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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für Alter Wolf

Band 2, Seite 177
Alter Wolf | Erlanger Hof
Borngasse 11
L.61
30. Mai 1855
Heute fand ich Gelegenheit, im alten Wolf bei dem Abbruch des hintersten Hauses links im Gäßchen mich ein wenig umherzutreiben, was ich schon längst gewünscht hatte und nie dazu kommen konnte.
Man bricht eben dieses Haus No.L. 61 behufs baulicher Veränderungen ab; es stößt direkt auf die älteste Stadtmauer, welche hier vorbeizieht und ist mir somit höchst interessant. Es trägt an einem Tragstein die Jahreszahl 1613, doch finden sich bei dem Abbruch viel ältere Spuren, und ich glaube, daß in benanntem Jahr zwar dieß Haus aufgeführt wurde, daß aber früher bereits ein älteres Gebäude diese Stelle ausgefüllt hat.
Hinter dem Hause läuft ein schmaler, in einen spitzen Winkel sich endigender, unbebauter Zwischenraum (Alliment) hin, welcher auf der einen Seite von den hinteren Mauern des Hauses zum „Häbernen Brei“ (Lit. K.161) begrenzt wird, und dessen besagte Mauern auf der Stadtmauer stehen, auf der anderen Seite bildet die Hintermauer von benanntem L.61 die Grenze, auf der dritten Seite wird es durch eine kleine Mauer von der Mausgasse getrennt. Unter ihm läuft die Antauche,
Band 2, Seite [178]
die letzte Spur des ehemaligen Stadtgrabens. Das Haus liegt an der tiefsten Stelle des Gäßchens.
Durch Abbruch der hinteren Schoppengebäude (April 1859) wurde der letzte Rest alterthümlichen Aussehens vertilgt, indem man das alte Haus, den schönen malerischen Mauergiebel frisch verputzte und mit Oelfarbe anstrich, um dem neu angelegten Gärtchen eine etwas, wie die Leute meinen, elegantere Form zu geben. Der vor einigen Jahren an die Stelle eines früheren Baues gestellte Neubau wurde abermals verändert und die frühere Gestalt des Baues wieder hergestellt. Eine Zeitlang nämlich war der Neubau zu Brauereizwecken benutzt worden und ein offenes Kühlschiff mit einem auf Pfosten ruhenden Dach befand sich im ersten Stock und bildete den Schluß des Gebäudes; jetzt ist der erste Stock wieder zu Zimmern eingerichtet und ein Dachstock wie früher wieder darauf gebaut.
Der alte Wolf, namentlich sein in die Mausgasse stoßender Hinterbau und Giebel waren mir immer von großem Interesse, indem diese Stadtgegend, nie durch Feuer verheert, sich in ihrem Aussehen gar gut ihren alten und ältesten Spuren zu erhalten gewußt hatte; jetzt ist
Band 2, Seite [184]
ersten Stock führenden Treppe bestand aus steinernen Tritten, der erste Absatz derselben hatte ein verwittertes Fenster nach dem Hofe zu. Unten neben der Treppe ging über die Stufen hinauf neben dem Backofen eine Thür mit einem Spitzbogen überdeckt, in den höher gelegenen Hof, in welchem man eine überraschende Aussicht auf die alterthümlichen, ganz erhaltenen älteren Bauten des Hauses zum alten Wolf s.d. und der Hinterhäuser des dahin anstoßenden Theils der Mausgasse hat. Jetzt wird Alles geändert, und wer weiß, was übrig bleibt.
War das Haus auch architektonisch nicht hervorragend interessant, so war es doch wenigstens ein rein erhaltenes Exemplar seiner Bauperiode und somit immer für den Kulturhistoriker von Werth.
Durch die Lage als Eckhaus an dem Plätzchen wurde das äußere Aussehen besonders hervorgehoben, und mir war es immer eine Freude, vorbeizugehen, was selten geschah, ohne daß ich stehenblieb und mich an der Eigenthümlichkeit der ganzen Umgebung ergötzte. Diese Stelle ist die tiefste der ganzen Straße und war häufig bei hohem Wasser überschwemmt.
Band 2, Seite 185
6. Juni 1872
Heute kam ich abermals dazu, das Innere des Hauses zu untersuchen und fand zu meiner größten Ueberraschung ein kleines Zimmerchen mit höchst originellen Holzschnitzereien aus dem Jahre 1609. Man vergleiche die Abbildung [R1655] [R0789], und man wird finden, daß ich nicht zuviel gesagt habe.
Im Hausgange soll eine Säule von Eichenholz und reich geschnitzt auf der halben Treppe stehend, die Decke des ersten Stocks getragen haben. Ein sehr alter und reichgeschnitzter Schrank, der als Erbstück immer an das älteste Familienglied fällt, befindet sich bei der Schwester des Hauseigenthümers, welche gegenwärtig in Niederrad wohnt. Alte Schränke sollen noch im Hause vorhanden sein und werde ich dieselben nächstens einer genauen Untersuchung unterwerfen.
Nie hätte ich gedacht, ein so schön erhaltenes Exemplar der Renaissance dahier in meiner Vaterstadt aufzufinden.
Die Aussicht nach dem alten Wolf und dem alten Hause in der Mausgasse habe ich nun auch gezeichnet, doch sind einzelne Veränderungen mittlerweile an den Gebäuden vorgenommen worden, die den eigenthümlichen Reiz, den das Ganze hatte, zerstört haben. s. Abb.
Band 5
Stangengasse, Stadtmauer und Thurm
Alter Wolf
Band 12, Seite B9
Alter Wolf | Erlanger Hof
Borngasse | Borngasse 11
L.61
3. Oktober 1883
Bei dem gestern in dem neuerbauten Theile des Hauses ausgebrochenen Brande, welcher einen Theil des Hauses zerstörte, wurde auch die von einem früheren alten Bau hierher versetzte Wetterfahne theilweise zerstört. Glücklicherweise habe ich schon vor längerer Zeit eine Abb. [R1601] davon genommen. Die anstoßenden Hinterhäuser Mausgasse 23, L.73. a, L.73.b sind unversehrt geblieben.
Siehe auch:
Band 12, Seite R7
Wolf
Römerberg | Römerberg 5
I.164
22. April 1885
Zu meiner nicht geringen Ueberraschung fand ich heute die schöne alte Freitreppe, welche als Wendeltreppe im Hofe zu allen Stockwerken führt, noch unversehrt vor. Der Eingang vom Römerberg her war verändert worden und glaubte ich sie bereits verloren. Sie ist beinahe genau so wie diejenige, welche sich in dem Hause Markt 4, L.155. s.d. nebst Abb. [R1508] V.1508 vorfindet.
Eine Jahreszahl konnte ich bis jetzt nicht entdecken, doch trägt das Hinterhaus, in welches sie theilweise eingebaut ist, ein noch erhaltenes Fenster über einer zugemauerten Thüre, dessen Formen in das 16te Jahrhundert weisen. Vorderhaus sowie theilweise auch das Hinterhaus sind im Laufe der Zeiten nach und nach mit dem Wechsel der Besitzer deren Bedürfnissen angepaßt. Links auf der Abb., s.d., scheinen Neubauten zu seyn, der mittlere Bau aber, zu welchem eigentlich die Treppe führt und welcher das bereits erwähnte Hinterhaus bildet, ist noch alt und wahrscheinlich aus der ersten Anlage herrührend, namentlich ist das Innere der auf dem Bilde von außen sichtbaren Dachkammer (Zwerghaus) in seiner Holzkonstruktion höchst seltsam und eigenthümlich, s. Ab. [R1634] und dahier in keinem zweiten Exemplar mehr vorhanden. Die ausklingende Gothik in dem Dachgebälke habe ich dadurch als einziges Exemplar zu verzeichnen. Die Wand des Hauses 7, I.163,