Inhalt »
«

Inhaltsverzeichnis

Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für Alte Stadtmauer

Band 9, Seite 183
Oranienburg
Hinter der Rose 7
D.9
28. Februar 1876
Seit ungefähr drei Wochen hat der Abbruch der letzten Reste der ehemaligen Oranienburg begonnen und kam dabei nichts weiter bemerkenswerthes zu Tage, es waren nur die von dem Hauptabbruch im Jahr 1850 stehen gebliebenen Reste mit einigen Giebeln aus dem Anfang des 17. oder Ende des 16. Jahrh. Ich wohnte damals dem Abbruch bei und sah die alten Gebäude fallen, die in den Erdgeschossen eine Menge fester gewölbter Räume hatten. Man trat durch ein großes Thor in den Hof, der die Gasse abschloß, gegenüber lag das alte Hauptgebäude und hinter diesem ein großer schattiger Garten mit schönen Lindenalleen und Springbrunnen, der in den 20er Jahren ein beliebter Vergnügungsort war und Vauxhall hieß. Ein ziemlich geräumiger Tanzsaal befand sich in dem Haupthause, in welchem gewöhnlich die Brunnenfahrten gefeiert wurden, ebenso Hochzeiten u.s.w. Die ganze Localität war einsam und traulich und wurde der Garten durch die alte Stadtmauer begränzt. Links stieß er an die Peterskirchhöfe, rechts an die Bleichgärten der Radgasse und gewährte von der Stadtmauer aus gesehen einen recht eigenthümlichen Eindruck mit dem Dom im Hintergrunde.
Nach dem Zwinger hin stand noch ein altes Häuschen
Band 9, Seite 241
Neue Mainzerstraße 54 | Neue Rothehofstraße 21 früher Dreifroschgasse
E.72
Mai 1860
Die Häuschen geben ein treues Bild derjenigen Gebäude, welche sonst in der Nähe der Stadtmauern und Wälle sich befanden, deßhalb habe ich sie auch hier in die Sammlung mit aufgenommen, weil derartige Exemplare in unserer Zeit mit reißender Schnelligkeit verschwinden ohne Zurücklassung irgend einer Spur. Man steigt von der Straße einige Treppen hinunter, um in dieselbe zu gelangen; der daran stoßende Garten liegt ebenfalls einige Fuß tiefer als die Straße, wahrscheinlich war hier, wie aus dem höchst unzuverlässigen Belagerungsplan von 1552 hervorgeht, ein sehr hoher Wallaufwurf, welcher bei Anlegung der neuen Befestigungen im Jahr 1635 und weiter darauffolgenden Jahren abgebrochen wurde. Die Häuser und der Garten aber existirten damals schon, man warf deßhalb die Straße mit der überflüssigen Erde zu, wodurch diese sich um 4-5 Fuß von ihrem früheren Boden erhöhte und legte zu dem Eingang der Häuser, welcher natürlich nicht verändert werden konnte, Stufen hinab. Auf dem Plan von Merian (1628) stehen sie schon, auch bürgt der Spitzbogen und die Faasen an den Thürgewändern für das angeführte Alter, ebenso die Steine, welche als Treppenschwellen auf die Straße herausliegen. Ein kleines nach Osten gelegenes Fenster im obersten Stock hat noch alte Verbleiung, sowie an zwei Thüren noch der Original Pfortenring, s. Abb. [R0629] sich befindet, welcher ebenfalls ein gültiges Zeugniß für das Alter ablegt, daß vor 1628 die Häuschen schon standen. Ich erinnere mich, daß die
Band 10, Seite 7
sind sie bereits ganz in der Form vorhanden, wie sie eben dastehen. In ihnen findet sich ein höchst seltsames Gewinkel von Gängen, Stuben und Treppchen und ihr unterer Theil, dessen äußere nach dem Maine zu gerichtete Wand die alte Stadtmauer ist, zeigt im Erdgeschoß noch ganz deutlich von innen die zugemauerten Schlitze und Zinnen, die allerdings auch von außen sehr sichtbar sind. In dem Theil des Hofes, welcher rechts vom Eingang nach dem Fahrthor hinzieht und ebenfalls von Gebäuden des Jahres 1604 eingeschlossen wird, finden sich weniger bemerkenswerthe Dinge, doch ist derselbe ebenfalls malerisch genug wie die Abb. s.d. bezeugt. Von ihm aus gelangt man neben einem Brunnen mit schönen Verzierungen in Stein gehauen, in ein kleines Höfchen. Ueberall liegt heute noch uraltes Pflaster, zum Theil sogar noch rothe Sandsteine, dazwischen wuchs reichliches Gras und verlieh dem Ganzen einen höchst malerischen und poetischen Reiz, der nunmehr in unsern Tagen zum Theil verschwunden ist. Die Nachricht, der Saalhof wird abgebrochen, traf uns Alle wie ein Donnerschlag und brachte unter uns damals noch ganz jungen Leuten eine merkwürdige Aufregung hervor. Wir hatten uns theilweise an den Studien und den damit verbundenen Eindrücken großgezogen und sollten das nun Alles mit einemmal vor unseren Augen fallen sehen. Alles lief hin und zeichnete und maß. Wo die Sachen alle hingekommen, weiß ich nicht. Was ich damals rettete, befindet sich in meiner Sammlung. Einzelne Stellen existiren noch, allein die Hauptgebäude fielen. Nur die Kapelle blieb
Band 10, Seite [8]
stehen, wurde aber auch in ihrem Aeußeren ziemlich modernisirt. Im Jahre 1842 im Frühling begann der Abbruch der oben erwähnten Gebäude und wurde ein neues Haus an deren Stelle gesetzt, die Ecken des viereckigten Thurmes an der nördlichen Seite desselben sowie diese ganze Seite blieben mit der östlichen Wand, an welche die Capelle angelehnt ist, stehen, so daß noch heute der Umfang, den das Gebäude einnahm, genau zu sehen ist. Die nach dem Maine zu gelegenen, auf die alte Stadtmauer aufgesetzten Gebäude aber wurden nebst dieser bis auf den Grund abgebrochen. Das Thor, welches den Eingang in den Hof bildet, war früher überdacht, neben ihm befindet sich eine Cisterne für Regenwasser. Die mehrfach erwähnten, ebenfalls im Jahr 1604 erbauten, nach der Saalgasse liegenden Häuser haben durch die Veränderung ihrer Fensterstellung viel von ihrem ursprünglichen Aussehen eingebüßt. Die geschnitzten und gemalten Holzgiebel rettete ich glücklicherweise im Bilde indem am 3. Mai 1863 behufs einer Reparatur derselben der alte Kalkputz herunter geschlagen wurde, wodurch die Ornamente, welche ich schon lange daselbst vermuthet hatte, zum Vorschein kamen. Nun aber sind sie auch für immer verloren, indem man die Ausbessereung, wie dieß hier in Frankfurt gewöhnlich der Fall zu seyn pflegt, den Handwerkern überließ, welche ohne alles Verständniß der Formen die Ausladungen in einer Weise veränderten und dann alles, mit einem jede Spur von früher verhüllenden Kalkputz überkleisterten,
Band 10, Seite 39
Alte Pforte in der Stadtmauer
Saalgasse 27
M.125
20. September 1873
Durch das Wegräumen von Steinen, welche jahrelang daselbst gelegen, kam der obere Theil einer rundbogigen Pforte zum Vorschein, der mir sehr alt scheint und ein Ausgang aus der Ringmauer war, s. Ab. [R1134] [R0657] Die unmittelbare Nähe des Saalhofes läßt allerlei Vermuthungen Raum. Auf dem Merian'schen Plan von 1628 ist diese Stelle mit Lagerholz bestellt und verdeckt. Merkwürdig ist, daß Batton dieser Pforte mit keinem Wort gedenkt, er hat sie wahrscheinlich nie gesehen, doch vermuthe ich, daß immer Bretter und Reife für Küfer, welche hier ausgeladen wurden, davor saßen und sie somit verdeckten.
Band 10
Saalgasse 27
28. Januar 1874
Die nach dem Main gelegenen Vorderhäuser sind soeben in vollem Abbruch begriffen; bei dieser Gelegenheit untersuchte ich im Inneren den Keller, in welchen die obengenannte alte Pforte führen müßte, da das Haus auf alten Stadtmauern ruht, konnte jedoch keine Spur davon entdecken, indem die Bodenlinie des jetzigen Kellers bedeutend höher liegt als der Scheitel des Bogens dieser Pforte, mithin schon seit langer Zeit ausgefüllt seyn muß.
An dem inneren Mauerwerk war nicht das Geringste wahrzunehmen. Ich selbst erinnere mich einer dreimaligen Verbreiterung des Mainufers vor dem Hause, nur war meine Aufmerksamkeit damals noch nicht auf Dinge dieser Art gerichtet. Auffallend bleibt es immer, daß Batton ihrer mit keiner
Band 10
alte Pforte
Saalgasse 27
6. August 1874
Heute wurde die vollständige Zerstörung der bereits mehrfach erwähnten Pforte begonnen, indem das alteStück Stadtmauer nun gänzlich herausgegraben wurde, um Raum für die Fundamente des Neubaus zu gewinnen. Das Resultat der Untersuchung nun war Folgendes: Die Pforte war 8 ‘ 6 ‘‘ hoch, 5 Schuh breit und hatte die Stadtmauer eine Dicke von 5 ‘ an dieser Stelle. Wie schon erwähnt, sah bisher nur der obere Theil desBogens, mit dem sie überdeckt war, aus dem Boden heraus, nunmehr aber kamen auch die Laibungen und die Bank zum Vorschein, so daß sich mit ziemlicher Sicherheit die Höhe der ehemaligen Bodenlinie bestimmen läßt. Eine genaue Vermessung der jetzigen Bodenlinien des Nebenhauses vom Saalhof wird den Unterschied sehr deutlich hervorheben und zu gleicher Zeit einen höchst schlagenden Beweis für die Vermuthungen Krieg‘s von Hoffelden abgeben. S. Abb. [R1134] [R0657]
Da man im Inneren des Hauses an der Mauer auch nicht die geringste Spur von Pforten und ihrer Vermauerung wahrnahm, so freute es mich doppelt, als bei dem Aufräumen und Abbruch ich meine Voraussetzung so deutlich bewahrheitet sah, als die ganze Pforte zum Vorschein kam. Sie muß jedenfalls schon so lange verschüttet und außer Gebrauch gewesen seyn als das Metzgerthor und das Hl. Geistpförtchen stehen, weil deren ursprüngliche Bodenlinie heute noch dieselbe geblieben ist und nicht verändert seyn konnte, da also die Höhe des Bodens nur etwa ein Viertel der ganzen Höhe der Pforte sichtbar werden ließ, so läßt sich leicht diese bedeutende Auffüllung, welche an diesem Orte stattgefunden hat, bestimmen.
Band 10, Seite 77
Kette, goldne
Am Salzhaus 6 | Roßmarkt 15
F.104
5. Juni 1863
Das stattliche Eckhaus am Roßmarkt mit massivem Unterbau. Es trägt in seiner Wetterfahne die Jahreszahl 1789 und scheint dieß die Zeit seines Neubaues anzudeuten, indem ein weit älterer Stein im Hofe jetzt unter den Fenstern des ersten Stocks eingemauert, welcher auf meine Verwendung, nachdem man ihn aufgefunden, daselbst seinen Platz erhielt, die Jahreszahl 1584 trägt und, wie es scheint, dem alten, in diesem Jahr erbauten Hause angehört hatte. Weiter finden sich auf ihm die Buchstaben H. S. und ein Wappen mit einer Weintraube, welches wahrscheinlich das der Familie Heimbach-Schönwetter ist, das sich bei Lersner I. unter No. 88 vorfindet.
Im Jahr 1583 wurde die Stadtmauer von der Catharinenpforte bis zum weißen Hirsch niedergerissen, der Hirschgraben ausgefüllt und der dadurch gewonnene Raum mit Häusern bebaut; dieser Zeit also verdankte das alte Haus seine Entstehung und ist wahrscheinlich der Stein als Schild und Bezeichnung des Hauses über dem Eingangsthor angebracht gewesen, indem über der jetzigen Hausthüre auf der Seite nach dem Salzhaus hin ebenfalls eine Kette in Stein ausgehauen ist mit der Inschrift „Zur goldnen Kette“.
Die Abbildung [R0135] des alten Hauses ist nach einem Kupferstich von Funk [Johann Georg Finck] angefertigt, der sich in dem Krönungsdiarium Franz I. 1742 befindet. Im Augenblick ist das Haus in die Hände des Besitzers des engl. Hofes übergegangen und wird das Erdgeschoß neu und zu Läden eingerichtet.
Band 10, Seite 195
Schlachthaus
Am Schlachthaus 1 | Schlachthausgasse 1
M.213
28. Juni 1863
Das Schlachthaus ist unstreitig eines der ältesten Gebäude unserer Stadt und ist in seiner Baugeschichte noch lange nicht mit der Aufmerksamkeit behandelt worden, die es eigentlich verdient, denn es reicht in seiner ersten Anlage aller Wahrscheinlichkeit nach in das 13te Jahrh. hinauf, indem im Jahr 1302 als ein schon bestehendes Gebäude urkundlich erwähnt wird. Ob das jetzt vor uns stehende Gebäude Spuren aus jener Zeit aufzuweisen hat, ist mit Sicherheit nicht nachzuweisen, aus dem 14ten Jahrh. aber ganz gewiß, denn es liegt mit seiner vorderen, nach dem Main gerichteten Seite auf der Stadtmauer, welche in ihren unteren Theilen noch erhalten ist, wie später nachgewiesen werden wird. Seinen Haupttheilen nach verdankt das jetzige Gebäude seine Entstehung einem im Jahre 1530 unternommenen Umbau des alten Hauses. Die ältesten Ueberreste befinden sich an der Vorderseite des Hauses, das wie schon erwähnt wurde, auf die Stadtmauer aufgebaut ist. Dieß kann nun nicht vor der zweiten Hälfte des 14ten Jahrh. geschehen seyn, indem Kaiser Karl IV. unter anderen Vergünstigungen auch den Bürgern erlaubte, ihre Häuser im Zwinger vorzurücken, ja denselben theilweise ganz zu überbauen. Da jener Kaiser nun 1349 zur Regierung gekommen, so kann der Neubau füglich nicht früher unternommen worden seyn. Ich erinnere
Band 10, Seite [228]
dreißiger und Anfang der vierziger Jahre ausgefüllt worden, als man anfing, diese Stelle der NeuenMainzerstraße mit Häusern zu bebauen. Die Stangengasse ist für die Vorstellung der längs der alten Stadtmauerhinziehenden Straßen ein höchst charakteristisches Exemplar, weßhalb ich sie auch schon längst dazubestimmt hatte, in meiner Sammlung aufgenommen zu werden. Sie war außerordentlich einsam, beinahe ganz unbewohnt und reichlich mit Gras bewachsen.
Seit dem Jahr 1844 sind die langen niedrigen Bauten links abgebrochen und hohe Häuser an ihre Stelle gesetzt,welche zu dem Gasthause zum Brüsseler Hof gehören. Dießer Umbau hat das Aussehen der Straße natürlichtotal verändert, so daß sie nicht wieder zu erkennen ist, indem auch der Brüsseler Hof damals seine jetzige Gestalt erhielt. Im Augenblick steht nichts mehr als das alte Lagerhaus im Vordergrund links, das nunmehr in eine Brauerei umgewandelt ist.