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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

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Band 12.1, Seite 8
zwingenden Macht der Gegenwart unterliegen. Mancher eigenthümliche Charakterzug ward auf diese Weise vor meinen Augen für immer ausgelöscht, ohne daß ich es vorfinden konnte, und manchmal wurde ich ausgelacht, wenn ich meine Stimme erhob oder wurde mit lächelnden Seitenblicken betrachtet, wenn ich es versuchte, einem Handwerker auseinanderzusetzen, daß dasjenige, was es erbarmungslos zerschlug und abbrach, viel mehr werth sey, als das, was er im Begriff sey, dafür an die Stelle zu setzen, ja sogar viel mehr werth, als er in seinem ganzen Leben je machen und verstehen lerne. War ich doch selber Zeuge, wie ein Spengler einen kleinen, wundervoll in Stein gehauenen mittelalterlichen Adler auf einem Wappenschilde am südlichen Eck der Stadtwaage zur Hälfte mit dem Hammer abschlug, um der geringen Mühe überhoben zu sein, den Standkändel an demselben vorbeizuleiten, was noch bis heutzutage ein Schandzeugniß für die mit der Beaufsichtigung der öffentlichen Arbeiten betrauten Angestellten abgiebt.
Ueber solche Dinge muß man sich trösten, denn man richtet gegen die rohe Masse doch nicht viel aus, und derselbe Mann, der Abends hinter dem Schoppen oder im Casino oder in einer diplomatischen Soirée sich vornehm in die Reihen der Gebildeten stellt und mit breiten Worten und Phrasen über Kunst spricht und die Kälte und Empfindungslosigkeit unserer Zeit tadelt, läßt vielleicht am nächsten Morgen das schönste in Stein gemeißelte Wappen in seinem eigenen Hause durchlöchern oder in Stücke schlagen, um einer Gasleitung den Weg zu bahnen oder ein Fenster zu gewinnen. Dieß ist keine leere Anspielung, sondern soll nur darthun, wie viel eitel Geschwätz in der Welt umherläuft und wie in Frankfurt die Kunst als Unkraut behandelt wird.
Manche Blätter der Sammlung scheinen unwichtig und am Ende der Aufbewahrung nicht werth, aber sie dienen zur Vervollständigung des Ganzen, und dem späteren Forscher kann oft der allergeringste Wink, die Erhaltung einer Jahreszahl, eines Namens oder einer Hausmarke von dem allergrößten Werthe sein. Wie oft schon war ich mit Dank gegen frühere Sammler erfüllt, wenn mir durch ihre Sorgfalt und Bemühungen verloren geglaubte Dinge neu zu-
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sich durchzuringen, glücklicherweise aber kam diese Vereinigung doch noch vor dem Falle zweier der wichtigsten Bauten in unserer Stadt zu Stande; ich meine die Spitalshalle und den Saalhof. Letzterem namentlich konnte ich so ziemlich zeichnend folgen, und sein Ende gehört schon in die Zeit meiner frisch gewonnenen Erkenntniß, so daß das Interesse, das er mir neben seiner malerischen Bedeutung einflößte, auch zugleich ein Baugeschichtliches wurde, und nur wer die Gebilde der Architektur in diesem Sinne auffaßt, gleichviel ob er Maler oder Architekt sey, wird sich im Stande fühlen, den eigentlichen Eindruck wiederzugeben, den ein altes Gebäude in der Regel auf unser Gemüth hervorzubringen pflegt. Es ist nicht die malerische Schönheit allein, sondern es ist das Stück Menschengeschichte, was uns unbewußt daraus anweht, dessen Flüstern leise in unserer Seele einen Wiederhall findet und gleich den Klängen einer Aeolsharfe den unnennbaren Reiz des Geheimnißvollen hervorzauberten, welcher niemals mit Worten zu erklären ist, und das eigentliche Wesen eines jeden poetischen Eindruckes ausmacht. An solchen Eindrücken waren die alten verlassenen Räume des Saalhofes überreich, und ich habe viel daselbst geholt und gelernt.
Ebenso waren die nächsten Umgebungen der Stadtmauern, sowie diese selbst, soweit ich sie noch in ihren spärlichen Resten gekannt habe, stets geeignet, eine eigenthümliche Stimmung zu erwecken, wie überhaupt viele Orte in unserer Stadt, ehe die Neuzeit mit ihrem Lärm in die fernen und einsamen Winkel eindrang. Jetzt aber, wo die Spekulation ihre Kukukseier in diese Räume gelegt hat, ist Alles vorbei; die stummen Zeugen vergangener Jahrhunderte lichten ihre Reihen von Tag zu Tag, ich glaubte deßhalb daraus die Berechtigung schöpfen zu dürfen, dieselben wenigstens im Bilde zu erhalten.
Das wäre ungefähr, was ich als einleitende Worte vorherschicken zu müssen glaubte, ein Weiteres halte ich für überflüssig; die Zeichnungen tragen meistens ihre Erklärungen in sich selbst, und die betreffenden Textnotizen geben in den einschlägigen Stellen das Fehlende.
Band 1, Seite [18]
so wurde nun dafür die Hauptwache bestimmt. Als er nach geschehener Publikation des Urtheils zurückgebracht wurde, und ihm dort an der Thüre der Consistorialrath Conrad Deeken und der Pfarrer Sand zu ihm traten, ihm Trost zuzusprechen, rief er diesen unbefangen zu: „Herr Parrer, wissese schonn, ich wer gereddert“, was die Geistlichen beinahe bis zur Ohnmacht erschütterte.
Nachdem das gesprochene Urtheil alle Instanzen durchlaufen, wurde ihm der Stab gebrochen. Criminalrath Sigler hatte zu diesem Ende von einem Dreher kleine Stäbchen, rund mit eingedrehten Kerben des sicheren Bruches wegen, anfertigen lassen.
Als nun dem Inquisiten das zerbrochene Stäbchen vor die Füße geworfen wurde, hob es derselbe gleichgültig auf und paßte die zerbrochenen Enden aneinander, dabei äußernd „Ich habe so etwas doch in meinem Leben noch nicht gesehen.“ Am Tage seiner Hinrichtung 7. Juni 1799 verlangte er von der Henkermahlzeit den Theil eines gewissen Gerichtes (Fisch) und ein Glas Wein, welches ihm auch verabreicht wurde; bei seiner hierauf erfolgten Abführung nach dem auf dem Roßmarkt vor dem jetzigen Englischen Hofe befindlichen Schaffotte, dessen Einrichtung er von dem Fenster seines Gefängnisses mit angesehen hatte, äußerte er gegen die Zuschauer, an welchen er vorüberging, wohlgemuth und unter Verbeugungen „Wir sehen uns wieder.“
Kurz darauf fiel sein Haupt unter dem gewandten Schwerdte des Scharfrichters Hoffmann, welcher an dem Inquisiten seine erste Exekution vollzog.
Nach genauen Auszügen aus den Criminal-
Band 1, Seite 43
Altgasse 14
C.87
5. Juni 1858
Ein Haus, dessen Hintergebäude und Hof alt sind. Im Hofe Schoppen und Ställe in altem Balkenwerk aufgeführt. Vor der Hand keine Jahreszahl zu ermitteln. Wahrscheinliche Erbauungszeit Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrh.
Band 1, Seite 49
Alte Gasse 77 | Bleichstraße 17 | Bleichstraße 19
C.103
27. April 1851
Eines der ältesten Häuser in dieser Gegend und noch ziemlich im alten Stand erhalten. Der Hof desselben Bleichstraße 17, 19durch den weiten alten Thorbogen gesehen, ist äußerst malerisch und charakteristisch. Der erste Stock des Hauses ruht auf hölzernen Trägern, ebenso ist eine neben dem Thorbogen befindliche Eingangsthüre spitzbogig in Holz ausgeführt. Das andere Thürchen nach der Bleichstraße hin ist eben so alt und führte in den Zwinger, da hier die Stadtmauer dicht vorbeizog und ein schönes altes Thor stand, vis. Abb. [R0899] Alte Häuser, welche direkt der Stadtmauer gegenüber standen und mit dieser den sogenannten Zwinger bildeten, tragen einen und denselben Charakter und erinnere ich mich, viele derselben bis an das Bockenheimerthor hin noch in eigener Anschauung kennengelernt zu haben. Sie entschwinden mit reißender Schnelligkeit, und unsere Generation, deren Interessen auf andere Ziele gerichtet sind, widmet diesen treuen Zeugen der Vergangenheit keine Aufmerksamkeit und keinen Nachruf mehr. Das Haus 19, Bleichstraße ist im Anfang dieses Jahrhunderts erneuert worden, das Haus 17 aber, welches das Eck bildet, behielt seine alte ursprüngliche Form und gehört aller Wahrscheinlichkeit nach in das Ende des 16. oder Anfang des 17. Jahrh. Wie lange wird es dauern, so sind beide verschwunden und der Spekulation zum Opfer gefallen.
Band 1, Seite 51
Zoll, alter
Alte Gasse 75
C.104
6. Oktober 1877
Seit den ersten Tages des verwichenen September hat der Abbruch des Hauses begonnen und ist nun heute C.104dasselbe bis auf den Grund niedergelegt um neu aufgebaut zu werden. In seiner ganzen Erscheinung hatte es etwas höchst eigenthümliches, namentl. die seit dem Abbruch der Nebenhäuser 77, C.103 blos gelegte Rückseite nach dem Hofe hin, welche sich ihr altes Kleid besser zu bewahren wußte als der nach der Straße gelegene Theil, der im Laufe der Zeiten mehreremale reparirt und auch, wie es scheint in der Fensterstellung verändert worden war. Die Wetterfahne, welche sich auf dem hohen mit Schieferstein beschlagenen Giebel befand, zeigte die Buchstaben D. R. 1742, was mir eher auf eine Reparatur als auf einen Neubau zu deuten scheint, indem die ganze Bauweise nach dem Ende des 16. oder höchstens dem Anfang des 17. Jahrh. zeigt, was schon allein aus dem Umstand deutlich abzusehen wäre, daß es auf dem 1628 erschienenen Grundriß von Merian als bereits bestehend aufgeführt ist. Die ganze Gegend hat seit dem Abbruch der Befestigungen, denen das dicht bei dem Hause gestandene alte Thor ebenfalls zum Opfer fiel, ihr Aussehen total verändert und ist nicht wieder zu erkennen. Weiteres ist aus der einschlägigen Abb. zu ersehen.
Band 1, Seite 53
Wellenscheuer
Altgasse 71
C.105 | C.106a
6. Juni 1858
Ein, wie es scheint, Ende des 16. Jahrh. aufgeführter Bau. Woher der Namen stammt, ist nicht zu ermitteln.
Fenster mit Gewändern von blauem Stein, Thüre Spitzbogen. Ein jedenfalls feuerfester Bau, welcher in seiner Art an das Hinterhaus des ehemaligen Taubenhofs erinnert und mit diesem zu gleicher Zeit erbaut zu sein scheint. Der nach der Altgasse hin vor dem alten Gebäude liegende Hof, früher mit einer Mauer gegen die Straße abgeschlossen, ist seit einigen Jahren mit einem modernen Wohnhause theilweise überbaut so daß man unter dem Hause erst durch muß, um an das alte Gebäude zu kommen.
Band 1, Seite 63
Altgasse 29
C.129
6. Juni 1858
In der Brandmauer nach Westen oben im Giebel ist ein Steinbild, ein Kopf von rothem Sandstein eingemauert. Es stammt aus dem Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrhunderts Renaissance, ich hatte es im Anfang für älter gehalten bis eine genaue Untersuchung mich eines Besseren belehrte.
Band 1, Seite 69
Hinter der Peterskirche
Alte Gasse 11
C.140
6. Juni 1858
Alt, Ende des 17. Jahrh. muthmaßlich. Durchaus Holzbau, auch die Verkleidung und der Bogen an der Hausthüre ist von Holz.
Band 1
Oktober 1857
Gegen Ende October wurde bei den Ausgrabungen am Domhof Behufs der Herstellung eines Wasserbehälters eine Menge vorweltlicher Knochen gefunden, worunter namentlich ein Elephantenzahn von 8 Fuß Länge und ungefähr 70 Pfund schwer das Hauptstück war. Ungeheure Backenzähne, 13-14 Pfund schwere Hirschgeweihe u.s.w., was wahrscheinlich alles da zusammengeschwemmt war, denn sonst hätte man auch die übrigen Theile der Scelette finden müssen. Die Sachen wurden an das Senkenberg'sche Museum geschenkt.