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Inhaltsverzeichnis

Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für Kaiser

Band 9
16. Juni 1868
Heute kam ich abermals dazu, die Kaiserküche zu untersuchen und fand an dem sonderbaren Schornstein die Jahreszahl 1747, ebenso findet sich dieselbe Zahl im Gewölbe der Küche halb erhaben, sehr sorgfältig in Kalkputz ausgeführt. Wie mir scheint, sind die meisten der älteren Bauten des Stiftes in diesem Jahr entstanden, namentlich gilt dieß von dem im Garten stehenden Gebäude, welches im Erdgeschoß einen Gartensaal in sich schließt; es ist ein originelles Haus mit behaglicher Einrichtung, einer Treppe mit gedrehten Stäben und im oberen Stock viele Bodenplättchen
Band 9, Seite [216]
16. November 1872
Heute bei der Besichtigung des Nebenhauses Christoffel fand ich in der Brandmauer des v. Cronstätt‘schen Stiftes drei Steine in der Höhe des zweiten Stocks eingemauert, welche das Wappen der Familie v. Cronstätten tragen und offenbar das Eigenthumsrecht dieser Mauer zu bezeichnen bestimmt sind.
Die alte Kaiserküche steht noch, doch ist ihr Todesurtheil bereits gesprochen.
Band 9, Seite 217
v. Cronstättsches Stift
19. März 1873
Nachdem gestern am 18. die verschiedenen Gebäulichkeiten, welche noch vorhanden waren, auf den Abbruch versteigert worden, hat derselbe heute bereits begonnen, und zwar an allen Stellen zugleich, so daß gegen 4 Uhr Nachmittags bereits das halbe Dach der Kaiserküche sowie des davorstehenden Baues im Hofe heruntergerissen war. Auch an den vorderen, nach dem Roßmarkt zu gelegenen Häusern schreitet die Zerstörung rasch vor, nachdem bereits vor einigen Tagen die Spiegelscheiben aus den Erkern vom Roßmarkt herausgenommen worden waren. In kurzer Zeit wird Alles verschwunden seyn.
Band 9
Kaiserküche
20. März 1873
Nachdem nun das Dach der Küche abgedeckt und das Gewölbe eingeschlagen war, so daß das einfallende Himmelslicht alle Winkel beleuchtete, fand ich unter dem weißen Kalkputz ein sehr schönes Ornament, dunkelroth auf grauem Grund, das die sämmtlichen Wände bedeckte.
Band 9, Seite [220]
Vermauerte Thür zu dem Nachbarhaus
22. März 1873
Heute wurde die Trennungsmauer im Garten nach dem Nachbarhause (De Neufville) niedergerissen, auch wurde die in derselben befindliche vermauerte Thüre, die in das obenerwähnte Stallgebäude anstieß, geöffnet. Ebenso wurden im Hofe die Bauten neben der Kaiserküche aus ein bedeutendes Stück weiter heruntergebrochen.
Bei der Niederlegung der Mauer wurden die Steine mit dem v. Cronstättschen Wappen herausgerissen und liegen nun unter den Trümmern unbeachtet.
Band 9
11. Mai 1873
Nun ist beinahe alles der Erde gleich und sieht man von allen Punkten des Roßmarkts bereits hinaus nach dem großen freien Raum. Die ganze Situation ist dadurch so verändert, daß man den Roßmarkt nicht wieder erkennt.
Die Thüre, welche von dem Nachbarhause E.2 zur Bequemlichkeit des Kaisers, welcher aus Anlaß seiner Krönung 1745 in dem Stift wohnte, gebrochen war, ist nun blosgelegt und sichtbar, sie wurde allgemein die Kaiserthüre genannt, s. E.2.
Nach der Angabe Battons bewohnte der Kaiser Franz I. im Jahr 1745 die beiden benachbarten Häuser E.2 u. E.3, s.d.
Band 9
11. Mai 1873
Als der anstoßende Bau des v. Cronstättschen Stiftes abgebrochen war, zeigte sich die sogenannte Kaiserthüre, welche bei der Anwesenheit der Krönung des Kaisers Franz I., der die beiden Nachbarhäuser E.2 u. E.3 bewohnte, zu seiner Bequemlichkeit durchgebrochen war, sie war mit einem Rundbogen überdeckt und befand sich im ersten Stock. Ich habe sie selbst gesehen. s. v. Cronstättsches Stift.
Band 10, Seite 1
Saalhof
Saalgasse 31 | Saalgasse 33
I.68
29. Mai 1865
Der alte Saalhof fesselte von jeher meine Aufmerksamkeit und Einbildungskraft in hohem Grade, und meine ersten mit künstlerischem Bewußtsein ausgeführten Darstellungsversuche habe ich an seinen verschiedenen Gebäuden ausgeübt. Immer zog es mich unwiderstehlich durch das Thor in den stillen Hof; und obgleich ich damals (1835-36) kaum wußte, daß es ein historisch so wichtiges Gebäude sey, kehrte ich doch stets dahin zurück.
Damals war es leicht und bequem, in dem Hofe Studien zu machen, indem die weitläuftigen Gebäude beinahe unbewohnt lagen und der größte Theil der unteren Räume als Gewölbe und Waarenlager vermiethet, selten besucht wurde. Hohes Gras wuchs reichlich daselbst, und der Ort war einsam und abgeschlossen, indem das Geräusch des öffentlichen Lebens nicht so leicht hineindrang, überhaupt in der Stadt damals noch lange kein so lebhafter Verkehr herrschte wie heutzutage. Namentlich aber war der sogenannte dicke Thurm und die alte Kaiserkapelle, die ebenfalls als Waarenlager vermiethet war, der stete Gegenstand des Erstaunens und der Untersuchung, und es wurden von mir diese an malerischem Reiz unendlich reichen Gebäude, damals noch unbewußt ihres baugeschichtlichen Werthes, zu wiederholten Malen gezeichnet und gemalt. Wenn ich diese alten Abbildungen ansehe, beschleicht mich ein eignes Gefühl von Wehmuth wie bei dem Anblicke des Bildes ei-
Band 10, Seite [4]
in welchem jede Erinnerung an die Gegenwart erlosch, und in dem Zauberlichte stiegen die ehemaligen Bewohner, die deutschen Kaiser, vor uns herauf, die längst versunken sind, und deren Glanz erblichen ist, wie das Tagesgestirn jetzt ebenfalls versinkt. -
Der dicke Thurm war ein merkwürdiges Gebäude, an dem die Baukunst beinahe eines jeden Jahrhunderts ihreSpuren zurückgelassen hatte. Alte Bauten nehmen leicht das Aussehen der Unberührtheit wieder an, sobald sie nur einige Jahrzehnte verlassen sind. Alle Entweihungen erlöschen meist mit der lebenden Generation; Wind und Wetter behaupten bei einiger Vernachlässigung sogleich ihr Recht, und man gibt sich gar leicht dem Gefühle hin, als sey zwischen der Entstehungsperiode und der Gegenwart nur eben erst ein paar Tage verschwunden. Und doch, was hat ein solcher Bau Alles erlebt und erleben müssen. Ich nenne nur den dreißigjährigen Krieg und den letzten Krieg gegen die Franzosen im Anfang dieses Jahrhunderts. Die furchtbar dicken Mauern waren theilweise gebrochen, namentlich in den oberen Stockwerke[n], die im 14ten Jahrhundert aufgeführt wurden, doch war im Innern das Mauerwerk vortrefflich erhalten, und an dem im Erdgeschoß liegenden, an die Kapelle stoßenden Gewölbe keine Spur von Zerstörung zu bemerken.
Die Fenster mit ihren tiefen Blenden in den dicken Mauern ließen nur spärlich Licht ein, und waren auch theilweise mit
Band 10, Seite 47
Lindenbaum
Saalgasse 34 | Bendergasse 29
M.127
Mai 1862
Wahrscheinlich stand hier eine alte Linde, eine sogenannte Schloßlinde vor dem Pallast der Kaiser, dem Saalhof, und hat das Haus daher den Namen Lindenbaum.
1716 die wahrscheinliche Erbauungszeit.
Beifolgender Lindenbaum ist zwischen den Bogen der Hausthüre und unterem Fenster auf dem Pfeiler angebracht, s. Abb. [R1137]