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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

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Band 8, Seite 201
Wedel | Widdel
Neue Kräme 1
K.136
28. April 1866
Am 21. April [1866] wurde dieses alte seltsame Haus auf den Abbruch versteigert und derselbe auch sogleich begonnen, mit ihm fällt abermals ein charakteristisches Merkmal des alten Frankfurt; und obgleich ich seit längeren Jahren bereits das Bemerkenswertheste daraus abgebildet in meinen Sammlungen verwahre, so begab ich mich doch alsbald in das der Vernichtung geweihte Haus, in der Hoffnung, während des Abbruchs noch manchen Aufschluß über räthselhaft gebliebene Theile desselben zu erhalten. Vielfach war es im Laufe der Jahre verändert und umgestaltet worden, und es war schwierig, sich in dem endlosen, unsäglichen und unbeschreiblichen Gewinkel zurecht zu finden. Trepp auf, Trepp ab, über dunkle Vorplätze und Gallerien gelangte ich auf den obersten Speicher, der aber durchaus nichts Besonderes aufzuweisen hatte, außer, daß man von ihm aus in ein wahres Labyrinth von Schornsteinen und ineinandergebauten Brandmauern schaute. Im zweiten Stockwerk fiel mir ein merkwürdiges Fenster auf, das in einer tiefen Blende der dicken Mauer lag, welche wahrscheinlich einer der ältesten Theile des ganzen Hauses war. Der Raum, dem dieses Fenster angehörte, war zu einer Küche bestimmt, wie der große, weit sich öffnende Rauchfang bewies, der sich in der einen Ecke befand, auch war daselbst im Innern vor dem Fenster ein Wasserstein angebracht, der die ganze Breite desselben einnahm, aber wie es mir scheint, später hineingesetzt wurde. Das Merkwür-
Band 8
9. Mai 1866
Bei dem Abbruch fand sich, daß die Einfassung des Holzgiebels nach dem Römerberg hin unter dem Schiefersteinbeschlag aus zierlich geschnitzten Balken bestand, deren Form und Ornamente unzweifelhaft dem 17. Jahrh. angehören, ebenso fanden sich die Füllungen unter den Fensterbänken mit zierlichen Kreutzbalken versehen, s. Abb. [R0569] sowie, daß die Fenster früher durch hölzerne Mittelpfosten getheilt nur die halbe Breite hatten. Diese Pfosten waren abgesägt worden und kamen, als man die obere Verschalung abgerissen hatte, wieder zum Vorschein, woselbst dann auf dem Abschnitt genau das alte Profil sich zeigte, s. Abb. Ferner fand ich in einem Zimmer des zweiten Stocks nach der Wedelgasse hin, an der Decke ein Gemälde in länglich ovaler Form, eine Madonna mit dem Christuskind in einer Glorie schwebend, von Engeln umgeben, darstellend. Das Bild war mit einem Blumenkranz umschlossen und machte einen guten Eindruck. Es ist zu bedauern, daß es nicht zu retten war, sondern mit der Decke heruntergeschlagen werden mußte.
Die Mauer, welche gegen das schmale Allment. das zwischen dem Hause zur goldenen Leiter und dem Wedel hinzog, gerichtet war, ist das Aelteste, was übrig geblieben. In ihr fand sich zwischen den oben erwähnten Kaminen, noch