29. September 1873
Durch den Verkauf des Hauses drohen demselben abermalige Veränderungen und wird bald nichts mehr von den alten Bauten übrig seyn. Zu meiner großen Ueberraschung fand ich heute bei einer nochmaligen Untersuchung im Hinterbau einen Raum, der bis jetzt ganz verbaut und, als Fabrik und Lagerraum benutzt, in seiner Eigenthümlichkeit nicht zu erkennen war. Er hat die größte Ähnlichkeit mit dem Refectorium des Weißfrauenklosters, s.d. - Decke und Wände bestehen aus Holztafelwerk, und die drei Fenster, welche nach dem Hofe gerichtet sind, wurden durch äußerst zierlich profilirte Fensterpfeiler, welche viel reicher wie die obengenannten sind, voneinander getrennt. s. Ab. [
R0765] [
R0758] Die hintere, nach dem Garten gerichtete Wand ist die uralte Stadtmauer und gibt dem Gemach durch ein in einem Bogen eingebrochenes Fenster auch von dieser Seite Licht.
Der Einbruch dieses Fensters und die zierliche Holzverschalung des ganzen Bogens sind gleichzeitig mit der ganzen Einrichtung und stammen aus dem Ende des 15. Jahrh.
Zwei Tragsteine, welche theilweise das Deckengebälke tragen helfen, sind elegant profilirt aus der spätgothischen Zeit wie der ganze Bau, s. Ab. [
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Dieser Raum liegt ungefähr vier Fuß höher als die übrigen Lokalitäten des Erdgeschosses und ist durch Reparaturen und unzählige Einbauten und Veränderungen über alle Maßen entstellt. Es stellt sich immer mehr und mehr heraus, daß dieses Haus mit großem Aufwand erbaut wurde, wie die reiche Ausstattung mit Steinmetzenarbeit zeigt; es ist eine wahre Fundgrube für den Alterthumsforscher und thut mir in der Seele weh, die schönen Ueberreste alter Zeiten so nach und nach verschwinden und entweiht zu sehen. Ich bin froh, so viel davon gerettet zu haben; was mag erst alles schon verloren gegangen seyn, ehe ich darauf aufmerksam war.
Als Herr Baron v. Häckel im vorigen Jahrh. das Haus bewohnte