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Inhaltsverzeichnis

Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für Thor auf der Zeil

Band 9, Seite 261
Rothenlöwengäßchen 29
K.9
19. Juni 1858
Alter Hof mit einem alten Brunnen und an dem Hause Fenstergewänder und Thürpfosten alt, ein auf mächtigen Tragsteinen ruhender Schornstein an der Außenseite des Hauses.
Ein Stück von einem alten Säulenfuß steht im Hofe am Brunnen. Unterbau schwer in Stein, namentlich die Binder auf den Ecken. Gegen die Rothenlöwengasse hin mit einer 14 Fuß hohen Mauer abgeschlossen, durch welche ein 9 Fuß hohes Thor führt.
Diese Mauer hat auf der inneren Seite mächtige Tragsteine von blauem Stein 4 Fuß aus der Mauer ragend. s. Ab. Die unter der offenen Treppe liegenden eisernen Thüren sind sehr stark mit Bändern beschlagen.
Auszug aus den Criminalakten, welche ich durch die Güte des Herrn Dr. Linker erhielt. Aug. 1859:
Am 21. Aug. 1817 Morgens 7 Uhr war die Ausübung eines schrecklichen Mordes zur Kenntniß gekommen, er wurde in diesem Haus verübt durch den Schreinermeister Gottlieb Moog (kein geborener Frankfurter, sondern aus Colberg in Pommern). Er schnitt nämlich seiner Ehefrau Henriette geb. Köster und seinen 5 Kindern, Namens Henriette, Jean, Auguste, Fritz und Caroline und sodann sich selbst den Hals ab. Diese 7 Leichen wurden in der Moog‘schenWohnung zur genaueren physikatsärtzlichen Besichtigung
Band 10, Seite 1
Saalhof
Saalgasse 31 | Saalgasse 33
I.68
29. Mai 1865
Der alte Saalhof fesselte von jeher meine Aufmerksamkeit und Einbildungskraft in hohem Grade, und meine ersten mit künstlerischem Bewußtsein ausgeführten Darstellungsversuche habe ich an seinen verschiedenen Gebäuden ausgeübt. Immer zog es mich unwiderstehlich durch das Thor in den stillen Hof; und obgleich ich damals (1835-36) kaum wußte, daß es ein historisch so wichtiges Gebäude sey, kehrte ich doch stets dahin zurück.
Damals war es leicht und bequem, in dem Hofe Studien zu machen, indem die weitläuftigen Gebäude beinahe unbewohnt lagen und der größte Theil der unteren Räume als Gewölbe und Waarenlager vermiethet, selten besucht wurde. Hohes Gras wuchs reichlich daselbst, und der Ort war einsam und abgeschlossen, indem das Geräusch des öffentlichen Lebens nicht so leicht hineindrang, überhaupt in der Stadt damals noch lange kein so lebhafter Verkehr herrschte wie heutzutage. Namentlich aber war der sogenannte dicke Thurm und die alte Kaiserkapelle, die ebenfalls als Waarenlager vermiethet war, der stete Gegenstand des Erstaunens und der Untersuchung, und es wurden von mir diese an malerischem Reiz unendlich reichen Gebäude, damals noch unbewußt ihres baugeschichtlichen Werthes, zu wiederholten Malen gezeichnet und gemalt. Wenn ich diese alten Abbildungen ansehe, beschleicht mich ein eignes Gefühl von Wehmuth wie bei dem Anblicke des Bildes ei-
Band 10, Seite 3
Die Fenster mit den runden Scheiben waren meistens erblindet, auch fehlten der Scheiben manche, und an Spinnweben war kein Mangel. Der jetzt noch stehende Vorbau mit der Thorhalle, welcher neueren Ursprungs ist, war das einzige, was auf eine störende Weise an die Neuzeit erinnerte, schon durch seinen hellen reinlichen Anstrich, und die stets blank gescheuerten Messingknöpfe an der Thüre und dem Klingelzug. Er führt zu dem modernen bewohnten Theile. Wenden wir uns deßhalb von ihm ab, so gewahren wir, durch die Halle hindurch sehend, gleich den alten Ziehbrunnen mit dem verzierten Hakensteine und der Eisenrolle daran. Er stand in der Ecke, und der ganze Bau, dem er angehörte, nebst dem anstoßenden mit den alten Fenstern und Thüren und dem mit Schiefersteinen beschlagenen ersten Stock war höchst malerisch. Es mußte im Sommer sein, so etwa gegen 4 Uhr Nachmittags, alsdann war der Hof ziemlich im Schatten, die Sonne berührte nur noch einen kleinen Theil des Pflasters vor dem dicken Thurm. Dieses sonnenbeschienene Plätzchen wurde immer kleiner, bis endlich der Schatten anfing, an der Wand des Thurmes hinaufzusteigen, allmälig hüllte sich nun der untere Theil der Gebäude in Dunkelheit, und nur oben das Dach und obere Stockwerk des Thurmes prangten und glühten in dem Lichte der sinkenden Sonne. Das war der Moment,
Band 10, Seite [8]
stehen, wurde aber auch in ihrem Aeußeren ziemlich modernisirt. Im Jahre 1842 im Frühling begann der Abbruch der oben erwähnten Gebäude und wurde ein neues Haus an deren Stelle gesetzt, die Ecken des viereckigten Thurmes an der nördlichen Seite desselben sowie diese ganze Seite blieben mit der östlichen Wand, an welche die Capelle angelehnt ist, stehen, so daß noch heute der Umfang, den das Gebäude einnahm, genau zu sehen ist. Die nach dem Maine zu gelegenen, auf die alte Stadtmauer aufgesetzten Gebäude aber wurden nebst dieser bis auf den Grund abgebrochen. Das Thor, welches den Eingang in den Hof bildet, war früher überdacht, neben ihm befindet sich eine Cisterne für Regenwasser. Die mehrfach erwähnten, ebenfalls im Jahr 1604 erbauten, nach der Saalgasse liegenden Häuser haben durch die Veränderung ihrer Fensterstellung viel von ihrem ursprünglichen Aussehen eingebüßt. Die geschnitzten und gemalten Holzgiebel rettete ich glücklicherweise im Bilde indem am 3. Mai 1863 behufs einer Reparatur derselben der alte Kalkputz herunter geschlagen wurde, wodurch die Ornamente, welche ich schon lange daselbst vermuthet hatte, zum Vorschein kamen. Nun aber sind sie auch für immer verloren, indem man die Ausbessereung, wie dieß hier in Frankfurt gewöhnlich der Fall zu seyn pflegt, den Handwerkern überließ, welche ohne alles Verständniß der Formen die Ausladungen in einer Weise veränderten und dann alles, mit einem jede Spur von früher verhüllenden Kalkputz überkleisterten,
Band 10
8. November 1879
An die Stelle des alten Thores ist nun ein neues getreten, das mit einem Rundbogen überwölbt ist.
Ein auf dem Dache angebrachtes Zwerghaus neben den alten schönen Giebeln überlasse ich der Beurtheilung der geneigten Leser, ebenso wie die Wappen mit ihrer Umgebung, welche nun über dem Thore angebracht sind.
Band 10
19. Januar 1879
Seit einiger Zeit werden in dem Erdgeschoß des vorstehenden Ecks bedeutende Veränderungen vorgenommen, indem dasselbe nunmehr zu Läden eingerichtet wird. Die obenerwähnte breite Thüre ward in drei mit Halbkreisbogen überdeckte Theile getheilt, welche ohne Rücksicht auf Styl und Architektur des Hauses eingesetzt wurden und gerade zur Verschönerung nicht beitragen, dagegen das Aussehen derselben höchst unangenehm entstellen. Bisher war der Raum als Magazin vermiethet, s. Ab., bei dem jetzigen Abbrechen und Herausnehmen einiger Stände zeigte sich, daß der ganze untere Raum früher hohl und auf Pfeilern stand. Auch die eigentliche Treppe des Hauses wurde herausgenommen, was den Charakter der Localität bedeutend schädigte. Auch kamen alte, unter dem Thorbogen oder Durchfahrt mündende Fenster und Thüren zum Vorschein, welche den Anschein haben, als hätte diese Seite des Hauses früher frei gestanden und sei der Bau über der Durchfahrt in seinem
Band 10
18. Oktober 1872
Soeben wurde der ganze Unterbau des Hauses zu Läden eingerichtet, die ganze Vorderseite verändert und somit der Originalcharacter des Hauses total umgestaltet.
Es waren bereits bei einer früheren Reparatur die Gitter im Erdgeschoß bis auf die beiden zunächst des Thores rechts und links entfernt worden, nunmehr aber fielen auch diese nebst allen übrigen Ornamenten über der Einfahrt sowie auch diese selbst.
Band 10, Seite 155
Schäfergasse 19 | Schäfergasse 21
C.147 | C.148 | C.149
11. Juni 1874
Heute wurde der Anfang mit dem Abbruch der Gebäude gemacht; ich beeilte mich, eine Aufnahme in der Vogelschau anzufertigen, ebenso eine Ansicht des Hofes von innen, s.d.
Alterthümliches und an eine frühere Zeit erinnernd, fand ich nur die Reste eines Spitzbogens, der früher einmal eine Thür überdeckt haben mag. Sie lagen seit langer Zeit bemoost im Hofe neben den Resten eines alten Ziehbrunnenkranzes.
Sämmtliche jetzt dastehende Gebäude scheinen dem vorigen Jahrh. anzugehören, im Schlußstein des Thorbogens auf einem Wappenschilde, das von zwei Löwen gehalten wird, eine Scheere als Zeichen der Tuchbereiter oder Tuchscheerer Zunft.
Band 10, Seite 157
Alte Welt | Schäferhof
Schäfergasse 13
C.152
Mai 1862
Ein noch beinahe ganz erhaltenes Haus aus [dem] 17. Jahrh. mit reichen Tragsteinen unter dem Ueberhang des ersten Stocks und einem nach der Straße zu gekehrten Giebel. In den vorderen Zimmern des ersten Stocks befinden sich an der Decke in reicher Stukaturarbeit Scenen aus der hl. Schrift ausgeführt. Die Figuren sind beinahe ganz erhaben und treten frei heraus, ähnliche Beispiele kommen hier noch vor im Haus Stolzenberg am Garküchenplatz, s.d. und in der gold. Wage, Markt, s.d.
An den Thüren findet sich altes geschnitztes Holzwerk und sonst noch alte Ueberreste der Entstehungszeit, ferner im Hause auf allen Vorplätzen Gewinkel trepp auf und ab. An dem Brunnen im ersten Hofe liegt ein Stein als Untersatz für die Gefäße, welcher offenbar nicht dahin gehört, sondern einem Thorbogen entnommen zu seyn scheint, dem er wohl früher als Schlußstein gedient haben mag; er trägt die Jahreszahl 1674 nebst den Buchstaben C. K. und eine Hausmarke, welche eine Maischgabel, das Zeichen des Bierbrauerhandwerks darstellt. Die Buchstaben C. K. könnten auf den Namen Kruck deuten, welcher Familie das Haus bis in die letzte Zeit gehörte und welche das Wagnerhandwerk in dem Hause betrieb.
Die Durchfahrt nach dem zweiten Hofe war früher durch zwei steinerne Thorbogen geschlossen, die jedoch herausgebrochen sind, aber deutliche Spuren ihres Daseyns hinterließen, und wahrscheinlich dürfte
Band 10, Seite 161
Stadt Ulm
Schäfergasse 9
C.155
2. Juni 1863
Ist eine jener alten Fuhrmannswirthschaften mit weitläufigter Einrichtung, Schoppen, Ställen, Remisen und sehr tiefem Hofe, wie sie diese Stadtgegend besonders viel aufzuweisen hat, eine Behaglichkeit und Einfachheit der Handelsverhältnisse früherer Zeiten abspiegelnd, wie man jetzt selten mehr ein Beispiel trifft. In einem solchen Hofe sah man durch die enge Thorfahrt den Fuhrmann mit seinen von 6 Pferden gezogenen schwerbeladenen und mit einem weißen Tuch überspannten Frachtwagen fröhlich einfahren mit der Voraussicht, jetzt wohl 3 oder 4 Wochen darin heimisch zu werden, denn so lange blieb ein solches Gefährth jedes mal stehen bis es völlig abgepackt, die Waaren an Ort und Stelle geliefert, frische Ladung eingenommen und verpackt, sich zur Rückfahrt rüstete, um dieselbe Tour alsdann wieder von vorne zu beginnen. Solche Leute kehrten 30 und mehr Jahre immer in demselben Hause ein und waren daselbst wie in ihrem Eigenthum; auch wußte man nicht anders im Publikum, als der Fuhrmann so und so logirt da und da.
Vom Großvater auf den Enkel ging das so fort, sowohl mit dem Wirth wie mit den Fuhrleuten. Da kamen die Eisenbahnen, aller niederdonnernd und gewaltig vernichtend. Allmählich wuchs das Gras in diesen Höfen zwischen dem alten Pflaster, die Ställe wurden leer, die kleinen Fuhrwerke der Handlungsreisenden waren schon lange ausgeblieben - Adieu, alte Zeit.