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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

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Band 6, Seite 215
Judenkirchhof, alter
11. Juni 1836
Der alte Judenkirchhof ist einer der merkwürdigsten und malerischsten Orte der ganzen Stadt und hatte von meiner frühesten Jugend an schon meine Aufmerksamkeit rege gemacht, dessenungeachtet wollte es mir nicht gelingen, in den wohlverschlossenen und bewachten Raum einzudringen, bis mir dieser Tage ein Zufall den Eingang verschaffte. Ich befand mich nämlich auf der Gallerie des Pfarrthurmes, von wo aus man diesen seltsamen Platz äußerst bequem einsehen kann und war gerade im Begriff, die auf demselben weidenden Thiere, ein Stier und mehrere Schaafe, denen die Wolle bis auf die Erde herabhing, wie ich später fand, etwas genauer zu betrachten, als ich eine plötzliche Bewegung und ein Scheuwerden derselben wahrnahm und sie nach einer Richtung hin entspringen sah. Alsbald erschienen einige Knaben als Ursache dieses Tumultes, sie sprangen zwischen den Grabsteinen herum und warfen nach den Thieren mit Steinen, plötzlich drehte der Stier um und blieb stehen, Miene machend, sich zur Wehr zu setzen, worauf die kleine Bande ziemlich schnell über eine Mauer in einen der anstoßenden Bleichgärten kletterte. Nach Verlauf einer halben Stunde stand ich auf dem Kirchhof.
Es war gegen 10 Uhr morgens, und um 1 Uhr erst konnte ich mich entschließen, denselben zu verlassen. Der Eindruck war für mich wahrhaft überwältigend; die Masse von Steinen, alle mit halbmannshohem Grase reichlich überwachsen, das im Winde wehte, dazwischen eine Menge Hollundersträucher und im Hintergrunde die alten Häuser der Judenmauer, der Judengasse, die Dominikanerklostergebäude und der soeben
Band 6, Seite 219
Thor am alten Judenkirchhof
hinter der Judenmauer
9. Juni 1871
Seit einigen Wochen hat die jüd. Gemeinde das alte Thor, das in der Mauer des Spitalhofes sich befindet, und der älteste Eingang zu dem Judenkirchhofe war, wieder in den Stand setzen lassen. Das alte Holzwerk sowie die alten hölzernen Thorflügel wurden entfernt und durch ein eisernes Gitter ersetzt. Es muß undenklich lange bereits außer Gebrauch gewesen seyn. Früher gelangte man durch dasselbe in den kleinen Hof vor den Spitalgebäuden, in welchem sich rechter Hand der Eingang zu dem Kirchhofe befand. Dieser Eingang geschah durch eine kleine Thür, hinter welcher 6-8 Stufen zu dem höher gelegenen Kirchhofe führten.
Bei der jüngsten Reparatur des Thores wurde an diese Thür nach dem Thore innen im Hofe eine Mauer aufgeführt, welche Thüre und Thor von dem Spitalshofe absperrt, so daß man von diesem nicht mehr auf den Kirchhof gelangen kann, sondern den Weg von der Judenmauer her durch das neue, wieder hergestellte und besonders verschlossene Thor nehmen muß. Die Abbild. zeigen das Nähere, der Kirchhof liegt an dieser Stelle deßhalb so viel höher als das Straßenpflaster, weil die bei dem Brande von 1711 von der Synagoge gebliebenen Steine hier zu einem Hügel angeschüttet sind.