Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.
Seit der dießjährigen Ostermesse sind mit diesem Grundstücke so bedeutende Veränderungen vorgenommen worden, daß man jetzt die Stelle kaum wiedererkennt, und ich halte es an der Zeit, meine schon vor vielen Jahren an Ort und Stelle genau gemachten Notizen hiermit etwas weiter auszuführen. Der sogenannte große Bleichgarten hatte seinen Haupteingang durch ein mit einem Spitzbogen überdecktes Thor auf der Breitegasse, und der Ausgang führte nach der Klingergasse und war eigentlich nur eine Verlängerung der Kühgasse. Man ging von der letzteren durch einen schmalen Gang, welcher auf der linken Seite von einer Mauer, auf der rechten von einem einstöckigen Hause begrenzt war und in einem Pförtchen endigte, das in ein größeres zugemauertes Thor eingesetzt war, das Thor war mit einem Rundbogen überdeckt, das Pförtchen darin spitzbogig. Beifolgende Zeichnung [R1300] mag den sonst unwichtigen Gegenstand dem Gedächtniß erhalten. In den großen und ausgedehnten, von schmalen Wegen durchzogenen Bleichgarten eingetreten, fiel der Blick auf eine Häusergruppe, deren einzelne Theile bei dem Abbilde nachzusehen sind, und welche wohl ihre Entstehung dem 16. Jahrh. verdanken mochten; wie es schien, war dieß jedoch nur ein Rest von früheren größeren Bauten gewesen, denn ungefähr 30 Schritte davon nach der Kühgasse hin, lagen unter dem Rasen
Band 7,
Seite 181
Hinterhaus vom Riesen und Eingang zu dem v. Holtzhausen’schen Garten
Kühgasse
20. November 1871
Das kleine Pförtchen mit dem Spitzbogen bildet den Eingang zu dem v. Holtzhausen‘schen Garten, welcher bis an die Klingergasse reicht und theilweise an Weisbinder vermiethet ist, die ihre Stangen daselbst aufbewahren. Rechts das Haus bildet das Hinterhaus des Hauses zum Riesen und scheint von demselben Alter wie die Mauer, welche das v. Holtzhausen‘sche Besitzthum einfriedigt. Es findet sich darin ein Thor, das den Spitzbogen hat und dessen Profile auf das 16. Jahrh. deuten. Der untere Theil der Mauer, worin es sich befindet, ist noch aus jener Zeit erhalten, der obere, wie es scheint, öfter schon erneuert und zwar aus Veranlassung verschiedener Feuersbrünste, welche im Laufe der Zeiten das Haus zum Riesen heimgesucht haben. Die ganze Stelle hatte ihr jetziges Aussehen schon so lange es mir gedenkt und wurde nur das auf dem Bilde sichtbare, zunächst an die Holzh. Mauer anstoßende Ende durch einen Aufbau des ersten Stockes erneuert, vor ungefähr 10 Jahren. Früher war diese enge Straße sehr einsam, jetzt durch die Eröffnung des Durchgangs nach dem großen Bleichgarten und der Breitegasse wird sie etwas mehr als Passage benutzt.
Es ist noch ein Stück Altstadt, das wahrscheinlich nicht lange mehr so bleiben wird und habe ich ihm deßhalb diese Abb. und Zeilen gewidmet, s. Ab. [R0904] [R0903]
Die ganze Straße ist um mehrere Fuß höher gelegt als der Holzhausen‘sche Garten und der ursprüngliche Boden des Hauses zum Riesen, was auffallend ist, da