Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.
Eines der interessantesten Häuser dahier, welches, wie die Jahreszahl ausweist, die sich unter dem Nasengiebel eingehauen befindet, 1561 erbaut wurde. Der erste Stock wird durch drei Tragsteine unterstützt, welche die Figuren der Hl. Drei Könige darstellen, die mit Geschenken für das Christuskind aus dem Morgenland ankommen.
Im zweiten abermals unter dem Ueberhang ein Tragstein, gleich wie die unteren, in ganzer Figur einen Engel zeigend, welcher einen Stab in der Hand hält und als Wetterfahne auf dem Giebel ein Agnus Dei mit der Fahne, auf welcher die Inschrift J. L. K. 1829, eine wahrscheinlich in diesem Jahre ins Werk gesetzte Restauration durch den damaligen Besitzer, Metzgermeister Koch anzeigen soll. Das Merkwürdigste und Bedeutendste sind die Holzschnitzereien, welche sich in einem engen, ziehbrunnenartigen, rings von offenen Gallerien umgebenen Hofe befinden. Sie sind in fortlaufender Reihenfolge unter diesen Gallerien angebracht und können von dieser sowohl wie von der offenen Treppe bequem eingesehen werden.
Im ersten Stock ist die Geschichte von dem verlorenen Sohn dargestellt, sie fängt auf der Nordseite gegenüber dem Eingang an, ist leider durch ein Wetterdach theilweise verdeckt und konnte von mir nur mit großer Mühe gezeichnet werden. Sie zieht sich rings herum. Im zweiten Stock Südseite ist das Paradies gezeigt, Adam und Eva, sodann der Sündenfall, die Vertreibung aus dem Paradies; auf der Westseite Kain und Abel, sodann wie Joseph von seinen Brüdern verkauft wird und wie Noah sich betrank und von seinen Söhnen mit dem Mantel bedeckt wird. Die Figuren sind ungefähr 8 Zoll hoch und mitunter ganz freistehend. Nord- und Ostseite sind im zweiten Stock nicht verziert. Leider ist im Lauf der Zeiten ein Oelfarbenanstrich über den anderen gelegt worden und hat dadurch der Deutlichkeit ungemein geschadet. Es ist zu verwundern, wie man auf den Gedanken kommen konnte, in einem Höfchen, das kaum 16 Fuß ins Gevierte hält und von vierstöckigten Gebäuden eingeschlossen ist, welche nur im schönsten Sommer die Sonne bis