Inhalt »
«

Inhaltsverzeichnis

Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für Stift

Band 10, Seite 413
Gelbes Haus
Stiftsstraße 9
D.81
April 1859
In diesem Hause wurde in dem nach der Eschenheimergasse hin gelegenen Zimmer des ersten Stocks der berühmte Komiker Hassel am 11. Sept. 1798 geboren, was ich aus seinem eigenen Munde vernahm.
Band 10, Seite 415
Stiftsstraße 4
D.88
Juni 1860
An dem Horststein der Brandmauer nach dem Hause D.89 (6) hin ist die Jahreszahl nebst Buchstaben eingehauen wie folgt:
[MZ_10-11]
J. D. G. / 1723.
In diesem Hause wohnte der bekannte Kunstschriftsteller H. S. Hüsgen, wie aus einer Bekanntmachung desselben hervorgeht, die er am 1. Sept. 1780 im hies. Intelligenzbl. erscheinen ließ, in welcher er das Erscheinen seines Werkes „Nachrichten von Frankfurter Künstlern und Kunstsachen“ als in seinem Verlage zu haben, anzeigt.
Band 10, Seite 416a
Stiftsstraße 6
D.89
Juni 1860
Eine Hausmarke mit der Jahreszahl 1748, was für deren Anbringung ziemlich spät ist und den Beweis liefert, daß dieselben auch damals noch in Gebrauch waren. Das Wappen zeigt eine Reuße mit zwei Sternen darüber.
Es scheint, daß ein Herr J. W. Reuss das Haus erbaut hat, denn die Initialen in der Marke sind J. W. R.
[Von der Chronologie abweichende Paginierung S. E.]
Band 10, Seite 417
Schlimmauer
Stiftsstraße 22
D.97 | D.97
April 1859
wahrscheinlichen Erbauungszeit des Hauses.
Band 10, Seite 419
Stiftsstraße 24
D.98
30. Dezember 1865
Ein altes weitläuftiges Gebäude, seltsam und winkeligt, das trotz der vielen Veränderungen, die es im Laufe der Zeiten erlitten hat, doch einen Theil seines ursprünglichen Aussehens zu retten wußte. Aller Wahrscheinlichkeit nach stammt das Haupthaus sowie die ganze Anlage aus dem Jahre 1576, wie ein in dem Hofe unter einer Treppe liegender Stein ausweist, welcher früher an einer mit den Nachbarhause D.99 (Spitals Bleichgarten) s.d. gemeinschaftlichen Mauer angebracht war. Es war ein Doppelstein, zum Tragen von Durchzügen bestimmt und lag in der Mauer, so daß die beiden Kopfenden als sichtbare Tragsteine zu beiden Seiten weit hervorragten, s. Abb. [R0802] [R0806] - Das nach dem Hause D.98 hereinstehende Ende zeigte die Jahreszahl 1576 nebst dem Wappen der Familie v. Holtzhausen, das andere Ende in dem Nachbarhause dieselbe Jahreszahl und eine Hausmarke von höchst merkwürdiger Form, s. Abb., wie sie mir bis jetzt unter den vielen, die ich gesammelt, noch nicht vorgekommen. Im Jahr 1813 ließen die Herren Kellner und Staedel den hinter dem Hause gelegenen Garten, der auf dem Ulrich‘schen Plane von 1811 noch zu sehen ist, eingehen indem sie den hinteren Theil desselben mit Magazinen bebauten und den vorderen zur Vergrößerung des Hofraums benutzten, bei dieser Gelegenheit wurde auch das Vorderhaus, wie es scheint, einer durchgreifenden Reparatur unterworfen und die Treppe, welche vor der Hausthüre lag, erneuert. Bei dem Versetzen der Treppentritte war der Maurermeister Disque plötzlich von dem damals hier herrschenden Lazarethfieber ergriffen worden, mußte schnell nach Hause gebracht werden und starb bald darauf. Als die erste Stufe gelegt war, rückten gerade die Baiern hier ein (30. Oct. 1813). Ich gedenke dieses Umstandes nur, weil diese
Band 10, Seite 421
auch niemals eine andere gewesen seyn, wie das die Stuckverzierungen, die ebenfalls an den Decken noch die alten sind und ganz unversehrt dastehen, beweisen. Wären also Hauptveränderungen, Versetzung der Wände, Fenster u.s.w. vorgenommen worden, so hätten jedenfalls die Deckenverzierungen hier und da in ihrer Raumeintheilung beeinträchtigt werden müssen, was aber durchaus nicht der Fall war.
Nur im oberen Stock wurden Veränderungen vorgenommen, in denen der Ueberhang wegfiel. Vor dem Hause liegt die obenerwähnte Treppe von fünf Stufen, die ebenfalls bei Merian fehlt, und doch ist es ganz unmöglich, daß der Fußboden des unteren Stocks früher um soviel tiefer gelegen haben, können schon die Lage und Richtung der Kellerhalses gar nicht erlaubt haben. Die Treppe, welche zu den oberen Stockwerken führt, lag in einem, auf der hinteren Seite des Hauses angebrachten und um seine ganze Dicke aus der Mauer desselben hervortretenden Treppenthurmes und war eine steinerne Wendeltreppe. Der Eingang zu derselben befand sich im Hausgang, s. Abb. [R0803], welcher dunkel und winkelich war.
Zwei hölzerne Träger traten halb aus der Mauer heraus und ließen der Vermuthung Raum, daß dieser Gang vielleicht früher einmal einen einzigen großen Hauseren bildete, in welchem sie als freie Stützen gestanden hätten. Die nach dem Hofe hin gelegenen Stuben hatten etwas Unheimliches und Düsteres, und man erzählte sich von ihnen sowie von dem Hause überhaupt mancherlei Spukgeschichten. Als Knabe erinnere ich mich, daß man sagte „In dem Hause wandert‘s“ (geht es um).
Einer meiner Freunde, Herr Karl Keßler bewohnte das Erdgeschoß über 16 Jahre lang und seine Erzählung sowohl
Band 10, Seite 425
Spitals Bleichgarten
Stiftsstraße 26 | Stiftsstraße 28
D.99
30. Dezember 1865
Die beifolgende Abb. [R0806] [R0808] [R1383] enthält eine Hausmarke von so seltsamer Form, wie sie mir bis jetzt noch nicht vorgekommen.
Der Stein trägt auf seinem Kopfende die Jahreszahl 1576.
Weiteres darübere siehe bei dem Nachbarhaus D.98, Stiftsstraße 24.
Schon längst ist der Spitals Bleichgarten zerstört und an seine Stelle theilweise eine Straße, Senkenbergstrasse, gelegt, theilweise ein Garten für die Kranken des Bürgerspitals daraus geschaffen worden. Aus meiner Jugend erinnere ich mich noch sehr gut der schönen großen Bleichgärten, welche vereint mit den angrenzenden Gärten der Hinterhäuser der Rose (Oranienburg) und den drei alten Friedhöfen zum an der Stadtmauer gelegenen Theile der Stadt einen so unendlichen Reiz verliehen.
Von allen innerhalb des Mauerberinges gelegenen Stadttheilen waren hier die meisten Gärten vorhanden und erhielten sich am längsten bis in unserer Zeit auch diese Plätze mit Häusern bebaut wurden, was namentlich 1852 der Fall war, als die Administration der Senkenbergschen Stiftung den Bleichgarten erwarb und nun die Brönnerstraße und Senkenbergstraße an dessen Stelle gelegt wurde. Bei dieser Gelegenheit ging auch die Radgasse ein und wurde zu dem Garten des Senkenbergischen Stifts gezogen.
Um in den Spitals Bleichgarten zu gelangen, mußte man einen langen engen Gang zwischen zwei Mauern passiren. Dieser Gang, welcher gepflastert war, wurde nach der Straße zu mit einer Thüre verschlossen, über der die Inschrift zu lesen war „Bürgerhospitals Bleichgarten“. Diese Inschrift war auf einer durch den Kalkputz hergestellten in etwa einen Zoll tiefer gelegten und mit einem steinernen Rahmen
Band 10, Seite 425a
Senkenberg'sches Stift
Stiftsstraße 30
D.104
5. April 1859
Bei dem Bombardement der Stadt durch den franz. General Kleber 1796, 13. Juli, flogen mehrere Bomben in die Gebäude des Stiftes. Eine davon zerplatzte mitten im Hofe, eine andere schlug neben einem Fenster im hinteren Flügel ein, eine auf dem Gang und mehrere in den Garten, wovon ich eine unzersprungen noch besitze.
Im Hofe an der Stelle des geplatteten Fußbodens, allwo die obengenannte Kugel zersprang, ließ die Administration des Stiftes eine Platte einlegen mit der Ueberschrift „Bombardement 13 Juli 1796“ und eine Bombe dabei in Stein abbilden, unter dieser Platte aber die gesammelten Stücke der übrigen Bomben versenken. Neben dem Fenster des hinteren Flügels im ersten [Stock] wurde ebenfalls die Abb. einer Bombe angebracht mit der Jahreszahl 1796.
Auf einem Eckquaderstein an der Ecke des Hauptbaus nach Süden befindet sich noch eine Inschrift oder vielmehr Aufschrift aus den Zeiten der franz. Herrschaft L'Hopital des Bourgeois. Dieselbe ist noch ziemlich leserlich, und es wäre zu wünschen, daß bei einem etwaigen Neuanstrich des Hauses die möglichste Schonung stattfinden möchte.
[Von der Chronologie abweichende Paginierung S. E.]
Band 10, Seite 425b
Stiftsstraße 33 | Stiftsstraße 35
D.105
12. Mai 1881
Zwei Häuser mit weitläufigten Gärten, welche früher als Bleichplätze dienten, auch wurde in einem derselben eine Weinwirthschaft betrieben, welche aber ebenfalls schon seit sehr langer Zeit eingegangen ist. Die Bauten stammen aus dem vorigen Jahrh., ebenso die Anlage des Gartens, der in seinem altfranz. Geschmack mit steinernen Figuren, geschnittenen Linden u.s.w. einen außerordentlich stillen und heimlichen Eindruck hervorbrachte, von welchem die Spuren noch bis vor einigen Jahren deutlich vorhanden waren, wie ich selbst zum öfteren gesehen. Man mußte von der Straße aus mehrere Stufen hinuntersteigen, konnte aber auch durch die geöffnete Hausthüre und ein Gitter in die Gärten hineinsehen, was mir der verstorbene Herr Dr. med. Mappes oft erzählte.
Die Hinterhäuser der kleinen Eschenheimergasse bildeten mit ihren alterthümlichen Formen theilweise einen außerordentlich gut stimmenden Hintergrund zu diesem Bilde und mag der Einblick in diese Localitäten nicht wenig zu den Schilderungen beigetragen haben, die Goethe in seiner „Dichtung und Wahrheit“ bei Gelegenheit der Erzählung des Knabenmährchens giebt.
Im Jahr 1865, 29. April wurden die fragl. Grundstücke nebst Häusern von der Administration des Senkenberg'schen Stiftes käuflich erworben für die Summe von 95.000 fl. und für die Aufnahme ihrer Pfründner eingerichtet, welche am 15. Juli desselben Jahres daselbst einzogen. Die Liegenschaft gehörte vorher den Herren Peters und Consorten.
Am 1ten Juli 1880 verkaufte die Administration dieselbe einestheils an Herrn Lohnkutscher Roth, anderntheils an Herrn Schlossermeister Ambrosius, welcher Letzterer den an den schmalen Gang anstoßenden Theil erwarb und die bereits bei D.106 erwähnten Neubauten aufführte.
[Von der Chronologie abweichende Paginierung S. E.]
Band 10, Seite 427
Stiftsstraße 31
D.106
30. Juni 1870
Eine Thüre, welche den Eingang zu einem schmalen Gäßchen bildet, das sich zwischen Gartenmauern nach den Vorderhäusern in der kleinen Eschenheimergasse zieht.
Ueber der Thüre ein Schlußstein und auf diesem eingehauen das Zeichen der Bierbrauerzunft nebst den Buchstaben H . L . K . 1738. - In diesem engen Gange steht gleich links, wenn man den dunklen Theil desselben, der unter dem Hause durchführt, passiert hat, ein einstöckiges von Holz aufgeführtes Gebäude, das lange Jahre einem