7. Mai 1881
Ein alter Hof, dessen Gebäude und ganze Anlage, wie es scheint, in das vorige Jahrhundert gehört, von finsterem melancholischem Aussehen, namentlich von der Rückseite her, wobei das ungeheure Dach mit den dasselbe beschattenden hohen Ulmen äußerst einen seltsamen wehmüthigen Eindruck hervorbringt, den ich mit einer Elegie vergleichen möchte. Noch vor nicht gar zu langer Zeit, etwa 12 Jahren, war die Gegend unbebaut, und die hinter dem Hofe liegenden Wiesen, mit Weiden und Erlen bestanden, gaben der ganzen Oertlichkeit einen eigenen Reiz. Als der Palmengarten angelegt wurde und gleichzeitig die Neubauten und Straßen sich bis hierher auszudehnen begannen, schwand dieser Eindruck allmählig, nur der Hof selbst stand mit seinen streng abschließenden Ringmauern unverletzt in seiner Eigenthümlichkeit da, bis vor ungefähr 8 Tagen durch die Verbreiterung des Ginnheimerweges die westliche Mauer theilweise gefallen ist und somit das ganze Bild sehr geschädigt ist. Es war mir der Hof mit seinen dunklen Baumgruppen einer der liebsten Vorwürfe, und ich habe vielfach darin studiert und mit Vorliebe die Motive zu Bildern verarbeitet. Jetzt ist so ziemlich alles zu Ende.