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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Band 7 - Buchstaben K L

Buchstabe K

Band 7, Seite [unpaginiert]
Kaffeegasse
[kein Datum]
Band 7, Seite 1
Vorderer Affe | Kleiner Affe | Affe | Grosser Affe
Kaffeegasse 4 Alte | Mainzergasse 18
I.179
April 1862
Am Unterbau einen Tragstein mit einer Figur, welche in der einen Hand einen Schlägel hält und in der anderen einen Meisel ? mit der Jahreszahl 1617. Sodann noch an einem daneben stehenden Tragstein A. M. 1714. Letzterer Stein ist mit dem Nachbarhause 2 gemeinschaftlich, und auf dem zu dem anderen Hause gehörigen Stein steht Johann Henrich Grunelius.
Dem äußeren Ansehen nach hat das Haus im Jahr 1714 eine Hauptreparatur erfahren.
Band 7, Seite 3
Kaffeegasse 1
I.187
3. Juli 1878
Ein Stück der alten Brandmauer nach dem Hinterhause von Mainzergasse 24. Lit. I.180 hin hat einen alten Treppengiebel aus dem Ende des 15. oder Anfang des 16. Jahrh. und sind die Zinnen desselben äußerst scharf ausgeführt mit geschmackvollen steil ansteigenden Abschrägungen, die eigentlich auf ein höheres Alter schließen lassen. Das Vorderhaus nach der Kaffeegasse ganz erneuert.
Band 7, Seite 5
Bichelin | Beuchling | Alt Bichelin | Grale | Alter Groll
Kaffeegasse 2 | Alte Mainzergasse 20
I.188
30. April 1862
1714. J. H. G. auf einem mit dem Nachbarhause (18) s.d. gemeinschaftlichen Tragstein im 2ten Stock, sodann auf einem ebenfalls gemeinschaftl. Tragstein des ersten Stocks Johann Heinrich Grunelius.
1713. kauffte Herr Joh. Henrich Grunelius, Caffée Wirth, das in der Buch-Gaß gelegene Hauß, zum alten Groll genannt, bricht die vier Schuh dicke Mauer ab, und baut es von Grund auf neu.
Lers. II. 27.
Band 7, Seite 7
Kalbächergasse 6
E.170
4. November 1864
Im Hof am Eck des Hinterhauses ein schön geschnitzter Eckbalken mit der Jahreszahl 1615.
Band 7
6. Februar 1880
Ist mittlerweile durch einen Umbau verschwunden.
Band 7, Seite [unpaginiert]
Kälbergasse
[kein Datum]
Band 7, Seite 9
Loeweneck
Kälbergasse 1 | Römergasse 10 | Buchgasse 16
I.151 | I.150 | I.149
1. Januar 1871
In diesem Hause, und zwar in dem nach der Kälbergasse gelegenen Theil, wurde am Freitag vor den Weihnachts Feiertagen 1870 der im ersten Stock wohnende Rentier Kitz ermordet.
Band 7, Seite [unpaginiert]
Kaltelochgasse jetzt Paulsgasse
[kein Datum]
Band 7, Seite 11
Kaltelochgasse | Paulsgasse 3 | Kälbergasse 6
I.108
[kein Datum]
Ein noch ziemlich in seinem Originalzustande erhaltenes Haus mit steilem Giebel. Der Tragstein unter dem 1. Stock zeigt eine weibliche Figur, die von einem Ornament derart umschlossen wird, daß es beinahe den Anschein hat, als sollte ein Keuschheitsgürtel damit gemeint seyn, doch kommen solche Verzierungen in dieser Zeit (Anfang des 17. Jahrh.) öfter vor und es kann deßhalb bloßer Zufall seyn. S. Abb. [R0948]
Siehe auch:
Band 7, Seite 13
Alte Cölnische Post
Kaltelochgasse, jetzt Paulsgasse 2
K.139
7. Oktober 1866
Ein altes weitläuftiges Gebäude, dessen ältesten, jetzt noch bemerkbaren Ueberreste aus dem Ende des 16. Jahrhunderts stammen, wie die Jahreszahlen 1565 - 1569 - 1580 beweisen, welche sich an verschiedenen Orten eingehauen befinden. Die älteste der oben genannten Zahlen findet sich über zwei gegeneinandergestellten Wappenschildern, welche den Familien Fichard und Mengershausen angehören.
Der Stein, s. Abb. [R0607a-b], auf welchem sie angebracht ist, bildet den Schlußstein der Thüre, welche in den Hauptkeller des Vorderhauses führt. An zwei anderen Kellerthüren, welche unmittelbar an die obenerwähnte rechtwinkelicht anstoßen, findet sich die Jahreszahl 1580. Diese Thüren tragen in ihren Profilen sämmtlich die Steinschnitte des 16. Jahrh. Der Keller scheint einmal erhöht worden zu sein, da die Sockel der Pfeiler, welche die Gewölbe tragen, unter dem Boden liegen. Wahrscheinlich wegen des bei Ueberschwemmungen des Mains häufig eintretenden Wassers, da das Haus über dem alten Stadtgraben, an einer der tieferen Stellen desselben, liegt. Im Hofe über einer Thür des Mittelbaues im Sturz derselben eingehauen die Jahreszahl 1569 [MZ_7-1] nebst dieser Hausmarke, s. Abb. Eine in Eisenblech ausgeführte, ziemlich reich verzierte Thüre schließt diesen Raum ab, eine
Band 7, Seite [14]
ähnliche eiserne Thür findet sich gegenüber.
Dem im Keller befindlichen obenerwähnten Wappen nach war also die Familie Mengershausen und Fichard 1565 die Erbauer des 104 Jahre später durch Brand zerstörten Hauses, dessen Ueberreste theilweise noch vor uns stehen; auf dem Plane von Merian ist dieses Haus noch in ganz erhaltenem ursprünglichen Zustande zu sehen; daß jedoch früher schon ein Haus an dieser Stelle stand, beweist eine Notiz, die Batton gibt und aus dem Zinsbuch des Weißfrauenklosters entlehnt hat. Sie stammt aus dem Jahr 1480. Von dem Hause, dessen sie gedenkt, ist aber doch ein wahrscheinlicher Ueberrest noch vorhanden in einem Thürklopferblech, das man, um es zu erhalten, an das aus viel späterer Zeit stammende Hauptthor angeschlagen hat, allwo es heute noch zu sehen ist. S. Abb. [R0608]
Im Jahr 1669 am 13. Nov. Abends 7 Uhr entstand eine Feuersbrunst in diesen Gebäuden, welche bis um Mitternacht währte und wahrscheinlich den größten Theil derselben in Asche legte. Theat. Europ. X. p. 17. Die obenbeschriebenen Reste sind das einzig Stehengebliebene, weil sie ihrer Festigkeit wegen dem Feuer am besten zu widerstehen vermochten. Ob man gleich nach dem Brand die Häuser wieder aufbaute, konnte ich noch nicht ermitteln, jedenfalls aber verdanken die jetzigen Gebäude ihre Entstehung der 2ten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, was sich schon aus dem Treppenbau des Vorderhauses und den Verzierungen des Treppengeländers, als auch an der ganzen Architektur sogleich erkennen läßt. Ueber dem Haussturz steht auf einem Bande die Inschrift „Zur alten Cöllnischen Post“, welche mit den sie umgebenden Ornamenten auch der Zeit
Band 7, Seite 15
des Wiederaufbaus im vorigen Jahrh. angehört.
Das obenerwähnte Hauptthor mündet in dem Winkel des Weißengelgäßchens, dessen eine Seite ganz von dem Hause gebildet wird; auf dem Plane von Merian finden wir es noch offen, auf dem von Ulrich 1811 ist es bereits geschlossen, wann dieß geschehen, konnte ich nicht ermitteln, doch scheint es mit dem Wiederaufbau im vorigen Jahrhundert zusammenzuhängen.
Band 7, Seite 17
Fladhaus
Kaltelochgasse | Paulsgasse 4
K.140
4. April 1877
Heute wurde der Anfang des Abbruchs mit dem Aushängen der Fenster und dem Herausbrechen der inneren Theile gemacht. In seinen oberen Theilen gehört das Haus dem Ende des 16. oder Anfang des 17. Jahrhunderts an, was der höchst einfach profilirte Tragstein am Eck unter dem zweiten Stock beweist, hingegen der Unterstock mit dem Tragstein und der ganzen Einrichtung ist später erneuert und fällt unzweifelhaft in den Anfang des vorigen Jahrh. Dieser Ueberhang ist so niedrig, daß man bequem mit der Hand ihn erreichen kann und ein Hauptkennzeichen des Hauses, das, obgleich es architektonisch sonst nicht Bemerkenswerthes aufzuweisen hat, doch ein äußerst charakteristisches Merkmal der Straße ist, wozu namentlich die in seinem Erdgeschoß befindliche Bäckerstube mit dem Bäckerladen nicht wenig beitrug. Was der weitere Abbruch ergiebt, bleibt dahingestellt, jedenfalls aber befinden wir uns bei der allerältesten Stadtgrenze und ist bei den vorkommenden Erdarbeiten die größte Aufmerksamkeit zu empfehlen.
Eine hölzerne mit einem Spitzbogen überdeckte Thüre kam zum Vorschein, welche in das Nebenhaus führte und hatte es allen Anschein, daß dieselbe seit langer Zeit vermauert gewesen.
Bei dem weiteren Aufräumen und Abbrechen der Kellermauern stieß man auf den ehemaligen ältesten Stadtgraben und wurde aus demselben eine Menge stinkendem Schlammes ausgehoben, welcher seit langer Zeit das ganze umliegende Erdreich verpestet hatte. Sodann wurden zwei runde Säulen aufgedeckt, welche bestimmt waren, irgend einen Bau, der über dem Kanalgewölbe aufgeführt war, zu tragen, denn daß sie dem Gewölbe selbst nicht als Träger gedient, geht aus
Band 7, Seite [18]
dem Umstande hervor, daß sie nicht in der Mitte des Scheitels, sondern seitlich hingestellt waren und auch dasselbe mit Capitelen durchdrangen. s. Abb. [R1520]
Die eine bestand aus rothem Sandstein, die andere aus blauen Bockenheimer Steinen mit einem Durchmesser von 18 Zoll und einer Höhe von ungefähr 13 Fuß. Das auf ihnen ruhende Gewölbe bestand aus Kalkstein aus dem Wendelsbruch und war vielfach mit Backsteinen geflickt, die Widerlager aus massiven behauenen blauen Steinen. Allem Anschein nach ist ein Theil der alten Stadtmauer dazu verwendet. Grundriß und Zeichnung machen das Weitere deutlich.
Bei dem weiteren Verlaufe des Abbruchs fand es sich, daß die Säulen den Backofen zu tragen bestimmt waren, der über das Kanalgewölbe hinaus gebaut war und dessen Last sie zu vermitteln hatten. Ferner wurden alte, halb vermoderte Rostpfähle herausgegraben sowie zwei Töpfe von blauem Thon, die unter dem Rost gelegen haben sollen, einer davon wurde zertrümmert, der andere wohlerhalten und mir vorgezeigt, ich enthalte mich jedoch des Urtheils über das Alter desselben und überlasse das den Kennern.
Band 7, Seite [unpaginiert]
Kannengiessergassse
[kein Datum]
Band 7, Seite 19
Pforthaus | Hainerhof
Kannengießergasse 14
L.175
24. Juli 1859
Unter dem Thorbogen rechts beim Eingang ein vermauertes Fenster, dessen Gewände zierliche verschnittene Stäbe tragen. Das Haus hatte früher einen durch alle Stockwerke reichenden Erker und war auf der Außenseite ganz mit Schiefersteinen beschlagen, s. Abb. [R0207] Kannengießergasse. Nach dem Hofe zu hatte es offene Holzgallerien. In der Nacht vom 29. auf 30ten Sept. des Jahres 1846 entstand in diesem Hause Feuer, welches rasch um sich griff und die oberen Stockwerke verzehrte, dieselben wurden alsdann in Holzarchitektur mit Beibehaltung des Erkers wieder aufgebaut, allein da dieß gegen die Verordnung geschehen war, welche Erker und Ueberhänge verbietet, so mußte auf Beschwerde der Nachbarschaft der bereits vollendete und bewohnte Erker mit großen Kosten wieder abgebrochen werden und erhielt somit das Haus die Gestalt, in der es heute noch steht. Die Abbild. [R0207], welche den Eingang zu der Kannengießergasse darstellt, gibt links den Thorbogen des Hainerhofes, mit dem Hause darüber sammt dessen Erker genau im alten Zustande an. Sie wurde von mir im Jahre 1845 angefertigt.
Auch ist die Ab. [R0235] nachzusehen, welche den Blick unter den Thorbogen durch nach dem Dom zeigt.
Band 7, Seite 21
Goldgrube | Hanau | Alter Schweitzer | Hainerhof
Kannengießergasse 12
L.182
Juni 1860
Ein einfaches Haus, mit einer schmalen, in Stein massiv ausgeführten Thüre, welche mit einem Rundbogen überwölbt ist.
An einem Tragstein unter dem ersten Stock 1681. nebst einem Schlüssel. An einem Tragstein daneben [MZ_7-2]. So lange es mir denkt, wird das Haus von Schlossern bewohnt, es stößt mit der Rückseite in den Hainerhof.
Band 7, Seite 23
Goldner Hühnerfuss | Alter Schweitzer | Hainerhof
Kannengiesergasse 10
L.183
Juli 1859
Die in die Kannengiessergasse stoßende Seite ist reich verziert, wie aus der Abbildung [R0237] zu ersehen ist. Sie stammt nebst der ganzen Umgestaltung des Hauses aus dem Jahre 1621, wie die Jahreszahl ausweist, die sich im Hainerhof über der Thüre eingehauen befindet und sich in der Kannengiessergasse wiederholt. Die beiden hier abgebildeten Zeichen stehen neben einer zugemauerten Fensteröffnung über der Hausthür und darunter zu beiden Seiten getheilt 1621. Es ist wichtig, hier bei diesen so charakteristisch ausgesprochenen Ornamenten die Jahreszahl zu haben, weil sie Aufschluß über viele dahier aus gleicher Zeit stammenden Bauten gibt, an welchen die Jahreszahlen nicht aufzufinden sind.
Die beigegebenen Abbildungen [R1180] [R1401] sind wahrscheinlich Hausmarken oder Handwerkszeichen.
Früher muß das Haus nach dem Hainerhof hin (Alter Schweizer) in seinem unteren Stock eine offene Halle gebildet haben, welche mit Spitzbogen überwölbt war, denn noch vor mehreren Jahren habe ich dieselben selbst gesehen, ehe der neue Kalkputz dieselben verdeckte. Wahrscheinlich wurden im Jahr 1621 diese Bogen vermauert und die
Band 7, Seite [24]
Fenster mit wagrechtem Sturz hineingelegt, welcher Zeit denn auch die daneben im Eck liegende Thür ihre Entstehung verdankt.
Band 7
Mai 1860
Soeben ist das besprochene Hinterhaus gänzlich erneut und jede Spur des Alters von Grund aus vertilgt.
Band 7, Seite [unpaginiert]
Karpfengasse
[kein Datum]
Band 7, Seite 25
Gläsern Hof
Karpfengasse 6 | Römergasse 3 | Kerbengasse 11
I.169 | I.170
Juni 1862
Ein weitläufiges Gebäude mit einer Menge von Eingängen und Treppen; es scheint im Jahre 1563 erbaut zu seyn, wie eine Inschrift über einem Treppenthurm im Hofe besagt und zwar von Johann v. Glauburg.
Eine im vorigen Jahrhundert vorgenommene durchgreifende Veränderung sowie in der jüngsten Zeit bei dem stattgehabten Besitzerwechsel gemachten Reparaturen und Neubauten haben allerdings das Originalaussehen des ganzen Baues bedeutend geschwächt, doch finden sich noch mehrere Spuren der ersten Anlage, und ich will dieselben hier aufführen wie sie der Reihe nach folgen:
Zuerst gehört dahin das vortrefflich erhaltene Thorgewölbe unter dem Haupteingang mit kräftigen Rippen und einem Schlußstein, der die Wappen der Familien Rohrbach und [Leestelle] trägt, neben diesem befindet sich ein ebenfalls noch ganz erhaltenes Gewölbe in derselben Weise, jedoch ohne Schlußstein und ohne Wappen.
Im Hofe ein Treppenthurm, über dessen Thüre sich folgende Inschrift eingehauen findet:
Johannes A. Glauburgo. aedificabat. MDLXIII. anno. reparatae. salutis.
Eine steinerne Wendeltreppe führt bis in die obersten Stockwerke und die von derselben nach der inneren Wohnung zu führenden Oeffnungen sind mit schönen Eisengittern geschlossen. Auf den Gängen des ersten und zweiten Stocks sind beinahe noch alle Thüren mit reich geschnitzten Gewändern versehen, und im Ganzen ist der Eindruck dieses Theiles im Inneren noch vor 4 Jahren durchaus alterthümlich gewesen, im Augenblick
Band 7, Seite [26]
aber durch die Neuherrichtung sehr verändert. Auf der Plattform des Thurmes hat man eine überraschende Rundsicht über die ganze Stadt weg, rings um von dem Horizont begrenzt, den Taunus in einer einzigen ununterbrochenen Linie.
Das Haus, welches nach der Kerbengasse und dem Römer hin liegt, hat ebenfalls schöne Gitter über den verschiedenen Thüren, sowie an der Hofthüre einen schönen Thürklopfer mit einem wundervollen Klopferblech. Es trägt das Gebäude nach außen hin immer noch denselben alterthümlichen Charakter, s. Ab. [R0609] [R0614], wird aber im Augenblick ebenfalls restaurirt.
Am meisten gelitten hat der oben erwähnte Haupteingang, indem man ein ganzes Portal von Stein vor den alten Thorbogen gesetzt hat. Zwei gegeneinander geneigte Schilder von ovaler Form tragen die Inschrift „Gott allein die Ehr“, anno Christi 1732. [MZ_7-3]
Im Hofe befindet sich noch auf einem Dach eine zierliche Wetterfahne, die in den Formen des 16. Jahr.
Wie der Hof in früheren Zeiten ausgesehen haben mag, ist schwer zu ermitteln, die Veränderungen waren zu durchgreifend und gewaltsam. Die Eingangsthüre nach der Limburgergasse hin ist ebenfalls mit Wappen geschmückt, sie trägt nämlich die Wappen der Erbauer Gläser v. Gläserthal
Band 7, Seite 27
und Marie Rasore, s. Abb.
Auf dem Belagerungsplan von 1552 zeigt sich der Hof noch in seiner alten Form, das Eingangsthor ist zu erkennen und ebenso die denselben einschließenden Bauten, deren nach der Römergasse hin gerichtete Seite drei über das Dach hinaus ragende Erkerthürmchen zeigt; doch all diesen Dingen ist nur schwer eine Gewißheit abzugewinnen, indem die Darstellung eine so flüchtige und rohe ist, daß nur dem in solchen Fällen geübten Auge es möglich wird, den wahren Sinn zu erfassen.
Deutlicher und klarer erkennbar tritt schon Merian in seinem Plan von 1628 auf, indem darauf der Treppenthurm, den wir auf der vorigen Abb. vermissen, bereits angebracht ist, derselbe ist mit einem Helmdache geschlossen und scheint der heute noch bestehende zu seyn, der im Jahr 1563, wie oben erwähnter aufgeführt ist. Derartige Treppenthürme waren zu jener Zeit gebräuchlich und finden wir sie überall. Der älteste Rest ist jedenfalls der Thorbogen mit seinem Wappen und das Gewölbe daneben. Alles Uebrige gehört dem 16. Jahrh. an.
Band 7, Seite 29
Mittlere Rose
Karpfengasse 9
I.191
April 1859
Das Haus zerfällt in zwei Theile, in einen alten und einen neuen; der nach der Straße zu gelegene Theil ist der neuere, der im Hofe hinten der ältere, an ersterem findet sich unter dem Ueberhang des 1. Stocks ein Tragstein mit der Jahreszahl 1734, sodann über der Hausthüre ein Wappen mit einem Strauß wie es scheint, oder einem sonstigen Vogel, als Helmzierde ein Mann, der eine Lilie oder sonst drei Blätter einer Pflanze in der rechten Hand hält.
Hinten im Hofe steht ein Treppenthurm mit einer steinernen Wendeltreppe, der Eingang dazu durch eine schöne gothische Thüre mit sich durchschneidenden Stäben versehen gebildet und im Sturz zwei gegeneinander gestellte leere Wappenschilder, welche wahrscheinlich früher bemalt gewesen sind. Ueber dieser Thüre zeigen sich unter einem neueren Anstrich hervorsehend die Ueberreste eines Freskobildes, ein Trinkgelage darstellend. Es wurde vor ungefähr 40 Jahren nach Aussage der Hausbesitzerin überweißt, die Frau hat das Bild noch gesehen, auch kamen davon wieder viele Spuren deutlich zum Vorschein. In gleicher Höhe mit den Fenstern des 2. Stocks befindet sich an dem Thurm noch ein größeres Steinbild eingesetzt, ungefähr 3 Fuß hoch, 2 ½ Fuß breit. Auf demselben ist in hocherhabener Arbeit ein Ritter abgebildet, welcher das Wappen der Familie Jekel hält. Oben steht folgende Inschrift: G. W. M. G. S. A. M. L. E., unten I. O. L. E. 1585, s. Ab. [R0435] [R1209] Das Haus hat einen
Band 7, Seite [30]
länglichen Hof, welcher von dem Hofe des daranstoßenden Hauses zur goldnen Rose nur durch eine Mauer getrennt ist. Es hat überhaupt den Anschein, als hätten die beiden Häuser früher zusammen gehört.
Im Hinterhause im zweiten Stock sind noch alle Fenster mit runden Scheiben versehen.
Band 7, Seite [unpaginiert]
Kastenhospitalsgasse, früher Tollgasse
[kein Datum]
Band 7, Seite 31
Kastenhospitalsgasse 1 | Kastenhospitalsgasse 3
E.177
1. Dezember 1863
Ueber der Hausthür im Schlußstein ein Pferd mit der Jahreszahl 1732, ebenso in dem Rundbogen über der Hausthür in dem Eisengitter zwischen zierlichen Verzierungen ein Pferd von Eisenblech ausgehauen, dabei
17 H 43.
Das Haus hat neben sich einen durch eine hohe Mauer von der Straße geschiedenen Hof und hat sich namentlich die Seite nach dem Hofe hin ziemlich ihre Eigenthümlichkeit erhalten. Das große Einfahrtsthor in der eben erwähnten Mauer ist selten offen, und ich konnte noch nicht dazu kommen, den Hof genauer zu untersuchen. Diese Seite des Hauses hat theilweise noch runde Scheiben in den Fenstern, welche allgemach anfangen, eine große Seltenheit dahier zu werden. Die Tollgasse hat in der neueren Zeit total ihren früheren einsamen Charakter eingebüßt durch die Zerstörung der Bleichgärten und den Neubau vieler Häuser an ihrem oberen Ende, s.d.
Neben dem obengenannten großen Thor findet sich rechts ein kleines mit einem Spitzbogen überdecktes Pförtchen, das schon sehr lange vermauert seyn muß; wahrscheinlich geschah dieß, als das große Thor, das dem vorigen Jahrh. angehört, in der Mauer angebracht wurde.
[Nachtrag mit Bleistift S. E.:] In diesem Hause wohnte Hassel, des berühmten Komikers Vater, der Platzkommandant.
Band 7
17. Juni 1874
Durch den Abbruch des gegenüberliegenden v. Grootischen Hauses hat die ganze Gegend nun ein durchaus verändertes Aussehen genommen.
Band 7
19. April 1875
Die sämmtlichen Gebäude seit 4 oder 5 Tagen in vollem Abbruch begriffen.
Band 7, Seite 33
Irrenhaus
Tollgasse | Kastenhospitalsgasse 9
E.179
5. November 1874
Heute wurde angefangen, Behufs des Abbruchs die Fenster auszuheben und im Innern das Holztafelwerk loszulösen.
Band 7
9. November 1874
Heute bereits das Dach heruntergerissen.
Band 7, Seite 35
Kastenhospitalgasse 11
E.180
Mai 1860
An dem, mit einem Spitzbogen überwölbten Eingangsthor beifolgende Hausmarken, a. die ältesten, welche ich bis jetzt gefunden.
Ueber einer kleinen viereckigten Thüre, welche neben diesem Hause ein paar Schritte weiter nach der Hochstraße hin, in den Bleichgarten führt, sitzt ein Löwe, der ein Wappen hält, in Stein ausgehauen, mit dem Buchstaben R. [MZ_7-4]
Das Ganze scheint früher ein geschlossenes Besitzthum gewesen zu sein. Die Abbildung [R0151] zeigt uns das Haus zu einer Zeit, in welcher die Stadtmauer noch stand, also etwa in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts. Dasselbe, was ich von dem gegenüberliegenden Hause 6 gesagt habe, gilt auch für hier. Auf dem Belagerungsplane von 1552 findet sich das Gebäude noch nicht, dagegen erscheint es auf dem Merian‘schen von 1628 bereits vollständig. Ob die Hausmarken später vielleicht bei einem Besitzerwechsel hineingehauen, ist nicht zu ermitteln, obgleich der Umstand dafür sprechen könnte, daß das eine Schild über eine Steinfuge weggeht, doch kann der Stein auch später zersprungen sein. Soviel mir bekannt, haftete die Marke an dem Haus und ging als eine Pertinenz auf den jeweiligen Eigenthümer mit der Erwerbung des Hauses über, vid. Michelsen: Die Hausmarke, p. 5.
Band 7, Seite [36]
8. Oktober 1862
Soeben beginnt der Abbruch sämmtlicher obenbenannter Gebäude, sie werden bis auf den Grund niedergerissen, und an ihre Stelle tritt mit dem daran stoßenden Bleichgarten, welcher ebenfalls vernichtet wird, ein neues Stadtviertel.
Band 7
26. Dezember 1862
Alles verschwunden.
Band 7, Seite 37
Weisses Haus (Cafe Milani) | v. Groote‘sches Haus
Theaterplatz 13 | Tollgasse 2 | Kastenhospitalsgasse
E.181a
13. März 1874
Heute wurde mit dem Aushängen der Fenster Behufs des Abbruchs des Hauses begonnen; dasselbe wurde im Jahre 1772 von der Familie v. Lersner durch den Architekten Wicker erbaut und mit dem Wappen derselben geziert, das sich in Stein gehauen über dem Hauptthore sowie im Giebelfelde befand. Als die Familie v. Lucacsich dasselbe vor etlichen Jahren verließ, um ihr Gartenhaus am Mühlberg zu beziehen, ließ Herr v. Villani das v. Lersner‘sche Wappen über dem Thore ausheben und über dem Haupteingang des
Gartenhauses anbringen. Wahrscheinlich glaubte er, daß es das Wappen der Familie v. Groote sey, da die Mutter seiner Frau eine Geb. v. Groote gewesen und das Haus unter dem Namen v. Groote‘sches Haus bekannt war. Später richtete der Caffeewirth Milani in den unteren Räumen desselben eine vielbesuchte und vortreffliche Caffeewirthschaft und Restauration ein und erhielt das Haus davon die Benennung Cafe Milani.
Band 7, Seite 39
Weisses Haus
Kastenhospitalsgasse 6
E.181b
Mai 1859
Ein aller Wahrscheinlichkeit nach ganz erhaltenes Exemplar eines Hauses aus dem 16. Jahrh., das in sehr anschaulicher Weise ein Bild der kleinen Häuser giebt, welche zerstreut in den damals wenig angebauten, an die Stadtmauer angrenzenden und meist durch Bleich- und Weingärten begrenzten Straßen standen. Große Räume, wie der Taubenhof, Kastenhospitalshof u.s.w. mit ihren ausgedehnten Rasenplätzen führten hier der Gegend fortwährend reine frische Luft zu, eine Wohlthat, welche die heutige Generation kaum mehr kennt. Das Haus hat außer daß die Vorderseite mit Schiefersteinen beschlagen wurde, keine weiteren Veränderungen erlitten. Es hatten diese Stadttheile zunächst der Ringmauer etwas ödes und wenig begangenes und erinnere ich mich derselben nur dunkel aus meiner frühesten Jugend; als später die Hochstraße angebaut wurde, was nach und nach geschah und man den Graben allmählich ausfüllte, belebte sich die Gegend ein wenig mehr, jedoch nur immer spärlich. Das Abbrechen der alten Taubenhofsgebäude aber, s.d. und die Zerstörung der schönen Bleichgärten brachten die Sache in eine andere Gestalt. Es wurden nämlich 12-14 neue Häuser an die leere Stätte gebaut, der Zwinger hinter den Häusern der Hochstraße in Gärten verwandelt und dadurch theilweise dem Verkehr entzogen, dagegen die Straße weiter herunter nach dem Hause zu verlegt, was nothgedrungen auch den Verkehr etwas mehr in diese Gegend zog.
Bald wird auch dieses Haus mit seinem Gärtchen unter der Speculation fallen, ebenso wie sein Gegenüber und somit abermals ein Theil jener älteren Zeugen des Aussehens unserer Stadt in der Vorzeit verschwinden.
Dasselbe Schicksal hatten die paar kleine Häuschen am oberen Ende der Meisengasse, welche man niederriß und durch große kastenartige Neubauten den Häusern der Hochstraße die Hälfte des Lichtes und der Luft benahm, ein Leid, das den vor dem Hause liegenden Bleichgarten über kurz oder lang ebenfalls ereilen wird.
Band 7, Seite [40]
März 1873
Was ich vorhergesagt, trifft nun ein; wie froh bin ich, das Haus und seine Umgebung wenigstens im Bild gerettet zu haben.
Band 7
1. Juli 1873
In der Mauer, welche den Garten nach der Kastenhospitalsg. hin abschließt, befindet sich das kaum mehr sichtbare Gestell einer spitzbogigen Thüre gerade da, wo die Trennungsmauer den Garten gegen das Irrenhaus hin rechtwinklicht begrenzt; jetzt bei dem Abbruch kommt sie recht deutlich zu Tage und zeigt, daß diese Mauern doch schon ziemlich alt sind und diese Trennungsmauer, welche den Garten von dem des v. Groote‘schen Hauses (Cafe Milani), mit dem es ein Besitzthum bildete, später hineingesetzt ist, indem sie theilweise die Thüröffnung hineinsteht und unmöglich deßhalb der ersten Anlage angehörig gewesen seyn kann. Auf der Vogelschau, s.d., wird ihr Stand sehr deutlich. Merian zeigt sie auf seinem Plane nicht, er giebt zwar den Garten an dieser Stelle schon getheilt an, allein nur durch ein Gitter, was meine Vermuthung bestätigt.
Band 7
22. Juni 1874
Heute wurde angefangen, die Mauer, in welcher sich diese Thüre befand, sammt derselben niederzulegen und ist nun das letzte Stück der Erinnerung an die alte Zeit in dieser Gegend gefallen.
Band 7, Seite 41
Weisses Haus
Tollgasse | Kastenhospitalsgasse 6
E.181b
4. April 1873
Heute begann der Abbruch; ich untersuchte das Innere und fand außer einer schönen geschmackvollen Deckeneintheilung in Stuck auch noch verzierte Fensterpfeiler in Sandstein ausgeführt. Die Fenster lagen in tiefen Blenden, die zusammengekoppelt und mit einem flachen Segmentbogen überwölbt [waren]. Die Erbauungszeit wird das Ende des 17. Jahrh. seyn, wenigstens stimmen alle Formen dahin ein. Von außen war das Häuschen reizend in der Form. s. Ab. [R0176] [R0173]
Band 7
12. April 1873
Bis auf den Grund niedergerissen.
Band 7
15. Mai [1873]
Auch der andere Bau niedergerissen, so daß man einen freien Blick nach dem Rahmhofszeughaus gewinnt.
Ich nahm eine Zeichnung aus den gegenüberliegenden Häusern, Tollgasse 11 im 2. Stock, welche die Situation der neu hereinbrechenden Zerstörung recht veranschaulicht.
Band 7, Seite [unpaginiert]
Kerbengasse
[kein Datum]
Band 7, Seite 43
Klein Limburg | Klein Birnbaum
Kerbengasse 8 | Limburgerg. 1 | Römerberg 17
I.158
6. April 1860
Scheint in das Ende des 16. Jahrh. zu gehören, wenigstens deuten die Gliederungen und Stäbe an den Fenstern und Thüren des Baues, welcher nach der Limburgergasse hin steht, sowie die Form zweier Wappen, die an den Tragsteinen unter dem Ueberhang des ersten Stocks im Hinterhaus im Hofe sich vorfinden, unzweifelhaft auf diese Zeit hin. Genau dieselbe Form der Wappenschilder findet sich im Hofe des Hauses I.101, Markt 37, was ebenfalls in diese Zeit gehört, obgleich ich von Beiden bis jetzt noch keine Jahreszahl aufzufinden vermochte. s. Abb. [R1195]
Der nach der Kerbengasse hin gelegene Theil des Hauses wurde, wie mir der gegenwärtige Besitzer desselben, Herr Dr. med. Ehmant, mittheilte, im Jahr 1808 erbaut.
Band 7
20. September 1876
Seit etwa vier Wochen ist man beschäftigt, den ganzen Unterbau nach der Limburgergasse hin zu Läden einzurichten und wurden sämmtliche alte Fenster und Thüröffnungen verändert, wodurch der alte Charakter des Hauses eine bedeutende Einbuße erleidet.
Band 7, Seite 45
Stadt Amsterdam
Kerbengasse 9
I.171
6. September 1875
Ein Haus von noch ziemlich alterthümlichem Ansehen mit einer gut profilirten spitzbogigen Hausthür und neben derselben bei dem Eintritt rechts einen aus zwei einfachen Kreuzgewölben bestehenden feuerfesten Raum, in dessen gegen die Straße gerichtete Stirnwand man im vorigen Jahrhundert ein großes mit einem flachen Spitzbogen überwölbtes Fenster gebrochen hat.
Band 7, Seite 47
Grosser Seliger
Kerbengasse 3
I.174
12. April 1859
An einem Tragstein des in der Kerbengasse gelegenen Hauses ein leeres Wappenschild mit 1538. Im Hofe überall massiver steinerner Unterbau, eine große Thür mit einem Spitzbogen überwölbt, welche mehrere Stufen abwärts in das tiefer liegende Haus Lit. I No. 176 [I.176] in der Mainzergasse, welches das Vorderhaus bildet, führt. Im Hofe noch ein Treppenthürmchen, über dessen Eingangsthüre zwei in Stein gehauene sitzende Figuren sich befinden. Beifolgende Thür ebenfalls hinten im Hof rechts, über ihr die Jahreszahl 1541.
Von diesem Hofe aus wird der Treppenthurm des Hauses zum Karpfen sichtbar, der ein höchst interessantes und alterthümliches Aeußere hat. Auch nach der Karpfengasse hin, hinter dem Hause zum Karpfen her, zieht sich das Haus, und der Theil, welcher in die Karpfengasse stößt, hat noch sehr viele alte Spuren in seinem ganzen Aussehen.
Ueber das Vorderhaus I.176,
Mainzergasse 10. s.d.
In seinem Äußeren trägt das Haus noch ziemlich sein altes Aussehen zur Schau und wirkt immer noch sehr charakteristisch.
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Kettenhof, kleiner | Koetenhof, früher
November 1857
Der kleine Kettenhof liegt hinter dem großen Kettenhof in einem gegenwärtig beinahe ganz ausgetrockneten Teich, während im Jahr 1842 derselbe mit Wasser noch reichlich gefüllt war.
Er heißt eigentlich Koetenhof und scheint sehr alt zu seyn; die jetzigen Gebäude jedoch verdanken aller Wahrscheinlichkeit nach ihre Entstehung dem Jahre 1725, indem der mittlere der drei Brückenbogen in seinem Schlußstein das Wappen der Familie von Günderrode mit der Inschrift F. M. v. G. 1725 aufweist, was unzweifelhaft auf einen damals unternommenen Neubau deutet. Eine am Gebäude selbst eingehauene Inschrift „Anno 1745“ wird wohl nur eine Reparatur oder theilweisen Neubau beurkunden sollen.
Die das Gebäude zum Theil umgebenden Ringmauern mit ihren Schießscharten verleihen demselben in seinem jetzigen zerfallenen Zustand ein unheimliches Ansehen, doch sind bis jetzt alle Bauten noch unter Dach, wiewohl die Fenster größtentheils erblindet oder zertrümmert sind und schon seit Jahren niemand mehr darin wohnt.
Band 7
6. Mai 1863
Abermals habe ich das Gebäude genau untersucht und zwar aus Anlaß der Vergleichung mit einer Zeichnung, welche der Musiker
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Herr Karl Kessler im Jahr 1828 nach der Natur gemacht hat und mir zum Copieren überließ. s. Abb.
Auf derselben ist der ganze Graben noch vollständig erhalten und reichlich mit Wasser versehen, nun aber ist er ringsum total ausgefüllt und wachsen bereits ziemlich hohe Bäume auf dem gewonnenen Grund; nur ein kleines Stückchen nach der Westseite des Hauses hin enthält noch Wasser. An einem Schornstein fand ich im Kalkputz die Jahreszahl 1783.
Ein Theil der nach Westen gerichteten Gebäude sind spätere Anbauten; das älteste Stück ist der Eckbau nach Süden, auf dessen nach Westen sehender Seite man deutlich erkennt, daß die Gebäude angefügt sind. Die Ringmauer ist alt, und auf sie wurde der Bau über dem Thürchen aufgesetzt und er enthält den Saal, vielleicht sind sämmtliche Gebäude vom ersten Stock im vorigen Jahrh. erneuert. Der Bau rechts im Hofe ist der jüngste und gerade er droht Einsturz, s. Abb.
Da, wie bereits oben erwähnt wurde, die sämmtlichen jetzt vorhandenen Gebäude allem Anschein nach dem Anfang des vorigen Jahrh. ihre Entstehung verdanken, so ist es zu verwundern, daß die Ringmauern noch mit Schießscharten versehen wurden, indem doch zu jener Zeit Ueberfälle durch Wegelagerer und Schnapshähne zumal in solcher Nähe der Stadt nicht mehr an der Tagesordnung waren.
Noch vor ungefähr 20 Jahren war die Gegend um den Hof herum äußerst einsam. Es war einer der malerischsten Punkte und namentlich gegen Abend oft wundervoll von der untergehenden Sonne beleuchtet. Die alten Mauern und Dächer spiegelten sich alsdann in dem stillen Wasser, und das leise Säuseln des Windes in dem hohen Schilfe, womit der Graben theilweise bestanden war,
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bildete hierzu eine höchst übereinstimmende Musik. Nur Krähen und kleine Wasservögel hausten hier und hat mich der Anblick dieser Stelle oft zu künstlerischen Schöpfungen angeregt.
Die einbrechende Nacht verlieh dem Ganzen einen wirklich romantischen Reiz, unheimlich und geheimnißvoll starrten die nahen Rüster in die dunkelnde Luft, und mehr wie einmal wartete ich hier den Aufgang des Vollmondes ab um nachher rasch zur Stadt zu eilen und bei dem Schein der Lampe im traulichen Zimmer die gewonnenen Eindrücke in Bildern festzuhalten.
Nunmehr erleidet die Gegend in der nächsten Nähe des Hofes gewaltige Veränderungen, die wahrscheinlich noch weiter um sich greifen werden.
Siehe den Artikel Niedenau.
Band 7
7. September 1878
Die Gebäude sind in einem schrecklichen Zustand des Verfalls, die Fenster halb zertrümmert, die Dächer und Schornsteine durchlöchert und alle Wände mit Sprießen bestellt. Die Brücke ist zum Theil an der einen Seite mit Schoppengebäuden bebaut und soll das Ganze dem Abbruch geweiht seyn. Rings umher statt einsamer blumiger und duftender Wiesen sind nun heiße schattenlose und gepflasterte staubige Straßen entstanden, welche keine Fernsicht mehr gestatten wie
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auch das schöne Rüsternwäldchen größtentheils gefällt und zerstört ist. Nur mit Wehmuth kann ich die Stelle betrachten.
Im Inneren ist man überrascht über die außerordentliche Wohnlichkeit und behagliche Anordnung der verschiedenen Zimmer, obgleich ebenfalls auch hier der Zustand der Zerstörung und Vernachlässigung den höchsten Grad erreicht hat und die Räume kaum noch bewohnbar zu nennen sind. Ein Saal, der auf drei Seiten mit Fenstern versehen ist, aus denen man theils jetzt noch eine prachtvolle Aussicht über die Wiesen nach Rödelheim und dem Gebirge zu hat, macht mit der alterthümlichen Anlage des Ofens einen äußerst heimlichen Eindruck, ebenso ein an denselben anstoßendes kleines Zimmerchen mit abgeschrägten Ecken, in dessen einem dicht an den nach Süden gerichteten Fenster die Nische für den Ofen noch vorhanden ist.
Aus diesem Fenster blicke man über die Wiesen und den nahen Graben nach der Gegend der Galgenwarte hin; leider aber ist die Fernsicht bereits durch Häuser, welche neu erbaut wurden, schon sehr eingeschränkt, und immer näher kriechen die Neubauten heran. Früher, als der Graben noch sein klares Wasser hat[te], war der Blick unbeschreiblich schön. Nach dem Hofe zu läuft vor den Zimmern ein Gang her. Altes Holztafelwerk in den Stuben und an den Thüren ist noch erhalten, ebenso die Treppe mit gedrehten Stäben in ihrem Geländer, eine Menge Winkelchen und Eckchen sind ebenfalls noch vorhanden und die runden Scheiben in den Gangfenstern erinnern an die alten einfachen Zustände.
Wie bald wird alles verschwunden seyn.
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30. Mai 1880
Heute fand ich in dem durch das langandauernde trockene Wetter beinahe ganz ausgetrockneten Reste des ehemaligen Grabens eine ungefähr 18 Zoll im Durchmesser haltende Kanonenkugel aus blauem Stein gehauen. Sie mag wohl schon lange an dieser Stelle liegen und ist allem Anschein ein Ueberbleibsel der Belagerung der Stadt in dem Schmalkaldischen Kriege 1552.
Auf dem kleinen ehemaligen Vorlande vor der Südseite des Hauses liegen die Schalen eines Brunnens aus rothem Sandstein, wahrscheinlich ein Ziehbrunnen, der nach und nach entbehrlich geworden war.
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29. September 1880
In dem Bau sind die unteren Fenster ausgehängt und das Holzwerk ausgebrochen, ebenso die Thüren verschwunden und alles Eisenwerk entfernt. Im oberen Stockwerk sieht es ebenfalls wüste aus und kann das Haus auf diese Weise nicht lange mehr existiren.
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6. Mai 1881
Seit drei Tagen ist ein Theil der gemauerten Brustwehr der Brücke eingestürzt und liegt in dem Graben. Der jetzige Pächter des Hofes, Herr Schultheis erzählte mir, daß er den Hof nur auf unbestimmte Zeit in Pacht besäße, es sey die Absicht gewesen, denselben sammt dem umliegenden Gebäude in ein Straßennetz zu ziehen, nach der neueren Lage der Dinge aber würde dieß Projekt noch eine Zeitlang anstehen müssen.
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Klapperfeld
[kein Datum]
Band 7, Seite 55
Klapperfeld
[kein Datum]
Wird der Stall auf dem Klapperfeld versteigert auf den Abbruch. Intelligbl. 18. März 1763
Band 7, Seite 57
Pestilenzhaus | Waisenhaus
Klapperfeld 6
B.218
[kein Datum]
Wird repariert und wiederum in Stand gesetzt.
Frankf. Intell. Bl. 22. May 1764
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Klappergasse
[kein Datum]
Band 7, Seite 59
Klappergasse 25
N.100
4. Dezember 1877
Seit einigen Monaten ist das alte und höchst charakteristische Dach des Hauses durch das Anbringen eines langen modernen Zwerghauses seines ursprünglichen Eindrucks beraubt. Ebenso hat der Aufbau des vierstöckigen Nachbarhauses an der Westseite dem Totaleindruck des alterthümlichen Gebäudes ungemein geschadet und das ganze Ansehen entstellt. Wenn man die gute Abb. [Leerstelle] vergleicht, so wird man die Wahrheit dieser Behauptung sogleich einsehen. Das Haus gehört seiner ganzen Bauweise nach in den Anfang des 16. Jahrh. und findet sich auf dem Belagerungsplan von 1552 bereits in seiner jetzigen Gestalt und Ausdehnung vor. Der Plan von Merian zeigt auf der ersten Ausgabe von 1628 dasselbe ebenfalls und sehr deutlich, während auf den späteren Abdrucken durch das Anbringen der Festungswerke diese ganze Häusergruppe heraus polirt ist um der Bastion Platz zu machen. Wem das Haus gehörte und wer es erbaut, vermochte ich bis jetzt nicht zu ermitteln, obgleich ich es an Mühe nicht fehlen ließ. Alle Quellen schweigen.
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Klappergasse 25
N.100
28. März 1879
Ich erfuhr heute, daß das Haus durch seinen jetzigen Besitzer, Herrn Büdinger ganz bedeutende Veränderungen erlitten hat, wozu namentlich die Veränderungen an Thüren und Fenstern gehören. Der Fußboden des großen Raumes im Erdgeschoß lag früher viel tiefer als der Boden des dahinter liegenden Hofes und mußte man einige Stufen hinabsteigen, um in diesen Raum zu gelangen, welcher mit kleinen Steinen gepflastert war. Durch Einrichtungen im Inneren wurde dasselbe in seinem Originalcharakter sehr entstellt, jedoch ist eine jetzt als Wandschrank benützte, mit einem Rundbogen überdeckte Thüre noch vorhanden, welche ehemals von außen den Haupteingang in den ebenbemeldeten Raum bildete,
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sie liegt auf der Ostseite des Hauses und mündete in das enge Gängchen, welches durch die dicht an das Haus herantretende Trennungsmauer des Grundstücks 23 gebildet wird. Der jetzige Eingang ist in ganz neuer Zeit vom Hofe aus eingebrochen und mit einem wagrechten Sturz überdeckt. Viele der alten ursprünglichen Fenster haben sich erhalten und deuten ihrer Form nach auf den Anfang des 16. Jahrh. Weiter vermochte ich über das Haus nichts herauszubringen.
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Schaafstall
Klappergasse 23
N.104a
28. März 1879
Bei dem Abbruch Behufs Herstellung einer Straße, welche zu der neuen Brücke führt, wurde auch der Bau, welcher mit No. 23. bezeichnet und auf der Abb., die das Nebenhaus 25 zeigt, dargestellt ist, bis auf den Grund niedergerissen. Durch diesen Abbruch wird die ganze Ortsgelegenheit für den Alterthumsliebhaber auf eine erschreckende Art verändert.
Weiteres siehe bei dem Hause 25. Die Mauer des die Besitzung einschließenden Gartens bildete das Eck der Straße und [der] kleine Bau, welcher zeitweise dem jeweiligen Schäfer zur Wohnung diente und im Munde des Volkes das Gotteshäuschen hieß, scheint als ob er in späterer Zeit erst an das Haus 25 angebaut worden wäre, denn bei dem nunmehr erfolgten Abbruch desselben zeigten sich tiefe fensterartige Mauerblenden, die jedenfalls von Anfang an da gewesen sind. Der Hof mit den darin befindlichen Gebäuden umschloß ein ziemlich bedeutendes Grundstück, hat aber im Laufe der Zeiten vielfache Veränderungen erfahren, wer aber diese vorgenommen und wer überhaupt das Ganze angelegt hat, konnte ich aller Mühe ungeachtet, bis jetzt nicht ausfindig machen. Was ich davon weiß, ist wenig und verdanke ich es der Mittheilungen der Anwohner, die mir überall freundlich zu Theil wurden.
Auf dem Belagerungsplan von 1552 ist [der] Garten und das kleine Haus (Gotteshäuschen) nicht gut zu erkennen, jedoch auf dem Plan von Merian 1te Ausgabe 1628 schon ganz deutlich in seiner jetzigen Raumausdehnung angedeutet.
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Lumpenboden
Klappergasse 8
N.110
3. September 1869
Wie die Abbildung [RS0039] zeigt, ein altes Haus mit einem hölzernen sehr eckigten Thürmchen, um die Aussicht über das ziemlich nahe liegende hohe Werk zu gewinnen. Durch das Entfernen der Stadtmauer in jüngster Zeit, welche den Thiergarten abschloß, hat, sowie durch die Eröffnung einer Straße durch denselben die ganze Gegend eine höchst bedeutende Umgestaltung erlitten, auch wurde die Klappergasse nach Süden hin geöffnet und somit eine ganz neue Situation geschaffen. An Einsamkeit und Stille ging viel verloren und wurde dem ganzen Theile ein anderer Charakter aufgeprägt.
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28. Februar 1879
Bei den bedeutenden Veränderungen, welche der Brückenbau nach sich zog, mußte auch dieses Haus den Anforderungen der Neuzeit weichen, es ist seit ungefähr 6 Wochen bis auf den Grund abgebrochen worden. Im Innern fanden sich Holzgetäfel, Thürgestelle u.s.w., zwar äußerst einfach, aber doch einem Zeuge einer gewissen Wohlhabenheit.
Nunmehr sind alle alten Spuren verschwunden und das alte Haus wird bald vergessen seyn.
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Klingergasse, früher Rittergasse
[kein Datum]
Band 7, Seite 65
Klingergasse 22
B.156
6. Juli 1864
Ein Haus mit einem dahinterliegenden, sehr großen Garten, welcher in französischem Geschmack angelegt war und noch heute davon namentlich in den Gebäuden viele Spuren aufbewahrt. Er ist seit vielen Jahren in einen Bleichgarten verwandelt und natürlich jetzt kaum mehr zu erkennen, allein das Hinterhaus, durch welches man in denselben eintritt, hat seinen alten Character und sein altes Aussehen in einer Weise bewahrt, wie ich es hier noch gar nicht gesehen habe. Die beifolgende Zeichnung mag dieß zur Genüge deutlich machen, nur soviel sey zu deren Erklärung gesagt, daß eine der größten Merkwürdigkeiten an dem Hause die ist, daß es ganz mit Eichenholz verkleidet ist und in diesem Eichenholz der Steincharakter nachgeahmt ist, nämlich wechselnde Stoßfugen. Auch das Anstreichen der Fensterläden in zwei verschiedenen Farben und in Streifen war mir neu.
An zwei Schornsteinen des Vorderhauses, das in demselben Style aufgeführt ist, befindet sich die Jahreszahl 1652.
Hinten im Garten stand ein Lusthäuschen von Stein mit prachtvoller Steinmetzarbeit, inwendig mit Schnitzwerk, Spiegeln und Tapete verziert, das leider der vorige Besitzer, ein Herr Biegel abbrechen und diese Sachen im
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Detail verkaufen ließ. Die jetzige Besitzerin, Frau Breckheimer, fand als Ueberreste nur noch ein paar Treppenstufen und zwei Säulen, welche sie als Eingang zu einem kleinen, von ihr angelegten, Gärtchen verwendete und sie auf diese Weise erhielt. Diese Säulen sind sehr schön gearbeitet und vollkommen erhalten und bezeugen einen sehr feinen Kunstsinn. Aber auch dieser einfachen Frau gebührt ein Dank, daß sie nicht wie so viele andere gethan haben würden, die Säulen im Unkraut liegen ließ, sondern sie wieder aufstellte. In dem benachbarten großen Bleichgarten, s.d., war ebenfalls die Merkwürdigkeit, Steinhauerarbeit in Holz nachgeahmt, an den Fensterkreuzstöcken. Es muß dieß in diesem Stadtteil ganz besonders Mode gewesen seyn. Noch vor etl. Jahren stand das ebenerwähnte Lusthäuschen aufrecht, und ich bedauere, es damals nicht genauer untersucht zu haben, denn solche Dinge werden immer seltener und verschwinden rasch in unserer Zeit; mich nimmt es Wunder, daß soviel erhalten geblieben ist. Der Freundlichkeit von Frau Breckheimer verdanke ich auch noch eine mündliche Notiz, nämlich die,
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daß das Haus von einem Grafen v. Riehl erbaut worden seyn soll. In dieser Straße lagen früher viel adelige Gärten und Höfe, dem gegenüber liegt auch eine v. Holtzhausen‘sche Besitzung, sowie die Familie v. Rohrbach daselbst angesessen war.
Sollte nicht der Name Rittergasse darin seine Begründung finden? Jetzt wohnen nur arme Leute in den ärmlichen und unscheinbar gewordenen Häuschen, während sich früher daselbst Pracht und Reichthum entfaltet hatten. Vor ungefähr 5 Jahren litt ein Theil der hinteren Mauern Schaden und waren auch die Vorderhäuser in großer Gefahr, bei Gelegenheit des in der Nacht ausbrechenden Brandes des hinteren Theils der Gebäude, welche zu dem Hanauerhof auf der Allerheiligengasse gehören und sie anstoßen. Glücklicherweise wurde man bald Herr des Feuers und der Schaden war nicht so groß.
Siehe auch:
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Klingergasse 30, früher Rittergasse
B.160
30. Juni 1858
Beifolgende Abbildung [R1270] eines Steines, der als Thürsturz gebraucht ist und offenbar ein Fragment darstellt, 1415 lese ich. Die Thüre, über welcher es sich befindet, gehört als Eingang zu einem Bau, der die Klingergasse oben am Eingang zu dem großen Bleichgarten rechtwinkelig schließt.
An einem rund überwölbten Thor daneben findet sich die Jahreszahl 1599.
Band 7
6. Juli 1864
Durch den Verkauf des großen Bleichgartens droht der ganzen Gegend eine durchgreifende Veränderung, welche aber vieles zerstören wird, bereits begonnen hat und auch nicht lange mehr diese Thüre verschonen wird. Es war einer der allereinsamsten Stadtteile, selbst bis in die allerneueste Zeit herein, in welcher aber jetzt der Speculationsgeist seine Geltung sich zu verschaffen weiß.
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28. August 1864
Die Schoppengebäude, zu denen dieses Pförtchen einen Eingang bildete, sind mittlerweile abgebrochen, gleichwie die Mauer, die diesen Raum von der Reitbahn bisher getrennt hat; der ganze Platz sammt letzterer ist nun mit Pferdeställen für den Pferdemarkt bebaut.
Siehe Porzellanhof und Abb. des Pförtchens von innen, dasselbe steht bis jetzt noch.
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August 1870
Alles verschwunden, das Thor jedoch mit der Jahreszahl 1599 sammt dem Hause, dem es angehört, ist im Besitze des Hl. Geist Hospitals und stößt auf den Porzellanhof. Vor der Hand droht im deßhalb keine Gefahr.
Band 7, Seite [70]
14. Juni 1879
Soeben sind die Bauten, zu denen das Thor gehört, Behufs der Zeilverlängerung bis auf den Grund niedergelegt, das Thor selbst steht zwar noch nebst der anstoßenden Wand aufrecht, wird aber dieser Tage ebenfalls fallen. In den neueren Adreßbüchern ist das Haus unter Klingergasse 30 nicht mehr aufgeführt.
Man vergleiche jedoch Krugs Hausnummern, den Plan von Ulrich und den Plan von Ravenstein (1859).
Band 7, Seite 71
Klingergasse, früher Rittergasse
B.162
Mai 1862
In diesem Hause verbrachte der große Dichter Klinger den größten Theil seiner Jugendzeit; er wurde in dem Hause zum Palmbaum, s.d., auf der Allerheiligengasse geboren, und erst nach einigen Jahren bezog seine Mutter, welche in ihren Verhältnissen eingeschränkt wurde, das Haus in der Klingergasse. Die Zeit seines erwachenden Geistes verbrachte er jedenfalls hier in diesem Hause, das durch sein unscheinbares Aeußere nicht verräth, was aus ihm hervorgegangen. Hier hatte er die Zusammenkünfte mit Goethe und anderen Genossen und wohnte daselbst bis er Frankfurt verließ. Auf der guten Abbildung [R0905] ist es das zweite Haus rechts, es hat nur einen Stock und sieht eher einem Stall als einer Wohnung ähnlich; lange Zeit und viel Mühe kostete es mich, bis ich zur Evidenz nachweisen konnte, daß dies wirklich das von dem Lehrer Burkhardt bewohnt gewesene Haus ist, bei welchem Klingers Mutter wohnte, bis mir der Zufall Herrn Pfarrer Pfeiffer entdeckte, welcher den Lehrer Burkhardt sowie dessen Sohn noch gekannt hatte. Er führte mich an das Haus und bestätigte meine aller-
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dings richtig gewesene Vermuthung. Eine Zeichnung, die er davon gemacht hat, welche das Haus in seinem früheren Zustande, ehe es stallartig eingerichtet wurde, darstellen soll und theilweise nach Angaben alter Leute gemacht wurde, ist ganz unzuverlässig und zeigt eine Menge von Unwahrscheinlichkeiten auf. Daß an den Hauptformen des Hauses Nichts geändert worden ist, lehrt schon der bloße Augenschein, vielleicht ein Fenster in eine Thür verwandelt oder umgekehrt; das will nichts heißen, es soll später ein Stall gewesen sein, immerhin viel anders hat und kann es vorher auch nicht ausgesehen haben, und es ist zu verwundern, wie zwei Parthieen Bewohner darin Platz finden konnten, es ist ein abermaliges Zeichen für die außerordentliche Einfachheit unserer Vorfahren; und heutzutage würden sich die ärmsten Leute weigern, in einer solchen Spelunke ihre Wohnung aufzuschlagen.
Gegenwärtig gehört es nebst dem daranstoßenden großen Hofe und sonstigen Gebäuden der Familie von Holtzhausen, in deren Besitz es schon lange sich befindet.
Band 7
1865
Im Frühjahr stürzte ein Theil der langen Mauer, welche den ebengenannten Hof von der Straße trennt, mitten in der Nacht ein und beschädigte die Vorderseite der gegenüberliegenden Häuser 24, 26, 28 / B.157, B.158, B.159 auf eine fürchterliche Weise. Zum
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Glück kam dabei Niemand ums Leben, obgleich große Steine durch die Wände durch bis in die hintersten Winkel der Zimmer geschleudert wurden. Die Straße war über 5 Fuß hoch mit Schutt angefüllt, und es dauerte drei ganze Tage, ehe der Verkehr wieder vollständig hergestellt werden konnte.
Band 7, Seite [unpaginiert]
Klostergasse früher Predigergasse
[kein Datum]
Band 7, Seite 75
Rosenberg | Rosenberger Einung | Schelmenhof
Klostergasse 26
A.29
9. Mai 1861
Ueber der Eingangsthür 1687.
Unter dem Basrelief
Hie zum Rosenbergen.
1615.
Band 7
Statue, Christus als Gärtner
Unter dem Hause führt ein Thorweg in den geräumigen Hof, in welchem ein kleines, um einige Fuß erhöhtes Gärtchen angebracht ist, hier stand früher eine Statue, Christus als Gärtner, die nachher weggenommen und eine Zeitlang in einem Hofe eines Hauses in [der] Schüppengasse aufgestellt war, wenn ich nicht irre, war sie vom Domt[urm?]. Hinter den Gebäuden nach der Judengasse hin zieht die Stadtmauer, auf mächtige Bogen gestellt;, sie wurde in den Jahren 1711-13 neu von der Judenschaft aufgeführt, da sie bei dem Brande der Judengasse, der in gedachten Jahren dieselbe beinahe ganz einäscherte und zerstörte, nur theilweise eingestürzt war. Auf die Länge von ungefähr 80 ‘ läßt sie ein kleines Höfchen frei, das einen höchst alterthümlichen Eindruck macht, s. Ab. [R0290] Die Mauer ist theilweise aus den Bruchstücken zerstörter Gebäude aufgeführt, wie ein
Band 7
Verzierter Stein in der Stadtmauer
verzierter Stein, s. Ab.[R0292]?, zeigt. Eine Menge behauener Steine, fast sämmtlich mit der Außenseite nach Innen gelegt, finden sich eingebaut. Es lag nahe, daß man bei dem Neubau die umherliegenden Steine der zerstörten alten Bauten benutzte.
Von Zeit zu Zeit finden sich städtische Adler eingemauert, welche die Jahreszahl 1712-13 tragen.
Im Inneren des Hauses finden wir schöne lange und hohe Gänge sowie hohe und geräumige Zimmer. Die Holzarbeit
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als da sind Thürgestelle, Scheidewände, Treppengeländer u.s.w., theilweise zierlich mit dem Streben nach Schönheit der
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Hund, Dominikanerwappen unter dem Thorbogen
äußeren Erscheinung. An einem Balken der Decke des Thorweges befindet sich ein kleiner, beinahe quadratischer Schild mit einem Hund darauf, der wahrscheinlich das Wappen der Dominikaner (domini cani), des Herren Hunde, darstellt. Das Thürgestell der Thüre, die von dem Thorbogen rechts in das Haus führt, ist geschmackvoll im Style der Zeit verziert. Die Thüre neben dem Thor außen auf der Straße ebenfalls, sie trägt in ihrem Sturz die Jahreszahl 1678.
Das Gebäude macht einen recht klösterlichen Eindruck mit seinem kleinen Sprechgitter in dem Thore und den vielen Holzgallerien mit geschnitzten und gedrehten Stäben, die alle von der Zeit dunkel geschwärzt sind.
Die Abbildungen zeigen das Nähere.
Band 7
10. Juni 1879
Soeben sind im Inneren des Hauses umfassende Reparaturen im Gang; die alten verzierten hölzernen Thürgestelle u.s.w. werden ausgebessert und ihres alterthümlichen Kleides beraubt. Bei dieser Gelegenheit entdeckte ich in den sonst verschlossenen Räumen schön und geschmackvoll eingetheilte Stuckdecken, welche vollkommen erhalten sind. Das oben erwähnte Gärtchen im Hofe, das um einige Stufen höher liegt als der Hofesraum, wird soeben abgetragen und der übrigen Bodenfläche gleich gelegt. Was bei dieser Gelegenheit noch zu Grunde geht, vermag ich vor der Hand noch nicht abzusehen.
Band 7, Seite 76a
Rosenberger Einigung
Klostergasse 26
A.29
23. September 1880
Die neuen Einrichtungen haben beinahe sämmtliche ältere Spuren der Gebäude vernichtet. Das alte Holzwerk ist theilweise entfernt, theilweise frisch angestrichen.
Das alte Thor mit seinem Sprechgitterchen durch ein neues ersetzt, unter der Thordurchfahrt das Wappen an dem Durchzugsbalken (Hund) entfernt, die Räume verändert, kurz: alles neugestaltet.
[Von der Chronologie abweichende Paginierung C. K.]
Band 7, Seite 77
Dominikaner Kloster
Klostergasse 14 | Klostergasse 16 | Klostergasse 18 | Klostergasse 20 | Klostergasse 22 | Klostergasse 24
A.30 | A.31 | A.32 | A.33 | A.34 | A.35
Mai 1859
Beifolgendes Wappen mit der Jahreszahl 1679 befindet sich über zwei Thüren des Erdgeschosses an den in der Klostergasse gelegenen, zu dem Dominikanerkloster gehörigen Häusern A.33, A.34. Unter den Fenstern des ersten Stocks ist in vier eisernen Ankern die Zahl 1680 dargestellt. Das Dach dieser Gebäude brannte im Jahr 1852 Nachmittags ab und wurde in seiner jetzigen Form hergestellt, vorher waren es schöne kleine alte Zwerggiebel.
Eine steinerne Platte, s. Abb. [R1081], an der nach dem Hofe zu gelegenen Giebelwand des kleinen Ausbaues mit Scharten in der Ringmauer (jetzt Abtritte), trägt die Jahreszahl F. 1711. F. und stammt aller Wahrscheinlichkeit nach von dem damals stattgehabten großen Brande her.
Vergl. die Abb. [R0274], welche das Gebäude von der Judengasse aus gesehen, zeigt.
Es wurde vielleicht der obere Theil des Gebäudes zerstört und in Giebelform neu aufgemauert und soll das F. das städtische Eigenthum ausdrücken. S. Abb., Fig. 1. [R1081]
Sodann Abb. 2. [R1081] Wappen an einem Gebäude, welches an die Stadtmauer anstößt. 1732 über einer Thür.
Hinter dem Kloster der ganzen Länge nach zieht wohlerhalten die Stadtmauer her, welche bei dem Brande, der der Judenbrand hieß, stark beschädigt worden seyn muß und theilweise neu aufgeführt wurde. S. den Artikel Rosenberger Einung.
Abb. 3. [R1076] Ein Wappen, auf dem sich eine Fackel und
Band 7, Seite 78
ein Palmenzweig kreutzen, darüber ein Stern, sodann unten ein Hund mit einer brennenden Fackel im Maule. Dabei die Buchstaben
C. F. O. P. 1688.
Madonnenbild, S. Abb. 4. [R0300] In Holz geschnitzt, ungefähr 5 Fuß hoch. Jetzt das Gewand schwarz angemalt, allem Anschein nach aber früher vergoldet. Sie steht auf einem zu einem Schlafsaal der Soldaten eingerichteten Gang auf einem Postament mit dem Kopf sehr nahe an der Decke, doch glaube ich, daß es der ursprüngliche Standort ist. Sie ist vollkommen erhalten.
Madonnenbild, s. Abb. 5. [R0299] Steht unten im Kreuzgang. Die Figur ist sehr kurz. Von Holz geschnitzt, dem Kinde fehlen die Arme und der Kopf.
Band 7, Seite 78a
Dominikanerkloster
Klostergasse 16
A.34
23. September 1880
Seit einigen Tagen ist man damit beschäftigt, die bisher zur Caserne benutzten Räume zu Schulzwecken einzurichten und wurden bei dieser Gelegenheit die alten Gebäude so ziemlich ihres bisherigen Aussehens entkleidet und in eine andere Form gebracht. Viel Neues konnte ich bei dem abermaligen Durchsuchen nicht entdecken.
Weder über die verschiedenen, über den Thüren der übrigen Häuser angebrachten Wappen noch über die bei denselben befindlichen Buchstaben konnte ich etwas erfahren, einige wenige Notizen ausgenommen. Batton weiß darüber gar nichts und kümmert sich überhaupt um Baubeschreibung sehr wenig. Der Bau, an welchem sich das ebengenannte Wappen fand, hatte auf der zunächst an die Kreutzgangsgebäude vorstoßenden Seite im ersten noch geschmackvolles Fachwerk mit zierlich behauenen Balken in der bekannten Form.
Das Haus gegenüber, welches den Verbindungsgang mit dem Hauptgebäude im ersten Stockwerk hatte, stand früher ebenfalls auf zierlichen Trägern und unten hohl; es wurde erst später im Erdgeschoß vermauert.
Hinter dem ganzen Gebäudecomplex zieht, wie schon erwähnt wurde, die alte Stadtmauer, und zwar dasjenige Stück, welches bei dem Brand der Judengasse 1711 verschont blieb. Es ist jetzt bereits stellenweise angetastet und in Mitleidenschaft des Neubaus gezogen, nicht lange wird es
[Von der Chronologie abweichende Paginierung C. K.]
Band 7, Seite 78b
dauern, so wird es verschwunden seyn. Der Durchbruch von der Schnurgasse her wird auch hier fortgesetzt werden und ist vor der Hand nicht abzusehen, was alles noch verändert werden wird. Der ganze Stadtteil wird ein anderes Aussehen erhalten und nicht mehr zu erkennen seyn. Eigentlich alte Spuren habe ich, die Kirche ausgenommen, nicht gefunden, es sind zu viele gewaltsame Veränderungen über die Gebäude hinweggegangen.
[Von der Chronologie abweichende Paginierung C. K.]
Band 7
19. Oktober 1880
Der Abbruch der oben erwähnten Klostergebäude ist bereits in vollem Gange und wird eben der alte malerische Laterinenbau, der in die Judengasse vorspringt, abgebrochen; ebenso ist bereits ein Theil der Stadtmauer obenher abgebrochen und wird bald die ganze Mauer an dieser Stelle verschwunden seyn. Dieser Vorbau war eines der malerischsten Gebäude dahier. s. Ab.
Band 7
14. April 1881
Die Niederlegung der Stadtmauer an dieser Stelle ist bereits vollständig ausgeführt und werden bei dieser Gelegenheit die Fundamente derselben sichtbar. Ebenso wurden Gewölbe blosgelegt, die wahrscheinlich zu den Kellern der Judenhäuser gehörten und bis an die Stadtmauer reichten.
Siehe auch:
Band 7, Seite 79
Dominikanerkirche
Klostergasse 14
A.35
1. Juni 1871
Der Haupttheil der Kirche stammt aus dem Jahr 1238, das Chor ist später wahrscheinlich erhöht worden, indem die Fenster in ihrem oberen Theil im Maaßwerk die Fischblase zeigen, während unten runde Säulchen mit zierlichen, an romanische Muster erinnernden Capitelen in den Laibungen stehen, welche, wie es scheint, von der ersten Anlage herrühren. Die Fenster im Hauptbau haben einfaches Maaßwerk ohne Nasen und ganz einfache Gliederung, wie sie im 13. Jahrh. vielfach vorkommt. Die Gewölbe der Kirche ruhen auf runden Säulen, die einzigen, die hier zu finden sind, und die Capitele an den Pfeilerbündeln, welche an den Wänden stehen, haben eine große Aehnlichkeit mit denen der Kirche in Seligenstadt. Viele Wappen sind in den Schlußsteinen der Gewölbe angebracht und sämmtlich von mir genau gezeichnet worden, s. Abb. [R0305] [R0302] [R0303] [R0298]
Der Anbau mit dem Portal nimmt sich seltsam aus; er war lange Zeit als Gewölbe an einen Eisenhändler vermiethet, bis vor ungefähr 13 Jahren eine Buchdruckerei hinein verlegt wurde.
Das Portal stand früher an der Barfüßerkirche und wurde bei deren Abbruch hierher versetzt. Ein anderes Portal dieser Kirche steht am Porzellanhof in der Stelzengasse, s.d.
Band 7, Seite 80
8. Juni 1871
Bei einer abermaligen genauen Untersuchung, die der helleren Beleuchtung wegen viel leichter anzustellen war als die vorige, habe ich gefunden, daß die sämmtlichen Capitele der Säulen vergoldet waren und die Rippen der Gewölbe bunt bemalt, wie die beifolgende Abbildung [R0306] [R0304] zeigt. Leider befanden sich die Capitele in einem Zustand der Zerstörung, welcher nur mit Mühe die Formen unterscheiden ließ, weßhalb an eine eigentliche scharfe Wiedergabe nicht gedacht werden konnte. Doch sind die Formen dieser Zeit dem Kundigen hinlänglich bekannt und wird er sich ohne Mühe zurechtfinden.
Ein einziges mit einem Rundbogen überdecktes Fenster habe ich aufgefunden. Beinahe alle Hausteine der Kirche sind aus blauem Stein angefertigt, während das übrige Mauerwerk mit Kalksteinen aus dem Wendelsbruche hergestellt ist.
Band 7, Seite 81
Klostergasse 4
A.39
14. Juni 1876
Der hölzerne goth. Unterbau wird eben zu Läden eingerichtet und somit der eigenthümliche Charakter des Holzbaus zerstört. Es ist eines der wenigen noch übrigen Häuser unserer Stadt, welche einen hölzernen Unterbau haben.
S. Ab. [R0320] [R0317] [R0315] [R0321] [R0314] [R0313] [R1648] [R0319] Compostell.
Band 7, Seite 83
Rother Hahn | Compostell | Mainzer Hof
Klostergasse 2 | Predigerstraße 6
A.40b
Juni 1860
Es war das Haus Baldemars von Petterweil, dem ältesten Topograph unserer Vaterstadt. Sein äußeres Aussehen schon verräth das Alter, denn es ist noch ziemlich im alten Stande erhalten. vid. Abb. I. p. 106, 107. Gegen Ende des 17. Jahrh. wahrscheinlich erlitt das Haus im Innern eine Reparatur, daher stammen die Thüren in den Zimmern im zweiten Stock, und das Treppengeländer mit den Löwen als Schild und Wappenhalter! Im Hofe ein alter Stein mit einem Haken für den Ziehbrunnen, sodann eine eiserne Thüre, mit Bändern beschlagen und verzierter Nägeln. I.
Nach der Aussage des jetzigen Besitzers fanden sich eine Menge Bodenplättchen im Hause, die er theilweise wegnehmen ließ. Der Hof des Hauses versetzt uns vollkommen in‘s Mittelalter. vid. I. 106.
Band 7
22. Dezember 1862
Leider muß ich berichten, daß dieses vollkommene Exemplar eines alten Hauses und Hofes durch eine eben im Gang befindliche Bauveränderung den größten Theil seines Werths, ja beinahe Alles eingebüßt hat. Der schöne Hof, das heimliche kleine Gärtchen, die alten Holzgallerien sind mit dem festen, burgartigen Eingangsthor und dem alten Ziehbrunnen vernichtet und verschwunden, indem ein großes Haus an die Stelle des Hofes und der ebener-
Band 7, Seite [84]
wähnten Gebäude gesetzt wurde; das Hauptwohnhaus blieb zwar stehen, allein auch an ihm wurden Veränderungen gemacht, die ihm sein alterthümliches Kleid abstreiften. Jetzt existirt es nur noch ächt in meinen, Gott sey Dank, gerade zur guten Stunde gemachten genauen Zeichnungen.
Band 7
14. Juni 1876
Soeben werden die Fenster des unteren Stock versetzt und erweitert und somit dem Hause abermals ein Hauptcharakterzug genommen.
Band 7, Seite 85
Eber | Karthäuser Hof
Klostergasse 3 | Hinter den Predigern
A.59
3. Mai 1860
1733 ist die Erbauungszeit des im Erdgeschoß und am Eingang überhaupt mit Steinhauerarbeit und Holzschnitzerei reich verzierten Hauses. Es bildet ein Eck mit dem kleinen Höfchen der goldnen Gerste und hat in dieses Höfchen oder Gäßchen eine Ausgangsthüre, in deren Sturz die Jahreszahl 1605 eingehauen ist. Wahrscheinlich ist diese Thüre ein Ueberrest des früheren, an dieser Stelle gestandenen Hauses. Im Inneren ist es vollständig entstellt durch die Einrichtung zu einem Lager von Gußeisenwaaren.
Band 7, Seite 87
Klostergasse 39
A.85
26. Juni 1858
Beifolgende Hausmarke findet sich an einem Tragstein unter dem ersten Stock. -
1. Dieselbe Marke und Jahreszahl befindet sich auch in Stein gehauen über der Thür des Hauses 24, Großer Hirschgraben, s.d.
2. Wetterfahne des Hauses, welche durch ihr Datum beweist, daß ein volles Jahr von dem ersten Stock bis zum Dach gebaut wurde. Sie trägt die Hausmarke und das Datum 1573.
Das Haus ist noch ziemlich im alten Stand erhalten, ein in Stein massiv ausgeführter Unterbau, die übrigen Stockwerke in Holz, s. Ab.
Band 7, Seite 89
Klostergasse 43
A.87
27. April 1878
Unterbau alt in Holz mit spitzbogiger Thüre, Oberbau im Lauf der Zeiten ganz verändert.
Band 7, Seite 91
Klostergasse 25
A.78
13. Oktober 1876
Ein altes Haus, dessen massiver Unterbau eine Hausthüre mit einem Spitzbogen. Seit dem Jahr 1867 Abgebrochen, steht nur noch die Vorderwand des Unterbaues mit der Hausthüre und wird der dahinterliegende leere Raum als Lagerplatz vermiethet. Bei der bevorstehenden Verlängerung der Schnurgasse fällt der Platz in die Straßenlinie. Die Zeichnung ist im Anfang der 60[er] Jahre gemacht. S. Abb. [R1336]
Band 7
1. Oktober 1880
Ist seit einigen Tagen der Erde gleich und alles verschwunden. Man kann von der Schnurgasse her schon durchgehen und sind nun Einblicke in höchst eigenthümliche Hinterbauten und Höfe gestattet, welche den diesem Stadttheil besonders eigenthümlichen Holzbau sehr deutlich zur Schau stellen. In dem ehemaligen Hinterhause oder Hofe fand sich ein runder tiefer Brunnen, dessen Kranz noch vollkommen erhalten zu sehen ist.
Vergl. die angrenzenden Häuser, welche in dem Gäßchen hinter der Zange ihre Eingänge haben, Lit. A.139, A.140, A.142. Die Hinterbauten dieser Häuser mit den alten hölzernen Zwerggiebeln machen einen höchst eigenthümlichen Eindruck, und derartige Bauten der Altstadt verschwinden immer mehr.
Band 7, Seite 93
Klostergasse 53
A.92
27. April 1878
Altes Haus mit hölzernem Unterbau. die Hausthüre spitzbogig, aber sehr flach, beinahe Rundbogen, hölzerne Knaggen unter dem Ueberhang des 1. Stocks.
Ist theilweise verändert.
Band 7, Seite [unpaginiert]
Kornblumengasse
[kein Datum]
Band 7, Seite 95
Große Kornblume
Kornblumeng. 4
G.138
55
Große Kornblume
Kornblumeng. 4
G.138
4. April 1877
Wurde bei dem Brande von 1719 bis auf den Grund zerstört und, wie es scheint, bald wieder auferbaut und zwar mit dem Nachbarhause 6 zugleich und von einem Mann, denn es trägt gleich diesem den Schlußstein über der Hausthüre einen Kornährenstrauß mit Kornblumen und darüber auf einem Bande die Buchstaben J. C. K., auch ist der Stein ganz genau so gearbeitet wie der andere, s. Kornblg. 6, G.139. Vor dem Brande gehörte es einem Faßbinder Namens Joh. Cornelius Strack.
Band 7, Seite 97
Kornblumengasse 6
G.139
54
Kornblumengasse 6
G.139
3. April 1877
Wurde bei dem Brande von 1719 bis auf den Grund zerstört, es gehörte damals einem Faßbinder Namens Johannes Pfort. Es scheint alsbald wieder aufgebaut worden zu seyn, hat einen massiven Unterbau und die einzige Stube des Erdgeschosses ein ziemlich großes mit einem flachen Rundbogen überdecktes Fenster. Im Augenblick wird dieser Raum zu einem Laden eingerichtet und dadurch theilweise entstellt. Ueber der Hausthür im Schlußstein ein Bündel Kornähren mit zwei Kornblumen, welche blau angemalt sind. Die Ähren waren vergoldet, wie man noch deutlich sieht, darüber ein Band mit den Buchstaben J. C. K.
Band 7, Seite 99
Kornblumeng. 10
G.141
52
Kornblumeng. 10
G.141
4. April 1877
Wurde bei dem Brande von 1719 bis auf den Grund zerstört. Es wurde von einem Schreiner Namens Conrad Gustav Rüstmann bewohnt und gehörte dem Liebfrauenstifte, von welchem es auch im Jahr 1728 wieder aufgebaut wurde, wie die Jahreszahl und Inschrift im Sturz der Hausthür zeigt. L. F. S. 1728.
[L.F.S. = Liebfrauenstift S. E.]
Band 7, Seite 101
Kornblumeng. 12
G.142
51
Kornblumeng. 12
G.142
4. April 1877
Wurde bei dem Brande von 1719 bis auf den Grund zerstört. Es gehörte damals der Wittwe eines Faßbinders Namens Stephan Albrecht Wickert. Im Schlußstein über der Hausthür finden sich die Buchstaben C. S. P.
Band 7, Seite 103
Kornblumengasse 13
G.144
9. Juni 1861
L. F. S.
1733
Ueber der Hausthür. Neben dem Hause im Eck eine vermauerte Thür nach dem Hause Landsberg (jetzt zum Landsberg gehörig) führend. Im Kalkputz auf der Mauerfläche der Thüre 1733.
Das Haus brannte bei dem Brand von 1719 bis auf den Grund nieder und wurde erst im Jahre 1733 wieder auferbaut. Es gehörte damals dem Liebfrauenstift, wie beinahe die meisten Häuser jener Gegend.
Band 7, Seite 105
Kornwolf
Kornblumengasse 11
G.145
9. Juni 1861
Das Haus brannte bei dem Brande von 1719 bis auf den Grund nieder und wurde erst im Jahre 1733 wieder aufgebaut. Es gehörte damals dem Liebfrauenstifte, wie beinahe alle Häuser dieser Gegend.
Ueber der Hausthür L. F. S. (Lieb Frauen Stift).
Band 7, Seite 107
Kornblumengasse Eck 5
G.148
1858
Ist an den Anfang zu stellen: [Vermerk von Reiffenstein für die Reihenfolge beim Lesen, hier nachvollzogen S. E.]
Das Haus brannte im Jahr 1719 gänzlich nieder und wurde 1720 wieder auferbaut.
Gehörte einem Faßbänder Johann Michael Schneider, weßhalb derselbe bei dem Wiederaufbau das Zeichen des Handwerks, zwei sogenannte Reithaken auf dem Schilde über der Hausthüre anbringen ließ. -
In diesem Haus hat am 16. Juni 1836 Nachmittags gegen 3 Uhr Johann Joachim Christian Lichtwerk seiner Ehefrau und seinen beiden Kindern sowie sich selbst die Hälse abgeschnitten. Nachmittags 4 ½ Uhr wurde die verschlossene Thür des Lichtwerk geöffnet und fand man die Leichen. Die Lichtwerk‘sche Ehefrau war hochschwanger und wurde deßhalben ein todtes Kind enthoben. Am 18. Juni 1836 Morgens 4 Uhr wurde Frau Lichtwerk und deren 3 Kinder beerdigt. An demselben Tage wurde der Leichnam des Mörders Lichtwerk durch die Knechte des Schinders und Scharfrichters Hoffmann auf einem Karren nach dem Schindanger gebracht und dort eingescharrt. Nachts um 1 Uhr. Vom Hl. Geistspital aus.
Auszug aus den Criminalakten.
Band 7, Seite [108]
Ich war damals, 1836, noch in der Lehre bei dem Theatermaler Hoffmann; als ich am Abend gegen 6 Uhr nach Hause ging, führte mich mein Weg wie gewöhnlich durch den Landsberg. (Mein elterliches Haus stand in der Graubengasse G.109). In der Kornblumengasse befand sich nämlich ein Durchhaus in die Graubengasse, dessen Ausgang gerade auf unsere Hausthür gegenüber stieß und welcher Durchgang der Bequemlichkeit und Zeitersparniß halber, beständig benutzt wurde. Ich war erstaunt, das kleine Gäßchen am Landsberg so mit Menschen angefüllt zu finden und erfuhr zu meinem Erstaunen und Entsetzen die schauderhafte That. Lichtwerk hatte ein Pflegekind bei sich im Haus, das er erst wegschickte, ehe er den Mord vollbrachte. Dieses Pflegekind war ein Mädchen und hatte Verwandte (Schneider Zeitz), welche in unserem Haus im 2ten Stock wohnten und anfänglich glaubten, er habe das Kind mit umgebracht. Gänzliche Nahrungslosigkeit soll die Ursache der entsetzlichen That gewesen sein. Uns jungen Leuten machte das Ereigniß einen tiefen Eindruck.
Band 7, Seite [unpaginiert]
Grosser Kornmarkt
[kein Datum]
Band 7, Seite 109
Junger grüner Baum
Großer Kornmarkt 3
F.2
29. Mai 1867
Dieses Haus hatte von außen ein höchst alterthümliches Aussehen und stammte aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Anfang des 16. Jahrh. Auf seinem steilen Giebel trug es als Schlußknauf einen Stern von Blech und als Thürklopfer an der Hausthüre ein Löwenkopf mit einem Ring im Rachen, von Messing. Gegenwärtig ist dasselbe bis auf den Grund abgebrochen um neu auferbaut zu werden.
Band 7, Seite 111
Drache
Großer Kornmarkt 5
F.3
26. Juni 1861
1558. Unter dem Nasengiebel.
Das Haus ist sonst vielfach verändert.
Zwischen diesem und dem daranstoßenden Hause 3 Lit. F.2 befand sich eine hohe und außerordnetlich dicke Mauer, welche aller Wahrscheinlichkeit nach ein Stück der ehemaligen ältesten Stadtmauer gewesen ist.
Band 7, Seite 113
Bunter Löwe
Großer Kornmarkt 7 | Hinterhaus Rothekreuz- gasse 2
F.4
6. Juni 1872
Ein aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem 17ten Jahrh. stammendes Haus mit massivem Unterbau und sehr fein profilirten Thürstöcken und Tragsteinen, welche leider bei dem soeben im Gange befindlichen Umbau des Erdgeschosses Behufs der Einrichtung zu Läden total zerschlagen und zerstört sind. Im Hinterhause links ein Gewölbe mit Gurten und Rippen aus derselben Zeit.
Die Thüre in den Hof ebenfalls mit einem Stab eingefaßt, welcher auf dieselbe Zeit hindeutet wie auch die Gewände des Thores in dem kleinen Gäßchen, welches die sogenannten Diamantfacetten hat.
Derjenige Theil des Hauses, welcher in die Rothekreuzgasse stößt, trägt denselben Charakter.
Seit langer Zeit wird es immer von einem Schlosser bewohnt und hat man Behufs der Einrichtung einer Schlosserwerkstätte ein hier befindliches großes Einfahrtsthor, das ziemlich reicht verziert ist, zugemauert, um den Raum zur Werkstatt zu ziehen und um den dadurch von dieser Seite verlorenen Eingang in den Hof wieder zu gewinnen, an der nach dem Hause F.167 hin gelegenen Seite eine Hausthüre eingebrochen.
Leider ist durch den erwähnten Neubau ungefähr seit 14 Tagen die Vorderseite des Hauses architektonisch total zerstört worden und aus
Band 7, Seite [114]
dem Zusammenhang gerissen.
Band 7
14. August 1879
Soeben wird das obenerwähnte in der Rothekreuzgasse befindliche Thor wieder aufgemacht und der Raum desselben zu einem Laden eingerichtet.
Band 7, Seite 115
Hartmuth
Großer Kornmarkt 9
F.5
25. Februar 1864
Zufällig kam ich heute in dieses Haus, das früher einer Glaserfamilie mit Namen Grosch gehörte und mir aus meiner Jugend dunkel in der Erinnerung geblieben war, weil ein im Hause arbeitender und später das ganze Geschäft leitender Glasergeselle Namens Auster, der 58 Jahre lang bis zu seinem 1853 erfolgten Tode in diesem Hause war, mich mehreremale mit in die Werkstatt genommen hatte, die ihr Licht aus 2 kleinen Höfchen erhält.
In dem hintersten dieser Höfchen, das eine Thür in das Hornauer Gäßchen hat, welches die Verlängerung des Citronengäßchens bildet, findet sich auf der Seite nach dem Nebenhause F.6 (11), der untere Theil einer noch ungefähr 12 Fuß hohen Mauer von beträchtlicher Dicke, welche das Ansehen eines Stücks alter Ringmauer (vielleicht alter Stadtmauer) hat und auf welcher, um die Mauerdicke zurücktretend, so daß ein Gang auf derselben bleibt, das Haus 11 ruht und ebenfalls eine sehr alte Seite zeigt.
Die ältesten Ueberreste des Hauses stammen auf dem 17. Jahrh., doch wurde es im vorigen Jahrh., wie eine über der Hausthür angebrachte Inschrift andeutet, beinahe von Grund auf restaurirt. Ein schöner Träger von Stein im Hausgang, welcher einen ganz enormen dicken Durchzugbalken trägt, scheint aus der ersten Anlage herzurühren, ebenso die Thürpfosten von Stein
Band 7, Seite [116]
J. P. 1735. F. B. Ueber der Hausthür.
hinten im Gäßchen, welche früher unzweifelhaft mit einem Rundbogen geschlossen waren, nun aber eine oben rechtwinkligt geschlossene Thüre oder kleine Einfahrt bilden. Aus der Restauration im vorigen Jahrhundert ist namentlich ein außerordentlich zierliches Eisengitter hervorzuheben, das in der Hausthür angebracht, den oberen Theil derselben verschloß, jetzt aber unbenutzt im Hofe steht, doch will der jetzige Hausbesitzer auf mein Anrathen es wieder an seine alte, ursprüngliche Stelle, für die es gemacht ist, bringen lassen. Ich glaube nicht, daß Schöneres als diese Eisenarbeit aus jener Zeit existirt. Es verdankt seine Entstehung dem Jahre 1735. s. Ab. [R0605]
Die meisten Häuser auf dieser unteren Seite des Kornmarkts gehören dem 16. Jahrh. an, und das Nebenhaus (11) hat sogar noch schöne Steinhauerarbeit in den Trägern unter dem Ueberhang des ersten Stocks sowie an seinen Thürbogen aufzuweisen. Es wäre leicht möglich, daß hier früher ganz alte Häuser standen, welche vielleicht im 16. Jahrh. neu erbaut wurden, und daß die dicke Mauer, deren oben gedacht wurde, ein Ueberbleibsel eines solchen Hauses ist. Die Nischen, welche sie zeigt, bedeuten wohl das Eigenthumsrecht herüber und sind keine Stadtmauerbogen, sondern Segmente mit flachem Sturz und nur 1 Schuh tief. [MZ_7-5]. Für diese meine oben aufgestellte Behauptung spricht
Band 7, Seite 117
auch noch ein neben der Hausthür, links beim Eingang, angebrachter Wandschrank, der also auch auf dieser Seite eine ziemlich dicke Mauer zeigt.
Das Interessanteste in diesem Hause jedoch ist eine bei dem Abbruch der Michaelskapelle (im Jahr 1829) von dem Glaser Grosch gerettete (ich bediene mich dieses Ausdrucks, denn dadurch, daß er sie auf die Seite schaffte, rettete er sie), gemalte runde Fensterscheibe, deren nähere Beschreibung beiliegt.
Sie befindet sich in dem oberen Theil des Gangfensters im 1ten Stock eingesetzt und ist jedenfalls eines der besterhaltendsten Denkmale aus jener Capelle. Den Formen und der Art der Ausführung nach gehört sie wahrscheinlich in den Anfang des 16ten Jahrhunderts.
Sie trägt zwei Wappen, das eine wird von dem Heil. Bartholomäus gehalten und stellt das Wappen der Familie Heller dar, das andere hält eine Figur, die drei Pfeile in der Hand hält. (vielleicht St. Sebastian); es stellt das Wappen der Familie Blum dar.
Die Ornamente, welche die Figuren umgeben, lassen an Reinheit des Geschmackes nichts zu wünschen übrig und können als wahre Muster dienen. Das Bild ist rund und hat 15‘‘ Durchmesser.
Band 7
Juni 1875
Seit einiger Zeit ist das oben erwähnte Glasbild durch Schenkung in meinen Besitz übergegangen.
Band 7, Seite [118]
4. Februar 1876
Seit ungefähr drei Monaten sind in dem Hause ganz bedeutende Veränderungen vorgenommen worden; es wurde die Treppe verlegt, und das Erdgeschoß erhielt eine andere Einrichtung. Bei dieser Gelegenheit wurde die schöne charakteristische Steinstruktur an den Fensterstöcken flachgehauen, um die Erker der Ladeneinrichtung besser anbringen zu können, auch wurde ein Ofenstein mit zwei Wappen entdeckt, dessen Abbildung [R0606] nachzusehen ist.
Es finden sich darauf die Buchstaben F. R. A. R. und eine Hausmarke mit den Buchstaben S. N.
Welcher Familie das Wappen angehört, konnte ich bis jetzt nicht ermitteln.
Band 7, Seite 119
Gr. Kornmarkt 11
F.6
24. Januar 1878
Reich verzierter Unterbau mit mehreren Thüren und Tragsteinen, leider die Ornamente an Ersterem auf eine wahrhaft barbarische Art zerstört. In dieser Weise fanden sich früher eine Menge von Häusern vor, jedoch sind dieselben entweder ganz abgebrochen oder entstellt worden. Die brill. Renaiss. Periode war in ihm prächtig vertreten, s. Ab.
Band 7, Seite 121
Heiligenstein
Großer Kornmarkt 13 | Eck mit dem Dietrichs gäßchen
F.7
12. Juni 1858
Im Gäßchen eine Thüre und darüber 1575.
Siehe Abb. [R1185]
Siehe auch:
Band 7, Seite 123
Liebeneck | Löweneck | Lili Schönemanns Haus
Gr. Kornmarkt 15
F.8
21. September 1860
Das Haus wurde im Jahr 1770 durch die Wittwe Schönemann (Lilis Mutter) neu erbaut und zwar nach einer Zeichnung des Architekten und Bildhauers Rauschner, welche sich noch auf der hies. Stadtbibliothek in der v. Gerning‘schen Sammlung befindet und daselbst mit der Jahreszahl 1772 bezeichnet ist. Es war reich und geschmackvoll verziert und hatte einen rothen Anstrich, auf welchem die Verzierungen und Säulen weiß abgesetzt waren. Ein Modell desselben, in Pappe ausgeführt, offenbar zu Weihnachtszwecken und für die Kinder zum Spielen aus derselben Zeit oder etwas später stammend, giebt ein höchst anschauliches Bild davon. Herr Peter Bonn, der jetzige Besitzer des Hauses, zeigte es mir gestern; es liegt wohlbehalten auf dem Speicher des Hauses und wäre es eigentlich wünschenswerth, daß es erhalten bliebe.
Vermuthlich blieb das Haus in diesem seinem Originalzustande bis zu dem Jahre 1816, zu welcher Zeit es von dem damaligen Besitzer, dem Vater des Herrn Bonn, einer Reparatur unterworfen und hier und da verändert wurde. Namentlich erlitt die Vorderseite bedeutende Vereinfachungen, bei welcher Gelegenheit auch eine Thüre im Erdgeschoß in ein Fenster verwandelt worden seyn soll. (Dieser letztere Umstand wurde mir von Herrn Peter Bonn mündlich mitgetheilt, und betraf diese Veränderung das erste Fenster links
Band 7, Seite [124]
von dem Eingangsthor, welcher dahinterliegende Raum damalen als Comptoir des Herrn Bonn benutzt wird.)
An dem Fenster des Erdgeschosses, das der Deutschreform-Kirche am nächsten liegt, hörte Göthe Lili am Abend vor seiner Abreise nach Heidelberg im Dec. 1774 singen. Er hatte sich des Abends an den Häusern an Bekannten vorbei, in einen Mantel gehüllt, vor das Haus geschlichen, hier eng an das eiserne Gitter geschmiegt und sehnsüchtig nach ihrem Schatten geblickt, als sie aufgestanden war. Er entfernte sich, ohne sie gesehen zu haben, um ihr auf immer zu entsagen. Sie hatte, am Clavier sitzend, das Lied gesungen, das er vor beinahe einem Jahre an sie gedichtet hatte. - „Warum ziehst Du mich unwiderstehlich“ u.s.w.
Band 7
8. Dezember 1877
Dieser Tage wurden die eisernen Gitter an den Fenstern des Erdgeschosses entfernt und damit ein Haupterinnerungsglied aus der Kette der durch das Andenken an den Dichter geweihten Stätten ausgetilgt.
Band 7
21. Dezember 1877
Herr Daniel Bonn hatte die Freundlichkeit, auf meine Bitte mir das betreffende Gitter zur Verfügung zu stellen und wird nun dasselbe auf meine Verwendung im Göthehause seinen Platz zur Erhaltung und Verwahrung finden.
Band 7, Seite 125
Reformirte Kirche
Großer Kornmarkt 17
F.9
22. Dezember 1871
Heute wurden die neuen steinernen Figuren, welche von dem Bildhauer Sasenboth [?] ausgeführt sind, hinaufgezogen und aufgestellt.
Band 7
10. August 1881
Die Kirche wird soeben durchgreifend reparirt und der Gottesdienst, so lange die Herstellung dauert, in der franz. ref. Kirche gehalten.
Band 7, Seite 127
Kleiner Kornmarkt 15 | Kleine Weißadlergasse 14
F.199
10. Juni 1858
Ein altes Haus, das außer seinem Giebel, welcher dem 17. Jahrh. angehört, nichts Bemerkenswerthes hat, allein das in die Kleine Weißadlergasse stoßende Hinterhaus ist von höchstem Interesse.
Siehe Kleine Weißadlergasse 14 und die Abb. I.95, I.96.
Band 7, Seite 129
Grosser Goldstein | Alter Goldstein | Goldsteinhof | Cölnische Post
Großer Kornmarkt 18
J.148
30. Mai 1867
Ueber dem Thor im Hofe die Jahreszahl 1763, über einer Thür daselbst 1765. Das Haus stammt aus jener Zeit und hat über dem Eingangsthor auf der Straße ein Steinbild.
Merkur, der einen goldnen Stein bewegt. Über der Thüre nach der Kaltelochgasse sowie in der Kälbergasse ein goldner Stein mit einem Merkurstabe darüber und dabei auf einem Bande die Inschrift Zum großen Goldstein.
Band 7, Seite 131
Kleiner Goldstein
Groß. Kornmarkt 2
K.144
13. Juni 1877
Das Haus wurde vor etwa 40 Jahren vom Grund auf neu erbaut und blieb von dem alten Hause nichts übrig als die Brandmauer in der Paulsgasse oder Kaltelochgasse, an welcher im ersten Stock ein Tragstein sich befindet mit der Inschrift H. R. 1712.
Hat sonst architektonisch nichts Bemerkenswerthes.
Band 7, Seite 133
Weisser Engel | Goldner Engel | Teufelshof
Großer Kornmarkt 4 | Eck mit dem Weißengel-Gäßchen
K.145
August 1859
Die beifolgenden Wappen befinden sich auf den Tragsteinen unter dem ersten Stock, I. an dem Eck des kleinen Gäßchens, II. an der anderen Seite. Das Haus ist noch ganz in seinem Originalzustand erhalten, natürlich die Fenster ausgenommen, welche andere Rahmen und Scheiben erhielten. Genau konnte ich bis jetzt die Erbauungszeit noch nicht ermitteln, doch gelingt mir dieß später auf jeden Fall.
Die Tragsteine selbst zeigen schöne, in Stein gehauene Figuren, Pagen und Edelfräulein im Costüm des 16. Jahrh., auch die Fensteröffnungen über den Thüren am Erdgeschoß tragen diesen Charakter und sind beinahe genau so, wie diejenigen, welche an dem rothen Löwen unter der Neuen Kräme, Eck der Sandgasse, sich befanden, welche nun ebenfalls zerstört sind.
Band 7
23. Dezember 1874
Soeben werden die schönen Bogen des steinernen Unterbaus herausgeschlagen und zu Ladenerkern eingerüstet.
Band 7
[kein Datum]
Die dem Gäßchen zugekehrte Seite des Hauses hat im Erdgeschoß noch einige Fenster, deren Gewänder geschmackvoll abgefaast sind und auch noch die Originalvergitterung tragen.
Band 7, Seite 135
Alter Zahn | Schmiedskeil
Großer Kornmarkt 8 | Barfüßergasse 5
K.147
Juli 1859
Ein sehr altes Haus, dessen 1316 schon in einer Urkunde bei Böhmer erwähnt wird. cod. 422.
Seine jetzige Form erhielt es allem Anschein nach zu Ende des 17. Jahrhunderts, und es hat dieselbe bis heute ziemlich treu bewahrt. Von außen fallen gleich die Tragsteine unter dem ersten Stock in‘s Auge, welche ein ziemlich genaues Zeugniß der Erbauungszeit abgeben, ebenso die Giebelformen. Im Hofe eine Gallerie mit gedrehten Stäben auf einen Pfeiler gestützt, sieh. Abb. [R0565] Sodann ein Brunnen mit einem verzierten Stein und verschieden verzierten, in die Wand eingemauerten Tragsteinen mit Verzierungen. Ein gemauerter Wandschrank im Hof, mit einer Thür, welche geripptes Stabwerk zeigt. Im Hausgang eine in Felder eingetheilte Decke mit Stuckverzierungen, sodann an der Treppe nach dem ersten Stock ein sitzender Löwe, welcher ein Schild hält, mit verschlungenen Buchstaben, mit einer flachen Krone auf dem Kopf, offenbar dazu bestimmt, eine Leuchte zu tragen. Im ganzen Haus alte Fenster, namentlich im Hof im Erdgeschoß Fenstergewänder mit Faasen.
Ich erinnere mich des Hauses noch aus meiner ersten Jugend, ungefähr um das Jahr 1830, und es war damals ebenso wie jetzt. Bei dem am ersten Osterfeiertag 1847
Band 7, Seite [136]
in der Rosengasse und Rothenkreutzgasse ausgebrochenen Brande, welcher die Häuser F.172, F.173 zerstörte und welche auch nachher nicht wieder aufgebaut wurden, flogen mehrere Funken in ein Spatzennest, das im Giebel dieses Hauses sich befand, und plötzlich fing dasselbe an zu brennen, wurde aber zeitig bemerkt und gelöscht. Das anstoßende Haus hat gleichfalls sehr alte Spuren.
Band 7
18. Oktober 1871
Seit ungefähr vier Wochen sind bedeutende Veränderungen in dem nach der Paulsgasse (Barfüßergasse) hin gelegenen Theil des Hauses vorgenommen worden, der alte Eingang wurde in einen Laden verwandelt und eine neue Thür gebrochen, welche jetzt grade an die Treppe mündet, an welcher der obenerwähnte Löwe sitzt. Schon vor 2 Jahren war an dem Hause vieles verändert worden, die neuesten Reparaturen haben es vollends seines alterthümlichen Charakters beraubt.
Band 7
10. August 1872
Seit ungefähr 3 Wochen hat man angefangen, die Ueberhänge des Hauses zu entfernen und ist man damit heute insoweit fertig geworden, daß nur noch die alten Tragsteine unter dem 1. Stock standen, welche aber soeben auch weggehauen werden. Somit ist ein ganz neues Haus geschaffen und von dem alten keine Spur mehr übrig.-
Band 7, Seite 137
Weilburg | Wildberg
Großer Kornmarkt 20 | Große Sandgasse 27
K.163
16. März 1865
An der Stelle des gegenwärtigen Hauses, das im Jahr 1785 neuerbaut wurde, stand früher ein altes Haus, das von einem der ersten und berühmtesten Buchdrucker, Christian Egenolph aus Hadamar, im Jahr 1543 erbaut wurde.
Dr. Erasmus v. Klettenberg, welcher ein Werkchen von Dr. Münden wegen Krankheit desselben fortsetzte, führt an, daß Egenolph an seinem, von ihm 1543 erbauten Hause das Eck der Sandgasse und des Kornmarkts, sonst das Beythal‘sche Haus genannt, eine Inschrift an einem Eckstein desselben, mit welchem wahrscheinlich ein Tragstein unter einem Ueberhang gemeint ist, angebracht habe, welches lautet:
Ab invecta huic urbi a se primo Typographica
Ao. XIII Domum hanc Christianus Egenolphus Hade
marien. extrui. F. Ao. Dni. MDXLIII.

Dr. Münden‘s Werk ist erschienen 1740 oder 1741, es ist eine Predigt, welche er 1740 bei dem Jubiläum der Buchdruckerkunst dahier gehalten und welche nachher im Jahr 1741 die hiesigen Buchdrucker und Schriftgießer auf ihre Kosten im Druck herausgaben. Siehe Didaskalia 1837, 1. Oct., No. 270.
In Herrn Schöff Gwinner‘s Werk „Kunst und Künstler in Frankfurt am Main“, Frkft. 1862, p. 48 sind die weiteren Notizen über Egenolphs Thätigkeit dahier nachzusehen.
Band 7, Seite 138a
Königsberg | Hohes Königsberg
Kl. Kornmarkt 2
K.164
4. April 1881
Vergleiche Sandgasse 22, K.61.
[Von der Chronologie abweichende Paginierung C. K.]
Band 7, Seite [unpaginiert]
Köppeler Höfchen
[kein Datum]
Band 7, Seite 139
Schirm
Köpplerhöfchen 5
L.166
Mai 1860
Eine Hausmarke, welche zweimal vorkömmt, einmal über einem Fensterbogen als Schlußstein, das zweite mal über der Thür des Hauses. Das Haus ist genau abgebildet und in Sammlung nachzusehen.
Im Inneren, namentlich im zweiten Hause nach hinten, links sehr alte Spuren, wozu vor allem die Thüre gehört, welche in das Hinterhaus führt, das auf den alten Stadtgraben stößt, der jetzt noch als Allment kenntlich ist. Diese Thüre hat noch den Spitzbogen und führt unter einem anderen Hause durch, nach dem schon erwähnten allerhintersten Bau, den man eigentlich von dem Hofe des Goldnen Löwen (jetzt Würtemberger Hof) weit besser sieht. s. Abb.
Band 7
13. Oktober 1876
In der Rückseite dieses Hauses finden sich ebenfalls eine Menge alter Spuren, jedoch nicht so deutlich als wie in dem Nebenhause 8. In der Mauer, welche das Allment, auf das es stößt, von dem Gold. Löwen trennt, befand sich der seltsame Stein eingemauert.
Band 7, Seite 141
Köpplerhöfchen 8
L.167
13. Oktober 1876
Stößt mit der hinteren Seite auf das Allment neben dem Gold. Löwen und Johanniterhof und hat im Erdgeschoß eine in das Allment mündende spitzbogige, seit langer Zeit vermauerte Thüre und daneben ein altes halb zertrümmertes Fenster mit steinernem Kreuzstock. Aller Wahrscheinlichkeit nach stammen diese Theile des Hauses aus dem Ende des 15. Jahrh. In dem Hause selbst, das den Seß auf dem Allment hat, findet sich das wunderlichste Gewinkel nebst einem hölzernen Treppenthurm, s. Ab.
Band 7, Seite [unpaginiert]
Krautmarkt
[kein Datum]
Band 7, Seite 143
Kleiner Sachsenstein
Krautmarkt 3
M.144
Mai 1860
Ueber der Hausthür ein Agnus Die vor einem Baum. Auf dem Helm als Helmschmuck dasselbe.
[Klebespuren eines ehemals montierten Blattes S. E.]
Band 7, Seite 145
Lederhaus
Krautmarkt 6
M.203
Mai 1860
Verzierter Tragstein auf dem Eck mit der Höllgasse, ist besonders wichtig, weil er beinahe ganz genau dieselbe Gliederung und Verzierung wie der am Salzhaus (Eck der Wedelg.) trägt und dabei die Jahreszahl 1651., führt somit eine Art von Feststellung der bis jetzt noch nicht mit Bestimmtheit ermittelten Erbauungsperiode jener Häuser, s.d.
[Klebespuren eines ehemals montierten Blattes S. E.]
Band 7, Seite 147
Kruggasse
[kein Datum]
Band 7, Seite 149
Adler, goldner | Adler
Kruggasse 12 | Kruggasse 14 | Eck mit der Kruggasse und Schnurgasse
L.81
Mai 1860
Das nach der Schnurgasse hin gelegene Haupthaus wurde 1782 von Herrn P. Brentano aufgeführt. Der Unterbau massiv, die oberen Stockwerke von Holz. Nach der Straße zu hatte es keinen eigentlichen Hauseingang, sondern nur Ladenthüren und unter den Fenstern des ersten Stockwerks einen vergoldeten Adler, der ein Schild hält, worauf Zum goldenen Adler angeschrieben steht.
Der nach der Kruggasse hin gelegene Hof, welcher von der Straße durch eine Mauer getrennt ist, in deren Mitte sich der Eingang nach dem einige Stufen höher gelegenen Hofe befindet, hat ein ziemlich altes Aussehen. Ueber der Eingangsthüre auf massiven, schön verzierten Trägern ruht eine gemauerte Gallerie oder vielmehr Mauerverstärkung, welche mit Blumen besetzt nach der Straße sieht und ein kleines Gärtchen in der Höhe bildet, zu dem man aus dem ersten Stockwerk gelangte. Die im Juli des Jahres 1850 gemachte genaue Abb. [R0462] der Kruggasse zeigt das Haus mit der Terrasse deutlich. Mittlerweile ist der kleine Glaserker im ersten Stock des Hauses verschwunden.
Im Hofe wird ein Theil des Mittelhauses von einem hölzernen rechteckigen Träger unterstützt, und in dem darunter befindlichen Raume mündet eine feingegliederte, wahrscheinlich aus dem Ende des 17. Jahrh. stammende Thüre in einen mit einem Stichbogen überwölbten Raum und dieser
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bildet das Erdgeschoß des kleinen Häuschens 12, das übrigens schon lange mit dem obenerwähnten Hause 14 zusammen gebaut seyn muß. Es findet sich ebenfalls auf der besagten Abb. [R0462] und ist kenntlich durch den Schrotgang mit den zwei davorstehenden Schrotsteinen. Das Ganze ist eine höchst seltsame Lokalität und hat sich in den letzten 30 Jahren, soweit meine Erinnerung reicht, kaum verändert. Bemerken muß ich überdieß noch, daß die obenerwähnte Abb. zwar im Jahr 1850 gefertigt ist, allein das Aussehen der Straße in Mitte der 30[er] Jahre giebt, daher auch noch die kleinen Laternen an den Häusern sich befinden und nur langsam aus den Nebenstraßen wichen.
Dieser Stadtteil ist mir so genau bekannt und geläufig, daß ich mich auch der kleinsten Einzelnheiten erinnere, denn in der dicht dabei gelegenen Graubengasse stand mein elterliches Haus, in dem ich 23 Jahre geworden bin, deßhalb gehören alle die umliegenden Gassen zu den Spiel- und Tummelplätzen meiner Jugendzeit und somit auch das mehrerwähnte Höfchen, das einen herrlichen Versteckensplatz hinter darin aufgestapelten Dielen bot.
Das nach der Straße hin gehende untere Geschoß des Häuschens 12 war eigentlich immer unbewohnt,
Band 7, Seite 151
mit einer stets verschlossenen, durch Querstangen von Eisen sogar verwahrten Hausthüre, sowie seine vergitterten Fenster von innen durch einen Holzladen verschlossen und gleich der Thüre dick mit Spinnweben und Staub überzogen, niemals einen Blick in das Innere gestatteten und stets einen einsamen, verschlossenen Eindruck machte.
Band 7
18. Mai 1874
Der oben erwähnte im Hause 12 befindliche Raum im Erdgeschoß enthält im Inneren eine schöne Fensterstellung, durch eine geschmackvoll in Stein ausgeführte Säule unterstützt. Er wurde in neuerer Zeit, da der immer mehr steigende Werth des Grundeigenthums auch diese scheinbar vergessenen Räume nutzbar macht, zu Geschäftszwecken verwendet, und hatte ich bei dieser Gelegenheit einen Blick in das Innere thun können. Es war ein höchst eigenthümliches Gemach und ist ziemlich unverändert geblieben.
Auch das Höfchen wurde heute von mir gezeichnet und entdeckte ich auch noch ein zweites kleines Höfchen, das unter der Treppe durch eine Thüre mit dem ersten verbunden ist und dem Theil des Hauses angehört, welcher in die Rattengasse mündet. s. Abb. [R0513]
Band 7
22. April 1879
Diese in dem vorstehenden Aufsatz erwähnten Bauten sind im Augenblick in vollem Abbruch begriffen, welcher auch im nächsten Frühjahr das Vorderhaus
Band 7, Seite [152]
niederlegen wird um es ebenfalls von Grund aus neu aufzubauen.
Eine in dem Vorderhaus befindliche Thüre trägt noch den Siegelverschluß der ehemalig Großherz. Frankf. Regierung unter dem Fürsten Primas, welcher im Jahre 1810 die englischen Waaren hierselbst erst unter Verschluß legen und sodann später verbrennen ließ.
Durch das freundliche Entgegenkommen des jetzigen Eigenthümers bin ich in den Besitz eines solchen Siegels gekommen, indem ich das betreffende Stück aus der Thüre heraussägen ließ. Trotz der langen Zeit ist dasselbe immer in seinen Hauptformen zu erkennen.
Das obenerwähnte Haus, in die Rattengasse mit seinem Hinterbau stoßend, ist schon beinahe heruntergebrochen; architektonisch fand ich nichts, was der Mühe werth gewesen wäre, es aufzubewahren. Es hatte nach dieser Seite hin im Erdgeschoß vergitterte Fenster und eine Thüre, welche jedoch stets verschlossen war. Nach der anderen Seite mündete es in das vorerwähnte kleine Höfchen.
Band 7
16. April 1880
Am verwichenen Montag, 12. April, begann der Abbruch des Vorderhauses in der Schnurgasse.
Band 7, Seite 153
Krug | Schienenhaus
Kruggasse 10
L.82
Mai 1860
Scheint aus der Mitte des 17. Jahrh. zu sein, wenigstens der Unterbau, welcher, wie die Zeichnungen ausweisen, schön und fein profilirte Thürgewänder hat. Im Hofe an dem Holzbau rechts ein reichgeschnitzter Eckbalken, ein noch viel schönerer aber dahinter in dem dunklen Eingang zu dem großen, sonderbarerweise durch kein direkt in‘s Freie sehendes Fenster erhellten Raum. In demselben befindet sich ein Feuerherd mit einem mächtigen Schlot, sowie ein Brunnen.
I. [R0476] Zeigt den ersterwähnten Balken, der als Thürpfosten dient.
II. [R0470] Eine Thüre im Hausgang. Im Hofe noch ein zweiter Brunnen neben einer Thür mit durchschnittenen Stäben und feinem Profil. Das Haus hat zwei Höfe, wovon der kleinere zu einer Art von Gärtchen benutzt ist. Unter dem Ueberhang noch Tragstein III. [R0471] Sodann theilweise ganz schmale Fenster und überhaupt viel alte Spuren. Da es im Augenblick von einem Gürtler bewohnt wird, welcher in dem mehrerwähnten großen dunklen Raum Feuerrecht hat, so sieht das Ganze namentlich aber die im Hofe um einige Stufen höher
Band 7, Seite [154]
gelegene und einen Theil ihrer Fenster nach dem ebenerwähnten Raume kehrenden Werkstätte aus, wie die Wohnung eines Alchymisten. In der Werkstätte an der Decke ein Stück Stabwerk und ein Löwenkopf mit einem Ring im Rachen.
Band 7
26. April 1879
Bei einem Besuch des Hauses, den ich abermals heute unternommen, fand ich an dem zuletzt entdeckten und gezeichneten geschnitzten Eckbalken die leider zur Hälfte zerstörte Jahreszahl 16.. - Durch Einsetzen eines Riegels wurde leider das Stück des Balkens oberhalb der Verzierung, das die Nummer trug, heraus gesägt. Doch muß dieß schon seit langer Zeit geschehen seyn, indem das Holz gleich dem alten gebräunt ist und ganz dieselbe Farbe hat. Malerisch bietet das Haus die wundervollste Localität, namentlich das kleine Gärtchen, das aber so versteckt und traulich zwischen den Gebäuden liegt, daß es kaum gefunden wird. Wahrscheinlich bezeichnet die Jahreszahl die Erbauungszeit, in welche auch alle übrigen Formen einstimmen.
Siehe auch:
Band 7, Seite 155
Kruggasse 8
L.83
22. Mai 1872
In diesem Hause befinden sich in dem sogenannten Saal im 1. Stock mehrere Wandgemälde von Schütz.
Das Haus hat auch noch sonstige interessante Theile, wohin ein Stück der alten Stadtmauer gehört, an die es angebaut ist. Ein kleiner, im 1. Stock gelegener, nach dem Rebstock sehender offener Raum ist in eine Art von Gärtchen verwandelt und hat etwas unbeschreiblich heimliches und stilles, überhaupt sucht man dem Äußeren nach in diesem Hause die behagliche Einrichtung nicht. Die Bedürfnisse des vorigen Jahrhunderts, in welchem es erbaut ist, sind dabei vollständig maßgebend gewesen und trägt es heute noch den Charakter einer behäbigen Wohnung für eine einzelne Familie in wohlgeordneten und keineswegs knappen Verhältnissen. Der jetzigen Generation kommt dieser Begriff nach und nach ganz abhanden.
Als der Gypsformer Vanni das Haus vor langen Jahren erkaufte, um sein Geschäft darin zu betreiben und sein Lager darin einzurichten, ließ er im unteren Stock zwischen den mit einem Rundbogen überdeckten Thüren die kolossalen Büsten aufstellen, welche eigentlich dafür nicht passen und dem Hause einen Theil seiner Eigenthümlichkeit rauben.
Band 7, Seite 157
Goldgrube
Kruggasse 9
L.84
Juni 1859
Das Haus liegt an der tiefsten Stelle der Straße, es ist im Jahr 1770 wahrscheinlich neu erbaut, wie die Zahl ausweist, welche an eisernen Mauerankern sich auf der nördlichen Brandmauer befindet und im Hofe des anstoßenden Hauses „zum schwarzen Agatstein“ L.97 sichtbar ist.
Neben dem Hause zieht ein schmales Allment hin, das in die Neugasse ausmündet und die Richtung des ehemaligen Stadtgrabens genau bezeichnet. An dem Hause selbst ist es mit einem niedrigen Bau überdeckt, der auch zugleich den Eingang in dasselbe bildet.
Band 7
13. November 1876
Soeben wird eines der unteren Fenster des massiven mit Steinhauerarbeit geschmückten Unterbaues durch Herausbrechen der Fensterbank in eine Thür nach der Straße umgewandelt. Es soll eine Wirthschaftslocalität eingerichtet werden. Bisher geschah der Eingang von der Seite unter dem kleinen Querbau, welcher das Allment abschließt, das die Richtung des ehemaligen Stadtgrabens anzeigt. Bei den Erdarbeiten kamen uralte Roßpfühle zum Vorschein.
Band 7, Seite 159
Rebstock
Kruggasse 6
L.85a
Juli 1859
Das Nähere über dieses Haus s. d. Artikel „Wahrzeichen“.
An dieser Stelle fällt die Straße rasch nach abwärts und zeigt den alten Stadtgraben noch ziemlich deutlich. Dicht an dem Hause schloß sich der alte Thorbogen des Rebstocks an, wann derselbe entfernt wurde, konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen. Batton spricht von demselben als noch bestehend, was bei ihm unter dem Artikel „Rebstock“ nachzulesen ist.

[Eingeklebter Ausschnitt aus einem Buch S. E.:]
II.
Das Steinbild am Rebstock in der Kruggasse. Mönch und Nonne.
Noch vorhanden. (Abb. 2.)
In der Kruggasse an der vorspringenden Brandmauer des Hauses
L.85 (6 neu) neben dem Gasthause zum Rebstock ist in der Höhe
des dritten Stocks ein Steinbild eingemauert, welches offenbar nicht
dahin gehört und zu den seltsamsten Erzählungen Anlass gab, da
man von unten aus nicht genau unterscheiden konnte, was es eigent-
lich vorstellen sollte. Gewöhnlich wurde es für einen Mönch ausge-
geben, der eine Nonne durch ein Gitter umarmt; dem ist aber nicht
so, es stellt vielmehr einen Mann dar, welcher an einem Weinstock
(Rebstock) hinaufsteigt. Wahrscheinlich befand sich das Bild früher
unten über dem seit langer Zeit abgebrochenen Thor des ehemaligen
Hofes zum Rebstock und diente gleichsam als Namensschild. Es ge-
hört seiner Ausführung nach, die eine ziemlich rohe ist, in die
zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts. Der Baldachin darüber, welcher
als durchaus nicht zur Sache gehörig, weggelassen wurde, ist wenig-
stens dreihundert Jahre jünger und scheint bei der Translocirung ge-
macht worden zu sein. Wann dies geschah ist bis jetzt nicht genau
zu ermitteln gewesen. Nach der Sage soll an der Stelle des jetzigen
Hofes zum Rebstock ein Garten gewesen sein, in welchem eine Rebe
zu einer solchen Stärke gedieh, dass ein Mann daran nicht hinauf-
steigen konnte, was wahrscheinlich auch dem Platze den Namen zum
Rebstock verliehen hat.
Band 7, Seite 161
Rebstock
Kruggasse 4
L.87a
Juli 1859
Auf der Rückseite des Hauses, welches nach dem kleinen freundlichen Gärtchen hin liegt, findet sich auf einem Giebel eine Wetterfahne mit der Jahreszahl 1696. S. Abb. [R0636]
Dieses Haus liegt mit der nördlichen Seite seines Gärtchens auf der ältesten Stadtmauer, welche hinter diesen Häusern herzieht und in dem Hause Zum Haberbrei noch theilweise erhalten und zu sehen ist, s.d.
Band 7
24. November 1880
In diesem Hause wurde am 21. Nov. 1816 der als talentvoller Dichter Friedrich Stoltze geboren. Selten ist es einem Schriftsteller gelungen, einen Dialekt besser zu handhaben als dieß Stoltze in seinen verschiedenen Aufsätzen und Gedichten in hiesiger Mundart gethan hat. Es sind dadurch eine Menge von Idiodismen und eigenthümlicher, nur hier gebräuchlicher Wörter und Redensarten für immer erhalten, und schon deßhalb hat er einen begründeten Anspruch auf die Dankbarkeit der Nachwelt sich erworben, während seine Gedichte in reinem Deutsch ihm allenthalben einen ehrenvollen Platz sichern. Er verblieb in diesem Hause bis zu seinem 36. Jahre. Vielleicht wird es mir später möglich, über seinen Entwicklungsgang und sonstige Lebensschicksale genauer zu berichten. Fortleben wird er in seinen Erzeugnissen im Munde des Volkes, solange es ein Frankfurt giebt. Mag er auch manchmals das übliche Maß der Satyre bis zur äußersten Grenze angeschnitten haben, einen treueren Sohn wie ihn hat seine Vaterstadt nie besessen.
Band 7, Seite 163
Langer Gang
Rebstock 5
L.87b
9. Juni 1875
Das unzweifelhaft aus der Mitte des vorigen Jahrh. stammende Haus hat in seinem Erdgeschoß drei nebeneinanderliegende Thüren, deren oberer Theil mit einem reich verzierten Gitter versehen ist. In diesen drei Gittern finden sich in Eisen getriebene Wappen eingesetzt, in der mittleren ein Kreuz auf einem runden Feld, darüber ein Helm und auf diesem als Kleinod in braun in der rechts und links liegenden Thüre ein Topf mit einer Blume, wahrscheinlich das Wappen der Familie Blum, s. Abb. [R1342]
Ob die Blumentöpfe Wappenbilder oder bloße Verzierungen sind, will ich nicht bestimmt behaupten.
Vor dem Hause senkt sich der Boden rasch abwärts nach der tiefsten Stelle des ehemaligen Grabens, wo sich das alte Thor, der Eingang in den Rebstock, befand.
Band 7, Seite 164a
Achatstein, schwarzer
Kruggasse 11 | Kruggasse 13 | Neugasse 16
L.97
22. Juni 1858
Im Hofe ein alter Ziehbrunnen mit schön verziertem Stein, an welchem noch der Haken sitzt, sodann offene Holzgallerien. An einem Treppenstock in Stein eingehauen rechts im Hausgang 1764 mit einer Linie darunter, bedeutet wahrscheinlich die Wasserhöhe, weil es einer der tiefgelegenen Punkte ist. An einem Tragstein in der Kruggasse eine Marke, s. Abb. [R1375] [R1005]
Ist wahrscheinlich gegen das Ende des 16ten oder Anfang des 17. Jahrh. erbaut und später einmal verändert, denn die Holzgallerien gehören in den Anfang des vorigen Jahrhunderts.
Obenerwähnter Treppenstock ist alt, es befindet sich über der Zahl 1764 noch eine Linie eingehauen, welche wahrscheinlich ebenfalls einen hohen Wasserstand anzeigt, allein die darüber befindlichen Zeichen oder Zahlen sind nicht zu entziffern. Im Hofe befinden sich noch mehrere alte Thüren mit Rundbogen überwölbt, an einer derselben an der Wand nach dem Hause L.84 zu, ein ausgehauener Kopf, der auf das 16. oder Anfang des 17. Jahrh. deutet, in welchem die ganze Straße, ihrer jetzigen Gestalt nach, entstanden zu sein scheint.
[Von der Chronologie abweichende Paginierung C. K.]
Band 7, Seite [164b]
Wenn man die von mir angefertigten Aquarelle betrachtet, so wird man finden, daß es nicht leicht ein reizenderes Motiv für ein Genrebild geben kann als dieses; und es ist mir unerfindlich, daß meine verehrten Herren Collegen immer weite Reisen machen, um Anregung sich zu holen, die sie dahier viel leichter und billiger haben könnten. Allerdings kommt es dabei auf die Behandlung des Stoffes an und steht natürlich das „Können“ hier in erster Linie.
[Von der Chronologie abweichende Paginierung ergänzt C. K.]
Band 7, Seite [unpaginiert]
Kuhhornshof
[kein Datum]
Band 7, Seite 165
[Kuhhornshof]
April 1861
Eine halbe Stunde vor der Stadt nach Norden zu liegt einsam auf der Hochebene der Kuhhornshof, von einem breiten und tiefen Wassergraben umflossen. Obgleich im Laufe der Jahrhunderte seines Bestehens vielfache Umgestaltungen über ihn dahin gegangen sind, so hat er sich doch sein alterthümliches Gepräge bis auf die Gegenwart so ziemlich zu erhalten gewußt, nun aber droht ihm allmählig der Untergang, und es ist an der Zeit, vor seinem gänzlichen Verschwinden ein möglichst genaues Bild von ihm der Nachwelt zu überliefern.
Die verschiedenen Gebäude, wie sie gegenwärtig vor Augen stehen, stammen allem Anschein nach aus den Jahren 1581 - 1586, wie aus den beiden Jahreszahlen hervorgeht, welche sich in dem Haupthause in Stein eingehauen finden, nämlich 1581 über dem Eingang zu dem gewölbten, auf Säulen ruhenden Keller und 1586 in dem steinernen Treppensockel des Erdgeschosses. Der Hof wurde bei der Belagerung durch Moritz v. Sachsen im Jahr 1552 verbrannt und wahrscheinlich derart zerstört, daß er von Grund aus neu aufgebaut werden mußte.
Im vorigen Jahrhundert wurden daran durchgreifende Veränderungen vorgenommen, was auch im Anfang dieses Jahrhunderts wieder der Fall gewesen, so daß eigentlich drei verschiedene Bauperioden an dem Gebäude nachzuweisen sind, deren Auseinanderhaltung jedoch für das geübte Auge keine Schwierigkeiten bietet. Um ein einigermaßen deutliches Bild von demselben mit allen seinen verschiedenen Einzelheiten zu bekommen, muß ich vor allem auf die vielen genauen und den Gegenstand vollständig erschöpfenden Abbildungen verweisen, welche sich in
Band 7, Seite [166]
meiner Sammlung befinden und zu einer Zeit von mir angefertigt worden sind, in welcher die verschiedenen Gebäude noch vollkommen in bewohnbarem Zustande sich befanden und auch wirklich noch bewohnt wurden. Aus der zuerst genannten Periode, nämlich dem Jahr 1581 - 1586 stammt das Haupthaus mit den beiden Nebengebäuden links im Hofe, unter deren einem ein kleines, mit einem Spitzbogen überdecktes Pförtchen hinaus nach dem Graben führt, sodann der größte Theil der noch sichtbaren Ringmauer, welche theilweise erst später mit Gebäuden überdeckt wurde, sowie auch die Hauptanlage des Thurmes bei der Zugbrücke am Thor. An diesem Thurm sind auch die meisten Veränderungen nachzuweisen, machen wir deßhalb mit ihm den Anfang. Wenn man sich in den ersten Stock desselben verfügt, so gewahrt man, sobald man die Treppe heraufgekommen, links in der Ecke eine mit einem Spitzbogen überdeckte Thüre mit zierlich profilirtem Steinschnitt, die aber nunmehr zugemauert ist und eine Art von Nische bildet. Außen an der Wand des Thurmes ist sie jedoch kaum zu bemerken; es steht kein Gebäude mehr, in das sie hätte führen können und muß dieselbe auch schon seit langer Zeit vermauert seyn, indem der Kalkputz, womit sie nach außen verkleidet ist, kaum von dem daneben liegenden älteren unterschieden werden kann. Wahrscheinlich führte sie auf den Umgang über das früher mehr vorgeschobene Haupteingangsthor oder auch vielleicht in die über demselben gelegene Stube, unter welcher sich die Zugbrücke befunden haben muß, welche erst im Jahr 1828 entfernt wurde, um für schweres Fuhrwerk einen bequemeren Eingang zu gewinnen. Es wurde zu diesem Ende die steinerne Brücke mit einem Bogen bis an den Thurm verlängert und die Oeffnung, welche
Band 7, Seite 167
bisher von der Zugbrücke, wenn dieselbe aufgezogen, bedeckt wurde, erhielt nun zwei große Thorflügel und wurde mit einem Ziegeldach überdeckt, das auf der einen Seite in der halben Tiefe des Thurmes ungefähr sich an diesen anschloß. Es wurde durch die obenangeführte Veränderung dem Gebäude eines der charakteristischsten Merkmale entzogen. Neben dieser Thüre in der östlichen Wand des Thurmes befand sich ein auf zwei Trägern ruhender Ausbau, entweder ein Abtritt oder ein Erker zur Vertheidigung des Eingangs, da er sich gerade neben der Brücke befindet. Im Inneren bemerkt man davon keine Spur mehr, aber von außen ist sein Umfang noch recht gut zu erkennen. An dem Thurm links schloß sich die hier um die Ecke laufende Ringmauer an und bildete ein kleines Höfchen neben demselben, das später mit einem Ziegeldach überdeckt und in einen Stall verwandelt wurde. Das Dach schließt in der halben Höhe des Thurmes auf dessen Südseite an und verdeckt hier zur Hälfte zwei Fenster des Gemaches im ersten Stock.
Auf dieser Seite befand sich der eigentliche Originaleingang zu dem Thurme, wie eine solide, mit einem Spitzbogen überdeckte Thüre noch jetzt nachweist, die aber nun in den ebenerwähnten Stall führt. An der Außenseite dieser Stallmauer sind die zugemauerten Zinnen, die dieselben als Ringmauer erkennen lassen, noch sehr deutlich zu sehen. Der eigentliche Eingang in den Thurm war also hier und zwar sehr gut gedeckt, so daß derselbe, noch lange nachdem bereits das Thor genommen war, vertheidigt werden konnte.
Band 7, Seite [168]
Der jetzige Eingang in denselben wurde im Jahr 1715 hergestellt, wie die Jahreszahl anzeigt, die sich auf dem Schlußstein des Thürbogens neben dem Wappen eingehauen, befindet. Es befanden sich in diesem Bau einige recht behagliche Stuben, in deren einer sich ein schöner Kachelofen bis auf unsere Tage zu erhalten wußte. Die Fenster des Erdgeschosses waren nach außen mit starken verzierten Gittern verwahrt und hatten noch durchweg kleine runde Scheiben, was dem Ganzen einen äußerst behaglichen Eindruck verlieh.
Das Hauptwohnhaus hatte sich eigentlich am besten erhalten und trug durchaus das Gepräge seiner Erbauungszeit, sowohl innen wie außen. Es befand sich darin im ersten Stock ein geräumiger Saal und mehrere übereinanderliegende Speicher in dem steilen Giebel. Nach Norden trat im ersten Stock ein erkerartiger Ausbau hervor, der als Abtritt benutzt wurde.
Nach Süden schloß sich ein im vorigen Jahrhundert aufgeführter Bau an, der auf die Ringmauer, die früher freigelegen haben muß, aufgesetzt wurde. Die Zinnen lassen sich auch hier noch sehr deutlich erkennen. Auf dem Eck ist der Ansatz für einen Erker sichtbar, der allem Anschein nach zur Vertheidigung bestimmt war.
Alles, was ich hier erwähne, gilt für das Jahr 1836, denn gegenwärtig ist das Gebäude durch die Sorglosigkeit seines jetzigen Besitzers, des Herrn v. Rothschild, in den äußersten Zustand des Verfalles geraten. Kaum findet man eine ganze Scheibe mehr. Die Decken sind durchgebrochen und überall Nothsprießen in die Zimmer gestellt; das Dach ist in dem
Band 7, Seite 169
allererbärmlichsten Zustand, alles Gebälk total faul, und das Ganze droht über kurz oder lang den Einsturz.
Die Schnitzarbeit an den Thüren im Erdgeschoß kann einigen Anspruch auf Luxus machen, und ebenso zierlich sind die zwischen den Fenstern des langen Seitenbaus in Schieferstein ausgeführten Ornamente, sonst enthält das Haus außer seinen schöngegliederten Holzpfeilern nichts besonders architektonisch Bemerkenswerthes.
Die übrigen Hofesgebäude sind neueren Ursprungs.
Von außen bietet das Ganze viel landschaftlichen Reiz. Die dunklen Mauern und Dächer spiegeln ernst in dem Wasser; und durch die zerbrochenen und ausgehängten Fenster schaut der Himmel trübselig hernieder. Früher stand auf dem kleinen Vorlande des Haupthauses eine mächtige Hasselstaude, welche weit in den Graben hinaushing, so daß man mit dem Nachen darunter durchfahren konnte. Die Gegend war damals viel einsamer wie jetzt, und es mochte wohl nöthig gewesen seyn, sich auf alle mögliche Weise durch Befestigungen zu schützen. Bei dem Hofe dicht vor dem Graben zieht die ehemalige Landwehr vorbei nach der unfernen Friedberger Warte. Der Abfluß des Wassergrabens fällt in den Landwehrgraben, der sich hier noch deutlich, trotzdem daß die Neuzeit mit rastlosem Eifer an seiner Vertilgung arbeitet, bis zu dem eisernen Schlage erkennen läßt. Ehe der Abfluß den Graben erreicht, bildet er, sich erweiternd, neben dem ehemaligen Lustgarten des Hofes einen Teich, der von dem Wassergraben durch eine schmale, mit einem Spitzbogen überdeckte Brücke getrennt
Band 7, Seite [170]
ist und nicht wenig dazu beiträgt, den landschaftlichen Reiz zu erhöhen. Von den Fenstern des ersten Stockes der nach Norden und Westen gelegenen Bauten hatte man die unbeschränkteste Aussicht nach dem Taunusgebirg und dem Niddathal sowie auf der Südseite gegen die Stadt und den Odenwald bis zu dem Donnersberge hin.
Links, ehe man an die zu dem Haupteingang führende Brücke gelangt, liegt in einer Vertiefung ein alter Brunnen, dessen Abfluß den Graben füllt, die Rückwand der die Vertiefung umfassenden Mauern ist zinnenartig abgetreppt und trägt in einer Blende etwa 6 Fuß über dem Boden ein altes, leider durch Unwissenheit und Roheit bereits arg zerstörtes Steinbild. Es stellt einen Fuchs dar, welcher eine Laute trägt, umgeben von einem Maulwurf, einer Feldmaus, einer Kröte und sonstigen als dem Feldbau schädlich angesehene Thiere. Nun war aber im Mittelalter eine für Feldfrevel übliche Pönitenz das Tragen einer Laute oder Geige „Geigetragen“, und soll diese Strafe durch das Steinbild veranschaulicht werden, indem die mit dem Fuchs abgebildeten Thiere sich auf die Feldfrevler beziehen. Es war diese Stätte ein sogenanntes Feldgericht. Nächst dem Brunnen läßt die Vertiefung noch Raum für einen steinernen Tisch mit steinernen Sitzen, auf welchen die Richter saßen, während die dem Gericht anwohnenden Leute bequem über die Brustwehr in den Raum hinein sehen konnten. Näheres darüber findet sich in dem vortrefflichen Werk Zöpfl „Rechtsalterthümer“ und verdanke ich dem ausgezeichneten Verfasser dieses Buches nebst so mancher anderen mündlichen Belehrung auch diejenigen über das Feldgericht. Es ist diese noch so klar erkennbare
Band 7, Seite 171
Einrichtung einer solchen Gerichtsstätte etwas so außerordentlich Seltenes, daß es schon der Mühe werth wäre, für seine Erhaltung die möglichste Sorge zu tragen, denn vielleicht ist es das einzige noch bestehende Exemplar in ganz Deutschland, wie es denn auch von den Ueberresten der ersten Anlage des Hofes jedenfalls das älteste Merkmal ist.
Band 7
September 1868
Am Anfang dieses Monats mußte das Hauptgebäude eingerissen werden, weil es den Einsturz drohte und gehen leider auch die übrigen Gebäude demselben Schicksal entgegen, da überall die Fenster herausgenommen und die Dächer theilweise eingestürzt sind.
Band 7
September 1872
Seit ungefähr sechs Wochen hat man angefangen, nachdem die südlichen und westlichen Hofgebäude bis auf den Grund niedergerissen waren, auch den Ueberbau des Thores, d.h. die scheunenartige Verdachung abzubrechen und den Thurm einer Wiederherstellung und theilweisen Veränderung zu unterwerfen, die übrigens, was die malerische Wirkung anbelangt, keineswegs zu den gelungenen zu zählen ist. Es gehört dahin namentlich der für die Dicke des Thurmes im Verhältniß viel zu schlanke Schornstein. Im Inneren wurde eine neue Raumeintheilung vorgenommen, eine Schreibstube für den Verwalter eingerichtet und einige Räume für Knechte und Mägde hergestellt. Der an den Thurm anstoßende Stall wurde ebenfalls abgebrochen und kam dabei die Zimmereintheilung und der alte Zustand auf einen Augenblick wieder zum Vorschein, um wahrscheinlich bald für immer zu verschwinden. -
Band 7
21. August 1874
Alles in Verfall, der Graben versumpft, der Abfluß und die darüber führende Brücke dem Untergang nahe, das Thor an dem Ende des Abflusses entfernt, so daß man von dem Felde aus herein kann. Kurzum alles aus Rand und Band. Wahrscheinlich soll mit Allem eine totale Veränderung vorgenommen
Band 7, Seite [172]
werden. Nur das alte Feldgericht steht noch unangetastet mit seinem, freilich durch eine Pumpe entstellten Brunnen und den beiden Linden am Eingang. Auf wie lange noch, wissen die Götter.
1404 wurde der Hof noch mehr befestigt.
Cohausen Archiv Neue Folge Band 4. p. 56
Band 7, Seite [unpaginiert]
Kühgasse
[kein Datum]
Band 7, Seite 173
Kühgasse | Elkebachgasse
9. August 1866
Die Abbildung [R0904] stellt den hinteren Theil der Kühgasse, welcher in die Klingergasse mündet, in dem Zustande, in welchem er sich im Juli 1864 noch befand, vor. Im Hintergrunde erblickt man das schmale Thor, welches in den engen Gang führte, der mit einem Eingang in den ehemaligen großen Bleichgarten, dessen Gebäude über die Mauer hervorragen, führt, und das zugemauerte Thor mit seinen Spitzbogen von rothem Sandstein, sowie das darin nicht im Mittel stehende rundbogige Pförtchen zeigt, dessen Sturz und Gewänder von blauem Stein später eingesetzt sind, s. Große Bleichgarten. Das Dach mit dem Schornstein gehört zu dem Hause „Zum großen Ritter“, Klingergasse 28. B.159.
Die Mauer rechts schließt den Holtzhausischen Platz ein, der zu dem Hause „Zur weißen Katze“ auf der Allerheiligengasse gehört. s. Klingergasse [9], B.162. Links die letzte Thüre ist das Pförtchen, dessen Klingergasse 30 gedacht wird, s.d. und daneben das Thor mit der Jahreszahl 1599. Ich gebe das Bild, weil es eine außerordentlich charakteristische Stelle aus dem alten Frankfurt darstellt, deren es sonst viele gab, und die jetzt immer
Band 7, Seite [174]
seltener werden. Ganz in der Nähe haben im Anfang August 1864 bereits gewaltige Veränderungen stattgehabt, doch hat die Straße immer noch einen ziemlich einsamen Charakter. Es liegt in ihr sogar noch das uralte Pflaster , in welchem sich viele rothe Sandsteine befinden, was gewiß ein Zeichen hohen Alters ist und in keiner Straße dahier mehr vorkommt; ebenso befindet sich auch noch die Gosse in der Mitte, kurz, es ist beinahe noch ganz der alte Zustand, und das Bild als Schilderung dessen immer werthvoll.
Band 7
Oktober 1869
Das obenerwähnte schmale Thor ist sammt der Mauer mittlerweile verschwunden, sowie auch der dahinterliegende große Bleichgarten seiner Bestimmung entfremdet wurde.
Band 7
August 1870
Alles fort. Nur das Thor mit der Jahreszahl steht noch, das Gebäude gehört dem Hl. Geist-Hospital und stößt auf den Porzellanhof.
Band 7
17. Oktober 1878
Das Thor steht noch.
Band 7
10. Juni 1881
Durch die Zeilverlängerung ist alles verschwunden.
Band 7, Seite 175
Kühgasse 5
B.195
Mai 1862
1784 neben der Hausthüre in Stein gehauen, wurde wahrscheinlich um diese Zeit erbaut.
Band 7, Seite 177
Kühgasse 2
B.198
9. Mai 1862
I. K. 16?6, wahrscheinlich 1666 über der Hausthür im Sturz eingehauen. Das ganze Haus trägt noch die Spuren des 17. Jahrh. deutlich, obschon es vielfach verändert ist, namentlich hat der Hof, in den man durch ein Thor gelangt, noch viele Eigenthümlichkeiten mit Thürchen, Treppchen und Wetterdächern, ist aber auch durch Veränderungen sehr entstellt. Es stößt hinten auf das schmale städt. Allment.
Band 7, Seite 179
Kühgasse 6
B.200
9. August 1865
Im hinteren Theile des Hauses, das, wie es scheint, alt ist, befindet sich ein Raum, der eine Thür auf das hinter den Häusern der Kühgasse herziehende Allment hat, das zwischen den Häusern 9, 11 der Stelzengasse seinen Ausgang nimmt. Es ist ein merkwürdiges Stück des alten Frankfurts und so wenig bekannt, daß selbst Batton dieses Hauses sowie des dahinterher ziehenden Allments mit keiner Sylbe erwähnt.
Jedenfalls diente es als Küche, wie ein Herd beweist, der allerdings abgebrochen nur die leere Stelle zeigt. Wie überhaupt Menschen hier in diesen Räumen ihr Leben fristen konnten, ist mir unbegreiflich.
Band 7
6. Mai 1879
Die Häuser fallen in den Bereich der Zeilverlängerung und sind seit mehreren Wochen städt. Eigenthum und als solches mir zugänglicher wie früher; ich habe den oben bemeldeten Raum genau untersucht und abgebildet, s. Abb. [R1590] und kann nur meine oben ausgesprochene Ansicht aufrecht erhalten. Das Haus ist übrigens eines der ältesten, was die Fensterstellung neben seiner im vorigen Jahrh. erneuerten Hausthüre sowie die Thüre, welche in das Allment führt und welche massiv in Stein mit einem Segmentbogen überdeckt ist, beweist. Solche Localitäten sind hier selten und begreife ich nicht, wie Menschen es darin aushalten können, die einzige Luft von einem nicht ganz 4 Fuß breiten Gäßchen erhaltend, in das nur an den Sonnentagen die Sonne bis auf den Boden dringt und da aller Abgang hineingeworfen wird und sämtliche Spülsteine dahin münden, so kann man sich leicht eine Vorstellung von der daselbst herrschenden Atmosphäre machen. Wie mag das erst früher gewesen seyn?
Aller Wahrscheinlichkeit nach gehören die älteren Theile
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der Häuser, wie sie gegenwärtig vor uns stehen, dem Ende des 17. Jahrh. an. Spärlich sind zwar die vorhandenen Jahreszahlen, allein, da nur sie in diesem Stadttheil vorkommen, deuten sie alle auf diese Zeit.
Das Haus wird dieser Tage abgebrochen und geht somit wie die meisten seiner Nachbarn seinem spurlosen Verschwinden entgegen.
Auf der genauen Abb. der Küche sieht man durch die offene Thüre in das Allment und ein Stück von dem Ausgang desselben, welcher in der Stelzengasse, wie schon gesagt, mündet, s.d.
Band 7, Seite 181
Hinterhaus vom Riesen und Eingang zu dem v. Holtzhausen’schen Garten
Kühgasse
20. November 1871
Das kleine Pförtchen mit dem Spitzbogen bildet den Eingang zu dem v. Holtzhausen‘schen Garten, welcher bis an die Klingergasse reicht und theilweise an Weisbinder vermiethet ist, die ihre Stangen daselbst aufbewahren. Rechts das Haus bildet das Hinterhaus des Hauses zum Riesen und scheint von demselben Alter wie die Mauer, welche das v. Holtzhausen‘sche Besitzthum einfriedigt. Es findet sich darin ein Thor, das den Spitzbogen hat und dessen Profile auf das 16. Jahrh. deuten. Der untere Theil der Mauer, worin es sich befindet, ist noch aus jener Zeit erhalten, der obere, wie es scheint, öfter schon erneuert und zwar aus Veranlassung verschiedener Feuersbrünste, welche im Laufe der Zeiten das Haus zum Riesen heimgesucht haben. Die ganze Stelle hatte ihr jetziges Aussehen schon so lange es mir gedenkt und wurde nur das auf dem Bilde sichtbare, zunächst an die Holzh. Mauer anstoßende Ende durch einen Aufbau des ersten Stockes erneuert, vor ungefähr 10 Jahren. Früher war diese enge Straße sehr einsam, jetzt durch die Eröffnung des Durchgangs nach dem großen Bleichgarten und der Breitegasse wird sie etwas mehr als Passage benutzt.
Es ist noch ein Stück Altstadt, das wahrscheinlich nicht lange mehr so bleiben wird und habe ich ihm deßhalb diese Abb. und Zeilen gewidmet, s. Ab. [R0904] [R0903]
Die ganze Straße ist um mehrere Fuß höher gelegt als der Holzhausen‘sche Garten und der ursprüngliche Boden des Hauses zum Riesen, was auffallend ist, da
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eine eigentliche Steigung oder Senkung des Bodens in den nächstliegenden Straßen nicht zu bemerken ist.
Die obenerwähnte Thüre in der Mauer des Riesen steht über 2 Fuß im Boden. In dem v. Holzhausen‘schen Besitzthum sind seit ungefähr 6 Monaten neue Schoppengebäude aufgeführt, deren Dächer über die Mauer ragen und das Bild verändern.

Buchstabe L

Band 7, Seite [unpaginiert]
Lämmchen, hinter dem
[kein Datum]
Band 7, Seite 183
Lämmchen
Hinter dem Lämmchen 6 | Neugasse 3
L.126 | L.122
24. Juni 1856
Ein noch ganz vollkommen erhaltenes Exemplar eines Hauses aus dem Ende des 17. Jahrh., von welchem nur das Vorderhaus eine Ausnahme macht, das im Anfange des vorigen Jahrhunderts neu aufgebaut wurde. Der Hof ist theilweise mit offenen Holzgallerien umzogen und sind die Räume zwischen den Trägern mit Gerähmsen verschlossen, die hin und her geschoben werden können und in dieser Vollkommenheit dahier nicht mehr vorhanden sind. Die runden Scheiben in den Fenstern, der alte Brunnentrog mit seiner auf einem Wappenschild angebrachten Hausmarke, der charakteristische dunkle Anstrich des Holz- und Gitterwerks machen nebst dem alten im Hofe liegenden Pflaster ein so harmonisches Bild der längst vergangenen Jahrhunderte aus, daß es schwer seyn dürfte, einen noch fehlenden Zug zu entdecken. Unter der Gallerie des ersten Stocks befindet sich eine Thüre mit steinerner Einfassung und darüber auf einem ovalen Schilde die Inschrift eingehauen:
Jesu galea salutis meae est. 1693.
An der Ecke der Brandmauer oben rechts findet sich eine eingemauerte Bombe, über welche Lersner in seiner Chronik I., p. 384 berichtet. Am 21. Juli 1552 bei der Belagerung der Stadt durch Moritz von Sachsen schlug eine Bombe das Dach ein und blieb auf der Treppe liegen.
Band 7, Seite [184]
Ueber die Dächer schaut das Treppenthürmchen des Hauses Zum kleinen Nürnberg herüber und macht einen gar traulichen Eindruck, wie denn überhaupt die ganze Localität ein Bild des Friedens darstellt und namentlich an Sonntagnachmittagen, wenn das Thor geschlossen ist, sich am vollkommensten ausprägt.
Wie schon gesagt, wurde das nach dem Markte hin gelegene Vorderhaus im Anfang des vorigen Jahrh. von Grund auf neu erbaut, mit massivem, reich verziertem Unterbau und zierlichen schmiedeeisernen Gittern. Auf dem Eck nach dem Allment hin steht ein Muttergottesbild, was in Anordnung und Gewandung auf eine ältere Zeit deutet, während der darüber befindliche Baldachin nicht, wie Batton angibt, goth. sondern grade aus dem vorigen Jhrh., der Erbauungszeit des Hauses stammt, wogegen der Sockel alt und gleichzeitig mit der Figur entstanden ist. An demselben trägt ein Engel zwei Wappenschilder, deren eines das der Familie vom Rhein ist; das andere kenne ich nicht, es sind darauf zwei Messer, schwarz auf goldnem Grund, d.h. so sind sie bei der jetzigen Restauration hergestellt; ob aber die Farben ursprünglich so gewesen, konnte ich zur Zeit noch nicht ermitteln. In der Mitte des Hauses unter den Fenstern des ersten Stocks ist ein Schild angebracht, der ein goldenes Lamm zeigt. Das Haus stößt mit seinen weitläufigen Hintergebäuden auf die Neugasse (Neugasse 3. L.122). Dieselbe bildet hier
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einen geschlossenen Hof mit einer Einfahrt und ist das Weitere über diesen Theil unter Neugasse 3, L.122 nachzusehen.
Die Straße vor dem Hause auf dem Markte hieß aber nicht vor dem Lämmchen, sondern hinter dem Lämmchen. Der an dem gegenüberstehenden Hause L.140 stehende Brunnen trägt ebenfalls ein vergoldetes Lamm und ist das Nähere über ihn bei Batton III. p. 133 nachzusehen. Von jeher war hier der Ort, wo die Obstweiber, welche mit gedörrtem Obst, mit Huzeln und Schnitzeln handelten, ihren Sitz hatten.
Deutlicher als alle Beschreibung geben die Abbild. uns Aufschluß, s.d.
Das Haus ist seit längerer Zeit im Besitz der kath. Gemeinde.
Band 7
26. Juni 1863
Soeben befindet sich die ganze Lokalität, d.h. Vorderhaus und Hof in Reparatur und wird ihr dabei leider größtentheils das alterthümliche Gewand abgestreift. Die Gerämse wurden entfernt samt den runden Scheiben und alles Holzwerk sowie das ganze Haus weiß angestrichen. - Der ganze Reiz ist hin. Leider wurden bei dieser Gelegenheit die beiden Wappen von dem Madonnenbild abermals restauriert und bis zur Unkenntlichkeit entstellt.
Weiter konnte ich bis jetzt über die Eigenthümer nichts erfahren. Wer die Gebäude früher aufgeführt, das Madonnenbild errichtet u.s.w. ist mir vor der Hand auch verborgen, vielleicht enthüllt es die Zukunft.
Battons und Fichards Notizen darüber sind äußerst dürftig.
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Klein Nürnberg
Hinter dem Lämmchen 8 | Eck mit dem Aliment
L.127
Mai 1860
Dieß Haus bildet das Eck eines Aliments und auf der anderen Seite mit dem Nürnbergerhofsgäßchen. Unten im Erdgeschoß hat es eine gewölbte Halle, welche auf 2 Pfeilern ruht und aus 6 Kreutzgewölben besteht, die den ganzen Raum des Hauses einnehmen. Die Verzierungen an denselben deuten auf eine sehr späte Zeit, doch weil das Ganze aus einem Guß hervorgegangen ist, macht es keinen schlechten Eindruck. Das Haus ist gebaut für ein Kaufhaus, d.h. für ein Haus, in dem im unteren Geschoß ein Waarengeschäft betrieben wird.
Dieß bezeugen die in das Gewölbe eingebundenen eisernen Haken für die Waage u.s.w. und dessen übriger Raum von einer Familie allein bewohnt wird; die zu den oberen Räumen führende Treppe liegt in einem besonders dazu angebrachten, an der nordöstlichen Ecke des Hauses in das Aliment oder Höfchen vortretenden, sechseckigten Thürmchens, das in seinem obersten Stockwerk beinahe ringsum eine entzückende Aussicht über die Stadt gewährt, und die Bewohner des Hauses, welche durch Verhältnisse und Geschäft an das dunkle winkligte Haus gekettet sind, wie dieß in früherer Zeit häufig der Fall war, hinreichend entschädigt. Frankfurt noch im Anfang dieses Jahrh. mit einem starken Gürtel von Mauern, Wällen und Festungswerken umzogen, schloß von jeher ein reges Kaufmanns- und Handwerksgeschäftsleben in sich. Die
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mit dem frühen Abend geschlossenen Festungsthore gestatteten abendliche Erholungsspaziergänge im Freien nicht; ein Gang vor die Stadt war immer schon eine Art von Unternehmen, am Tage also schon schwer ausführbar, viel weniger des Abends; der Beruf aber bannte die gewissenhaften Bewohner des Tags über in die Geschäftsräume und in die, wenngleich behaglich eingerichteten, doch dabei meistens dunklen Stuben; das Bedürfniß nach Licht und Luft suchte und fand den vortrefflichen Ausweg in der Anlegung von Thürmchen und sogenannten Altanen, welche wir in Massen auf den Häusern unserer Stadt angebracht finden. Man steigt aus den dunkelsten Räumen in den engsten Gassen aufwärts auf das Dach des Hauses in ein Thürmchen oder in ein zwischen Brandmauern und Schornsteinen künstlich geschaffenes kleines Gärtchen, von dem man über die Stadt weg in‘s Freie sieht und auf diese Weise den Genuß hat, den ein Spaziergang gewährt.
Ein merkwürdiges Beispiel dieser Art ist das Haus zur goldenen Waage am Eck der Höllgasse, s.d. und somit auch das hier in Rede stehende Thürmchen. Die in demselben sich aufwindende Treppe ist von Stein bis zum Dach des Hauses, allsdann wird sie durch eine Holztreppe vertreten, die zu dem obersten Geschoß führt, es ist ein sechseckigter Raum mit einer gewölbartig geschlossenen Holzdecke, in einer von den sechs Seiten ist die Thüre
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angebracht, die übrigen fünf haben jede ein Fenster, so daß man beinahe rings eine freie Aussicht hat, ein Genuß, der gar nicht genug zu schätzen ist, namentlich gewährt der Blick auf den nahen Dom einen höchst befriedigenden Ruhepunkt. Am interessantesten aber ist der Blick nach Norden in die benachbarte Mörsergasse, welche gleich einem engen Schlunde auf das Haus sich öffnet und über das Gewirre von Schornsteinen, Dächern und Brandmauern nach der Schnurgasse, Neugasse, Graubengasse, Kornblumengasse und Bockgasse; aus den Schornsteinen steigt der Rauch, und das Gewühl in den Straßen verstummt allmälig; ein solcher Moment war es, in welchem ich, das Haus durchforschend, in das eben beschriebene Thürmchen gelangte, auf der dunklen Treppe aufwärts plötzlich von den Strahlen der untergehenden Sonne geblendet wurde, welche die ganze Stadt mit einem duftigen Goldgewand umhüllten, nun wurde mir klar, daß das Thürmchen nicht blos ein Raum für eine Treppe zu gewinnen, an dem Hause angebracht war. -
In der Wetterfahne desselben findet sich die Schrift H. I. S. 1702 eingehauen, dieß scheint mir die Zeit seiner Erbauung. Auf dem Plan von Merian 1628 findet sich zwar bereits das Haus, jedoch ohne das Thürmchen, und Merian, wenn auch im détail namentlich sehr unzuverlässig, hätte ein so auffallendes Objekt doch nicht vergessen. Auch spricht die ganze Construktionsweise für meine Annahme. Wahrscheinlich
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wurde das Haus reparirt und bei dieser Gelegenheit die Treppe angebaut. An einem Schornstein des Hauses findet man die Jahreszahl 1732. Die oberen zwei Stockwerke des Thürmchens sowie der Giebel des Hauses sind mit Schiefersteinen beschlagen, und im vorigen Jahre ließ Herr Klemm, der Besitzer desselben, eine sachgemäße Reparatur an demselben vornehmen, das Dach tüchtig ausbessern u.s.w., so daß dessen Existenz wieder auf lange Zeit gesichert ist.
An dem Hause befinden sich noch einige hölzerne geschnitzte Träger, und unter den Fenstern des ersten Stocks ein blechernes Schild mit einem halbzerstörten Bilde der Stadt Nürnberg (?) und der Aufschrift „Zum kleinen Nürnberg“ 1792. Eine Darstellung des Thürmchens findet sich auf einer Abbildung der Mörsergasse bs.d., von wo aus man es gut sieht.
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Langeschirn
[kein Datum]
Band 7, Seite 191
Langeschirn 6
M.171
29. Juni 1863
Unter dem Ueberhang des 1ten Stocks ein fein ausgeführter hölzerner Träger (Knagge). Das Haus ist sonst ziemlich verändert.
Der Tragstein ist für beide Häuser gemeinschaftlich, wie die Abb. [R1160] zeigt.
Anno 1561, die wahrscheinliche Erbauungszeit.
Band 7, Seite 193
Rosenbaum
Langeschirn 11
M.179
29. Juni 1863
Der Unterbau des Hauses ist in Holz ausgeführt und reicht wahrscheinlich in das 16. Jahrh. hinauf. Zwei Thüren bilden das Erdgeschoß, die außerordentlich fein gezeichneten Bogen tragen in der bekannten Form mit abgesetzten und abgerundeten Ecken, die Kanten abgefaast. Sodann wurden die Träger unter dem Ueberhang des 1. Stocks durch zwei geschnitzte Knaggen gebildet, welche vortrefflich und schön in Anlage und Ausführung sind und von denen nur zu beklagen ist, daß sie, der Dunkelheit wegen, in der sie stehen, nicht gesehen werden können. Im Unterbau ist dieses Haus eines der reinsten, allein im Oberbau im vorigen Jahrh. stark verändert.
In einem Zimmer des ersten Stocks der abgebildete Stein, welcher als Träger eines Durchzugsbalkens angebracht ist, s. Abb.
Band 7, Seite 195
Lehrbach am Reuterweg
11. Oktober 1874
Seit ungefähr 14 Tagen ist das letzte Stückchen des Grabens der Lehrbach am Reuterweg zugeworfen worden und hat damit die ganze Gegend, die übrigens schon seit mehreren Jahren bebaut ist, ein durchaus verändertes Aussehen gewonnen. Es ist kaum glaublich und doch wahr, daß man an dieser Stelle den Eschenheimerthurm im Wasser des Baches spiegeln sah. Die Abbildung [RS0157], s.d., könnte es zeigen, wenn ich sie ein wenig mehr von der rechten Seite genommen hätte, allein dann wäre mir der Zaun und die Plankenwand rechts von dem von Rothschildschen Grundstück zu sehr verkürzt worden. Vor drei Jahren noch war der Spiegel des Thurms zu sehen, der Bach hatte damals noch helles, reichliches und reines Wasser. Jetzt steht nichts mehr als das kleine Gartenhäuschen.
Band 7, Seite [unpaginiert]
Liebfrauenberg
[kein Datum]
Band 7, Seite 197
Kleiner Marstall
Liebfrauenberg 58
G.16
11. Juli 1855
Am 1ten Juli 1855 begann der Abbruch der mit ihren Hinterhäusern und Gärten auf den Graben stoßenden Häuser G.15, G.16, welche beide, um einer Durchgangsstraße von der Neuen Kräme auf die Zeil Platz zu machen, nunmehr fallen müssen. Bei dieser Gelegenheit wird ein Theil der Liebfrauenkirche, der bis dato von dem Haus G.16 bebaut und verdeckt war, blos gelegt, und die auf dieser Seite befindlichen Fenster, welche bisher vermauert waren, vielleicht ihrer ursprünglichen Bestimmung wieder zurückgegeben.
Das Haus No. G.16 ist alt und hat Anklänge an das 16te Jahrh., wenigstens läßt dieß die Anordnung der Fenster in gedrängter Stellung nach dem Liebfrauenberge hin mit großer Wahrscheinlichkeit schließen.
Auch das Hinterhaus ist alt und stößt mit seinem kleinen Hofe auf die hier vorbeiziehende ältere Stadtmauer, deren letzter sichtbarer Rest bei dem nun beginnenden Durchbruch ebenfalls verschwinden wird. Die in dem ehemaligen Stadtgraben befindliche [...], welche früher vor dem 1826 vollführten Bau des Pfarrhauses und der Selectenschule, weiter nach dem Schärfengäßchen
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hin lag und erst in den 30ger Jahren bei dem Bau jener Häuser hierher verlegt wurde, soll nun in den Johanniterhof in der Schnurgasse übersiedeln und das Stück des tiefer liegenden ehemaligen Stadtgrabens scharf bezeichnenden Terrains ausgefüllt und somit jede Spur jener einstigen bescheidenen Angrenzung vertilgt werden. So verschwindet ein Jugendspielplatz nach dem anderen, und die poetische Erinnerung, welche in alten Gebäuden gleich dem Epheu viel leichter haftet als an neuen, muß elend vertrauern oder sich ein anderes Asyl suchen.
Band 7
11. Juli 1855
Beifolgendes Wappen, s. Abb. [R0751], befand sich in Holz geschnitten, in dem Hause G.16. Es wurde von einem Löwen in den Klauen gehalten, welcher als Treppenpfosten im Erdgeschoß den Aufgang der Treppe begann. Das Wappen zeigt zwei goldene Lilien auf blauem Grund, darunter auf einem anderen Feld eine Rose.
Band 7
Dezember 1864
Eine sehr gute Abbildung, s.d. zeigt die Häuser nach der Grabenseite zu, am allerbesten aber ist die ganze Localität auf dem großen Panorama von Morgenstern einzusehen, welches im Jahr 1811 von der Gallereie des Catharinenthurms aufgenommen wurde und einen directen Einblick in den alten Graben gewährt, welche deutlicher als alle Beschreibungen spricht, s.d. Ich entdeckte
Band 7, Seite 199
dieses Panorama, d.h. die nach der Natur aufgenommene Scizze oder vielmehr in 8 Blättern ausgeführten Aquarelle bei dem Antiquar Anton Baer in einem entsetzlich verwahrlosten Zustande, brachte sie käuflich an mich und stellte sie nach beinahe 6 wöchentlicher Arbeit vollkommen wieder her. Seitdem ist sie eine der besten Fundgruben für meine Studien.
Weiteres über das ebenfalls in Abbruch genommene Nebenhaus siehe unter Bleidenstraße 2.
Weiter ist noch anzufügen, daß in diesen Häusern Siegmund Feyerabend sein berühmtes Verlagsgeschäft nebst Druckerei betrieb, wie a.O. nachzusehen ist. Nach Mitth. meines Freundes Pfarr. Steitz, starb derselbe in diesem Hause am 22. April 1590 in Folge eines Schlaganfalles.
Band 7
6. September 1879
Das oben angeführte Wappen sammt dem Löwen befindet sich nun auf dem hies. Archiv, ebenso das Panorama von Morgenstern, welches ich dahin geschenkt habe, um ihm eine gesicherte Zukunft zu bereiten.
Band 7, Seite 201
Liebfrauenkirche
Liebfrauenberg 56
G.17a
3. Mai 1870
Ueber dem Hauptportale der Kirche, d.h. über dem Bogen, welcher zu dem Hauptportale führt, ist in einer Nische eine Maria mit dem Leichnam Christi auf dem Schoße angebracht. Das Bild ist in Stein gehauen und trägt die Wappen der Familie Hohenhaus und Brun zum Brunfels. Unter demselben befindet sich eine Platte von Stein und an deren oberem Rande das Wappen der Familie Holzheim mit einer Inschrift, deren Lesung lange Zeit meinen Anstrengungen spottete, weil sie gar zu flach gehauen und im Laufe der Zeit zu oft mit Oelfarbe überstrichen und damit beinahe ganz ausgefüllt war. Nun aber bei einem abermaligen Neuanstrich wurde mir heute die Gelegenheit, auf der Leiter eines Weisbinders die Höhe zu ersteigen und den Inhalt der S Schrift genau abzuschreiben. Sie lautet:
Superius renovat. de novo post inferius
Anno. Do. M.D.L.XXII. 1765. R. 1818
Band 7
8. September 1874
Im Laufe des Sommers wurde die Steinsculptur über dem Portal renovirt und ein Glasdach darüber gelegt, so daß es von nun an vor dem Einschlagen des Wetters geschützt ist.
Band 7, Seite 203
Dechanei des Liebfrauenstiftes | Schelhorn
Liebfrauenberg 37
G.61
11. Mai 1873
Dieses Haus, welches an der Stelle der ehemaligen Dechanei steht, wurde von Herrn Kessler im Jahr 1821 erbaut, er hatte die alten Dechaneihäuser gekauft und niederreißen lassen; an dem einen derselben, das die Ecke der Ziegelgasse bildete, befand sich auf dem Eck ein Marienbild eingemaueret, welches er vorsichtig abnahm und im neuen Hause über der Hausthüre, welche in den Hof führt, einmauern ließ, allwo es heute noch sich wohlerhalten befindet, s. Ab.
Band 7, Seite 205
Krimvogel | Gr. Paradies | Baumeister
Liebfrauenberg 39 | Neue Kräme 34
G.62
28. März 1856
Die Abbildung [R0766], welche ich von diesem Hause in meiner Sammlung als die genaueste und zuverlässigste bezeichnen kann, ist diejenige, welche ich nach einem Oelbilde von Schütz copiert habe; es stellt den Liebfrauenberg dar, aus dem 2. Stock des Hauses G.16 gesehen und läßt an Genauigkeit nichts zu wünschen übrig. Die zweite Abbildung [R0767], welche das Haus vom Braunfels aus gesehen darstellt, ist eine Copie und theilweise Uebersetzung einer Zeichnung von Zehender, die sich dahier auf der Stadtbibliothek in der Gerning‘schen Sammlung befindet, aber sehr flüchtig ist und wohl verstanden seyn will.
Es ist schade, daß dieser Mann, welcher so viele Zeichnungen von dem Inneren und Äußeren unserer Stadt im vorigen Jahrh. geliefert hat, nicht mehr Genauigkeit auf die Wiedergabe der architektonischen Formen verwendet hat; seine Arbeiten sind meistens mit vielem Fleiße ausgeführt, allein derselbe ist leider meistens da angebracht, wo er keinen Nutzen stiftet und sind deßhalb als Quellen nur mit der größten Vorsicht aufzunehmen.
Die älteste Abb. des Hauses findet sich auf dem Belagerungsplan von 1552. Wir sehen dasselbe, obgleich unvollkommen und flüchtig dargestellt, noch mit Eckthürmchen und Zinnen.
Merians Abb. auf dem Plan von 1628 ist nur wenig genauer, weit deutlicher giebt eine Radierung von Hollar eine Abbildung des Hauses, welche jedenfalls vor dem Jahre 1695 angefertigt seyn muß, weil der gothische Braunfels, der 1695 umgebaut wurde, sich noch in seiner ursprünglichen Gestalt darauf vorfindet. Auf dieser Abb. hat das Haus bereits seine Zinnen eingebüßt, auch
Band 7, Seite [206]
ist das Eckthürmchen in die Mitte gesetzt, was wohl niemals der Fall war und offenbar ein Zeichenfehler ist, wie es überhaupt in Betreff solcher Dinge den alten Stechern auf eine Handvoll mehr oder weniger nicht ankam; so hat er zum Beispiel die Thüren am Braunfels oben rund gemacht, während alle spitzbogig waren und wie ich selbst noch sie während der neuesten Umgestaltung gesehen und gezeichnet habe, s. Braunfels.
Dann kommt Salomon Kleiner 1738. Auch bei ihm fehlen schon die Zinnen sammt dem Eckthürmchen, doch ist auch seine Abb. unzuverlässig und nur nebenbei genommen, Müller 1747. Schlechte Copien nach Kleine. Dann kommt die bereits im Eingang erwähnte Abb. von Schütz 17(60?). Auf dem Bild fehlen wohl die Zinnen und das Eckthürmchen, dagegen aber hat die Seite des Daches nach der Neuen Kräme hin ein Zwerghaus mit Holzconstruktion aus der letzten Hälfte des 16. oder Anfang des 17. Jahrh. - Zehender 1773 ist der einzige Darsteller, der die Seite nach der Neuen Kräme gewählt hat, und insofern verdient er immer unseren Dank. Es ist die letzte Abb. vor der gänzlichen Zerstörung des schönen alten und merkwürdigen Hauses und wäre es sehr wünschenswerth, von allen verschiedenen Gebäuden derartige Anhaltspunkte aufweisen zu können. Wahrscheinlich wurden im 16. Jahrh. die Zinnen und das Thürmchen abgebrochen und das Dach über den Umgang gelegt. Wäre dieß nicht geschehen,
Band 7, Seite 207
hätte das Eckthürmchen schon können stehen bleiben, wie das am Fürsteneck und Leinwandhaus ebenfalls der Fall ist, allein da dieselben ihrer ganzen Höhe nach heruntergebrochen sein mußten, so fiel auch der Umgang, auf welchem man nur einzig und allein in das Thürmchen gelangen konnte, weg, und somit wurde dasselbe zwecklos, indem man nicht mehr hätte hineingekonnt.
Daß aber die Zinnen ihrer ganzen Höhe nach und nicht etwa nur deren oberer sich frei erhebender Theil niedergerissen wurden, zeigt unzweifelhaft das Schützische Bild, welches über den oberen Fenstern, die durchaus noch die alten sind, bis an das Dach nicht Raum genug für halbe Mannshöhe aufweist. Meistens geschehen diese Veränderungen, um den Dachstuhl leichter und besser vor dem eindringenden Wasser zu schützen; welchen Zweck man allerdings vollkommen damit erreichte, indem man zugleich das Ansammeln und Festsetzen des Schnees in dem Zwischenraum hinter den Zinnen und dem Dach dadurch vermied, allein die Schönheit des Ganzen litt dadurch ungemein, was freilich in den Augen der Häuserbesitzer, die nur einen unnöthigen Aufwand in der Unterhaltung des Söllers sehen, selten oder nie in Betracht kommt, zumal der eigentliche Zweck der Zinnen, die Vertheidigung des Gebäudes, vorkommenden Falls in den neueren Zeiten von selbst weggefallen war.
Der schöne Thurm, in welchem sich allem Anschein nach die Hauskapelle befand, blieb stehen
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bis zuletzt beinahe unverändert, nur wurde später an seinem Fuß nach der Straße zu eine Thür eingebrochen, wahrscheinlich um auf diesem Wege leichter und bequemer in die zum Waarenlager dienende Kapelle gelangen zu können.
An dem Eck nach der Liebfrauenkirche hin hing in der Höhe des ersten Stocks an einem eisernen Haken ein eiserner Korb, um Pechkränze darin aufzunehmen, welche bei abendlichen Festlichkeiten oder zur Zeit der Gefahr die nächste Umgebung des Hauses erleuchteten. Der Thurm stand etwas herausgerückt, mit schmalen, schlitzartigen Fenstern auf der vorspringenden Seite, um die Fronte des Hauses übersehen und mit Geschossen bestreichen zu können. Die Thüren waren alle von gleicher Höhe, jedoch ungleicher Breite, mit einem Spitzbogen überwölbt. Später, als das Haus mit dem Erlöschen des Geschlechtes seiner edlen Erbauer und Besitzer, seinem adeligen Zweck als Wohnhaus entfremdet wurde und in anderen Händen sich befand, vermiethete man die unteren Räume an Gewürzkrämer u.s.w., welche sich darin häuslich einrichteten, sogar eine der schönen Thüren zumauerten, um ein vierecktes Fenster zu erzielen, in dessen oberster Ecke ein eisernes Ofenrohr neugierig auf die Straße hinausschaute und mit seinem aufsteigenden Rauch die Wand des Hauses an dieser Stelle schwärzte.
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Auch die oberen Räume müssen in der letzten Zeit unbewohnt gewesen sein und als Speicher oder Lager gedient haben. Ich konnte mich bei der Copie des Hauses nach Schütz nicht entschließen, den Trödel und Gerümpelkram in seiner vollen Glorie, wie er es gethan, vorzuführen; es entstellt die Architektur, die uns ja Hauptsache ist und entweicht das schöne Ganze auf eine schmäliche Art; ich ließ den Plunder weg, Gott wird es mir verzeihen. Die zwischen den Spitzbogen der Thüren angebrachten Wappen sowie der Stein, der das Namensschild des Hauses bildete und den Krimvogel trug, wurden bei dem Abbruch sorgfältig geschont und auf eine höchst passende und dankenswerthe Art von den Erbauern des neuen Hauses im Hofe in die Mauer eingebunden, wo sie noch heut zu Tage stehen. Der Stein mit dem Helm und Wappen, welchen Batton erwähnt und der sich auch auf der Zeichnung von Zehender am Thurm vorfindet, wurde ebenfalls erhalten und befindet sich oben angebracht an dem äußersten vorspringenden Schnörkel der Mauer nach der neuen Kräme und dem Saalmannsgäßchen. Es ist diese Mauer dieselbe, welche einstens dem Thurm angehört, und in diesem Gäßchen findet man noch die Strebepfeiler aus dem 14. Jahrh., ebenso wie einige Fenster aus jener Zeit. Die erhaltenen Wappen und den Stein mit dem Krimvogel habe ich sorgfältig nachgebildet und somit Alles gerettet, was in meinen Kräften stand. Hierbei muß ich
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innig bedauern, daß ich nicht im vorigen Jahrhundert das Haus hätte nach der Natur zeichnen können, es wäre etwas ganz andres geworden. Ich bin mit meinem ganzen Streben rein um 100 Jahre zu spät auf die Welt gekommen.
Das Haus muß in den Zeiten seines Glanzes ein stattliches Aussehen gehabt haben mit seinen großen Fenstern, nach damaligem Gebrauch mit runden, wahrscheinlich gemalten Scheiben, deren eine einzige sich erhalten hat, s. Abb. [R1523], Thoren von Eichenholz mit kunstreichen Beschlägen, mit seinen klirrenden Wetterfahnen, seinem reinlichen Estrich und den mit verzierten Thonplättchen belegten Fußböden der inneren Räume.
Ganz gewiß fanden sich darin alte große Kamine mit schönen Ornamenten und Wappen, in Stein gehauen, welche allabendlich die ganze Familie im Winter um sich versammelten. Wie muß der Blick von den Zinnen des Hauses oder gar des Thurmes reizend gewesen sein, über die niedrigen Holzhäuser der Stadt weg nach dem Taunus und der prächtigen Ebene und hinüber nach Sachsenhausen und dem Main hinauf nach Offenbach und dem Freigericht.
Sodann in der nächsten Nähe das lebendige Gewühl auf dem Liebfrauenberg und in sonntäglicher Stille die Orgelklänge und den Chorgesang, gegenüber den schönen Braunfels mit seinem wundervollen gothischen Erker, die Linden an der Liebfrauenkirche, sodann die schöne altdeutsche Tracht der herumwandelnden Figuren. Was aber
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dem ganzen Bilde gewiß den Hauptreiz verlieh, war der schlichte einfache, nicht nach Außen strebende Sinn seiner Bewohner, der eben bei unserer Generation von Tag zu Tag mehr erlischt und einer gehaltlosen Aeußerlichkeit Platz macht, die eben auch nicht verfehlt, sich in dem Baustyl unserer modernen Häuser bereits sehr fühlbar auszuprägen und denselben den nichtssagenden Stempel sogenannter Zweckbauten aufzudrücken.
Die im inneren Hof des Hauses bis auf den heutigen Tag erhaltenen und daselbst in die Wand eingemauerten Wappen, wie schon erwähnt ist, wurden dem alten, niedergerissenen Bau wahrscheinlich der beiden Häuser Krimvogel und Paradies entnommen und auf diese Weise aufbewahrt, ebenso das Schild des Hauses, der alte Originalstein mit dem Vogel und der Unterschrift ZUM KRIMVOGEL. [MZ_7-6] Der Steinhauer hatte sich wahrscheinlich geirrt und das Wort Vogel mit einem F angefangen und nachher dasselbe in ein V verwandelt. Dieser Stein ist vollkommen erhalten, sehr erhaben gearbeitet und höchst stylvoll im Charakter des 14. Jahrh. ausgeführt, s. Abb. [R0772]
Die Wappenschilder, welche sich im Hofe vorfinden, stammen nicht Alle aus einer Periode, sondern sind sehr verschieden in ihren Formen, ebenso wie auch in der Form der darauf dargestellten Figuren, welche genau den Charakter ihrer Zeit tragen. Acht davon sind unzweifelhaft original, d.h. mit der Erbauungszeit des Hauses gleichzeitig, welche Zahl auch mit den Abbildungen
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des Hauses übereinstimmt, 6 davon gehören zwischen die Thürbogen nach der neuen Kräme hin und die zwei übrigen nach dem Liebfrauenberg. Diese 8 Wappenschilder selbst sind unter einander nur wenig verschieden, 5 davon endigen in einer Spitze, 3 davon sind unten rund. Die letzteren tragen, wie die Abbild. zeigt, s. Abb. [R0768], das Wappen der Familie Marpurg, von den 5 zugespitzten tragen 3 ebenfalls die Löwen, die beiden anderen aber das Wappen der Familien
[Leerzeile, wohl als Platzhalter vorgesehen S. E.]
Die abgerundeten zeigen eine merkliche Veränderung in der Form des Löwen.
a. Von dieser Gattung befinden sich 3 unter einander ganz gleiche Schilder vor.
b. ebenfalls 3.
c. Zwei. Eins abgebildet mit merklich verändertem Löwen und eins nicht abgebildet. Dieselbe Form des Schildes mit dem Wappen der Familien.
d. Einmal vorhanden
e. Einmal vorhanden
f. Einmal vorhanden
g. Einmal vorhanden
a., b., f., g. nebst dem Stein mit dem Vogel sind die ursprünglichen, c. ist jünger, d. und e. ebenfalls, sodann ist noch ein großes Wappen im Hofe eingemauert, unter einem Helm 2 Schilder mit dem Wappen Marpurg und
scheint mit c., d. u.[nd] e. in eine Zeit zu ge-
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hören, und zwar, wie eine in die Wand eingetiefte Jahreszahl 1590 zeigt, in das Ende des 16. Jahrh. Sämmtliche Wappen sind erhaben in Stein gehauen und mit den entsprechenden Farben bemalt.
Wo die späteren Wappen herstammen, weiß ich nicht, vermuthe aber, daß das Haus im Jahr 1590 eine Reparatur zu bestehen hatte und diese Wappen damals neu gefertigt wurden, wohin sie ihrem Styl nach auch gehören.
In dem kleinen Gäßchen auf der südlichen Seite des Krimvogels steht noch ein Theil der Original-Mauer des im Jahre 1368 erbauten Thurmes, die an derselben hervortretenden Pfeiler zur Verstärkung der Mauerdicke reichen nicht bis ganz auf den Boden, sondern endigen ungefähr 6 ‘‘ über demselben mit einem äußerst fein profilirten Tragstein, den die Abbild. deutlich zeigt. Auch sind noch mehrere Original Fenster und Luken des alten Thurmes erhalten und auch noch ein Stück eines alten, wahrscheinlich aus der Capelle oder dem Prunksaal herrührenden Fensters.
Es befindet sich in einem Fenster des dritten Stocks im Treppenhause, des nach dem Gäßchen hin gelegenen Theil des Hinterhauses angebracht und von mir zufällig entdeckt, indem ich es aus dem Hofe eines Nachbarhauses von außen erblickte. Es ist höchst dankenswerth, diese wirklich schöne Glasmalerei auf diese Weise erhalten zu sehen, und wäre es zu wünschen, daß dieselbe ein wenig zugänglicher wäre, es haben wenige Leute eine Ahnung ihres Daseyns, s. Abb.
Es stellt die Allianz-Wappen der Familien v. Marpurg und Heringer dar und ist äußerst fein und künstlerisch ausgeführt.
Das Gäßchen, welches dem daranstoßenden Hause als Hof dient (Lit. G.63), ist bei dem Hause Lit. G.64 mit einem hölzernen geschnitzten Thor abgeschlossen.
Was den 1775 vorgenommenen Abbruch
Band 7, Seite [214]
des Hauses anbelangt, so siehe Haus Braunfels.

[Die Seiten 215 und 216 wurden fälschlicherweise bei der Paginierung übersprungen S. E.]
Band 7, Seite 217
Ueber den Namen und das Wort Krimmvogel giebt mir mein gelehrter Freund Franz Roth folgende Notizen: [Transkription unsicher S. E.]
Krimme (grimme) drücke, karige, kratze.
Das Wort wird gebraucht
I. Von Vögeln, namentlich Raubvögeln
Mit snabulu ni wi(e)nnit, (die Taube)
ouch fuaz in ni krimmit. O.1, 25, 28. -
- - - ein vederspiel.
Daz gri(e)mmt und doch nicht vahen will.
cod. palat. 341. bl. 128 d.
Der ar kratzet unde gram Wigam.
1478. nu begund der gîr und der ar ein
ander bîgen unde grimmen das. 1474.
u.s.w.
II. Von Menschen: Gramvogel, Raubvogel
wie Krimvogel: Renner 19921, 21175
Benecke, wtb. I. 881, III. 358.
Dem adelarn von Rôme wär declichen
ist gelungen,
wan er krimvogele ein wunder hat mit
sîner kraft betwungen,
er hât lop erswungen
durliuhtic. lûter unde glanz.
Konr. v. Würzburg. Man. Samml. II.
Band 7, Seite [218]
207a. Bodmer krinvogele, wie die ho
öfter n für m. Sollte die hs krivogele haben?
Band 7, Seite 219
1856
Notizen über
das Haus zum Paradies zu Frankfurt a.M.
Das Haus „Zum Paradies“ gehörte, nach vorhandenen Urkunden ursprünglich dem hiesigen Stift auf dem Frauenberge, Zu den Wygeln genannt, und ward von demselben im Jahr 1340 an Conrad Starkerade um 34 Mark Goldes, an den bekannten Siegfried von Bydenkop verkauft, der sich auch nach seinem Geburtsort, von Marpurg, später nach dem Besitz dieses Hauses Zum Paradies nannte. Derselbe ließ das alte steinerne Haus abreißen und den in der Abbild. gegebenen Neubau aufführen.
Als durch die goldne Bulle das alte Herkommen der Königswahl zu Frankfurt zum Reichsgesetz ward und die Lage unserer Stadt einen Mittelpunkt zur Zusammenkunft der rheinischen Reichsstände darbot, deßhalb auch die Reichs- und Fürstentage hier häufiger wurden, war es besonders den drei geistlichen Kurfürsten von hohem Interesse, zu Frankfurt ein stets bereites Absteigquartier zu haben. Mainz besaß zwar damals noch kein Grundeigenthum dahier, doch standen ihm alle Gebäude der hiesigen Stifte und Klöster als seiner Diocöse unterworfen, stets zu Dienst. Trier
Band 7, Seite [220]
erkaufte 1380 von den Erben des Herrn Rudolphs von Sachsenhausen den Münzhof, der von da an der trierische Hof hieß, und ein gleicher Wunsch von Kur-Kölln gab ohne Zweifel die Veranlassung, daß obgenannter Siegfried, der bedeutenste Mann seiner Zeit, dem jedesmaligen Erzbischof von Köln gegen eine einmalige Geldentschädigung das Recht der Herberge in seinem neuerbauten Hause zum Paradies in Lehen auftrug.
Daher geschah es, daß dieses Haus den Besitzern aus jenem Geschlecht von Marpurg bei jedesmaliger Veränderung in manu dominante et serviente von Kur-Kölln zu Lehen ertheilt ward.
Bereits nach dem vorhandenen ältesten Lehenbriefe von 1397 hatte es die Eigenschaft eines Kunkellehens, welches nach Erlöschung des Mannsstammes durch die Erbtöchter an ein anderes Geschlecht überging, in dieser aber der Mannsstamm auf‘s Neue den Vorzug hatte.
So vererbte sich dieses Lehen nach dem 1502 erfolgten Ableben des Schultheißen Ritters Ludwig zum Paradies, dem Letzten seines Geschlechts, an seine Schwesterkinder von Martorf und nach deren 1614 mit Schultheiß Johann von Martorf erfolgtem Aussterben an die Schad von Mittelbieberach, sämmtlich altlimpurger Geschlechterfamilien.
Band 7, Seite 221
Als auch die v. Schad erloschen, fiel das Lehen an die letzte dieses Geschlechts zu Frankfurt, Fräulein Anna Sybilla v. Schad, welche 1737 ledig starb.
In ihrem 1732 errichteten Testament setzte dieselbe die adel. Ganerbschaft des Hauses Alten v. Limpurg in so ferne zum Universalerben ein, daß eine ihren Namen tragende Stiftung zu wohltätigen Zwecken für die ganerbschaftlichen Familien von ihr errichtet und die Ausführung und Verwaltung derselben der Ganerbschaft übertragen ward.
Da das Haus Zum Paradies zu diesem Vermögen gehörte, so ersuchte sie Kur-Kölln als den Lehnsherrn um Konfirmation des Besitzes dieses Hauses (Lehn‘s) zum Vortheil der Stiftung, welche dann auch 1770 in der Weise erfolgte, daß die jeweiligen Administratoren der Stiftung, welche als von Martorfische Abkömmlinge von den Ganerben zu Alt-Limpurg aus ihrer Mitte zu wählen seien, als Lehnträger bei Erledigungsfällen in manu dominante et serviente zu investiren seien, was denn auch in der Folge jedesmal geschehen ist.
Nach Auflösung des deutschen Reichs fiel die Lehnsherrlichkeit von Kurkölln dem Fürsten Primas und Großherzog von Frankfurt und demnächst hiesiger freier Stadt zu, welch letztere derselben Appropriationsurkunde d. d. 20ten Januar 1824 gegen eine Re-
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luitionssumme von f. 2000 entsagte und damit das fragl. Lehen allodificirte. -
Das heutzutage auf dem Liebfrauenberg stehende, der v. Schadischen Stiftung noch gehörige Haus Zum Paradies, ward von derselben in 1770 gew. Jahren neu aufgebaut. -
Diese Notizen verdanke ich der freundlichen Gefälligkeit des Herrn Canzleiraths v. Boldog.

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