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Inhaltsverzeichnis

Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Band 8 - Buchstaben M N

Buchstabe M

Band 8, Seite 1
Mainlust
September 1856
Der Garten nebst den Gebäuden der Mainlust wird von Herrn Ried, welcher denselben von den v. Guaita‘schen Erben erkauft hatte, im Jahr 1832 am 1. April laut Intelligenzblatt Anzeige als ein neu eröffnetes Vergnügungslokal angekündigt.
Der Garten gehörte früher der Familie Merian, kam dann, nachdem deren bedeutende Hinterlassenschaft an die Erbtochter des Matthias Merian, welcher nach ihres Vaters Todt den abentheuerlichen Schwindler Eosander v. Göthe heirathete, der innerhalb eines Zeitraumes von wenigen Jahren das ganze Vermögen verschwendete.
Die Besitzung an der Windmühle, welche im Krönungsdiarium Kaiser Karls VII. genau beschrieben ist, muß sehr ansehnlich gewesen sein. Sie wurde von den Brüdern v. Loen erstanden und bei besagter Krönung 1742 an den spanischen Gesandten, den Grafen Montijo vermiethet, welcher darauf ein glänzendes Feuerwerk veranstaltete.
Später ging sie an die Familie v. Guaita über und war lange Zeit unter dem Namen von Guaita‘scher Garten bekannt.
1840 bei Veranlassung des Festes zur Feier der Erfindung der Buchdruckerkunst wurde darin ein prachtvolles Bankett gehalten.
1836 beging der Liederkranz eine Festlichkeit daselbst,
Band 8, Seite [2]
welche zu Ehren Rossini‘s veranstaltet wurde.
Abbildungen giebt es viele und finden sich dieselben beinahe auf allen älteren Darstellungen vor, da die Stadt immer von dieser Seite her aufgenommen wurde. Auf dem Plan von Merian, welcher den Zustand von 1628 zeigt, erscheint der Garten noch in seinem ehemaligen Zustand mit der Windmühle im Hintergrund, auf dem Titelblatt zu Salomon Kleiners florierendem [Leerstelle, Satz abgebrochen S. E.].
Auf dem Faberischen Belagerungsplan von 1552 finden wir die Stelle mit Weingärten angelegt. Merian in seinem Plan von 1628 zeigt uns den Garten als bereits in Mauern eingeschlossen und mit kleinen Lusthäuslein darin. Auf einer Abb. von Zehender, welche die älteste mir bekannte ist, vom Jahr 1771 hat das Haus bereits die Gestalt, unter der es noch besteht und in welche wahrscheinlich es von der Familie v. Guaita gebracht wurde.
Auf dem wunderschönen geschmackvollen und vortrefflich, nicht künstlerisch aufgefaßten und radirten Titelblatt zu Kollers 6 Ansichten der Stadt vom Jahr 1777 ist dasselbe sehr deutlich und genau dargestellt und zu sehen.
Band 8, Seite 3
Thanner gibt auf seinem 1781 erschienenen Grundriß der Stadt ebenfalls als Vignette eine nach Zehender copirte Ansicht der Stadt von dieser Seite her, welche aber nur eine Copie der vorhin erwähnten 1771 angefertigten Abb. zu seyn scheint, deren Original in meinem Besitz ist. Neuere Abb. giebt es unzählige gute und schlechte, ja sogar sehr schlechte, wozu als hervorragend eine von Tanner gehört (dahier bei Hildebrand erschienen.)
Die Familie v. Guaita ließ den Parterrestock des nach dem Main hin gelegenen Flügel des Hauses mit Gemälde von dem älteren Schütz, Christian Georg ausschmücken, welche, als die Localitäten in den Besitz der Stadt übergingen, nach der Stadtkämmerei verbracht wurden.

1859
Wurde die Wirthschaft in der Mainlust geschlossen und gingen die Gebäude in den Besitz der Stadt über.
Band 8
13. Oktober 1873
Heute wurde angefangen, die Gebäude abzubrechen, nachdem vorher die Bäume im Garten gefällt worden waren. Es wurde zunächst die nach der Straße zu gelegene Seite in Angriff genommen.
Band 8
11. November 1873
Seit drei Tagen hat nun auch der Abbruch des Hauptgebäudes begonnen und ist dasselbe heute schon bis auf den
Band 8, Seite [4]
ersten Stock herunter gebrochen. In der Wetterfahne des ebengenannten Gebäudes befand sich die Jahreszahl 1769 und scheint dieselbe das Jahr der Erbauung anzuzeigen, indem auf der oben erwähnten Abb. von Zehender dieselben bereits in ihrer jetzigen Gestalt aufgeführt sind und den Eindruck eines neuen Hauses machen. Ebenso auf der Abb. von Koller, die dem ebengenannten in jeder Beziehung voranzustellen ist.
Band 8
1. Januar 1874
Alles der Erde gleich.
Band 8, Seite [unpaginiert]
Alte Mainzergasse
[kein Datum]
Band 8, Seite 5
Kälberstall
Alte Mainzergasse 71
I.18
27. Mai 1877
An einem Tragstein unter dem ersten Stock nach der Seite des Hexenplätzchens hin die Buchstaben P H C . 1792. Aus den Fenstern dieses Hauses ist die eine innere Ansicht des Mainzerpförtchens genommen, s.d.
Band 8, Seite 7
Kälberstall
Alte Mainzergasse 51
I.28
6. Juni 1858
Ueber der Hausthür ein Schild mit beifolgender Abb. [R1123], wahrscheinlich das Zeichen der Fischerzunft.
Die Wetterfahne oder vielmehr der Schlußknauf auf dem Giebel hat fast die Gestalt eines Sternes mit vielen Spitzen, s. Abb. [R1119]
Band 8, Seite 9
Elephant
Alte Mainzergasse 49
I.29
6. Mai 1866
Massiver Unterbau mit schön verzierten Tragsteinen unter dem Ueberhang des ersten Stocks, von welchem der mit dem ehemaligen Hause I.30 gemeinschaftliche das Zeichen des Bierbrauerhandwerks nebst den Buchstaben I. M. und der Jahreszahl 1629 trägt, s. Abb. [R1107]
Ueber der Hausthür im Schlußstein das Wappen der Familie Schönwetter, genannt von Heimbach, s. Abb.
Das Haus war früher kein doppeltes Eck, sondern wurde es erst, als man das Haus I.30, I.33, I.34 und I.31 abgebrochen hatte, um im Jahr 1839 das Zollgebäude an ihren Platz zu stellen. Die Brandmauer des Hauses I.30 blieb stehen, und deßhalb ist uns auch die Hälfte des obenerwähnten gemeinschaftlichen Tragsteines erhalten, s. Abb. [R1107]
Band 8, Seite 11
Stadt Marburg
Alte Mainzergasse 43
I.35
Juni 1861
Die Wappen der Familien Kellner und Zum Jungen an dem Tragstein mit reicher Verzierung, wie überhaupt das ganze Haus sehr viele Spuren einer reichen Ausführung trägt, als da sind Tragsteine, Schloßbleche, Thüren u.s.w.

1. Tragstein rechts, 2. Tragstein links mit der Inschrift Domus S. Leonhardi 1595.
Band 8
27. Mai 1877
Seit längerer Zeit im Inneren unter dem Thorbogen u.s.w. bis zur Unkenntlichkeit verändert, namentlich aber seiner Ornamente beraubt. Unter dem Thorbogen befand sich rechts ein Wandschrank mit einer verzierten mit künstlicher Schlosserarbeit bedeckten Thüre sowie eine schöne Eintheilung der Stuckverzierung an der Decke und einige Tragsteine, welche Dinge aber nunmehr sämmtlich verschwunden sind.
Band 8
20. Dezember 1878
Leider sind in neuerer Zeit genauere Untersuchungen des Vorderhauses nach der Mainzergasse hin beinahe unmöglich geworden, indem ein Theil des Hauses liederlichen Dirnen zum Aufenthalt dient, es enthält noch Treppengeländer mit gedrehten Stäben, Stuckdecken, Eisenbeschläge u.s.w.
Band 8, Seite 13
Am Leonhardsthor
Alte Mainzergasse 21
I.48
29. Juni 1865
Ein Haus, das ich leider erst in der Zerstörung kennen lernte und schnell noch zeichnete und untersuchte. Allem Anschein nach stammt es aus dem Jahr 1589, wie eine Jahreszahl über dem Kamin nachweist. Ein Treppenthurm, ein wunderlicher Bau mit einer massiven Eingangsthür und gewundener steinerner Treppe, Stuckverzierte Decken u.s.w. Eine der Thüren mit Füllungen abgeb., s.d.- Fig.2, Kamin Fig. 1.
Band 8
1. Dezember 1874
Seit einigen Wochen ist das Dach auf dem Vorderhause, nach dem Main zu, abgedeckt und eingeschalt.
Band 8
26. Dezember 1875
Ist ein Stock darauf gesetzt und zwar in einer Weise, die beinahe glauben ließe, daß in Frankfurt der gute Geschmack im Bauwesen ganz abhanden gekommen sey. Das Haus hatte früher mit seinem steinernen Erker einen so behaglichen Eindruck hervorgebracht und ist nun total entstellt.
Band 8, Seite 15
Grosses steinernes Haus | Am Leonhardsthor
Alte Mainzergasse 19
I.49
28. Mai 1863
Ein massives steinernes Haus, das im Unterbau soeben zu einer Bierwirthschaft eingerichtet wird. Dieser Unterbau besteht aus zwei Kreuzgewölben mit einfachen Rippen und zierlichen Schlußsteinen, in denen sich die Wappen der Familien Frosch und Knoblauch befinden, welche, um das Gasrohr einführen zu können, leider durchbohrt wurden.
Das Haus scheint aus dem Ende des 15. Jahrh. zu stammen, wurde aber im vorigen Jahrhundert namentlich in den oberen Stockwerken durchgreifend reparirt und theilweise umgebaut; es soll dieß auf einem Täfelchen im Kalkputz in einem der oberen Stockwerke angeschrieben stehen, leider aber gestattete der Zustand des gegenwärtigen Hauseigenthümers oder Miethers, welcher halb betrunken unten in dem Gewölbe bei den Handwerkern herumtaumelte, eine nähere Einsichtnahme nicht; und so muß ich es einem günstigen Zufall überlassen, welcher mir das Datum der Restauration einmal in die Hände spielt, oder auch nicht, wie dieß auch schon vorgekommen ist. Um das Gewölbe zu vergrößern, wurde die südliche eine Wand in Form eines Spitzbogens ausgeschlagen, was dem Charakter des Ganzen ebenso wie die modernen Fenster erheblich geschadet hat.-
Band 8, Seite 17
Mittleres steinernes Haus
Alte Mainzergasse 17
I.50
22. Mai 1857
Ein Haus, das aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Ende des 15. Jahrh. stammt, welche Annahme sich auf eine mit einem Spitzbogen überdeckte Thüre stützt, die [in] das kleine Höfchen des Hauses führt. Soviel ich bis jetzt ermitteln konnte, scheint dieselbe nebst einigen Mauerfragmenten in dem Aliment der einzige Ueberrest dieser Zeit zu seyn; das Haus hat im Laufe der Zeiten vielfache und bedeutende Veränderungen erfahren und wurde gegen Ende des 17. Jahrh. beinahe ganz umgebaut. Von diesem Umbau rührt eine Thüre her, die in das obenerwähnte Aliment führt und einen wunderschönen und wohlerhaltenen Thürklopfer besitzt, der sich an diesem verborgenen Plätzchen glücklich bis auf unsere Zeit gerettet hat.
Band 8
21. Mai 1875
Soeben werden in dem Hause bedeutende Veränderungen vorgenommen, welche namentlich den Unterbau betreffen und gehen damit wieder alte Spuren zu Grunde.
Band 8
24. April 1879
Der obenerwähnte Thürklopfer oder Pfortenring befindet sich sammt Schloßblech nunmehr in der städt. Sammlung auf dem Archiv.
Band 8, Seite 19
Graal
Alte Mainzergasse 15
I.52
5. Juli 1856
Heute wurde mir Gelegenheit, das Haus genau zu untersuchen, es bildet das Eck mit der alten Mainzergasse und einem städtischen Allment, welches nach dem Main hin durch die ehemalige Stadtmauer abgeschlossen wird und tritt auf der anderen Seite gegen das Haus 13 hin bedeutend in die Straße vor, so daß es gleichsam ein doppeltes Eck bildet. S. Allment.
Der Unterbau ist sehr alt und reicht wohl in das 14. Jahrh. hinauf, jedoch haben sich von ihm nur einzelne Mauerreste erhalten und ein Gewölbe, das links das Erdgeschoß nach der Mainzergasse hin einnimmt, stammt aus dem 15. Jahrh. Es ist niedrig und besteht aus zwei aneinanderstoßenden flachen Kreuzgewölben, deren Schlußsteine Wappenschilder zeigen, die jedoch übertüncht und nicht mehr zu erkennen sind. Es hat von seinem ursprünglichen Aussehen viel eingebüßt, dadurch daß es zu einem Branntweinkeller umgewandelt ist, die 4-5 Fuß dicken Mauern desselben sind stellenweise eingeschlagen um Nischen zu erhalten, in welchen die Flaschen liegen, und das Fenster sowie die mit einem Spitzbogen überdeckten Thüren nach der Mainzergasse hin sind später eingebrochen, was man auf den ersten Blick erkennt. Der eigentliche Eingang war vom Hofe aus und ist diese noch sehr gut erhaltene Thüre genau mit den Formen des ganzen Gewölbes übereinstimmend ausgeführt. Dieser Zeit verdankt auch das Hauptthor seine Entstehung, dessen Spitzbogen allerdings später eine gewaltige Veränderung erfahren mußte, indem es an seinem oberen Theile durch unverständige Hände bei einer Reparatur ein gedrücktes Ansehen erhielt.
Gegenwärtig ist die ganze Räumlichkeit zu einer Liqueurfabrick eingerichtet und im Besitze des Herrn Englert. Im Hofe hat er seinen eigenen Brunnen, der früher ein Ziehbrunnen
Band 8, Seite [20]
war und nun durch eine hineingestellte Pumpe den Ansprüchen der Neuzeit gerecht wurde. Ein mächtiger Stein, an welchem früher die Rolle gehangen, giebt von seiner einstigen Bestimmung Zeugniß und tritt weit aus der dicken Mauer heraus, ein ebenfalls daselbst eingemauerter Tragstein war wohl bestimmt, eine Verdachung zu unterstützen, indem ich mir seinen sonstigen Zweck nicht erklären konnte. Dicht neben dem Brunnen führt eine mit einem Spitzbogen überdeckte Thüre in das Allment, das sich rasch auf den Main zu absenkt. Diese Thüre scheint später in die Mauer gesetzt zu seyn und ebenfalls dem 15. Jahrh. anzugehören, die Mauer jedoch die alte Umfassungsmauer zu seyn. Dieselbe ist durch vielfache Blenden stellenweise um ihre halbe Dicke verringert und im Laufe der Zeiten so sehr verändert und umgestaltet, daß ihre eigentliche Form kaum mehr herauszufinden ist. S. Abb. [R0594] [R0593] des Hofes.
Oben in dem Fachwerk des nach der Mainzergasse hin gelegenen Theil des Hauses findet sich über einer Thüre zierlich die Jahreszahl 1564 angemalt, was auf einen Neubau deutet, der auf den alten Unterbau in Holz aufgesetzt wurde und durch das Alter ganz schief steht. Die Jahreszahl selbst befindet sich über einer Thür und ist die Bemalung oder vielmehr der Anstrich der Wände genau so, wie ich es bei einer Menge von Häusern aus dieser Zeit vorfand, nämlich die Wand weiß getüncht, die Balken blaugrün oder roth, mit farbigen Streifen umzogen, der an seiner Endigung nach dem weißen Kalkputz hin wieder mit einer dunklen Linie eingefaßt ist. Auch die Fußböden sind dieselben und sind mit gebrannten thönernen Plättchen belegt, von einer Vollständigkeit,
Band 8, Seite 21
wie ich sie dahier in unserer Zeit noch selten gefunden habe, sie tragen sämmtlich das bekannte, hier immer wieder vorkommende Muster, so daß ich es nicht für nöthig erachtete, sie besonders abzubilden. Es muß dieser Theil des Hauses früher in Balken und Putz gestanden haben, denn überall findet sich unter dem Schiefersteinbeschlag, daß die ersteren mit verzierten Bügen versehen sind, was sicherlich nicht der Fall gewesen seyn wäre, wenn sie von Anfang an auf Schieferbeschlag gerichtet worden wären. Weiter findet sich oben noch an einem nach der Mainzergasse hin liegenden Schornstein die Jahreszahl 1762, was ebenfalls auf eine Hauptreparatur und theilweise Umgestaltung deutet.
Auf der Seite des daranstoßenden Hauses 13 [I.53] in der Brandmauer derselben finden wir über dem Ansatz des Daches eine Steinplatte eingemauert, welche folgende Inschrift trägt, die von mir selbst an Ort und Stelle genau abgeschrieben wurde:
„Diese Mauer haben wir von unserem Zwerg Kennel bis an den Main von Grund auf so hoch als diese Mark Steine mit Herrn Abraham Goll gemeinschaftlich gebaut. Monath November 1742. Serras Pick seligen Erben“.
Unter der Tafel mit dieser Schrift ist eine Linie gezogen im Speiß, in welcher in Abständen von ungefähr 10 Fuß vorstehende Backsteine eingemauert sind, um die angegebene Höhe zu bezeichnen und wurde somit auch ein Theil des Hauses neu aufgeführt.
Ueber dem obenerwähnten Gewölbe findet sich im 1. Stock des Hauses neben dem vorspringenden Eck ein Fenster, s. Ab.,
Band 8, Seite [22]
das in seiner Anlage und seinen Formen allerdings auf eine frühere Zeit deutet, jedoch meiner Erfahrung nach zweifelhaft erscheint. Der Raum, den es erhellt, ist offenbar gegenwärtig in eine Kammer verwandelt und trägt außer der dicken Mauer, welche das Eck nach dem Hause 13 [I.53] bildet, keine Spur, die auf die rom. Zeit hinweist, welche das 11. und 12. Jahrh. ungefähr in sich begriff; auf der Seite nach dem Allment hin finden sich noch zwei Fenster, mit einem Rundbogen überdeckt, allein keines davon kann ich einer so alten Kulturperiode zutheilen und mag bei einer dereinstigen Untersuchung sich wohl die eigentliche Entstehungszeit am ersten klar legen.
Der Name des Hauses Graal deutet allerdings auf ein sehr hohes Alter und kommt das Haus urkundlich als schon bestehend bereits im Jahre 1393 vor, allein das berechtigt keineswegs zu der Annahme, daß es bis in den Anfang des 13. oder gar Ende des 12. Jahrh. hinaufreichen muß, denn die alten, dicken, durch zahllose Blenden entstellten Mauern können ebensogut aus einer späteren Zeit stammen, wie ich dieß hier in Frankfurt an einer Menge von Bauten nachzuweisen im Stande bin. S. Ab. [R0596] [R0595] der Fenster.
Wenn deßhalb von kundiger Seite die erstere Ansicht ausgesprochen wird, so ist dieser Ausspruch mit der größten Vorsicht aufzunehmen. Der Mittelbau verbindet das ebengenannte Hinterhaus mit dem auf den Main hin gelegenen Vorderhaus, in dessen Fachwerk wir oben im 4. Stock die zierlich angemalte Jahreszahl 1602 treffen. Sie ist gleich der im Hinterhaus
Band 8, Seite 23
über einer Thür angemalt, und wurde wahrscheinlich um diese Zeit der innere Hof mit seinen Gallerien, welche denselben von drei Seiten umgeben, in seine jetzige Form gebracht, indem [man] theilweise die alten Unterbauten stehen ließ und benutzte. Das Erdgeschoß des Hauses ist bis jetzt einer Untersuchung unzugänglich geblieben, bis auf einen Raum, welcher seinen Eingang, durch eine mit einem Rundbogen überdeckte Thüre hat und mit seinen Fenstern, ebenfalls eines davon mit einem Rundbogen überdeckt, nach dem Allment sieht. Der Raum ist sehr groß und sehr niedrig, 7 Fuß hoch und steht theilweise auf hölzernen Pfeilern; die Fenster sind erblindet und von Hunderten von Spinnweben verdunkelt, weßhalb das Ganze einen höchst malerischen Eindruck macht, trotzdem aber kann ich ihm kein höheres Alter zugestehen; er liegt ungefähr 4 Fuß über dem jetzigen Boden des Hofes und hat an seiner nach Süden gerichteten Wand links eine vermauerte Thüre. Diese Wand kann vielleicht einmal die älteste Wand des Hauses gewesen seyn, welche in den Zwinger zwischen der Stadtmauer und dem Hause führte und welcher Zwinger nachher mit dem Haupthause überbaut und das Haus mit der Brust auf die Stadtmauer gesetzt wurde. Die Erlaubniß dazu gab der Kaiser Karl IV., welcher der Stadt allerhand Privilegien ertheilte (Privilegia Francof. II. Aug.) und wurde davon ein solch ausgiebiger Gebrauch gemacht, daß später ganze Stücke der Stadtmauer überbaut wurden.
Vergl. das Battonsche Manuscript auf der Stadtbibliothek, Band I.
Band 8, Seite [24]
Wahrscheinlich stand das Haus zuerst von der Stadtmauer zurück und wurde erst später in seine jetzige Stellung gebracht.
Auf dem Vorplatz des dritten Stocks des soeben in Rede stehenden Theiles des Hauses findet sich ein massiver Kamin vor, welcher ebenfalls in seiner Form ganz unzweifelhaft nach dem Anfang des 17. Jahrh. hindeutet.
Sollte mir einmal über kurz oder lang die Gelegenheit sich darbieten, eine eingehendere Untersuchung vorzunehmen, so wird sich vieles aufklären, das bis jetzt mir und anderen Leuten ein Räthsel ist. - [Fortsetzung auf Seite 25 S. E.]
Band 8
22. März 1873
Heute entdeckte ich, daß in dem neu hergestellten obenerwähnten Raum die Bogen der Stadtmauer, welche den Umgang trugen, noch theilweise erhalten sind, s. Ab.
Band 8
28. März 1873
Heute erfuhr ich von dem Besitzer des Hauses, Herrn Albrecht, daß er dasselbe neu anstreichen lassen will, mit diesem Beginnen sind eine Menge von Reparaturen unzertrennlich und wird das Haus einen großen Theil seines alterthümlichen Charakters verlieren. Auch gedenkt derselbe, es gelegentlich wieder an die Stadt Behufs der Anlegung einer Straße auf das Mainufer zu veräußern, womit sein Todesurtheil ausgesprochen ist.
Band 8
1. April 1873
Endlich gelang es mir, in das kleine Kämmerchen, welches das rundbogige Fenster hat, einzudringen, habe aber nichts Besonderes gefunden, ich vermuthete einen gewölbten feuerfesten Raum, eine sogenannte Kemmenate und war sehr enttäuscht, eine ganz gewöhnliche Balkendecke zu finden. Das Fenster hat im Inneren einen [Fortsetzung auf Seite 27 S. E.]
Band 8, Seite 25
Graal
Alte Mainzergasse
20. Februar 1873
Seit einigen Tagen ist man beschäftigt, dem Vorderhause, das nach dem Main zu liegt, einen Ausgang auf den Quai zu verschaffen und wurde zu diesem Ende die Wand des Hauses durchgebrochen. Es ist dieß ein Stück alter Stadtmauer, welche den Unterbau bildet und auf welche das Haus mit der Vorderwand gestellt wurde ich habe sie untersucht, sie ist ziemlich dick, aber äußerst unsorgfältig und roh ausgeführt. Eines der letzten Stücke alter Stadtmauer schließt das neben dem Hause herziehende Gäßchen nach dem Maine zu ab. S. d. Wenn nicht alle Zeichen trügen, so drohen dem Hause durch diese neue Einrichtung schwere Veränderungen, wie denn auch bereits aus dem Erdgeschoß des Vorderhauses die alten hölzernen, schön profilirten Träger, welche den ersten Stock stützten, herausgenommen und zersägt wurden. Es war schon einmal die Rede von gänzlicher Niederlegung und Neubau des Hauses, dieser Kelch scheint nun doch glücklich an ihm vorübergegangen zu seyn, doch ist es noch nicht aller Tage Abend, und in der heutigen Zeit kann man sich auf alles gefaßt machen.
Band 8, Seite 27
[Fortsetzung von Seite 24 S. E.:] geraden rechtwinkelichten Sturz.
Das ganze Kämmerchen steht in die Stube hinein, reicht aber nicht bis hinten an die Wand, sondern läßt ungefähr 8 Fuß Raum übrig. Merkwürdig ist übrigens die ganze Localität doch.
Band 8
9. März 1879
Soeben entdecke ich oder finde ich vielmehr in den Blättern, daß das Haus auf den Abbruch verkauft oder angeboten und demnächst damit der Anfang gemacht werden soll.
Meine Nachsuchungen waren bis jetzt erfolglos und konnte ich dem Hause nichts abgewinnen, was ich nicht schon wußte. Ob die Fenster romanisch sind oder der späteren Zeit angehören, wird der Abbruch lehren. Im Inneren hat sich bis jetzt nichts Neues gezeigt. Jedenfalls fällt mit ihm eines der ältesten Häuser dahier. Es war in letzter Zeit durch Neubauten und Einrichtungen sehr entstellt worden und bin ich nun begierig, was der Abbruch bringen wird.
Band 8, Seite 29
Graal
Alte Mainz Gasse 15
I.52
29. März 1879
Heute hat der eigentliche Abbruch des Hauses begonnen, nachdem bereits seit einigen Tagen hier und da Thüren und Fenster zu diesem Behufe ausgehängt worden waren. Eine in ihrer Eintheilung und Ausführung höchst geschmackvolle Stuckdecke habe ich noch gezeichnet, s. Ab. [R1592]
Band 8
2. April 1879
Der Thorbogen des Hauses, welcher früher ein reiner Spitzbogen war, ist äußerlich sehr entstellt, bei dem nun eingetretenen Abbruch hat sich ergeben, daß der Bogen früher rein war und zu einem viel höheren Raum führte, indem sich die beiden Angelsteine vorfanden, in denen die Thorflügel eingehängt waren, diese beiden Steine sind noch vorhanden und nun im Inneren vollständig zum Vorschein gekommen unter dem nunmehr abgeschlagenen Kalkputz der inneren Wände.
Meine Ansicht, die ich gleich von Anfang hatte, geht dahin, daß in die alten, aus dem 14. Jahrh. stammenden und theilweise stehen gelassenen Mauern ein Holzbau eingefügt wurde, der viel niedrigere Stockwerke hatte als uranfänglich intendirt war, denn die ebengenannten Steine liegen in der Höhe der jetzigen Fensterbrüstung, drei Fuß etwa über dem jetzigen Boden der Zimmer des ersten Stocks, auch kommt auf der inneren Seite der Brüstung nun der massive Stein des Thorbogens zum Vorschein und ist deutlich zu sehen, wo derselbe später in der gedrückten Weise angesetzt wurde.
Ich kenne kein Gebäude dahier, das so viele Umgestaltungen durchgemacht hat als das vorliegende, aber älter als den Anfang des 14ten Jahrh. halte ich die vorhandenen Ueberreste doch nicht und wage es sogar, zu behaupten, daß die drei rundbogigen Fenster aus dem 16ten Jahrh. stammen. Der Verlauf des Abbruchs wird zeigen, ob ich im Recht bin oder mich geirrt habe.
Was die nach dem Allment gerichtete Seite betrifft, so hat dieselbe in ihren untersten Mauerconstructionen unzweifelhaft Spuren der ersten Anlage aufzuweisen, allein
Band 8, Seite [30]
dieselben sind nur spärlich vorhanden. Ein vermauertes Doppelfenster mit zwei Trägern aus Basalt davor gehören in eine frühe Zeit, ebenso ein Theil der Mauer, die den Hof von der Straße absperrt, in welche die Thüre mit dem Spitzbogen vielleicht später eingesetzt wurde. Deutlich ist zu erkennen, wie weit eigentlich das alte Haus reichte und wie später das neue über den Zwinger gestellt wurde. Im ersten Stock nach dieser Seite hin finden sich noch zwei Fenster vor, welche die alten ursprünglichen runden Scheiben noch haben; sie mögen aus dem 16. Jahrh. etwa stammen. Dieser Theil des nach dem Main gehenden Hauses steht ohne Kalkputz roh in Balken, wie wahrscheinlich früher das ganze Haus.
Bei der schon oben erwähnten Veränderung des Hinterhauses, das seine Fronte nach der Mainzergasse hat, wurde der in die alten Mauern eingebaute erste Stock so tief gelegt, daß sein Fußboden in den halben Theil des Bogens über dem Thore zu liegen kam und die Spitze des Bogens ungefähr gleiche Höhe mit dem oberen Rand der Fensterbrüstung hatte, wodurch der Bogen zur Hälfte zugebaut wurde, a. Ab.
In dem Raum zu ebener Erde im Haus nach dem Main ist ein in die Mauer eingebundener Träger beinahe heraus gewichen und durch einen Balken unterstützt.
An dem mit dem Nachbarhause 13 gemeinschaftlichen Tragstein der Brandmauer gegen den Main hin die Buchstaben S. P. S. E. (Serras Pick seel. Erben), was auf die bereits erwähnte Tafel Bezug hat.
Band 8, Seite 31
Was die fraglichen Fenster anbelangt, so ließ ich heute an einem derselben nach der Straße zu den Kalkputz herunterklopfen und holte mir als alsdann den Baurath Denzinger, welcher auf den ersten Blick das Urtheil aussprach, das ich schon vor Jahren gefällt habe, und dahin lautet, daß die Fenster nicht romanischen Ursprungs sind, sondern aus dem Anfang des 17. oder höchstens Ende des 16. Jahrh. stammen.
So hätte ich am Ende doch Recht behalten.
Band 8, Seite 33
Aliment | Stadtmauer Main
Juli 1856
Bei dem Hause Graal, Alte Mainzergasse 15 [I.52] geht ein Aliment auf den Main, welches daselbst von der alten Stadtmauer abgeschlossen wird, dieß Stück Stadtmauer nun gehört seinem unteren Theil nach mit zu den allerältesten Mauerfragmenten unserer Stadt, es besteht unten ungefähr 8 Fuß hoch aus rothen Sandsteinen, welches Stück vielleicht aus dem 10. oder 11. Jahrh. stammt. Später wurde ein Bogen zur Verstärkung daran gesetzt, um oben die Breite für den Umgang zu erhalten, der theilweise wieder abgebrochen oder heruntergefallen ist, ein Kämpfer davon liegt dicht dabei, und man kann deutlich die Stelle sehen, wo er herausgefallen, dieselbe ist rechts ungefähr in einer Höhe von 10 Fuß über dem Boden.
Ganz zuletzt wurde die Mauer noch einmal erhöht od. ausgebessert; die unmittelbare Nähe der Leonhardskirche giebt viel Wahrscheinlichkeit für das Alter des untersten Theils.
Band 8, Seite 35
Frosch
Alte Mainzergasse 13
I.53
4. Juni 1858
Das Haus hat in seinem Unterbau breite Thüren, mit einem gegliederten Segmentbogen überdeckt. Zwischen einem dieser Bogen ist auf einem Stein die Jahreszahl 1484 eingehauen, welche aber durchaus nicht mit der sonstigen Bauweise des Hauses übereinstimmt und ist diese Zahl entweder auf einem alten Stein gewesen, den man bei dem Bau des Hauses verwendete oder später von jemand hineingehauen, zu welchem Zweck, konnte ich nicht ermitteln. Neben den zwei breiten Bogen führt eine kleine Thüre, mit einem Rundbogen überdeckt, in den Hof und das Vorderhaus. Dann findet sich noch ein sehr großes Thor neben dieser Thüre.
Von den jetzt stehenden Bauten ist das eben besprochene Hinterhaus das älteste, in einem Zimmer des 1ten Stock befindet sich an einem Fensterpfeiler ein Tragstein mit den zierlich gehauenen Wappen der Familien v. Knoblauch und Weiss v. Limburg nebst der Jahreszahl 1534, was wohl auf einen gänzlichen Neubau deutet. Das nach dem Main liegende Vorder- oder Mainhaus verdankt seine Entstehung dem vorigen Jahrh. Wegen der dasselbe von dem Hause 15 trennenden Brandmauer s. d.
Band 8, Seite 37
Goldnes Kännchen | Goldnes Kämmchen | Kleiner Weisser
Alte Mainzergasse 11
I.54 | I.55
19. Juni 1865
Ein Haus mit massivem, reich verziertem Unterbau, etwa aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. Über der Hausthür ein Schild in die Verzierung eingehauen und darauf die Zahl No. 54. L.I (Lit. J) [I.54]. Darunter ein Band mit der Inschrift Zum goldnen Kaengen. Reno. 1708.
Sodann rechts und links an den Pfeilern die in der Abb. [R1117] gegebenen Wappen, das erste ein halber Affe, im unteren Feld drei Sterne, bei dem zweiten eine Zange mit zwei Rosen.
So lange es mir denkt, wurde das Haus von einem Bäcker bewohnt, es bildet das Eck mit dem kleinen Gäßchen und bestand wahrscheinlich früher aus zwei Häusern, die zusammengezogen wurden. Aeltere Spuren hat es nur wenige mehr, doch sind seine Träger unter dem ersten Stock dahin zu rechnen.
Band 8, Seite 39
Alte Mainzergasse 1
I.63
Mai 1862
Ein Haus mit massivem steinernem Unterbau aus dem Ende des 17ten Jahrhunderts mit schönverzierten und geschmackvoll ausgeführten Tragsteinen unter dem ersten Stock, die beiden rechts und links über dem Bogen der mittleren Thüre tragen in einem Kranze von Blättern ein Schild, Fig. 1 mit einer Hausmarke; auf dem Schilde zur Linken der Thür stehen die Buchstaben I. P., auf dem Schilde zur Rechten dagegen R. P., darunter bei beiden ein Stern wie die Abb. [R1116] zeigt.
In dem Bogen über der mittleren Thüre im Schlußstein das Wappen Fig. 2. Ein Mann mit einem Spieß auf der Schulter, den linken Arm in die Seite gestemmt. Eine Jahreszahl konnte ich bis dato noch nicht ermitteln.
Band 8, Seite 40a
Zum schmalen Eck am rothen Männchen
Alte Mainzergasse
I.119
9. August 1879
Das Haus wurde am 7. Nov. 1831 auf den Abbruch für 450 fl. verkauft und alsdann der Platz freigelassen. Es gehörte dem Herrn Souchay und Geheimrath Willemer (durch Goethe bekannt), welche das Haus niederlegten und den Platz der Stadt schenkten, um Luft und Licht an dieser engen Stelle zu verbreiten, wofür sich der Senat in einem Schreiben bedankte. Ich erinnere mich, als 9jähriger Knabe in dem Hause gewesen zu seyn und sah später dessen Abbruch zu, es war eng und dunkel und sein Verschwinden eine wahre Wohlthat.
Auszug aus den Originaldocumenten, worin den obengenannten Herrn in einem Protocollauszug des Bauamts für dieses Geschenk gedankt wird.
[Von der Chronologie abweichende Paginierung C. K.]
Band 8, Seite 41
Schönstein | Drachenfels | Sperber
Alte Mainzergasse 2 | Römerberg 3
I.165 | I.166
7. Mai 1857
Soeben sind diese drei Häuser, welche schon seit langer Zeit ineinandergebaut und unter einem Dach befindlich, sind im Abbruch begriffen; es kamen dabei allerlei alte Spuren zum Vorschein, denen wir hier ein wenig genauer nachgehen wollen. Zuerst zwei Steine, der eine trägt zwei Wappen und die Jahreszahl 1517. Welchen Familien die Wappen angehörten, konnte ich bis jetzt noch nicht ermitteln, s. Abb. [R0535] Er wurde bei dem Neubau in den Keller eingemauert, um ihn zu erhalten. Der zweite ist der alte Schildstein des Hauses Zum Sperber und trägt einen Sperber, über dem auf einem Spruchband die Inschrift steht Hie zum Sperber. Er befand sich an der Außenseite des Hauses zum Sperber unter einem Ueberhang hinter einem Standkändel so verdeckt, daß ich ihn vorher nicht gefunden hatte; wahrscheinlich ist er von dem früheren abgebrochenen Hause das einzige erhaltene Denkmal, das auf uns gekommen und welches bei der gänzlichen Erneuerung im Anfang des vorigen Jahrhunderts an diese Stelle gesetzt wurde, um es zu erhalten. Dieses Haus war dasjenige, welches zunächst gegen die alte Mainzergasse lag und in einem stumpfen Winkel sich etwas zurückziehend zugleich das Eck mit dem kleinen Gäßchen bildet. Lit. I. No. 166 [I.166], Alte Mainzergasse 2.
Dann folgte das Haus zum Drachenfels, I.165, Römerberg 3. Es muß sehr alt gewesen seyn, aber in verschiedenen Perioden erneuert, so daß zuletzt von dem alten Bau eigentlich nichts übrig geblieben als die in dem massiven Unterbau befindlichen Thüren, deren eine mit einem Spitzbogen überdeckt war, jedoch immer schon einer früheren Zeit angehörend.
Dieses Haus war mit dem Hause Schönstein, welches das Eck mit dem Römerberg machte, in einem Zeitgeschmack zusammengebaut und ist dieß wahrscheinlich im Jahr 1673
Band 8, Seite [42]
geschehen, wie die Jahreszahl auszuweisen scheint, welche der Tragstein am Eck unter dem ersten Stock zeigt. Das Haus trug durchaus in seinem Äußern sowohl wie in seinem Innern die Ornamente und den Charakter jener unverkennbaren Bauperiode, die sich am Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrh. in allerhand zuweilen mit großem Geschmack angeordneten Schnörkeleien Geltung zu verschaffen wußte und eingebürgert hatte. Der Anstrich war die damals herrschende rothe Farbe, und die Ornamente zwischen den Fenstern und auf den Brüstungen waren weiß abgesetzt. Der Unterbau mag etwas älter gewesen seyn, wahrscheinlich riß man die beiden alten Häuser Schönstein und Drachenfels bis auf den Unterbau nieder, weil sie gar zu baufällig geworden waren und baute mit Benutzung des Unterbaus das allerdings stattliche Haus, dessen abermaliger Abbruch soeben hier vermeldet wurde.
Auf dem Dach befand sich ein Thürmchen von Holz, mit Schiefersteinen beschlagen und roth angestrichenem Holzwerk, zu dem man durch das seltsamste Schornstein- und Speichergewinkel über Treppen und Treppchen hinaufstieg und die ganze Umgegend überschaute.
Das Haus Sperber mochte vielleicht zu jener Zeit noch nicht so baufällig gewesen zu seyn oder gehörte vielleicht noch einem anderen Besitzer, genug, es wurde später erneuert, und zwar unverkennbar im vorigen Jahrhundert. Genauere urkundliche Studien werden dieß wahrscheinlich bald klarzustellen vermögen.
In dem Hause Schönstein fand sich eine sehr schön in Holz ausgeführte Thür sowie eine mit reicher Ornamentik bedeckte in Holz geschnitzte Säule vor, s. Abb., welche letztere der Alter-
Band 8, Seite 43
thumsverein erworben hat sowie in der bei dem Graben des Fundaments herausgeworfenen Erde eine große Menge kleiner Töpfe von gebranntem Thon, deren einen, soviel mir bekannt ist, ebenfalls der Alterthumsverein besitzt. Lange Zeit stand das Haus beinahe ganz leer und unbewohnt, im Äußeren furchtbar vernachlässigt mit seinen verblichenen Ornamenten und erblindeten Fensterscheiben; niemand wußte, wem es eigentlich gehöre.
Die Interessenten waren alle gestorben, und es befand sich auf dem Punkte, dem Fiskus anheimzufallen, weil sich kein Eigenthümer melden wollte, bis endlich D. jur. Ohlenschlager sen. einen Besitzer ausfindig machte, dessen entfernten Ansprüchen es sofort zugeschrieben ward.
Von ihm erkaufte 1857 Herr Buchhändler Theodor Völker die drei Häuser, brach sie ab und erbaute von Grund auf jetzt ein einziges neues Haus auf den Platz.
Bei dem Neubau stürzte am 13. Juli 1859 ein Weisbindergeselle aus Oberwöllstadt von dem Gerüste des dritten Stocks herunter und blieb auf der Stelle todt. -
Die an dem neuen Hause befindliche schöne Ritterfigur ist durch den nunmehr leider verstorbenen hochbegabten Bildhauer Scholl aus Darmstadt angefertigt worden und ist dieß auf mein Anrathen geschehen.
Band 8, Seite 45
Seligen | Kleines Seelgen | Frankenstein
Alte Mainzergasse 8 | Kerbengasse 1
I.175
19. Juni 1865
Das Haus stammt seinem jetzigen Aussehen nach aus der letzten Hälfte des 17. oder dem Anfang des 18. Jahrh., hat einen massiven Unterbau mit rundbogigen Thüren, auf dem Eck ein Madonnenbild in Stein gehauen und über der Haupteingangsthüre in der Kerbengasse das beifolgende Wappen. Seit langen Jahren befand sich in diesem Hause, in einem niedrigen dumpfen Zimmer des ersten Stocks das sogenannte Koch‘sche Colleg, bis dasselbe vor ungefähr einem Jahre in ein anderes Lokal verlegt wurde, s. Abb. [R1106] des Wappens.
Band 8, Seite 47
Seligen | Heldeberg
Alte Mainzergasse 10
I.176
8. Mai 1865
Eines der wenigen Häuser, die ihre innere Einrichtung bis auf unsere Zeit bewahrt haben. Der Unterbau hat über den Thüren noch den Spitzbogen und scheint aus dem 16. Jahrhund. zu stammen, wie die Jahreszahl über einer Thüre des Hinterhauses im Hofe (Siehe Kerbengasse 3) zeigt. Treten wir in den ziemlich dunklen Hausgang ein, so führt uns, nachdem wir eine Kellerthüre überschritten, eine gute, aber finstere Treppe auf dem Vorplatz des ersten Stocks, und wir sind überrascht von dem eigenthümlichen Eindruck, den uns dieser Raum gewährt. Eine ähnliche Einrichtung ist mir hier weiter nicht bekannt. Die Decke ist nämlich in der Mitte, durch eine große viereckige Oeffnung durchbrochen, so daß man von dem Vorplatz des zweiten Stocks heruntersehen kann; dieser Vorplatz ist um diese Oeffnung mit Gallerien von zierlich gedrehten Holzstäben eingefaßt, und sein Boden wird von einigen Säulen getragen, die in dem ersten Stock aufstehen. Ein großes, durch zwei Stockwerke durchgehendes Fenster, das die ganze Breite des Raumes einnimmt, erhellt das ganze Lokal. Dieses Fenster ist vielleicht jetzt dahier das einzige noch übrige Exemplar dieser Construktion.
Band 8, Seite [48]
(Spuren solcher Fenster fand ich einen halben Flügel auf der Friedbergergasse 9, C.121, s.d. das Zweite im Hainerhof, s.d. Abbild. [R0216])
Der Deutlichkeit wegen gebe ich hier eine Zeichnung des ersten und zweiten Stocks, und zwar im Durchschnitt perspektivisch dargestellt, welche besser als alle Beschreibungen die Sache erläutert. Die ganze Einrichtung sammt dem Fenster scheint mir aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts zu sein und ist wahrscheinlich in den alten Bau aus dem 16. Jahrh. hineingestellt. Ich vermuthe dieß aus dem Vorhandensein der größeren Scheiben, welche mit den runden abwechseln; es sind Spiegelscheiben, die vor jener Zeit meines Wissens nicht angefertigt wurden. Wäre das Fenster älter, so müßten es lauter runde Scheiben sein.
Auch die gedrehten Holzstäbe an den Gallerien deuten auf den Anfang des 18. Jahrh.
Früher mögen mehr derartige Einrichtungen hier mehrfach vorgekommen sein. Höfe mit umlaufenden Gallerien in den verschiedenen Stockwerken gibt es selbst jetzt noch, allein auch sie werden immer seltener.
Auf der beiliegenden Skizze ist noch ein Theil der Gallerien des dritten Stocks sichtbar.
Aus der Vergleichung der beiden Abbildungen [R1111] [R0589], hoffe ich, wird ein ziemlich deutliches
Band 8, Seite 49
Bild des ganzen Lokals zu gewinnen sein; es droht im Augenblick der Verkauf, und wenn dieß der Fall seyn sollte, dann ist der Ruin der anjetzt bestehenden Einrichtung sicher anzunehmen, indem unsere jetzt lebende Generation diese Vorplätze als Raumverschwendung zu bezeichnen beliebt.
Das ganze Haus, welches früher einer wohlhabenden Familie gehört haben muß, ist nun in den Händen eines Handwerkers, der es auf keine Weise pflegte, weßhalb auch die sämmtlichen Lokalitäten in hohem Grade baufällig und schadhaft sind, s. Abb.
Band 8, Seite 50a
Karpfen | Wartenberg
Alte Mainzergasse 12
I.177
2. März 1881
Es ist dieß ein sehr altes Haus, d.h. aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem 16ten Jahrh. stammend. Von seiner früheren ursprünglichen Einrichtung hat es nicht viel eingebüßt und ist beinahe ganz erhalten. Am Ende des Eingangs hinten im Hofe steht ein massiver runder Treppenthurm mit steinerner Wendeltreppe bis unter den zweiten Stock, allwo die Spindel mit einer zierlichen Rosette geschlossen ist. Die Fenster desselben sind fein profilirt und ebenso die Eingangsthüren, deren eine in den Hausgang, die andere in den Hof führt. Letztere ist mit einem Rundbogen überdeckt, erstere mit einem Spitzbogen. Seltsam winkelichte Räume und Gänge begegnen uns, und die Zimmer haben durchweg einen ernsten und finsteren Eindruck mit ihren tiefen Blenden und theilweise unter einem Segmentbogen zusammengekoppelten Stellung.
Früher muß es noch dunkler in den Räumen gewesen seyn, als die Holzpforte noch stand, seit dem Abbruch derselben fällt helleres Licht von Main hier herein. Im Hausgang alte tiefe Wandschränke mit durchbrochenen Thüren. Im Augenblick werden darin Reparaturen vorgenommen, die es vielleicht theilweise seines Aussehens entkleiden.
[Von der Chronologie abweichende Paginierung C. K.]
Band 8, Seite 51
Bichelin | Bleichelin | Reuspe
Alte Mainzergasse 16
I.178
Mai 1862
An einem Fenster des Unterbaues findet sich eine Marke vor, die in beifolgender Abb. [R1121] nachzusehen ist.
Band 8, Seite 53
Alte Mainzergasse 24
I.180
3. Juli 1878
Das ganze Vorderhaus sammt dem Seitenbau erneuert, im Hinterhaus im Erdgeschoß ein mit zwei Kreuzgewölben ohne Rippen überdeckter Raum, etwa aus dem Anfang des 16. Jahrh.
Band 8, Seite 55
Mariaklage | Hocken
Alte Mainzerg. 38 | Ankergasse 2
I.196
9. Oktober 1877
Ein allem Anschein nach sehr altes Haus, das noch einige Ueberreste seiner ersten Erbauungsperiode trägt, wohin vor allem eine Thüre gehört, die in die Ankergasse führt. Diese Thüren werden dahier immer seltener und finden sich an Privathäusern kaum noch vor.
Das Haus ist namentlich in den letzten Jahren vielfach verändert worden, im Hofe hatte es offene Holzgallerien, die aber seit einigen Jahren geschlossen sind, ein Theil des Vorderhauses steht hohl auf starken hölzernen Trägern, die noch wohlerhalten sind, auch führt in den ersten Stock eine massive steinerne Wendeltreppe, was ebenfalls schon eine ziemliche Seltenheit ist. s. Abb. Der Einblick in den Hof hat manche Eigenthümlichkeiten und ein ziemlich alterthümliches Aussehen.
Band 8, Seite 57
Prinz Carl
Alte Mainzergasse 32
I.199
Mai 1861
Ein sehr merkwürdiges Haus, zum Theil noch sehr alt, das nach der Straße hin Thüren besitzt, die mit Spitzbogen überdeckt sind. Im Hofe ein schöner Treppenthurm aus dem Ende des 16. oder Anfang des 17. Jahrh. mit einer steinernen Wendeltreppe, durch ihn gelangt man in ein zweites Höfchen oder Gärtchen, das gegenwärtig zu einer Brauerei eingerichtet ist. Neben dem Treppenthurm oder vielmehr an der unter dem Ueberhang sich zurückziehenden Seite desselben befindet sich eine zierliche Brunnenmuschel und neben derselben der Eingang zu einem größeren Raum, der gegenwärtig zu einer Küferwerkstätte hergerichtet ist und eine Stuckdecke von vortrefflicher Eintheilung besitzt. Der Ueberhang des ersten Stocks des Gebäudes im Hofe, von dem soeben die Rede ist, steht ungefähr 9 Fuß breit hohl und wird von einer hölzernen Säule getragen, welche sammt ihren Bügen mit reichem Schnitzwerk bedeckt ist. Rechts in der Ecke unter dem Ueberhang führt eine mit einem Spitzbogen überdeckte steinerne Thüre in einen ehemaligen Stall. Das Haus hatte ursprünglich einen rothen Anstrich und machte einen höchst harmonischen und alterthümlichen Eindruck, im Augenblick aber wird derselbe mit einem neuen hellen vertauscht und damit der Charakter desselben ziemlich verwischt.
Band 8
16. Dezember 1874
Das hintere Höfchen ist nunmehr wieder freigelegt und bildet eins der malerischsten Motive, die dahier
Band 8, Seite [58]
gefunden werden können.
Allem Anschein nach hat das Haus im Anfang des 18. oder Ende des 17. Jahrh. eine ziemlich durchgreifende Reparatur erlitten, welche ihm gewaltsam sein jetziges Aussehen aufgeprägt hat.
Soeben hat das Haus eine abermalige Reparatur und gründliche Erneuerung zu bestehen und gehen dabei wieder eine Menge alter Spuren zu Grunde. Das kleine Hinterhöfchen ist ebenfalls ziemlich verändert worden, indem ein Schoppen hinein gestellt wurde, auch ist ihm ein großer Theil der Aussicht benommen, durch das Aufführen eines Gebäudes im Hofe des Hauses 36, I.197, das sich hinter dem Nebenhaus 34, I.198 herumzieht. Ein Stück einer alten runden Sandsteinsäule, das ich früher in dem Höfchen an der Leonhardskirche gesehen, wird als Brunnenstein benutzt. Alle Gebäulichkeiten werden im Augenblick wieder ganz hell angestrichen, und nur die obenerwähnte Holzsäule ist mit brauner Farbe überzogen. s. die einschlagenden Abb.
Prinz Carl, ehemals Rüstenberg 1768, 29. März, Frankf. Intelligenzbl.
Johann Christoph Humser wohnhaft in dem eigenthümlichen, mit einem großen Saal und sonstigen Bequemlichkeiten zum Logiren wie auch Stallung und Remisen versehen, ehemals benannten Rüstenberg, nunmehrigem Gasthaus zum Prinz Carl genannt, am St. Leonhards-Thor bei dem Eingang in die Mainzergasse Lit. I.199 u.s.w.
Band 8, Seite 59
Alte Mainzergasse 74 | Eck am Hexenplätzchen
I.258 | I.259
6. Juni 1858
Ueber der Hausthür ein Schild mit einem Agnus Die und den Buchstaben P. I. B. 1751.
Wahrscheinliche Erbauungszeit.
Band 8, Seite 61
Mainzer Pförtchen
Alte Mainzergasse
1855
„Aufgenommen aus dem 1ten Stock des Hauses Lit. I. N.18 [I.18] im Jahr 1809. Den 8ten April ist angefangen worden, den Mainzer Thurm abzubrechen sammt dem Mainzer Thürchen, dem Spritzenhaus und dem Brückchen.“ S. Abb.

Steht auf der Rückseite eines vorzüglich schönen Abbildes von Morgenstern Vater, welches derselbe nach einer Zeichnung des Schreinermeisters Hildebrandt gemalt hat. Hildebrandt bewohnte das Haus No. 18 und soll ein sehr geschickter Mann gewesen seyn. Das Bild ist gegenwärtig (1855) im Besitz des Herrn Dr. jur. Goldschmidt.

Ist auf der Mainzer Pforte eine Stube zu vermiethen.
Frankf. Intellig. Bl. 27. Jan. 1741.

Man sehe die verschiedenen Abbildungen des Mainzer Pförtchens, namentlich aber diejenigen, welche dasselbe mit seiner ganzen Umgebung von dem Thurm des Schneidwalls aus gesehen darstellt.
Band 8, Seite [unpaginiert]
Kleine Mainzergasse
[kein Datum]
Band 8, Seite 63
Frauenthürlein
Kleine Mainzergasse 9
I.4
9. August 1864
Dieses Haus lehnt sich gleich dem Nachbarhause 7 (Lit. I.5) an ein erhaltenes Stück der alten Befestigungsmauer, welche, wie es scheint, hinter der ganzen Häuserreihe des Gäßchens herzieht und noch die völlig erhaltenen Sockel von vier gewaltigen Pfeilern zeigt, die von den beiden eben genannten Häusern sowie von dem dritten Nachbarhause 5 (Lit. I.6) überbaut sind.
Seit langer Zeit wird dieses Haus von einem Schlosser bewohnt, welcher seine Esse an der dicken Stadtmauer angebracht hat. Der Raum für die Bälge ist theilweise herausgespitzt. In der Werkstätte selbst steht der eine Pfeiler ganz frei und sichtbar; er bildet die Grenze des Hauses, das an seiner Schmalseite genau so lang als die Dicke des Pfeilers ist. Siehe Abbild [R1115].
Es wäre leicht möglich, daß sich noch Spuren der alten Frauenpforte fänden; der Name des Hauses deutet darauf hin, daß sie an dieser Stelle gewesen seyn muß. Das Haus scheint sammt dem Nebenhause 7 gegen Ende des 17ten Jahrh. erbaut zu seyn, denn an dem Nebenhaus ist unter dem abgefallenen Kalkputz ein geschnitzter
Band 8, Seite [64]
Eckbalken sichtbar, der in seiner Ornamentur diese Zeit andeutet. S. das Nebenhaus 7, Lit. I.5.
Band 8
6. Juni 1872
Die ganze Häuserreihe Lit. I.4, I.5, I.6, I.7, I.8, I.9 ist soeben bis auf den Grund niedergerissen und kamen dabei die obenerwähnten Pfeiler zum Vorschein, wobei es sich zeigte, daß es deren vier statt drei gewesen sind.
Band 8, Seite 65
Kleine Mainzergasse 7
I.5
9. August 1864
Von diesem Hause gilt dasselbe wie von dem Nachbarhaus 9, s.d. Beide Häuser stehen an die alte Befestigungsmauer angebaut, und die starken Pfeiler scheinen den Zweck gehabt zu haben, dem Druck der aufgeschütteten Erde der Schneidwallsböschung zu begegnen, welche bedeutend höher lag als die dahinter herziehende Straße. Daß diese Pfeiler schon lang von den Häusern überbaut sind, beweist der geschnitzte Eckbalken, welcher dem 17. Jahrh. angehört.
Band 8, Seite 67
Thurm in der Brunnengasse | Wallachei
Kleine Mainzergasse
I.9
6. Juni 1872
Bei dem Abbruch des Hauses I.9 kamen die Reste eines auf der Stadtmauer ruhenden Erkers oder Thurmes zum Vorschein, um nachher wahrscheinlich für immer zu verschwinden. Die Stelle, wo sie sich befinden, ist einer der letzten Reste der ganz alten Stadtmauer und wäre es leicht möglich, daß man dabei vielleicht auf die alte, längst verschwundene Frauenpforte stieße, welche bei der Anlage des Schneidwalls 1519-20 zugemauert und mit Erde oder Mauerwerk verdeckt wurde. Auf der Zeichnung, die ich heute gemacht habe, findet sich das Gestell eines schönen kleinen Pförtchens, das von dem Gang auf der Stadtmauer in den Thurm führte und vermauert war; ob der Bau nun die Pforte unter sich verbirgt, d.h. ein dieselbe überragender Erker war oder ein selbstständiger Thurm, ist noch unentschieden und klärt sich vielleicht, wenn in diesen Tagen nicht, niemals auf.
Band 8
18. September 1877
Vor etwa 8 Tagen wurden die oben erwähnten Reste des Thurmes oder Erkers abgebrochen und ein Stall an ihrer Stelle erbaut; nach allen Untersuchungen, die ich darüber angestellt habe, ist es für mich unzweifelhaft, daß unter dem Erker die seit langer Zeit zugemauerte Frauenpforte sich befand. Leider wurde die alte Stadtmauer nicht so weit herunter abgebrochen, daß das eigentliche Pfortengestell zum Vorschein gekommen wäre, sondern es blieben ungefähr 12 Fuß
Band 8, Seite [68]
über dem jetzigen Boden davon stehen, allein da bei der Vergleichung der alten Pläne mit den neuen, der Ort ganz genau übereinstimmt, so ist der Beweis beinahe bis zur Evidenz erbracht. Es wäre ja auch sonst gar kein Grund vorhanden, einen über die Stadtmauer hervorragenden Erker grade neben eine Thür zu stellen, wenn letztere nicht den Zweck gehabt hätte, der Pforte zur Vertheidigung und zum Schutze zu dienen.
Man vergleiche meine genaue Zeichnung des Erkers, und das Resultat wird nicht zweifelhaft seyn.
Der auf dem Merianschen Plan dargestellte runde Thurm wurde im Jahr 1839 bei der Erbauung des Zollhauses abgebrochen, er kann unmöglich in seinem unteren Theile eine Pforte gehabt haben, folglich mußte sie daneben liegen.
Mit dieser Veränderung geht abermals ein Stück der alten Befestigung zu Grunde und zwar einer der letzten Reste.
Band 8, Seite [unpaginiert]
Neue Mainzerstrasse
[kein Datum]
Band 8, Seite 69
18. November 1872
[Klebereste eines ehemals montierten Blattes S. E.]
Band 8
Neue Mainzerstraße 20 | Weißfrauenstr. 11
E.19a
18. Februar 1873
Ist seit 14 Tagen der Erde gleich und die Stätte nicht wieder zu erkennen. Es ist dadurch eine schöne Ansicht des Weißfrauenklosters entstanden. Auch war und ist zum Theil noch deutlich zu sehen, um wie viel der Garten des Hauses höher gelegen als die Straße, der Unterschied betrug 7 Fuß.
Wurde 1820 erbaut und gehörte der Familie Brentano.
Band 8, Seite [unpaginiert]
[kein Datum]
Band 8, Seite 71
Drei Römer
Markt 40
H.37
13. Oktober 1876
[Klebereste eines ehemals montierten Blattes S. E.]
Heute entdeckte ich oben auf dem Dache des Hauses einen Theil eines schönen eisernen Trägers, vielleicht von einem Traufkändel herrührend, etwa aus der letzten Hälfte des 18. Jahrh. Er dient jetzt als Brustwehr zwischen der Brandmauer und dem Dach.
Band 8, Seite 73
Engel, kleiner
Markt 39 | Rapunzelgäßchen 11
I.95
12. Juni 1858
Das Haus steht mit I.94 auf dem Römerberg unter einem gemeinschaftlichen Giebel, unter dessen Nase in Holz gehauen die Jahreszahl 1562 sich findet. Das Bemerkenswertheste daran ist die Holzschnitzerei an den Eckbalken des ersten Stocks, er zeigt Adam und Eva unter dem Apfelbaum nebst einer Inschrift
Dies . Haus . sdehed . in . Gotes . hand
Zum . Klein . Engel . is . es. genant.
Die Bauart ist ganz gleich mit dem Nebenhause, so daß Beide nur ein Haus zu seyn scheinen, wenn sie nicht durch den Anstrich sich unterschieden.
Neben der Hausthüre im Rapunzelgäßchen ist folgende Inschrift links im Thürpfosten eingehauen, s. Abb. [R1166]
[angekündigter Text nicht vorhanden S. E.]
Ich hielt dieselbe anfänglich für hebräisch, wurde aber durch Hr. Dr. Jost, einen der kundigsten Gelehrten in diesem Fach vom Gegentheil überzeugt, indem [er] mir auf meine Anfrage nachfolgende Auskunft ertheilte.
Er schreibt mir nämlich unter dem 30. Juni 1858:
. . . . . . . . „Meine Ansicht von der Inschrift ist mehr verneinend als bejahend. Durch eigene Anschauung finde ich, daß sie von keinem Juden herrühren kann, da sie größere und kleinere Kreuze enthält, daher kann auch die Figur darunter, trotz der viereckigen Köpfe, nicht hebräisch seyn; ich halte Letztere nicht für Buchstaben, sondern für ein Sinnbild oder ein Wappen, - nur ermittelbar durch die nähere Kunde von des Hauses Erbauer, und hiernach wäre auch der obere Theil nur der Name desselben, bestehend aus den Initialen D. H. H. oder C oder etwa D. H. I.
Uebrigens stehe ich in ähnlichen Fällen mit meinen
Band 8, Seite [74]
geringen Kräften stets zu Diensten und zeichne u.s.w.“
Diese durchaus scharfe und meiner Meinung nach richtige Auffassung ließ mich eine nochmalige genaue Untersuchung und Zeichnung vornehmen, deren Resultat die Abb. [R1166] ist. Demnach könnten es die Anfangsbuchstaben des Namens eines Metzgers seyn. und die Figuren könnten vielleicht Beile bedeuten?
Band 8
30. Juni 1878
Bei einem Neuanstrich des Hauses, der gestern beendigt wurde, sind in unglaublicher Verblendung und totaler Mißkennung der Verhältnisse auf Anordnung des Hausherrn die beiden in Holz geschnitzten, beinahe lebensgroßen Figuren, welche Adam und Eva unter dem Apfelbaum vorstellen und bereits oben erwähnt wurden, mit Lehm überkleistert worden, um sie den Blicken zu entziehen; sodann bekam das ganze Haus einen neuen Anstrich von heller Oelfarbe, die durchaus dem Charakter desselben nicht anpaßt und es ganz abscheulich entstellt.
Das übrige Schnitzwerk an den Trägern ließ man stehen, ebenso den Apfelbaum, der nun allein steht. Alle Vorstellungen, die der Conservator des städt. Archiv-Museums gegen diese Neuerung dem Hausherrn machte, waren erfolglos. Architektonisch ist das Haus immerhin noch interessant genug.
Band 8, Seite 75
Goldner Hahn | Altes goldnes Schaaf | Goldnes Schaaf
Markt 37 | Rapunzelgäßchen 8 | Schwerdtfegergäßchen
I.101
Juni 1858
Das Haus hat einen nach dem Schwerdtfegergäßchen offenen und von diesem durch eine Mauer getrennten Hof, in demselben Holzgallerien in zwei Stockwerken, welche nach dem Hofe zu offen sind und erinnern mit ihren zierlichen gedrehten Stäben an die Gallerien des [*], nur sind sie viel feiner und stammen aus einer früheren Zeit. Die Formen deuten auf das Ende des 16. Jahrh. Unter dem Ueberhang des ersten Stocks im Hofe befinden sich die in Ab. [R0601] beigegebenen Wappen, s.d. - Die Profilirung der Stäbe an den Fenstern und Thüren des massiven Unterbaus sind äußerst zierlich und beurkunden einen feinen Geschmack. Das Haus hat in den beiden Seitenstraßen Eingänge, ebenso auf dem Markt und bildet eine der merkwürdigsten Localitäten, welche sich dahier befinden; unsere Stadt war früher reich an solchen Bauten, jetzt aber verschwinden sie rasch.
[* Hier sollte vermutlich ein Jahrhundert genannt werden, doch die Angabe fehlt. S. E.]
Band 8
26. März 1880
Soeben sind die obengenannten Bauten in Reparatur begriffen und ist noch nicht abzusehen, welche Folgen dieselbe nach sich ziehen wird.
Band 8
12. April 1880
Wird durchgreifend verändert, die Gallerien werden zugeschlagen, und der Raum, den sie eingenommen, in Zimmer verwandelt.
Der Eingang im Schwerdtfegergäßchen wurde zugemauert und an eine andere Stelle
Band 8, Seite [76]
weiter in das Gäßchen hinein verlegt; es wurden neue Fenster eingesetzt, Thüren gebrochen, kurz alles um und umgekehrt.
Band 8, Seite 77
Markt 31 | Eck mit der Goldhut Gasse
I.103
18. Oktober 1871
Ein höchst eigenthümliches Haus, welches ein schönes Beispiel der alten Bauweise abgiebt. namentlich sind - es die hölzernen Büge, welche beinahe bis herunter auf den Boden reichen und in dieser Stadtgegend außerordentlich häufig vorkommen. Auch in anderen Stadttheilen waren sie gebräuchlich, und in meiner Jugendzeit erinnere ich mich, deren noch an einer großen Menge von Häusern gesehen zu haben, welche aber nunmehr immer rascher verschwinden. Meistens stammen sie aus den ersten Anfängen des 16. Jahrh., sind aber auch häufig viel älter.
Der kleine Glaserker im ersten Stock des Hauses, welcher eines der wenigen noch übrigen Exemplare ist, stammt aus dem vorigen Jahrh.; das Haus hat dadurch, daß es in der neuen Zeit vielfach verändert wurde, einen Theil seiner Eigenthümlichkeiten verloren. Auch die Abweissteine und das vor ihnen liegende Pflaster mit den Kellerlöchern ragen in die alte und älteste Zeit. Die Abb. giebt ein gutes Bild des Unterbaus in der Goldhutgasse, s.d.
Band 8
18. Oktober 1880
Seit ungefähr einem Vierteljahr ist das Pflaster auf dem Markte erneuert worden, vor dem Haus wurde ein Trottoir hergeführt, die alten Kellerthüren beseitigt und damit ein Hauptcharakterzug dieser Gegend ausgetilgt.
Band 8, Seite 79
Markt 33 | Goldenhutgasse 9
I.104
Mai 1860
Ein altes, größtentheils noch im Originalzustande befindliches Haus mit einem hölzernen Unterbau mit spitzbogigen Thüren. Unter dem Giebel sind die Anfangsbuchstaben des Spruches „Verbum domini manet in aeternum“ eingehauen, s. Ab. [R0665]
Band 8, Seite 81
Steinernes Haus | Bornfleck | Rother Krebs
Markt 44
K.127
Juni 1862
Eines der schönsten Häuser aus dem späteren Mittelalter, welche Frankfurt aufzuweisen hat, das in jeder Beziehung als ein Muster des Baustyls des 15. Jahrh. angesehen werden kann. In seinem äußeren Ansehen hat es bis jetzt wenige Veränderungen erlitten, außer dem Abbruch der Zimmer auf der Vorderseite im im Jahr 1842, was allerdings demselben einigen Eintrag thut. Eine weitere genauere Untersuchung und bauliche Beschreibung folgt weiter unten, vor der Hand verweise ich auf die verschiedenen Abbild., welche deutlicher sprechen als alle Beschreibungen dieses vermögen.
Band 8
10. Juli 1864
Soeben finde ich an dem Fußgestelle der Madonna auf dem Eck des Hauses eine Inschrift, welche ich aber noch nicht entziffern konnte.
Band 8
2. März 1872
Wurde der schöne und meisterhaft ausgeführte gothische Baldachin über dem Haupt der Madonna heruntergehauen. Näherer Bericht folgt.
Band 8
2. April 1873
Heute habe ich den merkwürdigen Hundskopf gezeichnet, der einen Theil des Gurtgesimses an der Seite nach dem Gäßchen hin unterbricht. Bei dem Aufführen des Gebäudes wollten, wie es scheint, in Folge ungenauen Abmessens der Höhe die beiden Gesimsstücke, welche von entgegengesetzten Seiten her versetzt wurden, nicht aufeinandertreffen und wurde deßhalb, um den Unterschied zu vermitteln und weniger auffallend zu machen, der Hundskopf als Verbindung eingeschaltet. Ein derartiges Beispiel von verständigem Nothbehelf ist mir noch nicht vorgekommen.
Band 8
12. Februar 1874
Die Thüröffnungen neben dem Eingangsthor rechts, sind seit vorgestern Behufs einer Ladeneinrichtung mit Erkern vollständig verdeckt.
Band 8
15. Mai 1874
Zwischen den Ansätzen der Gewölberippen im Thorbogen nach dem Hofe zu finden sich allerhand Wappen und Thiergestalten angebracht, die bisher meiner Aufmerksamkeit entgangen waren.
Band 8, Seite [82]
16. Mai 1878
Die kleine spitzbogige bisher vermauerte Eingangsthüre an der Ostseite des Hauses neben dem Hause K.126, Markt 24, wurde vor einiger Zeit geöffnet und dient nun als Ladenfenster einer Friseurstube.
So verliert dieses schöne alte Haus einen Charakterzug nach dem anderen, blos um des schnöden Gelderwerbes wegen. -
Band 8
Dezember 1878
Im zweiten Stock ist das nach dem Lämmchen hin gelegene Zimmer ein äußerst interessanter Raum, den ich erst heute kennen lernte. Dahier in Frankfurt weiß ich keinen ähnlichen. Die Vorplätze und Treppen im Hause sind höchst bemerkenswerth und machen einen eigenthümlichen Eindruck. Das Haus ist leider im Inneren sehr zerstört und auf eine ganz unbegreifliche Weise vernachlässigt.
Band 8, Seite 83
Alter Burggraf
Hinter dem Lämmchen 7 | Markt 34
L.140
März 1859
Neben der Hausthür in dem massiven steinernen Unterbau am Thürpfeiler über dem Gesims, da wo der Thürbogen aufsitzt, ein Wappen mit einem Helm, s. Abb. [R1131] Das Haus hat einen Durchgang nach dem Markt.
An dem Nebenhaus, mit dem es zugleich erbaut zu seyn scheint, die Jahreszahl 1608.
Soeben ist man damit beschäftigt, auf der Seite nach dem Markt hin die alten schön gekehlten Träger von Eichenholz nebst den Gittern über den Thüren wegzunehmen um Läden daselbst einzurichten. Es verschwindet damit ein Hauptcharakterzug des Hauses, welchem die langen, beinahe bis in die Hälfte des Erdgeschosses herabreichenden Büge ein eigenthümliches Aussehen verliehen. So lange es mir denkt, war das Haus ein Kaffehaus und wurde auch so genannt.
Band 8, Seite 85
Goldne Schachtel | Neuer Burggraf
Hinter dem Lämmchen 5 | Markt 32
L.141
März 1859
Ein Wappenschild mit einer Hausmarke und der Jahreszahl 1608 auf einem Fensterpfeiler, der zwei Rundbogen trägt.
Am Ueberhang unter dem ersten Stock drei sehr schöne Tragsteine. Die kleine Thür daneben trägt in ihrem mit einem Segmentbogen überwölbten Sturz ebenfalls ein Schild mit derselben Marke und der Jahreszahl 1608; scheinbar gehört sie zu dem Nebenhaus, ist vielleicht mit diesem zugleich erbaut, indem dieses Haus L.140 (7) in demselben Baustyl aufgeführt ist. Das Haus hat gleich den übrigen einen Durchgang in‘s Vorderhaus auf den Markt. Die Fenster oder Thürbogen, an denen sich das Schild befindet, sind nun vermauert.
Band 8, Seite 87
Altes Kaufhaus
Markt 30 | Hinter dem Lämmchen 3
L.142
11. Juli 1859
Eines der interessantesten Häuser dahier, welches, wie die Jahreszahl ausweist, die sich unter dem Nasengiebel eingehauen befindet, 1561 erbaut wurde. Der erste Stock wird durch drei Tragsteine unterstützt, welche die Figuren der Hl. Drei Könige darstellen, die mit Geschenken für das Christuskind aus dem Morgenland ankommen.
Im zweiten abermals unter dem Ueberhang ein Tragstein, gleich wie die unteren, in ganzer Figur einen Engel zeigend, welcher einen Stab in der Hand hält und als Wetterfahne auf dem Giebel ein Agnus Dei mit der Fahne, auf welcher die Inschrift J. L. K. 1829, eine wahrscheinlich in diesem Jahre ins Werk gesetzte Restauration durch den damaligen Besitzer, Metzgermeister Koch anzeigen soll. Das Merkwürdigste und Bedeutendste sind die Holzschnitzereien, welche sich in einem engen, ziehbrunnenartigen, rings von offenen Gallerien umgebenen Hofe befinden. Sie sind in fortlaufender Reihenfolge unter diesen Gallerien angebracht und können von dieser sowohl wie von der offenen Treppe bequem eingesehen werden.
Im ersten Stock ist die Geschichte von dem verlorenen Sohn dargestellt, sie fängt auf der Nordseite gegenüber dem Eingang an, ist leider durch ein Wetterdach theilweise verdeckt und konnte von mir nur mit großer Mühe gezeichnet werden. Sie zieht sich rings herum. Im zweiten Stock Südseite ist das Paradies gezeigt, Adam und Eva, sodann der Sündenfall, die Vertreibung aus dem Paradies; auf der Westseite Kain und Abel, sodann wie Joseph von seinen Brüdern verkauft wird und wie Noah sich betrank und von seinen Söhnen mit dem Mantel bedeckt wird. Die Figuren sind ungefähr 8 Zoll hoch und mitunter ganz freistehend. Nord- und Ostseite sind im zweiten Stock nicht verziert. Leider ist im Lauf der Zeiten ein Oelfarbenanstrich über den anderen gelegt worden und hat dadurch der Deutlichkeit ungemein geschadet. Es ist zu verwundern, wie man auf den Gedanken kommen konnte, in einem Höfchen, das kaum 16 Fuß ins Gevierte hält und von vierstöckigten Gebäuden eingeschlossen ist, welche nur im schönsten Sommer die Sonne bis
Band 8, Seite [88]
zu den Fenstern des ersten Stocks hereinlassen, derartige, doch gewiß sehr theure Verzierungen anzubringen und spricht außerdem außerordentlich für den feinen Sinn des Erbauers, der trotz den ungünstigen Localverhältnissen doch von den Gebilden der Kunst umgeben seyn wollte. s. Abb.
Für die allgemeine Kulturgeschichte sowohl als für diejenige unserer Stadt sind diese Holzschnitzereien von hohem Interesse und sollten eigentlich von Jedem gekannt seyn, der sich mit dem Studium derartiger Dinge beschäftigt, und doch ist dieß nicht der Fall, und ihr Daseyn kaum in der nächsten Nähe bemerkt worden. Mir wurden sie gegen das Ende der dreißiger Jahre gezeigt, und ich nahm mir vor, so bald als möglich Zeichnungen davon zu machen, doch da dieß nur im allerhöchsten Sommer geschehen konnte und auch sonst noch lokale Schwierigkeiten sich dem ohnehin mühsamen Unternehmen in den Weg stellten, zudem ich auch oft zu jenen Zeiten von hier abwesend war, verzog sich die Ausführung desselben von Jahr zu Jahr, bis ich endlich am 4. Juli 1859 an einem hellen Morgen einen herzhaften Anlauf nahm und die Sache rasch und mit einem Schlag erledigte.
Band 8
8. Januar 1874
Nach der Aussage meines Freundes, Metzgermeister Schuppert, welcher gegenwärtig das Haus besitzt, soll sich im ersten Stock, in dem nach dem Markt belegenen Zimmer unter einem Durchzugsbalken ein Tragstein befinden, welcher den Dr. Martin Luther vorstellt.
Band 8
19. April 1875
Soeben wird der untere Stock verändert und der Laden vergrößert, wodurch jedenfalls der Character des Hauses eine arge Einbuße erleidet.
Band 8, Seite 89
Schildknecht | Neues Paradies | Schuhhaus
Markt 12
L.151
29. Juni 1877
Das Haus ist im reichen Renaissancestyl aufgeführt mit massivem Unterbau und schönem Tragstein, in seinen Hauptformen unverändert, jedoch im vorigen Jahrhundert mit neuen Fenstern versehen worden, auch wurden bei dieser Gelegenheit die früher rundbogigen Thüren des Erdgeschosses in rechtwinkelichte verwandelt und über der mittleren die Jahreszahl 1763 J. B. N. eingehauen. Nach dem Hause No. 14 [L.150] hin hat es eine sehr alte ungeheuer dicke Brandmauer. An den Hausthüren sind noch reiche Verzierungen sichtbar.
Band 8, Seite 91
Markt 6
L.154
24. Juni 1876
Altes Haus, massiv bis zum Dach mit 4 im Spitzbogen überdeckten Thüren. Der obere Theil des Giebels ist in der Renaissancezeit stark verändert und in die damals üblichen Formen umgewandelt. An den beiden Giebelansätzen sind Muscheln angebracht, in denen sich die Brustbilder zweier Männer befinden, welche in ein Hüfthorn blasen.
Die alte Fensterstellung ist zwar beibehalten, doch sind die Mittelpfosten heraus genommen.
Band 8
23. Mai 1877
Soeben werden im ganzen Hause durchgreifende Veränderungen vorgenommen, der ganze Unterbau wird verändert und soll ein Stock aufgebaut werden. In den unteren Räumen des Hinterhauses rechts fand ich zwei kleine Stuben mit dunkelbraunem altem 8 Fuß hohen Holzgetäfel. Uralter Anstrich kam zum Vorschein, die Decke im Erdgeschoß des Vorderhauses dunkelblau mit goldenen Sternen bemalt nebst alten Tapeten. Die Einrichtung war vielfach verändert, das Holztafelwerk im Hinterhaus aus dem Anfang des 17. oder Ende des 16. Jahrh. Die Keller von ungewöhnlicher Tiefe. Wie es scheint, wurden auch im vorigen Jahrhundert im Hofe Veränderungen gemacht; ein Ausgang aus demselben führt unter den Thorbogen, der nach dem Rebstock durchzieht. Jetzt wird wohl das Haus sein Aussehen total verändern.
Band 8
9. Juni 1877
Der bisher als Laden benutzte untere Raum hatte zwei
Band 8, Seite [92]
mit einem Rundbogen überdeckte große Thüren, welche in die Durchfahrt nach dem Rebstock mündeten. Sie hatten abgeschrägte Gewände und gehören in die Renaissance.
Gegenwärtig sind sie aufgebrochen; da sie nur nothdürftig vermauert waren, so werden sie jetzt solid mit Steinen ausgesetzt und Stützgewölbe hineingelegt, um die Last der darauf ruhenden Mauer besser aushalten zu können. Sie waren von außen nicht sichtbar und sind gegenwärtig schon wieder halb zugemauert.
Im Innern stellten sie sich als tiefe Blenden in der ziemlich starken Mauer dar. In allem hat das Haus fünf solcher Ausgänge unter den Thorbogen, wovon aber nur einer in beständigem Gebrauch war und den Haupteingang durch das kleine Höfchen bildete.
Band 8
14. September 1877
Die Spitzbogen im Erdgeschoß heraus gebrochen und in Thüren mit waagerechtem Sturz verwandelt. Die Fenster im ersten und zweiten Stock total verändert, der Giebel entfernt und alles, was an die alte Zeit erinnert, vollständig zerstört. -
Band 8, Seite 93
Kleiner Rebstock
Markt 4
L.155
18. April 1877
Ein altes, wahrscheinlich aus dem Ende des 17. Jahrh. stammendes Haus mit einem engen Höfchen, in welchem eine freistehende gewundene Holztreppe mit zierlich gedrehtem Geländer sichtbar bis in die oberen Stockwerke führt. Die Abb. [R1508] No. [Leerstelle] zeigt besser als alle Beschreibung den Charakter des Bauwerkes und sind Exemplare dieser Art meines Wissens jetzt nur noch eines in dem Hause Römerberg 5 erhalten. Das Haus selbst hat in seinem Aeußeren ein ziemlich alterthümliches Aussehen und wird schon ziemlich frühzeitig erwähnt. s. Batton 3. p. 178. Es besteht aus zwei miteinander vereinigten Häusern und ist im Inneren winkeligt mit außerordentlich niedrigen Stuben. Bei den früheren Kaiserkrönungen muß es eine höchst wichtige Rolle gespielt haben, indem es die allerbeste Ansicht Sr. Kaiserl. Majestät gestattete, welche durch die gegenüberliegende Thür sich in den Dom zur Krönung begab und also gerade vor dem Hause vom Pferde steigen mußte.
Sicher waren seine Fenster zum Zweck des Zuschauens zu enormen Preisen vermiethet. Durch die Entfernung des steinernen Bogens, welcher an der Treppe des erhöhten sogenannten Pfarreisens stand sowie der darangebauten Läden und der alten Michaelscapelle (1829) sowie in neuerer Zeit durch die Verlegung des Marktes nach der Hasengasse hat die ganze Gegend ein durchaus verändertes Ansehen gewonnen. Man sehe die dahin einschlagenden Abb. [R0242] Pfarreisen, Michaelscapelle u.s.w.
Häuser dieser Art werden dahier immer seltener. Der Unterbau des Hauses stammt aus dem Jahr 1577, wie eine unter einem Tragstein eingehauene Inschrift zeigt.
Band 8, Seite 94a
Markt 7 | Markt 9 | Markt 11
[M.195] | [M.194] | [M.193]
16. Juli 1880
Bei Gelegenheit von Canalarbeiten stellte es sich heraus, daß die Kellerräume dieser Häuser sich in ziemlich beträchtlicher Ausdehnung vor denselben unter die Straße ziehen, auch theilweise aus zwei übereinander liegenden Gewölben bestehen. Ebenso ist es mit dem gegenüberliegenden Hause 10, L.152, dessen Keller ebenfalls weit vor die Fronte heraus unter die Straße tritt und sogar unter derselben einen alten Schrotgang hat, der vermauert ist. Es scheint demnach dieselbe früher viel schmäler gewesen zu seyn und ist vielleicht erst später verbreitert worden. Mehrfach greifen die Keller der Häuser unter die benachbarten Besitzthümer. S. Ab. So geht z.B. der Keller des Hauses [Markt] 9 unter dem Hause [Markt] 7 weg und reicht daselbst weit in die Straße hinaus.
[Von der Chronologie abweichende Paginierung C. K.]
Band 8, Seite 95
Ehrenberg Vorderhaus | Goldne Eule Hinterh.
Markt 21
M.181
23. Mai 1877
Ein altes Haus mit altem Giebel, über dessen Fenster in Holz gehauen die Jahreszahl MDCV sich findet. Unter dem Ueberhang des 2ten Stocks drei gut in Holz geschnitzte Knaggen. Unterbau vielfach verändert. Die Jahreszahl 1605 scheint die Erbauungszeit zu bezeichnen.
Band 8, Seite 97
Neues rothes Haus
Markt 17
M.190
24. Juni 1876
Ein äußerst malerischer und eigenthümlicher Bau, in seiner Art das einzige hier und durch Abbild. hinlänglich bekannt. Unter den Fenstern des ersten Stocks sind die Balken in eigenthümlicher Weise gekehlt und einer davon mit einem durchlaufenden Ornament verziert. Aller Wahrscheinlichkeit nach gehört das jetzt vor uns stehende Haus in seinem Oberbau dem Ende des 15. Jahrh. an, dagegen mag der Unterbau mit den Säulen vielleicht in das 14. Jahrh. hinaufreichen. s. Ab. Seit der Markt verlegt ist und die Metzger in der übrigen Stadt verteilt sind, hat die ganze Gegend ein verändertes Ansehen gewonnen.
Der Einblick unter dem hohlgestellten Hause durch nach dem Tuchgaden ist höchst originell, s. Ab.
Band 8, Seite 99
Rothes Haus
Markt 15
M.191
24. Juni 1876
Scheint in das Ende des 17. Jahrh. zu gehören, mit massivem Unterbau. An einem Tragstein unter dem ersten Stock auf einem Wappenschilde ein Huhn in äußerst roher Arbeit. Unter dem Ueberhang des zweiten Stocks mehrere hölzerne Knaggen mit schuppenartigen seitlichen Verzierungen. Hat einen Nasengiebel.
Band 8, Seite 101
Grüne Linde | Alte Münze | Neuer Gaden
Markt 13
M.192
24. Juni 1876
Stammt aus dem vorigen Jahrhundert. Ueber der einen Hausthüre des massiven Unterbaus im Schlußstein die Figur eines Mannes, der vor einem Ambos sitzt und Münzen schlägt, über einer anderen, näher nach dem Römerberg zu gelegenen Thüre ein Lindenbaum. In diesen beiden Bildern sind die Häusernamen ausgesprochen.
Band 8, Seite [unpaginiert]
Mausgasse
[kein Datum]
Band 8, Seite 103
Mausgasse
4. November 1864
Zu den allerfrühesten Erinnerungen meiner Jugendzeit gehört auch der Anblick der Mausgasse, eine in die Schnurgasse einmündende, enge, krummlinigte Gasse, deren Boden stark abwärts führt und sehr deutlich die Existenz des früheren Stadtgrabens nachweist. Die Mitte der Straße war früher von einem breiten ungeordneten Floß eingenommen, das sich bei dem Hause zur goldnen Spitze in eine sogenannte Antauche ergoß. Diese Antauchen waren die Oeffnungen der Canäle und [dazu] bestimmt, das aus der Straße abfließende Wasser nach dem Maine zu leiten. Gewöhnlich waren sie mit blauen Steinen eingefaßt und oben zur leichteren Reinhaltung mit Bohlen von Eichenholz belegt, sie sind nach und nach beinahe in dem neuen Nivellement des Pflasters ganz verschwunden und werden bald ganz vergessen sein.
Bei den sämmtlichen Straßen, die von der Schnurgasse rechtwinkelicht auf den Main führen, waren sie sehr stark ausgeprägt und konnten als Muster solcher Anstalten angesehen werden. Ihre Entfernung ist gerade kein Verlust, obgleich das alterthümliche Aussehen der Gassen dadurch bedeutend verloren hat. In der Mausgasse nun war die Antauche gleich wie in der Neugasse und Kruggasse ein wahrer Höllenschlund, im Sommer manchmal einen erstickenden Brodem aushauchend, welcher die ganze Gegend verpestete.
Band 8, Seite [104]
Wenn man von der Schnurgasse her in die Gasse trat, so fesselte vor allen anderen Dingen der gewaltig aufstrebende Pfarrthurm im Hintergrunde den Blick und namentlich gegen Abend, wenn schon die Straßen beinahe in tiefem Dämmer lagen, schien es, als wollte die untergehende Sonne von diesem ihrem Liebling nicht entweichen.
Links zeigt sich uns ein altes Thor, es führte in einen Hof, der viel Geheimnißvolles in seinen sonderbaren Bauten für uns Kinder verbarg, es war das Haus zum alten Brauhaus, s.d. Daran stieß das Gasthaus zur goldnen Spitze, ein kleines unansehnliches Häuschen mit einem unverhältnißmäßig hohen Schornstein und einer halbvergoldeten Helmspitze auf dem Firste des Daches, die aber seit wenigstens 10 Jahren schon verschwunden ist. Gegenüber ein Haus mit einem Glaserker, der weit vorsprang und unter dem Ueberhang des ersten Stocks noch kleine Fenster für einen Zwischenstock. Glaserker der Art erinnere ich mich noch an vielen Häusern gesehen zu haben, auch sie sind nach und nach beinahe verschwunden. In der goldenen Hutgasse sind deren noch zwei, ebenso in der Schippengasse einer, welcher letzterer ein Loch im Boden hat, um sehen zu können, wer an der Hausthüre schellt. In der Kruggasse war ebenfalls ein solcher, s. Abb. [R0462], sowie zwei in der Töngesgasse, in der Nähe der Graubengasse sich befanden. Nach und nach wurden alle diese Zeugen einer früheren Zeit verabschie-
Band 8, Seite 105
det, als unbrauchbares Möbel, und die jetzige Generation muß ihre poetischen Eindrücke aus anderen Objekten zu entnehmen versuchen. Die alten Stocklaternen hielten sich am längsten in den kleinen schmalen Seitengassen und spendeten namentlich in dunklen Novemberabenden ihr spärliches Licht, dankbar jedem, der des Weges zog, und doch weiß ich nicht, ob die Menschen nicht ruhiger und glücklicher in diesen bescheidenen Verhältnissen waren wie jetzt, wo unter der prunkenden Außenseite gar oft die innere Zerrissenheit verborgen liegt. Nur mit Wehmuth kann ich diesen Stadttheil betreten, welcher der Schauplatz einer glücklichen Jugend war; und jedes Haus, das eine Rolle in irgend einem muthwilligen Jugendstreiche mitspielte, dessen Bewohner vielleicht auch manchmal thätig dabei eingriffen, ist für mich ein geheiligter Boden.
Und wie viele dieser Theilnehmer habe ich schon zu Grabe tragen sehen.
Will man aber heute noch den ungeschwächten Eindruck einer alten Stadt sich verschaffen, so gehe man im Winter gegen Abend in die Mausgasse, Rattengasse oder Kruggasse; für eine Seele, die poetische Stimmungen liebt, wird sich immer noch daselbst eine reiche Ausbeute finden lassen. Damit aber der Nachwelt das Aussehen dieses Stadttheils nicht ganz und gar abhanden kommt, entschloß ich mich, ein Bild, ein genaues Bild der Mausgasse anzufertigen, und jeder, der es erblickt, mag dann selber urtheilen, ob der Lebende immer Recht hat. Es wird dieser
Band 8, Seite [106]
Aufsatz nicht das letzte Klagelied sein, s. Abb. [R0472] der Mausgasse.
Im weiteren Verfolg der rasch abfallenden Straße gelangt man zu den Gebäuden des Hauses zum alten Wolf, jetzt Erlanger Hof , welche ebenfalls ziemlich lange sich in ihrem alten Aussehen erhielten, bis auch hier die Neuzeit eingriff. Doch haben in den Hauptformen die Häuser sich erhalten, weil diese Gegend der Stadt niemals durch Feuer verheert wurde. Der Durchgang durch das Mittelhaus links führt in die Borngasse.
Die Mausgasse ist eine Sackgasse und wird von den im hintersten Hofe des Hauses zum „Häbernen Brei“ gelegnen Mauern und Gebäuden geschlossen. Diese Grenze bildet zugleich genau den tiefsten Theil des ehemaligen Stadtgrabens. S. Häberner Brei.
Band 8, Seite 107
Altes Brauhaus
Mausgasse 25
L.73b
April 1859
Durch ein altes Thor gelangt man in den durch eine hohe Mauer von der Straße abgeschlossenen Hof, rechts befindet sich ein alter Ziehbrunnenstein mit einem Haken an einer Mauernische, an deren Stelle außen auf der Straße der Brunnen jetzt steht; wahrscheinlich war es früher ein gemeinschaftlicher Ziehbrunnen, der von beiden Seiten innen und außen benutzt werden konnte, denn auch außen findet sich ein Stein und Haken für die Rolle.
Auf dem Stein im Hofe steht eine männliche Figur, wahrscheinlich soll es ein Triton sein, der auf einem Delphin reitet, er gehört aber nicht auf diesen Stein, sondern ist von irgendwo hergenommen, außen auf der Straße ist die Brunnenschaale mit Steinhauerarbeit (Laubwerk) verziert, welches im Styl ganz genau zum Triton paßt und wahrscheinlich macht, daß derselbe früher auf einem Brunnen stand, dessen Untersatz man nachher für die Pumpe auf der Straße benutzte. Am Hauptgebäude befindet sich eingemauert das Wappen der Familie v. Warsberg, es scheint auch einem älteren Bau entnommen und um es zu erhalten, an diesen Platz gebracht zu sein. Daneben im Schlußstein der einen Hausthüre I. C. D. 1751. Siehe die beifolg. Abb.
Der Hakenstein und Wappen sind älter als
Band 8, Seite [108]
1751, ebenso das Profil an der Laibung des großen Eingangsthores, weßhalb mir die Mauer mit dem Thore, der Ziehbrunnenstein und das Wappen dem früher hier gestandenen Bau anzugehören scheinen und dessen Erneuerung in das Jahr 1751 aller Wahrscheinlichkeit nach fällt.
a. Wappen der Familie v. Warsberg
b. Hakenstein des ehemaligen Ziehbrunnens
Das Innere dieses Hauses gehört zu meinen frühesten Jugenderinnerungen, es befand sich darin die Kartonfabrik [Fremdkorrektur mit Bleistift: Kartenfabrik S. E.] des Herrn Steinberger, so lange es mir denkt und ist auf den heutigen Tag noch darin.
Dieses Haus muß früher ein Herrenhaus gewesen sein.
Band 8
16. Mai 1875
Seit einiger Zeit wird ein Theil des Hofes mit einem Haus überbaut, das Thor ist verschwunden und an seine Stelle sind zwei Fenster getreten. Der Eingang in den Hof ist neben den Brunnen gelegt. Durch diese Änderung ist der Charakter des Ganzen derart entstellt, daß man sich nur mit Mühe zurechtfindet.
Band 8, Seite 108a
Mausgasse 25
L.73b
7. Juli 1880
Das Hinterhaus fand ich heute in einem erbärmlichen Zustande, es darf nicht mehr bewohnt werden, weil die Decken den Einsturz drohen, überall sieht man durch die Löcher im Fußboden durch, und theilweise liegen auf denselben keine Dielen mehr; ich hätte nimmermehr gedacht, daß es in unserer Zeit und gerade in dem bewohntesten und bevölkertsten Theil der Stadt noch derartige Räumlichkeiten geben könnte.
Dazu kommt noch das alterthümliche Aussehen derselben, namentlich desjenigen Theiles, welcher nach dem Erlanger Hof hin liegt. Namentlich fesselte ein Zimmer meine Aufmerksamkeit, es hat tiefe Fensterblenden, gemauerte Sitzbänke in denselben und eine spitzbogige kleine Thüre, welche in einen Raum führt, der mit vergitterten Fenstern nach dem Garten des Erlanger Hofes liegt. Man muß einige steinerne Stufen in ihn hinabsteigen, und man glaubt, in ein anderes Jahrhundert sich versetzt. Die Scheiben in den Fenstern sind rund und sämmtlich erblindet, und der Raum hat durch das deßhalb darin herrschende Dämmerlicht etwas ungemein unheimliches.
[Von der Chronologie abweichende Paginierung C. K.]
Band 8, Seite 109
Schnurgasse 29 | Mausgasse 29
L.75
18. Mai 1869
Das Haus hat im 1. Stock einen Glaserker mit Holzschnitzerei, der den Charakter des 17. Jahrh. trägt. Sonst hat es nichts Bemerkenswerthes an Architektur.
Band 8, Seite 111
Puhlheimer
Mausgasse 31
L.76
10. Juli 1864
An dem Tragstein unter dem ersten Stock beifolgendes Zeichen des Schreinerhandwerks mit den Buchstaben I F H.
Band 8, Seite 113
Mausgasse | Rattengasse 37
L.77
10. Juli 1864
Unter dem ersten Stock beifolgender Tragstein mit dem Zeichen des Schreinerhandwerks und den Buchstaben I. G.
Der Eingang des Hauses ist Rattengasse 37.
Band 8, Seite [unpaginiert]
Meisengasse
[kein Datum]
Band 8, Seite 115
Meisengasse 6 | Meisengasse 8
E.142 | E.143
21. Dezember 1866
Eben im Abbruch begriffen. Zwei alte Häuschen von besonders charakteristischer Bauart, von denen allerdings architektonisch nicht viel zu vermelden ist, allein aus solchen bestand früher der größte Theil der Stadt.
Band 8
Meisengasse 4
E.141
19. August 1874
Seit einigen Wochen abgebrochen bis auf den Grund. Es war eines der wenigen noch vorhandenen Exemplare, von denen dasselbe gilt, was von den vorigen gesagt wurde. S. Abb. [R0365]
Band 8, Seite 117
Meisengasse 22 | Meisengasse 24
E.147 | E.148
15. Februar 1875
Seit zwei oder drei Tagen ist der Abbruch der Häuser 22, 24 im Gang und bereits das Dach abgedeckt.
Band 8
11. März 1875
Die beiden Häuser, welche zum Irrenhaus gehören, sind nun bis auf den Grund niedergelegt. Im Keller an dem Schlußstein eines Gewölbes fand ich die Jahreszahl 1784 eingehauen.
Band 8, Seite 119
Meisengasse 2
E.157 | E.158
April 1862
An dem steinernen Unterbau auf dem Eck ein Tragstein vid. Ab. [R0431] Ein Hammel (Widder), dabei auf einem Wappenschilde ein Stierkopf und darunter ein Schlächterbeil mit den Buchstaben J. L. W. 1578. den 20. Aprilo.
Der Stein ist reinlich ausgeführt mit geschmackvoller Profilirung.
Das Innere des Hauses winkelicht und vielfach verändert hat nichts Bemerkenswerthes.
Band 8
9. August 1873
Ist soeben in vollem Abbruch begriffen und schon beinahe der Erde gleich. Der Stein zerstört.
Band 8, Seite [unpaginiert]
Metzgergasse
[kein Datum]
Band 8, Seite 121
Metzgergasse 10 früher Spitalsgasse, auf dem Plan von Ulrich 1811 also benannt
M.105
6. Mai 1863
Ein massiver Unterbau mit Tragsteinen.
In dem Thürsturz des Erdgeschosses eingehauen zwei Wappen. Das eine drei Köpfe oder Masken?, das andere drei Rosen mit Blättern.
Dabei die Jahreszahl 1682. Sodann hat das Haus einen nach der Straße gekehrten Nasengiebel.
Auf dem Ulrich‘schen Plan ist dieses Haus mit M.105 bezeichnet, während Krug es M.106 angiebt.
Band 8, Seite 123
Katzenellenbogen
Metzgergasse | Hinterhaus von Saalgasse 5
M.106 | M.113
6. Mai 1863
Ueber einem Thürsturz Michael Brucher [spätere Korrektur (von fremder Hand?): Bruecher S. E.] 1742.
Das ganze Haus ist offenbar viel älter, und diese Jahreszahl bezeichnet wahrscheinlich nur eine Reparatur.
Das Haus hat einen Nasengiebel mit schön verzierter Wetterfahne und alte Fensterkreutzstöcke von Stein, in dem Gäßchen eine kleine Thüre mit hohen Treppenstufen davor und einem Spitzbogen, s. Abb. [R0353]
Der Thürsturz ist neu eingesetzt, und die Jahreszahl 1742 bezeichnet diese Zeit. Ueber die Wetterfahne sieh. Abb.
Die Seite des Hauses nach dem Gäßchen hin sieht sehr alterthümlich aus, ebenso das Gäßchen selbst. Die Thür mit dem Spitzbogen und der hohen Treppe davor ist höchst malerisch.
Das Haus bildet jetzt das Hinterhaus zu dem Hause Saalgasse 5, zu welchem es seit längerer Zeit gezogen ist, weßhalb es auch mit keiner neuen Nummer bezeichnet ist.
[späterer Bleistifteintrag vom Verfasser S. E.:] Das Erdgeschoß wird von einem feuerfesten Gewölbe eingenommen.
Band 8
6. Mai 1882
An diesem Hause befindet sich noch eine weit in das Gäßchen hineinreichende Dachtraufe, welche wahrscheinlich die letzte in hiesiger Stadt seyn dürfte.
Das Gäßchen überhaupt ist noch so vollständig in seinem alten Aussehen erhalten, wie ich dahier eigentlich keine Localität mehr kenne.
Band 8, Seite 125
Metzgergasse 2
M.110
6. Mai 1863
Hausmarke mit Jahreszahl 1591 oder 97. S. Abb. [R1044]
Band 8, Seite [unpaginiert]
Mörsergasse
[kein Datum]
Band 8, Seite 127
Goldner Mörser | Biersack | Schenkenberg
Mörsergasse 3 | Hinterhaus v. Schnurgasse 55
K.114
3. April 1874
Ueber einem Ausfahrtsthor 1739 [MZ_8-1]
Band 8, Seite 129
Nürnbergerhof
Hinterhäuser Mörsergasse
3. April 1874
Auf den in die Mörsergasse stoßenden Hintergebäuden wurde die Mauer, welche die Thüre mit den starken Werkstücken, die seit einiger Zeit zugemauert ist, enthält, um 3 Fuß erhöht.
Die Mauer hat überhaupt in den letzten Jahren so viele Veränderungen erlitten, daß ihr eigentlicher Originalzustand nicht wieder zu erkennen ist.
Band 8, Seite 131
Drei weisse Rosse | Grüner Hain
Mörsergasse 1
L.114
Juli 1858
Stößt mit seiner westlichen Seite auf das Aliment, s. Abb., mit der südlichen Seite und seinem kleinen Hofe auf den ehemaligen Stadtgraben. Das Haus nach seinem jetzigen Bestande ist 1708 erbaut, welche Jahreszahl über der Thüre eingehauen ist und sich auch auf einem Schornstein befand, wie ich mir noch erinnere, vor einigen Jahren gesehen zu haben, jetzt aber verschwunden ist. Es war der Schornstein an der Mauer in dem kleinen Höfchen, welches zu dem Eckhaus der Neugasse L.115, Neugasse gehört, s.d.
Das Aliment ist mit einer hölzernen Thür verschlossen und fällt rasch abwärts in die Antauche des ehemaligen Grabens.
Band 8
16. Dezember 1874
Im Erdgeschoß des Hauses gleich rechts neben der Hausthür befindet sich ein Ziehbrunnen, der jedoch auf dem Boden zugedeckt ist, man sieht nur die eine Hälfte, weil die andere in die jedenfalls früher vorhandene Nische fällt. Ob er noch in Gebrauch ist (als Brunnen überhaupt), weiß ich nicht. Das Haus hat im Innern Treppengeländer mit gedrehten Stäben, überhaupt allerlei Gewinkel und ist nicht uninteressant, ebenso auch macht es von außen mit den elegant profilirten Pfeilern auf den Ecken einen schönen Eindruck. Das Ganze ist noch wenig verändert und kann als ein gutes Beispiel gelten.
Auf den Ecken befinden sich quer gestellte gemauerte Pfeiler mit höchst eleganter Profilirung, beinahe genau so wie das im benachbarten Nürnbergerhofe gelegene Haupthaus und scheint diese Bauform in jenem Stadttheil damals als Mode vorherrschend gewesen zu seyn.
Band 8, Seite [unpaginiert]
Münzgasse
[kein Datum]
Band 8, Seite 133
Nussbaum
Münzgasse 4 | Blauehandgasse
I.128
Juli 1854
Existirt nicht mehr, sondern der Platz, auf welchem das Haus gestanden, wurde zum Hof des Bankgebäudes gezogen.
Es war ein altes Haus mit entsetzlichem Gewinkel, Trepp auf, Trepp ab. Ueber der Hausthür die rohe Abbildung eines Nußbaums als Schlußstein. Neben der Hausthür eine Thüre mit einem herumlaufenden Rundstab, durch dieselbe gelangte man unter einen Schoppen, und von da in ein kleines Höfchen mit einem alten Brunnen. Vor dem Abbruch war das Haus in schlechtem Ruf und vielfach von Lumpengesindel bewohnt. Abgebrochen wurde es bei der Einrichtung des Bankgebäudes 1854.
Band 8, Seite 135
Münzgasse 18
I.146
1. April 1878
Soeben wird auf der Seite des Hauses, die nach dem Raugrafengäßchen hin liegt, neben dem Erker eine Thür gebrochen und das vordere große Thor seines Rundbogens beraubt und mit einem waagerechten Sturz überdeckt. Es wurde in einen Ladenerker verwandelt, wie überhaupt die ganze Fronte des Hauses.
Im Hofe stehen einander gegenüber 2 Thürme, welche die steinernen Treppen in sich schließen und dem Hause von der einen Seite ein imposantes Ansehen verleihen. Leider hat das Ganze durch die obenerwähnten Reparaturen an Originalität sehr vieles eingebüßt.
Band 8, Seite 137
Münze
Münzgasse 20
I.147
16. März 1873
Soeben erzählte mit Herr Dr. Redtel, Probierer von der hiesigen Münze, daß bei dem Neubau des Hauses während des Abbruchs der älteren Theile desselben unter der Erde eine außerordentlich feste, 5 Fuß dicke Mauer zum Vorschein gekommen sey, welche das Haus seiner ganzen Länge nach durchzogen und den Arbeitern bei dem Abbruch ungewöhnliche Anstrengung und Mühe verursacht habe. Es sind dieß aller Wahrscheinlichkeit nach die Fundamente des alten Gebäudes, dessen Batton erwähnt. Band V. p. 212.
Band 8, Seite 139
Münzgasse 8
I.144b
Juni 1862
1731 über der Hausthüre.
Das Haus hat eine in Holz ausgeführte Hausthüre, welche beinahe in demselben Geschmack und in denselben Profilirungen und künstlichen Verkröpfungen ausgeführt ist wie diejenige im Hause Seckbach, s.d., es hängt mit dem Hause I.144a zusammen, das in dem Raugrafengäßchen steht.
Merkwürdig ist, daß in dem kleinen Gäßchen, in welchem a. [I.144a] liegt, noch eine der ganz alten Laternen sich bis heute erhalten hat.
Band 8
Dezember 1872
Seit einigen Jahren ist die alte Laterne, die letzte ihrer Art, aus dem Gäßchen verschwunden.
Im Sturz der Hausthüre ein Altar, auf dem ein Herz brennt, s. Ab. und daneben die Jahreszahl 1731.
Band 8, Seite 141
Kolben | Fledener
Münzgasse 1 | Buchgasse 7
I.206 | I.205
25. August 1870
Das Haus, welches 1845 umgebaut wurde, muß ein wahrer Prachtbau gewesen seyn, wie aus den noch vorhandenen Ueberresten hervorgeht, leider ist vieles zu Grunde gegangen, und vor ungefähr 8 Jahren wurde eine abermalige Veränderung und Neuanstrich vorgenommen, wobei das schöne Portal, s. Abb. [R0591], das bisher in seiner natürlichen Sandsteinfarbe stand, einen weißen Oelfarbenanstrich erhielt.
Bei der jetzt im Gang befindlichen Veränderung gingen abermals einige Fenstergewänder, mit zierlichen Profilen geschmückt, zu Grunde.
Auch wurde ein Stein, der als Baustein vermauert war und von dem alten Hause stammte, ausgebrochen, welcher Ornamente der größten Schönheit trug. Der Treppenthurm war früher freistehend und unten mit 2 Thüren offen, deren eine das erwähnte Portal bildete, ähnlich dem in der goldenen Wage, s.d. Die Fenster massiv in Stein und äußerst fein profilirt, die Treppe ebenfalls bis in die oberen Stockwerke von Stein und alle Thüren mit Stabwerk und sonstigem Schmuck reich bedeckt. Ueber dem Eingangsthor im Hofe lief
Band 8, Seite [142]
eine steinerne durchbrochene Gallerie hin, die ich noch gesehen habe. Die Abb. des alten Hauses zeigen das Nähere sowie des Treppenthurmes.
Band 8, Seite 143
Hoher Ort | Hohes Ortshaus
Münzgasse 7 | Ankergasse 18
I.209
Mai 1860
Neben der Hausthür beifolgend abgebildeter Stein eingemauert, welcher die Wappen der Familie v. Holtzhausen und der Familie Weiss von Limburg nebst der Jahreszahl 1629 trägt.
Band 8
Mai 1865
Ist gegenwärtig leider zu einem Wirthshaus eingerichtet, in welchem fahrende Dirnen ihr Hauptquartier aufzuschlagen pflegen.
Band 8, Seite 145
Karmeliter Kloster
Münzgasse 9 | Alte Mainzergasse 42 | Alte Mainzergasse 44 | Alte Mainzergasse 52 | Seckbächergasse 10
I.218
6. April 1855
Am 2ten April 1855 wurde der Abbruch desjenigen Theiles der Gebäude des Carmeliterklosters begonnen, welche mit ihrer Fronte nach der Mainzergasse und theilweise nach der Ankergasse hin liegen. Sie bestehen in einem Gang, welcher im ersten Stock eine Halle von sechs Kreutzgewölben enthielt, mit den Fenstern nach dem Hofe gekehrt, und wahrscheinlich dazu bestimmt war, sich darin zu ergehen. Die Fenster trugen einfaches Maaßwerk von Sandstein und scheinen mir aus dem 15ten Jahrhundert zu stammen. Fein und schön gegliedert sind die Sockelsteine, welche die Säulen des Gewölbes nach unten abschließen. Die Schlußsteine der Gewölbe trugen keine Wappen, und nirgends war eine Spur von einer Jahreszahl zu sehen.
Der untere Theil, welcher früher ebenfalls eine offene Halle bildete, die jedoch nicht gewölbt war, sondern eine Balkendecke hatte, war vermauert, um zu Aufbewahrungsräumen benutzt zu werden. An dieses Gebäude schloß sich ein anderes an, welches jedoch mit dem erstgenannten in keiner Weise im Einklang stand, wie schon einfach aus der ungleichen Höhe der unteren Bogen hervorgeht, deren einer halb sogar von dem anderen Gebäude zugebaut war. Doch bedurfte es dieses Beweises seines höheren Alters nicht, denn an
Band 8, Seite [146]
der Gliederung seiner Bogen und Fenstersteine ergab es sich von selbst.
Das letzterwähnte Gebäude schließt sich nach Norden an und steht mit den übrigen Klosterbauten in direkter Verbindung. Der nach Süden anschließende Bau, von dem ein Stück schon vor mehreren Jahren abgebrochen worden war und der im Augenblick bereits ganz herunter abgebrochen ist, wurde wahrscheinlich im vorigen Jahrhundert an die Stelle eines daselbst stehenden älteren Baus gesetzt, denn bei dem Ablösen des äußeren Kalkputzes fand sich in einem großen Sandstein, welcher mit zu den Eckbindern gehörte, die Jahreszahl - MDCCVXXXIII eingehauen. Ueber der Eingangsthüre war ein steinernes Madonnenbild eingemauert, welches, aus einem älteren Bau entnommen, um ein Beträchtliches oben in seinem Baldachin abgehauen und ziemlich sorglos und unpassend angebracht war. Es stammt ebenfalls aus dem fünfzehnten Jahrhundert, und der Künstler, der es anfertigte, muß kein ungeschickter Mensch gewesen sein, wie die Gewandung hinlänglich beweist. Weniger gut daran ist der architektonische Theil ausgeführt. Die davon gegebene Zeichnung ist treu. Es wird gegenwärtig restaurirt und alsdann am Hause des katholischen Stadtpfarrers eingemauert. Auf diese Weise wird es wenigstens erhalten. Sonst
Band 8, Seite 147
bot dieser Bau nichts Bemerkenswerthes, außer, daß bei seinem Abbruch ein Zimmergeselle herabstürzte, weil er einen Fehlhieb that und von einem nachfallenden schweren Balken erschlagen wurde, daß er auf der Stelle sein Leben mit einem einzigen Schrei aushauchte. Er war aus Epstein im Taunus, 27 Jahre alt und hieß Adam Kilb. 3. April.
Außen waren unter einem Dache Feuerleitern angehängt in der Mainzerstraße.
Dem Untergang geweiht ist auch noch eine an die Kirche direkt anstoßende Kapelle oder Halle, aus dem vorigen Jahrhundert stammend, mit Rundbogen-Gewölben.
Im Hofe fand man Knochenüberreste.
In dem Ellenbogengäßchen, über einer Thür, die in die Kirche führt, findet sich die Jahreszahl 1503 eingehauen, nebst dem Wappen der Familie „vom Rhein“, s. Abb. [R0702]
In der Kirche selbst, welche seit einigen Jahren zu einem Zollwaarenlager eingerichtet ist, lagen eine Menge Grabsteine, die jedoch durch das ewige Darüberhinlaufen der Lastträger und durch die Räder der Rollwagen total ruinirt sind. Die anstoßende Holzhausische Capelle ist ebenfalls in dem Jahr 1835, als man die Kirche überhaupt zum Waarenlager stempelte, abgebrochen und eine Zollschreibstube an ihre Stelle gesetzt worden.
In den benachbarten Straßen befinden sich
Band 8, Seite [148]
noch eine Menge Ueberreste älterer Klostergebäude, welche als Abweissteine, zum Holzhacken u.s.w. dienen.
Band 8
Carmeliter Kirche
1746 wurden die auf die alte Mainzergasse gehenden Fenster in der Giebelwand baulich verändert, am 23. April Bau Amts Zeichnung.

[Es folgt ein eingeklebtes Stück Papier mit handschriftlichen Vermerken, ohne erkennbaren Textzusammenhang S. E.:]
Band 8
Mai 1859
I. Nebenstehende Wappen finden sich an den Pfeilern des Kreutzganges auf der inneren Seite in Stein ausgeführt.
II. Sockelstein im Kreutzgang
III. Grabstein im Kreutzgang. Die übrigen sind leider so zerstört, daß man die Inschriften und Wappen nicht mehr erkennen kann.
Die merkwürdigen Fresken in diesem Kreutzgang sind so vortrefflich abgebildet und durch Passavant beschrieben, daß es keiner Erwähnung bedarf. Siehe Archiv Frankfurter Geschichte und Kunst 6. u. 8. Aufl. II. Band.
Die übrigen Abbildungen im Band V. erklären sich von selbst.
Band 8
2. Juni 1878
Ueber die merkwürdigen nur zum Theil wohlerhaltenen Freskobilder in dieser Kirche behalte ich mir einen längeren Bericht vor.
Band 8, Seite 149
Münzgasse 5
I.270
14. Juni 1871
[Eingeklebtes Stück Papier mit Bleistiftvermerken S. E.:]
ad. Münzgasse 5.
Wappenstein, wahrscheinlich einmal über einem Thor eingemauert mit den Wappen der Familien v. Holtzhausen, Weiß v. Limburg.

Auch das anstoßende Haus trägt noch dieses Wappen, s.d., Münzgasse 7.

Rechts oben hängt neben dem Helm an einem Kreuze eine Kette und an dieser ein Drachen, der sich in den Schwanz beißt.
Links eine Halskette (wahrscheinlich Gnadenkette) mit einem Ring.
Alles beinahe zerstört, s. Abb. [R0564] und steht seit 30 Jahren unbewacht im Hof.
14. Juni 1871
Band 8
März 1879
Ist jetzt in dem Vereins Archiv aufbewahrt durch meine Verwendung. Er war Eigenthum des Herrn Schlossermeister Gerlach, welcher ihn bereitwilligst überließ.

Buchstabe N

Band 8, Seite [unpaginiert]
Neugasse
[kein Datum]
Band 8, Seite 151
Im Rebstock
Neugasse 4
L.90
13. Mai 1875
Heute wurde mir Gelegenheit, aus den Fenstern des Hauses Neugasse 4 im ersten Stock das enge Höfchen zu zeichnen, das die Hinterhäuser des Rebstocks mit den Hinterhäusern der Neugasse bilden.
Die Holzgallerien, welche so charakteristisch für diesen Stadttheil sind, haben sich früher an der schmalen Wand noch fortgesetzt, wie die dort noch in der Mauer befindlichen Träger von Sandstein bezeugen. Der enge Raum des Gäßchens zwischen den beiden Thoren hat immer noch etwa höchst eigenthümliches und ist auch bis dato so ziemlich unverändert geblieben, nur wurden im Laufe der Jahre die Holzgallerien, welche früher roth angestrichen waren, mit weißer Oelfarbe überstrichen, was dem Gesamteindruck bedeutenden Abbruch thut und auch deßhalb von mir weggelassen und so hergestellt wurde, wie ich mich aus meiner Jugendzeit Anfang der 30ger Jahre erinnere.
Band 8
14. März 1881
Soeben wird der enge Raum, den das Höfchen einnimmt, mit einem Hause verbaut und dadurch die ganze Localität noch enger und dunkler gemacht. Es ist nunmehr beinahe alles Licht abgeschnitten.
Band 8, Seite 153
Neugasse | Thorbogen am Rebstock zwischen den Häusern 2, 6
L. 91 | L.92
18. Juni 1867
[Kommentar zum Datum in Bleistift, befindet sich eigentlich unten auf der Manuskriptseite S. E.:] Das oben auszufüllende Datum ist auf der Zeichnung des Wappens vorhanden.

Ueber dem Thorbogen des Rebstocks in der Neugasse befindet sich das in der Abb. [R0469] gegebene Wappen der seit langer Zeit ausgestorbenen Familien 1. Zum Lamb + Lersn. Chr. I. No. 117 [Leerstelle] 2. von Hell, genannt Pfeffer + Lersn. Chr. I. No., 80 (Abb. der Wappen des Hauses Limburg)
Beide Wappen sind von roher Arbeit und ziemlich zerstört.
Wenn Batton III. p. 144 erwähnt, daß im Jahr 1543 Ulrich v. Rauscher sich mit Elisabeth v. Hell genannt Pfeffer verehelichte und das Wappen beider Eheleute sich über dem Thorbogen des Rebstocks in der Kruggasse noch befände, (mittlerweile verschwunden sammt dem Thorbogen), so finden wir in obiger Abb. [R0469] das Wappen der Fam. v. Hell und der Fam. zum Lamb. Die Wittwe Rauschers heirathete nämlich Hironimus zum Lamb (in welchem Jahr ist unbekannt). Diese Ehe blieb kinderlos und erlosch das Geschlecht mit ihm am 15. Feb. 1559. Lersn. Th. II. I. Buch p. 223, folglich wäre die Anfertigung jener Wappen in oder zwischen die Jahre 1559 - 1543 zu setzen, dann aber entspricht weder die Form der Schilder, worauf sie sich befinden, noch die Art der Ausführung, auch giebt Merian in dem Plan von 1628 die Stelle des Thorbogens als mit einem Hause überbaut an, folglich muß er erst später entstanden seyn.
Mein Urtheil geht dahin, die Erbauung desselben in das vorige Jahrh. zu versetzen, ob die Wappen eine Nachahmung älterer von dem überbauenden Hause
Band 8, Seite [154]
angebracht gewesen sind, vermag ich nicht zu bestimmen, jedenfalls aber müssen bei der Erbauung des Bogens die betreffenden Familien oder deren Nachkommen noch im Besitz des Hauses, zu dem er der Zugang bis dato gewesen sey, denn sonst würde man ihre Wappen nicht daselbst angebracht haben.
Band 8, Seite 155
Neugasse 10
L.94
1. Mai 1878
Ein eigenthümliches Haus, dessen Erbauung in das Jahr 1705 fällt, wie diese Jahreszahl ausweist, welche in dem Schlußstein über der Hausthüre eingehauen ist. Er bildet das Eck mit dem Allment und hat im
Band 8
I. F. H. 1705. Schlußstein.
Inneren seine alte Einrichtung ziemlich erhalten, eine gute Treppe mit zierlich gedrehten Geländerstäben führt in die oberen Stockwerke, in denen sich geräumige Zimmer befinden, die auch theilweise nach dem Hofe münden.
Ich erinnere mich aus meiner ersten Jugendzeit, daß beinahe alle Fenster des Hauses, namentlich aber die nach dem Hofe zu gelegenen mit runden Scheiben versehen waren, die aber allmählich verschwunden sind. Die inneren Räume sind finster und waren bis vor ganz kurzer Zeit in ihrem alten Zustand geblieben, nun aber ist seit einigen Wochen neben der Hausthüre nach dem Markte hin das mittlere der drei daselbst befindlichen Fenster in eine Thüre verwandelt worden, um den Raum, der dahinter liegt, in einen Laden umzugestalten sowie auf der anderen Seite der Hausthüre das neben derselben befindliche sehr große und mit einem Rundbogen überdeckte Fenster ebenfalls theilweise in eine Thüre zu dem Zwecke einer Ladeneinrichtung verwandelt wurde. Das Haus hat dadurch von seinem Originalcharakter
Band 8, Seite [156]
viel eingebüßt. Vor demselben befand sich früher die Ausmündung der großen Antauche, welche manchmal im Sommer einen warhaft scheußlichen Gestank verbreitete, welche nun der neuen Canalisation zum Opfer gefallen ist. Es war diese Stelle eine der tiefsten in der ganzen Altstadt und bei nur einigermaßen hohem Wasserstand wurde sie überschwemmt, was uns Kindern immer ein großes Vergnügen bereitete.
Siehe auch:
Band 8, Seite 157
Neugasse 20
L.99
22. Mai 1876
An einem Tragstein unter dem ersten Stock die rohe Abbildung eines Stiefels mit einem Sporn und umgeschlagenem Schaft. Dabei die Buchstaben J. G.
Der Unterbau ist massiv in Stein ausgeführt und scheint das Haus aus dem Anfang des vorigen Jahrh. zu stammen.
Band 8, Seite 159
Lützel Palmeneck
Neugasse (27) | Sackgasse Hinterhaus
L.109
14. Dezember 1863
An dem in die Sackgasse stehenden Hinterhaus befindet sich im Erdgeschoß in einem Thürsturz die Jahreszahl 1706 eingehauen. Dieses Hinterhaus ist nur einstöckig und hat vergerämste Fenster und Ablaufsteine in den Hof des Hauses zum „Goldenen Traubel“. Auf dem Plan von Ulrich ist dieß Haus fälschlich als No. 119 bezeichnet.
Das Erdgeschoß dieses Hauses ist gewölbt und feuerfest. Ulrich hat auf seinem Plan das Höfchen vergessen, es hat einen Ausgang in die Sackgasse durch eine mit einem Rundbogen überdeckte Thüre, deren Gewände einen Rundstab hat, vor derselben liegen einige Stufen.
Band 8
22. Oktober 1876
Hat in den letzten Jahren keine erheblichen Veränderungen erlitten, außer daß durch die Regulirung des Pflasters und der damit verbundenen Erhöhung die Zahl der Stufen vor der Ausgangsthüre sich verringert hat. Es haben wenige Straßen dahier sich so rein in ihrem alterthümlichen Aussehen erhalten wie die Sackgasse.
Siehe auch:
Band 8, Seite 161
Schwarzer Stern
Neugasse 23
L.111
21. Mai 1876
Ein aus der letzten Hälfte des 17. Jahrh. stammendes Haus mit der noch vollständig erhaltenen in Eichenholz zierlich ausgeführten Hausthüre, s. Ab. [R1552] Der Unterbau des Hauses ist massiv mit gut profilirten Tragsteinen unter dem 1. Stock. Die übrige Ausstattung des Hauses ist äußerst einfach, wie schon die Behandlung des Thürsturzes und des darin angebrachten Gitters bezeugt. Er geht durch in die Sackgasse. In seinem Hausgang hat er neben der Thüre ein Fenster mit einen Aufstelladen. Sämmtliche Häuser stammen aus dieser Zeit und hat die Straße ein ziemlich gleichmäßiges Aussehen. Es sind behagliche Bürgerhäuser, die immer mehr und mehr verschwinden. Ich habe das Haus noch in seinem Originalanstrich und mit runden Scheiben in Fenstern gesehen.
Band 8, Seite 163
Rother Sack | Kleiner Sack
Neugasse 21 | Hinterhaus in der Sackgasse
L.112
Juni 1862
1592 An einem Stein eingehauen, welcher als Fensterbank an einem der Fenster des Erdgeschoßes verwendet ist, jedoch ist es umgekehrt gelegt, so daß die Jahreszahl verkehrt zu stehen kommt, wahrscheinlich bezeichnet er die Erbauungszeit eines früher an dieser Stelle gestandnen Hauses, bei dessen Neuaufbau im vorigen Jahrh. dieser Stein verwendet wurde.
Band 8, Seite 165
Sack | Im Sack
Eckhaus, Neugasse mit | Neugasse 17
L.115
März 1859
Massiver Unterbau, am Tragstein unter dem ersten Stock beifolgende Marke. Das Haus stößt mit seinem kleinen und durch eine Mauer von der Straße getrenntem Höfchen an das Haus zu den „drei weißen Rossen“. In diesem Höfchen befindet sich, an die Mauer des ehegenannten Hauses angebaut, der Schornstein einer Waschküche, welcher früher die Jahreszahl 1708 trug, die bei der vor einigen Jahren vorgenommenen Restauration verschwunden ist. vid. Drei weiße Rosse. Es wurden also wahrscheinlich diese beiden Häuser zusammen erbaut. An dieses Höfchen schließt sich, nur durch eine Mauer getrennt, das Höfchen des Nebenhauses L.116, sodann ebenso L.117, L.118 bis zu dem Hause L.119, welches Haus auf dem alten Stadtgraben liegt, und es bilden diese kleinen Höfe in ihrer Verbindung ein kleines Gäßchen, gleichsam das hinter den Häusern der Neugasse herzieht und rechtwinkelicht auf den Stadtgraben läuft.
Band 8, Seite 167
Goldnes Lämmchen
Neugasse 3
L.122
März 1859
Im Hofe der von dem Durchgangshaus L.121 und den Häusern L.122 gebildet wird, steht gleich links beim Eingang ein Brunnen, über diesem Brunnen ein aller Wahrscheinlichkeit nach nicht dahin gehöriger Stein, welcher eine sehr steife geschmacklose Abbildung eines Lammes trägt und in der dasselbe umgebenden Landschaft ebenfalls in Stein gehauen eine oberschlächtige Mühle zeigt.
Darunter steht eingehauen „Zum Lämmchen“. Jedenfalls gehört der Stein in seiner Verfertigung dem vorigen Jahrhundert an, etwa in die 70[er] Jahre und ist vielleicht der Schildstein eines Hauses gewesen, den man. um ihn zu bewahren, auf diesen Brunnen gesetzt hat.
Links, ehe man an den Brunnen gelangt, stößt das Haus L.123 in den Hof, dessen Fenster ihrer Gliederung nach in den Anfang des 16. Jahrh. gehören. Außen nach der Neugasse hin, ist das Haus Anfang dieses oder Ende vorigen Jahrh. neugestaltet, so daß keine Spur seines hohen Alters zu entdecken ist. vid. L.123.
Band 8, Seite 169
Neugasse 1.a
L.123
März 1859
Das Aussehen des Hauses nach der Straße läßt nicht ahnen, daß dasselbe so alt ist, doch gehe man in den Hof des daranstoßenden Hauses L.122, vid. und sehe die Fenster, so wird man sich schnell überzeugen, daß man ein sehr altes Haus vor sich hat, das nur durch Reparaturen Ende des vorigen oder Anfang dieses Jahrh. entstellt ist; über der Hausthüre - nicht an einem Kragstein, wie Batton angiebt - befindet sich die Jahreszahl 1766, was so ziemlich die Zeit andeutet, in welcher die Veränderung vorgenommen worden ist.
Band 8
Juni 1862
Durch die beispiellose Gefälligkeit des Hauseigenthümers Herrn André, wurde mir heute Gelegenheit, das Haus im Innern nach Herzenslust ansehen und durchstöbern zu können; es gehört nun zu dem Eckhause Eßlingen, s.d. und ist im oberen Stockwerk mit demselben verbunden, im Erdgeschoß jedoch getrennt, indem die Treppe mit Brettern zugeschlagen ist. Das Erdgeschoß selbst frappirte mich dergestalt als ich durch die Hausthüre eintrat, daß ich auf der Stelle stehen blieb und eine Zeichnung davon machte, welche besser als alle Beschreibung dieß zu thun vermag, diesen Eindruck schildert. Solche Räumlichkeiten konnte nur die Vorwelt schaffen, und sie entspricht dem in dem Hofe sichtbaren alten Theile des Hauses vollkommen. Wer Sinn für die Einfachheit der Vergangenheit in sich trägt, dem muß ein solcher Ort jedenfalls ein lebhaftes
Band 8, Seite [170]
Interesse erzwingen, und ich kann nur meine Verwunderung nicht verbergen, daß bis jetzt dieser Raum so unverändert in seinem Aussehen sich erhalten hat.
Er wird von Herrn André als Magazin benutzt, deßhalb schlug man die Treppe zu, wegen der Gefährlichkeit der darin aufbewahrten Vitriolflaschen, somit hob sich der immerwährende Durchgang auf, und der Platz behielt sein Originalgewand.
Ich hatte nicht geglaubt, allhier in meiner Vaterstadt noch so etwas zu finden.
Band 8
6. Juni 1880
Ist mittlerweile durch Reparaturen derart entstellt, daß sein oben beschriebenes Aussehen kaum mehr herauszufinden ist.
Band 8, Seite 171
Esslinger
Neugasse (1) | Hinter d. Lämmchen (2)
L.124
Juni 1862
Ein altes Haus, das noch dadurch ganz außerordentlich gewinnt, als es früher einer Familie Melber gehörte, und zwar derselben, zu welcher Göthe und seine Schwester gebracht wurden, als der Umbau des elterlichen Hauses auf dem Hirschgraben ein ferneres Verbleiben für die Kinder unmöglich gemacht hatte. Hier im Herzen der Stadt am Hühnermarkt gelegen, verbrachte er einen Theil seiner Jugendzeit und zwar gerade die, welche für äußere Eindrücke die allerempfänglichste ist. Das Marktgewühl in Herrmann und Dorothea ist genau nach den hier täglich vom Fenster aus gesehenen Eindrücken genommen, der Brunnen mit dem Bilde der Freiheit steht noch heutzutage, und Meßbuden auf dem Platze aufgeschlagen zu sehen, erinnere ich mich selbst noch sehr gut und findet dasselbe auch heute noch statt. Vor Allem aber ist es die innere Beschaffenheit des Hauses, welche vielfachen Stoff zu poetischen Eindrücken darbot und in der Seele des lebhaften Knaben reichlich zurückließ. Die großen Räume, unten auf hölzerne Pfeiler gestellt, die Winkel Trepp auf und ab, sodann die durchbrochnen Häuser mit ihren Hinterfenstern auf kleine enge Höfchen mündend, im Hause selbst unten feuerfeste Gewölbe mit vergitterten Fenstern und darüber eine sogenannte Altane, ein in der Höhe angelegtes Gärtchen, ganz traulich in Hofes- und Häusergewinkel versteckt, alles dieß ist schon geeignet, die Seele eines phantasiereichen Kindes mächtig anzuregen und zu
Band 8, Seite [172]
beschäftigen. Das Haus erlitt mehrere Veränderungen, ehe es in seinen jetzigen Zustand kam, es war für eine Materialhandlung eingerichtet, demzufolge darin eine Menge großer Flaschen, Kisten und Kasten enthalten waren, nebst seltsamem Geräthe, in jedem Raum ein anderer Geruch, und vor dem Ueberhang des Erdgeschoßes ein Krokodil aufgehängt; dieß zusammengefaßt mit der Thätigkeit der unten in den dunklen Räumen handthierenden Personen bildet einen herrlichen und zugleich wahren Hintergrund zu der Beschreibung des Studierzimmers im Faust, wie denn überhaupt nicht zu läugnen ist, daß er die meisten seiner Jugendeindrücke in seinen späteren Werken festgehalten und zur Schau gebracht hat.
Sehen wir nun weiter, wie es sich mit dem Hause verhält, so wurde es aller Wahrscheinlichkeit nach in der Mitte des 16. Jahrh. erbaut; dieß zeigen noch einige gut erhaltene Träger von Holz im Erdgeschoß, es hatte damals ein hohes Dach und ein erkerartiges Thürmchen auf der Seite nach dem Markt hin, wie der Merian‘sche Plan von 1628 noch zeigt. Ende des 17. Jahrhunderts erfuhr es eine Restauration, der Erker wurde weggenommen und ein Giebel an seine Stelle gesetzt, auch wurden Fensterveränderungen an der Fronte daran vorgenommen, sowie im unteren Raume an der Decke schöne Renaissance-Ornamente angebracht. In diesem Zustande war es verblieben bis Melber den Umbau im Jahr 1766 vornahm, dieß ergiebt sich aus einer Zeichnung, welche er
Band 8, Seite 173
behufs des Umbaus von dem alten Hause aufnehmen ließ und neben welcher das neue Haus in seiner jetzigen Gestalt in gleichem Maaßstabe verzeichnet ist.
Im Jahr 1754, zwölf Jahre vor diesem Umbau, wurde Goethe dahin gebracht, es war also zu jener Zeit beinahe 200 Jahre lang unberührt geblieben und mußte demzufolge gealtert einen höchst charakteristischen Eindruck hervorbringen, wie die von mir nach der Originalzeichnung gefertigte Abbildung genugsam ergiebt, welche den Zustand schildert, in welchem es der Knabe Göthe traf. Daß der Umbau erst nachher, d.h. 1766 von Melber vorgenommen wurde, beweist nicht nur die aufmerksame Vergleichung der Auszüge aus Originaldokumenten, s.d., sondern der ganze Baustil, sowie auch vor Allem die an dem Nebenhause L.123 in der Neugasse, s.d. angebrachte Jahreszahl.
Band 8
1732, 1. Oct.
Verkauft Herr Remigius Bach, Kaufmann, das Haus an Herrn Karl Knobel, Kaufmann, für fl. 15.000.
Band 8
1736, 8. Feb.
Verkauft die Wittwe Knobel das Haus an Herrn Act. Burkhard Rossler, Apotheker, für fl. 15.000.
Band 8
1751, 12. Juli
Verkaufen die Herrn Benjamin Andreae und Adolph Gladbach als Vormünder des Herrn Georg Ludwig Rossler sowie auch Herr Apotheker Bernhard Henrici in der Hirsch Apotheke das Haus an Herrn Georg Adolph Melber für 16.500 fl.
Band 8, Seite [174]
1772, 12. Dec.
Läßt Herr Materialist Melber das Haus von den Handwerksgeschworenen taxiren und wird der Werth desselben auf 20.000 fl. festgestellt.
Ebenso wird der Werth des Hauses L.123 auf 3000 fl. festgestellt und zwar unter demselben Datum.
Band 8
1777, 6. Feb.
Verkauft Herr Georg Adolph Melber und seine Ehe Consortin Johanna Maria Melber geborene Textor das Haus an die Wittwe Eysen geb. Fischer für 10.000 fl., jedoch mit dem Vorbehalt des Wiedererkaufs nach Ablauf von vier Jahren, auch soll während dieser Zeit das Haus an Niemanden leihweise überlassen werden.
Band 8
1781, 5. Dec.
Wird dieser Contrakt annullirt, und die Wittwe Melber bleibt im Besitz des Hauses nachdem sie im Oct. dess. Jahres einen Insatz von fl. 1000 darauf genommen.
Band 8
1784, 12. Juli
Nimmt die Wittwe Melber abermals 3000 fl. als Insatz auf ihr Haus L.124 - L.125, um eine aus ihrer Ehe herstammende Schuld damit zu decken.
Band 8
1784, 26. Aug.
Ist diese Schuld gedeckt worden durch Herrn Georg Christoph Melber, welcher im Auftrag seiner Mutter erscheint um die Original Quittungen von
Herrn Major v. Lindheim mit 1400 fl.,
Herrn Kellner und Städel mit 2045 fl., 35 xer,
und Herrn Joh. Justus Steitz mit 405 fl., 34 xer
in Empfang zu nehmen.
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Abschrift einer Aufstellung der Bewohner des Hauses, welche sich bei den Originaldokumenten befindet und aus dem Ende des vorigen Jahrh. zu stammen scheint.

Was vor Persohnen in meinem Hauß Eßlingen als meine eigene Bewohnung gewohnt haben, wie die Brunnenbücher auf dem Markt anzeigen? als aus Kauff Briefen:
Band 8
Anno
1544 - Siehet man daß leute es bewohnt haben, N. N.
1585 - Hr. Junker Weickerbon, Wernher Nicolaus Brom
1600 - von 2 Parthein N. N. bewohnt worden
1618 - Franz Henssler, + A. 1634
1634 - Die Erben do.
1641 - Diederich Bernully (Bernoully?)
1650 - Die Wittib
1655 - Samuel Bach, + 1673
1673 - Die Erben do.
1678 - Remigius Bach
1685 - Johann Caspar Stieler, + 1708
1708 - do. Wittib
1709 - Remigius Bach, ausgezogen 1732, + 1761 27. Feb.
1733 - Carl Knobel
Band 8, Seite [176]
Anno
1736 - do. Wittib
1736 - Burkhard Ludwig Rossler , + 1750
1750 - do. Erben
1751 - Georg Adolph Melbern, // + 1780 d. 17. Mai
1788 - Johanna Maria Melber, gebohrene Textorin, dem Herrn Hann [?] das Hauß übergeben, den 1. November . //


Diese Aufstellung scheint von Herrn Georg Melber herzurühren bis zu dem Jahr 1751, da er das Haus übernommen, was nach den // kommt, sein Todesjahr u.s.w. ist von seiner Frau nachgetragen, es ist offenbar andere Tinte und eine feste Hand, welche genau mit der Unterschrift in den verschiedenen Kaufbriefen übereinstimmt.
Band 8, Seite [unpaginiert]
Neue Kräme
[kein Datum]
Band 8, Seite 177
Neue Kräme
1434.
Neue Kräme
[kein Datum]
Rodenhus unter den Cremen wird in einer Urkunde das Haus Frauenstein auf dem Römerberg betreffend also genannt.
Die Urkunde befindet sich im Archiv der Gesellschaft Frauenstein und ist datirt vom Jahr 1434, siehe Haus Frauenstein.
Band 8, Seite 179
Bommersheim
Neue Kräme 26
G.67
11. Mai 1876
Seit dem 1. Mai ist angefangen worden, Behufs der Niederlegung die Fenster und Thüren auszuhängen und den Abbruch zu beginnen.
Band 8, Seite [unpaginiert]
Wedel | Widdel
Neue Kräme 1
K.136
[kein Datum]
[lose einliegendes Blatt, ohne Paginierung S. E.]
Band 8, Seite [unpaginiert]
[kein Datum]
Situation der bei dem Neubau des „Wedel“ vorgefundenen alten Säulen A, B und C.
[MZ_8-2]
[lose einliegendes Blatt, ohne Paginierung S. E.]
Band 8, Seite 181
Grüne Frauenthüre
Neue Kräme 27
K.47
19. Juli 1859
Wird 1608 durch den damaligen Besitzer, Martin Hecker neu aufgebaut und verspricht er, den im Allment gelegenen gemeinschaftlichen Brunnen, welcher baufällig geworden, auf seine Kosten mit Ketten und allem Zubehör zu gemeinschaftlichem ferneren Gebrauch wieder in Stand zu setzen, wenn man ihm gestatten wolle, denselben etwas weiter nach hinten und ein wenig zur Seite zu rücken, gegen sein Hinterhaus zu.
Wird angenommen und darüber eine Urkunde ausgefertigt 1608. 15. Oct., die Urkunde wird am 19. Nov. dess. Jahres bestätigt.
Ist seit dieser Zeit in den oberen Stockwerken bedeutend verändert worden. Der massive steinerne schön verzierte Unterbau jedoch ist geblieben. Eine Abbildung des Hauses im alten Zustand nach der Erbauung von 1608 befindet sich bei der Abb. vom Grimmvogel, s.d.
Band 8
6. Juni 1867
Auch der steinerne Unterbau hat mittlerweile Schädigungen und Veränderungen erfahren müssen, die, um Läden einzurichten, ohne Rücksicht auf die alten architektonischen Formen vorgenommen wurden. Diese Thüren. Tragsteine u.s.w. sind mit das Schönste, was dahier aus jener Zeit aufzutreiben ist.
Band 8, Seite 183
Schwanau
Neue Kräme 25
K.48
3. April 1877
Seit einigen Tagen wird der massive Unterbau des Hauses zu Läden eingerichtet und wurden die schönen Tragsteine unter dem ersten Stock sowie die in Stein reich verzierten Thürstürze und Gewände auf eine barbarische Art zerschlagen.
Das Haus stammt etwa aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts und waren die soeben zerstörten reichen Steinhauerarbeiten wahre Muster von Geschmack und Schönheit. Ein neuer Beweis, daß die eigentliche Bildung eben doch noch nicht tief in der Bevölkerung Wurzel geschlagen hat trotz allem Prahlen und Geschrei; nur Vandalen können so etwas tun.
Band 8
28. Juni 1879
Im Hof steht noch ein Stück der alten Brandmauer, d.h. derjenigen Wand, die das Haus von dem Nachbarhause 23 scheidet und in dessen Hofe sichtbar ist. Sie trägt noch 2 alte Fenster, etwa aus dem Ende des 16. Jahrh. stammend, und oben zeigt sie noch einen Theil eines alten Treppengiebels. Auf der anderen Seite ist das Haus nach dem Hause 27 hin, durch ein schmales städt. Allment begrenzt, das es von diesem Hause scheidet und auf der Straße mit einer schmalen Thüre verschlossen ist, welche den städt. Adler trägt.
Band 8, Seite 185
Hohenhaus | Lüneburg
Neue Kräme 19 | Neue Kräme 21
K.50
21. Dezember 1857
Zwei zusammen vereinigte Häuser, beide aus dem Anfang des 17. Jahrh., wie eine Jahreszahl ausweist, welche in einem Thürsturz eingehauen ist, welcher zu dem Treppenhaus führt. 1607, in dem nach dem Römerberg zu gelegnen Hause, an dem eben diese Jahreszahl inwendig sich befindet und welches offenbar das ältere ist, finden sich Spuren einer früheren Zeit, eine Thüre mit einem Spitzbogen, welche die beiden Häuser verbindet, und sodann in seinem hinteren, nach dem Hofe zu gelegenen Theil im Erdgeschoß ein aus zwei Kreutzgewölben bestehender Raum, s. Abb. [R0738]
Die in demselben als Schlußsteine stehenden Wappenschilder erwiesen sich bei genauerer Besichtigung als leer; in der Mitte hängt ein eiserner Ring. Im Hofe überrascht der auffallend steile Giebel des Vorderhauses, sowie die alterthümliche Weise der sämmtlichen Gebäude, s. Abb. [R0742] Ein kleines Stück alter offener Gallerie ist wahrscheinlich der Ueberrest älterer Bauten. Die Wandschränke, alle in Stein eingefaßt, mit Stäben profilirt und mit eisernen Thüren. Im Erdgeschoß schöne geschmackvolle Stuckverzierungen an der Decke. Bei dem nach dem Römerberg zu gelegenen Hause, dessen frühere Außenseite wahrscheinlich ganz in Holz geschnitzt war, ist nur noch ein Theil des Gie-
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bels erhalten, welcher mit Köpfen und Laub reich geschnitzt ist, vid. Abb. [R0737] IV 445. Die unteren steinernen Hausthürgewänder gleichen vollkommen denjenigen, welche an dem Saltzhaus vorkommen, auch die Holzschnitzerei ist in demselben Styl und ebenso die schönen gehauenen Tragsteine unter dem Ueberhang des ersten Stocks. Die Zeichnungen besagen das Nähere, sonstige alte Sachen habe ich noch nicht darin gefunden, werde aber morgen weitere Untersuchungen anstellen, indem das Haus, welches lange Zeit dem Materialwaarenhändler Herrn Wippermann gehörte, vor einigen Wochen verkauft wurde und demselben bei dem Wechsel des Besitzers ganz gewiß bauliche Veränderungen drohen.
Heute Dienstag, 22. Dec., nahm ich eine nochmalige genaue Untersuchung der beiden Häuser vor, und fand in einem Schrotstein, welcher vor der Hausthüre des nach dem Liebfrauenberg hinauf liegenden Hauses steht, auf der hinteren Seite desselben die Jahreszahl „1598“ eingehauen. Die Vereinigung beider Häuser muß schon sehr frühe stattgefunden haben, indem die obenbenannte mit einem Spitzbogen überwölbte Thüre, welche aus dem unteren Hause in das andere führt, viel älter ist als die Vorderseite des Hauses selbst.
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und die über der Treppenthüre desselben Hauses eingehauene Jahreszahl 1607 zeigt offenbar nur eine Restauration, nicht aber die Vereinigung an, bei welcher Wiederherstellung aber (vielleicht nach einem Brande) das Haus sein jetziges Aussehen erhielt. Das Innere bietet die merkwürdigsten ineinanderlaufenden Räumlichkeiten dar, welche in Treppchen und Gängen vielfach in einander greifend, die Verbindung beider Häuser herstellen, namentlich gilt dieß von einer nach dem Hofe früher offenen, jetzt aber mit Fenstern geschlossenen Gallerie in 2 Stockwerken. Wie die Wohnung eines Allchymisten sahen die einzelnen, nach dem Hofe gelegenen Stuben aus, welche meistens noch mit runden Fensterscheiben versehen sind, und mit allerhand gerade im Ausräumen zusammengestelltem Geräth einen merkwürdig malerischen Eindruck machten. Einige alte hölzerne Schränke aus der Renovationszeit der Häuser vermehrten mit ihren offenstehenden gekehlten Thüren und durch Alter geschwärtztem Inneren den Eindruck des Alterthums nicht wenig, namentlich aber die in allen Räumen befindlichen Gerüste und Stellagen, welche mächtige Flaschen und Retorten tragen und vielleicht hier seit undenklicher Zeit ihren staubigen Platz behaupteten. Auf den Speichern ist sich kaum zurecht zu finden, namentlich im Vorderhaus, dessen schon einmal erwähnter steiler Giebel einer der höchsten in der Stadt ist. Beinahe sämmt-
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liche Treppengeländer bestehen aus zierlich gedrehten Stäben, und die eine, auf den Speicher führende, hat sogar noch die alten, auf zwei Balken aufgenagelte Klötzerstufen, wie sie im Eschenheimer Thurm vorkommen.
Vor der Hand konnte ich über die beiden Häuser nichts Näheres finden und will sehen, wie es damit weitergeht, indem dem Vernehmen nach der neue Besitzer den Abbruch derselben vornehmen will.
Was Batton und Fichard darüber vermelden, folgt später nach. Jedenfalls gehen mit ihnen abermals zwei unsere Stadt charakterisirende Häuser zu Grabe, und die Neue Kräme wird um einen viereckten Kasten reicher.
In diesen beiden Häusern befand sich in den verschiedenen Zimmern aufgehängt die berühmte Ettling‘sche Sammlung, indem dieselben im vorigen Jahrh. Eigenthum des Herrn Ettling waren.
Später, als die Sammlung immer mehr sich vergrößerte, wurde dieselbe in den sogenannten Schärfensal (Saal des Herrn Scharf am Liebfrauenberg) verlegt. Diese schöne und werthvolle Sammlung wurde nach dem Tode des Besitzers unter die Erben vertheilt und in alle Winde zerstreut.

Beide Häuser wurden im Jahr 1858 niedergerissen und an deren Stelle von Grund auf das Haus K.50 ([Leerstelle]) erbaut. Die schönen Tragsteine des alten Hauses hat man jedoch geschont, „geschont“ heißt in der neudeutschen Bausprache, man ließ sie bei dem Herabnehmen aus dem 1. Stock, unter dem sie sich befanden, auf das Straßenpflaster fallen, woselbst sie großentheils in Stücke gingen.
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Goldne Schmiede | Schwarzer Adler
Neue Kräme 15 | Neue Kräme 17
K.51
10. April 1859
Zur goldnen Schmiede, auch zum Schwartzen Adler genannt.
stoßt an den rothen Löwen, das das Eckhaus mit der großen Sandgasse und der Neuen Kräme bildet und ist seit 18[Leerstelle] durch Herrn Louis Gontard mit demselben vereinigt.
Das Haus wird in einer Urkunde von 1399, welche über den Rothen Löwen handelt, bereits als bestehend erwähnt.
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O. U. 1399
„guldensmythen“ genannt.
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O. U. 1399
Husung und Geseß genant zum Roden lewen gelegen an der „gulden Schmiden“
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O. U. 1511.
Eck Huß mit syner Zubehorung genannt zum Roten Lewen zwischen der „gulden Smiten“
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O. U. 1585
In einem Revers bei dem Neuaufbau des Rothen Löwen „goldne Schmiede“ genannt, bekennt der Eigenthümer derselben, daß es ihm gestattet sein solle, das [Leerstelle] in der neuaufgeführten Brandmauer zu belassen u.s.w.

Auszug aus den Original Kaufbriefen, 10. April 1859.
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Kaufhaus, grosses
Neue Kräme 7
K.93
6. Juni 1858
Ueber der Hausthür
„Zum grossen Kaufhaus“ 1749
Ueber dem mittleren Fenster des ersten Stocks befindet sich das Wappen der Familie Gontard. Im Giebelfeld das Wappen der Familie Gontard und Sarasin.
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20. Mai 1874
Der hintere, auf den Paulsplatz stoßende Theil des Hauses wird soeben von Grund auf neuerbaut und fand man bei dem Graben der Fundamente eine große Menge wohlerhaltener Pfähle, die einen Rost gebildet hatten.
Siehe auch:
Band 8, Seite 193
Antwerpen, Stadt
Neue Kräme 5
K.94
6. Juni 1858
Auf einem Schilde, in Stein gehauen, eine Abbildung der Stadt Antwerpen mit der Inschrift
zur Stadt Antwerpen 1749.
Band 8
20. Mai 1874
Im Hofe eine zierliche Brunnenschale mit Muschel in die Wand eingesetzt, genauso wie im Goethehaus, im Vorderhaus das Treppengeländer von Schmiedeeisen und vortrefflicher Arbeit, darin die Jahreszahl 1749 angebracht ist. Durch den Neubau des Nebenhauses und die Veränderungen auf dem Paulsplatz ist vieles zerstört. Das Haus war mit großem Aufwand erbaut.

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