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Inhaltsverzeichnis

Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für Krimvogel

Band 7, Seite 205
Krimvogel | Gr. Paradies | Baumeister
Liebfrauenberg 39 | Neue Kräme 34
G.62
28. März 1856
Die Abbildung [R0766], welche ich von diesem Hause in meiner Sammlung als die genaueste und zuverlässigste bezeichnen kann, ist diejenige, welche ich nach einem Oelbilde von Schütz copiert habe; es stellt den Liebfrauenberg dar, aus dem 2. Stock des Hauses G.16 gesehen und läßt an Genauigkeit nichts zu wünschen übrig. Die zweite Abbildung [R0767], welche das Haus vom Braunfels aus gesehen darstellt, ist eine Copie und theilweise Uebersetzung einer Zeichnung von Zehender, die sich dahier auf der Stadtbibliothek in der Gerning‘schen Sammlung befindet, aber sehr flüchtig ist und wohl verstanden seyn will.
Es ist schade, daß dieser Mann, welcher so viele Zeichnungen von dem Inneren und Äußeren unserer Stadt im vorigen Jahrh. geliefert hat, nicht mehr Genauigkeit auf die Wiedergabe der architektonischen Formen verwendet hat; seine Arbeiten sind meistens mit vielem Fleiße ausgeführt, allein derselbe ist leider meistens da angebracht, wo er keinen Nutzen stiftet und sind deßhalb als Quellen nur mit der größten Vorsicht aufzunehmen.
Die älteste Abb. des Hauses findet sich auf dem Belagerungsplan von 1552. Wir sehen dasselbe, obgleich unvollkommen und flüchtig dargestellt, noch mit Eckthürmchen und Zinnen.
Merians Abb. auf dem Plan von 1628 ist nur wenig genauer, weit deutlicher giebt eine Radierung von Hollar eine Abbildung des Hauses, welche jedenfalls vor dem Jahre 1695 angefertigt seyn muß, weil der gothische Braunfels, der 1695 umgebaut wurde, sich noch in seiner ursprünglichen Gestalt darauf vorfindet. Auf dieser Abb. hat das Haus bereits seine Zinnen eingebüßt, auch
Band 7, Seite 209
Auch die oberen Räume müssen in der letzten Zeit unbewohnt gewesen sein und als Speicher oder Lager gedient haben. Ich konnte mich bei der Copie des Hauses nach Schütz nicht entschließen, den Trödel und Gerümpelkram in seiner vollen Glorie, wie er es gethan, vorzuführen; es entstellt die Architektur, die uns ja Hauptsache ist und entweicht das schöne Ganze auf eine schmäliche Art; ich ließ den Plunder weg, Gott wird es mir verzeihen. Die zwischen den Spitzbogen der Thüren angebrachten Wappen sowie der Stein, der das Namensschild des Hauses bildete und den Krimvogel trug, wurden bei dem Abbruch sorgfältig geschont und auf eine höchst passende und dankenswerthe Art von den Erbauern des neuen Hauses im Hofe in die Mauer eingebunden, wo sie noch heut zu Tage stehen. Der Stein mit dem Helm und Wappen, welchen Batton erwähnt und der sich auch auf der Zeichnung von Zehender am Thurm vorfindet, wurde ebenfalls erhalten und befindet sich oben angebracht an dem äußersten vorspringenden Schnörkel der Mauer nach der neuen Kräme und dem Saalmannsgäßchen. Es ist diese Mauer dieselbe, welche einstens dem Thurm angehört, und in diesem Gäßchen findet man noch die Strebepfeiler aus dem 14. Jahrh., ebenso wie einige Fenster aus jener Zeit. Die erhaltenen Wappen und den Stein mit dem Krimvogel habe ich sorgfältig nachgebildet und somit Alles gerettet, was in meinen Kräften stand. Hierbei muß ich
Band 7, Seite 211
dem ganzen Bilde gewiß den Hauptreiz verlieh, war der schlichte einfache, nicht nach Außen strebende Sinn seiner Bewohner, der eben bei unserer Generation von Tag zu Tag mehr erlischt und einer gehaltlosen Aeußerlichkeit Platz macht, die eben auch nicht verfehlt, sich in dem Baustyl unserer modernen Häuser bereits sehr fühlbar auszuprägen und denselben den nichtssagenden Stempel sogenannter Zweckbauten aufzudrücken.
Die im inneren Hof des Hauses bis auf den heutigen Tag erhaltenen und daselbst in die Wand eingemauerten Wappen, wie schon erwähnt ist, wurden dem alten, niedergerissenen Bau wahrscheinlich der beiden Häuser Krimvogel und Paradies entnommen und auf diese Weise aufbewahrt, ebenso das Schild des Hauses, der alte Originalstein mit dem Vogel und der Unterschrift ZUM KRIMVOGEL. [MZ_7-6] Der Steinhauer hatte sich wahrscheinlich geirrt und das Wort Vogel mit einem F angefangen und nachher dasselbe in ein V verwandelt. Dieser Stein ist vollkommen erhalten, sehr erhaben gearbeitet und höchst stylvoll im Charakter des 14. Jahrh. ausgeführt, s. Abb. [R0772]
Die Wappenschilder, welche sich im Hofe vorfinden, stammen nicht Alle aus einer Periode, sondern sind sehr verschieden in ihren Formen, ebenso wie auch in der Form der darauf dargestellten Figuren, welche genau den Charakter ihrer Zeit tragen. Acht davon sind unzweifelhaft original, d.h. mit der Erbauungszeit des Hauses gleichzeitig, welche Zahl auch mit den Abbildungen
Band 7, Seite 213
hören, und zwar, wie eine in die Wand eingetiefte Jahreszahl 1590 zeigt, in das Ende des 16. Jahrh. Sämmtliche Wappen sind erhaben in Stein gehauen und mit den entsprechenden Farben bemalt.
Wo die späteren Wappen herstammen, weiß ich nicht, vermuthe aber, daß das Haus im Jahr 1590 eine Reparatur zu bestehen hatte und diese Wappen damals neu gefertigt wurden, wohin sie ihrem Styl nach auch gehören.
In dem kleinen Gäßchen auf der südlichen Seite des Krimvogels steht noch ein Theil der Original-Mauer des im Jahre 1368 erbauten Thurmes, die an derselben hervortretenden Pfeiler zur Verstärkung der Mauerdicke reichen nicht bis ganz auf den Boden, sondern endigen ungefähr 6 ‘‘ über demselben mit einem äußerst fein profilirten Tragstein, den die Abbild. deutlich zeigt. Auch sind noch mehrere Original Fenster und Luken des alten Thurmes erhalten und auch noch ein Stück eines alten, wahrscheinlich aus der Capelle oder dem Prunksaal herrührenden Fensters.
Es befindet sich in einem Fenster des dritten Stocks im Treppenhause, des nach dem Gäßchen hin gelegenen Theil des Hinterhauses angebracht und von mir zufällig entdeckt, indem ich es aus dem Hofe eines Nachbarhauses von außen erblickte. Es ist höchst dankenswerth, diese wirklich schöne Glasmalerei auf diese Weise erhalten zu sehen, und wäre es zu wünschen, daß dieselbe ein wenig zugänglicher wäre, es haben wenige Leute eine Ahnung ihres Daseyns, s. Abb.
Es stellt die Allianz-Wappen der Familien v. Marpurg und Heringer dar und ist äußerst fein und künstlerisch ausgeführt.
Das Gäßchen, welches dem daranstoßenden Hause als Hof dient (Lit. G.63), ist bei dem Hause Lit. G.64 mit einem hölzernen geschnitzten Thor abgeschlossen.
Was den 1775 vorgenommenen Abbruch
Band 7, Seite 217
Ueber den Namen und das Wort Krimmvogel giebt mir mein gelehrter Freund Franz Roth folgende Notizen: [Transkription unsicher S. E.]
Krimme (grimme) drücke, karige, kratze.
Das Wort wird gebraucht
I. Von Vögeln, namentlich Raubvögeln
Mit snabulu ni wi(e)nnit, (die Taube)
ouch fuaz in ni krimmit. O.1, 25, 28. -
- - - ein vederspiel.
Daz gri(e)mmt und doch nicht vahen will.
cod. palat. 341. bl. 128 d.
Der ar kratzet unde gram Wigam.
1478. nu begund der gîr und der ar ein
ander bîgen unde grimmen das. 1474.
u.s.w.
II. Von Menschen: Gramvogel, Raubvogel
wie Krimvogel: Renner 19921, 21175
Benecke, wtb. I. 881, III. 358.
Dem adelarn von Rôme wär declichen
ist gelungen,
wan er krimvogele ein wunder hat mit
sîner kraft betwungen,
er hât lop erswungen
durliuhtic. lûter unde glanz.
Konr. v. Würzburg. Man. Samml. II.
Band 10, Seite 363
Steinbilder und Holzschnitzereien
[kein Datum]
Die Säulencapitele in der Saalhofscapelle - Stein
Die Steinfiguren an der Nicolaikirche - Stein
Die Figuren und der Adler vom ehemaligen Galgenthor - Stein
Der Tragstein am Schlachthaus und der Ochsenkopf daselbst
Der Stein in der Stadtmauer hinter dem Dominicanerkloster
Die Mönchsfigur aus den Drei Sauköpfen - Stein
Die Portale in der Leonhardskirche - Stein
Verschiedenes an den Röderhöfen, Capitele in Seckbach liegend
Madonna und Sonstiges am Steinernen Haus - Stein
Holzschnitzereien aus der Michaelscapelle - Holz
Auf dem Kühhorns Hof am Brunnen - Stein
Figuren und Ornamente am Dom - Stein
In der Liebfrauenkirche - Holz, Stein
In der Weißfrauenkirche - Stein
Im Carmeliterkloster - Stein
Am Eschenheimerthurm, Köpfchen - Stein
Im Johanniterhof und Kirche - Stein
Im Haus I.140, Markt - Holzschnitzerei
Grabsteine im Dom und anderen Kirchen - Stein
Bernhardscapelle im Hainerhof - Stein
Madonna an der Leonhardskirche - Stein
Weihwasserbecken daselbst - Stein
Madonna im Carmeliterkloster - Holz
Im großen Speicher - Holz
Im Fürsteneck - Holz
Im Rebstock, Wahrzeichen - Stein
Im Krimvogel - Stein
Am Leinwandhaus, Schlagleiste - Holz
Liebfrauenkirche, Chorstühle - Holz
Tragstein I.168, Mainzergasse
Altgasse C.129, Kopf oben in der Brandmauer - Stein
Hund in Sachsenhausen, Wahrzeichen - Stein
Löwe mit Wappen, Judenmauer, Prellstein - Stein

Buchstabe L

Band 12, Seite L1
Krimvogel
Liebfrauenberg | Liebfrauenberg 39
G.62
7. September 1888
Bei dem seit einiger Zeit im Gang befindlichen Neuanstrich des Hauses wurden die sämmtlichen noch in den Originalfarben erhaltenen Wappenschilde mit weißer Oelfarbe dick überstrichen und wurde somit der größte Theil ihres alterthümlichen Aussehens unrettbar zerstört, was um so bedauerlicher ist, als eine Nothwendigkeit zu einem solchen Vorgehen in keiner Weise vorlag und in den vielen vorhergehenden Anstrichen die alten immer noch in Schönheit prangenden Farben respectirt wurden.
Siehe auch: