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Inhaltsverzeichnis

Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

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Band 5, Seite [182]
und die hiesigen Klöster bereits aufgehoben waren, wurde er aufgefordert, doch einmal in das hiesige Bürgerspital zu kommen, allwo ein kranker Dominikaner ihn vor seinem Ende noch einmal zu sprechen wünsche. Er ging hin, in der Meinung, seinen Leidensgefährten zu finden, aber es war ein anderer Bruder, der nach Aufhebung des Klosters dahier, in der Stadt geblieben und nun erkrankt, sich in das Spital begeben hatte. Schalk fragte nach dem Verschwundenen, allein der Kranke konnte nicht die mindeste Auskunft geben, er habe ihn seit jenem Morgen nicht mehr erblickt, auch nie mehr eine Spur von ihm im Kloster gefunden, er würde wahrscheinlich eingemauert worden sein. Der kranke Pater starb, Schalk aber erzählte, daß, als er unter der Fürstl. Primatischen Regierung bereits auf der Schäfergasse wohnend, eines Morgens am Fenster gestanden, zwei Ordensgeistliche, seine ehemaligen Confratres unten vorbeigegangen wären und der eine davon, welcher ihn erkannt, ihm mit der Faust heraufgedroht hätte, er aber habe diese ohnmächtige Drohung im Bewußtsein seines guten Rechts verlacht. Er war ein milder, gutmüthiger und liebenswürdiger Mann, von allen geliebt, die ihn kannten, mit den Katholiken aber wollte er nichts zu schaffen haben. Seine Familie hatte ihn total enterbt und allen Verkehr mit ihm abgebrochen. Soweit die Erzählung der Großmutter, welche den 6. Dec. 1838 starb. Sein Sohn starb in den dreißiger Jahren dahier als geachteter Arzt. - 1836.
Band 5, Seite 197
Graubengasse 11
G.134
24. Juni 1874
Massiver Unterbau mit ganz engem Höfchen. Das Haus hat nur zwei Fenster in der Breite und über der Hausthür die Jahreszahl 1728. Der Schlußstein ist durch die Nummer verdeckt. Es gehörte dem Wildpret- und Geflügelhändler Enders. Bei dem Brand von
Band 5, Seite 205
Günderrodhof
Bockenheimer Landstraße 80
7. Mai 1881
Ein alter Hof, dessen Gebäude und ganze Anlage, wie es scheint, in das vorige Jahrhundert gehört, von finsterem melancholischem Aussehen, namentlich von der Rückseite her, wobei das ungeheure Dach mit den dasselbe beschattenden hohen Ulmen äußerst einen seltsamen wehmüthigen Eindruck hervorbringt, den ich mit einer Elegie vergleichen möchte. Noch vor nicht gar zu langer Zeit, etwa 12 Jahren, war die Gegend unbebaut, und die hinter dem Hofe liegenden Wiesen, mit Weiden und Erlen bestanden, gaben der ganzen Oertlichkeit einen eigenen Reiz. Als der Palmengarten angelegt wurde und gleichzeitig die Neubauten und Straßen sich bis hierher auszudehnen begannen, schwand dieser Eindruck allmählig, nur der Hof selbst stand mit seinen streng abschließenden Ringmauern unverletzt in seiner Eigenthümlichkeit da, bis vor ungefähr 8 Tagen durch die Verbreiterung des Ginnheimerweges die westliche Mauer theilweise gefallen ist und somit das ganze Bild sehr geschädigt ist. Es war mir der Hof mit seinen dunklen Baumgruppen einer der liebsten Vorwürfe, und ich habe vielfach darin studiert und mit Vorliebe die Motive zu Bildern verarbeitet. Jetzt ist so ziemlich alles zu Ende.

Band 6 - Buchstaben H I J

Buchstabe H

Band 6, Seite 1
Goethéscher Garten
Haidenweg 14
4. Juni 1862
Wenn dieses Bild auch scheinbar sonst nichts Bedeutendes aufzuweisen hat, so giebt es doch einen genauen Einblick in die damaligen einfachen und bescheidenen Gartenanlagen. Ich erinnere mich noch recht gut, daß die meisten Gärten vor der Stadt dieses Aussehen hatten. Die steinerne Thüre links bildet den Eingang, in ihrem Sturz finden wir die Buchstaben F. G. 1725 eingehauen. Friedrich Georg Goethe, Schneidergeselle, der Sohn eines Hufschmiedes, getauft 1658 zu Artern in Thüringen, copulirt 18. April 1687 in erster Ehe mit Frau Lutz Schneiders Wittwe; dieselbe starb 1700, in zweiter Ehe 1705 mit Frau Cornelia Schellhorn, Wittwe, Besitzerin des Gasthofes zum Weidenhof. Er starb 13. Feb. 1730, seine hinterlassene Wittwe 26. März 1754; von ihm rührt diese Inschrift her. Die zweite Wittwe ist die Großmutter, deren Goethe erwähnt als einer alten, stets weiß und reinlich gekleideten Frau. Wie das Bild es zeigt, so bestand die ganze Gegend noch bis vor wenigen Jahren, auch hat es, so lange mir denkt, niemals anders ausgesehen, mein Gedächtnis führt mich in meine Knabenzeit zurück, in welcher ich mit den Söhnen des damaligen Besitzers des Gartens (Wildprethändler Enders)
Band 6, Seite [2]
s. Graubengasse 28 - häufig denselben besuchte und wir darin unsere Spiele trieben. Nach der Straße zu war es mit einem lebendigen Zaun, nach hinten mit Bretterwänden eingeschlossen, der hintere Theil diente als Küchengarten. Das auf dem Bilde sichtbare Häuschen, welches ein Hauptkennzeichen des Bornheimerweges ausmachte, ist erst vor zwei Jahren abgebrochen worden und habe ich es, obgleich es nicht zur Hauptsache gehört, doch mit in den Kreis der Darstellung gezogen, weil es ein höchst charakteristisches Bild der damaligen Garten- oder Sommerhäuschen abgiebt, welche beinahe alle so ausgesehen haben. Auch der Enders‘sche Garten war vor zwei Jahren verkauft, in drei Theile getheilt und Häuser hineingebaut, so daß man die Stätte kaum noch erkennt.
Zur Zeit von Goethes Kinderjahren stand das Wohnhaus in dem Garten noch nicht, sondern es war nur das kleine Lattenhäuschen vorhanden, das Herr Enders mit einer Rückwand von Brettern versehen ließ, es konnte nur nothdürftigen Schutz gewähren, wie man überhaupt zu jener Zeit sich nur vorübergehend in den Gärten aufhielt.
Frau Engel, welche den Nachbargarten besaß und mit der Familie Goethe bekannt war, erzählte, daß sie oft bei der Frau Rath Goethe im Garten gewesen sey und von ihr mit vortrefflichem Obst bewirtet wurde.
Der Vater des Herrn Enders hatte denselben im Jahre 1812 erkauft, also 4 Jahre nach dem Tode der Frau Rath.
Band 6, Seite 23
Neueneck | Lausherberig
Hasengasse 15 | Eck mit der Zeil 27
D.214 | D.215
31. Januar 1866
Dieses Haus hat, soviel mir bekannt ist, kein baugeschichtliches Interesse und stammt, so wie es jetzt vor Augen steht, aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Ende des vorigen oder Anfang dieses Jahrhunderts, und doch ist es wichtiger als viele andere, durch das, was in ihm vorgegangen, denn es ist eine geweihte Stätte, indem einer der größten Künstler, den je die Erde trug, längere Zeit in ihm wohnte, und zwar im ersten Stock desselben. Es war kein Anderer als der große und einzig in seiner Art dastehender Violinspieler und Componist Nicolo Paganini, dessen Name klingen wird von Generation zu Generation, so lange die Welt steht.
Er bewohnte das Haus im Jahr 1829, und die originelle Anekdote, die mir als Knabe mit ihm vor der Hausthür wurde, ist in meinen Jugenderinnerungen bereits erzählt. Jedenfalls kann das Haus stolz sein, einen solchen Genius, wenn auch nur zeitweise und vorübergehend, beherbergt zu haben.
Band 6, Seite 37
Kleiner Spitalsgarten
Heiligkreutzgasse 15
8. Mai 1865
Die Abbildung [R0921] gibt den Zustand der Straße im Jahr 1842, seitdem ist Vieles verändert worden, indem das B.112 Entbindungshaus entstand, nebst mehreren Privatwohnhäusern. Das erste Haus rechts verdankt seine Entstehung wahrscheinlich dem Jahr 1748, es findet sich nämlich diese Jahreszahl auf der Südseite desselben an einer Sonnenuhr angebracht, zu gleicher Zeit findet sich daselbst auch die Zahl 1796, welche auf eine Restauration zu deuten scheint. Das folgende Haus mit dem Giebeldach und dem spitzbogigen Pförtchen in der Mauer steht schon auf dem Merian‘schen Plan von 1628 in seiner jetzigen Form, ist also älter, was auch ein Eisenbeschlag an einem Fensterladen des anstoßenden Schoppens andeutet, welcher in seinen Formen das Ende des 16ten oder an Anfang des 17. Jahrh. zeigt, s. beifolgende Abb. [R0920]
Früher war die Heiligkreutzgasse ein abgelegener, wenig begangener Ort, allein seit einigen Jahren sind die stillen umliegenden großen Gärten und Höfe nutzbar gemacht worden, und die Neuzeit hat daselbst ihr Panier entfaltet; nicht lange wird es dauern, so sind auch diese letzten wenigen Zeugen verschwunden, und nur die Erinnerung, welche sich an meine Abbildungen festrankt, vermag sich noch eine Zeitlang gegen die Vergessenheit
Band 6, Seite [66]
am Dach, das ebenfalls nur theilweise umgestaltet wurde.
Das Thor, welches das enge Gäßchen neben dem Hause abschloß, s.Ab. [R0081], hatte in den unteren Gewändern 4 Zeichen, s. Ab. [R1350] [R1354], eingehauen, welche das Wappen der Familie du Fay vorstellten. Ueber die Entstehung derselben an diesem Ort und der seltsamen Stelle giebt es eine Art von Sage, welche ein bedeutsames Licht auf die Rechtszustände Frankfurts im Laufe des vorigen Jahrh. wirft. Ein langer Proceß, der erst in unseren Tagen mit einem Vergleich endete, schloß sich daran und werde ich später darüber berichten.
Band 6, Seite 83c
Ein in seinem oberen Theile noch ziemlich erhaltenes Haus, etwa aus dem Ende des 17ten Jahrhunderts, mit einem Zwerghause auf dem steilen Dach und einer noch ganz im alten Style erhaltenen Fenstereintheilung, welche unregelmäßig angebracht, doch etwas ungemein wohnliches haben. Sie sind ganz schmal, ohne Kreuzstöcke, nur mit einer Querleiste versehen, ohne Schlagleiste und in kleine, viereckigte Scheiben eingetheilt, nur wenige Häuser hierselbst sind noch damit versehen und verschwinden dieselben dahier mehr und mehr.
Band 6
1621, auf Urbani
Verleihen Joh. Phil. Ort, Joh. Ulrich Neuhausen, Schöffen, sodann Georg Eger, Thomas Dieler, Hans Laibler und Peter Wöber, sämmtlich des Raths, an Herr Sebastian de Neufville auf 20 Jahre, anfangend auf Urbani 1621 und 1641 am selben Tage enden sollen, „einen dem Rath gehörigen Steinmetzenplatz (Hof) zwischen den zwei Catharinenpforten auf der linken Hand, wenn man hinausgeht, gelegen 79 ½ Fuß lang, 33 Fuß breit, welchen Platz der Beständer mit einer Mauer auf seine Kosten einfriedigen und zu einem Garten anlegen will.
Für jährlich 40 Gulden Zins. Auch verspricht er, den Platz nicht zu verbauen, ebenso wie die Nachbarn, damit keiner dem anderen Licht und Luft nehme, sondern soll ein Garten bleiben. Wegen der aufgeführten Mauer muß sich ein etwaiger Käufer oder Miether der anstoßenden Plätze mit Herrn de Neufville abfinden.