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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für R0210

Band 6, Seite 9
St. Bernhards Kapelle
Hainer Hof 4
L.180
Mai 1860
Die St. Bernhards Kapelle ist gegenwärtig mit dem daran stoßenden ehemalig Hessenkassel‘schen Posthause vereinigt und in ein Wirthschaftslocal verwandelt, d.h. der obere Theil derselben. Man hatte sie nämlich schon vor einer langen Reihe von Jahren in einer Höhe von ungefähr 10 Fuß über dem Boden mit einer Balkenlage durchzogen und somit Behufs profaner Benutzung in zwei übereinanderliegende Räume geschieden, deren unterer gegenwärtig als Waarenlager dient. Wann dieß geschehen, konnte ich noch nicht bestimmt ermitteln, doch sagte mir mein Freund Dr. Eduard Rüpel (der berühmte Reisende), dessen Vater Hessenkassel‘scher Postmeister war und sein Bureau in der Kapelle, d.h. in dem unteren Raume hatte, daß die Theilung derselben bereits so lange bestehe als es ihm denke. Er ist 1797 in dem Hause geboren.
Ritter giebt in seinem evangelischen Denkmal folgende Notiz: Seite 3 heißt es „zu St. Bernhard anno 1152 (gestiftet, erbaut oder eingeweiht) eine Kapelle im Hainerhof ohnfern der Fahrgasse, so aber gar nicht mehr anheut (? 1726) im Stande und erhalten (?) -
Sie erhielt 1474 ihre auf unsere Zeit gekommene Gestaltung bis sie, wie eben erwähnt, verunstaltet wurde.
Die zu den unteren Räumen führende Thüre, früher mit einem Spitzbogen geschlossen, dessen Ansätze
Band 6, Seite [10]
man noch sieht, hat man erweitert, d.h. es wurden die Gewände mit einem Meisel ohne Rücksicht auf die Form in eine rechtwinkeligte Oeffnung zu bringen gesucht und können nur ganz ungeschickt und von ganz unwissenden Leuten geleitete Arbeiter ein solches Werk zu Stande gebracht haben.
Meine Abb. [R0210] zeigt die Kapelle, wie sie etwa ehe man sie in diesen Zustand gebracht, mag ausgesehen haben. Das Gewölbe ist vortrefflich erhalten, ebenso die Sockel der Säulen, folglich hatte ich weiter nichts zu thun, als das Zuviel, den eingesetzten Boden herauszulassen. Auch das Maaßwerk ist aus dem Fenster gebrochen und durch einen rohen Kreutzstock, den ich mich nicht entschließen konnte, in meine Zeichnung mit aufzunehmen, denn ich will meine Künstlerhände nicht zum Lastesel der Dummheiten machen und den Ballast der Geschmacklosigkeit und des Unverstandes in Abbildungen durch die kommenden Jahrhunderte schleppen.
Das Fenster der hinteren Mauer der Kapelle gehört ebenfalls nicht dahin, es ist später eingebrochen worden und gehört auch in das Reich tiefer Veränderungen der an derselben Wand nach außen hervorstehende Schornstein. Im Jahr 1852 hat man auch dem Dach ein Zwerghaus aufgesetzt, um auch diesen Raum nutzbar zu machen und somit das Gebäude von außen vollends entstellt.
Die beifolgenden Abbildungen [R1009] [R1010] der Wappen sind die Wappen der Erbauer und finden sich in den Schlußsteinen der Gewölbe vor. Fig. 1. und 2.