Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.
Da in der allernächsten Zeit der Abbruch der Gebäude und die Zerstörung des Gartens ihren Anfang nehmen wird, so ist es nun doch an der Zeit, diesem merkwürdigen Platz noch einmal eine erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden, ehe man auf immer von seiner jetzigen Gestalt und seinem jetzigen Aussehen Abschied nimmt. Schon im Jahr 1849 hatte ich den Garten Behufs der genaueren Besichtigung der Stadtmauer am Weißfrauenkloster durch und durchgestöbert und viel Interessantes darin gefunden, heute nun finde ich ihn merkwürdigerweise noch ganz unverändert und in demselben Zustand. Es kann nicht leicht ein stilleres und einsameres Plätzchen geben als es hier zu finden ist, und man vermag kaum dem Gedanken Raum zu lassen, daß man sich in dem Jahr 1872 und inmitten einer volkreichen, nach allen Richtungen sich täglich ausbreitenden Stadt befindet, deren Bevölkerung mit fieberhaftem Eifer nach den Errungenschaften der Neuzeit strebt. Die dunklen Mauern und Dächer des Weißfrauenklosters schauen mit ihren schlanken und zierlichen Thürmchen noch gerade so ernst über die dichtbelaubten Linden in den schattigen und kühlen Garten herein wie damals, und wenn auch ihr Bild sich nicht mehr in dem seit geraumer Zeit zugeworfenen Teiche spiegelt, dessen Stelle jedoch immer noch trotzdem genau zu erkennen ist, so bleibt doch noch genug übrig, um sich vollständig aus unserer Zeit hinaus und weit zurück in die Vergangenheit zu versetzen, welche in ihren einfachen Zuständen diesen beschaulichen Gemüthsstimmungen allerdings weit mehr Vorschub leistete als das Schnauben und Pfeifen der Bahnzüge, die alles ruhige Element nach und nach auf immer zu entführen drohen. Ein Blick auf meine in 1849 angefertigten Zeichnungen wird dieß zur Genüge beweisen. Die Stadtmauer ist hier, und zwar mit ihren ältesten Theilen, in einer Vollständigkeit erhalten, wie in unserer Stadt nirgends mehr und braucht,
Band 11,
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Weißer Hirsch | Stadtmauer | Weißfrauenkloster
23. Februar 1877
Bei dem gegenwärtigen Abräumen der Erde vor der noch stehenden alten Stadtmauer findet sich ein großes Stück vor, dessen Steine in ähren-förmiger Verbindung zusammengelegt sind, es ist schon ziemlich tief der Grund weggenommen und noch kein Fundament sichtbar. Mit dem Neubau der Häuser, deren drei davor zu stehen kommen, wird dieselbe wohl bald ganz zugedeckt und nicht mehr sichtbar seyn.