4. November 1864
Zu den allerfrühesten Erinnerungen meiner Jugendzeit gehört auch der Anblick der Mausgasse, eine in die Schnurgasse einmündende, enge, krummlinigte Gasse, deren Boden stark abwärts führt und sehr deutlich die Existenz des früheren Stadtgrabens nachweist. Die Mitte der Straße war früher von einem breiten ungeordneten Floß eingenommen, das sich bei dem Hause zur goldnen Spitze in eine sogenannte Antauche ergoß. Diese Antauchen waren die Oeffnungen der Canäle und [dazu] bestimmt, das aus der Straße abfließende Wasser nach dem Maine zu leiten. Gewöhnlich waren sie mit blauen Steinen eingefaßt und oben zur leichteren Reinhaltung mit Bohlen von Eichenholz belegt, sie sind nach und nach beinahe in dem neuen Nivellement des Pflasters ganz verschwunden und werden bald ganz vergessen sein.
Bei den sämmtlichen Straßen, die von der Schnurgasse rechtwinkelicht auf den Main führen, waren sie sehr stark ausgeprägt und konnten als Muster solcher Anstalten angesehen werden. Ihre Entfernung ist gerade kein Verlust, obgleich das alterthümliche Aussehen der Gassen dadurch bedeutend verloren hat. In der Mausgasse nun war die Antauche gleich wie in der Neugasse und Kruggasse ein wahrer Höllenschlund, im Sommer manchmal einen erstickenden Brodem aushauchend, welcher die ganze Gegend verpestete.