 Kanonen, Mörser und
Haubitzen, eine für die damalige Zeit ziemlich bedeutende Summe.
Ich lasse nun, der Ordnung des Buches treu bleibend, die Register
der verschiedenen Zeughäuser aufeinanderfolgen, und da ich annehmen
muß, daß viele meiner Leser mit der Entwicklungsgeschichte der mancherlei
und unter besonderen Namen darin vorkommenden Schießwaffen und
sonstigen Kriegsgeräthschaften vielleicht nicht ganz vertraut sein dürften,
so gebe ich in den betreffenden Anmerkungen Behufs besseren Verständ-
nisses die nöthigen Erklärungen.

[Fortsetzung der Fußnote **) von Seite 246 S. E.]
verkauft werden sollten, auf welche jedoch die anwesenden Käufer nicht mehr als
12 - 18 Kreuzer per Gebund boten. Der die Versteigerung abhaltende Kriegs-
Kommissär Freund, unwillig darüber, rief die eben aus der Musterschule heimkeh-
renden Knaben herzu, in den Hof des Zeughauses an der Konstablerwache, allwo
die Versteigerung abgehalten wurde, indem er sagte: „ Kommt ihr Buben, kauft euch
Lanzen und Piken, das Stück 1 Kreuzer“, welche Aufforderung eine so gute Wir-
kung that, daß man alsbald sämmtliche männliche Schuljugend mit Lanzen bewaffnet
in den Straßen umherziehen sah. So kaufte ein anderer mir bekannter Mann,
[handschriftlicher Nachtrag mit Bleistift: Hofrath Soemmerring S. E.]
damals noch als Knabe, eine mit Elfenbein ausgelegte und mit einem gravirten
Radschlosse versehene Pistole um den Preis von 21 Kreuzern. Die schönsten, einge-
legten Brust- und Rückenharnische wurden nicht für den Eisenwerth bezahlt.

10*
Band 11, Seite [248]
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Im Zeughaus des Ramhoffs
befanden sich demnach am 24. Januar 1766 50 Stück Geschütze des
verschiedensten Alters und Kalibers von 1 Pfund bis 48 Pfund.
Die ältesten mit der Jahreszahl 1522, die jüngsten von 1751,
umfassen also in der Zeit ihrer Entstehung einen Zeitraum von
200 Jahren. Sie tragen die verschiedenartigsten Namen *), Wappen
und Devisen, und ich werde dieselben, welche im Zeughaus auf dem
Graben vorkommen, betreffenden Orts mittheilen.
Sodann weis‘t das Register in folgenden Munitionshäusern eine
Menge Vorräthe auf vielen Blättern nach. Es befanden sch Munitions-
häuser an folgenden Orten:
Fischerfeld,
Allerheiligen Bollwerk,
Breite Wall,
Pestilenz Bollwerk,
Friedberger Bollwerk,
Eschenheimer Bollwerk,
Bauren Bollwerk,
Bockenheimer Bollwerk,
Jungwall,
Galls-Wall,
Mainz-Wall,
Mühlschantz,
Schaumain,

*) Die meisten trugen das Frankfurter Wappen, den Adler, und ich darf hier
eine Thatsache nicht unerwähnt lassen, welche sich an eines dieser Geschütze knüpft
und genugsam darthut, wie seltsam oft die Schicksale lebloser Dinge, gleich denen
der Menschen, sich gestalten. Als nämlich unser berühmter Landsmann und Mit-
arbeiter Dr. Eduard Rüppell im Jahre 1817 Egypten durchreiste, fand er auf einem
Kanonenboote auf dem Nil eine Kanone, welche den Frankfurter Adler und die
Inschrift trug „Schöff von Barckhausen, Zeugherr“ und es unterliegt kaum einem
Zweifel, daß es eine jener Kanonen war, die im Jahr 1796, bei der Plünderung
unserer Zeughäuser durch die Franzosen unter General Kleber, mit noch ungefähr
dreihundert andern unsre Stadt verlassen mußten, um nach Frankreich zu wandern,
von da aus wahrscheinlich mit Bonaparte nach Egypten ging und dort zurück-
gelassen in die Hände Mehmet Ali‘s fiel.
Band 11, Seite 249
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Katz,
Affenthor,
Hornwerk,
Hohewerk,
Lindt,
Auslaag.

In ihnen nun war zu jener Zeit ein Vorrath von 24778 Pfund
Kugeln, alsdann finden sich im Zeughaus selbst zu gleicher Zeit noch
858306 Stück Kugeln vor, nebst vollständigem Artillerie-Geräth, und
natürlich noch eine Menge von anderen Dingen, die kein spezielles In-
teresse bieten und überall vorkommen, ich beschränke mich deßhalb nur
auf das Interessanteste, was sich uns darbietet unter der Rubrik:

„Alt Rüstung und Tropheen“
Geharnischte Männer sitzend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307
Geharnischte Männer stehent mit Helleparten . . . . . . . ..6
Sturmhauben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ...... . 44
Estandarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ......... . . . . 4
u. s. w.

Zeughaus auf dem Graben.
53 Stück Geschütze von 1610 - 1712
Eines vom Jahr 1652 trägt die Devide:
„Dießer thut bollen,
Wieder die, so in Frankfurt wollen.“
Ein anderes von 1610:
„Maulwurf heiß ich unverdroßen,
Hans Hoffmann v. Baßel hat mich goßen.“
Zwei andere, welche das Wappen von Sachsen-Weimar trugen,
beide mit folgender, wahrscheinlich später hineingravirter Inschrift:
„Der mich im Stich gelassen hat,
Der war ein Glaubensbrecher in der That,
Ein Reichs-Rebel gar wohl bekandt
Bernhardt Hertzog von Sachsen-Weimar genandt.“

Dann weis‘t dies Register weiter nach:
Geharnischte Männer 2.
Gefüllte Bomben 276 Stück, liegen unter der Lindt in Sachsenhausen,
sind Anno 1764 auf expressen Befehl Löbl. Kriegs-Zeug-Ambts
Außgeleert worden und in den Ramhof kommen.
Band 11, Seite [258]
158
2 Unterofficier Zelte.
37 Baracken.
4 gewöhnliche Mäntel.
12 alte Mäntel mit Stangen.
440 alte Patrontaschen vor Handwerks Pursch.
14 spanische Reuter sambt Schweinsfeder.
5 Eißern Buchstaben zu Feuerwerk.
1 Haufen alter Morgenstern.
18 alte Schaar Lantzen.
1 Haufen alter Pfeil.
1 Haufen alte Casquets indem von die Brust und Rücken Harnisch
Eyßerne Laden gemacht worden.

Finis
Ferner befinden sich auf den Warten so zu dem Zeughaus auf
der Constablerwacht gehörig als da sind:
Sachsenhäuser Warthe,
Ober Radt,
Forsthaus,
Gallen Warth
Bockenheimer Warth,
Friedberger Warth,
Rieder Hoff,
Brückenthürme zu Frankfurt,
Brückenthürme zu Sachsenhausen,
Gallen Thor, 28 Stück Geschütze verschiedenen Calibers, theils
Doppelhacken, theils Katzenköpfe nebst verschieden rothen und weißen
Fahnen. Pech Pfannen, Pech Kränzen, Alarmstangen, Fakeln u. s. w.
und zu gleicher Zeit bei dem Brückenthurm in Sachsenhausen, welcher
mit 4 Geschützen aufgeführt ist, die Notiz. daß dieselben ins Zeughaus
zurück abgeführt seien, woraus genau erhellt, daß zu jener Zeit
der Abbruch des Brückenthurms stattgefunden haben muß.
Die Register schließen mit dem Datum 17. Juli 1765.
Beigefügt ist dem kleinen Buche noch eine Tabelle, über die auf
hiesigen Stadt Wällen stehenden Eyßern Canonen, wie sich solche am
15. July 1765 bei der Jnventur vorgefunden, welche ich hiermit in
genauem Abdruck folgen lasse:

Buchstabe W

Band 12, Seite W1
Falkenspeicher | Ehemaliges Zeughaus
Weißfrauenstraße | Weißfrauenstraße 4
[I.247]
22. Juni 1886
Soeben werden im Erdgeschoß des ehemaligen Zeughauses Veränderungen vorgenommen, die dasselbe seines alterthümlichen Aussehens berauben; es werden große Fenster in die dicken Mauern gebrochen und auch im Innern manches entstellt. Die Decke besteht aus mächtigen Balkenlagen, welche auf starken Unterzügen ruhen, die von geschmackvoll gekehlten und sehr weit herabreichenden Bügen von Eichenholz unterstützt werden.
Der Raum diente bisher als Turnhalle, was nun weiter damit geschehen wird, wissen die Götter.
Woher der Name Falkenspeicher stammt, konnte ich nicht ermitteln. Batton giebt darüber höchst verworrene Notizen, V. p. 56, 194, Anmerkung 239, und ist es mir bis jetzt nicht gelungen, darüber irgendetwas Bestimmtes festzustellen.
Die Nachrichten über dieses unscheinbare, aber höchst charakteristische Haus sind höchst spärlich und wird dasselbe nur selten erwähnt. Eine Abb. [R0788] Von außen s. in meiner Sammlung III.788, welche das Haus in dem Zustande von 1856 zeigt.