Inhalt »
«

Inhaltsverzeichnis

Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für R0702

Band 8, Seite 145
Karmeliter Kloster
Münzgasse 9 | Alte Mainzergasse 42 | Alte Mainzergasse 44 | Alte Mainzergasse 52 | Seckbächergasse 10
I.218
6. April 1855
Am 2ten April 1855 wurde der Abbruch desjenigen Theiles der Gebäude des Carmeliterklosters begonnen, welche mit ihrer Fronte nach der Mainzergasse und theilweise nach der Ankergasse hin liegen. Sie bestehen in einem Gang, welcher im ersten Stock eine Halle von sechs Kreutzgewölben enthielt, mit den Fenstern nach dem Hofe gekehrt, und wahrscheinlich dazu bestimmt war, sich darin zu ergehen. Die Fenster trugen einfaches Maaßwerk von Sandstein und scheinen mir aus dem 15ten Jahrhundert zu stammen. Fein und schön gegliedert sind die Sockelsteine, welche die Säulen des Gewölbes nach unten abschließen. Die Schlußsteine der Gewölbe trugen keine Wappen, und nirgends war eine Spur von einer Jahreszahl zu sehen.
Der untere Theil, welcher früher ebenfalls eine offene Halle bildete, die jedoch nicht gewölbt war, sondern eine Balkendecke hatte, war vermauert, um zu Aufbewahrungsräumen benutzt zu werden. An dieses Gebäude schloß sich ein anderes an, welches jedoch mit dem erstgenannten in keiner Weise im Einklang stand, wie schon einfach aus der ungleichen Höhe der unteren Bogen hervorgeht, deren einer halb sogar von dem anderen Gebäude zugebaut war. Doch bedurfte es dieses Beweises seines höheren Alters nicht, denn an
Band 8, Seite 147
bot dieser Bau nichts Bemerkenswerthes, außer, daß bei seinem Abbruch ein Zimmergeselle herabstürzte, weil er einen Fehlhieb that und von einem nachfallenden schweren Balken erschlagen wurde, daß er auf der Stelle sein Leben mit einem einzigen Schrei aushauchte. Er war aus Epstein im Taunus, 27 Jahre alt und hieß Adam Kilb. 3. April.
Außen waren unter einem Dache Feuerleitern angehängt in der Mainzerstraße.
Dem Untergang geweiht ist auch noch eine an die Kirche direkt anstoßende Kapelle oder Halle, aus dem vorigen Jahrhundert stammend, mit Rundbogen-Gewölben.
Im Hofe fand man Knochenüberreste.
In dem Ellenbogengäßchen, über einer Thür, die in die Kirche führt, findet sich die Jahreszahl 1503 eingehauen, nebst dem Wappen der Familie „vom Rhein“, s. Abb. [R0702]
In der Kirche selbst, welche seit einigen Jahren zu einem Zollwaarenlager eingerichtet ist, lagen eine Menge Grabsteine, die jedoch durch das ewige Darüberhinlaufen der Lastträger und durch die Räder der Rollwagen total ruinirt sind. Die anstoßende Holzhausische Capelle ist ebenfalls in dem Jahr 1835, als man die Kirche überhaupt zum Waarenlager stempelte, abgebrochen und eine Zollschreibstube an ihre Stelle gesetzt worden.
In den benachbarten Straßen befinden sich
Band 12, Seite M15
Karmeliterkloster
Münzgasse
20. August 1882
Bei der gegenwärtigen Neueinrichtung der Gebäude wurde eine ziemliche Anzahl von Einbauten abgebrochen und unter vielen anderen Dingen auch der vollständig erhaltene Ziehbrunnen, welcher mit dem Hause I.220 gemeinschaftlich war, wieder blosgelegt. Man hatte ihn bei der Trennung nach dem Karmeliterhofe backofenartig überwölbt, so daß er nur von dem Hofe des vorgenannten Hauses zugänglich war und wurde sein Kranz daselbst bis auf den Erdboden erniedrigt und eine Pumpe hineingestellt. Heute noch ist die Oeffnung mit Brettern zugedeckt sowie auch der Stein mit dem Haken für die Rolle noch sichtbar ist. Eine weitere Thür aus dem Karmeliterhofe ist seit langer Zeit um die Hälfte ihrer Breite zugemauert und mit einer Holzthür verschlossen.
In dem Kloster fanden sich noch wohlerhaltene Reste von fein profilirten Thürgewänden sowie allerlei interessante Spuren der allerersten Anlage, wohin vor allem die weitläufigten Kellergewölbe gehören, die sich in vielen sonderbaren Windungen unter den Gebäuden hinziehen. Ein einziger Blick auf den Eingang in dieselben im Hofe am Mittelbau, s. Ab., zeigt dieß zur Genüge, wie denn auch die vielfachen Umbauten an diesen Stellen, namentlich an dem nach der Ankergasse gelegenen Theil, welcher nebst der Kirche die ältesten Spuren aufweist, sehr augenscheinlich zu Tage treten. Vielfache vielleicht niemals zu lösende Räthselfragen drängen sich hier dem Bauverständigen auf und ist neben dem bauwissenschaftlichen und geschichtlichen Elemente auch dem malerischen eine höchst hervorragende Rolle zugewiesen.