Im Ganzen war die Straße nach dem Brande von 1711 in ziemlich einheitlicher Weise aufgeführt und war der Holzbau vorherrschend indem außer der Synagoge nur ein einziges bis unter das Dach massiv in Stein aufgeführtes Haus existirte, welches auch das steinerne Haus hieß. Bei vielen Häusern erstreckte sich der Holzbau sogar auch auf den Unterbau. Was nun das Alter der Häuser anbelangt, so läßt sich dasselbe bei den einzelnen kaum bestimmen, indem nirgends eine Jahreszahl aufzufinden ist, doch stammen sie bei weitem nicht alle mehr aus der Zeit des Neubaus nach dem Brande, indem noch viele größere und kleinere Verheerungen durch das gefräßige Element im Laufe der Zeiten stattfanden und jeder Neubau wieder den Stempel seiner Entstehungsperiode trägt. Vielfach sind die Häuser, namentlich auf der Wetterseite, mit Schiefersteinen beschlagen, doch scheint dieß mehr in späterer Zeit geschehen zu seyn, im allgemeinen ist bei aller Rohheit der Ausführung, welche vielleicht auch durch Eile und Geldmangel begünstigt wurde, ein gewisses Streben nach Schönheit nicht zu verkennen, wie denn auch hier und da sogar ein reiner und vollendeter Geschmack, ich möchte sagen, fast gewaltsam durchbricht, was sich namentlich an dem eisernen Gitterwerk über den Thüren geltend macht, die manchmal in der Erfindung und Anordnung an das Allerbeste streifen und nur hier und da ein wenig roh in der Ausführung sind.
Auch gehört hierher das Bestreben, die Bretter der Verschalungen an den Gesimsen und Ueberhängen sowie die Brüstungen unter den Fenstern und die Balken mit Ornamenten, Blumen und Landschaften zu bemalen, wovon heute noch Ueberreste in dem Hause B.149, s.d., sowie in einigen andern zu sehen sind. Es befand sich ein Haus in der Straße, in welchem ein Zimmer des ersten Stocks vollständig ausgemalt war, wenn auch nur mit Leimfarben und roh, so giebt es doch immer ein günstiges Zeugniß für den Sinn der Erbauer oder Inhaber.
Merkwürdig sind die kleinen schmalen Bogenöffnungen, welche hier und da zwischen zwei breiteren Thüren den Pfeiler sozusagen durchbrechen. Ich habe diese Anordnung meines Wissens noch nirgends gefunden. Da, wie schon erwähnt wurde, nicht alle Häuser aus einer Zeit stammen und da die technische Ausführung mit der Entstehungszeit wechselt und mit deren Eigenthümlichkeiten innig verknüpft ist, so muß man in der Bestimmung des relativen Werthes derselben sehr vorsichtig seyn, und nur ein sehr kundiges Auge vermag diese einzelnen Bauperioden gehörig auseinander zu halten, so daß man besser thut, sich an die schriftlichen Aufzeichnungen zu halten, in denen die verschiedenen