Inhalt »
«

Inhaltsverzeichnis

Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für R0130

Band 9, Seite 241
Neue Mainzerstraße 54 | Neue Rothehofstraße 21 früher Dreifroschgasse
E.72
Mai 1860
Die Häuschen geben ein treues Bild derjenigen Gebäude, welche sonst in der Nähe der Stadtmauern und Wälle sich befanden, deßhalb habe ich sie auch hier in die Sammlung mit aufgenommen, weil derartige Exemplare in unserer Zeit mit reißender Schnelligkeit verschwinden ohne Zurücklassung irgend einer Spur. Man steigt von der Straße einige Treppen hinunter, um in dieselbe zu gelangen; der daran stoßende Garten liegt ebenfalls einige Fuß tiefer als die Straße, wahrscheinlich war hier, wie aus dem höchst unzuverlässigen Belagerungsplan von 1552 hervorgeht, ein sehr hoher Wallaufwurf, welcher bei Anlegung der neuen Befestigungen im Jahr 1635 und weiter darauffolgenden Jahren abgebrochen wurde. Die Häuser und der Garten aber existirten damals schon, man warf deßhalb die Straße mit der überflüssigen Erde zu, wodurch diese sich um 4-5 Fuß von ihrem früheren Boden erhöhte und legte zu dem Eingang der Häuser, welcher natürlich nicht verändert werden konnte, Stufen hinab. Auf dem Plan von Merian (1628) stehen sie schon, auch bürgt der Spitzbogen und die Faasen an den Thürgewändern für das angeführte Alter, ebenso die Steine, welche als Treppenschwellen auf die Straße herausliegen. Ein kleines nach Osten gelegenes Fenster im obersten Stock hat noch alte Verbleiung, sowie an zwei Thüren noch der Original Pfortenring, s. Abb. [R0629] sich befindet, welcher ebenfalls ein gültiges Zeugniß für das Alter ablegt, daß vor 1628 die Häuschen schon standen. Ich erinnere mich, daß die
Band 9, Seite [242]
drei Froschgasse noch ganz, d.h. auf der rechten Seite, s. Abb. [R0130] drei Froschgasse, vom Wall aus, mit Mauern begrenzt war, welche Gärten einschlossen und nur theilweise mit kleinen niedrigen Häuschen besetzt war, wie die vorliegenden sind.
Das Eckhaus rechts an der Dreifroschgasse und Neumainzerstraße 54 wurde im Jahr 1824 erbaut von Herrn Brucker und gehört heute noch in dessen Familie, welche früher in dem Garten, den wir rechts auf dem Bilde sehen, eine sehr beliebte Weinwirthschaft trieb.
Links der Anfang der Straße war ebenfalls ein kühler und schattiger Garten, der noch lange Zeit nach der Erbauung des großen Eckhauses Neue Mainzerstraße 58, E.96 existirte und in demselben (jetzt Brauereigebäude, Neue Mainzerstraße 56, E.73 standen dicht an der Dreifroschgasse herrliche Rüsterbäume (Ulmen) und Fichtengruppen. Namentlich waren es Letztere, welche noch lange an der Brandmauer des obenerwähnten Hauses standen und durch die malerische Schönheit ihrer Formen immer meine Aufmerksamkeit erregten, wenn ich täglich daran vorbeiging nach dem Städel‘schen Institut.
Die Abb. ist im Jahr 1837 aufgenommen und gibt einen vollkommen klaren Begriff von dem damaligen Zustand und Aussehen der Straße, heutzutage würde natürlich Niemand mehr dieselbe darin erkennen, indem außer dem obenerwähnten kleinen Häuschen darin, Alles durchaus verändert ist.
Wie lange wird es dauern, so werden auch sie der Vernichtung anheimgefallen sein.