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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für R1027

Band 11, Seite 35
Grosser Bär | Kleiner Bär | Hof zum Bären | Zwei Bären
Töngesgasse 40 | Holzgraben 11
G.27
4. Mai 1853
Ein stattliches Haus, über dessen Eingangsthor, reich mit Steinhauerarbeit umgeben, zwei Bären von sehr guter Arbeit sich befinden, welche den Namen des Hauses versinnbildlichen. Es ist vielfach verändert, doch ist trotz alldem die alte Fensterstellung noch deutlich zu erkennen und sind nur hie und da die Kreutzstöcke aus den den Fenstern herausgeschlagen um größere Oeffnungen zu gewinnen.
Im Hinterhause links steht über einer, mit einem Spitzbogen überwölbten Thüre die Jahreszahl 1494 ausgehauen. Dieser Theil des Hinterhauses scheint mir dem Gewölbe im Vorderhaus neben dem Thorbogen sammt diesem der älteste Ueberrest der vielfach reparirten Gebäude zu seyn. Die inneren Räume des ebenbenannten Theiles haben in der Zeit der Renaissance eine ziemlich durchgreifende Veränderung erlitten. Man hat eine nicht unschöne Decke hineingelegt, welche beifolgendes Wappen mehreremals trägt und zierlich in Füllungen ausgearbeitet ist, welche wieder Thiergestalten und sonderbare Verzierungen in sich schließen. Hölzerne starke Pfeiler mit gegliederten Bügen stehen darin zur Unterstützung der Decke. Im ersten Stock sind in den alten sehr tiefen Fensternischen Steinsitze angebracht. Nach der Seite des Hofes zu hatte das Haus nach Abbruch des darangebauten kleinen Verbindungsganges sein alterthümliches Aussehen vollkommen erhalten.
Band 11, Seite [38]
wurde bei dieser Gelegenheit mit dem jetzigen Besitzer des Hauses, Herrn Rieger bekannt, welcher mir mit großer Freundlichkeit im Inneren alles zeigte und mich in den Stand setzte, die Stadtmauer, auf der das Haus ruht, näher zu untersuchen. Da fand ich denn zu meinem größten Erstaunen, daß dieselbe noch ganz erhalten ist, aus sieben Bogen besteht, welche die ganze Länge des Hauses einnehmen. Dieselben haben unten eine Dicke von 9 Fuß, oben von 8 und sind nun über 700 Jahre alt und reichen bis in den ersten Stock, woselbst alsdann die Mauern im 15. Jahrh. aufgesetzt sind; es fällt dieß hier recht ins Auge, da der Aufsatz natürlich in viel geringerer Stärke aufgeführt, einen Unterschied von ein paar Fuß bildet. s. Ab. [R1027] Die untere Mauer von 1140, das aufgesetzte Stück von 1494.
In dieser alten Mauer nun befanden sich allerhand Seltsamkeiten und unerklärliche Sachen, in der Dicke derselben hinziehend Luftlöcher aus dem Kellergewölbe; ein geheimes ausgemauertes Versteck, welches ebenfalls bis in den Keller reichte u.s.w. Die Verjüngung nach oben war nach innen zu gerichtet und hatte deßhalb auf dieser Seite die Mauerfläche eine schräge Neigung.
Ein altes Treppenthürmchen links im Hofe ist mittlerweile verschwunden, indem Herr Rieger es abbrechen ließ.