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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für Graal

Band 5
Graal, Alte Mainzerg. I.52
Band 8, Seite 19
Graal
Alte Mainzergasse 15
I.52
5. Juli 1856
Heute wurde mir Gelegenheit, das Haus genau zu untersuchen, es bildet das Eck mit der alten Mainzergasse und einem städtischen Allment, welches nach dem Main hin durch die ehemalige Stadtmauer abgeschlossen wird und tritt auf der anderen Seite gegen das Haus 13 hin bedeutend in die Straße vor, so daß es gleichsam ein doppeltes Eck bildet. S. Allment.
Der Unterbau ist sehr alt und reicht wohl in das 14. Jahrh. hinauf, jedoch haben sich von ihm nur einzelne Mauerreste erhalten und ein Gewölbe, das links das Erdgeschoß nach der Mainzergasse hin einnimmt, stammt aus dem 15. Jahrh. Es ist niedrig und besteht aus zwei aneinanderstoßenden flachen Kreuzgewölben, deren Schlußsteine Wappenschilder zeigen, die jedoch übertüncht und nicht mehr zu erkennen sind. Es hat von seinem ursprünglichen Aussehen viel eingebüßt, dadurch daß es zu einem Branntweinkeller umgewandelt ist, die 4-5 Fuß dicken Mauern desselben sind stellenweise eingeschlagen um Nischen zu erhalten, in welchen die Flaschen liegen, und das Fenster sowie die mit einem Spitzbogen überdeckten Thüren nach der Mainzergasse hin sind später eingebrochen, was man auf den ersten Blick erkennt. Der eigentliche Eingang war vom Hofe aus und ist diese noch sehr gut erhaltene Thüre genau mit den Formen des ganzen Gewölbes übereinstimmend ausgeführt. Dieser Zeit verdankt auch das Hauptthor seine Entstehung, dessen Spitzbogen allerdings später eine gewaltige Veränderung erfahren mußte, indem es an seinem oberen Theile durch unverständige Hände bei einer Reparatur ein gedrücktes Ansehen erhielt.
Gegenwärtig ist die ganze Räumlichkeit zu einer Liqueurfabrick eingerichtet und im Besitze des Herrn Englert. Im Hofe hat er seinen eigenen Brunnen, der früher ein Ziehbrunnen
Band 8, Seite [20]
war und nun durch eine hineingestellte Pumpe den Ansprüchen der Neuzeit gerecht wurde. Ein mächtiger Stein, an welchem früher die Rolle gehangen, giebt von seiner einstigen Bestimmung Zeugniß und tritt weit aus der dicken Mauer heraus, ein ebenfalls daselbst eingemauerter Tragstein war wohl bestimmt, eine Verdachung zu unterstützen, indem ich mir seinen sonstigen Zweck nicht erklären konnte. Dicht neben dem Brunnen führt eine mit einem Spitzbogen überdeckte Thüre in das Allment, das sich rasch auf den Main zu absenkt. Diese Thüre scheint später in die Mauer gesetzt zu seyn und ebenfalls dem 15. Jahrh. anzugehören, die Mauer jedoch die alte Umfassungsmauer zu seyn. Dieselbe ist durch vielfache Blenden stellenweise um ihre halbe Dicke verringert und im Laufe der Zeiten so sehr verändert und umgestaltet, daß ihre eigentliche Form kaum mehr herauszufinden ist. S. Abb. [R0594] [R0593] des Hofes.
Oben in dem Fachwerk des nach der Mainzergasse hin gelegenen Theil des Hauses findet sich über einer Thüre zierlich die Jahreszahl 1564 angemalt, was auf einen Neubau deutet, der auf den alten Unterbau in Holz aufgesetzt wurde und durch das Alter ganz schief steht. Die Jahreszahl selbst befindet sich über einer Thür und ist die Bemalung oder vielmehr der Anstrich der Wände genau so, wie ich es bei einer Menge von Häusern aus dieser Zeit vorfand, nämlich die Wand weiß getüncht, die Balken blaugrün oder roth, mit farbigen Streifen umzogen, der an seiner Endigung nach dem weißen Kalkputz hin wieder mit einer dunklen Linie eingefaßt ist. Auch die Fußböden sind dieselben und sind mit gebrannten thönernen Plättchen belegt, von einer Vollständigkeit,
Band 8, Seite [22]
das in seiner Anlage und seinen Formen allerdings auf eine frühere Zeit deutet, jedoch meiner Erfahrung nach zweifelhaft erscheint. Der Raum, den es erhellt, ist offenbar gegenwärtig in eine Kammer verwandelt und trägt außer der dicken Mauer, welche das Eck nach dem Hause 13 [I.53] bildet, keine Spur, die auf die rom. Zeit hinweist, welche das 11. und 12. Jahrh. ungefähr in sich begriff; auf der Seite nach dem Allment hin finden sich noch zwei Fenster, mit einem Rundbogen überdeckt, allein keines davon kann ich einer so alten Kulturperiode zutheilen und mag bei einer dereinstigen Untersuchung sich wohl die eigentliche Entstehungszeit am ersten klar legen.
Der Name des Hauses Graal deutet allerdings auf ein sehr hohes Alter und kommt das Haus urkundlich als schon bestehend bereits im Jahre 1393 vor, allein das berechtigt keineswegs zu der Annahme, daß es bis in den Anfang des 13. oder gar Ende des 12. Jahrh. hinaufreichen muß, denn die alten, dicken, durch zahllose Blenden entstellten Mauern können ebensogut aus einer späteren Zeit stammen, wie ich dieß hier in Frankfurt an einer Menge von Bauten nachzuweisen im Stande bin. S. Ab. [R0596] [R0595] der Fenster.
Wenn deßhalb von kundiger Seite die erstere Ansicht ausgesprochen wird, so ist dieser Ausspruch mit der größten Vorsicht aufzunehmen. Der Mittelbau verbindet das ebengenannte Hinterhaus mit dem auf den Main hin gelegenen Vorderhaus, in dessen Fachwerk wir oben im 4. Stock die zierlich angemalte Jahreszahl 1602 treffen. Sie ist gleich der im Hinterhaus
Band 8, Seite 25
Graal
Alte Mainzergasse
20. Februar 1873
Seit einigen Tagen ist man beschäftigt, dem Vorderhause, das nach dem Main zu liegt, einen Ausgang auf den Quai zu verschaffen und wurde zu diesem Ende die Wand des Hauses durchgebrochen. Es ist dieß ein Stück alter Stadtmauer, welche den Unterbau bildet und auf welche das Haus mit der Vorderwand gestellt wurde ich habe sie untersucht, sie ist ziemlich dick, aber äußerst unsorgfältig und roh ausgeführt. Eines der letzten Stücke alter Stadtmauer schließt das neben dem Hause herziehende Gäßchen nach dem Maine zu ab. S. d. Wenn nicht alle Zeichen trügen, so drohen dem Hause durch diese neue Einrichtung schwere Veränderungen, wie denn auch bereits aus dem Erdgeschoß des Vorderhauses die alten hölzernen, schön profilirten Träger, welche den ersten Stock stützten, herausgenommen und zersägt wurden. Es war schon einmal die Rede von gänzlicher Niederlegung und Neubau des Hauses, dieser Kelch scheint nun doch glücklich an ihm vorübergegangen zu seyn, doch ist es noch nicht aller Tage Abend, und in der heutigen Zeit kann man sich auf alles gefaßt machen.
Band 8, Seite 29
Graal
Alte Mainz Gasse 15
I.52
29. März 1879
Heute hat der eigentliche Abbruch des Hauses begonnen, nachdem bereits seit einigen Tagen hier und da Thüren und Fenster zu diesem Behufe ausgehängt worden waren. Eine in ihrer Eintheilung und Ausführung höchst geschmackvolle Stuckdecke habe ich noch gezeichnet, s. Ab. [R1592]
Band 8, Seite 33
Aliment | Stadtmauer Main
Juli 1856
Bei dem Hause Graal, Alte Mainzergasse 15 [I.52] geht ein Aliment auf den Main, welches daselbst von der alten Stadtmauer abgeschlossen wird, dieß Stück Stadtmauer nun gehört seinem unteren Theil nach mit zu den allerältesten Mauerfragmenten unserer Stadt, es besteht unten ungefähr 8 Fuß hoch aus rothen Sandsteinen, welches Stück vielleicht aus dem 10. oder 11. Jahrh. stammt. Später wurde ein Bogen zur Verstärkung daran gesetzt, um oben die Breite für den Umgang zu erhalten, der theilweise wieder abgebrochen oder heruntergefallen ist, ein Kämpfer davon liegt dicht dabei, und man kann deutlich die Stelle sehen, wo er herausgefallen, dieselbe ist rechts ungefähr in einer Höhe von 10 Fuß über dem Boden.
Ganz zuletzt wurde die Mauer noch einmal erhöht od. ausgebessert; die unmittelbare Nähe der Leonhardskirche giebt viel Wahrscheinlichkeit für das Alter des untersten Theils.