Ein altes Haus, das noch dadurch ganz außerordentlich gewinnt, als es früher einer Familie Melber gehörte, und zwar derselben, zu welcher Göthe und seine Schwester gebracht wurden, als der Umbau des elterlichen Hauses auf dem Hirschgraben ein ferneres Verbleiben für die Kinder unmöglich gemacht hatte. Hier im Herzen der Stadt am Hühnermarkt gelegen, verbrachte er einen Theil seiner Jugendzeit und zwar gerade die, welche für äußere Eindrücke die allerempfänglichste ist. Das Marktgewühl in Herrmann und Dorothea ist genau nach den hier täglich vom Fenster aus gesehenen Eindrücken genommen, der Brunnen mit dem Bilde der Freiheit steht noch heutzutage, und Meßbuden auf dem Platze aufgeschlagen zu sehen, erinnere ich mich selbst noch sehr gut und findet dasselbe auch heute noch statt. Vor Allem aber ist es die innere Beschaffenheit des Hauses, welche vielfachen Stoff zu poetischen Eindrücken darbot und in der Seele des lebhaften Knaben reichlich zurückließ. Die großen Räume, unten auf hölzerne Pfeiler gestellt, die Winkel Trepp auf und ab, sodann die durchbrochnen Häuser mit ihren Hinterfenstern auf kleine enge Höfchen mündend, im Hause selbst unten feuerfeste Gewölbe mit vergitterten Fenstern und darüber eine sogenannte Altane, ein in der Höhe angelegtes Gärtchen, ganz traulich in Hofes- und Häusergewinkel versteckt, alles dieß ist schon geeignet, die Seele eines phantasiereichen Kindes mächtig anzuregen und zu