5. Juni 1873
Gegenwärtig ist das Haus im vollen Abbruch begriffen, der seit dem 15. Mai mit dem Vorderhause, d.h. mitdem sogenannten Bestätter Amte (Neues Kaufhaus), s.d. begonnen hat. Es stellt sich nun heraus, daß dieJudenschule ein ganz für sich bestehender alter Bau gewesen und das Bestätteramtsgebäude erst viel später -1503, s. Batt. 4.18 - daran gebaut wurde. Namentlich zeigt es sich sehr deutlich an dem Dach, dessen Walm vollkommen erhalten unter dem Dach des ein wenig höher darübergelegten Amtsgebäudes lag. Unter den vielfachen Veränderungen, welche das Haus erlitt, mag wohl diejenige, die es im Jahr 1571 am 20. Dec. erlitt,als es zu einer Kupferwage eingerichtet wurde, die bedeutendste gewesen seyn und mögen wohl aus jener Zeitdie Thorbogen und Fenstereinbrüche stammen, die später wieder entfernt und theilweise verändert und zugemauert wurden.
Die Grundrisse und Abb. [
R0373] [
R0374] zeigen das Nähere, namentlich zeigt die eine den nun wieder zum Vorschein gekommenen Originalzustand, welcher die durch das Bestätteramtsgebäude theilweise verdeckte Westgiebelseite der Stadtwaage vollkommen freilegt.
Es kamen bei dem Abbruch an der Nordseite wie an der Südseite steinerne Träger zum Vorschein, welche in der Höhe des Dachgesimses bestimmt waren, den Schornstein zu tragen, der aus der äußeren Wandflächeemporstieg.
Im Inneren befand[en] sich vor einigen Tagen noch die Reste eines alten gemauerten Raumes zurAufbewahrung der Thora an dieser Stelle der Nordseite, welche ich selbst gesehen. Auf der Südseite war nichts mehr zu erkennen durch die gewaltsamen Veränderungen, die das Haus erlitten.