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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für R0462

Band 7, Seite 149
Adler, goldner | Adler
Kruggasse 12 | Kruggasse 14 | Eck mit der Kruggasse und Schnurgasse
L.81
Mai 1860
Das nach der Schnurgasse hin gelegene Haupthaus wurde 1782 von Herrn P. Brentano aufgeführt. Der Unterbau massiv, die oberen Stockwerke von Holz. Nach der Straße zu hatte es keinen eigentlichen Hauseingang, sondern nur Ladenthüren und unter den Fenstern des ersten Stockwerks einen vergoldeten Adler, der ein Schild hält, worauf Zum goldenen Adler angeschrieben steht.
Der nach der Kruggasse hin gelegene Hof, welcher von der Straße durch eine Mauer getrennt ist, in deren Mitte sich der Eingang nach dem einige Stufen höher gelegenen Hofe befindet, hat ein ziemlich altes Aussehen. Ueber der Eingangsthüre auf massiven, schön verzierten Trägern ruht eine gemauerte Gallerie oder vielmehr Mauerverstärkung, welche mit Blumen besetzt nach der Straße sieht und ein kleines Gärtchen in der Höhe bildet, zu dem man aus dem ersten Stockwerk gelangte. Die im Juli des Jahres 1850 gemachte genaue Abb. [R0462] der Kruggasse zeigt das Haus mit der Terrasse deutlich. Mittlerweile ist der kleine Glaserker im ersten Stock des Hauses verschwunden.
Im Hofe wird ein Theil des Mittelhauses von einem hölzernen rechteckigen Träger unterstützt, und in dem darunter befindlichen Raume mündet eine feingegliederte, wahrscheinlich aus dem Ende des 17. Jahrh. stammende Thüre in einen mit einem Stichbogen überwölbten Raum und dieser
Band 7, Seite [150]
bildet das Erdgeschoß des kleinen Häuschens 12, das übrigens schon lange mit dem obenerwähnten Hause 14 zusammen gebaut seyn muß. Es findet sich ebenfalls auf der besagten Abb. [R0462] und ist kenntlich durch den Schrotgang mit den zwei davorstehenden Schrotsteinen. Das Ganze ist eine höchst seltsame Lokalität und hat sich in den letzten 30 Jahren, soweit meine Erinnerung reicht, kaum verändert. Bemerken muß ich überdieß noch, daß die obenerwähnte Abb. zwar im Jahr 1850 gefertigt ist, allein das Aussehen der Straße in Mitte der 30[er] Jahre giebt, daher auch noch die kleinen Laternen an den Häusern sich befinden und nur langsam aus den Nebenstraßen wichen.
Dieser Stadtteil ist mir so genau bekannt und geläufig, daß ich mich auch der kleinsten Einzelnheiten erinnere, denn in der dicht dabei gelegenen Graubengasse stand mein elterliches Haus, in dem ich 23 Jahre geworden bin, deßhalb gehören alle die umliegenden Gassen zu den Spiel- und Tummelplätzen meiner Jugendzeit und somit auch das mehrerwähnte Höfchen, das einen herrlichen Versteckensplatz hinter darin aufgestapelten Dielen bot.
Das nach der Straße hin gehende untere Geschoß des Häuschens 12 war eigentlich immer unbewohnt,
Band 8, Seite [104]
Wenn man von der Schnurgasse her in die Gasse trat, so fesselte vor allen anderen Dingen der gewaltig aufstrebende Pfarrthurm im Hintergrunde den Blick und namentlich gegen Abend, wenn schon die Straßen beinahe in tiefem Dämmer lagen, schien es, als wollte die untergehende Sonne von diesem ihrem Liebling nicht entweichen.
Links zeigt sich uns ein altes Thor, es führte in einen Hof, der viel Geheimnißvolles in seinen sonderbaren Bauten für uns Kinder verbarg, es war das Haus zum alten Brauhaus, s.d. Daran stieß das Gasthaus zur goldnen Spitze, ein kleines unansehnliches Häuschen mit einem unverhältnißmäßig hohen Schornstein und einer halbvergoldeten Helmspitze auf dem Firste des Daches, die aber seit wenigstens 10 Jahren schon verschwunden ist. Gegenüber ein Haus mit einem Glaserker, der weit vorsprang und unter dem Ueberhang des ersten Stocks noch kleine Fenster für einen Zwischenstock. Glaserker der Art erinnere ich mich noch an vielen Häusern gesehen zu haben, auch sie sind nach und nach beinahe verschwunden. In der goldenen Hutgasse sind deren noch zwei, ebenso in der Schippengasse einer, welcher letzterer ein Loch im Boden hat, um sehen zu können, wer an der Hausthüre schellt. In der Kruggasse war ebenfalls ein solcher, s. Abb. [R0462], sowie zwei in der Töngesgasse, in der Nähe der Graubengasse sich befanden. Nach und nach wurden alle diese Zeugen einer früheren Zeit verabschie-