Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.
Ein aller Wahrscheinlichkeit nach ganz erhaltenes Exemplar eines Hauses aus dem 16. Jahrh., das in sehr anschaulicher Weise ein Bild der kleinen Häuser giebt, welche zerstreut in den damals wenig angebauten, an die Stadtmauer angrenzenden und meist durch Bleich- und Weingärten begrenzten Straßen standen. Große Räume, wie der Taubenhof, Kastenhospitalshof u.s.w. mit ihren ausgedehnten Rasenplätzen führten hier der Gegend fortwährend reine frische Luft zu, eine Wohlthat, welche die heutige Generation kaum mehr kennt. Das Haus hat außer daß die Vorderseite mit Schiefersteinen beschlagen wurde, keine weiteren Veränderungen erlitten. Es hatten diese Stadttheile zunächst der Ringmauer etwas ödes und wenig begangenes und erinnere ich mich derselben nur dunkel aus meiner frühesten Jugend; als später die Hochstraße angebaut wurde, was nach und nach geschah und man den Graben allmählich ausfüllte, belebte sich die Gegend ein wenig mehr, jedoch nur immer spärlich. Das Abbrechen der alten Taubenhofsgebäude aber, s.d. und die Zerstörung der schönen Bleichgärten brachten die Sache in eine andere Gestalt. Es wurden nämlich 12-14 neue Häuser an die leere Stätte gebaut, der Zwinger hinter den Häusern der Hochstraße in Gärten verwandelt und dadurch theilweise dem Verkehr entzogen, dagegen die Straße weiter herunter nach dem Hause zu verlegt, was nothgedrungen auch den Verkehr etwas mehr in diese Gegend zog.
Bald wird auch dieses Haus mit seinem Gärtchen unter der Speculation fallen, ebenso wie sein Gegenüber und somit abermals ein Theil jener älteren Zeugen des Aussehens unserer Stadt in der Vorzeit verschwinden.
Dasselbe Schicksal hatten die paar kleine Häuschen am oberen Ende der Meisengasse, welche man niederriß und durch große kastenartige Neubauten den Häusern der Hochstraße die Hälfte des Lichtes und der Luft benahm, ein Leid, das den vor dem Hause liegenden Bleichgarten über kurz oder lang ebenfalls ereilen wird.
Band 12,
Seite K7
Weisse Tauben | Hinterhaus Ochsenkopf
Klostergasse | Klostergasse 23 (Predigerstraße)
A.77
19. März 1884
Bei der Verlängerung der Schnurgasse und deren Durchbruch nach der Klostergasse wurde ein Theil der Hinterhäuser der Klostergasse sowie die Hinterhäuser des Gäßchens an dem Hause zur Sanduhr und dieses Haus selbst blosgelegt und es entfaltete sich ein Bild eines Theiles der ältesten Stadtgegend, was in seiner Eigenthümlichkeit den Charakter unserer Altstadt auf eine Weise darstellt, wie sie wohl nicht zum Zweitenmale sich darbieten wird. Durch die in Angriff genommenen Neubauten der Battonstraße wird dieser Anblick bald unseren Augen durch Zubauen und Abbrechen entschwunden seyn und wurde von mir grade noch im letzten Augenblick untersucht und gezeichnet. Der alte Holz- und Lehmwandbau kommt vermischt mit dem Schieferbeschlag hier recht eigentlich zur Geltung, obwohl er bereits in früheren Blättern zur Genüge dargestellt ist. Diese Darstellung zeigt die nunmehr offen gelegten kleinen und schmalen Höfe, welche von dem Ellnbogengäßchen hierher ausmünden, wozu der Hof des Hauses A.67, Dominikanergasse 14 sowie die Mündung des Höfchens A.77, Klostergasse (Predigergasse) 23 mit seinem Treppenthurm gehören.
Das letztere Haus zeigt nun in seiner blosgelegten Wand so recht die alte Zeit, dürfte aber ebenfalls nicht mehr lange so bleiben. Es war von dem Nachbarhause A.78, Klostergasse 25 durch ein schmales Aliment getrennt, in welcher es das Lichtrecht hatte und sieht mit seiner nunmehr auf ein Außenseits nicht berechneten Wand seltsam genug aus. Es heißt zu den Weissen Tauben und wird heute eine Wirthschaft geringeren Grades darin betrieben. Auf der Zeichnung bildet es das Eck. Im Augenblick werden die Fundamente zu einem, die ganze Seite verdeckenden Bau ausgemauert, und