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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Band 8 - Buchstaben M N

Buchstabe M

Band 8, Seite 1
Mainlust
September 1856
Der Garten nebst den Gebäuden der Mainlust wird von Herrn Ried, welcher denselben von den v. Guaita‘schen Erben erkauft hatte, im Jahr 1832 am 1. April laut Intelligenzblatt Anzeige als ein neu eröffnetes Vergnügungslokal angekündigt.
Der Garten gehörte früher der Familie Merian, kam dann, nachdem deren bedeutende Hinterlassenschaft an die Erbtochter des Matthias Merian, welcher nach ihres Vaters Todt den abentheuerlichen Schwindler Eosander v. Göthe heirathete, der innerhalb eines Zeitraumes von wenigen Jahren das ganze Vermögen verschwendete.
Die Besitzung an der Windmühle, welche im Krönungsdiarium Kaiser Karls VII. genau beschrieben ist, muß sehr ansehnlich gewesen sein. Sie wurde von den Brüdern v. Loen erstanden und bei besagter Krönung 1742 an den spanischen Gesandten, den Grafen Montijo vermiethet, welcher darauf ein glänzendes Feuerwerk veranstaltete.
Später ging sie an die Familie v. Guaita über und war lange Zeit unter dem Namen von Guaita‘scher Garten bekannt.
1840 bei Veranlassung des Festes zur Feier der Erfindung der Buchdruckerkunst wurde darin ein prachtvolles Bankett gehalten.
1836 beging der Liederkranz eine Festlichkeit daselbst,
Band 8, Seite [2]
welche zu Ehren Rossini‘s veranstaltet wurde.
Abbildungen giebt es viele und finden sich dieselben beinahe auf allen älteren Darstellungen vor, da die Stadt immer von dieser Seite her aufgenommen wurde. Auf dem Plan von Merian, welcher den Zustand von 1628 zeigt, erscheint der Garten noch in seinem ehemaligen Zustand mit der Windmühle im Hintergrund, auf dem Titelblatt zu Salomon Kleiners florierendem [Leerstelle, Satz abgebrochen S. E.].
Auf dem Faberischen Belagerungsplan von 1552 finden wir die Stelle mit Weingärten angelegt. Merian in seinem Plan von 1628 zeigt uns den Garten als bereits in Mauern eingeschlossen und mit kleinen Lusthäuslein darin. Auf einer Abb. von Zehender, welche die älteste mir bekannte ist, vom Jahr 1771 hat das Haus bereits die Gestalt, unter der es noch besteht und in welche wahrscheinlich es von der Familie v. Guaita gebracht wurde.
Auf dem wunderschönen geschmackvollen und vortrefflich, nicht künstlerisch aufgefaßten und radirten Titelblatt zu Kollers 6 Ansichten der Stadt vom Jahr 1777 ist dasselbe sehr deutlich und genau dargestellt und zu sehen.
Band 8, Seite 3
Thanner gibt auf seinem 1781 erschienenen Grundriß der Stadt ebenfalls als Vignette eine nach Zehender copirte Ansicht der Stadt von dieser Seite her, welche aber nur eine Copie der vorhin erwähnten 1771 angefertigten Abb. zu seyn scheint, deren Original in meinem Besitz ist. Neuere Abb. giebt es unzählige gute und schlechte, ja sogar sehr schlechte, wozu als hervorragend eine von Tanner gehört (dahier bei Hildebrand erschienen.)
Die Familie v. Guaita ließ den Parterrestock des nach dem Main hin gelegenen Flügel des Hauses mit Gemälde von dem älteren Schütz, Christian Georg ausschmücken, welche, als die Localitäten in den Besitz der Stadt übergingen, nach der Stadtkämmerei verbracht wurden.

1859
Wurde die Wirthschaft in der Mainlust geschlossen und gingen die Gebäude in den Besitz der Stadt über.
Band 8
13. Oktober 1873
Heute wurde angefangen, die Gebäude abzubrechen, nachdem vorher die Bäume im Garten gefällt worden waren. Es wurde zunächst die nach der Straße zu gelegene Seite in Angriff genommen.
Band 8
11. November 1873
Seit drei Tagen hat nun auch der Abbruch des Hauptgebäudes begonnen und ist dasselbe heute schon bis auf den
Band 8, Seite [4]
ersten Stock herunter gebrochen. In der Wetterfahne des ebengenannten Gebäudes befand sich die Jahreszahl 1769 und scheint dieselbe das Jahr der Erbauung anzuzeigen, indem auf der oben erwähnten Abb. von Zehender dieselben bereits in ihrer jetzigen Gestalt aufgeführt sind und den Eindruck eines neuen Hauses machen. Ebenso auf der Abb. von Koller, die dem ebengenannten in jeder Beziehung voranzustellen ist.
Band 8
1. Januar 1874
Alles der Erde gleich.
Band 8, Seite [unpaginiert]
Alte Mainzergasse
[kein Datum]
Band 8, Seite 5
Kälberstall
Alte Mainzergasse 71
I.18
27. Mai 1877
An einem Tragstein unter dem ersten Stock nach der Seite des Hexenplätzchens hin die Buchstaben P H C . 1792. Aus den Fenstern dieses Hauses ist die eine innere Ansicht des Mainzerpförtchens genommen, s.d.
Band 8, Seite 7
Kälberstall
Alte Mainzergasse 51
I.28
6. Juni 1858
Ueber der Hausthür ein Schild mit beifolgender Abb. [R1123], wahrscheinlich das Zeichen der Fischerzunft.
Die Wetterfahne oder vielmehr der Schlußknauf auf dem Giebel hat fast die Gestalt eines Sternes mit vielen Spitzen, s. Abb. [R1119]
Band 8, Seite 9
Elephant
Alte Mainzergasse 49
I.29
6. Mai 1866
Massiver Unterbau mit schön verzierten Tragsteinen unter dem Ueberhang des ersten Stocks, von welchem der mit dem ehemaligen Hause I.30 gemeinschaftliche das Zeichen des Bierbrauerhandwerks nebst den Buchstaben I. M. und der Jahreszahl 1629 trägt, s. Abb. [R1107]
Ueber der Hausthür im Schlußstein das Wappen der Familie Schönwetter, genannt von Heimbach, s. Abb.
Das Haus war früher kein doppeltes Eck, sondern wurde es erst, als man das Haus I.30, I.33, I.34 und I.31 abgebrochen hatte, um im Jahr 1839 das Zollgebäude an ihren Platz zu stellen. Die Brandmauer des Hauses I.30 blieb stehen, und deßhalb ist uns auch die Hälfte des obenerwähnten gemeinschaftlichen Tragsteines erhalten, s. Abb. [R1107]
Band 8, Seite 11
Stadt Marburg
Alte Mainzergasse 43
I.35
Juni 1861
Die Wappen der Familien Kellner und Zum Jungen an dem Tragstein mit reicher Verzierung, wie überhaupt das ganze Haus sehr viele Spuren einer reichen Ausführung trägt, als da sind Tragsteine, Schloßbleche, Thüren u.s.w.

1. Tragstein rechts, 2. Tragstein links mit der Inschrift Domus S. Leonhardi 1595.
Band 8
27. Mai 1877
Seit längerer Zeit im Inneren unter dem Thorbogen u.s.w. bis zur Unkenntlichkeit verändert, namentlich aber seiner Ornamente beraubt. Unter dem Thorbogen befand sich rechts ein Wandschrank mit einer verzierten mit künstlicher Schlosserarbeit bedeckten Thüre sowie eine schöne Eintheilung der Stuckverzierung an der Decke und einige Tragsteine, welche Dinge aber nunmehr sämmtlich verschwunden sind.
Band 8
20. Dezember 1878
Leider sind in neuerer Zeit genauere Untersuchungen des Vorderhauses nach der Mainzergasse hin beinahe unmöglich geworden, indem ein Theil des Hauses liederlichen Dirnen zum Aufenthalt dient, es enthält noch Treppengeländer mit gedrehten Stäben, Stuckdecken, Eisenbeschläge u.s.w.
Band 8, Seite 13
Am Leonhardsthor
Alte Mainzergasse 21
I.48
29. Juni 1865
Ein Haus, das ich leider erst in der Zerstörung kennen lernte und schnell noch zeichnete und untersuchte. Allem Anschein nach stammt es aus dem Jahr 1589, wie eine Jahreszahl über dem Kamin nachweist. Ein Treppenthurm, ein wunderlicher Bau mit einer massiven Eingangsthür und gewundener steinerner Treppe, Stuckverzierte Decken u.s.w. Eine der Thüren mit Füllungen abgeb., s.d.- Fig.2, Kamin Fig. 1.
Band 8
1. Dezember 1874
Seit einigen Wochen ist das Dach auf dem Vorderhause, nach dem Main zu, abgedeckt und eingeschalt.
Band 8
26. Dezember 1875
Ist ein Stock darauf gesetzt und zwar in einer Weise, die beinahe glauben ließe, daß in Frankfurt der gute Geschmack im Bauwesen ganz abhanden gekommen sey. Das Haus hatte früher mit seinem steinernen Erker einen so behaglichen Eindruck hervorgebracht und ist nun total entstellt.
Band 8, Seite 15
Grosses steinernes Haus | Am Leonhardsthor
Alte Mainzergasse 19
I.49
28. Mai 1863
Ein massives steinernes Haus, das im Unterbau soeben zu einer Bierwirthschaft eingerichtet wird. Dieser Unterbau besteht aus zwei Kreuzgewölben mit einfachen Rippen und zierlichen Schlußsteinen, in denen sich die Wappen der Familien Frosch und Knoblauch befinden, welche, um das Gasrohr einführen zu können, leider durchbohrt wurden.
Das Haus scheint aus dem Ende des 15. Jahrh. zu stammen, wurde aber im vorigen Jahrhundert namentlich in den oberen Stockwerken durchgreifend reparirt und theilweise umgebaut; es soll dieß auf einem Täfelchen im Kalkputz in einem der oberen Stockwerke angeschrieben stehen, leider aber gestattete der Zustand des gegenwärtigen Hauseigenthümers oder Miethers, welcher halb betrunken unten in dem Gewölbe bei den Handwerkern herumtaumelte, eine nähere Einsichtnahme nicht; und so muß ich es einem günstigen Zufall überlassen, welcher mir das Datum der Restauration einmal in die Hände spielt, oder auch nicht, wie dieß auch schon vorgekommen ist. Um das Gewölbe zu vergrößern, wurde die südliche eine Wand in Form eines Spitzbogens ausgeschlagen, was dem Charakter des Ganzen ebenso wie die modernen Fenster erheblich geschadet hat.-
Band 8, Seite 17
Mittleres steinernes Haus
Alte Mainzergasse 17
I.50
22. Mai 1857
Ein Haus, das aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Ende des 15. Jahrh. stammt, welche Annahme sich auf eine mit einem Spitzbogen überdeckte Thüre stützt, die [in] das kleine Höfchen des Hauses führt. Soviel ich bis jetzt ermitteln konnte, scheint dieselbe nebst einigen Mauerfragmenten in dem Aliment der einzige Ueberrest dieser Zeit zu seyn; das Haus hat im Laufe der Zeiten vielfache und bedeutende Veränderungen erfahren und wurde gegen Ende des 17. Jahrh. beinahe ganz umgebaut. Von diesem Umbau rührt eine Thüre her, die in das obenerwähnte Aliment führt und einen wunderschönen und wohlerhaltenen Thürklopfer besitzt, der sich an diesem verborgenen Plätzchen glücklich bis auf unsere Zeit gerettet hat.
Band 8
21. Mai 1875
Soeben werden in dem Hause bedeutende Veränderungen vorgenommen, welche namentlich den Unterbau betreffen und gehen damit wieder alte Spuren zu Grunde.

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