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Inhaltsverzeichnis

Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für Wedel

Band 8, Seite [204]
zu Gute, im Besitze dieser geheimnißvollen Deutung zu sein, bis Zeit und Studien auch diesen Irrthum, wie so manchen andern in gutem Glauben ererbten und fortgepflanzten Wahn zerstörten. Nach der Neuen Kräme hin hatte das Haus vielfache Veränderungen erlitten, aus allen seinen Fenstern daselbst genoß man eine höchst günstige Aussicht auf den Römerberg, und dieß mochte der Grund sein, warum man deren daselbst so viele angebracht hatte, um sie bei den Kaiserkrönungen recht theuer verwerthen zu können. Unter den Fenstern des ersten Stocks waren zwei gekreutzte Pfauenwedel in Fresco angemalt mit der Unterschrift „zum Wedel 1781“, welche vor ungefähr 8 Jahren bei einem Neuanstrich verschwunden sind. Die Wedelgasse selbst büßt durch den Fall des Hauses, der übrigens schon längst ein Bedürfniß ist, ihren alterthümlichen und düsteren Charakter ein. Als die Klostergebäude noch standen, hatte die Straße, namentlich des Abends, im Winter etwas höchst Unheimliches und Düsteres, was durch die spärliche Beleuchtung noch besonders hervorgehoben wurde, seit dem Jahre 1840 mit der Einführung der Gasbeleuchtung und dem 1842 erfolgten Abbruch des Gymnasiums und der daranstoßenden Bauten hat sich das wesentlich geändert und wird nun nach dem Falle des Wedels nicht wieder zu erkennen sein.
Merian giebt das Haus wie gewöhnlich sehr oberflächlich, jedoch erkennt man deutlich schon den Zusammenbau zweier Häuser darin.
Was von älteren Theilen noch übrig geblieben ist, wird bei dem Verlauf des Abbruchs zu Tage kommen.
Band 8
9. Mai 1866
Bei dem Abbruch fand sich, daß die Einfassung des Holzgiebels nach dem Römerberg hin unter dem Schiefersteinbeschlag aus zierlich geschnitzten Balken bestand, deren Form und Ornamente unzweifelhaft dem 17. Jahrh. angehören, ebenso fanden sich die Füllungen unter den Fensterbänken mit zierlichen Kreutzbalken versehen, s. Abb. [R0569] sowie, daß die Fenster früher durch hölzerne Mittelpfosten getheilt nur die halbe Breite hatten. Diese Pfosten waren abgesägt worden und kamen, als man die obere Verschalung abgerissen hatte, wieder zum Vorschein, woselbst dann auf dem Abschnitt genau das alte Profil sich zeigte, s. Abb. Ferner fand ich in einem Zimmer des zweiten Stocks nach der Wedelgasse hin, an der Decke ein Gemälde in länglich ovaler Form, eine Madonna mit dem Christuskind in einer Glorie schwebend, von Engeln umgeben, darstellend. Das Bild war mit einem Blumenkranz umschlossen und machte einen guten Eindruck. Es ist zu bedauern, daß es nicht zu retten war, sondern mit der Decke heruntergeschlagen werden mußte.
Die Mauer, welche gegen das schmale Allment. das zwischen dem Hause zur goldenen Leiter und dem Wedel hinzog, gerichtet war, ist das Aelteste, was übrig geblieben. In ihr fand sich zwischen den oben erwähnten Kaminen, noch
Band 8
1458.
wird in einem Kaufbriefe „Bakhaus zur goldnen Leiter“ zwischen dem Wedel und dem Geyseler, das man nennt zum Oppenheimer“, s. gold. Leiter erwähnt.

Bei dem weiteren Verlaufe des Abbruchs kamen ein ziemlich bedeutendes altes und vollkommen erhaltenes Originalstück jener alten Stadtmauer zu Tage, welche Kaiser Ludwig der Deutsche unter seiner Regierung um die Stadt erbauen ließ; da nun aber die Regierungszeit jenes Kaisers in die Jahre von 840-876 fällt, so haben wir hier ein über tausend Jahre altes Mauerfragment vor uns.
Es bildet diese Mauer, wie ich gleich anfangs vermuthet, einen Theil des Unterbaues der oben erwähnten nördlichen alten Mauer des Hauses zum Wedel, welche die Grenze des gleichfalls oben erwähnten Allments bildet, das die beiden Häuser trennt.
Genau unter diesem Allment her zieht der Graben, und die Abgänge beider Häuser fanden darin ihren Abfluß, weßhalb dieselben auch einen jährlichen Grabenzins an die Stadtkämmerei zu entrichten hatten. Die Mauer hat eine Dicke von 4 ‘ Frankf.
Band 8
28. Dezember 1872
Soeben bei dem Aufgraben des Pflasters Behufs der Canalisirung kamen die alten Kellergewölbe des Hauses, welche man nicht zerstört, sondern theilweise stehen gelassen hatte, wieder zum Vorschein.
Sie reichen, oder reichten vielmehr, merkwürdigerweise weit unter die Wedelgasse, beinahe bis an das Salzhaus, s. beiliegenden Grundriß.
Band 9
Alter Kanal
Paulsplatz
18. September 1877
Nachdem die alte Ringmauer des ehemal. Barfüßer-Klosters abgebrochen und das Terrain Behufs des Neubaus eines Hauses aufgegraben wurde, stieß man auf die noch vortrefflich erhaltenen Reste der alten Stadtmauer und des alten Kanals. Erste war untadelhaft in ihrem mit massiven Werkstücken ausgeführten Unterbau erhalten.
vid. Wedel.
Band 9, Seite 149
Salzhaus | Hohen Homberg
Römerberg 27
I.156
23. Juni 1866
Es ist dieß ein höchst merkwürdiges Bauwerk und ihm schon deßhalb allein die allergrößte Aufmerksamkeit zuzuwenden, weil wir in unserer Zeit nur höchst selten auf ein Exemplar treffen werden, das den Charakter einer Bauperiode in allen seinen Eigenthümlichkeiten und Feinheiten in einer so schlagenden Weise zur Anschauung bringt, wie dieß hier der Fall ist und nicht leicht zum Zweitenmale an einem einzigen Gegenstand nicht nur hier in Frankfurt, sondern auch in ganz Deutschland zu finden sein dürfte.
Es stammt aus der ersten Hälfte des 17. Jahrh., was ich trotzdem, daß auch das allergenaueste Suchen nach einer Jahreszahl, die seine Erbauungszeit näher angeben könnte, resultatlos geblieben ist, aus der vollkommenen Uebereinstimmung einzelner Ornamenttheile entnehme, welche an verschiedenen Häusern, deren Erbauungszeit genau bekannt ist, vollkommen und zwar mit solcher Schärfe und Genauigkeit bis auf die kleinsten Formen herab, nachzuweisen sind, daß kaum ein Zweifel von Belang erhoben werden könnte. Der massive, äußerst reich und zierlich in Sandstein ausgeführte Unterbau beweißt dieß am schlagendsten, da er nothwendigerweise als das Aelteste angesehen werden muß, was das Haus besitzt und er zeigt in seinen Formen ganz streng das Gepräge der oben angeführten Zeit. Der sogenannte Brillantschnitt ist an ihm in der reinsten und edelsten Weise vertreten, und so wie alle übrigen Ornamente mit der größten Reinheit und Sorgfalt ausgeführt, wie dieß ein ein-
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ziger Blick auf die Abbild. [R0649] zur Genüge darthut.
In den Schlußsteinen über den beiden Bogenöffnungen sind zwei Hausmarken angebracht, welche vielleicht viel später zur Entdeckung des Erbauers führen können und somit den Weg bahnen dürften, auf dem etwas Näheres über die Entstehung des Hauses zu ermitteln wäre. Die Thüren sind von Eichenholz, in Felder eingetheilt, mit vortrefflich in Eisen ausgeführten Thürklopfern und Pfortringen geschmückt, s. Abb. [R0639] Vor Allem aber sind es die den Rundbogen ausfüllenden Gitter, welche Meisterstücke der Schlosserkunst der damaligen Zeit mit in die erste Reihe derartiger Leistungen gestellt werden können und von denen sämmtliche in die Wedelgasse stehenden noch die ächten sind, während die beiden auf der Hauptseite nach dem Römerberg durch neueingesetzte vertreten waren, die seit einigen Jahren nun abermals wieder entfernt sind.
Diese neueingesetzten Gitter trugen durchaus das Gepräge des Anfangs des 18. Jahrh.; ich habe sie selbst noch gesehen, und auf der von mir im Jahr 1845 angefertigten, allerdings mangelhaft gestochenen Ansicht des Hauses sind dieselben deutlich zu erkennen. Das erste der älteren Gitter am Eck in der Wedelgasse verdient hauptsächlich seiner künstlichen und geschmackvollen Anordnung wegen den Preis vor allen übrigen, es war das am Meisten gesehene, weßhalb man es reicher verzierte und zeigt deutlich, daß auch jene spätere Periode, da wo sie in ihren Kunstprodukten rein und unverfälscht auftritt, die vollsten Ansprüche auf den Kranz der Meisterschaft hat und dem Mittelalter durchaus nicht zu weiche braucht.
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Höchst bezeichnend für diese Zeit sind die in Spirale gewundene[n] und sich vielfach durchschneidende[n] runden Eisenstäbe und deren Endigungen in flache Blätter, da wo es nöthig wird zur Abwechslung und Vermeidung von Einförmigkeit, um größere oder kleinere Zwischenräume auszufüllen. Auch die von dickem Eisendrath spiralförmig dicht aufgewundene[n] und aus der Fläche des Gitters weit heraustretenden, rankenartigen Endigungen gehören in ihrer Entstehung ausschließlich jener Zeit an, erhalten sich jedoch bis spät in das 17., ja sogar in einzelnen Exemplaren bis zu dem Anfang des 18. Jahrh. hinein.
Die übrigen in der engen und dunklen Wedelgasse stehenden sind bedeutend einfacher und mit äußerst geringen Abwechslungen alle gleich, s. Ab. [R0638] Auf dem Unterbau erhebt sich nach dem Römerberg hin sehend, der hohe und steile Giebel des Hauses, welcher bis in seine höchste Endigung mit Schnitzwerken bedeckt ist, die in Eichenholz ausgeführt sind und auf der Abb. [R0649] am Besten zu sehen sind. Einen vortrefflichen Eindruck macht der auf der äußeren Seite des Giebels angebrachte Besatz einer in Blech ausgeschnittnen durchbrochnen Verzierung, die von weitem wie eine Spitze aussieht und den Uebergang der steilen Masse in die Luft dem Auge höchst angenehm vermittelt. -
In seinem äußeren Aussehen hat das Haus, wenn man es mit den vorhandenen älteren Abb. vergleicht, sehr wenig eingebüßt. Nur die Fenster sind verändert, indem es früher Schiebfenster mit kleinen runden Scheiben waren. Im Erdgeschoß waren nach dem Römerberg hin, Wetterdächer angebracht, um die weiten Bogenöffnungen vor dem eindringenden Regen zu schützen, sonst scheint nichts geändert.
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An dem Gesimse über den Fenstern des ersten Stocks findet sich ein kleines Schildchen, auf dem mit erhabenen Buchstaben der Name des Hauses ausgestochen ist: Salzhaus. Im Volksmunde hat es eine andere, ziemlich derbe Benennung, die ich hier nicht wiederholen kann und welche ihre Entstehung einer Mißdeutung des Faltenwurfs an der Figur des Sommers verdankt, da vier von den auf den Feldern unter den Fenstern des ersten Stocks angebrachten Holzschnitzereien die vier Jahreszeiten darstellen und die Gewandung der ebengenannten Figur allerdings etwas auffallend ist.
Die Wand der oberen Stockwerke des Hauses nach der Wedelgasse hin, hat sehr wenige Fenster, und die dadurch entstandenen großen Flächen sind mit Freskobildern bemalt, die aber leider jetzt sehr verblichen sind. Die Grundfarbe des Hauses war roth. Der andere Giebel des Hauses nach der Westseite ist ein Treppengiebel, aus Backstein erbaut, und da wo derselbe in seinen untersten Theilen aus der Wandfläche des Hauses hervortritt, ist als Träger ein Engelskopf von rothem Sandstein angebracht, der aber theilweise sehr gelitten hat. Im Innern des Hauses fesselt die Treppe in ihrer ganzen Anlage sowohl als auch in ihren einzelnen Theilen die Aufmerksamkeit.
Sie wird durch ein sehr großes, durch mehrere Stockwerke reichendes Fenster, das sich in der obenerwähnten Giebelwand befindet und noch alte runde Scheiben hat, erhellt. Die in zierlichen Ornamenten durchbrochenen Rückwände der Treppentritte lassen Licht in die dahinter liegenden Räume gelangen. Auch eine Kaminverzierung auf dem Gang im ersten Stock verdient volle Beachtung ihrer Schönheit wegen. Dem Hause,
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das stark baufällig wird und schon gestützt werden mußte, droht ernstlich der Untergang, und es ist mir lieb, daß ich es in Abb. und Beschreibung gerettet habe. Das gegenüberstehende Haus zum Wedel ist dieser Tage gefallen und somit die ganze Situation mit einem Schlage verändert. Die große Abb. [R0649] zeigt das Haus von der Giebelseite, doch war es auch höchst charakteristisch von der hinteren, nach dem Paulsplatz gekehrten Seite anzusehen, und ich weise deßhalb auf die dahin einschlagende Abb.
Die einzige Notiz, welche ich bis jetzt urkundlich über einen früheren Besitzer des Hauses aufzutreiben vermochte, ist eine Stelle aus einem Vertrag , welcher am 7. Feb. des Jahres 1595 zwischen der hochadeligen Gesellschaft Frauenstein und dem Besitzer des Salzhauses geschlossen wurde. Es handelt sich darin um eine Dach-Kändell. Der Name des Besitzers war Andreas Christoph Koler, s. Haus Frauenstein. Dieß könnte eine schwache Annahme für einen zu dieser Zeit von Seiten Koler‘s unternommenen Neubau sein.