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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für Rosenthal

Band 9, Seite 191
Gross Rosenthal
Rosengasse 1
F.132
7. Juli 1867
Bei der im gegenwärtigen Augenblick stattfindenden Reparatur des Hauses kam unter dem Kalkputz der hier abgebildete geschnitzte Eckbalken zum Vorschein mit einer Hausmarke und der Jahreszahl 1593. Weiter besitzt das Haus noch an seiner Hausthüre einen reich verzierten Thürklopfer, wie ich einen zweiten hier nicht kenne und hoffe ich, dessen Abb. baldigst hier beifügen zu können.
Band 9, Seite [260]
nichts wissen; auf zwei gewundenen Bändern befindet sich folgende Schrift in deutscher Minuskel: „vat . ku . ins . bad / ich . ha . de . stei . davo . er . irbt. / -"
Die Zweite sitzt und will einen entfliehenden alten schreienden Mann, welcher hingefallen ist, mit der Hand am Rockzipfel festhalten, auf einem Bande folgende Schrift:
/ o. got . hilf . mir . darvon. /
Daneben ein Alter, der an zwei Stecken geht, auf einem Bande dabei folgende Schrift:
/ darum . musz . ich . also . go. /
Er blickt furchtsam nach dem nackten Weib zurück. Die Dritte zur Rechten will einen sich sträubenden Alten zu sich heranziehen; er scheint sich zu wehren, auf einem Band die Worte:
„das . bad . hat . mich . vt . irbt . /, auf einem darüber stehenden Band: „/ hie . zum . heissen . bad. /"
Das Ganze soll offenbar den Sinn ausdrücken, daß die Alten den Ansprüchen der Jugend nicht mehr genügen können. Der Eine, am Stecken gehende soll vielleicht zeigen, wohin die Ausschweifungen führen; jedenfalls aber ist die Ausdrucksweise eine sehr derbe, indem der weibliche Körper mit seinen Reizen darin, auf eine Weise zur Schau gestellt ist, welche die Grenzen, die unsere Zeit in diesen Dingen mit Fug und Recht gezogen, auf einen Fleck stellt, an welchem sie, der Entfernung wegen, Niemand mehr sucht.
Wenn man sich daher an Festtagen mit diesem, wie es scheint, im Haus verfertigten Backwerk beschenkte, so muß das namentlich für junge Damen eine höchst bildende Belehrung gewesen sein, welche von der so oft gerühmten Unschuld und Sitteneinfalt unserer Vorfahren ein rührendes Zeugniß ablegt.
Im Rosenthal waren bekanntlich die Frauenhäuser.
Band 10, Seite 323
Gross Rosenthal
Schüppengasse 8
F.128
9. Oktober 1877
Im Anfang dieses Jahrh. neu erbaut. Als Ueberreste eines älteren Hauses unter dem 2. Stock eine schön geschnitzte Knagge aus dem Ende des 16. Jahrh.
Band 11, Seite 171
Puppenschränkchen | Rosenthal | Roseneck
Weißadlergasse 29
F.28
6. April 1860
Seit Anfang des Monats im Abbruch begriffen. Unter dem Tragstein der Brandmauer im 2. Stock gegen das Nachbarhaus F.29 hin ist beifolgender ist beifolgender Stein angebracht, s. Ab. [R1400] mit den Jahreszahlen 1617 . 1752 . I. C. S. R. F. N [Monogramm] R [MZ_11-7]
Wahrscheinlich die ersten Zahlen die Erbauungszeit und die zweiten eine Restauration oder vielleicht theilweisen Neubau andeutend.
Dieß Haus hat mit Unrecht einen gewissen geschichtlichen Ruf, indem es die Volkssage als das Wirthshaus bezeichnet, in welchem Goethes Gretchen Kellnerin gewesen sein sollte. Diese Annahme entbehrt nun so durchaus aller Wahrscheinlichkeit, daß es kaum der Mühe werth ist, sie zu widerlegen, doch will ich nur Goethes Ausspruch anführen, indem er sagt - Dichtung und Wahrheit Band 21 p. 29: „Nach Gretchens Viertel kam ich nie wieder, nicht einmal in die Gegend“, was gewiß die schlagendste Widerlegung ist, die gefunden werden kann und welche alle weitere Erörterungen abschneidet. Es ist kaum glaublich, daß Goethe so ganz in der Nähe seines elterlichen Hauses seine losen Streiche getrieben hätte, die seinem strengen Vater doch gewiß sehr unangenehm seyn mochten, und wie ist es ferner möglich, einen Stadttheil zu meiden, in dem man wohnt und den man nothwendigerweise passiren muß sobald man nur den Fuß vor die Hausthüre sezt.
Diese Bemerkungen sprach in einmal im Alter-
Band 11
24. November 1879
Ueber den Namen des Hauses „Bobbeschenkelche“ findet sich in den Frankfurter Hausblättern Beilage zum Anzeiger unter dem 22. Nov. 1879 folgende stichhaltige Erklärung:
Mein Großvater (Schneidermeister Stephan Barth) wohnte mit seiner Familie im Hause „Zum großen Rosenthal“, Bobbeschänkelchen (für Puppenschränkchen) genannt. Zu jener Zeit war in der in dem Hause befindlichen Wirthschaft die Zusammenkunft der Sattler (Herberge); diese hatten unter anderen Zunftgegenständen auch ein Glasschränkchen mit einer Kutsche und angeschirrten Pferden. Meines Vaters älterer Bruder, welcher ebenfalls Schneider wurde und zu jener Zeit schon arbeiten konnte, machte sich den Spaß und kaufte zwei Puppen, kleidete dieselben als Kutscher und Bedienten und brachte sie auf der Kutsche in dem Schränkchen an. Von da wurde das Glas-Schränkchen und bald das Haus selbst von den dort verkehrenden Gästen „Bobbeschänkelche“ genannt.
Dieß geschah Ende der [17]80er Jahre. Demnach aber kann zu Goethes Jugendzeit das Haus noch nicht Zum Bobbeschänkelche geheißen haben, denn wie mein Vater erzählte, war damals am Hause angeschrieben „Zum großen Rosenthal“, wie es jetzt wieder in letzteren Jahren an dem neuen Hause angebracht ist und blos im Volksmunde der Name gebraucht wurde.