Inhalt »
«

Inhaltsverzeichnis

Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für Thurm

Band 7, Seite [208]
bis zuletzt beinahe unverändert, nur wurde später an seinem Fuß nach der Straße zu eine Thür eingebrochen, wahrscheinlich um auf diesem Wege leichter und bequemer in die zum Waarenlager dienende Kapelle gelangen zu können.
An dem Eck nach der Liebfrauenkirche hin hing in der Höhe des ersten Stocks an einem eisernen Haken ein eiserner Korb, um Pechkränze darin aufzunehmen, welche bei abendlichen Festlichkeiten oder zur Zeit der Gefahr die nächste Umgebung des Hauses erleuchteten. Der Thurm stand etwas herausgerückt, mit schmalen, schlitzartigen Fenstern auf der vorspringenden Seite, um die Fronte des Hauses übersehen und mit Geschossen bestreichen zu können. Die Thüren waren alle von gleicher Höhe, jedoch ungleicher Breite, mit einem Spitzbogen überwölbt. Später, als das Haus mit dem Erlöschen des Geschlechtes seiner edlen Erbauer und Besitzer, seinem adeligen Zweck als Wohnhaus entfremdet wurde und in anderen Händen sich befand, vermiethete man die unteren Räume an Gewürzkrämer u.s.w., welche sich darin häuslich einrichteten, sogar eine der schönen Thüren zumauerten, um ein vierecktes Fenster zu erzielen, in dessen oberster Ecke ein eisernes Ofenrohr neugierig auf die Straße hinausschaute und mit seinem aufsteigenden Rauch die Wand des Hauses an dieser Stelle schwärzte.
Band 7, Seite 209
Auch die oberen Räume müssen in der letzten Zeit unbewohnt gewesen sein und als Speicher oder Lager gedient haben. Ich konnte mich bei der Copie des Hauses nach Schütz nicht entschließen, den Trödel und Gerümpelkram in seiner vollen Glorie, wie er es gethan, vorzuführen; es entstellt die Architektur, die uns ja Hauptsache ist und entweicht das schöne Ganze auf eine schmäliche Art; ich ließ den Plunder weg, Gott wird es mir verzeihen. Die zwischen den Spitzbogen der Thüren angebrachten Wappen sowie der Stein, der das Namensschild des Hauses bildete und den Krimvogel trug, wurden bei dem Abbruch sorgfältig geschont und auf eine höchst passende und dankenswerthe Art von den Erbauern des neuen Hauses im Hofe in die Mauer eingebunden, wo sie noch heut zu Tage stehen. Der Stein mit dem Helm und Wappen, welchen Batton erwähnt und der sich auch auf der Zeichnung von Zehender am Thurm vorfindet, wurde ebenfalls erhalten und befindet sich oben angebracht an dem äußersten vorspringenden Schnörkel der Mauer nach der neuen Kräme und dem Saalmannsgäßchen. Es ist diese Mauer dieselbe, welche einstens dem Thurm angehört, und in diesem Gäßchen findet man noch die Strebepfeiler aus dem 14. Jahrh., ebenso wie einige Fenster aus jener Zeit. Die erhaltenen Wappen und den Stein mit dem Krimvogel habe ich sorgfältig nachgebildet und somit Alles gerettet, was in meinen Kräften stand. Hierbei muß ich
Band 7, Seite [210]
innig bedauern, daß ich nicht im vorigen Jahrhundert das Haus hätte nach der Natur zeichnen können, es wäre etwas ganz andres geworden. Ich bin mit meinem ganzen Streben rein um 100 Jahre zu spät auf die Welt gekommen.
Das Haus muß in den Zeiten seines Glanzes ein stattliches Aussehen gehabt haben mit seinen großen Fenstern, nach damaligem Gebrauch mit runden, wahrscheinlich gemalten Scheiben, deren eine einzige sich erhalten hat, s. Abb. [R1523], Thoren von Eichenholz mit kunstreichen Beschlägen, mit seinen klirrenden Wetterfahnen, seinem reinlichen Estrich und den mit verzierten Thonplättchen belegten Fußböden der inneren Räume.
Ganz gewiß fanden sich darin alte große Kamine mit schönen Ornamenten und Wappen, in Stein gehauen, welche allabendlich die ganze Familie im Winter um sich versammelten. Wie muß der Blick von den Zinnen des Hauses oder gar des Thurmes reizend gewesen sein, über die niedrigen Holzhäuser der Stadt weg nach dem Taunus und der prächtigen Ebene und hinüber nach Sachsenhausen und dem Main hinauf nach Offenbach und dem Freigericht.
Sodann in der nächsten Nähe das lebendige Gewühl auf dem Liebfrauenberg und in sonntäglicher Stille die Orgelklänge und den Chorgesang, gegenüber den schönen Braunfels mit seinem wundervollen gothischen Erker, die Linden an der Liebfrauenkirche, sodann die schöne altdeutsche Tracht der herumwandelnden Figuren. Was aber
Band 7, Seite 213
hören, und zwar, wie eine in die Wand eingetiefte Jahreszahl 1590 zeigt, in das Ende des 16. Jahrh. Sämmtliche Wappen sind erhaben in Stein gehauen und mit den entsprechenden Farben bemalt.
Wo die späteren Wappen herstammen, weiß ich nicht, vermuthe aber, daß das Haus im Jahr 1590 eine Reparatur zu bestehen hatte und diese Wappen damals neu gefertigt wurden, wohin sie ihrem Styl nach auch gehören.
In dem kleinen Gäßchen auf der südlichen Seite des Krimvogels steht noch ein Theil der Original-Mauer des im Jahre 1368 erbauten Thurmes, die an derselben hervortretenden Pfeiler zur Verstärkung der Mauerdicke reichen nicht bis ganz auf den Boden, sondern endigen ungefähr 6 ‘‘ über demselben mit einem äußerst fein profilirten Tragstein, den die Abbild. deutlich zeigt. Auch sind noch mehrere Original Fenster und Luken des alten Thurmes erhalten und auch noch ein Stück eines alten, wahrscheinlich aus der Capelle oder dem Prunksaal herrührenden Fensters.
Es befindet sich in einem Fenster des dritten Stocks im Treppenhause, des nach dem Gäßchen hin gelegenen Theil des Hinterhauses angebracht und von mir zufällig entdeckt, indem ich es aus dem Hofe eines Nachbarhauses von außen erblickte. Es ist höchst dankenswerth, diese wirklich schöne Glasmalerei auf diese Weise erhalten zu sehen, und wäre es zu wünschen, daß dieselbe ein wenig zugänglicher wäre, es haben wenige Leute eine Ahnung ihres Daseyns, s. Abb.
Es stellt die Allianz-Wappen der Familien v. Marpurg und Heringer dar und ist äußerst fein und künstlerisch ausgeführt.
Das Gäßchen, welches dem daranstoßenden Hause als Hof dient (Lit. G.63), ist bei dem Hause Lit. G.64 mit einem hölzernen geschnitzten Thor abgeschlossen.
Was den 1775 vorgenommenen Abbruch
Band 8, Seite 61
Mainzer Pförtchen
Alte Mainzergasse
1855
„Aufgenommen aus dem 1ten Stock des Hauses Lit. I. N.18 [I.18] im Jahr 1809. Den 8ten April ist angefangen worden, den Mainzer Thurm abzubrechen sammt dem Mainzer Thürchen, dem Spritzenhaus und dem Brückchen.“ S. Abb.

Steht auf der Rückseite eines vorzüglich schönen Abbildes von Morgenstern Vater, welches derselbe nach einer Zeichnung des Schreinermeisters Hildebrandt gemalt hat. Hildebrandt bewohnte das Haus No. 18 und soll ein sehr geschickter Mann gewesen seyn. Das Bild ist gegenwärtig (1855) im Besitz des Herrn Dr. jur. Goldschmidt.

Ist auf der Mainzer Pforte eine Stube zu vermiethen.
Frankf. Intellig. Bl. 27. Jan. 1741.

Man sehe die verschiedenen Abbildungen des Mainzer Pförtchens, namentlich aber diejenigen, welche dasselbe mit seiner ganzen Umgebung von dem Thurm des Schneidwalls aus gesehen darstellt.
Band 8, Seite 67
Thurm in der Brunnengasse | Wallachei
Kleine Mainzergasse
I.9
6. Juni 1872
Bei dem Abbruch des Hauses I.9 kamen die Reste eines auf der Stadtmauer ruhenden Erkers oder Thurmes zum Vorschein, um nachher wahrscheinlich für immer zu verschwinden. Die Stelle, wo sie sich befinden, ist einer der letzten Reste der ganz alten Stadtmauer und wäre es leicht möglich, daß man dabei vielleicht auf die alte, längst verschwundene Frauenpforte stieße, welche bei der Anlage des Schneidwalls 1519-20 zugemauert und mit Erde oder Mauerwerk verdeckt wurde. Auf der Zeichnung, die ich heute gemacht habe, findet sich das Gestell eines schönen kleinen Pförtchens, das von dem Gang auf der Stadtmauer in den Thurm führte und vermauert war; ob der Bau nun die Pforte unter sich verbirgt, d.h. ein dieselbe überragender Erker war oder ein selbstständiger Thurm, ist noch unentschieden und klärt sich vielleicht, wenn in diesen Tagen nicht, niemals auf.
Band 8
18. September 1877
Vor etwa 8 Tagen wurden die oben erwähnten Reste des Thurmes oder Erkers abgebrochen und ein Stall an ihrer Stelle erbaut; nach allen Untersuchungen, die ich darüber angestellt habe, ist es für mich unzweifelhaft, daß unter dem Erker die seit langer Zeit zugemauerte Frauenpforte sich befand. Leider wurde die alte Stadtmauer nicht so weit herunter abgebrochen, daß das eigentliche Pfortengestell zum Vorschein gekommen wäre, sondern es blieben ungefähr 12 Fuß
Band 8, Seite [68]
über dem jetzigen Boden davon stehen, allein da bei der Vergleichung der alten Pläne mit den neuen, der Ort ganz genau übereinstimmt, so ist der Beweis beinahe bis zur Evidenz erbracht. Es wäre ja auch sonst gar kein Grund vorhanden, einen über die Stadtmauer hervorragenden Erker grade neben eine Thür zu stellen, wenn letztere nicht den Zweck gehabt hätte, der Pforte zur Vertheidigung und zum Schutze zu dienen.
Man vergleiche meine genaue Zeichnung des Erkers, und das Resultat wird nicht zweifelhaft seyn.
Der auf dem Merianschen Plan dargestellte runde Thurm wurde im Jahr 1839 bei der Erbauung des Zollhauses abgebrochen, er kann unmöglich in seinem unteren Theile eine Pforte gehabt haben, folglich mußte sie daneben liegen.
Mit dieser Veränderung geht abermals ein Stück der alten Befestigung zu Grunde und zwar einer der letzten Reste.
Band 8, Seite [188]
liche Treppengeländer bestehen aus zierlich gedrehten Stäben, und die eine, auf den Speicher führende, hat sogar noch die alten, auf zwei Balken aufgenagelte Klötzerstufen, wie sie im Eschenheimer Thurm vorkommen.
Vor der Hand konnte ich über die beiden Häuser nichts Näheres finden und will sehen, wie es damit weitergeht, indem dem Vernehmen nach der neue Besitzer den Abbruch derselben vornehmen will.
Was Batton und Fichard darüber vermelden, folgt später nach. Jedenfalls gehen mit ihnen abermals zwei unsere Stadt charakterisirende Häuser zu Grabe, und die Neue Kräme wird um einen viereckten Kasten reicher.
In diesen beiden Häusern befand sich in den verschiedenen Zimmern aufgehängt die berühmte Ettling‘sche Sammlung, indem dieselben im vorigen Jahrh. Eigenthum des Herrn Ettling waren.
Später, als die Sammlung immer mehr sich vergrößerte, wurde dieselbe in den sogenannten Schärfensal (Saal des Herrn Scharf am Liebfrauenberg) verlegt. Diese schöne und werthvolle Sammlung wurde nach dem Tode des Besitzers unter die Erben vertheilt und in alle Winde zerstreut.

Beide Häuser wurden im Jahr 1858 niedergerissen und an deren Stelle von Grund auf das Haus K.50 ([Leerstelle]) erbaut. Die schönen Tragsteine des alten Hauses hat man jedoch geschont, „geschont“ heißt in der neudeutschen Bausprache, man ließ sie bei dem Herabnehmen aus dem 1. Stock, unter dem sie sich befanden, auf das Straßenpflaster fallen, woselbst sie großentheils in Stücke gingen.
Band 8, Seite [208]
viel größeren Bogen theilweise überwölbt, welcher aus rothem Sandstein besteht und offenbar der Brückenbogen vor der hier alsdann vorhandenen alten Pforte war. Da die Pforte nun, wenn auch ihr Thurm noch so weit vor die Mauer heraus trat, doch wenigstens mit ihrem hinteren Theil mit ihr verbunden war, so kann es keinem Zweifel unterliegen, daß das oben besprochene Mauerstück ein Ueberrest der alten Stadtmauer ist, indem seine Verlängerung grade auf diejenige Stelle der Straße trifft, wo die Pforte gestanden haben muß und wo sich auch der Brückenbogen noch befindet.
Die Sohle des Grabens war mit 3 ‘‘ dicken eichenen Bohlen belegt, welche wieder auf starken hölzernen Schwellen lagen, s. Ab.