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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für Wechsel

Band 5
64
Vorderhaus, dessen Treppe im Hofe in einem thurmartigen Ausbau liegt, das Hinterhaus stößt in die Kornblumengasse und war, solange es mir denkt, als Durchgang dem Publikum, d.h. eigentlich der engeren Nachbarschaft geöffnet, wurde aber nach dem Abzug meiner Eltern aus der Straße bei einem Wechsel des Besitzers geschlossen. Unser Haus lag gerade gegenüber und konnten wir durch die beiden Thüren und den Hof bis in die Kornblumengasse sehen. In meiner frühesten Zeit hielt in der unten im Erdgeschoß befindlichen Stube ein bekannter Tanzlehrer Namens Manderoux seine Tanzstunden ab, später wurde ein lebhaftes Specereigeschäft von einem ehemaligen Metzger Namens May darin betrieben, derselbe hatte eine Wittwe geheirathet, die in erster Ehe in Holland an einen Waffelbäcker verheirathet war, von diesem hatte sie das Waffelbacken erlernt und ihren Mann ebenfalls damit betraut gemacht, so daß dieser in den Messen auf dem Paradeplatz in einer Bude und bei sonstigen Anlässen in einer fahrbaren Waffelhütte an den Thoren aufgestellt, ein ziemlich schwunghaftes Geschäft betrieb. Auch schlachtete er eigenhändig im Laufe des Winters eine Menge Schweine vor seinem Hause, die er selbst verarbeitete, um sie als Schinken, Solber und Würsten in allen Sorten zu verwerthen. Mir war es schrecklich, so gerade vor der Hausthüre die armen Thiere schreien und unter dem Messer in ihrem Blute sich todt zappeln zu sehen. Ich hielt mir stets die Ohren zu und lief, soweit ich konnte. Der Mann
Band 6, Seite [140]
Im Ganzen war die Straße nach dem Brande von 1711 in ziemlich einheitlicher Weise aufgeführt und war der Holzbau vorherrschend indem außer der Synagoge nur ein einziges bis unter das Dach massiv in Stein aufgeführtes Haus existirte, welches auch das steinerne Haus hieß. Bei vielen Häusern erstreckte sich der Holzbau sogar auch auf den Unterbau. Was nun das Alter der Häuser anbelangt, so läßt sich dasselbe bei den einzelnen kaum bestimmen, indem nirgends eine Jahreszahl aufzufinden ist, doch stammen sie bei weitem nicht alle mehr aus der Zeit des Neubaus nach dem Brande, indem noch viele größere und kleinere Verheerungen durch das gefräßige Element im Laufe der Zeiten stattfanden und jeder Neubau wieder den Stempel seiner Entstehungsperiode trägt. Vielfach sind die Häuser, namentlich auf der Wetterseite, mit Schiefersteinen beschlagen, doch scheint dieß mehr in späterer Zeit geschehen zu seyn, im allgemeinen ist bei aller Rohheit der Ausführung, welche vielleicht auch durch Eile und Geldmangel begünstigt wurde, ein gewisses Streben nach Schönheit nicht zu verkennen, wie denn auch hier und da sogar ein reiner und vollendeter Geschmack, ich möchte sagen, fast gewaltsam durchbricht, was sich namentlich an dem eisernen Gitterwerk über den Thüren geltend macht, die manchmal in der Erfindung und Anordnung an das Allerbeste streifen und nur hier und da ein wenig roh in der Ausführung sind.
Auch gehört hierher das Bestreben, die Bretter der Verschalungen an den Gesimsen und Ueberhängen sowie die Brüstungen unter den Fenstern und die Balken mit Ornamenten, Blumen und Landschaften zu bemalen, wovon heute noch Ueberreste in dem Hause B.149, s.d., sowie in einigen andern zu sehen sind. Es befand sich ein Haus in der Straße, in welchem ein Zimmer des ersten Stocks vollständig ausgemalt war, wenn auch nur mit Leimfarben und roh, so giebt es doch immer ein günstiges Zeugniß für den Sinn der Erbauer oder Inhaber.
Merkwürdig sind die kleinen schmalen Bogenöffnungen, welche hier und da zwischen zwei breiteren Thüren den Pfeiler sozusagen durchbrechen. Ich habe diese Anordnung meines Wissens noch nirgends gefunden. Da, wie schon erwähnt wurde, nicht alle Häuser aus einer Zeit stammen und da die technische Ausführung mit der Entstehungszeit wechselt und mit deren Eigenthümlichkeiten innig verknüpft ist, so muß man in der Bestimmung des relativen Werthes derselben sehr vorsichtig seyn, und nur ein sehr kundiges Auge vermag diese einzelnen Bauperioden gehörig auseinander zu halten, so daß man besser thut, sich an die schriftlichen Aufzeichnungen zu halten, in denen die verschiedenen
Band 7, Seite 65
Klingergasse 22
B.156
6. Juli 1864
Ein Haus mit einem dahinterliegenden, sehr großen Garten, welcher in französischem Geschmack angelegt war und noch heute davon namentlich in den Gebäuden viele Spuren aufbewahrt. Er ist seit vielen Jahren in einen Bleichgarten verwandelt und natürlich jetzt kaum mehr zu erkennen, allein das Hinterhaus, durch welches man in denselben eintritt, hat seinen alten Character und sein altes Aussehen in einer Weise bewahrt, wie ich es hier noch gar nicht gesehen habe. Die beifolgende Zeichnung mag dieß zur Genüge deutlich machen, nur soviel sey zu deren Erklärung gesagt, daß eine der größten Merkwürdigkeiten an dem Hause die ist, daß es ganz mit Eichenholz verkleidet ist und in diesem Eichenholz der Steincharakter nachgeahmt ist, nämlich wechselnde Stoßfugen. Auch das Anstreichen der Fensterläden in zwei verschiedenen Farben und in Streifen war mir neu.
An zwei Schornsteinen des Vorderhauses, das in demselben Style aufgeführt ist, befindet sich die Jahreszahl 1652.
Hinten im Garten stand ein Lusthäuschen von Stein mit prachtvoller Steinmetzarbeit, inwendig mit Schnitzwerk, Spiegeln und Tapete verziert, das leider der vorige Besitzer, ein Herr Biegel abbrechen und diese Sachen im
Band 8, Seite [186]
bels erhalten, welcher mit Köpfen und Laub reich geschnitzt ist, vid. Abb. [R0737] IV 445. Die unteren steinernen Hausthürgewänder gleichen vollkommen denjenigen, welche an dem Saltzhaus vorkommen, auch die Holzschnitzerei ist in demselben Styl und ebenso die schönen gehauenen Tragsteine unter dem Ueberhang des ersten Stocks. Die Zeichnungen besagen das Nähere, sonstige alte Sachen habe ich noch nicht darin gefunden, werde aber morgen weitere Untersuchungen anstellen, indem das Haus, welches lange Zeit dem Materialwaarenhändler Herrn Wippermann gehörte, vor einigen Wochen verkauft wurde und demselben bei dem Wechsel des Besitzers ganz gewiß bauliche Veränderungen drohen.
Heute Dienstag, 22. Dec., nahm ich eine nochmalige genaue Untersuchung der beiden Häuser vor, und fand in einem Schrotstein, welcher vor der Hausthüre des nach dem Liebfrauenberg hinauf liegenden Hauses steht, auf der hinteren Seite desselben die Jahreszahl „1598“ eingehauen. Die Vereinigung beider Häuser muß schon sehr frühe stattgefunden haben, indem die obenbenannte mit einem Spitzbogen überwölbte Thüre, welche aus dem unteren Hause in das andere führt, viel älter ist als die Vorderseite des Hauses selbst.
Band 8
Thorgewölbe
3. Juni 1876
Aus Anlaß des Neubaus des Hauses No. 1 wurde der neben dem Thorgewölbe liegende Raum seines Lichtes beraubt und deßhalb neben die Thüre, welche er unter dem Thorbogen hatte, zwei Fenster eingebrochen, glücklicherweise ohne dem herrlichen Gewölbe zu schaden. Auch sind diese Fenster einfach gehalten und vergittert, so daß es das Aussehen hat, als seyen sie von jeher dagewesen, somit dem harmonischen Ganzen vor der Hand keine Störung aus diesem Wechsel entstanden ist, was in Frankfurt ziemlich selten vorkommt und deßhalb von mir besonders erwähnt wird.
Band 9, Seite 133
Grosser Engel | Vorderer Engel | Engel | Wechsel
Römerberg 28
I.94
17. Juli 1856
Das Eck mit dem Markte und mit dem Nebengebäude I.95, gemeinschaftlich unter einen Giebel gebaut.
Sein Aussehen gibt am Besten die Abb. [R1329] s.d. Auf der Westseite, welche sie darstellt, sind die drei obersten Stockwerke ganz mit Schiefersteinen beschlagen, der unterste Stock jedoch massiv in rothem Sandstein ausgeführt, der geschnitzte untere Theil des Erkers ist ebenfalls von Holz.
Auf ihm befindet sich ein Engel mit ausgebreiteten Flügeln, welcher ein vielfach verschlungenes Spruchband hält, auf dem sich die Inschrift befindet „Das Haus steht in Gottes Hand, zum Engel ist es genannt.“ Ueber seinem Haupte auf einer kleinen Tafel sind die Worte eingehauen D N M . P S A L .127.
Beati omnes, qui timent Dominum qui ambulant in viis ejus.
Selig sind alle, die den Herrn fürchten, die auf seinen Wegen wandeln.
Zu seinen Füßen eine Tafel oder Schild trägt die Jahreszahl 1562, welche auch nochmals unter dem Giebel nach dem Markt zu groß eingehauen ist und ohne allen Zweifel die Erbauungszeit angiebt. Neben dem Engel, auf den langen Feldern, befinden sich allerlei Figuren eingehauen, deren Bedeutung mir noch nicht klar geworden ist. Auf der einen Seite, neben dem Engel steht oben ein Krahnen, an dessen Kette Blumen und Früchte hängen, weiter unten ein Adler, der an denselben pickt. Auf der anderen Seite Blumen und Früchte, musikalische Instrumente und eine Sanduhr. Zu den Füßen des Engels stehen zwei gegeneinandergekehrte Wappenschilder, doch sind die wahrscheinlich darauf gemalten Wappenfiguren
Band 9, Seite 251
war früher nicht vorhanden. Die Holzschnitzereien, welche die in den Hof gekehrte Seite des denselben nach Norden abschließenden Gebäudes schmücken, gehören zu dem Besten und Feinsten, was wir in dieser Beziehung hier in Frankfurt besitzen und zeugen ebensosehr für den Geschmack der damaligen Zeit wie für den Reichthum des Erbauers; wie mag das Ganze erst stattlich ausgesehen haben, als alle Bauten noch in Holzarchitektur ohne den Alles überziehenden Kalkputz standen und die innere Einrichtung dem äußeren Aussehen entsprach. Die runden Scheiben in den Fenstern waren allerdings zum Vortheil des jetzigen Bewohners nach und nach entfernt worden und manches verändert, jedoch ohne den harmonischen Eindruck des Ganzen irgendwie erheblich zu zerstören; nun aber brachen im März 1858 mit dem Wechsel der Besitzer Veränderungen über Veränderungen, eine gewaltsamer wie die andere über die alten Gebäude herein. Den Anfang machte das Anlegen einer Kegelbahn, wodurch ein Theil des Gärtchens wieder überbaut werden mußte, was den Hauptreiz desselben wegnahm, sodann wurde der in die Rothekreutzgasse stehende ältere Bau im März 1859 in ein Brauhaus verwandelt und um einen Stock erhöht; bei dieser Gelegenheit hieb man die alte Linde im Hofe um und verlegte den Pumpbrunnen von seiner ursprünglichen Stelle; der malerische Eindruck dieser ganzen Seite war somit total vernichtet und der Ort kaum wieder zu erkennen.
Am 26. April 1862 wurde dem Hause abermals ein Hauptstück seines Werthes entzogen, und zwar dadurch, daß man den obenerwähnten Wandschrank in eine Thüre verwandelte, die steinernen schön gegliederten Gewänder wurden ausgebrochen, und die eiserne Thüre, diese
Band 10, Seite 229
Altes Lagerhaus in der Neuen Schlesingergasse, aus dem ersten Stock des Städel‘schen Kunstinstituts gesehen
Neue Schlesingergasse 6
E.12c
20. Juni 1865
Da im Augenblick durch das Aufführen eines hohen Wohnhauses in dem gegenüberliegenden Garten der ganze, von hier aus sichtbare Theil der alten Gebäude in der ehemaligen Stangengasse sammt der Aussicht nach der Katharinenkirche für immer verdeckt wird, so wollte ich nicht verfehlen, das wirklich interessantealtstädtische Plätzchen in einer Abbildung [R0131] der Vergessenheit zu entreißen. Die Katharinenkirche bildet den Hintergrund, dicht davor schiebt sich das alterthümliche Thürmchen des Schlesingerhofs in der alten Schlesingergasse, und der Vorgrundwird von dem Giebel des alten, heute noch stehenden Lagerhauses gebildet; alle diese Gebäude, wie sie sich hintereinander verschieben und zu einem Bilde vereinigen, gehörendem alten Frankfurt an und bildeten mitten in der sie umgebenden neuen Welt einen seltsamen Contrast.
Die schon ziemlich hohen Bäume wurzeln in dem Grund, der seit dem Anfang der 40er Jahre den alte Stadtgraben ausfüllt; und nun wird diese Erde abermals ausgegraben um Fundamente für ein modernes Wohnhaus zu gewinnen; so wechselt der Wellenschlag der Zeit auf und ab, und die leblosen Dinge haben ihre Schicksale so gut wie die Menschen.
In dem Artikel - Neue Schlesingergasse,
Band 11
20. November 1863
Was die übrigen im Augenblick noch zu der Stern‘schen Fabrik gehörigen Gebäude und Mauern anbelangt, so steht ihnen ebenfalls wahrscheinlich eine Veränderung bevor, indem durch den Wechsel der Besitzer viel Unheil angerichtet werden kann. So fällt Eines nach dem Andern, auch wird die große Veränderung, welche
Band 12, Seite H17
Holzgraben 28 | Holzgraben 28
D.219
23. August 1883
Die Gebäude, welche zu dem ehemaligen Catharinenkloster, in denen sich das Wechselstempelbureau sowie das städt. Salzmagazin befand, sind im Augenblick bis auf den Grund niedergelegt und werden neue Häuser auf diesen Platz gestellt.