Inhalt »
«

Inhaltsverzeichnis

Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für Stein

Band 11, Seite 1
Grosser Taubenhof
Taubenhofgasse 12
E.182
8. März 1856
Taubenhof.
Am 1ten März begann der Abbruch der alten Bauten des Taubenhofs, und was mir darüber bei demselben kundgeworden, beeile ich mich hier unter dem noch frischen Eindruck niederzulegen. Die Häuser stammen aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Ende des 16ten Jahrh., was die flachen Segmentstürze über den Fenstern und Thüren beweisen; dieselben tragen die durchschneidenden Stäbe und Schrägungen jener Zeit.
An dem einen Giebel, welcher wie sämmtliche Bauten den untersten Stock, das Erdgeschoß ausgenommen, ganz mit Schiefersteinen bekleidet sind, finden sich die Steine in Ornament geschnitten, wie dieselbe Form auch an den im Jahr 1586 erbauten Kühhornshofgebäuden vorkommen. Der Unterbau bei allen ist massiv von Stein erbaut, auf den Ecken mit Bindern von Basalt. Im Inneren finden sich mehrere mit Spitzbogen überwölbte Thüren, eine im ersten Stock und eine im Parterre. Die beiden Treppenthürmchen schließen zierliche steinerne Wendeltreppen ein, und an den Thüren finden sich hier und da reich verzierte Schloßbleche.
Die Wetterfahne auf dem Haupthaus trägt einen Hahn.
Matth. 26,34. als Inschrift.
Bei der im Jahr 1834-35 vorgenommenen Hauptreparatur wurde in der hinteren Zwingermauer das große Einfahrtsthor, welches mit einem Spitzbogen überwölbt war, zur Hälfte abgetragen. Bei dieser Gelegenheit
Band 11, Seite 3
verringert wurde, wie man an dem kleinen heut noch vorhandenen spitzbogigen Pförtchen, das jetzt halb im Boden steckt, ersehen kann. Bald wird alles verschwunden seyn und geschmacklose, keinerlei Stimmung erweckende Häuser werden die Stellen ausfüllen, auf denen unsere Vorfahren ihre bescheidenen Ansiedlungen angelegt hatten. Die Abbildungen, welche ich an Ort und Stelle genau und zuverlässig aufgenommen, erklären das Gesagte noch weiter und werden unseren Enkeln vielleicht deutlich machen, daß solide Bauart in ihrem bescheidenen Auftreten weit mehr geeignet ist, den Eindruck von Wohlhabenheit und Behaglichkeit im Inneren zu machen als brillante, dünne, dem Verderben ausgesetzte steinerne Facaden, welche das Geld nutzlos wegfressen, ohne einen eigentlichen Zweck zu erfüllen. Wer kein Geld für ein steinernes Haus hat, der baue in Holz und nehme sich ein Beispiel an vorliegenden Häusern, welche an 300 Jahre alt, dem Abbruch einen noch so bedeutenden Widerstand entgegensetzen wie unsere jetzt gebauten Häuser schon nach 50 Jahren nicht mehr im Stande seyn werden.
Der Hof war ringsum mit einer Ringmauer umgeben und hatte zwei Haupteingänge, mit spitzbogigen Thoren überwölbt, deren einer nach der Stadt hin gelegen, ein kleines Einlaßpförtchen für Fußgänger hatte. Früher lag der Hof wahrscheinlich sehr einsam in dem neuen vor der alten eigentlichen Stadt gelegenen
Band 11
25. November 1873
Die Mauern liegen bereits nieder, an den Häusern sind bereits die Dächer abgebrochen und die vorderen Schoppen und kleineren Gebäude schon gänzlich verschwunden. In einigen Tagen wird alles der Erde gleich seyn.
Der alte Hollunder sowie der Akazienbaum stehen noch. Nach den Versicherungen der Arbeiter sollen die Mauern außerordentlich fest und haltbar seyn und sprengen sich lieber die Steine mitten auseinander ehe der Mörtel weicht.
Band 11, Seite 16a
Am Thiergarten 52 früher an der Pfingstweide
13. Juni 1879
[Hier und im Folgendem von der Chronologie abweichende Paginierung C. K.]
Gegenwärtig im vollen Abbruch begriffen um auf den Platz ein Schulhaus zu bauen.
Es wurde von der hies. Israelitischen Gemeinde zu diesem Zweck erworben und gehörte früher zu dem Militair Lazareth. Ob es zu dieser Bestimmung erbaut wurde, konnte ich noch nicht ermitteln. Das Hauptportal des einstöckigen Hauses entspricht, wie die Ausführung des ganzen Gebäudes, dem Ende des 17. Jahrh. Im Inneren an den Fenstern, die sich rechts und links neben der Hausthüre befinden, sind gemauerte Sitzplätze angebracht, die der ganzen Räumlichkeit mit den tiefen Fensterblenden einen eigenthümlichen Anstrich geben. Die Steinmetzen Arbeit an dem Hause ist reich, aber etwas roh in Ausführung und Anordnung, so daß ich es unterließ, eine Abb. Davon zu geben. Ueber dem Thürfelde ein Schild mit verschlungenen Bändern, deren Züge ich anfänglich für ineinandergefügte Buchstaben hielt, nun aber gefunden habe, daß es nur ein Ornament darstellt. Das Ganze erinnert im Baustyl lebhaft an unsere aus dem 17. Jahrh. stammenden alten Stadtthore und ist nur weniger fein in Profilirung und Ausführung.
Die hölzerne Treppe hat am Geländer zierlich gedrehte Stäbe, und allerlei seltsames Gewinkel durchzieht das ganze Haus, das übrigens im Lauf der Zeiten manche Veränderung erlitten hat. Hinter demselben ein großer Garten.
Man kann sich die Pfingstweide in der aus unserer Jugend bekannten Ausdehnung
Band 11, Seite [18]
der Auslagergasse neben dem Thore, das in das Auslager (dermalen Holzmag.) führt, No. 5, der Letzte in der Reihe.
Im Anfang des Jahres 1867 wurde die Stadtmauer, welche von dem Thurme nach der Brücke hin führt, bis auf die Höhe von 3 Fuß vom Boden niedriger gemacht; es geschah dieses bei der Anlegung der Treppe, welche von der Brücke herunter führt und verschwand auch bei dieser Gelegenheit das alte „Trinkpförtchen“ in der Mauer zunächst der Brücke. Bei der Anlegung der erwähnten Treppe, mit welcher schon im December 1866 begonnen wurde, fand man bei den Aufgrabungen des Bodens bei diesem Pförtchen die Reste der am 25. Juli des Jahres 1342 sammt dem Brückenthurm von den Wellen der furchtbaren Ueberschwemmung niedergerissenen Catharinencapelle, Gewölberippen, Hausteine und vor allem einen wohlerhaltenen, reich verzierten Schlußstein, s. Abb. [RS0012]
Der obere Aufsatz des Thurmes ist von Holz mit Schiefersteinen beschlagen, der untere Theil massiv von Kalksteinen aus dem Wendelsbruch aufgeführt, die mit starken Läufern und Bindern von blauem Stein Aufgesetzt, ebenso theilweise die Fenster und Thürgewände. Die Läden sämmtlicher Thürme waren zum Aufstellen eingerichtet, wurden aber später vielfach umgeändert. Auf dem Merianschen Plan von 1628 befindet sich der Thurm abgebildet und ist bis zu den oben erwähnten Veränderungen ziemlich unberührt geblieben. Dasselbe gilt von dem vorstoßenden Thorhause, das jedoch von innen seit langer Zeit mit einem kleinen Anbau verdeckt ist. S. Abb.
Band 11
22. Juli 1877
Heute konnte ich bequem an den unteren Eingang des Thurmes gelangen, welcher sich in dem Hofe des Hauses Lit. N.186a, Rittergasse 78 im Klöppelhof befindet; er ist ganz im alten Zustand erhalten und mit einem Schoppendache überdeckt, die Thürgewänder bestehen aus blauen Steinen und sind einfach
Band 11, Seite 22
abgefaast. Die Thüre von sehr starkem Eichenholz hat ein kleines vergittertes Fenster. Der Raum hinter derselben ist fensterlos, total dunkel und hat nichts Bemerkenswerthes.
Der Thurm gehört der Stadtkämmerei und ist vermiethet. S. Abb. [RS0202] - Der obere Stock ist nunmehr unzugänglich und wächst ein Eschenbäumchen aus ihm heraus. Bei der vorgeschlagenen Straßenveränderung wird er wahrscheinlich fallen.
In dem Hofe liegt eine schwere steinerne Kugel, die wahrscheinlich aus der Belagerung von 1552 herstammt. Die Abb. [RS0202] giebt ein sehr deutliches Bild und ist eine weitere Beschreibung nicht nöthig.
Band 11, Seite 25
inneren Seite mit Fachwerk zugeschlagen ist, was der Vermuthung Raum giebt, daß er früher eben so gewesen, was auch der Meriansche Plan von 1628 so ziemlich anzudeuten scheint, indem der Thurm auf demselben schon ganz so aussieht wie heute noch. Thor und ganze Umgebung sind neuere Zuthaten.
Das Baumaterial ist dasselbe wie bei den vorigen, doch ist wieder auf den Ecken der blaue Stein vorherrschend.
Die Einrichtung für Läden zum Aufstellen ist noch an den ausgebrochenen Haken zu sehen. Ich verweise wiederholt auf die verschiedenen einschlägigen Abb., welche die ganze Localität zur Genüge erklären.
Band 11, Seite 35
Grosser Bär | Kleiner Bär | Hof zum Bären | Zwei Bären
Töngesgasse 40 | Holzgraben 11
G.27
4. Mai 1853
Ein stattliches Haus, über dessen Eingangsthor, reich mit Steinhauerarbeit umgeben, zwei Bären von sehr guter Arbeit sich befinden, welche den Namen des Hauses versinnbildlichen. Es ist vielfach verändert, doch ist trotz alldem die alte Fensterstellung noch deutlich zu erkennen und sind nur hie und da die Kreutzstöcke aus den den Fenstern herausgeschlagen um größere Oeffnungen zu gewinnen.
Im Hinterhause links steht über einer, mit einem Spitzbogen überwölbten Thüre die Jahreszahl 1494 ausgehauen. Dieser Theil des Hinterhauses scheint mir dem Gewölbe im Vorderhaus neben dem Thorbogen sammt diesem der älteste Ueberrest der vielfach reparirten Gebäude zu seyn. Die inneren Räume des ebenbenannten Theiles haben in der Zeit der Renaissance eine ziemlich durchgreifende Veränderung erlitten. Man hat eine nicht unschöne Decke hineingelegt, welche beifolgendes Wappen mehreremals trägt und zierlich in Füllungen ausgearbeitet ist, welche wieder Thiergestalten und sonderbare Verzierungen in sich schließen. Hölzerne starke Pfeiler mit gegliederten Bügen stehen darin zur Unterstützung der Decke. Im ersten Stock sind in den alten sehr tiefen Fensternischen Steinsitze angebracht. Nach der Seite des Hofes zu hatte das Haus nach Abbruch des darangebauten kleinen Verbindungsganges sein alterthümliches Aussehen vollkommen erhalten.
Band 11
Juli 1856
Als ich heute das steinerne Standbild des Hl. Christoph näher untersuchte, fand ich, daß derselbe wahrscheinlich auch aus der Zeit von 1494 stammt und sogar sehr schön in Auffassung sowohl wie in der Ausführung ist, die Säulchen an den Seiten mit ihren Sockeln und den daran befindlichen Wappen sind ebenfalls alt und hat mich nur im Anfang der im vorigen Jahrh. aufgesetzte Baldachin irre geführt.
Welcher Familie die beiden Wappen angehören, wird die Folge ergeben.