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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

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Band 3, Seite 53
Elisabethenstrasse 9
N.19
Wahrzeichen
Elisabethenstrasse 9
N.19
1860
[eingeklebter Buchausschnitt: S. E.]
„- 5 -
V. Der Hund mit dem Kinde
Noch vorhanden (Abb. 4)
Ein liegender Löwe, welcher mit den Vordertatzen einen menschlichen Kopf hält, aus rothem Sandstein gehauen und bereits stark verwittert und geschwärzt. Er liegt auf einem kleinen Vorsprung einer Brandmauer des Eckhauses der Brücken- und Elisabethenstrasse zu Sachsenhausen in einer Höhe von ungefähr 30 Fuss und hatte früher sicherlich eine andere Bestimmung. Der Sage nach ist es ein Hund, der bei einer grossen Ueberschwemmung ein Kind gerettet hat. Das Steinbild ist sehr alt, aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts und wurde vielleicht im Jahr 1709, als man einen Theil der älteren Gebäude des Deutschherrenhauses niederriss und neu aufführte, dort überflüssig und hierher versetzt. Das Haus, an dessen Brandmauer er seinen Platz gefunden, stammt aus dem Ende des 16. Jahrhunderts.
Die eigentliche Bedeutung kann nicht ermittelt werden.“
Band 3, Seite 77
Große Eschenheimergasse 72 | Schlimmmauer 37
D.157
8. Mai 1865
Die weitläufigen Gebäude ziehen sich bis nach der Stiftsstraße hin und schließen einen Hof, der eine Ausfahrt in das Mohrengäßchen hat ein sowie einen Garten, aus welchem man eine Aussicht auf die Häuser des Mohrengäßchens hat, die überraschend alterthümlich ist, wie die Abbildung [R0814] zeigt.
Nicht lange mehr wird es dauern und die Speculation bemächtigt sich der großen Räume, und alles wird umgestaltet. Das Vorderhaus ist ziemlich alt und hat trotz vielfacher Reparaturen und Veränderungen sich viele Eigenthümlichkeiten zu erhalten gewußt. Die Hausthüre ist mit einem Spitzbogen überdeckt, und über derselben befindet sich ein großer, ziemlich weit vorspringender Erker, welcher übrigens neueren Ursprungs ist. Eine alterthümliche, wahrscheinlich aus dem Ende des 17ten oder Anfang des 18ten Jahrh. stammende Treppe führt in den ersten Stock, in welchem sich die alten Spuren verlieren. Neben der Treppe, gleicher Erde ein Zimmer, dessen Fenster nach außen schön und zierlich profilirte Gewänder zeigen. Im Hofe noch einige alte Thürgewänder. Der Bau, durch welchen man in den Garten gelangt, stammt aus der Mitte vorigen Jahrhunderts und hat eine massive steinerne Treppe mit verziertem eisernem Geländer. Die Hinterhäuser scheinen aus derselben Zeit zu seyn und bieten nichts Interessantes dar. Garten und sämmtliche Gebäude, auch die der auf die Eschenheimergasse stoßenden Theile sind im Zustande äußerster Verwahrlosung.
Band 3, Seite 89
Brunenfelser Hof
Große Eschenheimergasse 37
D.166
23. April 1872
Bei der soeben im Gange befindlichen Veränderung, welcher die Hinterhäuser des Hofes zum Opfer fielen und abgebrochen sind, fand sich in dem einen Seitenbau links im Erdgeschoß an der nach dem Nachbarhause 35 zugekehrten Wand ein großes Gemälde, als Fresco die Ansicht einer an einem Fluß gelegenen Stadt darstellend, mit einer Reiterstaffage im Vorgrund (ein Piquer mit 2 Pferden im Jagdanzug); es war mit großem Geschick ausgeführt, nur mußte ich sehr beklagen, daß es von den Arbeitern so erbarmungslos heruntergeschlagen wurde. Der Bau, in welchem es sich befand, gehörte, wie es schien, dem Ende des 17. oder dem Anfang des 18. Jahrh. an. Im Hofe ein prächtiger alter Baum, der namentlich im Abendlicht höchst malerisch wirkt. Aus dem Hofe führte eine nunmehr verwüstete Thüre in das Nebenhaus 35, s.d., und scheint es fast, als hätten beide Häuser früher zusammengehört. Das Haus gehörte früher der Familie v. Leonhardi.
An die Stelle der abgebrochenen Häuser wird nun die Druckerei des Herrn Sonnemann gesetzt.
Der schöne Baum ist ebenfalls verschwunden und die ganze Situation durchaus verändert.
Auf der Abb. [R1556] sieht man durch das Laub des Baumes das alte Lagerhaus im Kastenhospitalshof. Früher war aus allen diesen Höfen der Blick frei, weil lauter Gärten
Band 3, Seite 99
Senkenberg‘sche Stiftung
Große Eschenheimergasse 76
D.195 [= D.159]
21. März 1866
Heute Nachmittag 4 Uhr wurden die hier näher beschriebenen Gebäude auf den Abbruch versteigert, und morgen, den 22ten soll derselbe beginnen, nachdem bereits seit einer Woche die Häuser vollständig geräumt sind. Sie sollen bis auf den Grund abgebrochen und ein Theil ihres Raumes zur Verbreiterung der Stiftsstraße verwendet werden, bei welcher Gelegenheit das Brünnchen in der Mauer daselbst ebenfalls für immer verloren geht. Der schöne Taxusbaum soll stehen bleiben und den Fall der rings um ihn entstandenen Gebäude und Anlagen überleben. Obgleich ich nun schon bereits in den Jahren 1848, 1857 und 1862 das Wichtigste in Hauptsachen und Détail gezeichnet hatte, so kamen doch bei dem Abbruch allerhand Dinge zum Vorschein, deren Daseyn vorher nicht zu ermitteln war, und es wurde nöthig, eine genauere Beschreibung der sämtlichen dem Tode geweihten Gebäude zu geben, und so entstand dieser Aufsatz, der übrigens nur die Baugeschichte behandeln soll, indem Alles Uebrige anderen Orts bereits aufgezeichnet und gesagt ist. Fassen wir nun die obengenannten Gebäude vor ihrem Ende noch einmal näher in‘s Auge.
Das mit seiner Hauptseite nach der Eschenheimergasse und mit seinem steilen, gemauerten Giebel nach der Stiftsstraße hin sehende Haus, hat sich trotz der vielen
Band 3, Seite [100]
Veränderungen und Wiederherstellungen, die es im Laufe der Zeiten betroffen, sein alterthümliches Gewand und Aussehen so ziemlich zu bewahren gewußt, und nur dem kundigen Auge entgehen jene tiefen Spuren nicht, welche die wechselnden Besitzer je nach ihren Bedürfnissen, seinem Antlitz aufgeprägt haben. Ganz sicher stammt der Hauptbau aus dem Ende des 15. Jahrh., wenigstens zeigen dieß so ziemlich deutlich die Profile an den Thür- und Fenstergewändern sowie der Keller mit seinen massiven dicken Pfeilern, welche sechs flache Gewölbe tragen. Die kleine Treppe, deren Eingang nach der ehemaligen auer hin liegt, scheint später hineingebrochen worden zu sein, doch ist auch dieser Eingang seit langer Zeit wieder zugemauert. Betrachten wir das Haus, wie es auf dem Plane von 1552 dargestellt ist, so finden wir es schon in seiner jetzigen Gestalt, doch ist die Abbildung äußerst unzuverlässig und kann kaum einen Anspruch auf nähere Betrachtung machen. Merian gibt es im Jahre 1628 schon ein wenig genauer, doch muß man sich den langen Seitenbau wegdenken, welcher erst nach dem Jahr 1767 hineingestochen wurde, was nicht übersehen werden darf, sowie der Umstand zu berücksichtigen ist, daß das kleine Gärtchen oder Höfchen an der nördlichen, gegen den Thurm hin liegenden Seite des Hauses noch nicht zu demselben gezogen ist, was den schiefen Anbau veranlaßte, sondern noch in seiner ursprünglichen Gestalt sich vorfindet, woraus hervorgeht, daß der schiefwinkeliche Ansatz erst später als das Jahr 1628 entstanden seyn muß und vielleicht seine Erklärung in der Jahreszahl 1746 findet, welche auf dem ihm zunächst liegenden Schornstein angebracht ist.
In dieses Höfchen mündete auch der fragliche Kellereingang, und die in der Mauer befindliche oben erwähnte Thüre, welche nach dem Zwinger führte, wurde vermauert, als das Höfchen überbaut wurde.
Die von dem ursprünglichen Bau übrig gebliebenen Reste sind nicht schwer zu ermitteln, es ist eigentlich der ganze Bau sammt dem Dach und einem Theil der Fenster in den oberen Stockwerken, namentlich auf der Giebelseite, sowie einige in den unteren.
Band 3, Seite [102]
bestimmt gewesen zu sein. Der schiefe Winkel, den die Seite des Hauses nach dem Eschenheimerthurm hin macht, gibt dieser Stube eine fünfeckigte Form, und aus ihr führt eine Thüre in einen unbegreiflichen Raum, der wirklich etwas Geheimnißvolles und Düsteres hat und über dessen Zweck ich durchaus noch nicht in‘s Klare kommen konnte. Die Stuckverzierung an der Decke ist höchst originell, s. Abb. [R0840] und gehört derselben Zeit an, aus der das Holzgetäfel, das ringsherum in Mannshöhe an den Wänden angebracht war, und das zum Theil sich erhalten hatte, stammte. Ueberhaupt finden wir in dem Hause eine Menge malerisches und trauliches Gewinkel, kleine Stübchen und Räume, wie sie das jeweilige Bedürfniß geschaffen, und doch dabei eine Behaglichkeit, wie man sie in unseren neueren Häusern vergeblich sucht. Vor Allem nimmt die Hausflur, der sogenannte Hauseren, den ersten Rang ein. Hier befand sich zu alten Zeiten der Haupteingang von der Straße her und seine ganze jetzige Form und Einrichtung verdankt er dem Ende des 16. Jahrh. Die Decke ist geschmackvoll in Felder von verschiedenen Formen eingetheilt, reich gekehlte Thüren von dunklem Eichenholz mit zierlichen Beschlägen finden sich vor, und die nach den oberen Stockwerken führende Treppe mit einem dunklen Holzgeländer, das aus kunstvoll gedrehten Säulen besteht, vollendet das Ganze, s. Abb. [R0828]
Folgen wir nun dieser Treppe aufwärts in den oberen Stock, so finden wir auf dem Gan-
Band 3, Seite [104]
es jedenfalls ein durchschießender Stein gewesen sein, d. h. ein Stein, der mit dem ganzen oberen Theil des Fensterpfeilers aus einem Stück gearbeitet wäre, was aber nicht der Fall ist. Wahrscheinlich ist also, daß das Haus eine Hauptumgestaltung erhielt, als die Familie Uffstainer in dessen Besitz trat, und aus dieser Zeit stammt das Wappen, die Fensterveränderungen, Gitter, Treppengeländer, Thüren und Stuckverzierungen, kurz Alles, was ihm den Stempel des Endes des 16. Jahrh. aufdrückt. Auch befinden sich in der Bibliothek mehrere große Foliobände, in Leder gebunden, auf deren Decken in Gold gepreßt, dasselbe Wappen vorhanden ist. In den oberen Stockwerken treffen wir eine Menge von Kammern, einige davon tragen noch die Bemalung oder besser gesagt den Anstrich des vorigen Jahrhunderts. Die Dachbalken sowie die Fachbalken der Wände stehen nämlich um ihre ganze Dicke vor; der Raum zwischen ihnen ist weiß, die Balken selbst grau und noch mit einem handbreiten grauen Streifen umzogen, welcher dann durch einen dicken schwarzen Strich von dem weißen Grunde getrennt ist.
In gleicher Weise war von außen das Haus bemalt, wie aus dem Zustande eines Giebels des 1767 errichteten Seitenbaues hervorgeht, dessen Schiefersteinbeschlag behufs des Abbruchs weggenommen wurde, woselbst die alte Bemalung wohlerhalten zum Vorschein
Band 3, Seite [106]
tragen und vortrefflich erhalten sind. Die Zeit ihrer Entstehung ist das Jahr 1684, also das Ende des 17. Jahrh. gewesen, doch wurden die alten Formen noch lange nachher verwendet. An der einen Seite der gemauerten Wand des Ofens befindet sich ein thönerner Löwenkopf, aus derselben Zeit stammend. Die beiden Oefen wurden erhalten und befinden sich jetzt im Goethehaus. Es bleibt nun noch übrig, das Haus von außen zu betrachten und fangen mit der Hauptseite auf der Eschenheimergasse an, um die Neuerungen nachzuweisen, so fesselt unsere Aufmerksamkeit vor Allen die über dem von jeher an dieser Stelle gewesenen Haupteingang angebrachte Marmortafel, welche Senkenberg einsetzen ließ und welche nebst seinem Wappen folgende Inschrift trägt:
Aedes fundationis Senkenbergianae in publica commoda.
Anno MDCCLXIII
Haus der Senkenbergischen Stiftung errichtet zu allgemeinem Nutzen
im Jahre 1763.
Band 3, Seite 107
Sie wurde vorsichtig herausgenommen um erhalten und an dem neuen Bau verwendet zu werden. Die Hausthür gehörte ebenfalls zu den von Senkenberg vorgenommenen Erneuerungen, sowie einige Dachgaupen, die sich in ihren Formen von den alten streng unterscheiden. Im Hofe finden wir auf der nach Osten sehenden Seite zwischen den Fenstern des ersten Stocks eine Sonnenuhr angebracht, deren Zahlen auf ein gerolltes Band geschrieben sind. Daneben die bedeutsamen Worte: Me sol vos umbra regit (Mich regiert die Sonne, auch der Schatten). Unter dem Kalkputz kam eine ältere Inschrift zum Vorschein, die ich jedoch nicht zu entziffern vermochte. An den Hauptbau schließt sich der schon oben erwähnte Seitanbau an, welchen Senkenberg im Jahr 1767 errichten ließ und zur Bibliothek einrichtete. An dem Schornstein findet sich im Kalkputz die Jahreszahl 1767 sowie an der ersten Eingangsthüre unten in dem Sturz dieselbe Zahl mit römischen Ziffern eingehauen vor: MDCCLXVII.
Ein Kamin mit den damals üblichen Verzierungen, welches unter dem Zwerghaus nach der Stiftsstraße hin, ungefähr in der Mitte des Saales zwischen zwei Fenstern angebracht war, sollte den Raum heizen. Er war bunt bemalt und die Thüren mit vergoldeten Leisten geziert. Ueber der Eingangsthür oder vielmehr auf derselben standen die Worte: [Ende des Textes S. E.]
Band 3, Seite 109
3. Mai 1866
Während des Abbruchs fand sich noch ein behauener achteckigter Stein. Das obere Ende eines Pfeilers, an welchem sich zwei Bogenansätze befinden und der offenbar einem weit älteren Bau angehört hat.