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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

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Feuerleitern | Pechpfannen

Band 4, Seite 161
Feuerleitern | Pechpfannen
28. März 1865
Die Feuerleitern und Feuerhaken mit ihren langen Dächern, die an verschiedenen Orten der Stadt immer wo möglich in der Nähe der betreffenden Quartierspritzenhäuser angebracht waren, bildeten eine Haupttheil des alterthümlichen Charakters mancher Stadtteile, und mit ihrer allmählichen Entfernung und Verlegung ging viel ursprüngliches Element gleichfalls verloren. Die Plätze, an denen sie, soweit meine Erinnerung reicht, angebracht waren, hatten sämmtlich noch das Aussehen des vorigen Jahrhunderts, und da man sie immer nur da aufgehängt, wo durch das weite Hervortreten ihrer Bedachungen keine wesentliche Störung des Verkehrs entstehen konnte, also an stillen, wenig begangenen Orten, so waren sie auch in der Regel die Zeugen der munteren Jugendspiele, die wir natürlich aus denselben Gründen in ihre Nachbarschaft verlegten. Stille Plätze gab es aber zu der Zeit, in die meine Jugend fällt, also Ende der 20 bis zur Hälfte der 30ger Jahre noch genug dahier, und ungestört hausten wir nach Gefallen in den einsamen Höfen sowohl als bei hereinbrechendem Regen unter den Verdachungen der Leitern. Auf dem Graben, hinter der Liebfrauenkirche, am Dom, hinter den Predigern, am Trierischen Plätzchen, an der Carmelitercaserne, am Barfüßerplatz, an der Hl. Geistkirche, an der Johanniterkirche u.s.w. erinnere ich mich lebhaft, sie noch gesehen zu haben, und erst als mit der Eröffnung der Eisenbahnen die Fiaker hier aufkamen und das Fuhrwerk sich in nie geahnter Weise vermehrte, begann man, dieselben an abgelegenere Plätze zu bringen. Mit ihnen verschwanden auch die an den Brunnen oder in deren Nähe stehenden Pechpfannensteine, die ebenfalls
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generationenlang ihren Platz daselbst behauptet hatten. Es waren Steine mit einem eisernen Gestell, durch welches die Stange der Pechpfannen eingesteckt wurde, die unten in einer Höhlung des Steins den nöthigen Halt fand. Bei entstehendem nächtlichen Feuer oder sonstigen Anlässen wurden diese Träger mit der Pfanne an die Brunnen geschafft, die Pfanne mit Pechkränzen gefüllt und angezündet, damit die an den Pumpen und Schläuchen hantierende Mannschaft hinreichend Licht hatte, was dann bei dem Flackern des Pechfeuers uns Kindern einen schauerlichen Eindruck machten. Pechpfannen, Gabel zum Aufstecken und Pechkränze sowie eine Anzahl Feuereimer befanden sich in der Regel im Hause des Brunnenschultheißen, und da mein Vater lange Jahre dieses Amt bekleidete, so hatten wir diese Dinge in einem Verschlage zu ebener Erde aufgehängt als Kinder beständig vor Augen, wie denn auch der betreffende Sockelstein an unserer Hausthüre neben zwei gewaltigen Pfortsteinen am Brunnen gegenüber so lange mir es dachte, seinen Platz hatte und oft der Gegenstand unserer Aufmerksamkeit und Spiele abgeben mußte.