Auch standen noch niedrige Schoppen oder Ställe zwischen dem Hause und dem Mainufer, welche nunmehr verschwunden sind. Das Gebäude gehört, so viel ich bis jetzt in Erfahrung bringen konnte, den Familien v. Holtzhausen und Humbracht gemeinschaftlich, ist aber entsetzlich vernachlässigt, sowie die Anlagen um dasselbe herum ebenfalls verwildert sind.
Im Anfang dieses Jahrh. bewohnte es der Geheimrath Willemer mit seiner Frau, einer ehemaligen Tänzerin, höchst liebenswürdig und von feiner Bildung. Ich habe sie in den letzten Jahren ihres Lebens noch gekannt, sie war die vierte Gemahlin des Herrn Geheimrath, die übrigen drei Frauen liegen in dem Dickicht hinter dem Hause nebeneinander begraben. In dem Jahr 1815 war Goethe zum Besuch bei Willemers und wohnte auf der Gerbermühle, woselbst er 11 Uhr in der Nacht vom 15. auf den 16ten Aug. den Besuch der Herzogin von Cumberland, nachmaliger Königin von Hannover, empfing. Die hohe Frau wollte ihn bei ihrer Durchreise gerne sehen und ließ es sich nicht verdrießen, als sie ihn in der Stadt nicht anwesend fand, ihn auf diesem ländlichen Aufenthalte aufzusuchen, woselbt sie noch, um zu ihm zu gelangen, eine elende hölzerne Treppe der vor dem Hause gelegenen Terrasse hinaufklettern mußte. Goethe zum Andenken an diesen Besuch ließ man den damals hier lebenden Maler Radl eine Ansicht der Gerbermühle mit der ebenerwähnten Terrasse sowie eine Ansicht der Stadt von der Terrasse aus gesehen, anfertigen und sandte es