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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für R0520

Band 10, Seite 305
Stein | Wonneberg | Wohnberg | Wunnenberg
Schnurgasse 43 | Kruggasse 15
L.108
Mai 1860
Das mit der Giebelseite seines hohen Pultdaches in die Schnurgasse stehende Haus stammt wahrscheinlich seiner ganzen jetzigen Gestalt und Anlage nach aus dem Anfang des 17. oder Ende des 16. Jahrhunderts. Es war noch zur Zeit meiner Erinnerung gegen Ende der 30er Jahre mit Fresken bemalt, deren Spuren bis auf die einzelnen Formen unter dem Oelanstrich, den es später bekommen, erkennbar sind und welche an dem hintersten Theil des Hauses in der Kruggasse sich noch erhalten haben. Das Erdgeschoß ist massiv von Stein aufgeführt mit reicher Bildhauerarbeit an den Fenstern und Thürstürzen, welche alle im Rundbogen erscheinen, sowie mit außerordentlich zierlichen Tragsteinen unter dem Ueberhang des ersten Stocks, s. Abb. [R0518]
Der Giebel ist mit Schiefersteinen beschlagen, ich habe jedoch allen Grund, zu vermuthen, daß das ganze Haus früher in Kalkputz mit geschnitzten sichtbaren Balken und Holzwerk stand, und daß der Anstrich desselben sowohl wie der Schiefersteinbeschlag des Giebels erst dem vorigen Jahrhundert seine Entstehung zu verdanken hat. An dem links nach dem Hause 45 hin gelegenen Fenster über dem Bogenaufsatz desselben findet sich ein Schild angebracht, auf dem eine Harfe dargestellt ist, nebst den Buchstaben A. M., s. Abb. [R0525] - Das Schild über dem gegenüberliegenden Bogenaufsatz ist leer. Trotz aller Bemühungen war es mir bis jetzt nicht möglich gewesen, den Namen des Erbauers des Hauses oder der Familie, welcher es angehört, zu ermitteln, und ebenso-
Band 10, Seite 307
Holzgeländer. Der Bau, welchem sie angehört, steht im Erdgeschoß auf zwei freistehenden, mächtigen hölzernen Trägern, die eine Art von offener Halle bilden. Unter einem Schoppendach, das später an das Haus 15 links im Hofe angebaut wurde und bis an den Ueberhang des ersten Stockes reicht, finden sich im Erdgeschoß zwei äußerst fein profilirte Thüren, deren schönste abgebildet ist, s. Abb., sie sind von ganz verschiedener Construktion, gehören aber trotzdem einer und derselben Bauperiode an, liegen nebeneinander und werden von dem Schoppendache beinahe ganz verdeckt und unsichtbar gemacht.
Der untere Stock dieses Hauses ist so lange mir denkt, unbewohnt gewesen und hat nach der Kruggasse hin einen Eingang, welcher durch eine ziemlich reich verzierte eiserne Thüre, zu der man über einige Stufen hinaufsteigen mußte, abgeschlossen wurde, s. Abb. [R0520] - Neben dieser Thür befand sich an einem Fenster ein Vertheidigungsgitter von der hier vielfach vorkommenden bekannten Form. Der innere Raum, den dieses Fenster erhellte, hatte etwas Unheimliches und Geheimnißvolles, was wohl daher kommen mochte, daß er nicht bewohnt gewesen, wie ich mich denn auch erinnere, die eiserne Thüre nach der Straße zu niemals offen gesehen zu haben, ebensowenig wie das oben erwähnte Fenster, dessen Scheiben vor Alter ganz erblindet im Bunde mit Staub und Spinnweben beinahe gar kein Licht hereinließen. Nach außen hatte dieses Haus noch seine alten Frescomalereien, wie denn auch früher das Haus in der Schnurgasse