Zur Zeit meiner Jugend wurde es von einer Familie Namens Willemer bewohnt, welcher es auch gehörte und welche darin einen Sauerwasser- und Mehlhandel sowie auch Hefenhandel betrieb. Das kleine Lädchen lag neben der Hausthüre und hatte ein sogenanntes Gerähmse, wie schon oben bei dem Hause 15 genau beschrieben ist. Zwischen den einen Schrotstein und die eine Hälfte der Hausthüre wurde im Sommer ein kleines transportables Bänkchen eingeschoben, auf welchem gewöhnlich die alte Frau Kolb ihren Platz hatte.
Es wurden noch weitere Stühle und Schemel herausgetragen, denn bei schönem Wetter saß allabendlich namentlich an diesem Theil der Straße die ganze Nachbarschaft auf fröhlich miteinander plaudernd. Der Schneidermeister Kolb wohnte mit seiner Frau im zweiten Stock des Hauses und verdient die Erinnerung an dieselben jedenfalls hier eine Rolle, denn die schon sehr alte Frau pflegte uns, d.s. meine beiden Freunde Georg und Gottfried Beck sowie Justus Göbel und mir gar oft zu erzählen, wie sie in ihrer Jugend auf dem großen Hirschgraben mit ihren Eltern gewohnt, sehr oft von der Frau Rath Goethe gegenüber geholt worden sey, um mit dem Wolfgängchen zu spielen und wie sie aus ihrem Fenster zugesehen, als er die Töpfe aus dem Gerähmse auf die Straße warf. Alles das fiel bei uns, die wir damals schon höchst eifrige Goetheverehrer waren, auf einen sehr guten Boden, der das Samenkörnlein getreulich bewahrte und pflegte.