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Inhaltsverzeichnis

Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Band 9 - Buchstaben O P R

Buchstabe O

Band 9, Seite [unpaginiert]
Oppenheime[r]strasse | Sachsenhausen
[kein Datum]
Band 9, Seite 1
Oppenheimerstraße 5
O.90
14. September 1876
Ueber der Hausthür des massiven Unterbaus
J. P. L. 1758
Siehe auch:
Band 9, Seite 3
Oppenheimerstraße 16
O.103
14. September 1876
Ueber der Hausthüre des massiven Unterbaus im Schlußstein J. H. 1758
Band 9, Seite 5
Oppenheimerstraße 12
O.105
14. September 1876
Ueber der Hausthür des massiven Unterbaus
J. D. P. 1744
Band 9, Seite 7
Kirchhof, ehemal. Epitaphium
Oppenheimerstraße 10
O.106
29. März 1877
In dem zu diesem Hause gehörigen Hofe, welcher in das kleine Gäßchen gegenüber der ehemaligen Dreikönigskirche mündet und einen Theil des ehemaligen lutherischen Friedhofes ausmacht, wird seit einigen Tagen ein Neubau aufgeführt, welcher an die alte hintere Kirchhofsmauer anstößt und wurde deßhalb diese Mauer auf die Strecke der Angrenzung niedergelegt. Am Ende derselben, nach dem Schaumainthor hin, ist noch ein Stück derselben stehen geblieben und befindet sich an ihr ein sehr zerstörtes Epitaphium aus rothem Sandstein, das heute noch vorhanden ist. Die übrigen Spuren des Kirchhofs sind schon seit längerer Zeit verschwunden, bis zu einer in der Mauer nach der Dreikönigsstraße hin gelegenen spitzbogigen, längst vermauerten Pforte, die noch sichtbar ist.
Band 9, Seite 9
Oppenheime[r]strasse 8
O.107
14. September 1876
Ueber der Hausthüre des massiven Unterbaues im Schlußstein drei übereinandergelegte Fische von roher Arbeit ausgehauen.
Band 9, Seite 11
Oppenheimerstraße 6
O.108
14. September 1876
Ueber der Hausthüre des massiven Unterbaus 1759.
Band 9, Seite 13
Oppenheimerstraße 4
O.109
14. September 1876
Ueber der Hausthüre des massiven Unterbaus 1754.

Buchstabe P

Band 9, Seite [unpaginiert]
Paradeplatz
[kein Datum]
Band 9, Seite 15
Grüner Frosch
Paradeplatz 12
E.203
22. Juni 1858
An einem Tragstein beifolgendes Wappen, s. Abb. [R1199] [R1176]
Band 9
7. April 1878
Das Haus ist soeben in vollem Abbruch begriffen Behufs der Herstellung einer Straße nach dem neuen, demnächst seiner Vollendung entgegengehenden Börsengebäude.
In diesem Hause betrieb lange Jahre Herr Rauch, Major des Weißbuschbattallions eine sehr besuchte und vielbeliebte Weinwirthschaft. In dem nach hinten gelegenen Saale wurden früher öfters Conzerte und Bälle veranstaltet sowie auch nach dem Jahr 1848 längere Zeit der Malersaal des städt. Theaters sich darin befand.
Besondere bauliche Merkwürdigkeiten hat der Abbruch nicht zu Tage gefördert. Eine genaue Abb. des Hauses im Zustande des Jahres 1811 findet sich auf dem Panorama von Morgenstern, damals in der Sammlung im städt. Archivgebäude aufgestellt.
Band 9, Seite 17
Bavaria
Paradeplatz 10
E.204
22. Juni 1858
In einem Zimmer des Erdgeschoßes 3 Tragsteine mit dem Wappen der Familie Grambs.
Zwei davon im verdorbenen Geschmack, eins davon Abb. a. [R1206], beifolgend mit den Buchstaben H. G., auf den zwei anderen die Buchstaben E. G.
An drei Tragsteinen die Hausmarke mit 1680. Die Tragsteine sind rechts und links gemeinschaftlich wie auch die Brandmauern, weßhalb auch die Wappen der anstoßenden Häuser zugleich mit auf denselben Stein gehauen sind und sich nur durch eine Linie trennen.
Alles mit a. bezeichnete gehört zum Haus, mit b. zum Nebenhaus.

Ein Eingangsthor mit einem Spitzbogen überwölbt und im Hofe Theile alter Gebäude mit hölzernen schönen Trägern, welche eine offene Halle bilden.
Band 9
Juli 1874
Seit einigen Jahren zu Wirthschaftszwecken in allen Theilen bedeutend verändert, so daß der Originalzustand nicht wieder zu erkennen ist.
Siehe auch:
Band 9, Seite 19
Kleines Siegen
Paradeplatz 8
E.205
22. Juni 1858
Zwei mit dem Tragstein des Nebenhauses verbundne Tragsteine. Der eine a. ein Hufeisen mit 1680, der andere b. die Zeichen des Schmiedehandwerks Zange und Hammer, L. A. 1680.
Siehe auch:
Band 9, Seite 21
Neue Schmiede
Paradeplatz 6
E.206
22. Juni 1858
Schmiede. Ueber den Thüröffnungen der Schmiede-Werkstätte Schlußstein a. 1709 A. K. Adam Korbett. Auf einem anderen Schlußstein ein Pferd und auf einem dritten einen Vogel (Strauß).
b. Tragstein unter dem dritten Stock 1690.
c. Tragstein unter dem ersten Stock 1690.
Band 9
Oktober 1866
Die Schmiede, welche ein Hauptkennzeichen der ganzen Gegend war, ist seit einigen Jahren verschwunden. Um das Vordach, das den Verkehr allzusehr hemmte, entfernen zu können, mußte man im Besitze des Hauses sein, und deßhalb einigte sich die Behörde mit Herrn Beil, dem Besitzer, kief [kaufte] ihm das Haus ab und räumte ihm ein passendes Geschäftslokal hinter dem Theater ein, wodurch der beabsichtigte Zweck vollkommen erreicht wurde.
Siehe auch:
Band 9, Seite 23
Paradeplatz 4
E.207
22. Juni 1858
An einem Tragstein unter dem 3ten Stock
I. HH. 1690. [MZ_9-1]
An einem Tragstein im 1ten Stock

I. HH. 1690. [MZ_9-2]
Ein Vogel, Strauß?, der einen Ring im Schnabel hält.
Siehe auch:
Band 9, Seite 25
Traube
Paradeplatz 5
E.212
18. Juni 1863
Im Hofe hinten über der Hausthür im Hinterhaus das beifolgende Wappen eingemauert, welches wahrscheinlich bei dem Abbruch des alten Hauses im Jahr 18?? sich irgendwo vorfand. In der Form des Steines liegt seine Bestimmung als Schlußstein klar ausgesprochen, wahrscheinlich befand er sich über einer Hausthüre.
Der Helmzierde nach kann es das Wappen der Familie Hynsperg oder der Familie Wolffen seyn.
Band 9, Seite 27
Kleeblatt
Paradeplatz 1 | Steinweg 2
E.214
4. Mai 1860
An dem Tragstein unter dem ersten Stock am Eck J. G. W. 1750.
Band 9
28. September 1872
Gegenwärtig bis auf den Grund niedergerissen um neu aufgebaut zu werden.
Band 9, Seite [unpaginiert]
Paradiesgasse
[kein Datum]
Band 9, Seite 29
Paradies Gasse 29
N.228
27. März 1879
Geht zum Theil in ein kleines Gäßchen und hat daselbst eine schön gekehlte Hausthür. Anfang des 17. Jahrh.
Band 9, Seite 31
Paradies Gasse 31
N.233
27. März 1879
Ueber der Hausthür im Schlußstein ein Stiefel von roher Arbeit eingehauen. Gehört dem vorigen Jahrh. an.
[Seite 33 wegen eines Zählfehlers übersprungen S. E.]
Band 9, Seite 35
Paradiesgasse 16
N.236a
27. März 1879
Wurde im Jahr 1875 von Grund aus abgebrochen und neu aufgebaut.
Band 9, Seite 37
Paradies Gasse 18
N.237
27. März 1879
Ueber der Hausthür im Schlußstein M. L. 1755.
Schön geschnitzte Hausthüre und origineller Klopfer mit reich verziertem, im Geschmack der damaligen Zeit gehaltenen Klopferblech. Sonst nichts Bemerkenswerthes,
Das Haus ist einstöckig mit einem Zwerchgiebel.
Band 9, Seite [unpaginiert]
Paulsplatz
[kein Datum]
Band 9, Seite 39
Barfüßer Kloster | Ringmauer
Paulsplatz
2. September 1877
Während meiner Abwesenheit vom 30. Juli bis 1. Sept. [1877] wurde die alte Ringmauer des ehemaligen Barfüßer-Klosters, welche auf dem Paulsplatz nach Abbruch der übrigen Bauten allein noch stehen geblieben war, abgebrochen und somit die letzte Spur der alten Bauten ausgetilgt.
Sie war nicht ohne Interesse und der Grund mehrfacher Streitigkeiten. Vergl. Abb.
Band 9
Alter Kanal
Paulsplatz
18. September 1877
Nachdem die alte Ringmauer des ehemal. Barfüßer-Klosters abgebrochen und das Terrain Behufs des Neubaus eines Hauses aufgegraben wurde, stieß man auf die noch vortrefflich erhaltenen Reste der alten Stadtmauer und des alten Kanals. Erste war untadelhaft in ihrem mit massiven Werkstücken ausgeführten Unterbau erhalten.
vid. Wedel.
Band 9, Seite [unpaginiert]
Papagaigasse
[kein Datum]
Band 9, Seite 41
Kleiner Rahmhof
Papageigasse 5 | Papageigasse 7 | Mainzergasse 16
I.251
Mai 1860
[Die Seiten 41 bis 45 sind in schwer leserlicher Handschrift verfasst S. E.]
Stößt mit seiner hinteren Gartenmauer an das Schindergäßchen und bildet nebst einem Pavillon und sonstigen Hinterbauten einen Theil [...] dieses Gäßchens.
Ein Thor öffnet sich als Einfahrt in dem kleinen Gäßchen vom Hexenplätzchen in der Mainzergasse, und der vordere Theil des Hauses endlich liegt mit seiner ziemlich langen Hauptseite in der Papageigasse.
In den älteren Kaufbriefen wird das Haus stets als in der Mainzergasse liegend bezeichnet, und es scheint demnach der obenerwähnte Eingang vom Hexenplätzchen aus die Haupteinfahrt gewesen zu seyn. Die nach der Papageigasse hin gelegene Seite des Hauses gehört ihrer Erbauung nach in das vorige Jahrhundert. Durch das Thor, welches unter dem Hause durchführt, gelangt man in einen geräumigen Hof, der auf der Stelle als aus dem 17ten Jahrh. stammend von dem Kundigen erkannt wird, eine Wahrnehmung, welche sich bei mir
Band 9, Seite [42]
sogleich zur Gewißheit erhob als ich an einem Brunnen eine große steinerne, offenbar nicht dahin gehörige Platte fand, welche die Abbild. Fig. 1 zeigt. Auf dieser Platte, die einem alten von 1622 angehörigen Bau entnommen, befindet sich die Hausmarke des Erbauers des Hauses, welcher wahrscheinlich kein anderer als Erasmus Seifferth von Klettenberg war, der im Jahre 1620 eine hiesige Bürgerstochter heirathete und wahrscheinlich dieses Haus erbaute, welches wir denn auf 1716 noch als in dem Besitz seiner Nachkommen antreffen, in welchem Jahr Friedrich August v. Klettenb., seine beiden Schwestern, die Antheile, die sie an dem Hause hatten, abkauft und wahrscheinlich den nach der Papageigasse hin gelegenen Theil, wie es scheint, von Grund aus erneuerte; bei dieser Gelegenheit fand man den Stein mit der Jahreszahl, der vielleicht am Vorderhause angebracht war, überflüssig, erhielt ihn jedoch und verwendete ihn zu anderen Zwecken. Im Hofe selbst stehen noch der größte Theil der ursprünglichen Bauten, was man an den schön verzierten Tragsteinen unter dem Ueberhang des ersten Stocks und an den Thüren erkennt, welche schöne eiserne Thürklopfer haben und überhaupt in ihrer Profilirung den immer noch guten Geschmack ihrer Zeit tragen. Ein ehemaliger Ziehbrunnen, welcher in der Mauer so gestellt war, daß er vom Hofe sowie
Band 9, Seite 43
als von dem inneren ehemaligen Vorplatz des Hauses gebraucht werden konnte, ist zwar zerstört, d.h. der steinerne Kranz ist weggehauen, der Brunnen zugedeckt und eine Pumpe hineingestellt, die an einigen Stellen davon an der Wand angebracht ist, auch hat man die mit einem Rundbogen überdeckte Oeffnung in der Mauer, über welcher sich der Haken für die Rollen befunden, zugemauert, die schönverzierten steinernen Gewände jedoch darin gelassen, welche nun, obgleich die Oeffnung jetzt das Ansehen einer Thür hat, unzweifelhaft darthun, daß der Brunnen von beiden Seiten gebraucht wurde, indem auf der inneren sowohl wie auf der äußeren, nach dem Hofe gerichteten Seite Ornamente in den Stein eingehauen sind, welche bei dem gewöhnlichen Schluß mit einer Nische unsichtbar gewesen seyn würden.
Neben dem Brunnen ist eine große Durchfahrt unter dem Hause weg in den zweiten Hof. Noch befindet sich im ersten Hofe eine Zisterne für Regenwasser und ein zweiter Ziehbrunnen, welcher in der Ecke steht, und dessen Rolle
Band 9, Seite [44]
nah an einem verzierten eisernen Haken an einem Tragstein angebracht ist, s. Abb. V. [R0640]
Der zweite Hof zeigt uns die Hintergebäude, die wahrscheinlich im vorigen Jahrh. erbaut wurden, in welcher Zeit auch der Garten renovirt wurde und der darin befindliche Pavillon (gegenwärtig im Abbruch, 19. Mai [1860]) entstand.
Daneben befindet sich unter einem Schoppen eine in das Schindergäßchen führende Thür mit der Jahreszahl 1692, s.d. Schindergäßchen; vielleicht wurde in jenem Jahr ein Stück zu dem Garten gekauft und bei dieser Gelegenheit die Mauer mit der Thür aufgeführt. Ein Wappen fand ich nirgends. Ueber dem Thor zu der Papageigasse scheint der Schlußstein ein solches oder eine Jahreszahl getragen zu haben, allein er wurde später glatt gehauen, wahrscheinlich als das Haus in andere Hände kam. Für seine Zeit war es ein Prachtbau in jeder Beziehung, das geht allein schon aus der mit kürzeren Worten angegebenen Beschreibung
Band 9, Seite 45
in den Urkunden hervor. „Tapeten aus Güldenem Leder“, gerade wie diese Dinge hier besonders benannt sind, zeigt uns den damaligen Werth. Es hat dieß Haus neben seinem baulichen noch das besondere Interesse, daß es das Stammhaus der Klettenbergs ist, welche Familie auch Susanna Catherina, deren Großonkel (Stiefgroßonkel) jener in den beiliegenden Urkundenauszügen genannte Friedrich August ist, eine besondere Erleuchtung erhielt.
In der Zeit jedoch, in welcher Fräulein Susanna Catharina für uns erscheint, d.h. von Goethe erwähnt wird, war das Haus bereits nicht mehr in den Händen der Familie Klettenberg, sondern an die Wittwe des mehrgenannten Friedrich August bereits seit 1747 verkauft.
Gegenwärtig erleidet es große Veränderungen, auch theilweisen Abbruch der Hintergebäude, und wie mir scheint, geht es auch dem alten im Garten noch erhaltenen Theil alsbald an den Kragen.
Band 9, Seite 47
Kleiner Rahmhof
1716
Kleiner Rahmhof
Mai 1860
Das Haus gehörte bis zum Jahr 1716 den drei Kindern zweiter Ehe des weiland Joh. Erasmus v. Klettenberg Wildeck, dem Stammvater des Frankfurter Geschlechts derer von Klettenberg.
Ueber das Geschlecht derer von Klettenberg siehe die Stammtafel in „Reliquien des Fräulein v. Klettenberg von Dr. Lappenberg, Hamburg 1849. Rauhes Haus.
Sophia Eleneone [Eleonore?] v. Klettenberg (verheirathet Saltzer)
Sophia Maria Gerth v. Klettenberg (verheirathet v. Zerrin)
Friedrich August v. Klettenberg, Fürstl. Wildeck‘scher Regierungsrath und Kanoniker)

Die beiden erstgenannten Schwestern verkaufen an ihren Bruder jede ihren Drittheil an dem Stammhause für 2.333 fl. 40 xer, zusammen also zwei Drittel für 4.667 fl. 20 xer. laut vorangegangener väterlicher Verordnung vom 9. April 1715.
In dieser Verordnung wird das Haus „zum kleinen Rahmhof“ genannt und als in der Mainzergasse belegen bezeichnet. „Das Wohnhaus sammt Garten, Scheuern, Tapeten und guldenem Leder“.
Die Beglaubigungs-Urkunde dieses Verkaufes ist von den drei Geschwistern unterzeichnet nebst dem beigedruckten Siegel, Fig. 1, sodann kommt als Zeuge zur Unterschrift:
Carl Heinrich v. Klettenberg und Wildeck, des Heil. Grabes zu Jerusalem Ordensritter, nebst beigedrucktem Siegel, Fig. 2.
Der Verkauf geschah 1716.
Band 9, Seite [48]
1717, 30. Jan.
In einem Revers von 1717 vom 30. Januar verzichten die nachstehenden Herrn v. Klettenberg auf ihre Ansprüche an dem Haus:
P. W. Seiffart von Klettenberg, Capitain
A. U. S. Seiffart von Klettenberg, Obrist Lieutenant
M. F. Seiffart von Klettenberg, M. Dr.
J. W. Seiffart de Clettenberg, Serg.
Band 9
1747, 18. Feb.
Verkauft die Wittwe des Friedrich August von Klettenberg, Charlotte von Klettenberg, geboren von Rüdishein zu Corbach die Liegenschaft durch Vollmacht der verwittweten Frau Rath Rüppelin an den Herrn Sebastian Stern, vornehmer Bürger und Handelsmann dahier. Die Liegenschaft ist darin bezeichnet als in der Mainzergasse belegen zwischen dem Stiftshaus und den Registrator Münchischen Erben, sodann Herrn Rath de Neufville, - siehe Papagei, Papageigasse - und des Handelsmannes Herrn Walther Fruchtspeicher, und dem Weisbinder Binder ein- und anderseits gelegenes Wohnhaus „zum kleinen Rahmhof“ und die darauf ruhenden Gerechtigkeiten bestanden
a, in einem Dach- und Wasserkändel item Lichtrechte in obengedachte Münchischen Erben Hof (Eberbacher Hof)
b, einem Dachkändel in des Hrn. Rath de Neufvilles Hof
c, einem Dachkändel sowie Lichtrecht in Meister Binders Hof.
Band 9, Seite 49
1769, 10. Juni
Verkauft Herr Rath und Resident Sigismund Christoph Müller (nachgelass. Erben des Stern) die Liegenschaft an den Weisbindermeister Bender (Binder). Die frühern Wasser- und Lichtrechte sind gewahrt. Kaufpreis 13636 fl. 22 xer.
Auf der Liegenschaft ruhte damals ein Insatz von 11500 fl. in alten Batzen an Schöff Fichard.
Band 9
1797, 10. März
Verkaufen die Daniel Benderschen Erben die Liegenschaft in der Papageigasse an den Bürger und Handelsmann Georg Fried. Jordis, Kaufpreis 33927 fl. 16 ¼ xer.
Wasser- und Lichtrechte sind gewahrt.
Band 9
1842, 1. April
Verkauft Jos. von Syberg die Liegenschaft an Ch. F. Rupp, Lohnbedienter und Bürger, 36000 fl.
Band 9, Seite 51
Papagei, grosser
Papageigasse 1
I.253
Mai 1860
Das Haus stößt nach hinten in das kleine Gäßchen, welches von der Mainzergasse hereinzieht und hat daselbst einen Hinterbau mit Ausfahrt durch ein mit einem Rundbogen überdecktes Thor. Neben diesem Thor im Hofe ist ein alter, jetzt verschlossener Ziehbrunnen, in dem gegenwärtig eine Pumpe steht; der Stein, welcher die Rolle hält, ist jedoch erhalten, er trägt die Jahreszahl 1603 und die Buchstaben AB [MZ_9-3] auf einem Schild.
An der Hausthüre in der Papageigasse als Thürklopfer ein massiver messingner Adler, der einen Ring im Schnabel hält. Er sitzt mit ausgebreiteten Flügeln, die Thür selbst ist schön gekehlt in Holz und von ungeheurer Dicke. Das Wappen in dem Gitter über der Hausthüre in der Papageigasse, welches von zwei Löwen gehalten wird, gehört der Familie de Neufville, und dieses Haus erscheint im Jahr 1747 im Besitz eines Herrn Rath de Neufville.
Als vor einigen Jahren das Haus von der Familie De Neufville verkauft wurde, ließ dieselbe das Gitter herausnehmen und in dem neuen Hause auf dem Hirschgraben verwenden, wodurch es erhalten bleibt. s. Kleiner Rahmhof, Papagaigasse.
Unter dem Ueberhang des ersten Stocks befinden sich einige schöne Tragsteine aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Das Hintergebäude links, welches in das kleine Gäßchen am Hexenplätzchen stößt, trägt ebenfalls ein altes Aussehen zur Schau und ist beinahe noch ganz im Originalcharakter erhalten. Beifolgende Abb. [R0648] einer sichtbar gewordnen Balkenverbindung gibt einen Begriff von dem früheren Aussehen
Band 9, Seite [52]
des Hauses, jetzt ist Alles neu angestrichen und keine Spur mehr davon zu sehen.
Band 9, Seite 53
Pfarreisen | Haspel daselbst
10. Juli 1865
„Ueber den Haspel gehen“ - Redensart d.h. an derjenigen Stelle das Pfarreisen passiren, welche zur Abhaltung von Fuhrwerk mit einem Drehhaspel geschlossen war.
Mündliche Mittheilung des Herrn Metzgermeister und Geschworenen Reuter.
Band 9, Seite [unpaginiert]
Predigerstrasse
[kein Datum]
Band 9, Seite 55
Compostell
Predigerstraße 4
A.40
1. Juli 1864
Ein sehr altes Haus mit einem schönen Treppengiebel und ziemlich unverändert erhaltener Außenseite, wie die Abbildung [R0320] zeigt. Unter einem weiten Thorweg befindet sich eine Thüre rechts, die in ein Gewölbe führt, das ebenfalls abgebildet ist, es sieht mit den vergitterten Fenstern nach der Straße und mochte wohl früher, den Sitzbänken in den tiefen Fensterblenden nach zu urtheilen, ein bewohnter Raum gewesen seyn. Später war es an einen Fischhändler vermiethet bis zu dem Juli des Jahres 1862, wo es geräumt wurde. Aus dieser Zeit stammt auch meine Zeichnung des Gewölbes. Im Hofe ist durch die Neubauten in den anstoßenden Häusern vieles gewaltsam verändert. Das Haus gehört im Augenblick der jüdischen Gemeinde; im Hofe hinten steht eine Synagoge und an dieser sind außen zwei Steine mit Inschriften eingemauert, welche aus der alten Synagoge stammen, s. Ab.. [R1648]
Band 9, Seite 57
Hinterhaus im Arnsburgerhof
Predigerstraße 3
A.45
Mai 1860
Ueber einem Thor, das in Abb. [R1072] beifolgende Wappen.
Dasselbe Wappen noch einmal über einer Thür in der Mauer des anstoßenden Gartens.

Buchstabe R

Band 9, Seite [unpaginiert]
Radgasse
[kein Datum]
Band 9, Seite 59
Bleichhäuser
Radgasse 10 | Radgasse 12 | Radgasse 14
D.102 | D.103
29. April 1866
Am 21. April wurden die Bleichhäuser an der Bleichstraße und der ehemaligen Radgasse auf den Abbruch versteigert und derselbe sogleich begonnen. Es ergab sich nichts Bemerkenswerthes dabei. In einem der Häuser fand sich an der Decke eines Zimmers im ersten Stock ein achteckiges Oelgemälde angebracht, das aus dem vorigen Jahrhundert zu stammen schien, jedoch vollkommen werthlos war. Lange Zeit hatten diese Häuser ein Hauptkennzeichen der Bleichstraße gebildet. Auf dem Merian‘schen Plan von 1628 finden sie sich noch nicht angegeben, sind also folglich jünger. Die Abbild. [R0053], die ich davon im Jahr 1850 aus dem zweiten Stock des Hauses Bleichstraße 62 [D.3a] gemacht habe, ist genau und anschaulich dargestellt, s.d. - Der dabei liegende Bleichgarten bildete mit den daranstoßenden anderen Bleichgärten und dem Garten des Hauses zur Rose, ehe die Brönnerstraße (1852) angelegt war, eine große Menge heimlicher und malerischer Parthien, namentlich aber war dieß von dem vor diesen alten Häusern herziehenden Zwinger der Fall, welcher als ein wahrer Zufluchtsort für Künstler, denen es um derartige Studien und Stimmungen zu thun war, angesehen werden konnte. Derselbe war mit schönen schattigen Nußbäumen besetzt und wurde als Seilerbahn benutzt, auch wuchsen an der alten Stadtmauer, die theilweise noch ganz erhalten war, eine
Band 9, Seite [60]
Menge schöner Hollunder und anderes Buschwerk, durch das man im Hintergrunde den Eschenheimerthurm erblickte, und da er viel tiefer als die Bleichstraße lag, so daß man von dem Geräusch derselben nur sehr wenig vernahm, so glaubte man sich in dieser stillen Abgeschiedenheit ganz in die alte ruhige Zeit zurückversetzt, indem auch damals die Bleichstraße noch ein abgelegner Stadttheil war und wenig befahren wurde. In mehreren Abb. habe ich diese Eindrücke erhalten, namentlich aber sehe man die, welche das Thor aus dem Zwinger in den Bleichgarten darstellen, indem sie das Bild vervollständigen helfen, das Bild einer Stelle, die jetzt kaum mehr zu erkennen und nur dem Ort nach noch vorhanden ist, s. Abb. [R0050] Bei diesem Hause führt die im Jahr 1811 angelegte Treppe von der Bleichstraße herunter in die Radgasse, welch letztere im Jahr 1852 von der Administration der Senkenbergischen Stiftung tauschweise erworben wurde, um nun bald bei dem projektirten Neubau gänzlich zu verschwinden.
Es gibt eine ziemlich große Abbild. (Aquarellzeichnung von Schütz), welche im Anfang dieses Jahrhunderts angefertigt ist und diese alten Häuser darstellt, wie sie von unten im Zwinger aus sich mit dem Eschenheimerthurm gruppirt, aber sie ist poesielos und hat nichts anregendes.
Band 9
6. Juni 1880
Durch den in letzten Jahren vorgenommenen Neubau des Bürgerspitals ist alles verschwunden.
Band 9, Seite [unpaginiert]
Rapunzelgässchen
[kein Datum]
Band 9, Seite 61
Gross Laubenberg
Römerberg 18 | Rapunzelgäßchen 1 | Rapunzelgäßchen 6
I.89
3. Juni 1858
Das Haus bildet mit dem Hause Römerberg 18 und Rapunzelgäßchen 1 seit längerer Zeit ein Ganzes und ist mit Ersterem im ersten Stock durch einen Glasgang verbunden.
Im Erdgeschoß besitzt es ein interessantes Gewölbe, s. Abb. [R0437] mit Wappenschildern auf den Schlußsteinen, die jedoch leider übertüncht sind und eine Menge interessanter Einzelnheiten, die ebenfalls noch näher beleuchtet werden sollten, sobald eine Gelegenheit dazu sich bieten wird.
Neben diesem Gewölbe liegt ein merkwürdiges Höfchen mit einem alten hölzernen Träger, welcher das Gebälke des ersten Stocks trägt und in welches ich im Fluge hineinsah. Ferner findet sich ein interessanter Thürbeschlag an der Thüre des Nebenhauses, das aber schon seit langem mit demselben vereinigt seyn muß.
Unter dem Dach werden die Balkenköpfe durch eine Holzverschalung bedeckt, welche ein ziemlich erhaben geschnittenes fortlaufendes goth. Ornament trägt, das von außerordentlicher Schönheit ist; überhaupt ist dieses Haus eines der allerseltsamsten Gebäude in der Stadt und noch gar nicht genug angesehen und gewürdigt worden; solche Exemplare verschwinden mit reißender Schnelligkeit und können deßhalb nicht genug der Aufmerksamkeit anempfohlen werden. Die nach dem Schwertfegergäßchen hinsehende Seite des Hauses ist bemerkenswerth durch eine Zurückziehung des ersten und zweiten Stocks, welche dadurch eine laubenartige Vertiefung bildet, um dem Hause in der überaus engen Straße etwas mehr Licht und Luft zu verschaffen. S. Abb. Vielleicht ist daher der Name des Hauses
Band 9, Seite [62]
Groß Laubenberg abgeleitet; sehr leicht möglich ist, daß dieser gedeckte Altan mit Pflanzen besetzt war, die ihn umrankten und eine Laube bildeten, wie das hier vielfach Sitte war, s. kl. Weißadlergasse oder Thürmchen, Altan, hängende Gärten. Allerdings könnte es auch von dem architektonischen Ausdruck Laube herkommen, der soviel wie eine offene Halle bedeutet, jedoch nur für die romanische Zeit in Gebrauch war und mit dieser verschwand.
Den Hof werde ich, sobald als thunlich, beschreiben.
Band 9
18. Mai 1874
Heute endlich wurde mir Gelegenheit, in das obengenannte Höfchen einzudringen, wobei sich dann herausstellte, daß es kein solches, sondern nur ein von oben beleuchteter Raum ist. Eine nunmehr vermauerte Thüre mit einem Spitzbogen führt in das Schwertfegergäßchen, und neben dieser Thüre befindet sich ein altes Fenster, das noch die alten Nabelscheiben völlig erhalten hat. Die Decke des Raumes ruht auf einem hölzernen Träger, und in der einen Ecke führt eine Treppe aufwärts nach dem Gang, der beide Häuser verbindet.
Eine Thür in das Nebenhaus mündet im Hausgang vor der Treppe und scheinen die beiden Häuser schon seit langer Zeit miteinander verbunden zu seyn. In diesem Nebenhaus befindet sich unter der Treppe ein Brunnen oder eine Zisterne mit rundem steinernem Kranz.
Die Außenseite nach dem Schwertfegergäßchen hin ist höchst merkwürdig und alterthümlich und
Band 9, Seite 63
stellt uns das Bild früherer Zeiten sehr lebhaft vor die Augen, wie auch der ebengenannte Raum, was Unberührtheit und Seltsamkeit anbelangt, allhier seines Gleichen nicht mehr hat. s. Abb.
Band 9
13. Juni 1876
Die heute gemachte Zeichnung giebt das Haus von der Seite des Schwertfegergäßchens und zeigt die offene Laube sehr deutlich und besser als alle Beschreibung vermag, früher konnte man es nicht gut sehen, allein seit dem Abbruch der Häuser I.97a, I.97b, Goldenhutgasse [1 und 3], s.d. oder Drachengasse 1. Eck mit dem Schwertfegergäßchen ist ein kleines Plätzchen entstanden, von welchem aus ein Ueberblick möglich ist. Das Gäßchen war früher so eng, daß das Einziehen der Laube, um einen etwas breiteren Raum und Luft zu gewinnen, ganz erklärlich wird, sie vertrat die Stelle eines Lufthöfchens.
Auch findet sich hier an dem Hause noch eine alte Dachtraufe vor, wahrscheinlich die letzte in der Stadt, ich habe sie heute bei dem Zeichnen zuerst entdeckt, bisher hielt ich die vor wenigen Jahren (21. März 1873) im Mohrengäßchen, s.d., entdeckte für die Letzte.
Band 9
22. Oktober 1878
Soeben ist man damit beschäftigt, die nach dem Schwertfegergäßchen gelegene Seite des Hauses mit einem Kalkputz zu versehen und überhaupt neu herzustellen, bei welcher Gelegenheit viele alte Spuren verloren gehen und das ganze Gebäude einen durchaus anderen Charakter annimmt.
Band 9
12. November 1878
Soeben wird auch die nach dem Rapunzelgäßchen hin
Band 9, Seite [64]
gelegene Seite mit einem hellen Oelfarbenanstrich versehen, wie ich denn auch bei einer abermaligen genauen Besichtigung des Hauses entdeckte, daß der obenerwähnte schöne alte Thürbeschlag schon seit einiger Zeit verschwunden, d.h. wahrscheinlich gestohlen ist, s. Ab. [R0440]
Band 9
9. Mai 1879
Soeben werden die beiden Thüröffnungen in dem Rapunzelgäßchen zu Läden eingerichtet und dadurch dem ganzen Aussehen des Hauses ein sehr entstellender Charakter verliehen.
Band 9, Seite 65
Römer, kleiner
Rapunzelgäßchen 4
I.96
12. Juni 1858
Ein Haus mit massivem steinernen Unterbau, über der Hausthüre ein Schild und auf demselben auf einem Bande die Inschrift „Zum kleinen Römer“, darunter die Buchstaben P. I. R. und auf einem Wappenschilde ein Römerglas. Unter dem Schilde ein zweites Spruchband mit der Inschrift
„Heraus mit dem Tröpfchen“ Ueber dem Römerglase eine Rose und daneben die Jahreszahl 1720.
Auf den beiden Eckpfeilern des Hauses befindet sich auf sauber behauenen Schildern folgende Inschrift mit lateinischen Buchstaben:
Dornen und disteln stechen sehr
Falsche Zungen noch viel mehr
Doch will ich lieber durch Disteln und Dornen baden
Als mit falschen Zungen seyn beladen.

Auf dem anderen Pfeiler nach dem Schwertfegergäßchen:
Wenn der Neid brend wie das Feuer
So wäre das Holz nicht halb so theuer
Weren der Neider noch so viel
So geschieht doch was Gott haben will.

Vor dem Hause steht ein Stück von einem alten steinernen Säulenfuß, und neben der Hausthür liegt als Pflaster eine ungefähr 4 Fuß lange und 2 ½ Fuß breite Platte von Stein mit einem
Band 9, Seite [66]
runden Loch in der Mitte, das mit genau eingepaßtem Stein verschlossen ist.
Die ganze Gegend um das Haus herum hat noch etwas ungemein alterthümliches und unberührtes und erinnert sehr an die alte Zeit der Kaiserkrönungen und reichsstädtischen Zustände.
Ueber das Haus und seine Umgebung sind die einschlägigen Abb. nachzusehen.
Band 9
11. Mai 1860
Nach dieser vorstehenden Beschreibung des Hauses hat mein Freund, der bekannte Frankfurter Schriftsteller G. W. Pfeiffer eine schöne Novelle, betitelt „Der Mann aus dem Römer“, geschaffen, welche dahier in der Herrmannschen Buchhandlung 1860 erschienen ist.
Band 9
22. Dezember 1874
Seit dem in den Jahren 1873 - 74 erfolgten Abbruch des Hauses Flösser, s.d., hat das Haus einen ganz freien Ausblick nach dem Römerberg gewonnen und ist der Charakter der ganzen Gegend verwischt.
Band 9, Seite [unpaginiert]
Rattengasse
[kein Datum]
Band 9, Seite 67
Rattengasse 37
L. 77
[kein Datum]
Am Hinterhause, das in die Mausgasse steht, befindet sich ein Tragstein mit dem Schreinerzeichen, s.d.

Renaissanceverzierungen. Häuser, an welchen sie sich befinden

Band 9, Seite 68a
Renaissanceverzierungen. Häuser, an welchen sie sich befinden
[kein Datum]
Renaissanceverzierungen. Häuser, an welchen sie sich befinden:
I.153 Haus Limburg, Römergasse 1
I.156 Salzhaus, Holzschnitzerei, Römerberg 27
I.94 Großer Engel, Erker, Römerberg 28
M.196 Goldne Wage, Markt 5, Höllgasse 13
L.9 Stolzenberg, Fenster, Decke, Fahrgasse 21
I.205, I.206 Kolben, Portal und Treppenhaus, Münzgasse 1
L.108 Wonneberg, Thüren, Schnurgasse 43, Kruggasse 15
K.47 Grüne Frauenthüre, Thüren, Tragsteine, Neue Kräme 27
K.52 Rother Löwe, Tragsteine, Gr. Sandgasse 2
M.9 Fürsteneck, Saal, Fahrgasse 17
L.63 Backhaus in der Borngasse 15, Stübchen
D.97 Gelbes Haus, Stiftstraße 13, Hinterh. Darmstädt. Hof, Saal
B.214 Porzellanhof, Durchbrochene Thüre, Stelzengasse 2
F.63 Weißer Hirsch, Durchbrochene Thüre, Hirschgraben 3
M.125 Saalgasse 27, Tragstein und Thüren
C.217 Ullner, Tragstein u. hölz. Träger, Friedbg. 1
[Leerstelle] Römer, Thüren u. Fenster
F.166 Großer Speicher, Saal, Thüren, Holzschnitzerei, war überhaupt das vollständigste Exemplar hier, Rothekreuzgasse 1
L.142 Altes Kaufhaus, Holzschnitzerei, Markt 30
[Leerstelle] Rententhurm, Waschbecken

[Von der Chronologie abweichende Paginierung S. E.]
Band 9, Seite [unpaginiert]
16. Juni 1873
[Im Folgenden Transkription eines lose eingelegten Blattes in unbekannter Handschrift, unpaginiert. Der Text wiederholt sich weitgehend ab Seite 69 S. E.]

Zahntechniker Bertling
Stedtische Reitbahn. Heute wurde der Anfang mit dem Abruch dieses wirklich schönen und geschmackvollen Gebäudes, das im Jahr 1755 durch den Archidekten Wicker erbaut wurde, und zwar in einer Weise, die einem jeden, der nur irgend Sinn für das Schöne hat, die Haut schaudern machen muß. Die massiven Thorpfeiler wurden umgestürzt, so daß einer in 21 Stücken zerbrach.
Band 9
16. Juli 1873
Heute war ich Augenzeuge, wie die schönsten Steinsculpturen, die Verzierungen über den Nischen und dem Thor heruntergestürzt und zerbrochen wurden. Es jammert einem um die schönen großen Steine, welche in ihrer reichen und regelrechten Verbindung schon allein durch ihre Schwere dem Abbruch einen bedeutenden Widerstand entgegensetzen. Einer der Arbeiter, den ich fragte, warum man dieselben so wenig schonte und nicht wieder verwendete, gab mir zur Antwort, sie seien zu schwer und würde das Herabnehmen und der Transport derselben mehr kosten als der Erlös daraus betragen würde.
Band 9
1. September 1873
Seit drei oder vier Tagen vollständig der Erde gleich und jede Spur verschwunden. Die außerordentlich schönen Gitter, welche über den Thüren sich befanden, liegen nun unbeachtet als altes Erbe im Hof.
D.274, B.9, S. 69
Reiffensteinsche Sammlung, Städt. Museum
Blatt 159 enthelt die von Reiffenstein am 21. 5. 73 gezeichnete stedtische Reitbahn, unter Nr. 158 stellt das Gesamtbild des Rahmhofs und aller neuen Gebäude vor; die Nr. 156 und 157 sind auch […]
Kasten 1.
[Am Ende unklare Zeilenwechsel, Transkription hier evtl. fehlerhaft S. E.]
Band 9, Seite 69
Städtische Reitbahn
16. Juni 1873
Heute wurde der Anfang mit dem Abbruch dieses wirklich schönen und geschmackvollen Gebäudes das im Jahr 1755 durch den Architekten Wicker erbaut wurde, gemacht und zwar in einer Weise, die einem jedem, der nur irgend Sinn für das Schöne hat, die Haut schaudern machen muß. Die massiven Thorpfeiler wurden umgestürzt, so daß einer in 21 Stücke zerbrach.
Band 9
16. Juli [1873]
Heute war ich Augenzeuge, wie die schönsten Steinsculpturen, die Verzierungen über den Nischen und dem Thor herunter gestürzt und zerbrochen wurden. Es jammert einen um die schönen großen Steine, welche in ihrer massiven und regelrechten Verbindung schon allein durch ihre Schwere dem Abbruch einen bedeutenden Widerstand entgegensetzen.
Einer der Arbeiter, den ich fragte, warum man dieselben so wenig schonte und nicht wieder verwendete, gab mir zur Antwort, sie seyen zu schwer und würde das Herabnehmen und der Transport derselben mehr kosten als der Erlös daraus betragen würde.
Band 9
1. September 1873
Seit drei oder vier Tagen vollständig der Erde gleich und jede Spur verschwunden. - Die außerordentlich schönen Gitter, welche über den Thüren sich befanden, liegen nun unbeachtet als altes Eisen im Hofe.
S. Abb. [R0163]
Band 9, Seite 71
Rententhurm | Waschbecken
18. September 1877
Im ersten Stock des Rententhurms befindet sich in dem nach Süden gelegenen Raum in die Mauer neben der Thüre eingesetzt ein Waschbecken von äußerst zierlicher Arbeit in Sandstein ausgeführt, mit der Jahreszahl MDXCIII (1593) und dem Steinmetzzeichen [MZ_9-4]. S. Abb. [R1533] Die Thüre, in deren Sturz sich die Jahreszahl 1758 eingehauen findet, besteht aus starkem Eisenblech mit ziemlich reicher, jedoch unbedeutender und etwas roh gearbeiteter Verzierung. Es sind [die] verwischten Ueberlieferungen der guten älteren Zeit.
Im Augenblick dienen diese Räume des Thurmes noch zur Aufbewahrung eines Theiles des städt. Archivs, das aber demnächst in das neue Gebäude übergeführt wird. Eine Zeitlang waren es Arrestlokale. Merkwürdig an dem Thurm ist die noch vortrefflich erhaltene Vorrichtung zur Verschließung der Fenster von außen durch Schiebläden, wie sie hier nirgends mehr vorkommen. Arge und entstellende Veränderungen sind mit diesem schönen Gebäude unverständiger Weise vorgenommen worden und wollen wir nur hoffen, daß die spätere Zeit mit ihrer vorangeschrittenen Geschmacksbildung ihm das noch Uebriggebliebene bewahrt. S. Abb.
Band 9
2. Mai 1880
Bei der letzten Erhöhung des Ufers wurde eine Schießscharte auf der schmalen Ostseite des Thurmes zu einem Drittel verdeckt und befindet sich nun ganz am Boden.
Auch findet sich auf der Südseite am Boden ein zugesetztes Fenster.
Band 9, Seite 73
Riedschlag
7. August 1864
Die bei der Ziegelhütte im Felde mitten in einem Acker stehenden Mauerüberreste sind unzweifelhaft die Trümmer eines Vertheidigungsbaus, wie die Schießscharten an demselben sowie der Wehrgang beweisen.
In einer der Scharten befindet sich noch ganz deutlich die tief eingedrückte Rinne mit den beiden seitlichen Löchern, welche einer eingemauerten Holzschwelle zum Lager diente, die den Zweck hatte, die Wallflinten bequemer und ohne Schaden für das Gewehr darauf zu legen, sogar die Holzfasern sind in dem Kalkputz noch ganz scharf abgedrückt. So lange mir es denkt, stehen die beiden Mauern schon und stimmen ihrer Lage nach genau mit der Landwehr in eine Linie, so daß sie wahrscheinlich den sogenannten Riedschlag bildeten, d.h. das Thor des hier in die Landwehr einmündenden Weges.
Auf dem Thomas‘schen Waldplan von 1790 liegt die Landwehr genau an dieser Linie und ist die Stelle mit dem Namen Riedschlag bezeichnet, s.d. - Der vorbeiziehende Weg ist neueren Ursprungs und war früher wohl nur ein nach der Salpeterhütte führender Minimal[?]weg.
Etwas genaueres konnte ich darüber noch nicht finden, indem leider im Batton gerade diese Stelle durch das Fehlen eines
Band 9, Seite [74]
eines Bogens zu meinem großen Bedauern unerörtert bleibt.
Band 9, Seite [unpaginiert]
Rittergasse, grosse | Sachsenhausen
[kein Datum]
Band 9, Seite 75
Gr. Rittergasse 16
N.135
2. Juni 1878
Scheint aus dem Ende des 17. Jahrh. zu stammen.
Sehr verändert und nicht Bemerkenswerthes.
Band 9, Seite 77
Gr. Rittergasse 22
N.138
2. Juni 1878
Thorbogen massiv, im Schlußstein beifolgende Hausmarke:1676. [MZ_9-5]
Hausthüre ebenfalls in Stein, Fenster und Thüren gut profilirt; alt.
Band 9, Seite 79
Gr. Rittergasse 24
N.139
2. Juni 1878
Ende des 17. Jahrh. stark verändert. Fenster und Thürgewände gut profilirt. Hat ein mit dem Nebenhause 26 gemeinschaftl. Zwerghaus.
Band 9, Seite 81
Gr. Rittergasse 26
N.140
2. Juni 1878
Ende des 17. Jahrh., Thüre und Fenstergewände gut profilirt, alt. Sehr verändert, hat ein mit dem Nebenhause 24 gemeinschaftl. Zwerghaus.
Band 9, Seite 83
Gr. Rittergasse 56 Hinterhaus
N.159
20. April 1857
Bei dem vor ungefähr 12 Tagen stattgehabten Brande wurde das Haus stark in Mitleidenschaft gezogen und ziemlich beschädigt, so daß man heute mit dem gänzlichen Abbruch desselben begonnen hat. Meines Wissens ist es das einzige Haus in Sachsenhausen, das einen Erker besitzt und noch dazu mit einem steinernen Sockel ganz ähnlich dem an dem Hause zum Appenheimer (Lutherkanzel) auf dem Domplatz. Der Unterbau war von Stein, der Oberbau sammt dem des Erkers Fachwerk mit Lehmwänden und alles Holzwerk roth angestrichen, an einem Stein neben der Hausthüre die Jahreszahl 1698, welche sich auch an dem Hause 116 vorfindet und darauf hinweist, daß der größere Theil der in dieser Gegend befindlichen Häuser aus dieser Zeit stammt.
Die Ausführung war einfach ohne roh zu seyn, hier und da eine feine Kehle an den Thüren und durchweg in den Fenstern runde und rechteckigte Scheiben. Ob der theilweise Schiefersteinbeschlag gleich mit in die erste Erbauungszeit fällt, vermochte ich nicht zu ermitteln, vermuthe es jedoch.
Es ist eines der malerischsten Exemplare gewesen und wird nun für immer verschwinden.
Die Abb. ist genau an Ort und Stelle aufgenommen und streng zuverlässig.
Bei den benachbarten Anwohnern hieß dieser Erker die Kanzel, wie ich aus einer Äußerung
Band 9, Seite [84]
entnehme, die ein Nachbar am Tage nach dem Brande an den Eigenthümer des Hauses machte:
„Gelle, Hannes, gestern haste noch ganz braad (breit) aus deiner Kanzel erausgeguckt unn heut hat se die Krenk [Krankheit].“ Es ist nicht leicht möglich, die derbe Ausdrucksweise der Sachsenhäuser besser auszubeuten, als es in diesem einfachen Satze geschehen ist.
Band 9
5. Mai 1872
Durch den Wiederaufbau ist die Stelle nicht mehr zu erkennen.
Band 9, Seite 85
Klöppelhof
Rittergasse
N.182 | N.183 | N.184 | N.185 | N.186a | N.186b | N.187 | N.188
17. Mai 1879
Die Häuser 70, 72, 74, 76, 78, 80, 82, 84 sind seit vorgestern auf den Abbruch versteigert worden und wird damit morgen begonnen werden. Es wurde mir heute die Gelegenheit, dieselben abermals zu untersuchen und habe ich außer dem schönen Thürband an der Thüre des Abortes im Hause 76, s.d., in den Häusern selbst nichts Bemerkenswerthes gefunden. Die alte Stadtmauer wurde theilweise sammt dem Zwinger bloßgelegt und zugänglich gemacht, allein nichts gefunden. Wie es scheint, stammen die Häuser alle aus dem Anfang des vorig. Jahrh. und werden nun rasch verschwunden seyn.
Ueber die Umgebung s.d. Artikel Thüren in der Stadtmauer zu Sachsenhausen.
Band 9, Seite 87
im Klöppelhof
Rittergasse 76
N.185
22. Juli 1877
Heute fand ich im Hofe des Hauses an einer Stallthüre das wunderschöne, jedenfalls nicht hierhergehörige Thürband, das obere zur Hälfte abgebrochen, das untere ganz erhalten
Band 9
Thürbeschlag
und scheint es mir aus der letzten Hälfte des 16. Jahrh. zu stammen. Es ist stark verrostet, jedoch noch gut erkennbar und die Gravirung sehr klar und deutlich. Woher es eigentlich stammt, konnte ich nicht ermitteln; ich war zufällig in den Hof gekommen um den Thurm in der Stadtmauer genauer zu betrachten, s. Abb. [RS0192]
Band 9
17. Mai 1879
Das Haus wurde am 15. Mai [1879] auf den Abbruch versteigert und sofort niedergelegt, das schöne Thürband jedoch erhalten und der Sammlung des städt. Archivs einverleibt.
Band 9, Seite 89
Rittergasse, große 96 | Rittergasse, große 98 | Eck mit dem Kanonengäßchen
N.196 | N.197
März 1870
Eckhaus und Nebenhaus seit Anfang des Monats abgebrochen, um von Grund aus neu aufgebaut zu werden.
Band 9
2. April 1870
Der Neubau ist bereits bis zum ersten Stock gediehen.
Band 9, Seite 91
Gr. Rittergasse Brunnen vor dem Hause 28
N.147
2. Juni 1878
Ein Damhirsch von Stein mit einem natürlichen Geweih, der sich an einen Stein anlehnt, auf welchem sich die Inschrift befindet: Im Thiergarten.
Auf dem oberen Gesimse des Brunnenstocks, auf welchem der Hirsch aufgestellt ist, steht die Jahreszahl 1795.
Davor ist ein in Blech ausgeschnittener Hirsch angebracht.
Auf dem Brunnengestell finden sich folgende Inschriften:
Johann Jacob Beck, Junger Brunen Meister
Johann Friedrich Löffler, Brunen Schuldeiß
Johann Thomas Geisler, Aelterer Brunen Meister
Ueber den Brunnen vergl. Batton V. p. 115.
Ich vermuthe, daß es dieser Brunnen war.
Siehe auch:
Band 9, Seite 93
Stadtmauer am hohen Werk
Große Rittergasse | Mobbelsgäßchen | Brunngäßchen | Sachsenhausen
23. November 1871
An der alten Stadtmauer, welche vom sogenannten hohen Werk noch übrig geblieben ist, findet [sich] am Ende des Mobbelsgäßchens dieser Stein eingemauert. Die ganze Mauer ist aus Hausteinen aufgeführt und noch in sehr gutem Zustande.
Sie ist einer der wenigen Reste der alten Befestigung und sind in ihrer nächsten Nähe vor noch nicht gar langer Zeit eine Menge der alten Spuren ausgetilgt worden, wohin vor allem der vor einigen Jahren ausgeführte Durchbruch durch das Holzmagazin gehört, welcher der ganzen Gegend einen anderen Charakter verlieh.
[Klebespuren eines ehemals montierten Blattes S. E.]
Band 9
12. Dezember 1878
Ist in den letzten Tagen in seiner Umgebung sehr verändert worden und droht diese Neugestaltung auch noch der Umgegend.
Das kleine Gäßchen wird von den Bewohnern der Umgegend das Mobbelsgäßchen genannt.
Band 9, Seite [unpaginiert]
Röderhöfe
[kein Datum]
Band 9, Seite 95
Röderhofe
20. Juli 1856
Ueber dem kleinen Eingangsthürchen neben dem Hauptthor ist die Jahreszahl 1493 eingehauen.
Unter dem Bilde des Hl. Geistes steht die Jahreszahl:
MCCCCXXXIIII (1434).
Die uralte Kapelle soll von dem Haupthause rechts, wo jetzt der neue Stall steht, auf der Ringmauer gestanden haben. Ebenso muß der Thurm an der Ostseite des Hauses angebaut gewesen seyn, denn man sieht deutlich an dem Gemäuer, daß hier etwas hinweg gebrochen ist.
Das Hauptgebäude ist sehr alt mit rundbogigen Fenstern, im ersten Stock ein gleicher Erker, auch sind die Mauern unten bis zu 7 Fuß dick.
Der obere Theil über dem Original Dachgurtgesims ist im 14. oder 15. Jahrh. restaurirt. Das Dachgesims ist von Stein alt profilirt, ebenso das Eck des Hauses, wo das 4eck ins 8eck übergeht.
Der über dem obenerwähnten kleinen Thürchen eingemauerte runde Stein könnte ein Theil einer Säule seyn.
Band 9, Seite 97
Röderhöfe | Riederhöfe | Großer Riederhof
[kein Datum]
1793, 21. Nov. - Kostenanschlag des Herrn Baumeisters Hess
„Wenn die alte Kapelle neben dem Wohnhause des Beständers weggebrochen wird, so fände die Stellung des neu zu erbauenden Viehstalles, wie solche auf dem dazu entworfenen Plan bezeiget am schicklichsten, wenn es mit der vorderen Seite des Wohnhauses eine gerade Flucht machet und können nach dieser Stellung die Schweineställe stehen bleiben“ u.s.w.
Die Brandweinbrennerei käme auf den damalen freien Platz zwischen dem Stall und des Schäfers Wohnung.
Da bei dem nöthigen Abbruch der Capelle sich ein solcher Vorrath von Mauersteinen vorfinden wird, daß diese sämmtlichen Arbeiten damit bestritten werden können u.s.w.
Bei dem Anschlag der Baukosten wird das Abbrechen der alten Gebäude durch die noch brauchbaren Materialien reichlich ersetzt, u.s.w.
Ist die alte Capelle und der alte Schoppen mit den darüber befindlichen Gebäuden ordentlich abzubrechen, die noch brauchbaren Materialien aus dem Schutt auszusuchen und zu weiterem Gebrauch aufzubewahren, u.s.w
Es war dabei herzustellen ein Stück Ringmauer 7 Schuh lang.

1797, 26. Sept. - Bericht des deputirten Pflegers des Hospitals zum heil. G. und des Ackergerichtsdeputirten an den Stadtschultheiß Bürgermeister und Rath:
Die ehemaligen Riederwartmänner und Hospital Förster bis auf den alten Andres Ludwig, welcher in dieser doppelten Eigenschaft angestellt der Letzte gewesen, bewohnten, ehe für den jetzigen Hospitalförster das neue Försterhaus an der Chaussée nach Hanau erbaut war, das dem Ackergericht eigenthümlich zugehörende Gebäude auf dem großen Riederhof, welches von jeher den sonderbaren Namen Schneppe führt.
Durch die Länge der Zeit und da dieses Gebäude in den letzten Jahren gar nicht mehr bewohnt noch seiner Unbrauchbarkeit wegen nicht mehr unterhalten worden, wurde dasselbe so baufällig, daß täglich mehr dessen Einsturz und Gefahr für Menschen und Vieh, die durch das darunter befindliche hohe Thor hin und hergehen mußten, zu befürchten war.
Band 9, Seite [98]
Zugleich fügte es sich, daß man auf besagtem Riederhof eines neu zu erbauenden Stalles benöthigt war, welchem die sogenannte Schneppe im Wege stand. Von beiden nahm daher das Hospital Pflegamt Anlaß, bei dem Ackergericht auf deren Wegschaffung am 16. xbr. 1793, anzutragen, u.s.w.
Stadtbaumeister Hess in seinem Bericht über die gänzliche Baufälligkeit besagter Schneppe: - - Vorschlag, ein neues Chausséehaus zu erbauen, statt der außerhalb an den Riederhof angehängten engen Stube. - Bis das neue Chausséehaus erbaut, soll das jetzige der Meßwache eingeräumt werden und wäre letzterer messentlich eine heizbare Stube in dem Hospitalförsterhaus auf die Straße gehend, anzuweisen. Allenfalls werde man sich einstweilen mit einer hölzernen Hütte behelfen müssen.
1794, 2. Mai - wird von den beidseitigen Deputirten eine Besichtigung vorgenommen und von dem Feldmesser Claus ein Riß angefertigt.
1794, 30. Juni - soll laut Antrag das Ackergericht verwilligen, daß die Schneppe wegen der drohenden Gefahr ohne Aufschub auf Kosten des Pflegeamtes des Hospitals abgebrochen würde und soviel als nöthig, das Material zur Erbauung des neuen Stalles verwendet werden.
1794, 15. Oct. wird dieser Antrag angenommen.
Uebrigens habe man bei der vorgenommenen Besichtigung darauf aufmerksam zu machen gesucht, daß die Mauer der auf dem Hof befindlichen alten Capelle ganz und gar nicht zu der Schneppe gehöre und letztere nur an erstere angehängt sey und werde sich das Ackergericht auch überzeugt haben, daß von der Schneppe keine Materialien zu dem Bau eines Chausséehauses übrig bleiben würden, mithin das Hospitalamt zu deren Abgebung sich nicht anheischig machen könne.
1795, 14. Aug. - werden in einer Conferenz neue Bedingungen aufgestellt und wird darin bemerkt, daß das alte baufällige, aber der Gefahr wegen bereits abgebrochene Gebäude die Gelegenheit zu dem Tauschhandel gegeben und daß noch weiter nichts geschehen sey und durch die bekannten traurigen Kriegsunruhen verhindert worden.
1797, 20. Sept. - wird der Tausch erst genehmigt und um Einreichung der Kostenvorschläge ersucht.
Band 9, Seite 99
1794, 17. Febr. - bewilligt das Bürgercollegium dem Ackergericht die Ueberlassung der Schneppe Behufs des Abbruchs an das Hospital Pflegamt - ferner wird bemerkt, daß wegen der für Menschen und Vieh äußerst drohenden Gefahr von der Schneppe in ihrem damaligen Zustand man nicht umhin gekonnt habe, noch vor Erlangung der erwarteten, der bürgerl. Erklärung bei dem Hospitalamt auf die schleunigste Niederreißung besagten morschen Gebäudes, welche auf jeden Fall doch geschehen müsse, anzutragen.

In einer Urkunde ohne Datum, worin die Maurermeister Adam Kinzinger und Johannes Schmit als Experten eine geleistete Maurerarbeit auf den beiden Riederhöfen abschätzen, heißt es unter anderem:
„Vor Abbrechung des Thurms haben obgemeldete Besichtiger solche Arbeith höchstens geschätzt [Leerstelle] 10 fl.“ - Dieses Schriftstück ist älter als die oben aufgeführten.

Auszüge aus dem Archiv des Heil. Geist Spitals.
Das Neunercolleg hat die Pläne von Baumeister Hess vom Jahr 1793 in Verwahrung.
Band 9
12. September 1875
Durch eine Reparatur und Anbau einer Treppe wurde das alte romanische Hauptgebäude seines Charakters beinahe total entkleidet, was um so mehr zu beklagen ist als es einer der in hiesiger Gegend äußerst selten vorkommenden Profanbauten jener Zeit ist. Man vergleiche meine genauen Abb., welche das Haus noch in seiner alten Gestalt zeigen.
Band 9, Seite [unpaginiert]
Römergasse
[kein Datum]
Band 9, Seite 101
Eiche
Römergasse 6
I.112
7. Juni 1862
Wurde im Jahr 1559 von Grund aus neu erbaut, wie dieß die in der zierlich durchbrochenen Wetterfahne unter zwei Wappen angebrachte Jahreszahl anzeigt, welche sich auch auf einem Horststein der Brandmauer auf der Seite der Römergasse hin findet. Die Fahne steht auf dem noch erhaltenen alten Giebel nach dem Hofe zu, die Vorderseite des Hauses ist, wie eigentlich das ganze Haus, im vorigen Jahrh. total verändert und in einen anderen Geschmack gestimmt, doch zeigen die schönen, holzgeschnitzten Ornamente am Thor, daß man auch in der sogenannten Zopfzeit in der Kunst etwas zu leisten verstand. Im Hofe in zwei Stockwerken offene Gallerien mit gedrehten Stäben aus Eichenholz, ebenso die Treppe mit einem derartigen Geländer versehen, alles jedoch aus dem vorigen Jahrh. stammend. Die Einfahrt hatte früher ein Kreutzgewölbe mit schönen Rippen, an denen man noch die Ansätze sieht, welche man bei dem Herausschlagen des Gewölbes um den Thorweg zu vergrößern, stehen ließ.
Ebenso findet sich im Thorweg noch ein Hakenstein für einen Ziehbrunnen, welcher alt ist, daneben aber eine Pumpe mit zierlichem Schmiedeeisenwerk aus der Zopfzeit. Trotzdem macht der Hof einen alterthümlichen Eindruck. Die Tragsteine an der Brandmauer sind von Stein
Band 9, Seite [102]
und das einzig Werthvolle an der Vorderseite des Hauses. Neben ihm finden sich noch geschnitzte hölzerne, ebenfalls aus der ersten Erbauungszeit herrührende Träger, sonst ist alles neu. Im Hofe einige alte Thüren und Fenstergewänder, vor allem der Durchfahrtsbogen mit gutem Steinprofil, sodann ungeheure Durchzüge wahrer Riesenbalken, auf denen fast das ganze Haus ruht.
Die Gallerien sind mit Glasfenstern zugeschlagen, waren aber ursprünglich offen. Die Wappen in der Fahne werde ich nächstens entziffern, sie sind der interessanteste Ueberrest. Was mag alles in diesem Hause zu Grunde gegangen seyn.
Das eine Wappen besteht aus drei Eicheln und vier Eichenblättern und hängt vielleicht mit den Namen des Hauses zusammen; das andere ist ein Pferd, s.d. Beide sind künstlich in Blech ausgeschnitten, namentlich sind bei dem Pferde die farbigen Streifen gut wiedergegeben.
Der obenerwähnte Horststein ist mit dem Nebenhause I.111 (8) gemeinschaftlich. Er trägt die Jahreszahl 1559 und beifolgendes Steinmetzzeichen:
1559 [MZ_9-6]
Band 9, Seite 103
Mai 1863
Die alte Wetterfahne ist heruntergestürzt, wird aber durch den jetzigen Eigenthümer des Hauses, Herrn Wagner, wieder an ihren Platz gestellt werden, sowie überhaupt das ganze Haus einer Reparatur unterworfen wird.
Band 9
September 1876
Seit einiger Zeit ist durch einen Neubau die schöne Wetterfahne zerstört und der ganze Charakter des Hauses verwischt.
Band 9, Seite 105
Römer
Römergasse 1 | Bau am Eck der Limburger und Kerbengasse
I.153
16. Juli 1856
An dem Hause, welches das Eck der Limburger und Kerbengasse bildet, findet sich ein Tragstein mit einem goth. Ornament, welcher den Uebergang aus dem Viereck in die Rundung vermittelt, s. Abb.
Auf dem Dach dieses Hauses steht ein in seinen Formen äußerst geschmackvolles Zwerghaus mit einem eigenthümlichen Schmuck von Schiefersteinen, welche künstlich ausgeschnitten sind, s. Abb.
Band 9
Archivthurm
30. Juni 1877
An dem Horststein der Brandmauer 1732, scheint die Erbauungszeit der ganzen Front gegen den jetzigen Paulsplatz hin zu seyn.
Band 9, Seite [unpaginiert]
Römerberg
[kein Datum]
Band 9, Seite 107
Römerberg
22. April 1849
Auf dem Theil des Römerbergs, welcher der Samstagsberg heißt und vor der Nikolaikirche auf der Nordseite derselben liegt, befindet sich eine Stelle, von welcher aus man mehrere Thurmspitzen der Stadt zugleich erblickt, den Eschenheimerthurm, den Dom, die Liebfrauenkirche und Nicolaithurm. Es wurde deßhalb, der Merkwürdigkeit wegen, diese Stelle im Pflaster mit einem kleinen, kreisrunden Steinchen bezeichnet, das in seinem Durchmesser genau die Größe der übrigen Pflastersteine hat und bei dem die durch die Rundung freigebliebenen Ecken mit dreieckten Steinen ausgefüllt sind. Man findet es am Leichtesten, wenn man an dem Eck der Nikolaikirche 9 ½ Fuß heraufmißt nach dem Portal zu und von da alsdann rechtwinkligt auf dem Pflaster 40 Fuß auf den Platz herausgeht.
[MZ_9-7]
Ungefähr 20 Fuß weiter nach oben liegen im Pflaster 4 Steine, welche die Ecken eines Vierecks von 42 Schuh Länge und 27 Schuh Breite bilden. Auf jedem dieser vier Steine sind die Buchstaben O. K. eingehauen (Ochsenküche), weil sie die Stelle angeben, auf welcher bei den Krönungen die Eckbalken der Küche, in der man den Ochsen für die kaiserliche Tafel briet, gestellt wurden.
Band 9
Juli 1859
noch vorhanden.
Hierher gehört auch der in den Mittheilungen des Alterthumsvereins abgedruckte Artikel „Zur Geschichte des Römerbergs“ 1858, p. 239.
Band 9
Mai 1871
Bei der Erneuerung des Pflasters wurde der kleine runde Stein sowohl als auch die Steine der Ochsenküche sorgfältig geschont und einige Schritte weiter ein neuer größerer sorgfältig ge-
Band 9, Seite [108]
arbeiteter Stein eingelegt, der sehr leicht zu finden ist, allein er leistet keine besseren Dienste als der frühere. Aus welcher Zeit die erste Anlage stammt, konnte ich bis jetzt nicht ermitteln, ob man aber früher die Fahne des Eschenheimerthurmes wahrnehmen konnte, bevor der Durchbruch an der Liebfrauenkirche gemacht war, möchte ich bezweifeln, denn der mit den Dächern der daselbst gestandenen Häuser sich bildende Sehwinkel dürfte wohl ein wenig zu steil ausfallen, um noch die Thurmspitze in seinen Bereich zu ziehen. Weiter nach der Kirche hin findet sich sogar noch eine Stelle, die aber nicht bezeichnet ist, von welcher man auch noch das Kreuz des Paulsthurmes erblickt.
Band 9, Seite 109
Römerberg | Springbrunnen
9. Oktober 1872
Wurde die Hütte von dem Brunnen entfernt und die Figur der Gerechtigkeit abgenommen.
Band 9
1874
Es wäre viel klüger gewesen, den Bildhauer Sommer, welcher damit beschäftigt war, die Figur der Gerechtigkeit zu reinigen und die schadhaften Stellen derselben wiederherzustellen, gewähren zu lassen und ihm die dafür verlangte geringe Summe zu bewilligen, statt an der Idee festzuhalten, einen ganz neuen Brunnen an die Stelle zu setzen. Die alte Figur war bemalt und vergoldet und zwar mit einem so feinen Geschmack, daß es schwer seyn dürfte, etwas Besseres dagegen zu erschaffen. Auch der alte Brunnentrog in seiner achteckigten Form ist bei weitem passender und geschmackvoller als der neu projektirte, der 16eckigt ist und dadurch beinahe den Eindruck eines runden macht, indem durch die vielen Ecken die Brechungswinkel so stumpf werden, daß das Auge auf einige Entfernung die Grenzen nicht mehr zu unterscheiden vermag, wenn nicht eine ganz scharfe Sonnenbeleuchtung herrscht. Die Alten wußten wohl, was sie thaten und bedürfen in seltenen Fällen unserer Verbesserung. Formen zu wählen, die eine mehr-
Band 9, Seite [110]
fache Deutung zulassen, d.h. zweifelhaft sind und ineinander überlaufen, ist einer der größten Schönheitsfehler, den sich ein Architekt kann zu Schulden kommen lassen, und als abschreckendes Beispiel führe ich hier den Giebel auf dem neuerbauten Hause des Herrn Spelz in der Kaiserstraße an, dessen Formen, so fein sie gedacht seyn mögen, in einiger Entfernung derart sich verwischen, daß ein durchaus unverständliches und verzerrtes Bild entsteht, was weder der Erbauer noch der Architekt beabsichtigt haben kann. Wer die venetianischen Originale kennt, denen die einzelnen Formen entlehnt sind, wird unwillkürlich zum Lachen geneigt seyn.
[Seite 111 wegen eines Zählfehlers übersprungen S. E.]
Band 9, Seite 113
Sperrketten | Haus Limburg
Römerberg [19]
16. Mai 1876
Es ist meines Wissens das letzte Exemplar der Sperrketten, welche sich in Frankfurt bis heute erhalten haben, sie hängen noch an dem Hause, sind aber längst außer Gebrauch. In meiner Jugend erinnere ich mich bis in das Jahr 1845 und vielleicht noch länger, dieselben an Markttagen in Anwendung gesehen zu haben zur Absperrung der Fuhrwerke und befanden sich welche an dem Hause Zum großen Engel, Römerberg 28, an welchem ein zierlicher eiserner Haken angebracht ist um dieselben zu befestigen, s.d. sodann an dem Thore des Nürnbergerhofes hinter dem Lämmchen, ferner am oberen Ende der Neugasse ebenso wie an dem Thorbogen des Rebstocks. Sie waren in der Mitte durch zwei Gabeln aufrecht gehalten, so daß gerade ein aufrecht stehender Mann passiren konnte; in früherer Zeit jedoch, als man sie bei Volksaufläufen, öffentlichen Festlichkeiten u.s.w. zum Absperren brauchte, wurden sie in halber Mannshöhe über die Straße gezogen und bildeten auf diese Art ein äußerst wirksames Hinderungsmittel.
In dieser Anwendung jedoch habe ich sie nicht mehr gesehen.
Band 9, Seite 115
Werthheim | Furth
Römerberg 1 | Am Fahrthor
I.64
Mai 1862
An dem massiven Unterbau auf dem Tragstein am Eck unter dem ersten Stock beifolgende Wappen Fig. 1. Stalburg, Fig. 2 Humbracht. Das Haus stammt aus der letzten Hälfte des 17. Jahrhunderts und hat einen massiven steinernen Unterbau mit schönen Tragsteinen und gut profilirten Thürgewändern. Eine Jahreszahl konnte ich noch nicht ermitteln.
Band 9, Seite 117
Krebs
Römerberg 4 | Am Fahrthor
I.66
[kein Datum]
Wird bei Lersner erwähnt anno 1604. 26. April Lersner Ch. I.18.
Band 9, Seite 119
Freudenberg
Römerberg 6
I.67
22. September 1836
Ein höchst eigenthümliches altes Haus, ganz mit Schieferstein beschlagen, der untere Theil zu Läden auf den Meßverkauf eingerichtet, mit steilen Giebeln, wie die genaue Abb. zeigt. Es wurde im Jahr 1834 abgebrochen und verschwand mit ihm ein äußerst charakteristisches Kennzeichen dieser Stadtgegend.
Band 9, Seite 121
Nikolaikirche
Römerberg 10
I.85
Juni 1858
Bei der im gegenwärtigen Augenblick im Gang befindlichen Einrichtung zur Heizung der Nikolaikirche wurden eine große Menge Stellen der Mauern innen und außen bloß gelegt; da nun diese Gelegenheit vielleicht nie wiederkehren dürfte, so will ich meine deßhalb angestellten Untersuchungen schnell nach dem ersten Eindruck niederlegen. Fig. 1:
Grundriß der Kirche, a. Zugemauerte und bisher unter dem Kalkputz verborgene ganz unbekannte Thüre zu der Aufgangstreppe zum äußeren Umgang auf der Kirche. Fig. 3 b. Kleines, nur 2 Fuß breites und 4 Fuß hohes Thürchen zu einer kaum 2 Fuß breiten in der Mauerdicke verborgenen Treppe, welche in den 1ten Stock des Thurmes führt. Dieß Thürchen ist jetzt verschwunden. Es wurde von mir und dem Architekten Kaiser und Roos schon im Jahr 1837 gefunden bei einer Vermessung der Kirche Behufs der Wiedereinrichtung des Gottesdienstes in derselben; es war mit Brettern zugeschlagen und überweißt, so daß es nicht zu sehen war. Als wir die Bretter entfernt hatten, zeigte sich die kleine Treppe von ungefähr 18 Stufen, dieselbe führte in das Gewölbe des Thurmes, das sich über dem Erdgeschoß der jetzigen Sakristey befindet und mochte wohl seit langer Zeit vergessen sein, denn damals standen noch die kleinen Häuschen vor der Kirche an den Thüren angebaut und verdeckten mit ihren Dächern die Fenster des Gewölbes, so daß Niemand auf den Gedanken kommen konnte, danach zu suchen. Wir
Band 9, Seite [122]
fanden darin ein Spiel Karten, einen alten eisernen Leuchter und einen Schuh; der ganze Raum war dick voll Spinnweben und die Fensterscheiben beinahe total erblindet. Bei der damals vorgenommenen Herstellung der Kirche wurde das Thürchen kassirt, d.h. zugemauert und war bis heute hinter dem Kalkputz verborgen. Wahrscheinlich wird es abermals vermauert. (Ist schon geschehen, denn als ich heute Nachmittag die Kirche besuchte, war es schon wieder zu, warum, weiß ich nicht.) Es ist mit ungeheuren Steinen eingefaßt, grauer Basalt, siehe dessen Abbild. Fig. 2.1c. Daneben befand sich der alte Eingang in die Sakristey, er ist ebenfalls jetzt halb vermauert und in eine kleine Thüre verwandelt, sein ursprünglicher Zustand ist zu sehen Fig. 2.2. d. Vermauerte Thüre, mit einem Spitzbogen überdeckt.
Fig. 3. Eine bisher unbekannte Thüre, welche jetzt blosgelegt wurde und wieder verschwinden wird. Bei der oben erwähnten ersten Restauration im Jahr 1838 wurde das alte Originaldach der Kirche abgenommen und durch ein neues ersetzt, ferner das Eckthürmchen nach dem Fahrthor hin, welches früher gemauert und ohne weitere Ornamente war, durch ein neues von Sandstein aufgeführtes, dem auf dem nördlichen Eck genau nachgebildeten Thürmchen ersetzt. In gleicher Weise wurde auch das Eckthürmchen, welches am Hauptthurm sich befindet, hergestellt. Sodann wurde das kleine alte Dach über dem Haupteingang entfernt und das andere Portal nach dem Samstagsberg hin, freigelegt. Dieses Portal war früher verbaut, das sogenannte
Band 9, Seite 123
Schrödterhäuschen, s.d. stand davor und Niemand wußte eigentlich von seinem Dasein. Die übrigen kleinen Häuschen und Lädchen wurden nebst dem ehemaligen Wachthause ebenfalls entfernt und somit die Kirche ringsum freigestellt. Der Thurm erhielt durch eine gußeiserne Spitze seine jetzige Gestalt.
Eine genaue Abbild. der Kirche vor dieser Wiederherstellung findet sich in den Abb.
Band 9, Seite 125
Schrödterhäuschen
Römerberg an der Nikolaikirche
April 1859
Dieses Häuschen ist etwas zu bekanntes gewesen, um es ganz mit Stillschweigen übergehen zu können und war zugleich doch eine Art von Merkwürdigkeit des Römerbergs, indem in demselben hinter einem Gitter die bei den Kaiserkrönungen von der Schrödterzunft eroberten Ochsenköpfe zur Schau gestellt waren. Es war dicht an die Kirche angebaut und verdeckte ein sehr schönes Portal derselben, welches man erst einer genaueren Beachtung unterzog, als angefangen wurde, dasselbe Behufs des Abbruchs zu räumen; die Schrödter verwahrten darin ihre Geräthschaften. Als es abgebrochen war, wanderten die Ochsenköpfe (1838) auf das Holzpförtchen, als dieß abgebrochen wurde (1840) in den Römer, allwo sie hinten zu einem Fenster des Thurmes Frauenrode (Archivthurm) heraus auf den Paulsplatz sahen, von da in die Hasengasse an das Gitterfenster neben dem Thor auf den Graben; 1848, als diese Räume zu Kasernen eingerichtet wurden, zogen sie abermals aus, wohin weiß ich nicht. Wahrscheinlich werden sie jetzt auf der Zunftstube der Schrödter verwahrt.
Neben dem Schrödterhäuschen befand sich ein kleines Lädchen, und auf der andern Seite die alte Wachtstube, neben dieser die Dreherwerkstätte des Herrn Kantz, sodann noch ein kleiner Bau, welcher einen Theil des Chores der Kirche verdeckte. Siehe die Abb. II.168.
Diese sämmtlichen Bauten wurden ebenfalls im Jahr 1838 abgebrochen, s. Nicolaikirche.
Band 9, Seite 127
Flösser | Fleischer grosser
Römerbereg 14
I.87
Mai 1860
Ein altes hölzernes Haus, das selbst am Unterbau die Thürgewänder von Holz hat, so daß je zwei Balken zusammengesetzt den bekannten Spitzbogen bilden. Vor den Hausthüren, welche sehr schmal und niedrig sind, liegen mehrere Stufen, nebst allerhand anderen Steinen zum Holzhacken u.s.w. Es bildet dieß Haus den bekannten Durchgang, welcher nach dem kleinen, hinter dem Hause liegenden Plätzchen führt.
An dem Ueberhang des zweiten Stocks nach dem Plätzchen auf der Nordseite hin, hängt von dem Eckbalken ein hölzerner Knauf an einem Stiel herunter. Die Vorderseite des Hauses ist theilweise mit Schiefersteinen beschlagen, hat aber sonst wenige Veränderungen erlitten, es scheint wie die ganze Häuserreihe auf dem Samstagsberg aus dem 2ten oder dritten Viertel des 16. Jahrh. zu stammen und seitdem nicht umgebaut zu sein. Das Plätzchen, welches es mit dem Hause I.88 und I.89 bildet, gibt überhaupt noch heute einen ziemlich totalen Begriff des alten Frankfurts aus jenem Zeitraum, indem kaum eine Veränderung daran stattgefunden hat.
Ein Theil des Hauses findet sich auf der Abb. [R0528] [R0529] des Durchgangs unter demselben. Das ganze Haus aber [...]. Weder Merian noch der Plan von 1552 geben eine zuverlässige Ansicht.
Band 9
1671
wurde dieß Haus verkauft für die Summe von 1300 fl. und wird in der Originalurkunde grosser Fleischer genannt.
Band 9
10. August 1873
Ist soeben in vollem Abbruch begriffen, weil es Einsturz drohte. Geht mit ihm abermals ein Stück Alt Frankfurt zu Grabe.
Band 9
19. April 1874
Seit einiger Zeit ist auch die schöne spitzbogige Thür nebst deren alten Fensterrahmen daneben, welche unter dem Bogen des Hauses
Band 9, Seite [128]
an dem nach der Bendergasse zu liegenden Theile des Hauses, der im vorigen Jahr auf dieser Seite ganz erneuert wurde, ebenfalls in den Bereich der Erneuerung gezogen und in eine moderne Thüre mit wagerechtem Sturz verwandelt worden.
Ebenso das Fenster.
Band 9
22. Dezember 1874
Nachdem der untere Stock des Hauses, worin sich die Dreherwerkstätte des Herrn Kanz befand, bis vor ungefähr 14 Tagen stehen geblieben war, wurde er nunmehr gänzlich abgebrochen und ist seit dem 16. Dec. der Platz bereits vollkommen eingeebnet, aber noch nicht gepflastert. Man hatte die Räumlichkeiten mit einem Nothdache überdeckt. Durch die Entfernung dieses für die Bauart in der alten Stadt höchst wichtigen Beispiels gewinnt die ganze Umgebung ein duchaus verändertes Ansehen. Das wie die umliegenden Häuser war in der letzten Zeit verrufen und von liederlichen Dirnen bewohnt, welche sich nach Niederlegung ihrer sonstigen Standquartiere diesen Stadttheil zum Tummelplatz erkoren haben.
Band 9, Seite 129
Kleine Garküche | Altes Backhaus | Blumenstein | Klein Laubenberg
Römerberg 16
I.88
12. Juni 1858
1541 - Ueber Eck an den hölzernen Streben des zweiten Stocks erhaben ausgeschnitten. Unterbau massiv, auf dem Eck ein Säulchen, durch ein Ornament den Uebergang in‘s Viereck vermittelnd.
Vor dieser ganzen Häuserreihe besteht das Pflaster aus Sandsteinplatten, welche theilweise mit Holzkanten abgeschrägt überdeckt sind. Unter diesen liegen die meistens mit Eisengittern verwahrten Kellerlöcher sowie die Kellertreppen und Schrotgänge. Auf dem Blatt, welches die Aussicht von dem Römerthürmchen nach dem Römerberg und Dom hin giebt, ist das Haus zu sehen, s.d.
Siehe auch:
Band 9, Seite 131
Klein Dachsberg | Dachsberg | Dassberg
Römerberg 22
I.91
12. Juni 1858
Massiver Unterbau. An einem Tragstein ein Wappen mit drei Sternen a, und im zweiten Stock ein in Holz geschnitzter Träger b.
Band 9, Seite 133
Grosser Engel | Vorderer Engel | Engel | Wechsel
Römerberg 28
I.94
17. Juli 1856
Das Eck mit dem Markte und mit dem Nebengebäude I.95, gemeinschaftlich unter einen Giebel gebaut.
Sein Aussehen gibt am Besten die Abb. [R1329] s.d. Auf der Westseite, welche sie darstellt, sind die drei obersten Stockwerke ganz mit Schiefersteinen beschlagen, der unterste Stock jedoch massiv in rothem Sandstein ausgeführt, der geschnitzte untere Theil des Erkers ist ebenfalls von Holz.
Auf ihm befindet sich ein Engel mit ausgebreiteten Flügeln, welcher ein vielfach verschlungenes Spruchband hält, auf dem sich die Inschrift befindet „Das Haus steht in Gottes Hand, zum Engel ist es genannt.“ Ueber seinem Haupte auf einer kleinen Tafel sind die Worte eingehauen D N M . P S A L .127.
Beati omnes, qui timent Dominum qui ambulant in viis ejus.
Selig sind alle, die den Herrn fürchten, die auf seinen Wegen wandeln.
Zu seinen Füßen eine Tafel oder Schild trägt die Jahreszahl 1562, welche auch nochmals unter dem Giebel nach dem Markt zu groß eingehauen ist und ohne allen Zweifel die Erbauungszeit angiebt. Neben dem Engel, auf den langen Feldern, befinden sich allerlei Figuren eingehauen, deren Bedeutung mir noch nicht klar geworden ist. Auf der einen Seite, neben dem Engel steht oben ein Krahnen, an dessen Kette Blumen und Früchte hängen, weiter unten ein Adler, der an denselben pickt. Auf der anderen Seite Blumen und Früchte, musikalische Instrumente und eine Sanduhr. Zu den Füßen des Engels stehen zwei gegeneinandergekehrte Wappenschilder, doch sind die wahrscheinlich darauf gemalten Wappenfiguren
Band 9, Seite [134]
durch den darübergelegten Oelfarbenanstrich leider verloren gegangen. Auch die Seitenflächen des Erkers sind mit Schnitzwerken verziert, auf der Seite nach der Nikolaikirche hin ein Engel, welcher eine Waage hält, auf der nach dem Markte ein Engel mit einem Täfelchen, auf welchem die Schrift eingehauen ist. Apocalip. cap. XIII.
Welche Beziehung aber dieses dunkle Capital zu dem Hause und den Fig., mit denen der Erker verziert ist, haben kann und soll, ist mir ein vollkommnes Räthsel.
Der Ueberhang des zweiten Stocks wird von geschnitzten Trägern, welche Menschenfiguren darstellen, die die Hände auf die Knie aufstemmen, unterstützt.
Der Erker, welcher durch alle Stockwerke geht und am Dache in ein achteckigtes Thürmchen mit schlanker Spitze endigt, verleiht dem Hause ein höchst alterthümliches Aussehen. Der Sturz der Fenster seines obersten Stockwerks ist elegant in Holz geschnitzt und auf den die Fensterbalken bedeckenden Blechbeschlag ein zierliches Ornament aufgemalt. Der Pfortenring der Hausthüre stellt einen Löwenkopf dar, der eine Schlange im Rachen hält, s. Abb. [R1330] Besonders merkwürdig aber ist ein an dem Hause auf der gegen den Markt gerichteten Seite angebrachter verzierter Haken von Eisen, welcher die Bestimmung hat, die Kette zu halten, womit an Markttagen sowie bei sonstigen Anlässen, die großes Gedränge verursachen, die Straße gegen Fuhrwerk und sonstigen gewaltsamen Andrang abgesperrt wird.
Auf derselben Seite des Hauses findet sich am Gesimse unter den Fenstern des zweiten Stocks ein Spruch eingehauen, der sich wahrscheinlich auf
Band 9, Seite 135
der nach dem Römerberg hin gelegenen Seite unter dem Schiefersteinbeschlag fortsetzt:
Sex sunt, quae odit Dominus, et septimum detestatur anime
ejus: Oculos sublimes, linguam mendacem, manus effun-
dentes innoxium sanguinem, cor machians cogitationes pes-
simas, pedes veloces ad currendum in malum, proferentem
mendacia testem fallacem, et eum, qui seminat inter
fratres discordias. proverbiorum 6,16-18.

"Sechs Dinge sind, die hasset der Herr und vom siebenten hat seine
Seel ein Abscheuen.
Hohe Augen, lügenhafte Zungen, Hände, die unschuldig Blut
vergießen.
Ein Herz, das mit bösen Anschlägen umgeht, Füße, die ge-
schwind laufen, Böses zu thun.
Einen falschen Zeugen, der Lügen hervorbringt und einer,
der zwischen Brüdern Uneinigkeit hervorbringt."
Sprüche Salomonis Cap. 6, Vers 16-18

Es ist dieß um so eher zu vermuthen, als das Haus auf der Vorderseite in seinem Originalzustande mit reichem Schnitzwerk bedeckt war, das unter dem Schiefersteinbeschlag sicher noch vorhanden ist.
Eine Radirung von Joh. Andr. Graff, welche den Römerberg darstellt und sich über einem Brustbilde des Kaisers Leopold I. befindet, zeigt das Haus noch in seinem Originalzustand in sichtbarem Holzwerk stehend mit geschnitzten Fensterstürzen, verzierten Kreutzbalken unter den Fenstern, u.s.w. Diese Radirung, welche mit großem künstlerischen Verständniß und Geschick ausgeführt ist, gehört ungefähr dem Jahr 1665-[16]70 an, und ist die beste und zuverlässigste alte Abbild. des Römerbergs, welche ich kenne. In diesen Jahren verweilte Graff dahier und ist zu vermuthen, daß er während dieser Zeit den Stich jener Platte ausführte. Leopold reg. von 1657 - 1705.
Band 9, Seite [136]
In seinem Inneren finden sich äußerst behagliche Räume, hell und freundlich, und der Laden im Erdgeschoß gibt das vollkommene Bild eines Geschäftshauses aus der alten Zeit. Der Kellereingang liegt merkwürdiger Weise vor dem Hause auf der Seite nach dem Römerberg hin und ist daselbst mit einer Holzthüre verschlossen, welche eine Oeffnung hat, die mit Eisen vergittert ist, um das nöthige Licht auf die Treppe fallen zu lassen. Auch an den Nebenhäusern finden sich noch solche Kellereingänge und war das früher vielfach in hiesiger Stadt gebräuchlich, ehe in unseren Tagen die gewaltige Zunahme des öffentlichen Verkehrs, diese allerdings auch früher schon oft störenden Anlagen verdrängte, s. Straßenpflaster, Kellerlöcher u.s.w.
Mit den Wetterdächern, welche erst in den letzten Jahren entfernt wurden, verschwand ein äußerst bezeichnendes Merkmal der älteren Sitten und Zeiten, sowie auch die verschiedenen Abweis- und Prellsteine, welche dazu dienten, die oben erwähnten Kellereingänge gegen Fuhrwerk- und Marktgedränge zu schützen, ebenfalls in neuerer Zeit vielfach durchgreifende Veränderungen erfahren mußten. Bei den Kaiserkrönungen spielte das Haus, seiner dem Zuschauen der Vorgänge auf dem Römerberg äußerst günstigen Lage wegen, gewiß eine ganz bedeutende Rolle, da es an dem engsten Theil der Straße lag, welche der Kaiser zur Krönung nach dem Dom durchschreiten mußte; so konnte er hier aus den Fenstern desselben in allernächster Nähe gesehen werden, und wie theuer sich die jeweiligen Eigenthümer eines in so hervorragender Weise bevorzugten Hauses das Vergnügen des Zuschauens durch Vermiethung der einzelnen Fenster von den Neugierigen bezahlen ließen, wird aus vielen noch vorhandenen Rechnungen genugsam dargethan.
Band 9, Seite 137
Aeltere Abbildungen des Hauses gibt es eine Unzahl indem es natürlicherweise bei den meisten Darstellungen des Römerbergs, dem die Krönungen eine enorme Wichtigkeit verliehen, mit abgebildet wurde: doch fand ich es niemals charakteristisch dargestellt, auch die Abbild. nach einer Zeichnung von mir, welche im Jahr 1845 dahier in Aquatintenmanier erschien, gibt wohl den Gesammteindruck des Hauses ziemlich gut, kann aber durchaus keinen Anspruch auf Genauigkeit in Betreff der Einzelheiten machen, indem ich damals erstens selbst noch nicht so recht wußte, worauf es eigentlich ankam, und zweitens die Hand des Kupferstechers, der für einen solchen Gegenstand etwas spröden Technik nicht ganz gewachsen war.
Band 9
Mai 1866
Bei einer vor einiger Zeit vorgenommenen Reparatur und Neuanstrich des Hauses verschwanden leider auch die obenerwähnten auf Blech gemalten Ornamente an den oberen Fenstern des Thürmchens; so streift sich ein eigenthümlicher Charakterzug nach dem anderen ab, und die gefräßige Neuzeit verschlingt nach und nach die uns so lieb gewordenen Kinder der Vergangenheit.
Siehe meine genaue Abb.

[Gestrichener Text, dennoch lesbar S. E.: 14. Feb. 1881 - Zu meiner großen Betrübniß entdeckte ich heute, daß der oben erwähnte verzierte Haken für die Sperrketten seit einiger Zeit fehlt. Er muß sehr sorgfältig und mit Absicht, ihn zu erhalten, heraus genommen worden seyn, indem in das dadurch entstandene Loch sehr genau ein Stückchen Stein eingesetzt wurde. Wahrscheinlich von einem Sammler erkauft und ausgeführt.]
Band 9
14. Februar 1888
Der oben erwähnte Haken für die Sperrketten befindet sich seit einiger Zeit in der Sammlung des städt. Archivs.
Band 9, Seite 139
Haus Limpurg
Römerberg [19]
I.153
25. Mai 1877
Dieses Haus ist ein Prachtbau und in seiner Art dahier das einzige Beispiel. Wie es dermalen vor uns steht, verdankt es seine Entstehung wahrscheinlich dem Jahr 1535, welche Jahreszahl sich über dem kleinen Thürchen befindet, das von dem Vorplatz des 1. Stocks des Vorderhauses in den Gang des Seitenbaues führt, auf welchem sich jetzt die Stadtkanzlei befindet.
Dieses eben erwähnte Thürchen hat nach dem Vorplatz hin noch den reinen Spitzbogen, s. Ab. [R1515] [Leerstelle] - Der Vorplatz selbst hat seine Eigenthümlichkeit beinahe ganz erhalten und wüßte ich hier jetzt keinen ähnlichen Raum mehr, s. Ab [R1516] [Leerstelle] - Die Eintheilung der Deckenverzierung ist höchst originell trotz ihrer Einfachheit, und der Durchzugsbalken mit seiner einfachen Holzkehlung macht einen vortrefflichen Eindruck. Der große Saal im ersten Stock ist vielfach verändert, der Ofen trägt das Wappen der Limburger, scheint aber dem Anfang des 18. oder höchstens Ende des 17. Jahrh. anzugehören. Die oberen Räume des Hauses sind einfacher gehalten, aber schrecklich verwahrlost; es war darin ein Theil des Archives untergebracht, das nunmehr nach dem neuen Gebäude übergesiedelt wird. Der Treppenthurm im Hofe mit seiner gewundenen Treppe und seiner durchbrochenen Gallerien gehört mit zu den schönsten dieser Art, s. Ab. [R0541] [Leerstelle] und ist ein wahres Muster, das lange nicht genug gewürdigt und erkannt wird; auch die Eisengitter darin sind von zierlicher und kunstreicher Arbeit. In seinem untersten Geschoß befindet sich ein Ziehbrunnen, der nunmehr verschlossen ist, die Endigung des Treppenpfostens trägt einen in Stein gehauenen Löwen, welcher das Limburger Wappen hält. Ein anderer Treppenthurm auf der entgegengesetzten Seite des Hofes am Hinterhaus ist einfacher gehalten, hat aber ein zierliches Portal. Weiter sind die Tragsteine auf der inneren Seite des Seitenbaus nach dem Hofe zu höchst geschmackvoll sowie auch die Thürklopfer
Band 9, Seite [140]
mit ihren durchbrochenen Blechtheilen von großem Geschmack zeugen. Ueber der Thüre, welche nach dem Hofe des Römers führt, steht die Jahreszahl 1607. An ihr ist der Klopfer mit seiner Scheibe am zierlichsten ausgeführt, jedoch in der Form nicht sehr abweichend von den anderen; ob er nun der ersten Zeit von 1535 oder der letzten 1667 angehört, ist schwer zu ermitteln; ich für meinen Theil würde ihn der ersten Periode zutheilen. Die Außenseite des Hauses nach der Limburgergasse hin, hat in ihrem Erdgeschoß mehrere Thüren mit geschmackvollen, wenn auch gleich höchst einfachen Holzschnitzereien; die Hauptaufmerksamkeit aber verdient das Hauptportal und das in derselben befindliche Gewölbe. Wenn auch alle die soeben aufgeführten Dinge lange nicht so prächtig und reizvoll auftreten wie wir dieß an den Renaissancebauten anderwärts, z.B. am Heidelberger Schloß u.s.w., vor allem aber in Frankreich finden, so ist doch für das Studium der baugeschichtlichen Fortschreibung das Genannte dahier von der größten Bedeutung. Überhaupt ist diese Zeit, d.h. die Renaissance, wenn auch nur in Klein-Beispielen bei uns ganz vortrefflich in Allem vertreten, sei es nun Steinhauerarbeit, Holzschnitzerei oder Eisenwerk, in jedem dieser Fächer besitzen wir Ausgezeichnetes; manches freilich ungekannt und ungewürdigt. Man sehe meine Abb. des Hauses Limburg und das dahin Einschlägige. Merkwürdig bleibt mir immer, daß keiner unserer Gelehrten und sogenannten Kenner dieses Hauses, namentlich aber des originellen Treppenthurmes in seinen Schriften je gedacht hat. Was soll man von der Urtheilsfähigkeit von Leuten halten, die dicke Bücher über Kunstwerke und Künstler schreiben und solche Dinge dabei übersehen, während sie ganz unbedeutende Sachen hervorheben.?
S. gr. Speicher.
Band 9
26. Juni 1877
Im Augenblick wird das Haus einer Herstellung unterzogen und ist zu diesem Ende der Kalkputz nach der Seite der Limburgergasse hin heruntergeschlagen worden, wobei es sich zeigte, daß die ganze Seite in Holzarchitektur ausgeführt gewesen mit verzierten Balken in zum Theil ganz originellen Formen.
Band 9, Seite 143
Römer
Römerberg 21
I.154
April 1859
Im Giebel nach dem Römerberg hin findet sich auf einem in den Kalkputz gerissenen Schilde 1741 J.D.U.Z., wahrscheinlich eine Restauration bezeichnend.
Band 9, Seite 145
Gitter über der Eingangsthüre zu der ehemaligen Kaisertreppe am Römer
Römerberg
27. März 1865
Es ist dieß Gitter eine der kunstreichsten Schlosserarbeiten, die sich in Frankfurt vorfinden und scheint mir den Formen nach aus dem Ende des 15. oder Anfang des 16. Jahrh. zu stammen.
Ich müßte mich sehr täuschen, wenn es in seinem Originalzustande nicht mit rother Farbe wäre angestrichen gewesen, sodann wird der Adler versilbert gewesen sein mit goldner Krone, goldnen Fängen und goldnem Schwanz.
Durch diese Thüre und über diese Treppe stieg früher der Kaiser nach der Krönung zum Kaisersaale empor und wurde wohl deßhalb dieselbe so reich verziert. Seit Jahren ist es mein Bestreben, die Aufmerksamkeit auf die Kunstschätze der Vorzeit zu wecken und zu beleben, und wie schwer dieß gelingt, geht daraus hervor, daß bei den mannichfachen Beschreibungen des Römers sowie der Kunstschätze Frankfurts und bei letzterer spärlichem Vorkommen erst in ganz neuer Zeit dieses Gitters hie und da Erwähnung geschieht, ein recht schlagender Beweis, wie wenig bis dato noch der wirkliche Kunstsinn und das wahre selbstständige Urtheil und Verständniß bei denjenigen zum Durchbruch gekommen ist, die in ellenlangen Reden und Schriften sich über Alterthümer und Kunstschätze Frankfurts, behaglich immer einer dem Andern getreulich nachschreibend, ergehen und breit machen, dabei aber das, was offen am Wege vor Jedermanns Augen liegt, wie gewöhnlich, übersehen.
Band 9, Seite 147
Römer | Wahrzeichen
[kein Datum]
[gedruckter Text eingeklebt, keine Herkunftsangabe und ohne Datum S. E.:]
IV. Der Rabe im Gerichtssaale des Rathhauses.
Nicht mehr vorhanden.
Die Entstehung dieses Wahrzeichens beruht ungefähr auf Folgendem:
Im Jahre 1606 wurde ein gewisser Hans Reible, ein Hosenstricker aus Ekelshausen, wegen Mordversuchs, den er an seinem Meister Jacob Schregel auf Anstiften von dessen Ehefrau verübte, allhier gefänglich eingezogen und am 2. September 1608 zum Tode verurtheilt und hingerichtet. v. Lersner lässt sich darüber in seiner Chronik von Frankfurt B. I. p. 498 wörtlich also vernehmen:
„Als dieser Thäter das Juramentum Calumniae praestirte, ist eine Raab zum Schornstein durch das Camin in das Gericht geflohen, sich in der Zeit, da er den Eyd geleistet, über ihn herumgeschwungen, und nachmals wiederum zum Römer durch die Fenster hinaus geflogen, diese Historia stehet abgemahlet oben im Saal wo offentlich Gericht gehalten wird, und nennt man es das Wahrzeichen auf diesem Saal.“
Diese Abbildung ist jetzt nicht mehr vorhanden, wie überhaupt die ganze Sache höchst zweifelhaft erscheint.
[Ende des gedruckten Textes S. E.]

Gwinner beschreibt das Bild näher, jedoch ohne Angabe der Quelle. vid. Gwinner, Kunst und Künstler, p. 507.
Band 9, Seite 149
Salzhaus | Hohen Homberg
Römerberg 27
I.156
23. Juni 1866
Es ist dieß ein höchst merkwürdiges Bauwerk und ihm schon deßhalb allein die allergrößte Aufmerksamkeit zuzuwenden, weil wir in unserer Zeit nur höchst selten auf ein Exemplar treffen werden, das den Charakter einer Bauperiode in allen seinen Eigenthümlichkeiten und Feinheiten in einer so schlagenden Weise zur Anschauung bringt, wie dieß hier der Fall ist und nicht leicht zum Zweitenmale an einem einzigen Gegenstand nicht nur hier in Frankfurt, sondern auch in ganz Deutschland zu finden sein dürfte.
Es stammt aus der ersten Hälfte des 17. Jahrh., was ich trotzdem, daß auch das allergenaueste Suchen nach einer Jahreszahl, die seine Erbauungszeit näher angeben könnte, resultatlos geblieben ist, aus der vollkommenen Uebereinstimmung einzelner Ornamenttheile entnehme, welche an verschiedenen Häusern, deren Erbauungszeit genau bekannt ist, vollkommen und zwar mit solcher Schärfe und Genauigkeit bis auf die kleinsten Formen herab, nachzuweisen sind, daß kaum ein Zweifel von Belang erhoben werden könnte. Der massive, äußerst reich und zierlich in Sandstein ausgeführte Unterbau beweißt dieß am schlagendsten, da er nothwendigerweise als das Aelteste angesehen werden muß, was das Haus besitzt und er zeigt in seinen Formen ganz streng das Gepräge der oben angeführten Zeit. Der sogenannte Brillantschnitt ist an ihm in der reinsten und edelsten Weise vertreten, und so wie alle übrigen Ornamente mit der größten Reinheit und Sorgfalt ausgeführt, wie dieß ein ein-
Band 9, Seite [150]
ziger Blick auf die Abbild. [R0649] zur Genüge darthut.
In den Schlußsteinen über den beiden Bogenöffnungen sind zwei Hausmarken angebracht, welche vielleicht viel später zur Entdeckung des Erbauers führen können und somit den Weg bahnen dürften, auf dem etwas Näheres über die Entstehung des Hauses zu ermitteln wäre. Die Thüren sind von Eichenholz, in Felder eingetheilt, mit vortrefflich in Eisen ausgeführten Thürklopfern und Pfortringen geschmückt, s. Abb. [R0639] Vor Allem aber sind es die den Rundbogen ausfüllenden Gitter, welche Meisterstücke der Schlosserkunst der damaligen Zeit mit in die erste Reihe derartiger Leistungen gestellt werden können und von denen sämmtliche in die Wedelgasse stehenden noch die ächten sind, während die beiden auf der Hauptseite nach dem Römerberg durch neueingesetzte vertreten waren, die seit einigen Jahren nun abermals wieder entfernt sind.
Diese neueingesetzten Gitter trugen durchaus das Gepräge des Anfangs des 18. Jahrh.; ich habe sie selbst noch gesehen, und auf der von mir im Jahr 1845 angefertigten, allerdings mangelhaft gestochenen Ansicht des Hauses sind dieselben deutlich zu erkennen. Das erste der älteren Gitter am Eck in der Wedelgasse verdient hauptsächlich seiner künstlichen und geschmackvollen Anordnung wegen den Preis vor allen übrigen, es war das am Meisten gesehene, weßhalb man es reicher verzierte und zeigt deutlich, daß auch jene spätere Periode, da wo sie in ihren Kunstprodukten rein und unverfälscht auftritt, die vollsten Ansprüche auf den Kranz der Meisterschaft hat und dem Mittelalter durchaus nicht zu weiche braucht.
Band 9, Seite 151
Höchst bezeichnend für diese Zeit sind die in Spirale gewundene[n] und sich vielfach durchschneidende[n] runden Eisenstäbe und deren Endigungen in flache Blätter, da wo es nöthig wird zur Abwechslung und Vermeidung von Einförmigkeit, um größere oder kleinere Zwischenräume auszufüllen. Auch die von dickem Eisendrath spiralförmig dicht aufgewundene[n] und aus der Fläche des Gitters weit heraustretenden, rankenartigen Endigungen gehören in ihrer Entstehung ausschließlich jener Zeit an, erhalten sich jedoch bis spät in das 17., ja sogar in einzelnen Exemplaren bis zu dem Anfang des 18. Jahrh. hinein.
Die übrigen in der engen und dunklen Wedelgasse stehenden sind bedeutend einfacher und mit äußerst geringen Abwechslungen alle gleich, s. Ab. [R0638] Auf dem Unterbau erhebt sich nach dem Römerberg hin sehend, der hohe und steile Giebel des Hauses, welcher bis in seine höchste Endigung mit Schnitzwerken bedeckt ist, die in Eichenholz ausgeführt sind und auf der Abb. [R0649] am Besten zu sehen sind. Einen vortrefflichen Eindruck macht der auf der äußeren Seite des Giebels angebrachte Besatz einer in Blech ausgeschnittnen durchbrochnen Verzierung, die von weitem wie eine Spitze aussieht und den Uebergang der steilen Masse in die Luft dem Auge höchst angenehm vermittelt. -
In seinem äußeren Aussehen hat das Haus, wenn man es mit den vorhandenen älteren Abb. vergleicht, sehr wenig eingebüßt. Nur die Fenster sind verändert, indem es früher Schiebfenster mit kleinen runden Scheiben waren. Im Erdgeschoß waren nach dem Römerberg hin, Wetterdächer angebracht, um die weiten Bogenöffnungen vor dem eindringenden Regen zu schützen, sonst scheint nichts geändert.
Band 9, Seite [152]
An dem Gesimse über den Fenstern des ersten Stocks findet sich ein kleines Schildchen, auf dem mit erhabenen Buchstaben der Name des Hauses ausgestochen ist: Salzhaus. Im Volksmunde hat es eine andere, ziemlich derbe Benennung, die ich hier nicht wiederholen kann und welche ihre Entstehung einer Mißdeutung des Faltenwurfs an der Figur des Sommers verdankt, da vier von den auf den Feldern unter den Fenstern des ersten Stocks angebrachten Holzschnitzereien die vier Jahreszeiten darstellen und die Gewandung der ebengenannten Figur allerdings etwas auffallend ist.
Die Wand der oberen Stockwerke des Hauses nach der Wedelgasse hin, hat sehr wenige Fenster, und die dadurch entstandenen großen Flächen sind mit Freskobildern bemalt, die aber leider jetzt sehr verblichen sind. Die Grundfarbe des Hauses war roth. Der andere Giebel des Hauses nach der Westseite ist ein Treppengiebel, aus Backstein erbaut, und da wo derselbe in seinen untersten Theilen aus der Wandfläche des Hauses hervortritt, ist als Träger ein Engelskopf von rothem Sandstein angebracht, der aber theilweise sehr gelitten hat. Im Innern des Hauses fesselt die Treppe in ihrer ganzen Anlage sowohl als auch in ihren einzelnen Theilen die Aufmerksamkeit.
Sie wird durch ein sehr großes, durch mehrere Stockwerke reichendes Fenster, das sich in der obenerwähnten Giebelwand befindet und noch alte runde Scheiben hat, erhellt. Die in zierlichen Ornamenten durchbrochenen Rückwände der Treppentritte lassen Licht in die dahinter liegenden Räume gelangen. Auch eine Kaminverzierung auf dem Gang im ersten Stock verdient volle Beachtung ihrer Schönheit wegen. Dem Hause,
Band 9, Seite 153
das stark baufällig wird und schon gestützt werden mußte, droht ernstlich der Untergang, und es ist mir lieb, daß ich es in Abb. und Beschreibung gerettet habe. Das gegenüberstehende Haus zum Wedel ist dieser Tage gefallen und somit die ganze Situation mit einem Schlage verändert. Die große Abb. [R0649] zeigt das Haus von der Giebelseite, doch war es auch höchst charakteristisch von der hinteren, nach dem Paulsplatz gekehrten Seite anzusehen, und ich weise deßhalb auf die dahin einschlagende Abb.
Die einzige Notiz, welche ich bis jetzt urkundlich über einen früheren Besitzer des Hauses aufzutreiben vermochte, ist eine Stelle aus einem Vertrag , welcher am 7. Feb. des Jahres 1595 zwischen der hochadeligen Gesellschaft Frauenstein und dem Besitzer des Salzhauses geschlossen wurde. Es handelt sich darin um eine Dach-Kändell. Der Name des Besitzers war Andreas Christoph Koler, s. Haus Frauenstein. Dieß könnte eine schwache Annahme für einen zu dieser Zeit von Seiten Koler‘s unternommenen Neubau sein.
Band 9
19. Dezember 1879
Nachdem das Haus durch seine Baufälligkeit im Laufe der letzten Jahre manche allerdings nothwendige Reparaturen sich gefallen lassen mußte, welche es aber demungeachtet immer mehr und [mehr] entstellten, wozu vor allen Dingen die Entfernung zweier schöner Träger auf der Seite nach der Wedelgasse hin gehört, wurden in den letzten drei Wochen auch die beiden schönen Originalthüren im Erdgeschoß nach der Wedelgasse hin mit den wohlerhaltenen Schloßblechen und Thürklopfern herausgenommen und diese Räume in Ladenerker verwandelt. Die Thürklopfer waren mit
Band 9, Seite [154]
die schönsten Exemplare, welche dahier zu finden waren, s. Abb. [R0639] So fällt eine Eigenthümlichkeit nach der anderen.
Sie werden sammt den Thüren im städt. Archivgebäude aufbewahrt.
Siehe auch:
Band 9, Seite 155
Frauenstein
Römerberg [25]
I.157
Mai 1862
An einem Tragstein in der vorderen Stube des zweiten Stocks rechter Hand sowie an einem in der Stube linker Hand, welche Tragsteine einen Balken tragen, finden sich das beifolgende Wappen Fig. 1. Ein Engel von schlechter und roher Arbeit hält das Wappenschild; ich achtete es nicht der Mühe werth, ihn mitzuzeichnen und gebe deßhalb das Schild allein.
Fig. 2. Ein in Holz roh und in schlechtem Geschmack geschnitzter Löwe hält das Schild mit der Lilie und einem F. [MZ_9-8]. als Treppenpfosten.
Nur ein einziger Tragstein im Hausgang des Erdgeschoßes trägt die Spuren höheren Alters in seinen Profilen, sonst gehört das ganze Haus in den Anfang des 18. Jahrh. und zwar von Grund auf. Ueber den Löwen vergl. die vorstehenden Notizen von Herrn v. Malapert.
Band 9
1583
In einem Vertrag, den die Gesellschaft Frauenstein mit den Zimmerleuten Meister Hans und Meister Micheln schließt, wird das „Gehusse“ Fraüwenstein genannt. Es sollen die beiden Meister das Haus für die Gesellschaft bauen und machen.
Band 9
x 1413 -
In einem Zinsbrief „Hus und Geseß Frauwenstein“.
Band 9
x 1423
In einem Zinsbrief Huß Frauwenstein.
Band 9
x 1434
In einem Zinsbrief Hus Frauwenstein.
Band 9
O.U. x 1434 Archiv des Gr. Frauenstein
Hus und Gesess genannt Frawenstein zu
Band 9, Seite [156]
franckenfurt uff dem Sampßtagsberge gelegen“ zwischen den Geseßen Lewenstein und dem Saltzhuse. Freitag vor dem Sonntag Oculi. 1434.
Band 9
x 1484 -
Als in besagtem Jahr die Gesellschaft (Stubengesellschaft) ihr Haus neu aufgebaut hatte, erhoben die Nachbarn Klage, daß es höher sei wie bisher und verschiedene Veränderungen gegen die Uebereinkunft gemacht worden seien, es kommt darauf ein Vergleich zu Stand, in welchem die Gesellschaft Zugeständnisse macht, um den Bau nicht wieder abbrechen zu müssen.
Band 9
x 1536
In einem Zinsbrief Behausung genannt, Frauwenstein neben dem Saltzhuß und Huß zum Lebenstein.
Band 9
x 1595, 7. Feb.
Wird zwischen der Gesellschaft Frauenstein und dem Eigenthümer des Hauses zum Saltzhaus ein Vertrag wegen eines Dach-Kändels (Traufrinne) geschlossen. Die beiden Burggrafen der Gesellschaft sind Christoph Stahel und Jacob Scharpff. Der Eigenthümer des Hauses Salzhaus ist Andreas Christoph Koler.

Sämmtliche mit x bez. Urkunden erhielt ich aus dem Archiv der Hochadeligen Gesellschaft Frauenstein durch die Gefälligkeit der derzeitigen beiden Herrn Burggrafen Herrn Major v. Malapert und Herrn Bürgermeister v. Heyden.
Band 9, Seite 157
Notizen über das Haus Frauenstein
Band 9
1583-84 wahrscheinlich [1483/84 gestrichen S. E.]
Umbau desselben. Contrakt mit den Meistern. Vertrag mit Löwenstein. Die Rechnungen weisen fl. 627 Baukosten nach.
Band 9
1561
Der Kaufmann, der in den Messen das Haus bezog, sagt: „Und nachdem eine Erbar Gesellschaft uff Fr. die Stuben erneuert nit mit geringen Kosten, so will ich keinen schaden thun, auch nichts an das Tafelwerk mit Kreiden schreiben.“ *
Band 9
1641
Bau des Treppenhauses „den Löwen am Stiegenbaum auszuhauen und zu vergolden“ **
* Diese Herrichtung der Stube bestand wahrscheinlich hauptsächlich nur in Schreinerarbeit. In den Rechnungen lassen sich etwa fl. 285 Ausgaben darauf beziehend finden.
Band 9
muß 1694 heißen [1494 gestrichen S. E.]
Verkauf des Frauensteins und Kauf des Braunfeld, 1694
Band 9
muß 1695 heißen [1495 gestrichen S. E.]
Dem Maler Conrad Unsin fl. 275 à conto der fl. 318, 1695
Band 9
muß 1697 heißen [1497 gestrichen S. E.]
Demselben (den Rest) fl. 43, 1697.
(Derselbe wohnte im Braunfels zur Miethe.)
** Genauer: Dem Bildhauer bezahlt den Löwen an den Stiegenbaum zu hauen und zu formiren 2 1/2 Rr = [Leerstelle] f. 3 45 x
H. dem Mahler solchen und das Haus [...] im Haus Ehren an zu streichen und theils vergulden 3 R = - - - - fl 4 30 x.

von Herrn von Malapert gefälligst mitgetheilt [bezieht sich wahrscheinlich auf die Jahreskorrekturen S. E.]
Band 9, Seite 159
[Undatierter Text, wahrscheinlich von 1583 in zeitgenössischer Ausdrucksweise, Orthographie und Schrift. Der annähernd gleiche Text mit dem Versuch, diesen in aktueller Schrift zu schreiben, liegt dem Buch lose bei; zahlreiche Lücken und Berichtigungen. Nachstehend wiedergegeben wird der Text von Seite 161; die Transkription ist unsicher und evtl. fehlerhaft S. E.]
Band 9, Seite 161
Es ist zu wissen daß off hude dazu disser zedel die Erber geslschaft off
Frauwensteyn ober komme und eyneß worde sin mit meyster Micheln und
Mit meyster hansse syne gesellen beyde zimmer lude alßo daß sie ine daß
Gehusse frauensteyn mache und hauwe sollt und Ine daß fordinget han
In maessen her nach geschribe und benat iß mit namen so sollen sie den for-
dersten stock anden gey dem berg zu machen mit drie doren mit ire büge
und ir fenster dar über uff daß [Leerstelle] dar zu den hinderste stocke mit
siner dore sine fenstern und zu eyn stegen orden als sich das im beste
schicke will [Leerstelle] und Im andern gehusse dar hinder ey scheidewant mit Ire
stoben gestelle dar zu eyn busesse zum Scharnstey und eyn scheidewant for der Kochen
her ond Im hinderste theil sin fenster zur Kochen und iß. Schicken zur
stege dar uber. Im andern gehusse forn uf eyn stube mit ihre fenstern dar nebe eyn
kammer mit ihre finster ire scheide wende stobengestelle scharnstey bussem und
weß nit is dar hinter deß glich ey stobemit Irn finstern dar zu ey stege. Indaß dritte
gehusse und im dritte gehusse kammern nach aller notdurfft dar zu ire scheidewende dore
gestellt und anders [Leerstelle] auch ist beret das sie die hussung for sorgen sollen mit ire
geheng In den scheidewenden wie ine das in das riß angeben iß off daß aller sicherst dar
zu solle sie mache das dach mit ey lygenden gefalze Alle dach fenster und ire stege zu
eyliche bone Ire [Leerstelle] bret er kennet und wes zu eym eglichen huße gehort. und not ist biß zum decken an so iß beret das alle buge undanders wes des ist
geczeppet sin sol und nicht gebladet me sol solcher buwe gehauwen und bereyt
sin on alles geferde uff daß lengest XIIII tage for ostern und uff die ge-
selschafft wartte welche zyt und wan der gaß scheid das sie alsbalde bereit sin
und der geselschafft keyn sumeniß geschee und so iß dan ztum uff klage
kompt so sol der egendl. geselschafft den meistern zu hilff komme mit etteliche
knechte zwey odder drie die ine helffe uff belagen den die geselschaft dan lone
sol den meistern zu helffe und for soliche gedentz gehauwecz und buwe zu
machen sollen und wollen die forgen. Geselschafft den forgen. Meister Micheln und Meister hanß zu lone geben funffzig gulde gutter franckforter werug und sie da mit gutlich
bezalen on alles geferde deß zu ware verkonde so sin disser Zettel zwengemacht glich
ludende und oß ey geschniden mit beyder parthy wissen und willen der egliche parthy eyn
had und sin disse Dinge gescheen off fretag for Sanct niclastag anno LXXXIII

[….] noch nach dem Original zu berichtigen, indem vorstehende Abschrift nach einer Abschrift.

1866 Aschaff. Zeitung 76-78 - Dr. Kittel Aschaffenburg, Monat und Sterbedatum

[Bei Seite 163 handelt es sich um eine leere Seite S. E.]
Band 9, Seite 165
Jungfrau | Gesegnetes Häuschen
Römerberg 15
I.159
1. Mai 1863
Soeben ist man im Begriff, den unteren Theil des Hauses, welcher aus massiven Steinen besteht, abermals mit neuen Ladeneinrichtungen zu versehen, es wurden zu diesem Zwecke die schon angebracht gewesenen, ungefähr 16 Jahre alten Holzerker wieder weggenommen, und bei dieser Gelegenheit kamen endlich die alten Steinbilder wieder zum Vorschein, auf deren endliche Freilegung ich längst gewartet hatte.
Leider dauerte diese Freude nicht lange, indem Behufs der neuen Einrichtung die steinernen Rundbogen über den Thüren sowohl als die Tragsteine unter den ersten herausgenommen und durch eiserne Säulen ersetzt wurden.
Die obenerwähnten Steinbilder beziehen sich auf einen geschichtlichen Vorfall oder auf eine an dem Hause haftende Sage, welche weiter unten erzählt werden soll; in die jetzige Gestalt wurde das Haus im Jahr 1542 gebracht, in welchem Jahr es von Grund auf neu erbaut wurde; der Raum über den Rundbogen der Hausthüren wurde bis zu dem ziemlich hohen Ueberhang des ersten Stocks von zwei vergitterten Oeffnungen in der ganzen Breite eingenommen, welche durch den mittleren Tragepfeiler getrennt wurden, eine Einrichtungsweise, welche zu jener Zeit sehr gebräuchlich war, um unten in den Geschäftsräumen noch Raum zu gewinnen für Zuschauer bei den Kaiserkrönungen, woselbst diese Plätze therer vermiethet wurden.
Gewöhnlich waren sogenannte Bowelagen, (kommt aus dem Englischen bawble, Tand, Spielwerk, Nichtswürdigkeit, Kleinigkeit) angebracht, eine Art hölzerner Zwischenböden,
Band 9, Seite [166]
auf die man allerhand entbehrliches Gerümpel zu räumen pflegte, oder es wurden Waaren dahin aufbewahrt, und sehr häufig befanden sich Schlafstellen auf denselben. Die dicht aneinandergedrängten Fenster der oberen Stockwerke, welche nur die Balkenbreite zwischen sich ließen, hatten ebenfalls den Zweck, möglichst viel Raum für Zuschauer zu gewinnen. Das Haus war in ziemlich reichem Baustyl aufgeführt, jedoch die daran befindliche Steinhauerarbeit hatte nicht jene Feinheit des durchgebildeten Geschmacks, wie wir sie z.B. an den Tragsteinen des Rothen Löwen, Eck der Sandgasse und der Neuen Kräme (2) K.51, K.52 fanden oder am Hause Limburg, dem Salzhause, auf dem Römerberg u.s.w. Deßhalb habe ich auch die Abbildungen nur soweit ausgeführt, als zum Verständniß der Formen nothwendig war, indem sie gar keinen Anspruch auf Kunstwerth zu machen hatten, und nur des hist. Interesses wegen von mir aufbewahrt wurden. Oben im runden Giebelfelde des Hauses befand sich eine, aus einer Nische oder einem Fenster herausschauende Figur in natürlicher Größe in Holz geschnitzt, mit einem Beil in der Hand, Fig. 5. Auf dem mittleren Pfeiler unten, da wo die Thürbogen aufsaßen, war die Figur eines todten Kindes in Stein gehauen, neben ihm ein Schädel und eine Sanduhr, darüber eine Tafel mit der Inschrift
MORS OMNIA
RAPIT. 1542. Fig. 2.
Band 9, Seite 167
Unten am Fuße des Pfeilers als Sockelverzierung eine Figur mit entblößtem Hintern sitzend, in ganz unzweifelhafter Verrichtung begriffen. Fig. 4. Auf dem Pfeiler nach dem Fahrthor hin, in gleicher Höhe mit dem Mittelbild sah man die Figur eines Scharfrichters, welcher einen abgehauenen Kopf zeigt. Fig. 1. Auf dem Pfeiler nach dem Römer hin endlich eine weibliche Figur, die sich in die rechte Brust sticht (?), Fig. 3.
Nun waren noch sonstige Verzierungen, Blätter, Ornamente und Médaillons mit Köpfen, welche aber keine weitere Beziehung zu der oben erwähnten Geschichte hatten, sondern nur als Schmuck dienten, angebracht, alles in Sandstein gehauen, jedoch roh. Geschnitzte Friese liefen an den Ueberhängen hin u.s.w.
Bereits Ende der dreißiger Jahre wurde die Figur oben im Giebel entfernt, später das Haus reparirt, neu angestrichen und unten Läden eingerichtet, dabei entfernte man die Friese, und die Steinbilder wurden durch den hölzernen Erker verdeckt, bis sie soeben wieder freigelegt wurden, allein nur, um auf immer zu verschwinden, sie sind zerschlagen worden. Im Innern des Hauses steht die Brandmauer nach dem Nachbarhause Alt Limburg zu I.158 (17) auf mächtigen Schwibbogen, die auf ein höheres Alter deuten, Fig. 6.
Band 9, Seite [168]
Die Volkssage, der die Steinbilder ihre Entstehung wahrscheinlich verdankt, ist folgende:
Ein Metzger, dem das Haus gehörte, bemerkte, daß sehr häufig sein Keller verunreinigt wurde, er gab deßhalb seiner Magd den Auftrag, einmal aufzupassen, wer dieß wohl thun könne. Dieselbe berichtete ihm nun, daß es ein Nachbarskind sey, welches diesen Unfug verübe. Daraufhin stellte er sich nun eines Morgens mit einem Hackbeil an ein Fenster des oberen Dachbodens, und als das Kind wiederkam, ließ es das Beil herunterfallen, welches demselben den Hintern verstümmelte, so daß es an dieser Verletzung starb. Der Metzger soll deßhalb hingerichtet worden seyn, die Magd aber sich aus Reue über ihre Anzeige erstochen haben.
Band 9, Seite 169
Schrothaus
Römerberg 13
I.160
[kein Datum]
1697, 25. Januar - wird eines Hauses, genannt Schrothaus auf dem Römerberg, gedacht, als indem eine Gült darauf laste von 1 fl. 15 Schilling.
Die Originals-Urkunde darüber befindet sich im Besitz der Familie Leerse-Manskopf unter den Urkunden über das Stammhaus Liechtenstein, an dessen jeweilige Eigenthümer der Zins gezahlt werden mußte.
Band 9, Seite 171
Kleiner Römer | Haus Liechtenstein | Heldrung Hinterhaus
Römerberg 11 | Kerbengasse 6
I.161
5. Juli 1856
Das Haus stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem 15ten Jahrh., wie der Treppengiebel, den es noch besitzt, anzeigt, nebst noch vielen anderen alten Spuren, z.B. der große gothische Bogen unten im Hausraum, in welchem sich gegenwärtig das Papierlager von Flinsch befindet. Ferner ist alt der Unterbau des Hinterhauses, dessen flacher Eingangsbogen ein schmal gezogenes Kreutzgewölbe mit dem Glauburg‘schen Wappen, zeigt, s. Abb. [R0523]; unten in dem Raum des Hinterhauses befinden sich noch die alten Bogen und Träger, namentlich aber zwei schöne Tragsteine, s. Abb. [R0523] [R0526] Das Haus hatte früher, wie die Abbild. [R0521] zeigt, drei Thürmchen am Dach und spitzbogige Thüren unten im Erdgeschoß, welche bei der Umgestaltung, die allem Anschein nach in das Jahr 1725 fällt, verloren gingen.
Im Jahr 1738 war diese Umgestaltung bereits vorgenommen, wie die Abb. in dem Werke „Das florirende Frankft.“ von Salomon Kleiner nachweist, welches 1738 erschienen ist und das Haus in seiner jetzigen Gestalt bereits zeigt.
Der jetzige Besitzer des Hauses ist Herr Nicolas Manskopf als Erbe des Leerse‘schen Mannsstammes Fidecommiß und führt er deßhalb auch den Namen Leerse.
Band 9
1602.
1657 - Cedirt das hiesige Bartholomei-Stift sein seit dem Jahr 1602, 30. Oct. innegehabtes Pfandrecht auf das Haus Liechtenstein und Heldrung in fl. 1500 bestehend, an die Kopfischen Erben und stellt darüber eine Urkunde aus. O. U. 1657, 23. Oct., Schöffen G. P.
Band 9, Seite [172]
1657, 16. März
Cessions-Urkunde des hies. Schöffengerichtes, welche das Haus Liechtenstein und Heldrung, früher Kleiner Römer genannt, den Kopfischen Erben zuspricht.
Band 9
1659, 26. Feb.
Bescheinigt Wilhelm von Gunderode Namens der Kopfischen Erben den Eingang von fl. 1200 wegen der Häuser Liechtenstein und Heldrung.
Band 9
1659, 2. Feb.
Lichtenstein und Heldrung, O. U.
Band 9
1664
Beanspruchen die Molem‘schen Erben ein Zins von den Creditoren als damaligen Inhabern des Kleinen Römers von 1 .. [?], 1 .. [?] und 2 Hühnern. Wird ihnen aber von Dr. Beyer abgeschlagen. O. U. 1664, 20. Feb.
Band 9
1664, 10. Dec.
Ein Dekret wegen des Zinses 2 Hühnern, 1 .. [?], 1 .. [?] betreffend. Gültbrief als Beilage.
Band 9
1666
Bezahlen die Kopf‘schen Erben auf Abschlag Ihres Antheils an den Häusern Liechtenstein und Heldrung 87 ½ Thlr.
Band 9
1666, 24. May
Wird Wilhelm von Gunderrode oder die Ganerben der Häuser Liechtenstein und Heldrung durch ein Schöffen-Dekret aufgefordert, das geklagte Capital an die Pfrengeri‘schen Kinder sammt Intressen zu bezahlen, besonders wird Jakob Faust angewiesen, nicht nur allein das Theil der Schwebel‘schen Wittwe, sondern auch des ganzen Glauburgi‘schen Stammes Antheil zu bezahlen und ihm bedeutet, daß, wenn er in Betreff des Glauburgi‘schen Antheils an Jemand einen Regress zu haben, vermeinte, er denselben bei gerichtlicher Stelle anbringen solle, im Uebrigen aber vor Weitläuftigkeiten verwarnet sein soll. Decr. in Sen. Scabin. 24. May 1666.
Band 9, Seite 173
1671, 9. Dec.
Kauft Caspar Williardt und die Brüder Wilhelm und Abraham Folweyd von den Kopf‘schen Erben die Häuser L. und H. für 7250 fl. Frkt. Währung
O. U. Sch. G. P. 9. Dec. 1671
Band 9
1694, 17. Oct.
Kauft Junker Ruland das Haus zum Kleinen Römer im Namen des Herrn Leerse und dessen Frau, vom Herrn Kuhreider, dem es gehörte, 1694.
Band 9
1698
Werden Ansprüche eines Nachbars Felß, welcher verlangt, seine Krachsteine in Leerse (Leerse‘s) Mauer (Haus Liechtenstein) zu legen, um sein Haus zu erhöhen, ferner angiebt, daß man einen neuen Bau auf seine Mauer gelegt und ungebührliche Fenster gemacht, abgewiesen, nachdem er zweimal darum eingekommen.
Band 9
1725
Baut Herr Georg Leerse eine Mauer am Hause Liechtenstein und erlaubt seinem Nachbar Jost Köster Anker hineinzulegen, worüber dessen Wittwe (Köster‘s) 1730 einen Revers ausstellt.
Band 9
1773, 26. April Bauamtsprotocoll
Wird dem Banquier Leerse erlaubt, sein Haus in der Kerbergasse abzubrechen und neu aufzuführen, jedoch soll die Brandmauer zwischen ihm und Herrn Hochwieseners Haus gemeinschaftlich bleiben.
Band 9
1777, 9. Mai Baubescheid
Wird dem Banquier Leerse erlaubt, sein Hinterhaus ordnungsmäßig neu aufführen zu lassen. Dasselbe soll 1 Thor und 12 Fenster bekommen.
Band 9
1781
Werden in dem Haus I. No. 160 [I.160] Römerberg im 2ten Stock zwei neue Fenster Posten und Bänke eingezogen.
Band 9, Seite [174]
1800, 27. Juni Bau Amts Protokoll
Verändert der Nachbar des Leers‘schen Hauses, Herr Hochwiesener, an seinem Haus hinter dem Römer Dach und Facade.
Band 9
1851, 20. Jan.
Wird der Neubau des Nebenhauses in der Kerbengasse I.162 begonnen.
Bau Amts Protokoll, 20. Jan. 1851
Band 9, Seite 175
Strahlenberg | Alt Strahlenberg
Römerberg 9 | Kerbergasse 4
I.162
Juni 1862
[Gestrichener Text, dennoch lesbar S. E.: Im Hausgang 3 Blindbogen, welche die sehr dicke Brandmauer tragen.
An zwei Tragsteinen unter dem 1ten Stock Fig. 1. und 2. eingehauen. Unterbau massiv mit reicher Meißelarbeit. Im Hofe ein Ausfahrtsthor nach dem Gäßchen und über dem Thor das Wappen Fig. 1 in reicher Verzierung in Stein gehauen.]
[Bleistiftnachtrag, gestrichen, schlecht lesbar S. E.: Ist neu und besser zu redigiren, zumal mir zwei alte Originalzeichnungen zugegangen sind, welche den Hof des Hauses nach zwei Richtungen hin gesehen, darstellen.]
[Bleistiftnachtrag S. E.:] Zwei alte Zeichnungen, welche sich in meinem Besitz befinden, auf deren einer am Hinterhaus im Hofe die Jahreszahl 1667 angebracht ist, deuten auf einen damals beendigten Neubau. Als Eigenthümer erscheint damals ein gewisser Herr Fels, derselbe oder vielleicht auch sein Sohn war 1698 noch im Besitz des Hauses. s. Lit. I.161. Hausurkunden.
Das jetzt vor Augen stehende Gebäude sammt Hinterhaus scheint wahrscheinlich 1698 neu aufgeführt oder in seine jetzige Form gebracht zu seyn.
An zwei Tragsteinen unter dem 1. Stock die Wappen 1. und 2. eingehauen, an dem nach dem Gäßchen hin gelegenen hohen Einfahrtsthor im Hofe das Wappen 1. in reicher Verzierung in Stein gehauen.
Im Hausgang des Vorderhauses 3 Blindbogen, welche die sehr dicke Brandmauer tragen.
Die beiden erwähnten Zeichnungen sind äußerst interessant und geben ein vollständiges Bild der damals herrschenden Bauweise. [Ende des Nachtrags S. E.]
Band 9, Seite 177
Sperber | Drachenfels | Schönstein
Alte Mainzergasse 2 | Römerberg 3
I.165 | I.166
7. Mai 1857
Bei dem Abbruch des alten Eckhauses am Römerberg und Mainzergasse, genannt zum Sperber, Drachenfels und Schönstein, indem drei Häuser hier nach und nach unter einem Dache vereinigt wurden, kamen mitunter seltsame Dinge zum Vorschein, unter anderem 2 Steine s. Abb. [R0535], deren einer bei dem Neubau jetzt im Keller eingemauert worden ist, er trägt die Jahreszahl 1517 und zwei Wappenschilder mit den Wappen der Familien

Der andere ist der Schildstein des Hauses zum Sperber und trägt einen Sperber [Leerstelle], über dem auf einem Spruchbande die Inschrift steht
HIE ZVM SPERBER. Er befand sich an der Außenseite des Hauses zum Sperber unter einem Ueberhang hinter einem Kändel, so versteckt eingemauert, daß ich ihn vorher nicht gefunden hatte, wahrscheinlich ist er von dem früheren abgebrochenen Hause zum Sperber das einzige erhaltene Denkmal, welches man bei der gänzlichen Erneuerung desselben im Anfang des vorigen Jahrh. auf diese Weise erhalten wollte. Dieses Haus war dasjenige, welches zunächst gegen die alte Mainzergasse lag 2, I.166 und in einem stumpfen Winkel, sich etwas zurückziehend, zugleich das Eck mit dem kleinen Gäßchen bildet.
Band 9, Seite [178]
Drachenfels
Dann folgte das Haus zum „Drachenfels“, Römerberg 3, I.165.
Es muß sehr alt gewesen sein, aber in verschiedenen Perioden erneuert, so daß zuletzt eigentlich von dem alten Bau nichts übrig geblieben als die im massiven Unterbau befindlichen Thüren, deren eine noch einen Spitzbogen hatte, jedoch immer schon einer späteren Zeit angehörend. Auf diesem Haus befand sich ein Thürmchen von Holz, mit Schiefersteinen gedeckt, zu dem man durch das allerseltsamste Schornstein- und Speichergewinkel über Treppen und Treppchen hinaufstieg und das die ganze Umgegend überschaute. Dieß Haus war mit dem Hause Schönstein, welches das Eck mit dem Römerberg macht, in einem Zeitgeschmack zusammengebaut, und wahrscheinlich ist dieß im Jahr 1673 geschehen, wie die Jahreszahl auf dem Tragstein am Eck unter dem ersten Stock zeigt. Das Haus trug durchaus in seinem Aeußeren und Inneren die Ornamente und den Charakter jener unverkennbaren Bauperiode, selbst den Spitzbogen der einen Thüre datire ich noch dahin; wahrscheinlich riß man die beiden alten, baufällig gewordenen Häuser Drachenfels und Schönstein nieder und erbaute an deren Stelle das allerdings stattliche Haus, dessen abermaligen Abbruch ich soeben hier vermelde. Zu jener Zeit mochte vielleicht der Sperber noch nicht so baufällig gewesen sein oder gehörte noch einem anderen Besitzer, weil er erst viel später erneuert ist und zwar ebenfalls im unverkennbaren Geschmack des vori-
Band 9, Seite 179
Schönstein
gen Jahrhunderts. Genauere urkundliche Studien werden dieß wahrscheinlich bald klar stellen.
Dann folgte das mehrerwähnte Haus zum Römerberg 3, I.165, das Eck mit dem Römerberg, von dem ich bereits gemeldet, in welchem sich die Holzthüre befand, ebenso fand sich eine schöne, in Holz geschnitzte Säule vor, welche der Alterthumsverein erworben hat, so wie im Fundament, d.h. in der bei dem Graben desselben herausgeworfenen Erde eine Menge kleiner Töpfe von Thon, deren einen, soviel mir bekannt, ebenfalls der Alterthumsverein besitzt. Lange stand das Haus beinahe unbewohnt, im Aeußeren furchtbar vernachlässigt, mit seinem verblichenen dunkelrothen Anstrich und seinen erblindeten Fenstern. Niemand wußte, wem es eigentlich gehöre, die Interessenten waren Alle gestorben, und es war auf dem Punkte, der Stadt anheim zu fallen, weil sich kein Eigenthümer melden wollte bis endlich Dr. jur. Ohlenschlager d. ältere einen Besitzer ausfindig machte, dessen entfernten Ansprüchen es sofort zugeschrieben ward. Vom ihm erkaufte 1857 Herr Buchhändler Theodor Völker die drei Häuser, brach sie ab und erbaute von Grund aus ein einziges neues Haus darauf.
Bei dem Neubau stürzte am 13. Juli 1859 ein Weisbindergeselle aus Oberwöllstadt vom 3ten Stockwerk herunter und blieb auf der Stelle todt.
Band 9, Seite 181
Kranich
Römerberg 38
K.134
Februar 1860
Wurde am 12. März 1736 von Herrn J. G. Leerse von den Baemsfeldischen Erben erkauft.
Am 7ten Mai 1736 begann der Abbruch und Neubau, und kam der Bau in demselben Jahr noch unter Dach.
Band 9
1737
14. Mai begann der Abbruch des Vorderhauses, am 23. Mai wurde der erste Stein zu dem 3ten Bogen gelegt.
Band 9
1738
31. März wurde es bezogen.
Auszug aus einer Familienchronik des Herrn Jean Georg Leerse, welche 1715 begonnen wurde.
Die beiden Wappen befinden sich im Giebelfeld des Hauses, s. Abb. [R0945]
Band 9, Seite [unpaginiert]
Rose, hinter der
[kein Datum]
Band 9, Seite 183
Oranienburg
Hinter der Rose 7
D.9
28. Februar 1876
Seit ungefähr drei Wochen hat der Abbruch der letzten Reste der ehemaligen Oranienburg begonnen und kam dabei nichts weiter bemerkenswerthes zu Tage, es waren nur die von dem Hauptabbruch im Jahr 1850 stehen gebliebenen Reste mit einigen Giebeln aus dem Anfang des 17. oder Ende des 16. Jahrh. Ich wohnte damals dem Abbruch bei und sah die alten Gebäude fallen, die in den Erdgeschossen eine Menge fester gewölbter Räume hatten. Man trat durch ein großes Thor in den Hof, der die Gasse abschloß, gegenüber lag das alte Hauptgebäude und hinter diesem ein großer schattiger Garten mit schönen Lindenalleen und Springbrunnen, der in den 20er Jahren ein beliebter Vergnügungsort war und Vauxhall hieß. Ein ziemlich geräumiger Tanzsaal befand sich in dem Haupthause, in welchem gewöhnlich die Brunnenfahrten gefeiert wurden, ebenso Hochzeiten u.s.w. Die ganze Localität war einsam und traulich und wurde der Garten durch die alte Stadtmauer begränzt. Links stieß er an die Peterskirchhöfe, rechts an die Bleichgärten der Radgasse und gewährte von der Stadtmauer aus gesehen einen recht eigenthümlichen Eindruck mit dem Dom im Hintergrunde.
Nach dem Zwinger hin stand noch ein altes Häuschen
Band 9, Seite [184]
neben einem alten, verlassenen und verwachsenen eisernen Eingangsthor, durch dessen Gitterstäbe man von der Seilerbahn in den Garten sehen konnte. Dieses Thor nebst Häuschen habe ich noch nach der Natur gemalt und findet es sich in meiner Sammlung, s.d.
Als im Jahr 1850-51 die Brönnerstraße angelegt wurde, um den Durchbruch nach der Zeil zu gewinnen, verschwanden die sämmtlichen Gebäude nebst dem alten Thor, und die ganze Gegend erhielt ein durchaus verändertes Ansehen. Die Radgasse wurde zu dem Stiftsgarten gezogen und oben an der Treppe geschlossen; in den letzten drei Jahren wurde abermals eine gewaltige Veränderung gemacht, indem ein großer Theil des Stiftsgartens, in welchem bisher außer einigen im Jahr 1870 hineingestellten Baracken keine Gebäude standen, nun mit einem neuen Spitalsbau besetzt wurde, der die Aussicht nach der Stadt und dem Dom vollkommen wegnimmt.
Ein gutes Bild der Gegend im alten Zustand findet sich in der Sammlung, es stellt die Radgasse und ihre Umgebung dar aus den Fenstern des zweiten Stocks des Hauses Bleichstraße 62 dar und stammt aus dem Januar des Jahres 1850. Alles ist mit Schnee bedeckt und somit die Gärten recht kenntlich und gut zu sehen.
Band 9, Seite 185
Hinter der Rose 5
D.10
Juni 1858
Es ist nur noch ein alter Bau übrig und zwar der dem Eingangsthor gerade gegenüberliegend, welcher seinen Eingang in dem kleinen Gäßchen hat und auf 3 Seiten frei steht, er gehört wahrscheinlich in das 17. Jahrh. Die Fenster haben den Segmentbogen ohne alle Profilirung und ist an den Ecken des Hauses der Uebergang aus dem Rund in das Viereck durch ein abgerundetes Stäbchen in eine Spitze ausgehend, vermittelt. Ich erinnere mich noch recht gut, daß auch die übrigen Gebäude, welche den Hof bilden, noch alterthümlich aussehen, indem ich in dem Erdgeschoß des oben erwähnten Hauses, das aus einer einzigen Stube bestand, die auf 3 Seiten Fenster hatte, beinahe ein Jahr lang tägl. in eine französische Schule ging, die ein Lehrer Namens Borler daselbst hielt.
Band 9, Seite 187
Hinter der Rose 3
D.11
4. Juni 1876
Gehört zu dem Hause Stiftsstraße (Schlimmauer) 6, ist seit 14 Tagen abgebrochen um von Grund aus neu aufgebaut zu werden. Stammte aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrh., hatte einen massiven Unterbau, dessen Thüre ein Rundbogen überdeckt war und von einem Rundstab umzogen wurde, der an seiner senkrechten Verlängerung in einen gewundenen Sockel auslief und säulenartig abschloß.
Band 9, Seite [unpaginiert]
Rosengasse
[kein Datum]
Band 9, Seite 189
Rosengasse
2. Juni 1876
Die Zeichnung giebt ein ziemlich genaues Bild einer alten Straße in Frankfurt, so etwa aus der letzten Hälfte des 16. Jahrh., meistens aus hölzernen Häusern bestehend und bis heute noch viele derselben erhalten. Namentlich in der Nähe des Rosenplätzchens und an den Brunnen, s.d., finden sich dieselben noch in der alten Form vor. Die Abb. [R0664] konnte leider nicht weiter ausgeführt werden, weil mir unglücklicherweise zu deren Anfertigung ein Stück vollkommenes Löschpapier in die Hände gerathen war. Vielleicht bringe ich das Versäumte später nach. Die einschlagenden Abb. [R0625] [R0664] sagen das Nähere und ist namentlich das Plätzchen am Brunnen sowie die Rückseite des großen Speichers zu beachten.
Band 9, Seite 191
Gross Rosenthal
Rosengasse 1
F.132
7. Juli 1867
Bei der im gegenwärtigen Augenblick stattfindenden Reparatur des Hauses kam unter dem Kalkputz der hier abgebildete geschnitzte Eckbalken zum Vorschein mit einer Hausmarke und der Jahreszahl 1593. Weiter besitzt das Haus noch an seiner Hausthüre einen reich verzierten Thürklopfer, wie ich einen zweiten hier nicht kenne und hoffe ich, dessen Abb. baldigst hier beifügen zu können.
Band 9, Seite 193
Rosengasse 5
F.134
29. Mai 1878
Ein Haus aus der letzten Hälfte des 16. Jahrh. und noch ziemlich im alten Stande erhalten. Eine nach dem kleinen Höfchen führende Thüre ist massiv in Stein mit einem Rundbogen überdeckt. Die ganze Localität ist äußerst originell, wie die Abb. [R1576] zeigt, s.d. Der Blick aus dem 1. Stock des Hinterhauses über die niedrige Scheidemauer nach dem Höfchen des Hauses 7, F.135, zeigt den in demselben befindlichen hölzernen Treppenthurm, s. Ab. [R1577]
Nach der Straße hin finden sich an einem Tragstein der Brandmauer, welche gemeinschaftlich mit dem Nebenhause F.133 ist, ein Ornament eingehauen, das ganz unzweifelhaft die Erbauungsperiode des Hauses in die von mir bereits oben erwähnte Zeit verlegt, wie denn überhaupt beinahe die sämmtlichen Häuser der Straße um diese Zeit entstanden zu seyn scheinen.
Band 9, Seite 194a
Rosengasse 7
F.135
29. Mai 1878
Ein Haus, gleich dem Nebenhause 5 aus der letzten Hälfte des 16. Jahrh. mit einer alten gutprofilirten rundbogigen Eingangsthüre, welche in einen engen Hauseren führt, dessen Decke mit Stuckverzierungen, welche in Felder eingetheilt sind, verziert ist. Das vordere und hintere Feld enthalten Blumensträuße, das mittlere einen Reiher oder Storch. Auch das neben dem Hauseren gelegene zweifensterige Stübchen hat eine höchst geschmackvoll ausgeführte Stuckdecke, welche in ihrer Ursprünglichkeit noch sehr gut erhalten ist. Im Hofe des noch ziemlich im alten Stande erhaltenen Hauses führt eine hölzerne Treppe in einen durch alle Stockwerke reichenden Treppenthurm, der ebenfalls aus Holz construirt ist, aufwärts zu den verschiedenen Räumen des Hauses.
Die Abb. [R1577], welche denselben aus dem 1. Stock des Hauses 5 gesehen (F.134), zeigt, sagt das Nähere. Im äußeren Aussehen ist das Haus ziemlich unverändert.
S. Abb. [R1570] des Hausgangs.
[Von der Chronologie abweichende Paginierung C. K.]
Band 9, Seite 195
Rosenbrunnen und Plätzchen nebst den Häusern
Rosengasse 24 | Rosengasse 20 | Rosengasse 22
F.156 | F.157 | F.18
1856
Rosengasse
Der Rosenbrunnen auf dem kleinen Plätzchen in der Rosengasse trägt die Jahreszahl 1777. Die umstehenden Häuser geben ein merkwürdiges und charakteristisches Bild der Bauart in Frankfurt zu Anfang des 18ten Jahrh. und dürfte ein ähnliches Beispiel in diesem Theil der Stadt sehr selten seyn. Es sind die Häuser Lit. F. No.156 und 157 [F.156, F.157]. Das Haus im Hintergrunde, über den Dächern heraus sehend, ist Lit. F No. 184 [F.184] und gehört in die Rothekreuzg.
Band 9
24. März 1873
Vor zwei oder drei Tagen wurde der schöne alte steinerne Brunnenstock zusammengeschlagen und entfernt. So geht ein Stück des alten Frankfurt nach dem anderen verloren. -
Band 9, Seite 197
Roseneck
Rosengasse 20
F.157
5. Oktober 1878
Eines der wenigen Häuser, die sich in ihrem Originalzustand erhalten haben, mit hölzernem Unterbau und sehr steilem Giebel. Die ganze Straße bestand früher aus solchen einfachen Häusern, doch verschwinden dieselben jetzt allmählich. Der erste Stock war so niedrig, daß ein etwas hochgewachsener Mann den Ueberhang bequem mit der Hand erreichen konnte. Das Haus bildet das Eck mit dem kleinen Plätzchen am Rosenbrunnen und ist in den verschiedenen Abb. nachzusehen. Es hatte ein kleines Höfchen und stieß auf die Hinterhäuser der Rothekreuzgasse. Seit vorgestern hat der Abbruch begonnen und soll dasselbe von Grund aus neu aufgebaut werden, von außen war es roth angestrichen und auf den Ecken mit nachgeahmten Läufern und Bindern bemalt.
Aller Wahrscheinlichkeit nach stammt es aus dem Ende des 17., Jahrh.
Bei dem Abbruch fand sich im Bauschutt ein etwa ein Fuß langes Stück einer schlanken runden Säule aus rothem Sandstein, welches offenbar einem sehr alten Bau entnommen war. Weiter zwei Oefen in den verschiedenen Zimmern, auf einem die Hochzeit zu Canaan mit der Jahreszahl 1620, der andere mit einem Reichsadler mit der Zahl 1710, ferner eine Silbermünze 1611. Deutlich ausgeprägte Jahreszahl, s. Beschreibung.
Die Abb. [R1579] zeigt die Abbruchsstätte und das Haus 18 mit einem Einblick in dessen Höfchen, das auf einige Zeit freigelegt wurde, um nachher innerhalb der hohen Brandmauern, die er mitbauen muß, zu verschwinden.
Band 9, Seite 199
Rosengasse 18
F.158
9. Oktober 1878
Ein altes Haus, was aber, wie es scheint, im vorigen Jahrh. eine durchgreifende Reparatur erlitt. Es besitzt ein schmales dunkles Höfchen und hat äußerst niedrige Stockwerke. In dem Kalkputz eines Schornsteines am Hinterhause findet sich die Jahreszahl 1777. J. G. K. eingetieft. Es ist von dem soeben im Abbruch begriffenen Nachbarhause 20, F.157 nur durch eine Holzwand getrennt, die aber nunmehr in eine Brandmauer verwandelt wird, s.d.
Band 9
12. Mai 1881
Seit einiger Zeit ist das Haus durch daran gestellte Sprieße festgehalten, weil der Einsturz droht; wie ich nun neuerdings vernommen, soll es demnächst abgebrochen werden, womit abermals ein charakteristisches Kennzeichen dieser Straße verloren geht.
Band 9
7. September 1881
Ist seit vierzehn Tagen bis auf den Grund abgebrochen.
Band 9, Seite 201
Rosengasse 16
F.159
6. Juni 1876
Eine Wetterfahne mit der Inschrift H. D. 1785 auf einer Stange mit schmiedeisernen Verzierungen, welche jedenfalls älter als diese Jahreszahl sind und scheint das Haus im Jahr 1785 vielleicht in seine jetzige Form gebracht zu seyn, jedenfalls aber gehört das Zwerghaus samt der Fahnenstange und Verzierung der letzten Hälfte des 17. Jahrh. an, wenn es nicht noch älter ist.
Band 9, Seite 203
Rosengasse 12
F.161
18. Januar 1878
Hausthüre aus dem Ende des 16. Jahrh. mit einfach profilirtem Sturz und höchst charakteristisch für die damalige Bauweise der meisten Bürgerhäuser. In der Nachbarschaft befinden sich noch mehrere derartige Exemplare, jedoch nicht so rein im Zeitgeschmack erhalten. Auch die vor derselben liegenden einfachen Treppentritte sind lebendige Zeugnisse für die Kulturzustände jener Periode.
Band 9, Seite 205
Rosengasse 6
F.164
4. Oktober 1876
Seit ungefähr 14 Tagen bis auf den Grund abgebrochen um neu aufgebaut zu werden. Es drohte Einsturz und war lange Zeit vorher abgesprießt.
Band 9, Seite 207
Rosengasse 4
F.165
1. April 1875
Seit einigen Tagen ist das Haus 4, welches das Eck mit dem Rothekreuzplätzchen bildet und schon seit längerer Zeit abgesprießt war, bis auf den Grund niedergelegt.
Band 9, Seite 209
Rosengasse 22 Hinterhaus
F.186
12. November 1878
Ein altes Haus aus dem Anfang des vorigen oder Ende des 17. Jahrh, höchst charakteristisch für diese Zeit, namentlich gilt dieß von dem Eingang in der Rosengasse, s. Abb. Über eine äußerst enge und finstere Treppe gelangt man in den ersten Stock, der eine kleine Küche und ein kleines Stübchen enthält. Dieses Stübchen hat eine alte, einfache, aber geschmackvolle Thüre in Holz und eine in Stuckarbeit ziemlich reich verzierte und gut eingetheilte Decke, s. Ab. [R1578] Ein Fenster desselben sieht nach einem engen Höfchen des Haupthauses in der Rothekreuzgasse.
Urgemütlich ist das kleine Zimmerchen und vielleicht kein ähnlicher Raum mehr hier. In meiner ersten Jugend waren derartige Localitäten häufig zu finden. Durch das Abbrechen des Hauses 20, s. F.157 hat die ganze Situation eine bedeutende Veränderung erlitten und wird nach dessen Wiederaufbau nicht mehr zu erkennen seyn.
Einige meiner liebsten Jugenderinnerungen sind mit diesen Localitäten und deren nächster Nachbarschaft verwebt. S. Abb.
Band 9, Seite [unpaginiert]
Rossmarkt
[kein Datum]
Band 9, Seite 210a
Roßmarkt | An der Hauptwache
5. Mai 1881
Heute wurden die Kettensteine, welche bisher einen Schutz für die Fußgänger gebildet hatten, entfernt und wird dafür ein Schutzperron zu demselben Zweck angelegt.
Seit ungefähr zwei Monaten wurden bei Anlegung neuerer breiterer Trottoirs auf denselben rings um den ganzen Roßmarkt herum Bäume angepflanzt, wie dieß auch in früheren Jahren der Fall gewesen.
[Von der Chronologie abweichende Paginierung C. K.]
Band 9, Seite 211
Roßmarkt
Frft. Intelligbl. 11. Feb. 1752
Roßmarkt
[kein Datum]
Auf dem Roßmarkt stehet eine räumliche Scheuer zu vermiethen.
Band 9
Frft. Intelligbl. 18. März 1763
Wird die Hauptwache auf dem Roßmarkt versteigert. Nebst eine bretterne Hütte zu den Wasserfässern an der Weed.
Band 9, Seite 213
v. Cronstättisches Stift | Kranich | Kranichhof
Roßmarkt 17 | Roßmarkt 19 | Roßmarkt 21
E.1
2. Juli 1858
Gäßchen am weißen Hirsche
An dem im Garten gelegenen kleinen Hause und zwar an dessen hinterer nach dem Gäßchen des weißen Hirsches zugewendeten Seite liegt ein Tragstein in die Mauer eingebunden, der das Wappen der Familie Knoblauch trägt nebst der Jahreszahl 1603, s. Ab. [R1129]
In der Fortsetzung dieser Mauer, welche sehr alt ist, befindet sich noch eine halb im Boden steckende vermauerte Thüre und davor ein Brunnen, vor dem ebenfalls einige alte Steine, Reste eines früheren Baues, liegen.
Ein Stück von einem Brunnenkranz oder einem Thorbogen, auf welchem die Inschrift S. A. P.? 1665 eingehauen ist und welcher als Abweis-Stein dient, liegt an der Ecke eines in demselben Hofe stehenden Gebäudes, s. Ab. [R1301] Ob nun dieser Stein zu den Gebäuden des Stiftes gehörte, kann ich nicht beweisen, doch liegt er jedenfalls schon sehr lange an seiner jetzigen Stelle.
Band 9
November 1857
Wird das letzte Stück des alten Vorderhauses des Cronstätt‘schen Stiftes auf dem Roßmarkte abgebrochen und ein neues dreistöckiges Haus erbaut, das zu Geschäftslocalitäten eingerichtet wird und verliert dadurch diese Seite des Roßmarkts einen Haupttheil ihres eigenthümlichen Charakters.
Im Hofe findet sich am Ueberhang des ersten Stocks ein Tragstein von Basalt, s. Ab., der wahrscheinlich, einem älteren Bau entnommen, dahier seine Verwendung fand, s. Ab. b. [R1191], gleicherweise im zweiten Stock, Ab. a.
Band 9, Seite [214]
Gleicher Erde in der Brandmauer nach dem Hause 23, E.2 als Träger eingemauert 6 Steine, die in Ab. c. dargestellt sind. An dem im November abgebrochenen Vorderhaus befanden sich schön in Messing gegossene Thürklopfer. Im hinteren Hofe ein Gebäude mit einem seltsam geformten Schornstein, die sogenannte Kaiserküche, die wurde 1747 eigends für den Kaiser Franz I. erbaut, welcher bei seiner 1745 dahier stattfindenden Krönung die beiden benachbarten Häuser E.2 und E.3 bewohnte.
1764 wurde Joseph II. dahier zum römischen König gekrönt und bewohnte mit seinem Vater Franz I. das 1. Cronstätt‘sche Stift. Er war es, für den im Hauptbau des Vorderhauses die sogenannte Kaisertreppe erbaut wurde und der im Jahr 1767 die Stiftsdamen mit einem eigenen Ordenskreuze begnadigte.
Ueber die Vorfälle bei seiner Krönung zum röm. König s. Mittheil. IV., p. 517.
Band 9
16. Juni 1868
Heute kam ich abermals dazu, die Kaiserküche zu untersuchen und fand an dem sonderbaren Schornstein die Jahreszahl 1747, ebenso findet sich dieselbe Zahl im Gewölbe der Küche halb erhaben, sehr sorgfältig in Kalkputz ausgeführt. Wie mir scheint, sind die meisten der älteren Bauten des Stiftes in diesem Jahr entstanden, namentlich gilt dieß von dem im Garten stehenden Gebäude, welches im Erdgeschoß einen Gartensaal in sich schließt; es ist ein originelles Haus mit behaglicher Einrichtung, einer Treppe mit gedrehten Stäben und im oberen Stock viele Bodenplättchen
Band 9, Seite 215
nach dem bekannten, hier vielfach vorkommenden Muster. Das Haus war von außen ganz al fresco bemalt und von dunklen Bäumen beschattet, auch der Garten hat noch ganz die alte schöne Eintheilung und giebt ein vollkommenes Bild der Zeit seiner ersten Anlage (wahrscheinlich 1747). Der Originalität halber habe ich eine Zeichnung von dem Gartensaal gemacht, s. Ab. [R0127], merkwürdig ist, daß grade der Haupteingang über die Kellertreppe führt, die mit einer hölzernen Thüre bedeckt ist, über die man hinweg schreiten muß.
Die Wände waren in Felder eingetheilt, und dieselben mit handbreiten dunklen Linien umzogen, was einen recht guten Eindruck hervorbrachte. Auf dem Speicher des Baues hat man eine schöne Aussicht nach dem ganz in nächster Nähe liegenden Goethe‘schen Haus, grade die hintere Fronte desselben sieht, zwischen Baumwipfeln hervorsehend, friedlich da. Es wird nicht lange dauern, so ist der Garten vielleicht zerstört, denn im Augenblick taucht des Projekt auf, eine Straße von dem Hirschgraben her zu machen.
Band 9
6. Oktober 1864
Seit September hat man begonnen, die alten Bauten des Stiftes, den Eingang, das eiserne Thor, das Nebenhaus F.106, welches dazu gehörte, abzubrechen, um eine Straße anzulegen. Die Stiftsdamen mietheten sich eine Wohnung am Oederweg bis der Neubau ihres Hauses vollendet seyn wird. Vor dem Abbruch wurden die wichtigsten Ansichten des alten Gebäudes photographisch aufgenommen.
Band 9, Seite [216]
16. November 1872
Heute bei der Besichtigung des Nebenhauses Christoffel fand ich in der Brandmauer des v. Cronstätt‘schen Stiftes drei Steine in der Höhe des zweiten Stocks eingemauert, welche das Wappen der Familie v. Cronstätten tragen und offenbar das Eigenthumsrecht dieser Mauer zu bezeichnen bestimmt sind.
Die alte Kaiserküche steht noch, doch ist ihr Todesurtheil bereits gesprochen.
Band 9, Seite 217
v. Cronstättsches Stift
19. März 1873
Nachdem gestern am 18. die verschiedenen Gebäulichkeiten, welche noch vorhanden waren, auf den Abbruch versteigert worden, hat derselbe heute bereits begonnen, und zwar an allen Stellen zugleich, so daß gegen 4 Uhr Nachmittags bereits das halbe Dach der Kaiserküche sowie des davorstehenden Baues im Hofe heruntergerissen war. Auch an den vorderen, nach dem Roßmarkt zu gelegenen Häusern schreitet die Zerstörung rasch vor, nachdem bereits vor einigen Tagen die Spiegelscheiben aus den Erkern vom Roßmarkt herausgenommen worden waren. In kurzer Zeit wird Alles verschwunden seyn.
Band 9
Wappenstein über der Thüre des alten Hauses
Als man den Theil des Gebäudes des Stiftes, welcher den Eingang bildete, vor einigen Jahren niederriß, um den neuen Stiftsbau aufzuführen, wurde der über der Thüre befindliche große Stein, welcher das v. Hynsbergsche und v. Cronstättsche Wappen trug, herab genommen und in dem Hof mit der Bildseite gegen die Wand gestellt, wo er heute. am 19. März [1873] noch steht.
Band 9
Kaiserküche
20. März 1873
Nachdem nun das Dach der Küche abgedeckt und das Gewölbe eingeschlagen war, so daß das einfallende Himmelslicht alle Winkel beleuchtete, fand ich unter dem weißen Kalkputz ein sehr schönes Ornament, dunkelroth auf grauem Grund, das die sämmtlichen Wände bedeckte.
Band 9, Seite 219
Cronstättsches Stift
Roßmarkt 17 | Roßmarkt 19 | Roßmarkt 21
E.1
19. März 1873
In dem kleinen Bau rechts im Hofe, der an die Wand des Nachbarhauses anstößt und lange Zeit von dem Buchbinder Enk bewohnt war, befinden sich in den unteren, zu Ställen eingerichteten Räumen mehrere Tragsteine in der Mauer, welche sämtlich das v. Cronstättsche Wappen tragen, ebenso befinden sich auf der anderen Seite derselben im Hause der Familie De Neufville (s.d.) mehrere Steine mit diesem Wappen in der Höhe des zweiten Stockes eingemauert, welche ebenfalls dieses Wappen zeigen.
Band 9
Gartenmauer
In der Gartenmauer, welche den Garten des Stiftes von dem des De Neufvillischen Hauses trennt, fand ich ebenfalls zwei Tragsteine mit dem Wappen der Familie v. Cronstätten.
Band 9
Alter Spitzbogen
In dem obenerwähnten Hause, das der älteste Ueberrest der sämtlichen Gebäude ist, findet sich gleich vorne vor dem Auftritt an der Treppe, die in die oberen Stockwerke führt, rechts in der Wand eine nunmehr, wie es scheint, seit langer Zeit, vermauerte Thüre, die einen Spitzbogen hat und in ihren Steinverschneidungen auf das 16. Jahrh. deutet. Nur die eine Hälfte des Gestelles ist sichtbar, die andere verkröpft sich in schräger Linie in die Wand. Es ist unzweifelhaft ein letzter Rest eines älteren Baues und noch älter als der im Anfang dieses Aufsatzes erwähnte Stein von 1603, der sich durch alle Veränderungen und Umbauten bis in unsere Zeit glücklich herüber gerettet hat um nun für immer zu verschwinden.
Band 9
Garten
Der schöne einsame Garten, gleich dem des weißen Hirsches noch ein gut erhaltenes Stück der alten Zeit, ist nun der Zerstörung anheimgefallen und wird schonungslos verwüstet. Mit jedem Baum, der gefällt wird, geht ein Stück Erinnerung verloren, die Nachwelt weiß dann nicht mehr, wie die Stätte ausgesehen, auf welcher ihre Vorfahren gewandelt sind, die in ihrer bescheidenen Weise natürlich nicht daran dachten, ihre einfachen Schöpfungen in solcher Art neuerstehen und ausgebeutet zu sehen. Von Goethes Haus konnte man den größten Theil des Gartens überblicken und habe ich seit langer Zeit davon eine genaue Aufnahme gemacht und auf dem Blatt „Aussicht aus dem Gartenzimmer“ in erschöpfender und entsprechender Weise verwendet.
Band 9, Seite [220]
Vermauerte Thür zu dem Nachbarhaus
22. März 1873
Heute wurde die Trennungsmauer im Garten nach dem Nachbarhause (De Neufville) niedergerissen, auch wurde die in derselben befindliche vermauerte Thüre, die in das obenerwähnte Stallgebäude anstieß, geöffnet. Ebenso wurden im Hofe die Bauten neben der Kaiserküche aus ein bedeutendes Stück weiter heruntergebrochen.
Bei der Niederlegung der Mauer wurden die Steine mit dem v. Cronstättschen Wappen herausgerissen und liegen nun unter den Trümmern unbeachtet.
Band 9
11. Mai 1873
Nun ist beinahe alles der Erde gleich und sieht man von allen Punkten des Roßmarkts bereits hinaus nach dem großen freien Raum. Die ganze Situation ist dadurch so verändert, daß man den Roßmarkt nicht wieder erkennt.
Die Thüre, welche von dem Nachbarhause E.2 zur Bequemlichkeit des Kaisers, welcher aus Anlaß seiner Krönung 1745 in dem Stift wohnte, gebrochen war, ist nun blosgelegt und sichtbar, sie wurde allgemein die Kaiserthüre genannt, s. E.2.
Nach der Angabe Battons bewohnte der Kaiser Franz I. im Jahr 1745 die beiden benachbarten Häuser E.2 u. E.3, s.d.
Band 9, Seite 221
Alter Christoffel
Roßmarkt 23
E.2
16. November 1872
Vor drei oder vier Tagen wurde angefangen, das im hintersten Theile des Gartens stehende Gartenhaus abzubrechen. Es war ein eigenthümlicher, mit einer zweispitzigen Kuppel geschlossener Bau, der auf alten Abbildungen, welche diese Gegend und die anliegenden Gärten behandeln, eine große Rolle spielt.
Noch im verwichenen Frühling bei Gelegenheit der Niederlegung der alten Bauten der Hinterhäuser der Gallengasse und der Zerstörung der Gärten derselben sowie der des weißen Hirsches habe ich es mehrmals gezeichnet.
Auf dem großen Blatte, das die Aussicht aus den Fenstern des ehemaligen Goethehauses behandelt, findet es sich ebenfalls vor. Noch zwei Tage und es ist von dem Erdboden verschwunden.
In einem an die Mauer des Cronstättschen Stiftes anlehnenden links im Hofe befindlichen Hinterbau, der ebenfalls im Abbruch begriffen ist, fand ich im Erdgeschoß zwei aneinanderhängende, mit einem Kreuzgewölbe überdeckte Räume, welche der älteste Theil der vorhandenen Bauten zu seyn schien. Die Mauer, an welche sie angelehnt sind, welche, wie schon gesagt wurde, zum Cronst. Stift gehört, trägt in der Höhe des zweiten Stocks eingemauert die Wappen der Familie v. Cronstätten, in Sandstein ausgeführt; es sind wahrscheinlich noch mehrere, allein nur diese sind sichtbar.
Band 9, Seite [222]
Die Eintheilung der Gärten ist ganz gewiß noch die alte und wenig im Ganzen verändert, auch tragen die sämmtlichen Trennungsmauern das Gepräge hohen Alters, wie auch die Jahreszahlen zeigen, welche man hier und da eingemauert findet, nunmehr aber geht alles mit Riesenschritten seiner Zerstörung entgegen, und die traulichen Plätze verschwinden. s. Artikel Weißer Hirsch.
Band 9
11. Mai 1873
Als der anstoßende Bau des v. Cronstättschen Stiftes abgebrochen war, zeigte sich die sogenannte Kaiserthüre, welche bei der Anwesenheit der Krönung des Kaisers Franz I., der die beiden Nachbarhäuser E.2 u. E.3 bewohnte, zu seiner Bequemlichkeit durchgebrochen war, sie war mit einem Rundbogen überdeckt und befand sich im ersten Stock. Ich habe sie selbst gesehen. s. v. Cronstättsches Stift.
Band 9, Seite 223
Gelbes Haus
Roßmarkt 16 | Schlesingergasse 4
E.42
6. Juli 1864
Ein weitläuftiges großes Haus, das mit seinen Hintergebäuden und Gärten einen Theil der Schlesingergasse bildet, s.d. Es ist das Eck mit dem Roßmarkt und der Straße nach dem Junghof, und hatte in letzterer Straße eine lange Mauer, welche den Hof abschloß und in dieser Mauer ein schönes spitzbogiges Thor.
Durch eine Menge von Reparaturen hat es in den letzten drei Jahren außerordentlich viel von seinem ursprünglichen Aussehen eingebüßt, und im Augenblick ergreifen dieselben auch noch das letzte, bis jetzt verschonte Stück im Hofe. Wie bei dem Zerstören des Gartens in der Schlesingergasse bereits erwähnt wurde, daß derselbe mit Häusern bebaut sei, so erstreckt sich jetzt die Veränderung auch auf die noch stehenden Theile, die alten Thüren mit ihren zierlichen Bändern und Gittern, die alten Zwerghäuser auf den Dächern, die eigenthümlichen Vordächer im Hofe und die Schoppen fallen und werden durch Neubauten ersetzt. Diese Veränderungen führten mich in den bisher beinahe unzugänglichen Hof, in dessen hinteren Theil das Vorderhaus des daran grenzenden Stoßhofs hineintritt. An der Brandmauer des ebengenannten Bau‘s nun befinden sich zwei Tragsteine, die vielleicht früher einmal das Dach eines Schoppens trugen und welche, da sie in der halben Mauer sitzen, offenbar herüber
Band 9, Seite [224]
gehören. Sie tragen jeder ein Wappen und gehören ihren Formen und ihrer rohen Ausführung nach in das Ende des 16. oder gar in den Anfang des 17. Jahrh. Eine Jahreszahl konnte ich bis jetzt noch nicht entdecken, so sehr ich auch danach gesucht habe, jedenfalls aber stammt die ganze Anlage aus dem 16. Jahrh., was schon das Pförtchen in der Schlesingergasse sowie auch das Profil des Spitzbogens an dem Thore gegen den Junghof zu, s. Abb. [R1230] [R1231], ausweist.
Welcher Familie die Wappen angehören, konnte ich noch nicht ermitteln. Es könnte Hynsperg und Rumpenheim sein. Dieselben Wappen finden sich in den Schlußsteinen der Capelle des Hauses Hohenfels, K.100, K.101, Neue Kräme 12, s.d.
Band 9, Seite 225
Gartenmauer des Gelben Hauses
Schlesingergasse 4
[E.42]
November 1863
Das alte Frankfurt, jenes Frankfurt, wie ich es beinahe noch in meiner Jugend gekannt oder noch besser gesagt, wie es eigentlich vor der Zerstörung der Festungswerke bestand, schloß eine Menge großer Hofräume und Gärten in sich ein; es war deßhalb vielfach von Mauern durchzogen, welche die Gärten und Höfe von den Straßen trennten und oft ganze Seiten der letzteren bildeten. Alle diese Mauern hatten ein ganz bestimmtes eigenthümliches Gepräge, und da sie in neuerer Zeit ziemlich rasch verschwinden, so ist es hier am Platze, ihrer noch einmal gründlich zu gedenken.
Die Mauern, welche den Taubenhof von den Straßen und dem Zwinger schieden, die Mauern am Hospitalsbleichgarten an der Schlimmauer, ferner auf dem Klapperfelde und an der Heiligenkreutzgasse, in der Dreifroschgasse am Rothenhof, Breitengasse, Hafergasse, dem Holz- und Gänsegraben u.s.w. gehören hierher. Sie verdankten meistens ihre Entstehung dem 16. und 17. Jahrhundert, es waren an ihnen öfters die Feuerleitern angebracht, welche mit ihren Verdachungen ein so charakteristisches Element des Aussehens unserer Stadt bildeten, daß ohne dieselben ein Bild jener Perioden gar nicht gedacht werden kann. Meistens waren diese Mauern oben nach beiden Seiten abgeschrägt, auch fanden hie und da alte Stecklaternen, ein jetzt ebenfalls dem Gedächtniß ganz entrückter Artikel, den geeigneten Platz. Die darin befindlichen Thore und Pförtchen hatten meistens Einfassungen von Basalt und waren mit wenigen
Band 9, Seite [226]
Ausnahmen von Spitzbogen überdeckt. Eine einfache Abkantung oder Faase war der ganze Schmuck, den die Meißelarbeit darbot, doch war dieselbe immer mit großem Geschmack und Sachkenntniß angebracht, wie die wenigen noch vorhandenen Ueberreste darthun. Unter die letztgenannten gehörte ein kleines Eingangspförtchen in der Mauer an der Schlesingergasse, welche den Garten des Hauses No. 4 von der Straße abschloß. Sie bildete seit Menschengedenken einen Theil der vorderen Begrenzung dieser Straße und hatte sich lange erhalten.
Hinter ihr lag ein Garten im altfranzösischen Geschmack, welcher scheinbar unbewohnt war; steinerne Figuren waren darin aufgestellt, und allerlei wildes Gesträuch sah über die Mauer herüber. Ueber dem obengenannten Eingangspförtchen, welches sich ziemlich nahe an der Gallengasse befand, sieh. Abb. [R0118] desselben sowie die Abb. [R0117] des Pfarrhauses in der Schlesingergasse, welche das weitere Stück jener Mauer zeigt, hing eine Trauerweide ihre schattigen Zweige in die Straße und verwandelte dieselbe in ein heimliches Plätzchen.
Weiter nach dem Pfarrhause hin hatte die Mauer noch eine Thüre, welche jünger als das Pförtchen war und wahrscheinlich ihre Anlage mit der Einrichtung des franz. Gartens im vorigen Jahrh. erhielt. Sie war wieder zugemauert. Vor ungefähr 12 Jahren jedoch wurde der Garten nutzbar gemacht, indem man ein Knabeninstitut hineinverlegte, später wurde die vermauerte Thür aufgebrochen und in einen Haupteingang verwandelt,
Band 9, Seite 227
noch später dieselbe soviel erweitert, daß ein Stück der Mauer mit ausgebrochen wurde, um einen thorartigen Eingang zu erhalten, welcher mit einem geschmacklosen Sturz überdeckt, die Mauer um mehrere Schuh überragte. Das Pförtchen war unberührt geblieben, vor zwei bis drei Monaten jedoch hatte auch seine Stunde geschlagen, indem die Bauspekulation den Platz für neue Häuser auserkor. Gerade diejenige Stelle der Mauer, welche man bisher geschont hatte und in welcher sich die alte Pforte befand, wurde eingerissen, es wurden neue Bauten in dem Garten aufgeführt und kaum erkennt man die Stätte mehr.
Es wird dieß nicht der letzte Nachruf sein, welcher meiner Feder entströmt, denn allgewaltige Veränderungen betreffen einen Stadttheil nach dem andern, und die verborgensten Orte werden aufgesucht und gelichtet, und die Grenzen sind vor der Hand noch auf keine Weise anzugeben, indem gar leicht die meisten unserer älteren Bauten das Schicksal treffen kann, in den Bereich der sach- oder nicht sachgemäßen Erneuerung gezogen zu werden. Mit den obenerwähnten Veränderungen geht abermals ein Hauptcharakterzug unserer Stadt verloren.
Eines beklagenswerthen Unglücksfalles muß ich hier noch erwähnen, welcher sich in dem obenerwähnten Garten vor ungefähr 8 Jahren zutrug, als derselbe noch Knabeninstitut war. Ein kleiner Knabe (der Sohn des damaligen Wirthes im Bürgerverein, Herr Ortwein, früher Koch bei dem verstorb.
Band 9, Seite [228]
Kurfürsten von Hessen, ein höchst geachteter und braver Mann), wollte auf das Postament einer steinernen Statue klettern, letztere stürzte herunter und riß den Knaben mit, welcher augenblicklich todt blieb.
Siehe auch:
Band 9, Seite 229
Pfuhlhof
Roßmarkt 14 |Töpfengasse 2 | |Töpfengasse 4
E.231
21. Mai 1862
War ein altes Haus mit einem hohen Dach und einem Einfahrtsthor, das einen Spitzbogen hatte. Vor ungefähr 8 Jahren wurde dieser Bogen, welcher in einen geräumigen Thorweg führte, zugemauert und der Thorweg zu Läden eingerichtet. Im Augenblick, 21. Mai [1862], wird das alte Haus abgebrochen.
Pfuhlhof auf dem Roßmarkt. Intelligenz-Blatt 13. Juli 1734. Wahrscheinlich von seinem Besitzer, Herrn Baron von Pfuhl, so benannt.
Band 9
1862
Eben von Grund aus abgebrochen und wird neu erbaut. Von dem Hause existiren einige alte Abbildungen, die es in seinem Originalzustande zeigen, unter anderem eine von Merian.
Im Jahr 1813 wohnte der Feldmarschall Blücher in diesem Hause.
Band 9, Seite 231
Marstall | Reitschule | Belli‘sches Haus
Catharinenpforte 15 | Roßmarkt 1
F.98
4. Januar 1858
Bei dem im Laufe des Vorsommers von 1857 vorgenommenen Anstrich und Reparatur des Belli‘schen Hauses an der Hauptwache wurde in der Frontspitze desselben ein daselbst eingenagelter Schieferstein gefunden, welcher folgende Inschrift trug: „Joseph Belle, Catharina Franciska Belle, 1752“. Das Haus wurde demnach um diese Zeit vollendet. was auch aus einer Bekanntmachung des Rathes im Intelligenzblatt vom 18. Jan. 1752 sich erhellt.
Ueber der Schrift befand sich das bekannte in der Abb. [R1006] Wiedergegebene Zeichen von zwei Engeln gehalten, die in den Händen Palmenzweige trugen . Die Figuren und die Schrift waren tief in den Stein gravirt und alsdann mit Oelfarbe bemalt. Den Stein habe ich selbst gesehen und abgeschrieben, er befindet sich gegenwärtig im Besitz der Frau Schöff Pensa geb. Belli, der Enkelin des Erbauers des Hauses. Sie bewohnt mit ihrer Schwester, der Fräulein Belli, gegenwärtig (4. Jan. 1858) 86 Jahre alt, den zweiten Stock des Hauses und beide Damen sind eine lebendige Chronik.
Der Aussage dieser Damen nach, erkaufte deren Großvater von der Stadt den Platz und erbaute das Haus darauf, nachdem vorher lange Zeit der Marstall und die Heuwage daselbst gestanden hatten. Bei dieser Gelegenheit wurde die alte Catharinen- oder Bockenheimerpforte abgebrochen und sollen viele Steine derselben in das Haus verbaut worden seyn. Einer weiteren Angabe zufolge soll der [Quadrat-]Fuß Raum mit einem Reichsthaler bezahlt worden seyn, eine
Band 9, Seite [232]
für die damalige Zeit ungeheure Summe.

Intelligenzblatt 18. Jan. 1752:
Nachdem ein Hochedler Rath resolvirt den alten Marstall an den Meistbietenden öffentlich und zwar in 1 od. 2 od. 3 Theil zu verkaufen, auch zu dem Ende den Thurm und die darunterstehenden Läden alle hinweg geschafft werden sollen, u.s.w.
Der Schreiner, welcher die Arbeit bei dem Bau des Hauses hatte, schenkte der Frau Belli eine schöne, aus dunklem Maserholz gearbeitete Elle mit Elfenbein eingelegt, welche den Spruch trägt:
An Gottes Segen ist alles gelegen.
Band 9, Seite 233
Phönix
Roßmarkt 11
F.102
22. November 1863
Ein Haus, welches von außen ganz modern aussieht, aber in seinem Inneren noch mehrere interessante alte Ueberreste aus seiner ersten Erbauungsperiode bewahrt. Es wurde von Herrn Alexander Gontard, dessen Wittwe es auch noch jetzt bewohnt, im Jahr 1844 in seine jetzige Form gebracht, weithin kenntlich durch das in Eisenblech kunstvoll getriebene Bild, ein Phönix, welcher, aus den Flammen sich emporschwingend, auf dem Giebel des Hauses steht. Er befand sich auch bereits auf dem Hause, als Herr Gontard die oben angeführte Restauration übernahm, und wurde, neu hergestellt, wieder auf dem Neubau an derselben Stelle aufgerichtet, nachdem das Haus um einen Stock erhöht worden war. Aus seinem Originalzustande war das Haus bereits früher gebracht worden. Noch zur Zeit, als Herr G. es schon besaß, befand sich über dem Eingangsthor folgende Inschrift, welche bei der Reparatur verschwand:
Almae paci beatae tranquilitati
et fideli hospitalitati sacra.
(Wohltätigem Frieden, glücklicher Ruhe und treuer Gastfreundschaft geheiligt).
Unter die Ueberreste des ursprünglichen Hauses, welches wahrscheinlich im 16. Jahrh. erbaut wurde und das, wie oben erwähnt, bereits ehe es in Herrn G. Besitz kam, eine durchgreifende Reparatur, wie es scheint, im vorigen Jahrhundert auszustehen hatte, gehört ein unten bei dem Eingang rechts im Thorweg liegendes
Band 9, Seite [234]
feuerfestes Gewölbe, dessen Thüre mit reicher geschmackvoller Meißelarbeit verziert ist, ebenso eine nach dem Hofe führende Thüre, die ein reiches Stabwerk zeigt, das gleich der vorerwähnten Thüre den Charakter des 16. Jahrh. unzweifelhaft trägt. Sonst ist Alles verschwunden, was an die alte Zeit erinnern könnte und das ganze Haus durchaus modernisiert.
Band 9
4. November 1864
Frau Wittwe Gontard, die jetzige Besitzerin des Hauses, erzählte mir noch Folgendes:
Dieß Haus zur goldenen Kette, s.d., gehörte früher der Familie Gogel und war durch einen Garten, dessen Stelle der 1803 erbaute englische Hof jetzt einnimmt, mit dem Hause zum Phönix verbunden. Die Familien Gogel und Gontard waren durch Heirath zusammen verwandt.
Im Anfang dieses Jahrhunderts nun, erinnert sich Frau Gontard, in dem Hinterhause noch die Fußböden mit Marmorplättchen in Mustern belegt gesehen zu haben; ferner seien in einem Stall und in einer Waschküche die Decken reich mit Stuck verziert gewesen, sowie in dem Vorderhause mehrere Zimmer sich befanden, in denen die Wände mit Gobbelin-Tapeten bedeckt waren, und im zweiten Stock ein Zimmer gepreßte lederne Tapeten mit Goldverzierungen hatte. Noch eine Eingangsthüre, die zu dem jetzigen Gemüskeller führt, ist in reicher und geschmackvoller Steinmetzenarbeit verziert. Jedenfalls gehören die meisten der ebengenannten Dinge der ersten Erbauung an, die von reichen Besitzern ausgeführt worden sein muß und in das Ende des 16. Jahrh.
Band 9, Seite 235
fallen mag, da wie bekannt, im Jahr 1583 die Stadtmauer von der Catharinenpforte bis zum Weißfrauenkloster niedergelegt, der Hirschgraben ausgefüllt und mit Häusern bebaut wurde. Vielleicht gelingt es noch später, die ursprünglichen Erbauer zu ermitteln.
Band 9
22. Juni 1879
Im Augenblick wird der ganze untere Stock des Hauses zu Läden eingerichtet, wobei allerdings manche der oben angedeuteten, noch vorhandenen alten Ueberreste zu Grunde gehen. Die langjährige Besitzerin, Frau A. Gontard ist im vorigen Jahre verstorben und das Haus in Erbschaft an ihren Neffen, Herrn Moritz Gontard, gefallen.
Band 9
1. August 1879
Der feuerfeste Raum im Erdgeschoß rechts neben dem Eingangsthor wird zu einem Laden eingerichtet und büßt den ihm eigenthümlichen Charakter vollkommen ein. Unter der Thorfahrt findet sich noch ein Pfeiler des ehemaligen alten Thores, aus der ersten Anlage des Hauses herrührend, mit zierlichem Steinschnitt und im Hofe noch eine vollkommen erhaltene Thüre, ebenfalls aus der ersten Anlage stammend, mit einem schönen Köpfchen als Schlußstein, feiner Profilirung und erhaltener Holzthüre mit dem Schnitzwerk aus der ersten Zeit.
Weiter habe ich bis jetzt nichts entdeckt.
Band 9, Seite [unpaginiert]
Rothehofgasse, neue | früher Dreifroschgasse
[kein Datum]
Band 9, Seite 237
Dreifroschgasse (Neue Rothehofgasse) 2
E.68
12. Mai 1876
Soeben wird das lange niedrige Schoppen- und Remisengebäude niedergelegt und somit ein Hauptcharakterzug dieser Straße (der letzte) ausgetilgt. Bei dem Abbruch wurde die Rückseite des Hauses Brunnengasse 1, welches die andere Seite des Hofes abgrenzt, sehr deutlich sichtbar, s. d. Ab.
Band 9, Seite 239
Dreifroschgasse | Neue Rothehofstraße 3
E.69
18. Juni 1863
Die Lilie ist das Wappen der Gesellschaft Frauenstein, welches sich auch auf dem Giebel des benachbarten Junghofes befand, s.d.
Da sie nun über dieser Hausthüre als Schlußstein erscheint, so wäre es möglich, daß dieses Haus der besagten Gesellschaft gehörte oder von ihr erbaut worden ist, s. Ab. [R1245]
Band 9
12. Mai 1876
Seit einiger Zeit sind die Fenster des unteren Stocks zu Läden eingerichtet und dadurch der Charakter des Hauses entstellt.
Siehe auch:
Band 9, Seite 241
Neue Mainzerstraße 54 | Neue Rothehofstraße 21 früher Dreifroschgasse
E.72
Mai 1860
Die Häuschen geben ein treues Bild derjenigen Gebäude, welche sonst in der Nähe der Stadtmauern und Wälle sich befanden, deßhalb habe ich sie auch hier in die Sammlung mit aufgenommen, weil derartige Exemplare in unserer Zeit mit reißender Schnelligkeit verschwinden ohne Zurücklassung irgend einer Spur. Man steigt von der Straße einige Treppen hinunter, um in dieselbe zu gelangen; der daran stoßende Garten liegt ebenfalls einige Fuß tiefer als die Straße, wahrscheinlich war hier, wie aus dem höchst unzuverlässigen Belagerungsplan von 1552 hervorgeht, ein sehr hoher Wallaufwurf, welcher bei Anlegung der neuen Befestigungen im Jahr 1635 und weiter darauffolgenden Jahren abgebrochen wurde. Die Häuser und der Garten aber existirten damals schon, man warf deßhalb die Straße mit der überflüssigen Erde zu, wodurch diese sich um 4-5 Fuß von ihrem früheren Boden erhöhte und legte zu dem Eingang der Häuser, welcher natürlich nicht verändert werden konnte, Stufen hinab. Auf dem Plan von Merian (1628) stehen sie schon, auch bürgt der Spitzbogen und die Faasen an den Thürgewändern für das angeführte Alter, ebenso die Steine, welche als Treppenschwellen auf die Straße herausliegen. Ein kleines nach Osten gelegenes Fenster im obersten Stock hat noch alte Verbleiung, sowie an zwei Thüren noch der Original Pfortenring, s. Abb. [R0629] sich befindet, welcher ebenfalls ein gültiges Zeugniß für das Alter ablegt, daß vor 1628 die Häuschen schon standen. Ich erinnere mich, daß die
Band 9, Seite [242]
drei Froschgasse noch ganz, d.h. auf der rechten Seite, s. Abb. [R0130] drei Froschgasse, vom Wall aus, mit Mauern begrenzt war, welche Gärten einschlossen und nur theilweise mit kleinen niedrigen Häuschen besetzt war, wie die vorliegenden sind.
Das Eckhaus rechts an der Dreifroschgasse und Neumainzerstraße 54 wurde im Jahr 1824 erbaut von Herrn Brucker und gehört heute noch in dessen Familie, welche früher in dem Garten, den wir rechts auf dem Bilde sehen, eine sehr beliebte Weinwirthschaft trieb.
Links der Anfang der Straße war ebenfalls ein kühler und schattiger Garten, der noch lange Zeit nach der Erbauung des großen Eckhauses Neue Mainzerstraße 58, E.96 existirte und in demselben (jetzt Brauereigebäude, Neue Mainzerstraße 56, E.73 standen dicht an der Dreifroschgasse herrliche Rüsterbäume (Ulmen) und Fichtengruppen. Namentlich waren es Letztere, welche noch lange an der Brandmauer des obenerwähnten Hauses standen und durch die malerische Schönheit ihrer Formen immer meine Aufmerksamkeit erregten, wenn ich täglich daran vorbeiging nach dem Städel‘schen Institut.
Die Abb. ist im Jahr 1837 aufgenommen und gibt einen vollkommen klaren Begriff von dem damaligen Zustand und Aussehen der Straße, heutzutage würde natürlich Niemand mehr dieselbe darin erkennen, indem außer dem obenerwähnten kleinen Häuschen darin, Alles durchaus verändert ist.
Wie lange wird es dauern, so werden auch sie der Vernichtung anheimgefallen sein.
Band 9
24. März 1873
Seit drei Wochen sind die Häuschen sammt dem daranstoßenden Garten verkauft und werden demnächst abgebrochen.
Band 9
20. Juni 1873
Sind abgebrochen und der Erde beinahe gleich. Der Abbruch begann am 18. Juni und kam dabei nichts Bemerkenswerthes zu Tage.
Die Anzeige, daß dieselben auf den Abbruch versteigert werden sollen, findet sich 1. Juni im Intellgbl. abgedruckt.
Band 9, Seite [unpaginiert]
Alte Rothehofstrasse
[kein Datum]
Band 9, Seite 243
Alte Rothehofgasse 5
E.83
25. Mai 1876
Seit einigen Tagen in vollem Abbruch begriffen. Hatte nichts Bemerkenswerthes und scheint aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts zu stammen.
Band 9, Seite [unpaginiert]
Rothekreutzgasse
[kein Datum]
Band 9, Seite 245
Rothekreutzgasse 16 | Citronengäßchen 11
F.18b | F.18a
1. Juli 1856
An diesem Hause befinden sich sowohl in der Rothekreutzgasse sowie im Citronengäßchen unter dem Ueberhang des ersten Stocks zwei Tragsteine, zusammen 4 welche einen roh gearbeiteten Adler tragen, dem auf der Brust ein Kreutz eingehauen ist, darüber die Jahreszahl 1620, wie beifolgende Abbildung zeigt. Genaue Abbild. [R0662] des ganzen Steins.
Band 9, Seite 247
Speicher, grosser
Rothekreutzgasse 1 | Rosengasse 2
F.166
26. Mai 1863
Am 29ten Mai 1853, also gerade vor 10 Jahren kam ich zum ersten Male durch Zufall auf einer meiner archäologischen Wanderungen in das Haus zum Speicher, und da es damals noch beinahe ganz unberührt und unverändert war, mußte natürlich der Eindruck, den es auf mich gemacht, ein um so größerer sein und wurde er nur durch das Gefühl der Verwunderung übertroffen, die sich meiner zugleich bemeisterte, daß dieses Juwel so ganz unbeachtet und ungekannt mitten in einer Stadt liegen konnte, welche seit länger als 15 Jahren einen Verein für Geschichte und Alterthumskunde besitzt, öffentliche Kunstanstalten hat und eine Menge Leute, die sich nicht wenig auf ihre Kenntnisse alter Architektur und Bauüberreste einbildeten.
Ich glaube nicht, daß dahier ein vollständigeres Bild eines Hauses und Hofes aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. Aufgetrieben werden kann, indem durch die Wohlhabenheit und den Reichthum der Einwohnerschaft, die meisten älteren Häuser bei anfangenden kleinen Schäden meistens sogleich eingreifend umgebaut, verändert, im gelindesten Falle ihres alterthümlichen äußeren Gewandes beraubt werden. Das Haus liegt mit seiner Hauptseite und seinem eigentlichen ursprünglichen Haupteingange in der Rothekreuzgasse und diese beiden Eingänge, schon allein die Thorfahrt sowohl als die kleinere in der Straße liegende Hausthüre sind ganz dazu gemacht, die Aufmerksamkeit eines Sachverständigen in höchstem Grad zu fesseln. Besser als alle Beschreibung es zu thun vermag,
Band 9, Seite [248]
zeigen dieß die Abbildungen, auf die ich hier verweise und beschäftige mich mehr mit dem Totaleindruck, der damals für mich ein ganz gewaltiger und überraschender gewesen ist. Die obenerwähnte Eingangsthüre liegt in dem ältesten Theil des Hauses, denn unter dem Nasengiebel dieses Baus, welcher nach der Straße zugewendet ist, fand ich, allerdings erst einige Jahre später, nachdem durch Erfahrungen meine Beobachtungsgabe geschärft worden war, die Jahreszahl 1549 - konnte auch 1542 sein, eingehauen. Der kleine, von einer Linde beschattete Hof, war mehr als irgend etwas andres geeignet, eine eigenthümliche behagliche Stimmung zu erwecken, indem die ganze Hausbewohnerschaft an einem Tisch unter dem Baume saß und behaglich plauderte, es stand eine Schnitzbank und ein Schleifstein in der Nähe, und der Brunnen hatte vor den spielenden Kindern nicht leicht Ruhe, trotzdem aber trieben auf dem sonnigen alten Pflaster des Hofes die Sperlinge munter ihr ungestörtes Wesen, und an der von der Sonne beschienenen Wand des Hauses lag schläfrig die große weiße Hauskatze. Eine Parthie Hühner und Enten, für welche letztere ein steinerner Trog mit Wasser angefüllt, zwischen den Pflastersteinen eingefügt war, hielt sich in dem schattigen Theile des Hofes auf, und aus dem kleinen, zwischen hohen Mauern um einige Stufen höher als der Haupthof gelegenen und durch den Abbruch verschiedener Schoppen in ein Gärtchen verwandelten Seitenhöfchen, drang erfrischender Blumenduft und schallte der Gesang munterer Astbewohner herüber. In einer Ecke des Hofes, da wo das letzte Fenster des Saales mit dem nördlichen Bau einen Winkel bildet, hat sich oben in der Wand, neben den Fenstern der verzierte Stein erhalten, welcher an
Band 9, Seite 249
einem Haken die Rolle zu dem schon seit längerer Zeit nicht mehr benutzten und zugedeckten Ziehbrunnen, dem eigentlichen alten Brunnen des Hofes erhalten. Zu diesem Brunnen konnte man auch durch eine nischenartige Oeffnung von dem kleinen Höfchen aus gelangen, durch Wegnahme des die Ecke ausfüllenden steinernen Brunnenkranzes wurde dieser Raum freigelegt, die Nische bis auf den Boden heruntergebrochen, in eine Thür verwandelt, durch welche über einige Treppenstufen die Verbindung der beiden Höfe jetzt hergestellt ist. An der Südseite des Hofes steht in der Ecke der alle Stockwerke überragende Treppenthurm mit einer steinernen Wendeltreppe bis zum Dachstuhl hinauf, den Schluß seines Helmdaches bildet ein Knauf mit einer Wetterfahne, die ein Wappenschild zeigt, dessen wahrscheinlich bemalte Seite sich nun nicht mehr erkennen läßt; es war mir neu, und ich hielt es hier für das einzige Exemplar, nun aber fand ich im Mai 1862 an dem Hause zur Eiche, Römergasse 6 [I.112], s.d., eine Wetterfahne, welche zwei Wappenschilder zeigt und aus derselben Zeit stammt, 1559.
Von der Höhe dieses Thurmes hat man eine nicht uninteressante Aussicht über die benachbarten Häuser, unten neben denselben befindet sich der Eingang zu den mit den Fenstern nach der Rosengasse hin liegenden Ställen. Alle Thüren im Hofe sind reich mit Steinhauerarbeit verziert, wie die Abbildungen [R0624] [R0627] ebenfalls zeigen, und an einer derselben fand ich nach langem vergeblichen Suchen endlich die in Stein auf zierlichen Feldern angebrachte Jahreszahl 1587 und glaubte, damit das Alter der sämmtlichen Bauten gefunden zu haben, bis mich das spätere Auffinden der erstgenannten von 1549 über diesen Punkt eines Besseren belehrte. Das Zwerghaus auf dem Dache dieses Gebäudes im Hofe, sowie die unter den Fenstern des ersten
Band 9, Seite [250]
Stocks herlaufenden Holzschnitzereien sammt den Fensterpfeilern sind dahier in Frankfurt nur in diesem einzigen Beispiele vorhanden.
Das Bemerkenswertheste jedoch ist unstreitig der große Saal im Erdgeschoß des Hauptgebäudes, dessen weite, mit einem Segmentbogen im Inneren überwölbte Fenster auf geschmackvoll verzierten Pfeilern und Säulen stehen; von ihm aus gelangt man durch ein schmales Thürchen in das vorerwähnte kleine Gärtchen, das mit seinen Akazienbäumen einen gar freundlichen Eindruck macht. Bei dem einige Jahre vor 1853 stattgehabten Umbau des Saales wurde das hölzerne Getäfel, womit er theilweise bekleidet war, entfernt und bei dieser Gelegenheit ein alter, wahrscheinlich lateinisch geschriebener Brief gefunden, der von dem damaligen Besitzer des Hauses, Herrn Bierbrauermeister Jung, lange aufbewahrt und nachher verschenkt wurde; als ich mich nach dem Empfänger erkundigen wollte, war derselbe bereits längst todt und somit die Hoffnung auf eine Abschrift verloren.
Der ausnehmenden Gefälligkeit des Herrn Jung verdanke ich eine sehr genaue Bekanntschaft der Localitäten, in welchen ich nach Herzenslust herumstöbern konnte, und ich hätte wahrscheinlich nicht so umfassende Detailzeichnungen anfertigen können, wenn er es mir nicht durch seine liebenswürdige Bereitwilligkeit so sehr erleichtert hätte. Eine ganze Reihe von treuen Abbildungen, welche jetzt nach der theilweisen Zerstörung einen doppelten Werth haben, war das Resultat meiner damaligen Thätigkeit.
In dem Hausgang vor dem Saale ist an einem steinernen Wandschrank die schöne eiserne Thüre angebracht, welche ich ebenfalls abbildete; die von diesem Gange in die Rosengasse führende Hausthüre ist ganz neueren Ursprungs und
Band 9, Seite 251
war früher nicht vorhanden. Die Holzschnitzereien, welche die in den Hof gekehrte Seite des denselben nach Norden abschließenden Gebäudes schmücken, gehören zu dem Besten und Feinsten, was wir in dieser Beziehung hier in Frankfurt besitzen und zeugen ebensosehr für den Geschmack der damaligen Zeit wie für den Reichthum des Erbauers; wie mag das Ganze erst stattlich ausgesehen haben, als alle Bauten noch in Holzarchitektur ohne den Alles überziehenden Kalkputz standen und die innere Einrichtung dem äußeren Aussehen entsprach. Die runden Scheiben in den Fenstern waren allerdings zum Vortheil des jetzigen Bewohners nach und nach entfernt worden und manches verändert, jedoch ohne den harmonischen Eindruck des Ganzen irgendwie erheblich zu zerstören; nun aber brachen im März 1858 mit dem Wechsel der Besitzer Veränderungen über Veränderungen, eine gewaltsamer wie die andere über die alten Gebäude herein. Den Anfang machte das Anlegen einer Kegelbahn, wodurch ein Theil des Gärtchens wieder überbaut werden mußte, was den Hauptreiz desselben wegnahm, sodann wurde der in die Rothekreutzgasse stehende ältere Bau im März 1859 in ein Brauhaus verwandelt und um einen Stock erhöht; bei dieser Gelegenheit hieb man die alte Linde im Hofe um und verlegte den Pumpbrunnen von seiner ursprünglichen Stelle; der malerische Eindruck dieser ganzen Seite war somit total vernichtet und der Ort kaum wieder zu erkennen.
Am 26. April 1862 wurde dem Hause abermals ein Hauptstück seines Werthes entzogen, und zwar dadurch, daß man den obenerwähnten Wandschrank in eine Thüre verwandelte, die steinernen schön gegliederten Gewänder wurden ausgebrochen, und die eiserne Thüre, diese
Band 9, Seite [252]
Perle von Schlosserarbeit, herausgenommen.
Wo sie hingekommen ist, konnte ich, aller angestellten Nachforschungen ungeachtet, nicht erfahren, ich vermuthe aber, daß sie als altes Eisen verschleudert oder zerstört wurde.
Durch neue Wirthschaftseinrichtungen droht den verschiedenen noch erhaltenen Gebäuden eine beständige Gefahr, und bald wird nichts mehr in seiner ursprünglichen Gestalt übrig geblieben sein, indem der gegenwärtige Besitzer im Laufe dieses Sommers den Hauptbau ebenfalls um einen Stock erhöhte, wodurch natürlich abermals ein Hauptcharakterzug wegfiel. Dicht vor dem Einfahrtsthor in die Rothekreutzgasse zieht der ehemalige alte Stadtgraben, in die sogenannte große Antauche verwandelt, unter dem Pflaster her; er nimmt die Abflüsse und allen Abgang des Hauses auf, wofür von den jeweiligen Besitzern alljährlich ein Graben-Zins von zwei Gulden an die Stadtkämmerei zu entrichten ist.
Vieles habe ich schon in unserer Stadt zerstören sehen, mit und ohne vernünftigen Grund, und wenn ich im vorliegenden Falle auch durchaus die naturgemäße Nothwendigkeit vollkommen anerkennen muß, so ist es doch immerhin sehr beklagenswerth, daß die Wucht zwingender Umstände gerade ein solches Juwel so hart treffen mußte, währenddem es dahier viele Bauten giebt, deren gewaltsames Verschwinden auf die Geschmacksrichtung unserer Nachkommen nur von dem heilsamsten Einflusse sein könnte. -
Man sehe die Abb. [R0617] in der Vogelschau und sodann die Detailzeichnungen.
Bei einer der oben angeführten Veränderungen wurde auch das schöne obenerwähnte Thürchen nach der Rothekreutzgasse hin, vermauert.
Band 9, Seite 253
2. September 1875
Von einer mehrwöchentlichen Reise zurückgekehrt, fand ich heute, daß die Mauer, welche das Gärtchen von dem kleinen Platz trennt, um die Hälfte ihrer Höhe abgebrochen ist, so daß man von der Straße aus einen großen Theil der Bäume darin erblicken kann. Nach und nach wird von den verschiedenen Theilen der Gebäude so viel verändert, daß von der ursprünglichen Anlage wenig mehr übrig bleiben wird. -
Band 9
14. August 1879
Im Augenblick sind abermalige durchgreifende Veränderungen im Gang; der nach der Rothekreutzgasse liegende bisher als Brauhaus eingerichtete Bau wird dieser Bestimmung wieder entfremdet und ist der zu diesem Behufe angebrachte Braukessel bereits herausgebrochen und liegt im Hofe.
Das Kühlschiff, das im Äußeren die meiste Verunstaltung hervorbrachte, ist auch weggenommen und soll, wie ich vernehme, der Bau zu Wohnungen eingerichtet werden. Die gewölbten Räume des Erdgeschosses sowie das ganze Haus haben bei diesen gewaltsamen Veränderungen natürlich entsetzlich gelitten, und es ist nicht abzusehen, was dem Hause noch droht. Jetzt schon ist es auf eine Weise entstellt, die sein früheres Aussehen kaum ahnen läßt.
Band 9
3. März 1880
Bei der eben im Gang befindlichen Baureparatur wurde die bisher überbaute Thüre an dem Hauptbau im Hofe, an welcher sich die Schilder mit der Jahreszahl befinden, wieder freigelegt, überhaupt der Bau, an welchem sich die schönen Holzschnitzereien befinden,
Band 9, Seite [254]
von allen seinen verdeckenden und entstellenden Anbauten befreit. Ob dieß von langer Dauer seyn wird, oder ob es abermalige Entstellungen zu Nützlichkeitszwecken zu erdulden hat, wird die Folge ergeben.
Band 9
11. Juli 1880
Man hat den alten Charakter des Hauses oder vielmehr des oben erwähnten Baues insofern wieder herzustellen versucht, als man den daraufgestrichenen Kalkputz entfernte, worauf unter den Fenstern zierliche Balkenornamente zum Vorschein kamen, wie sie dahier vielleicht nur noch in diesem einzigen Exemplar vorhanden seyn mögen; an einem bei dieser Gelegenheit blosgelegten geschnitzten Eckbalken fand die Jahreszahl 1590 sich vor. Es wurden die sämmtlichen, nunmehr sichtbaren Balken, welche mit den übrigen Holzschnitzereien übereinstimmen, nunmehr frei belassen und mit brauner Oelfarbe angestrichen. Das Dach wurde sammt dem originalen Zwerghaus frisch eingedeckt, was das Bestehenbleiben des alten Baues wenigstens eine Zeitlang versichert, obgleich das angebrachte moderne Oberlicht den alten Charakter ziemlich beeinträchtigt.
Siehe auch:
Band 9, Seite 255
Rothekreuzgasse 4
F.167
1858
Ueber der Hausthüre im Schlußstein des Bogens
Soli . Deo . Gloria . 1726. Beifolgend die Abbildung [R1040] eines geschmackvollen Tragsteins jener Periode, welche sich an dem Hause unter dem Ueberhang der ersten Stocks befindet.
Band 9, Seite 256a
Rothekreuzgasse 3
F.172
20. Mai 1881
Seit ungefähr 6 Wochen ist dieses Haus bis auf den Grund abgebrochen, es stieß an den großen Speicher an und ist nun die Mauer des Gärtchens desselben auch von dieser Seite um ein Stück freigelegt. Besondere architektonische Merkwürdigkeiten besaß es nicht, war aber immerhin ein diesen Stadttheil in seiner Bauweise kennzeichnendes Exemplar. Wahrscheinlich drohen mit seinem Falle auch dem benachbarten oben erwähnten Gärtchen neue Gefahren.
[Von der Chronologie abweichende Paginierung C. K.]
Band 9, Seite 257
Rothekreuzgasse 14
F.187
6. Mai 1853
Ein Haus mit einem Unterbau, welcher wie die Jahreszahl unter dem Wappen angiebt, aus dem Jahr 1627 stammt, die Fenster und Thürstürze des unteren Geschoßes sind mit Stäben, die sich durchschneiden, profilirt und haben den Segmentbogen wie die Abb.[R0663] zeigt.
In diesem Hause wurde die Backwerkform von Stein gefunden, welche in anliegenden Blättern beschrieben ist.
Band 9
1. August 1879
Soeben werden im Erdgeschoß Veränderungen vorgenommen, die Thür verändert u.s.w.
Band 9, Seite 259
[Rothekreuzgasse 14]
ad F.187
6. Mai 1853
Beschreibung der merkwürdigen Lebkuchen-Form, welche in dem Hause Lit. F.187 in der Rothekreuzgasse [14] gefunden wurde:
Die Form ist in Lithographirstein geschnitten, wahrscheinlich um Backwerk darin auszudrücken. Der Stein ist ungefähr 3 Zoll dick, rund und hat 9 Zoll Durchmesser, das Bild etwas über 6 Zoll im Durchmesser, so daß ringsum ein Rand stehen bleibt.
Er war im Erdgeschoß des Hauses im Inneren über der Hausthüre mit der Bildseite in die Wand eingemauert und mit der Wandfläche vollkommen bündig, so daß er erst entdeckt wurde, als man den Kalkputz, behufs einer Reparatur im Jahr 1838 herunterschlug.
Das Verfahren, wie dieses Backwerk (Fladen) bereitet wurde, war höchst einfach, indem man den Stein stark erhitzte, welcher dann diese Hitze vermöge seiner Dicke eine Zeitlang behielt und somit die, in die ausgetiefte Bildseite eingedrückte dünne Teigschichte schnell röstete. Es kommen solche Steine vielfach vor, und ich selbst habe schon viele gesehen.
Das Bild stellt ein Badhaus dar, das mit einem Baldachin, welcher auf 4 Trägern ruht, zeltartig überdeckt ist; auf dem Baldachin befindet sich in zwei gegeneinander gestellten Schildern das Wappen der Familie v. Stalburg, nämlich 3 Muscheln, nebst einem anderen, mir unbekannten, darüber die Jahreszahl 1530 und daneben das Monogramm des
Band 9
Formschneiders auf einem Täfelchen
Vier nackte Weiber befinden sich in dem Bad im Wasser, eine davon im Hintergrund, die Erste zur Linken sucht einen entfliehenden alten Mann zurückzuhalten und zum Bade oder sonst etwas einzuladen; er aber will davon
Band 9, Seite [260]
nichts wissen; auf zwei gewundenen Bändern befindet sich folgende Schrift in deutscher Minuskel: „vat . ku . ins . bad / ich . ha . de . stei . davo . er . irbt. / -"
Die Zweite sitzt und will einen entfliehenden alten schreienden Mann, welcher hingefallen ist, mit der Hand am Rockzipfel festhalten, auf einem Bande folgende Schrift:
/ o. got . hilf . mir . darvon. /
Daneben ein Alter, der an zwei Stecken geht, auf einem Bande dabei folgende Schrift:
/ darum . musz . ich . also . go. /
Er blickt furchtsam nach dem nackten Weib zurück. Die Dritte zur Rechten will einen sich sträubenden Alten zu sich heranziehen; er scheint sich zu wehren, auf einem Band die Worte:
„das . bad . hat . mich . vt . irbt . /, auf einem darüber stehenden Band: „/ hie . zum . heissen . bad. /"
Das Ganze soll offenbar den Sinn ausdrücken, daß die Alten den Ansprüchen der Jugend nicht mehr genügen können. Der Eine, am Stecken gehende soll vielleicht zeigen, wohin die Ausschweifungen führen; jedenfalls aber ist die Ausdrucksweise eine sehr derbe, indem der weibliche Körper mit seinen Reizen darin, auf eine Weise zur Schau gestellt ist, welche die Grenzen, die unsere Zeit in diesen Dingen mit Fug und Recht gezogen, auf einen Fleck stellt, an welchem sie, der Entfernung wegen, Niemand mehr sucht.
Wenn man sich daher an Festtagen mit diesem, wie es scheint, im Haus verfertigten Backwerk beschenkte, so muß das namentlich für junge Damen eine höchst bildende Belehrung gewesen sein, welche von der so oft gerühmten Unschuld und Sitteneinfalt unserer Vorfahren ein rührendes Zeugniß ablegt.
Im Rosenthal waren bekanntlich die Frauenhäuser.

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