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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

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Band 9, Seite 247
Speicher, grosser
Rothekreutzgasse 1 | Rosengasse 2
F.166
26. Mai 1863
Am 29ten Mai 1853, also gerade vor 10 Jahren kam ich zum ersten Male durch Zufall auf einer meiner archäologischen Wanderungen in das Haus zum Speicher, und da es damals noch beinahe ganz unberührt und unverändert war, mußte natürlich der Eindruck, den es auf mich gemacht, ein um so größerer sein und wurde er nur durch das Gefühl der Verwunderung übertroffen, die sich meiner zugleich bemeisterte, daß dieses Juwel so ganz unbeachtet und ungekannt mitten in einer Stadt liegen konnte, welche seit länger als 15 Jahren einen Verein für Geschichte und Alterthumskunde besitzt, öffentliche Kunstanstalten hat und eine Menge Leute, die sich nicht wenig auf ihre Kenntnisse alter Architektur und Bauüberreste einbildeten.
Ich glaube nicht, daß dahier ein vollständigeres Bild eines Hauses und Hofes aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. Aufgetrieben werden kann, indem durch die Wohlhabenheit und den Reichthum der Einwohnerschaft, die meisten älteren Häuser bei anfangenden kleinen Schäden meistens sogleich eingreifend umgebaut, verändert, im gelindesten Falle ihres alterthümlichen äußeren Gewandes beraubt werden. Das Haus liegt mit seiner Hauptseite und seinem eigentlichen ursprünglichen Haupteingange in der Rothekreuzgasse und diese beiden Eingänge, schon allein die Thorfahrt sowohl als die kleinere in der Straße liegende Hausthüre sind ganz dazu gemacht, die Aufmerksamkeit eines Sachverständigen in höchstem Grad zu fesseln. Besser als alle Beschreibung es zu thun vermag,
Band 9, Seite 249
einem Haken die Rolle zu dem schon seit längerer Zeit nicht mehr benutzten und zugedeckten Ziehbrunnen, dem eigentlichen alten Brunnen des Hofes erhalten. Zu diesem Brunnen konnte man auch durch eine nischenartige Oeffnung von dem kleinen Höfchen aus gelangen, durch Wegnahme des die Ecke ausfüllenden steinernen Brunnenkranzes wurde dieser Raum freigelegt, die Nische bis auf den Boden heruntergebrochen, in eine Thür verwandelt, durch welche über einige Treppenstufen die Verbindung der beiden Höfe jetzt hergestellt ist. An der Südseite des Hofes steht in der Ecke der alle Stockwerke überragende Treppenthurm mit einer steinernen Wendeltreppe bis zum Dachstuhl hinauf, den Schluß seines Helmdaches bildet ein Knauf mit einer Wetterfahne, die ein Wappenschild zeigt, dessen wahrscheinlich bemalte Seite sich nun nicht mehr erkennen läßt; es war mir neu, und ich hielt es hier für das einzige Exemplar, nun aber fand ich im Mai 1862 an dem Hause zur Eiche, Römergasse 6 [I.112], s.d., eine Wetterfahne, welche zwei Wappenschilder zeigt und aus derselben Zeit stammt, 1559.
Von der Höhe dieses Thurmes hat man eine nicht uninteressante Aussicht über die benachbarten Häuser, unten neben denselben befindet sich der Eingang zu den mit den Fenstern nach der Rosengasse hin liegenden Ställen. Alle Thüren im Hofe sind reich mit Steinhauerarbeit verziert, wie die Abbildungen [R0624] [R0627] ebenfalls zeigen, und an einer derselben fand ich nach langem vergeblichen Suchen endlich die in Stein auf zierlichen Feldern angebrachte Jahreszahl 1587 und glaubte, damit das Alter der sämmtlichen Bauten gefunden zu haben, bis mich das spätere Auffinden der erstgenannten von 1549 über diesen Punkt eines Besseren belehrte. Das Zwerghaus auf dem Dache dieses Gebäudes im Hofe, sowie die unter den Fenstern des ersten
Band 12, Seite R31
Grosser Speicher
Rothekreuzgasse | Rothekreuzgasse 1 | Rosengasse 2
[F.166]
22. Juli 1883
Soeben werden an dem Hause abermalige Reparaturen vorgenommen, welche abermals höchst störend eingreifen. Der Kalkputz an sämmtlichen Wänden und Mauern des kleinen Höfchens wird herunter geschlagen, ebenso derjenige auf der Giebelseite des Haupthauses, welche hierher gerichtet ist, ob nun noch weitere Zerstörungen im Plane sind oder blos eine Erneuerung der fraglichen Stellen beabsichtigt ist, wird die Folge entscheiden. Jedenfalls ist das malerische Element verloren.