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Inhaltsverzeichnis

Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für Weißfrauenkloster

Band 5, Seite 7
Tanne
Gallengasse, große 5
E.5
1. März 1859
In einem Protokoll, welches in Betreff der Erbauseinandersetzung des am 29. Mai 1751 verstorbenen Kaiserlichen Raths Hassel, Bürgers und Bankiers dahier, angefertigt wurde, wird dessen Haus auf der großen Gallengasse dahier belegen, zur Tanne genannt.
Der berühmte Komiker Hassel dahier, welcher ein Urenkel des ebenerwähnten Samuel Hassel ist, erzählte mir in Betreff dieses Stammhauses seiner Familie Folgendes: Das Haus hat einen großen Garten, welcher auf den Garten des weißen Hirsches auf dem Hirschgraben stößt und von diesem durch eine Mauer geschieden ist, in welcher eine Thür befindlich, die mit zierlich durchbrochenem Schnitzwerk ausgestattet, wahrscheinlich dazu diente, den Bewohnern des letztgenannten weißen Hirsches, die Benutzung des im Garten des Hauses zur Tanne gelegenen Brunnens zu gewähren. Weiter berichtet er, daß in seiner Familie Tradition sey, in diesem Garten habe jener ungeheure Hasselbaum gestanden, dessen die Geschichtschreiber erwähnen, daß derselbe alt gewesen und dicht an einem kleinen Hinterhäuschen sich befunden habe, in welchem zwei alte Jungfern zur Mie-
Band 5
2. April 1872
Vollständige Niederlegung der Mauern, so daß man nun nach allen Seiten in die Gärten frei aus- und einsehen kann. Der Garten bot kurz vor seiner Zerstörung mit der alten öfters besprochenen Thüre ein höchst malerisches Bild, wie ich in Frankfurt kein zweites aufzufinden gewußt hätte, namentlich aber gehört der Blick von hier nach dem alten Weißfrauenkloster mit zu den schönsten Motiven, welche für einen Maler zu finden sind, wie die Abbildungen genügsam beweisen.
Im Vorderhause fanden sich in einem Gewölbe einige alte aus dem vorigen Jahrh. stammende Gitter vor, welche gegenwärtig im Hofe stehen und durch ihre kunstreiche Arbeit meine Aufmerksamkeit in hohem Maße fesselten. Einer derselben trägt die Buchstaben J. P. L. (Jacob Phillipp Leerse) und scheint über der Hausthür gewesen zu seyn.
Bei dem weiteren Verlaufe des Abbruchs kamen auch alte Bodenplättchen vor, welche die hier bekannten Muster trugen.
Band 5, Seite 29
der Mitte befand sich ein kleines steinernes Wasserbecken und an den mit Hollunder reichlich verwachsenen Mauern allerlei Lusthäuschen und sonstige Gebäude angelehnt, welche, wie es scheint, alle aus dem vorigen Jahrhundert herrühren. In dem einen Anbau an der südlichen Mauer ein Ziehbrunnen, der mit dem Hause 9, E.7b, s.d. gemeinschaftlich war. Jetzt ist der bedeutend tiefer als die Galgengasse gelegene Garten zum großen Theil ausgefüllt, was mir die Möglichkeit gab, eine übersichtliche Zeichnung der umliegenden Gärten anzufertigen, welche alle sehr tief liegen und nur aus den oberen Stockwerken der umliegenden Häuser sehen werden konnten.
Bei der eben im Gange befindlichen Durchführung des sog. Elzbacher‘schen Projekts, dem beinahe die sämmtlichen Gärten und Hinterhäuser der Galgengasse und des Rossmarktes zum Opfer fallen, wird es nicht lange dauern, daß man die Stätte nicht mehr erkennt, auf der unsere Vorfahren friedlich wandelten.
Die Abb. zeigt nur den schon beinahe ganz ausgefüllten Garten. Die an den Mauern befindlichen Gebäude sind niedergelegt und gestatten einen Blick nach dem Hause 9 sowie auch die Thüre des Ziehbrunnens sichtbar ist, der überbaut war.
Man sieht den Garten des weißen Hirsches mit dem Weißfrauenkloster und ebenso den des Hauses zur
Band 6, Seite 61
Weisser Hirsch
Großer Hirschgraben 3
F.63
8. Februar 1872
Da in der allernächsten Zeit der Abbruch der Gebäude und die Zerstörung des Gartens ihren Anfang nehmen wird, so ist es nun doch an der Zeit, diesem merkwürdigen Platz noch einmal eine erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden, ehe man auf immer von seiner jetzigen Gestalt und seinem jetzigen Aussehen Abschied nimmt. Schon im Jahr 1849 hatte ich den Garten Behufs der genaueren Besichtigung der Stadtmauer am Weißfrauenkloster durch und durchgestöbert und viel Interessantes darin gefunden, heute nun finde ich ihn merkwürdigerweise noch ganz unverändert und in demselben Zustand. Es kann nicht leicht ein stilleres und einsameres Plätzchen geben als es hier zu finden ist, und man vermag kaum dem Gedanken Raum zu lassen, daß man sich in dem Jahr 1872 und inmitten einer volkreichen, nach allen Richtungen sich täglich ausbreitenden Stadt befindet, deren Bevölkerung mit fieberhaftem Eifer nach den Errungenschaften der Neuzeit strebt. Die dunklen Mauern und Dächer des Weißfrauenklosters schauen mit ihren schlanken und zierlichen Thürmchen noch gerade so ernst über die dichtbelaubten Linden in den schattigen und kühlen Garten herein wie damals, und wenn auch ihr Bild sich nicht mehr in dem seit geraumer Zeit zugeworfenen Teiche spiegelt, dessen Stelle jedoch immer noch trotzdem genau zu erkennen ist, so bleibt doch noch genug übrig, um sich vollständig aus unserer Zeit hinaus und weit zurück in die Vergangenheit zu versetzen, welche in ihren einfachen Zuständen diesen beschaulichen Gemüthsstimmungen allerdings weit mehr Vorschub leistete als das Schnauben und Pfeifen der Bahnzüge, die alles ruhige Element nach und nach auf immer zu entführen drohen. Ein Blick auf meine in 1849 angefertigten Zeichnungen wird dieß zur Genüge beweisen. Die Stadtmauer ist hier, und zwar mit ihren ältesten Theilen, in einer Vollständigkeit erhalten, wie in unserer Stadt nirgends mehr und braucht,
Band 6, Seite 63
geboren wurde und hierher über diesen und die benachbarten Gärten weg schweifte sein Blick; kein Wunder, wenn er den dadurch wachgerufenen elegischen Empfindugen einen begeisterten Nachruf in seinem „Dichtung und Wahrheit“ widmete.
In der Mauer neben der Thüre nach dem Mohrengarten hin befinden sich einige zugemauerte Fenster und Thüren, welche uns den Beweis liefern, daß der Verkehr zwischen den Nachbarn ein durchaus freundlicher gewesen seyn muß und von einer strengen Trennung keine Rede war. (s. Gallengasse 5).
Der Mohrengarten gehörte in letzter Zeit, ehe er als Speculationsobjekt verkauft wurde, mit seinem ungeheuren Terrain von 180.000 Quadrat-Fuß der Familie v. Holtzhausen und wurde für die Summe von 180.000 fl. von dieser verkauft. Was würde wohl heute bei den jetzigen Preisen dafür erzielt werden können, wo der Quadratschuh mit 10, 15 und 25 fl. bezahlt wird? -
In dem Hofe liegt noch das alte Pflaster und bildet die oben erwähnte alte Stadtmauer durch seine ganze Länge hin bis zu dem Vorderhause die Grenze nach dem Weißfrauenkloster. An diese Mauer lehnt sich ein Ausbau, der Thurm genannt, ein höchst malerischer Bau, wie es scheint aus dem 16. Jahrh. mit alten gut profilirten Fenstergewändern. An seiner, wie es außer allem Zweifel steht, erst in diesem Jahrhundert eingebrochenen Thüre steht ein uralter Taxus, dessen Durchmesser unten bei der Erde nach meiner eigenen Messung 18 Zoll betrug.
Das Vorderhaus, das in seinen nach dem Hofe zu gelegenen Theilen mit Schiefersteinen beschlagen ist, hat seinen Eingang unter dem Thorbogen, es stammt aus dem 16. Jahrh., erlitt aber im vorigen Jahrh. sowie im Jahr 1867 bedeutende durchgreifende Veränderungen. (S. Abb. [R0082] vor der Veränderung gez. 1866). Ich erinnere mich noch, daß die Fenster roth eingefaßt waren und runde Scheiben
Band 6, Seite [64]
hatten, die sich theilweise noch vorfinden. Uralte Hollunderbäume finden sich an den alten Bauten sowie einige alte Akazien im Hofe nebst einem prachtvollen Nußbaum, der mit seinen Zweigen die Fenster der alten Waschküche und die Gänge mit dem Treppenhaus freundlich beschattet, und über die alte Mauer mit ihren Schießscharten, durch die der Wind das darauf wachsende Gras bewegt, schaut die Kreuzblume des Weißfrauenthürmchens. Lange Zeit war die Besitzung Eigenthum der Familie Gontard dahier, bis sie im Jahr 1865 von Herrn Küchler um den Preis von 95.000 fl. erstanden und vor einiger Zeit für 440.000 an die Süddeutsche Bodencredit-Gesellschaft verkauft wurde.
S. Artikel: Haus zur Tanne; Große Galgengasse 5; Weißfrauenkloster; Alte Stadtmauer.
Band 6
1701
Verschiedene Acten Stücke sammt Bau-Amtsbescheid und Schöffendecret wegen der von den Deputirten des Weißfrauenklosters streitig gemachten 2 Fenster so aus dem Haus z.W.H. in ersagtes Kloster gehen, die aber dem Haus zugesprochen worden.
Band 6
1803, 20. Juli
Kaufbrief zwischen Hrn. Deputirtem des löbl. Weißfrauenklosters und Hrn. Jac. Andreas Gontard , kays. Heß. Rittmeister und Escadrons Commendants, den Schoppen so aus dem Weißfrauenkloster in den W.H. gehet, betreffend.
Band 7, Seite [14]
ähnliche eiserne Thür findet sich gegenüber.
Dem im Keller befindlichen obenerwähnten Wappen nach war also die Familie Mengershausen und Fichard 1565 die Erbauer des 104 Jahre später durch Brand zerstörten Hauses, dessen Ueberreste theilweise noch vor uns stehen; auf dem Plane von Merian ist dieses Haus noch in ganz erhaltenem ursprünglichen Zustande zu sehen; daß jedoch früher schon ein Haus an dieser Stelle stand, beweist eine Notiz, die Batton gibt und aus dem Zinsbuch des Weißfrauenklosters entlehnt hat. Sie stammt aus dem Jahr 1480. Von dem Hause, dessen sie gedenkt, ist aber doch ein wahrscheinlicher Ueberrest noch vorhanden in einem Thürklopferblech, das man, um es zu erhalten, an das aus viel späterer Zeit stammende Hauptthor angeschlagen hat, allwo es heute noch zu sehen ist. S. Abb. [R0608]
Im Jahr 1669 am 13. Nov. Abends 7 Uhr entstand eine Feuersbrunst in diesen Gebäuden, welche bis um Mitternacht währte und wahrscheinlich den größten Theil derselben in Asche legte. Theat. Europ. X. p. 17. Die obenbeschriebenen Reste sind das einzig Stehengebliebene, weil sie ihrer Festigkeit wegen dem Feuer am besten zu widerstehen vermochten. Ob man gleich nach dem Brand die Häuser wieder aufbaute, konnte ich noch nicht ermitteln, jedenfalls aber verdanken die jetzigen Gebäude ihre Entstehung der 2ten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, was sich schon aus dem Treppenbau des Vorderhauses und den Verzierungen des Treppengeländers, als auch an der ganzen Architektur sogleich erkennen läßt. Ueber dem Haussturz steht auf einem Bande die Inschrift „Zur alten Cöllnischen Post“, welche mit den sie umgebenden Ornamenten auch der Zeit
Band 8
Neue Mainzerstraße 20 | Weißfrauenstr. 11
E.19a
18. Februar 1873
Ist seit 14 Tagen der Erde gleich und die Stätte nicht wieder zu erkennen. Es ist dadurch eine schöne Ansicht des Weißfrauenklosters entstanden. Auch war und ist zum Theil noch deutlich zu sehen, um wie viel der Garten des Hauses höher gelegen als die Straße, der Unterschied betrug 7 Fuß.
Wurde 1820 erbaut und gehörte der Familie Brentano.