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Inhaltsverzeichnis

Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für Brunnen

Band 12.2, Seite 11
Gebrauch, mit Gras und wilden Blumen umwachsen erhielt er sich bis ins Jahr 1862, woselbst er durch den Bau des Hotel du Nord den Platz räumen mußte.
Ein bis auf den heutigen Tag noch vollständiger, mit geschmackvollen Ornamenten verzierter steinerner Brunnenkranz findet sich in dem reizenden Treppenhause des Hauses Limpurg, und so finden sich hier noch in mehreren Häusern die Ueberreste von Brunnen, die nunmehr außer Gebrauch gekommen sind oder durch später hineingestellte Pumpen umgewandelt wurden, die meisten hatten eine eiserne Rolle, deren Haken in einem verzierten Stein saß und ist uns eines der schönsten Beispiele der Art am Mittelbau des Saalhofes aufbewahrt. Auch die öffentlichen Pumpensäulen waren meistens sehr geschmackvoll profilirt und trugen gewöhnlich die Namen der Baumeister nebst den Jahresangaben ihrer Errichtung.
Es soll und kann dies selbstverständlich keine erschöpfende Beschreibung der verschiedenen Brunnen seyn, sondern nur derjenigen, welche mir nebst so manchen anderen umgeworfenen am lebendigsten im Gedächtniß geblieben sind, manche davon haben anderen Orts sowie auch in meiner Beschreibung der Häuser und Straßen ihre Beachtung gefunden, andere wieder sind mit Stumpf und Stiel ausgerottet worden, so daß kaum noch eine schwache Erinnerung davon vorhanden ist, welche sich bei den kommenden Generationen rasch verwischt. In dem Bilde unserer Stadt aber spielten sie ehemals unbestreitbar eine hervorragende Rolle und sind nur langsam dem gewaltigen Andrange der Nothwendigkeit gewichen.
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Die öffentlichen Brunnen in der Umgebung der Stadt haben bis jetzt kaum noch eine Besprechung erfahren und wird vielleicht deßhalb ein näheres Eingehen auf ihre frühere Gestaltung und Aussehen nicht ganz unwillkommen seyn.
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Der Brunnen am Kühhornshof
Er ist kulturhistorisch einer der merkwürdigsten und verdient deßhalb die erste Stelle. Links am Anfang der zu dem Haupteingang führenden Brücke liegt er in einer ummauerten Vertiefung, zu der man früher auf einer breiten zierlichen Steintreppe hinabstieg. Er bestand aus einem runden, von sorgfältig behauenen blauen Steinen gebildeten Kranz und war der den Graben füllende Abfluß mit ebensolchen Steinen ausgelegt. Die Rückwand der die Vertiefung umfassenden Mauern ist zinnenartig abgetreppt und trägt in einer Blende etwa sechs Fuß über dem Boden ein altes, leider durch Unwissenheit und Rohheit arg zerstörtes, lange Zeit von den achtlos Vorübergehenden fälschlich für ein Wappen gehaltenes Steinbild, einen Fuchs darstellend, welcher aufrecht einherschreitet, eine Laute trägt und von einem Maulwurf, einer Feldmaus, einer Kröte und sonstigen als dem Feldbau schädlichen Thieren umgeben ist. Nun war aber im Mittelalter ein für Feldfrevel übliche Pönitenz das Tragen einer Laute oder Geige „Geigetragen“ und soll diese Strafe durch das Steinbild veranschaulicht werden, indem die mit dem Fuchs abgebildeten Thiere sich auf die Feldfrevler beziehen. Es war diese Stätte ein sogenanntes Feldgericht. Nächst dem Brunnen läßt die Vertiefung noch Raum genug für einen steinernen Tisch, der noch vorhanden ist nebst steinernen Sitzen, auf welchen die Richter Platz nahmen, während die dem Gericht anwohnenden Leute bequem über die Brustwehr von außen in den Raum hinein-
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sehen konnten. Näheres darüber findet sich in dem vortrefflichen Werke „Rechtsalterthümer“ von Zöpfl und verdanke ich dem ausgezeichneten Verfasser dieses Buches nebst so mancher andere Belehrung auch diejenige über das Feldgericht. Es ist diese noch so klar erkennbare Einrichtung einer solchen Gerichtsstätte etwas so außerordentlich Seltenes, daß es schon der Mühe werth wäre, für seine Erhaltung einzutreten und die möglichste Sorge zu tragen, denn vielleicht ist es das einzige noch bestehende Beispiel in ganz Deutschland wie es denn auch von den Ueberresten der ersten Anlage des Hofes jedenfalls das älteste Merkmal ist.
So war der Zustand des Ortes etwa um das Jahr 1836. Der Brunnenkranz war noch vollkommen erhalten, und an dem eisernen Gitter, welches den Brunnen verschloß, war an einer Kette ein Löffel von Eisen zum bequemen Trinken angebracht.
Der ziemlich lebendige Abfluß geschah durch ein eisernes Röhrchen, das Wasser war kristallklar und rein, wie es denn auch den Wasserbedarf für die Hofesbewohner abgab, der Platz mit hohem duftigem Grase bewachsen, das üppig von Blumen durchwuchert war, bot in der That ein so stilles und malerisches Plätzchen, wie in der ganzen Umgegend kein zweites gefunden wurde. Die Gebäude des mit einem klaren, hier und da mit Schilf bewachsenen Wassergraben umgebenen Hofes waren noch vollkommen in baulichem guten Stande und das Hauptgebäude noch bewohnt, mit einer herrlichen Aussicht über die Felder weg nach dem Gebirge. Seit jener Zeit nun aber hat sich eine gänzliche Umgestaltung der Gebäude sowohl wie der Gegend vollzogen. Durch den Wechsel der Besitzer vernachlässigt, zerfielen erstere immer mehr und mehr, um zuletzt gänzlich niedergelegt zu werden, erst das Haupthaus und sodann die Nebengebäude. Der Thurm am Eingang neben der Brücke wurde ebenfalls stark in Mitleidenschaft
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gezogen, sodann der Brunnen zugedeckt, eine Pumpe hineingestellt und der ganze Platz in höchstem Grade verwahrlost und verbauert, wie denn auch die ganze Umgebung nach und nach durch immer näher heranrückende Bauten und Anlagen ihres früheren einsamen, poetischen und vornehmen Charakters entkleidet wurde, so daß es beinahe unmöglich geworden ist, den früheren Zustand sich zu vergegenwärtigen.
Näheres darüber in dem ausführlichen Aufsatz über den Kühhornshof, wobei auch die vielen und genauen Abbildungen [RS0122] [RS0121] [RS0124] [RS0111] [RS0112] [RS0119] [RS0118] [RS0120] [RS0114] [RS0125] [RS0133] [RS0117] [RS0209] [RS0113] [RS0115] [RS0123] [RS0132] nachzusehen sind.
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Der Brunnen an der Holtzhäuser Oede
Etwa dreihundert Schritte westlich von der Holtzhäuser Oede liegt der mit einem Kranze von blauen Steinen eingefaßte Brunnen, von einer dichten Gruppe hochstämmiger alter Linden überschattet, welche eine so hervorragende Gruppe bilden, daß sie schon von weiter Ferne her gesehen ins Auge fallen und ein höchst eigenthümliches Merkmal der ganzen Gegend bilden. Man hatte von diesem Punkte aus eine vortreffliche Uebersicht über die Stadt, den Sachsenhäuserberg bis nach den Gebirgen des Odenwaldes, den Melibocus und Frankenstein hin, welche Fernsicht von dem herrlichen kühlen Platze gar behanglich genossen werden konnte; diese Schilderung gilt aber nur bis gegen den Anfang der vierziger Jahre, indem mit dem Eintreten der Eisenbahnen die Stadt nach allen Richtungen hin sich erweiterte, bis zuletzt die Häuser allmählig soweit herankrochen, daß von einer freien Aussicht wie sie damals war, nunmehr kaum noch die Rede seyn kann.
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Die Linden sind nach und nach abgängig geworden und auf ein unscheinbares Gebüsch eingeschrumpft, der Brunnen wurde überwölbt und mit Erde bedeckt, so daß er anheute kaum noch sichtbar ist und die ganze Herrlichkeit ihr Ende gefunden hat.
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Das Stallburgs-Brünnchen
Es liegt an der oberen Einfriedigung des ehemals von Stalburg'schen Gutes, der sogenannten Stalburger Oede in einer ausgemauerten Vertiefung mit einem sorgfältig gearbeiteten Kranze von blauen Steinen eingefaßt, an welchem sich in höchst feiner Arbeit das Wappen der Familie v. Stalburg nebst der Jahreszahl 1734 befindet.
Früher war der herrliche dunkelschattige Ort oft das Ziel von Spaziergängern, bis nach und nach durch den Wechsel der Besitzer der Garten und die Anlagen um den Brunnen in Verfall geriethen. Derselbe war überdeckt und kaum mehr in dem dichten wuchernden Gebüsche aufzufinden.
Der Ablauf, welcher den Graben um fas Haus füllte, wurde in eine andere Richtung gelenkt, der Graben zugeworfen, und das in höchst verwahrlostem Zustand sich befindende Haus lange Zeit nicht mehr bewohnt.
Seit dem Jahr 1873, in welchem der Besitzthum an die Baubank überging, wurde der Garten parzellirt, das Haus total umgeändert, um einen Stock erhöht und endlich gegen Ende August des Jahres 1876 der Brunnen gänzlich beseitigt, der schöne Steinkranz zerschlagen und zum Straßenbau verwendet, so daß nun keine Spur mehr von ihm vor-
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handen ist.
Genaueres findet sich in dem ausführlichen Aufsatz „Stalburger Oede“, woselbst auch auf die dahin einschlagenden Abbildungen [RS0126] [RS0131] [RS0130] [RS0129] [RS0127] [RS0128] verwiesen ist.
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Das Hermes-Brünnchen, auch Schwarzhermannsborn
Es war ein östlich vom Friedberger Thor, etwa vierhundert Schritte entfernt am rechten Ufer des Elkenbachs gelegener, von hohen Linden umstandener Brunnen mit einem Kranze von blauen Steinen eingefaßt und mit einem eisernen Gitter verschlossen, an welchem an einer Kette ein eiserner Löffel zum Trinken hing. Um den Brunnen herum waren Tische und Bänke angebracht und im Anfang dieses Jahrh. bis in die dreißiger Jahre hinein war es ein beliebter Spaziergang und Aufenthaltsort.
Die immer weiter fortschreitende Bebauung der Gegend hat auch ihm schon vor längerer Zeit den Untergang bereitet.
Näheres bei Batton VI.25.
Abbild. davon besitze ich keine.