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Inhaltsverzeichnis

Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für Stein

Band 8, Seite 103
Mausgasse
4. November 1864
Zu den allerfrühesten Erinnerungen meiner Jugendzeit gehört auch der Anblick der Mausgasse, eine in die Schnurgasse einmündende, enge, krummlinigte Gasse, deren Boden stark abwärts führt und sehr deutlich die Existenz des früheren Stadtgrabens nachweist. Die Mitte der Straße war früher von einem breiten ungeordneten Floß eingenommen, das sich bei dem Hause zur goldnen Spitze in eine sogenannte Antauche ergoß. Diese Antauchen waren die Oeffnungen der Canäle und [dazu] bestimmt, das aus der Straße abfließende Wasser nach dem Maine zu leiten. Gewöhnlich waren sie mit blauen Steinen eingefaßt und oben zur leichteren Reinhaltung mit Bohlen von Eichenholz belegt, sie sind nach und nach beinahe in dem neuen Nivellement des Pflasters ganz verschwunden und werden bald ganz vergessen sein.
Bei den sämmtlichen Straßen, die von der Schnurgasse rechtwinkelicht auf den Main führen, waren sie sehr stark ausgeprägt und konnten als Muster solcher Anstalten angesehen werden. Ihre Entfernung ist gerade kein Verlust, obgleich das alterthümliche Aussehen der Gassen dadurch bedeutend verloren hat. In der Mausgasse nun war die Antauche gleich wie in der Neugasse und Kruggasse ein wahrer Höllenschlund, im Sommer manchmal einen erstickenden Brodem aushauchend, welcher die ganze Gegend verpestete.
Band 8, Seite 107
Altes Brauhaus
Mausgasse 25
L.73b
April 1859
Durch ein altes Thor gelangt man in den durch eine hohe Mauer von der Straße abgeschlossenen Hof, rechts befindet sich ein alter Ziehbrunnenstein mit einem Haken an einer Mauernische, an deren Stelle außen auf der Straße der Brunnen jetzt steht; wahrscheinlich war es früher ein gemeinschaftlicher Ziehbrunnen, der von beiden Seiten innen und außen benutzt werden konnte, denn auch außen findet sich ein Stein und Haken für die Rolle.
Auf dem Stein im Hofe steht eine männliche Figur, wahrscheinlich soll es ein Triton sein, der auf einem Delphin reitet, er gehört aber nicht auf diesen Stein, sondern ist von irgendwo hergenommen, außen auf der Straße ist die Brunnenschaale mit Steinhauerarbeit (Laubwerk) verziert, welches im Styl ganz genau zum Triton paßt und wahrscheinlich macht, daß derselbe früher auf einem Brunnen stand, dessen Untersatz man nachher für die Pumpe auf der Straße benutzte. Am Hauptgebäude befindet sich eingemauert das Wappen der Familie v. Warsberg, es scheint auch einem älteren Bau entnommen und um es zu erhalten, an diesen Platz gebracht zu sein. Daneben im Schlußstein der einen Hausthüre I. C. D. 1751. Siehe die beifolg. Abb.
Der Hakenstein und Wappen sind älter als
Band 8, Seite [108]
1751, ebenso das Profil an der Laibung des großen Eingangsthores, weßhalb mir die Mauer mit dem Thore, der Ziehbrunnenstein und das Wappen dem früher hier gestandenen Bau anzugehören scheinen und dessen Erneuerung in das Jahr 1751 aller Wahrscheinlichkeit nach fällt.
a. Wappen der Familie v. Warsberg
b. Hakenstein des ehemaligen Ziehbrunnens
Das Innere dieses Hauses gehört zu meinen frühesten Jugenderinnerungen, es befand sich darin die Kartonfabrik [Fremdkorrektur mit Bleistift: Kartenfabrik S. E.] des Herrn Steinberger, so lange es mir denkt und ist auf den heutigen Tag noch darin.
Dieses Haus muß früher ein Herrenhaus gewesen sein.
Band 8, Seite 108a
Mausgasse 25
L.73b
7. Juli 1880
Das Hinterhaus fand ich heute in einem erbärmlichen Zustande, es darf nicht mehr bewohnt werden, weil die Decken den Einsturz drohen, überall sieht man durch die Löcher im Fußboden durch, und theilweise liegen auf denselben keine Dielen mehr; ich hätte nimmermehr gedacht, daß es in unserer Zeit und gerade in dem bewohntesten und bevölkertsten Theil der Stadt noch derartige Räumlichkeiten geben könnte.
Dazu kommt noch das alterthümliche Aussehen derselben, namentlich desjenigen Theiles, welcher nach dem Erlanger Hof hin liegt. Namentlich fesselte ein Zimmer meine Aufmerksamkeit, es hat tiefe Fensterblenden, gemauerte Sitzbänke in denselben und eine spitzbogige kleine Thüre, welche in einen Raum führt, der mit vergitterten Fenstern nach dem Garten des Erlanger Hofes liegt. Man muß einige steinerne Stufen in ihn hinabsteigen, und man glaubt, in ein anderes Jahrhundert sich versetzt. Die Scheiben in den Fenstern sind rund und sämmtlich erblindet, und der Raum hat durch das deßhalb darin herrschende Dämmerlicht etwas ungemein unheimliches.
[Von der Chronologie abweichende Paginierung C. K.]
Band 8, Seite 119
Meisengasse 2
E.157 | E.158
April 1862
An dem steinernen Unterbau auf dem Eck ein Tragstein vid. Ab. [R0431] Ein Hammel (Widder), dabei auf einem Wappenschilde ein Stierkopf und darunter ein Schlächterbeil mit den Buchstaben J. L. W. 1578. den 20. Aprilo.
Der Stein ist reinlich ausgeführt mit geschmackvoller Profilirung.
Das Innere des Hauses winkelicht und vielfach verändert hat nichts Bemerkenswerthes.
Band 8
9. August 1873
Ist soeben in vollem Abbruch begriffen und schon beinahe der Erde gleich. Der Stein zerstört.
Band 8, Seite 123
Katzenellenbogen
Metzgergasse | Hinterhaus von Saalgasse 5
M.106 | M.113
6. Mai 1863
Ueber einem Thürsturz Michael Brucher [spätere Korrektur (von fremder Hand?): Bruecher S. E.] 1742.
Das ganze Haus ist offenbar viel älter, und diese Jahreszahl bezeichnet wahrscheinlich nur eine Reparatur.
Das Haus hat einen Nasengiebel mit schön verzierter Wetterfahne und alte Fensterkreutzstöcke von Stein, in dem Gäßchen eine kleine Thüre mit hohen Treppenstufen davor und einem Spitzbogen, s. Abb. [R0353]
Der Thürsturz ist neu eingesetzt, und die Jahreszahl 1742 bezeichnet diese Zeit. Ueber die Wetterfahne sieh. Abb.
Die Seite des Hauses nach dem Gäßchen hin sieht sehr alterthümlich aus, ebenso das Gäßchen selbst. Die Thür mit dem Spitzbogen und der hohen Treppe davor ist höchst malerisch.
Das Haus bildet jetzt das Hinterhaus zu dem Hause Saalgasse 5, zu welchem es seit längerer Zeit gezogen ist, weßhalb es auch mit keiner neuen Nummer bezeichnet ist.
[späterer Bleistifteintrag vom Verfasser S. E.:] Das Erdgeschoß wird von einem feuerfesten Gewölbe eingenommen.
Band 8, Seite 135
Münzgasse 18
I.146
1. April 1878
Soeben wird auf der Seite des Hauses, die nach dem Raugrafengäßchen hin liegt, neben dem Erker eine Thür gebrochen und das vordere große Thor seines Rundbogens beraubt und mit einem waagerechten Sturz überdeckt. Es wurde in einen Ladenerker verwandelt, wie überhaupt die ganze Fronte des Hauses.
Im Hofe stehen einander gegenüber 2 Thürme, welche die steinernen Treppen in sich schließen und dem Hause von der einen Seite ein imposantes Ansehen verleihen. Leider hat das Ganze durch die obenerwähnten Reparaturen an Originalität sehr vieles eingebüßt.
Band 8, Seite 141
Kolben | Fledener
Münzgasse 1 | Buchgasse 7
I.206 | I.205
25. August 1870
Das Haus, welches 1845 umgebaut wurde, muß ein wahrer Prachtbau gewesen seyn, wie aus den noch vorhandenen Ueberresten hervorgeht, leider ist vieles zu Grunde gegangen, und vor ungefähr 8 Jahren wurde eine abermalige Veränderung und Neuanstrich vorgenommen, wobei das schöne Portal, s. Abb. [R0591], das bisher in seiner natürlichen Sandsteinfarbe stand, einen weißen Oelfarbenanstrich erhielt.
Bei der jetzt im Gang befindlichen Veränderung gingen abermals einige Fenstergewänder, mit zierlichen Profilen geschmückt, zu Grunde.
Auch wurde ein Stein, der als Baustein vermauert war und von dem alten Hause stammte, ausgebrochen, welcher Ornamente der größten Schönheit trug. Der Treppenthurm war früher freistehend und unten mit 2 Thüren offen, deren eine das erwähnte Portal bildete, ähnlich dem in der goldenen Wage, s.d. Die Fenster massiv in Stein und äußerst fein profilirt, die Treppe ebenfalls bis in die oberen Stockwerke von Stein und alle Thüren mit Stabwerk und sonstigem Schmuck reich bedeckt. Ueber dem Eingangsthor im Hofe lief
Band 8, Seite [142]
eine steinerne durchbrochene Gallerie hin, die ich noch gesehen habe. Die Abb. des alten Hauses zeigen das Nähere sowie des Treppenthurmes.