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Inhaltsverzeichnis

Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für Kirche

Band 4, Seite 83
Fahrgasse 55 | Fahrgasse 57 | Fahrgasse 59
L.31 | L.32 | L.33
13. März 1876
Heute wurde der Anfang mit dem Abbruch der Häuser 55, 57, 59 gemacht, nachdem sie lange Zeit abgesprießt und dem Einsturz nahe gewesen. Die nach dem Johanniter-Hof hin gelegene Seite derselben war ein sehr malerisches Bild und ist an derselben die alte Ringmauer des ehemaligen Hofes noch vollkommen erhalten. Sie sind erst recht sichtbar geworden, als man vor einigen Jahren die in dem Hofe vor ihnen gestandenen Schoppengebäude abgebrochen hatte, was gleichzeitig mit dem Abbruch der Kirche und der übrigen alten Hofesgebäude geschah. s. Joh. Hof.
Die Rückseite dieser Häuser, welche eben die in Rede stehende nur nach Westen gelegen ist, war großentheils mit Schiefersteinen beschlagen und hat einen außerordentlich alterthümlichen Eindruck gemacht. Vergl. Lit. L.33 in den Textnotizen.
Band 4, Seite 85
Fahrgasse 59
L.33
Mai 1859
Steht mit dem Nachbarhause 57, L.32 unter einem gemeinschaftlichen Dache. Das Haus hat an einem Tragstein unter dem 1. Stock nach der Seite der Johanniter-Kirche hin einen Schild mit einem Wappen, s. Ab. [R1073]

Bei dem im Jahr 1845 erfolgten Abbruch der Sakristei an der Johanniterkirche, mit welchem zugleich auch die kleinen Lädchen, die zwischen die Chorpfeiler derselben und an die Wand nach der Schnurgasse hin angebaut waren, der Zerstörung anheimfielen, wurde auch das schöne, mit einem Spitzbogen überdeckte Thor, das an dieses Haus angebaut war, entfernt. s. Ab. und somit dieselbe in ein Eckhaus verwandelt, das nach dem Plätzchen an der Johanniterkirche, welches durch die erwähnten Abbrüche entstanden war, einen Eingang und Fenster erhielt, welche es früher nicht hatte. Eine Abb. des Hauses findet sich auf dem Blatt König v. England.
Band 4, Seite [unpaginiert]
Johanniterhof
Fahrgasse 61 | Schnurgasse 1
L.34
[kein Datum]
Band 4, Seite 89
Goldenen Löwen, jetzt Würtemberger Hofes, von dem daran vorbeiziehenden Allment trennt, einen merkwürdigen Stein eingemauert, dessen Abb. [R0191] anbei folgt. Die Oberfläche desselben hat außerordentlich gelitten, so daß nicht einmal mit Sicherheit bestimmt werden kann, ob das Kreuz ein Crucifix gewesen oder das einfache Johanniterwappen dargestellt hat. Die beiden unteren Figuren halte ich für Lilien, die Buchstaben A. S. sind unzweifelhaft und vortrefflich erhalten. Das obengenannte Allment bezeichnet die älteste Grenze der Stadt, ihre erste Umfassung und ist ein Ueberrest des ehemaligen Grabens, der hier zu Tage tritt. Das Gärtchen, welches jetzt mit in den Bauplan gezogen wird, war dem Besitzer des Gasthauses zu Würtembergerhof von der Stadt leihweise überlassen worden und wird jetzt leider zerstört. Es war eines der traulichsten Plätzchen, die man inmitten des städtischen Gewühles nur finden konnte und verlieh der ganzen Oertlichkeit einen eigenen Reiz. Mit nächstem wird auch das alte Commendehaus und die Kirche fallen und somit abermals ein Hauptcharacterzug jenes Stadtteils spurlos verschwinden.
Band 4, Seite [90]
24. Juni 1872
Heute wurde mit dem Abbruch des Flügels begonnen, welcher an den Hauptbau anstößt und die obenerwähnten Schlußsteine und verzierte Träger enthält. Das Haupthaus wird nun bald nachfolgen, während die Kirche noch einige Zeit stehen bleiben soll.
Band 4
10. August 1872
Der erwähnte Hauptbau ist nun auch bis auf das Erdgeschoß heruntergebrochen und steht gegenwärtig in Ruine da. Im ersten Stock fanden sich noch schön profilirte spitzbogige Thürchen vor, welche in der nach der Kirche hin sehenden Mauer angebracht waren und das Ansehen von Zellenausgängen hatten, s. Ab. [R0203a-b] Unten im Erdgeschoß wurde der bereits erwähnte Träger blosgelegt, ein Köpfchen mit zierlich durchbrochenem goth. Laubwerk überdeckt. Eine Thür, die bisher als Wandschrank gedient hatte, wurde freigelegt und zeigt in ihrem Sturz die Jahreszahl 1620 nebst dem Wappen der Familie „vom Rhein“, roh in Stein ausgeführt.
Band 4
28. Februar 1874
Seit Montag, den 23. Feb. hat der Abbruch der Kirche begonnen, das Maaßwerk in den Fenstern, die Gewölberippen und überhaupt alle Steinhauerarbeit an derselben soll vorsichtig heruntergenommen, aufbewahrt und in Bornheim wieder aufgestellt werden für die dasige kath. Gemeinde. Auf diese Weise bleibt wenigstens ein Theil des Bauwerks würdig erhalten. Ich habe schon vor langen Jahren das Bemerkenswertheste daraus gezeichnet und dieselbe ganz genau untersucht. Einzelne Theile derselben sind sehr alt und stammen ohne allen Zweifel aus der letzten Hälfte des 13. Jahrh., jedoch wurde dieselbe im Laufe der Zeiten vielfach verändert und ihres ursprünglichen Lebens mehr und mehr entfremdet. Jedenfalls ist ein großer Theil
Band 4, Seite 91
Maaßwerk an den Fenstern noch aus der ersten Anlage erhalten. Ich erinnere mich noch aus dem Anfang der 40. Jahre her, daß die Rippen des Gewölbes bemalt waren und zwar in Schwarz, Weiß und Gold gestreift, was einen sehr guten Eindruck machte. Das kleine Sockelchen und Baldachinchen, was an einem der Pfeiler des Chores sich außen befindet, gehört ebenfalls der ersten Anlage im 13ten Jahrh. an. Sonst ist wenig erhalten. Bei dem dermalen im Gange befindlichen Abbruch kam noch ein in den Boden der Kirche versenkter Sockel der ehemaligen Kanzel zum Vorschein, welcher der Zeit der Renaissance angehörend, durch diese Eingrabung erhalten blieb; er trägt auf der Vorderseite einen Engelskopf mit zwei Flügeln, auf der einen Seite ein Doppelwappen in reicher Verzierung, dessen Abb. [R0190] beifolgt. Es ist das Wappen des Johanniterordens und die zwei gegeneinander gestellten Beile und gehört wahrscheinlich dem Jahr 1606 an. s. oben die Notiz über den Stein.
Ein kleines Schild mit einer wahrscheinlich darauf gemalten Schrift, die nunmehr unkenntlich geworden ist, befindet sich auf der anderen Seite, und die Einfassung desselben deutet ganz bestimmt auf jene Zeit hin. Die ganze Arbeit ist reinlich und sauber ausgeführt und wahrscheinlich aus derselben Zeit wie der oben erwähnte Stein.
Auf dem Dach der Kirche befand sich eine Wetterfahne, die das Bild eines Reiters zeigte mit dem daran gestellten Wappenschilde der Johanniter und der Jahreszahl 1624. Sie befand sich früher auf dem Thürmchen des Daches, und als dieses im Jahr 1824?? entfernt wurde, steckte man sie auf eine Stange auf das
Band 4, Seite [92]
Dach, wo sie allerdings seltsam genug angebracht war, doch soll sie erhalten werden. Zwei Träger im Inneren der Kirche unter den Gewölberippen oder vielmehr deren Ansätzen auf der Südseite gehören dem 13. Jahrhundert an, s. Abb., ebenso die Thüre mit dem Wappen der Familie v. Bellersheim, welche auf derselben Seite vom Hofe hereinführt. Der Speicher der Kirche war mit dem darangebauten Commende-Haus in dessen oberstem Stock durch einen hölzernen, mit Schiefersteinen gedeckten Gang verbunden, wie aus den Abb. zu ersehen ist.
Früher standen vor der Treppe des Haupteinganges in dieses Haus zwei Lindenbäume, deren einer noch vorhanden ist wie ihn die Abb. [R0197] zeigt, doch wurden dieselben schon bei der bereits früher erwähnten Veränderung entfernt, erst der eine und ein paar Jahre darauf der andere. Das schöne Portal mit der Treppe davor und dem Wappenstein über dem Spitzbogen, das auf der Südseite des Capitelhauses in das daran stoßende kleine Gärtchen führte, ist in den genauen Abb. [R0197] [R0200] nachzusehen. Dieses Portal ist dahier einzig in seiner Art und seine nunmehrige Zerstörung höchlichst zu beklagen.
Zwischen den Fenstern des ersten Stocks über diesem Eingang war mehreremale, und zwar ziemlich groß, das Wappen des Ordens angemalt in Freskofarben mit Vergoldung, wie es schien, aus dem vorigen Jahrhundert, jedoch durch mehrere darüber angebrachte Anstriche verdeckt, welche jedoch durch Wetter und Zeit verblichen, die alte Malerei wieder zum Vorschein kommen ließen.
Das ganze Haus hatte überhaupt im Laufe der Zeiten
Band 4, Seite 93
vielfache tiefeingreifende Veränderungen zu erleiden gehabt, welche mitunter äußerst schwer zu entdecken waren. So fand ich z.B. erst nach langem Suchen, daß die kleinen, äußerst zierlichen Tragsteine im Hausgang, s.Ab. [R0196], mit Wappenschildern verziert waren, man hatte sie mit einer blau und weiß gestreiften Tapete quer überzogen, welche die eigentliche Form derselben kaum erkennen ließ, geschweige denn die so äußerst fein ausgeführten Gliederungen nebst den Wappen, die in ihrer Feinheit von den schreienden Farben vollständig verschlungen wurden.
Der Hausgang war ehedem ein viel größerer Raum, von einem hölzernen, fein profilirten Pfeiler unterstützt, der aber bei der Anlage des einen Zimmers halb in die Wand eingemauert wurde. Was mag erst vor der Neugestaltung des Jahres 1624 u.s.w. verloren gegangen seyn.
Der ganze Hof war mit Schoppengebäuden umringt, die als Waarenlager und Remisen vermiethet wurden; die Hinterhäuser der Borngasse waren durch eine niedrige Mauer von demselben geschieden, welche jedoch jedem Hause noch ein kleines Höfchen gestattete. Der südliche Theil wurde von der alten Antauche, die überbaut war, begrenzt. Durch mannichfache Zeitläufte hindurch hatte der Hof bis zum Jahr 1845 sein äußeres altes Ansehen sich ziemlich zu erhalten gewußt, wie die Abb. [R0184] zeigt, welche uns die Kirche mit der davorgebauten Sacristei und den kleinen Lädchen zeigt, über einem derselben wuchs ein Hollunderbaum auf einem Vorsprung zwischen zwei Pfeilern des Chors so üppig in die Straße heraus, daß er häufig zurück-