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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Band 6 - Buchstaben H I J

Buchstabe H

Band 6, Seite 1
Goethéscher Garten
Haidenweg 14
4. Juni 1862
Wenn dieses Bild auch scheinbar sonst nichts Bedeutendes aufzuweisen hat, so giebt es doch einen genauen Einblick in die damaligen einfachen und bescheidenen Gartenanlagen. Ich erinnere mich noch recht gut, daß die meisten Gärten vor der Stadt dieses Aussehen hatten. Die steinerne Thüre links bildet den Eingang, in ihrem Sturz finden wir die Buchstaben F. G. 1725 eingehauen. Friedrich Georg Goethe, Schneidergeselle, der Sohn eines Hufschmiedes, getauft 1658 zu Artern in Thüringen, copulirt 18. April 1687 in erster Ehe mit Frau Lutz Schneiders Wittwe; dieselbe starb 1700, in zweiter Ehe 1705 mit Frau Cornelia Schellhorn, Wittwe, Besitzerin des Gasthofes zum Weidenhof. Er starb 13. Feb. 1730, seine hinterlassene Wittwe 26. März 1754; von ihm rührt diese Inschrift her. Die zweite Wittwe ist die Großmutter, deren Goethe erwähnt als einer alten, stets weiß und reinlich gekleideten Frau. Wie das Bild es zeigt, so bestand die ganze Gegend noch bis vor wenigen Jahren, auch hat es, so lange mir denkt, niemals anders ausgesehen, mein Gedächtnis führt mich in meine Knabenzeit zurück, in welcher ich mit den Söhnen des damaligen Besitzers des Gartens (Wildprethändler Enders)
Band 6, Seite [2]
s. Graubengasse 28 - häufig denselben besuchte und wir darin unsere Spiele trieben. Nach der Straße zu war es mit einem lebendigen Zaun, nach hinten mit Bretterwänden eingeschlossen, der hintere Theil diente als Küchengarten. Das auf dem Bilde sichtbare Häuschen, welches ein Hauptkennzeichen des Bornheimerweges ausmachte, ist erst vor zwei Jahren abgebrochen worden und habe ich es, obgleich es nicht zur Hauptsache gehört, doch mit in den Kreis der Darstellung gezogen, weil es ein höchst charakteristisches Bild der damaligen Garten- oder Sommerhäuschen abgiebt, welche beinahe alle so ausgesehen haben. Auch der Enders‘sche Garten war vor zwei Jahren verkauft, in drei Theile getheilt und Häuser hineingebaut, so daß man die Stätte kaum noch erkennt.
Zur Zeit von Goethes Kinderjahren stand das Wohnhaus in dem Garten noch nicht, sondern es war nur das kleine Lattenhäuschen vorhanden, das Herr Enders mit einer Rückwand von Brettern versehen ließ, es konnte nur nothdürftigen Schutz gewähren, wie man überhaupt zu jener Zeit sich nur vorübergehend in den Gärten aufhielt.
Frau Engel, welche den Nachbargarten besaß und mit der Familie Goethe bekannt war, erzählte, daß sie oft bei der Frau Rath Goethe im Garten gewesen sey und von ihr mit vortrefflichem Obst bewirtet wurde.
Der Vater des Herrn Enders hatte denselben im Jahre 1812 erkauft, also 4 Jahre nach dem Tode der Frau Rath.
Band 6, Seite [unpaginiert]
Hainerhof | Domplatz
[kein Datum]
Band 6, Seite 3
Grosse Linde
Domplatz 6 | Hainerhof 1
L.174
27. Juni 1853
Dieses Haus wurde im Jahr 1804 von Herrn Rittershaus neu durch den Architekten Salin erbaut. Bei dem Abbruch des alten Hauses, das früher ein vorstehendes Eck gewesen, wie dieß auf der Abbildung der Domdechanei zu sehen ist, s.d. fand man unter einer Steinplatte des Fußbodens eine Anzahl Ducaten von Frankfurter Gepräge, welche die Jahreszahl 1634 trugen. Der größte Theil derselben wurde von den Arbeitern entwendet, und nur ungefähr 20 gelangten in die Hände des Hauseigenthümers, Herrn Rittershausens, dessen Familie noch mehrere davon gegenwärtig verwahrt, wie denn auch Frau R. mir Obiges selbst erzählt und die Ducaten gezeigt hat.
Die Wand des Hauses, welche jetzt noch die linke Seite des Thorbogens bildet, ist noch die alte, denn es befindet sich daselbst noch eine zugemauerte Thür mit einem Spitzbogen.
Band 6, Seite 5
Eule
Hainerhof 8
L.178
16. Mai 1873
Das eigenthümliche kleine Höfchen, das in der Abb. [R0214] mit seiner spitzbogigen Thüre so reizend ausnimmt, ist seines alterthümlichen Aussehens beraubt und bei einer Reparatur des Hauses, welche wohl nöthig gewesen seyn mochte, schon seit einiger Zeit in ein modernes Gewand gekleidet worden.
Genau den Zeitpunkt zu bestimmen, vermag ich nicht, aber es ist schon einige Jahre her, zur Zeit der Abb. [R0214] war es noch ganz unberührt. Etwa drei Jahre mögen es seyn, daß die Veränderung stattgefunden hat.
Siehe auch:
Band 6, Seite 7
Hainerhof 6
L.179
14. Juni 1855
Es ist das Hinterhaus von L.18 in der Fahrgasse und hat einen Durchgang dahin, der durch eine mit einem Rundbogen überwölbte Thür, die in dem engen Gäßchen des Hofes mündet, seinen Eingang hat.
Nach dem ebenerwähnten Gäßchen hin hat das Haus ein kleines Höfchen vor sich, das von der Straße durch eine Mauer geschieden ist. Im Inneren des Hauses finden wir das seltsamste Gewinkel Trepp auf, Trepp ab, hinter ungleichen Stockhöfen und seltsamen Zimmern und Stübchen. Dieselben sind manchmal von Trägern an der Decke derart durchzogen, daß man sich beinahe daran den Kopf einstößt und nach heutigen Begriffen kaum eine menschenwürdige Wohnstätte zu nennen, und doch werden diese Räume bewohnt.
Leider ist die nähere Untersuchung dieser Localitäten durch den Umstand sehr erschwert, daß in denselben sich fahrende Dirnen eingenistet haben.
Band 6, Seite 9
St. Bernhards Kapelle
Hainer Hof 4
L.180
Mai 1860
Die St. Bernhards Kapelle ist gegenwärtig mit dem daran stoßenden ehemalig Hessenkassel‘schen Posthause vereinigt und in ein Wirthschaftslocal verwandelt, d.h. der obere Theil derselben. Man hatte sie nämlich schon vor einer langen Reihe von Jahren in einer Höhe von ungefähr 10 Fuß über dem Boden mit einer Balkenlage durchzogen und somit Behufs profaner Benutzung in zwei übereinanderliegende Räume geschieden, deren unterer gegenwärtig als Waarenlager dient. Wann dieß geschehen, konnte ich noch nicht bestimmt ermitteln, doch sagte mir mein Freund Dr. Eduard Rüpel (der berühmte Reisende), dessen Vater Hessenkassel‘scher Postmeister war und sein Bureau in der Kapelle, d.h. in dem unteren Raume hatte, daß die Theilung derselben bereits so lange bestehe als es ihm denke. Er ist 1797 in dem Hause geboren.
Ritter giebt in seinem evangelischen Denkmal folgende Notiz: Seite 3 heißt es „zu St. Bernhard anno 1152 (gestiftet, erbaut oder eingeweiht) eine Kapelle im Hainerhof ohnfern der Fahrgasse, so aber gar nicht mehr anheut (? 1726) im Stande und erhalten (?) -
Sie erhielt 1474 ihre auf unsere Zeit gekommene Gestaltung bis sie, wie eben erwähnt, verunstaltet wurde.
Die zu den unteren Räumen führende Thüre, früher mit einem Spitzbogen geschlossen, dessen Ansätze
Band 6, Seite [10]
man noch sieht, hat man erweitert, d.h. es wurden die Gewände mit einem Meisel ohne Rücksicht auf die Form in eine rechtwinkeligte Oeffnung zu bringen gesucht und können nur ganz ungeschickt und von ganz unwissenden Leuten geleitete Arbeiter ein solches Werk zu Stande gebracht haben.
Meine Abb. [R0210] zeigt die Kapelle, wie sie etwa ehe man sie in diesen Zustand gebracht, mag ausgesehen haben. Das Gewölbe ist vortrefflich erhalten, ebenso die Sockel der Säulen, folglich hatte ich weiter nichts zu thun, als das Zuviel, den eingesetzten Boden herauszulassen. Auch das Maaßwerk ist aus dem Fenster gebrochen und durch einen rohen Kreutzstock, den ich mich nicht entschließen konnte, in meine Zeichnung mit aufzunehmen, denn ich will meine Künstlerhände nicht zum Lastesel der Dummheiten machen und den Ballast der Geschmacklosigkeit und des Unverstandes in Abbildungen durch die kommenden Jahrhunderte schleppen.
Das Fenster der hinteren Mauer der Kapelle gehört ebenfalls nicht dahin, es ist später eingebrochen worden und gehört auch in das Reich tiefer Veränderungen der an derselben Wand nach außen hervorstehende Schornstein. Im Jahr 1852 hat man auch dem Dach ein Zwerghaus aufgesetzt, um auch diesen Raum nutzbar zu machen und somit das Gebäude von außen vollends entstellt.
Die beifolgenden Abbildungen [R1009] [R1010] der Wappen sind die Wappen der Erbauer und finden sich in den Schlußsteinen der Gewölbe vor. Fig. 1. und 2.
Band 6, Seite 11
Wegen der [der] sonstigen Ueberreste sehe man die einschlägigen Abb. nach.
Von der ehemaligen Kapelle, die unzweifelhaft aus dem 13. Jahrh. stammte, ist keine Spur mehr vorhanden. Das, was vor unseren Augen steht, gehört dem 15. Jahrh. wie schon erwähnt wurde, an. Der alte Bau war jedenfalls im romanischen Styl aufgeführt und ist es höchlich zu beklagen, davon keine Abb. zu besitzen, indem die darstellende Kunst bis zu einer so frühen Zeit nicht hinaufreicht. Wie mag der Hof und die Kapelle zu jener Zeit ausgesehen haben? Es fehlt uns jeder Anhaltspunkt, und wir müssen diese Frage mit Schweigen beantworten.
Band 6
11. Mai 1873
Seit einigen Wochen hat man vor die Thüre der Kapelle eine Treppe von vier Stufen aufgemauert und somit der Verunstaltung des Gebäudes, das ohnehin schon schmählich zugerichtet war, die Krone aufgesetzt.
Auch werden an dem Nebenhause, in welchem früher die Hessenkassel‘sche Post sich befand, Veränderungen vorgenommen, von denen man noch nicht absehen kann, wie weit sie sich erstrecken werden.
Wie im Laufe der Zeiten die Kapelle entweiht wurde, wie sie sogar in ein Wirthslocal verwandelt und die entheiligendsten Dinge in unserer aufgeklärten Zeit darin getrieben wurden, gehört nicht in den Rahmen dieser Darstellung und kann ich für meine Person es nur beklagen.
Band 6, Seite 13
Hainer Hof | Brunnen (Ziehbrunnen)
24. Mai 1873
Meines Wissens der einzige seiner Art, der dahier in dieser Gestalt noch zu finden ist und giebt, obgleich er auch seit langer Zeit in ein Pumpbrunnen verwandelt ist, ein getreues Bild der in hiesiger Stadt gebräuchlichen, früher allgemeinen Ziehbrunnen, wie sie so oft erwähnt wurden.
Mehr oder weniger hatten sie alle dieselbe Gestalt und kann es als ein Muster derselben angesehen werden.
Die Inschrift auf demselben lautet: 1751. H. G. K. B. S. N. H. M. A. B. M. I. C. F. J. B. M.
und ist von Batton bereits unter den Nachrichten über ihn mitgeteilt. s.d.
Er verleiht dem ganzen Hofe einen eigenthümlichen Klang, wie überhaupt die ganze Localität trotz der vielfachen Veränderungen und Entstellungen, die sie im Laufe der Jahre durchmachen mußte, immer noch ein ziemlich alterthümliches Aussehen trägt; leider ist gerade in der letzten Zeit in der Capelle schwer gesündigt worden.
H. G. K. (B. S. Brunnenschultheiß), N. H. M. (A. B. M. Aelterer Brunnen Meister), I. C. F. (J. B. M. Jüngerer Brunnen Meister)
Band 6, Seite [unpaginiert]
Hammelsgasse
[kein Datum]
Band 6, Seite 15
Hammelsgasse 21
C.38
12. Mai 1863
Ein kleines Höfchen, noch ganz im alten Stand erhalten, mit dem gemeinschaftlichen Ziehbrunnen (er gehört zur Hälfte in das Besitzthum Vilbelerstraße 23 C.37. Bemerkenswerth darin ist das Haus links mit einer alten, in Holz ausgeführten Thür mit Spitzbogen, sowie die alte Kellerthür und das ganz alte Originalpflaster. Die ganze Lokalität hat Nichts, das an die Neuzeit erinnert, und der Eindruck der alten Zeit, den sie hervorbringt, ist durchaus rein. S. d. Abb. [R0930], welche erschöpfend den Gegenstand behandelt.
Band 6
Dezember 1864
Ist jetzt allen Charakters beraubt durch die in dem verwichnen Sommer in dem benachbarten Hofe aufgeführten Bauten, welche gar keinen Himmel mehr sehen lassen, sondern Licht und Luft wegnehmen. Der ganze malerische und poetische Reiz ist dahin.
Band 6
28. Juni 1873
Seit einiger Zeit total zerstört und nicht wieder zu erkennen. Der Brunnen ganz mit einem Schoppen überbaut, die spitzbogige Thüre entfernt, die alte Treppe links durch eine neue ersetzt, das Schutzdach über der Hausthüre weggebrochen und der Weinstock, der alles malerisch umrankte, ausgerodet.
Band 6, Seite 17
Hammelsgässer Hof
Hammelsgasse 17
C.40
26. Juni 1858
Ueber der Hausthür I. C. Z. 1743., daneben etwas tiefer, beifolgendes Wappen eingemauert. In der Mauer des kleinen, nach der Straße liegenden Hofes eine Thür, mit einem Spitzbogen überwölbt. An dem Hause Vilbelergasse 29. C.34 findet sich dasselbe Wappen eingemauert. s.d.
Band 6, Seite 19
Hammelsgasse 14
C.46
6. April 1879
An einem Tragstein unter dem 1ten Stock J. C. S. 1746. Scheint die Erbauungszeit des gegenwärtigen Hauses zu seyn.
Band 6
1. August 1866
An einem doppelten, mit einem früheren, nunmehr abgebrochenen Haus gemeinschaftlichen Tragstein unter dem 1. Stock. S. Abb. [R1271] [R1272]
Sonst an dem Hause nichts Bemerkenswerthes. An der Stelle des abgebrochenen Nebenhauses steht nun ein Bau, der nur aus einem Erdgeschoß mit einem flachen Dach gedeckt, besteht.
Band 6, Seite 21
Hammelsgasse 14a
6. April 1879
An einem Tragstein der Brandmauer unter dem ersten Stock A. C. H. 1746. Gehört gegenwärtig zu dem Hause Vilbelerstraße 11, C.55.
Das Haus hat keine eigne Lit.
Band 6, Seite [unpaginiert]
Hasengasse
[kein Datum]
Band 6, Seite 23
Neueneck | Lausherberig
Hasengasse 15 | Eck mit der Zeil 27
D.214 | D.215
31. Januar 1866
Dieses Haus hat, soviel mir bekannt ist, kein baugeschichtliches Interesse und stammt, so wie es jetzt vor Augen steht, aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Ende des vorigen oder Anfang dieses Jahrhunderts, und doch ist es wichtiger als viele andere, durch das, was in ihm vorgegangen, denn es ist eine geweihte Stätte, indem einer der größten Künstler, den je die Erde trug, längere Zeit in ihm wohnte, und zwar im ersten Stock desselben. Es war kein Anderer als der große und einzig in seiner Art dastehender Violinspieler und Componist Nicolo Paganini, dessen Name klingen wird von Generation zu Generation, so lange die Welt steht.
Er bewohnte das Haus im Jahr 1829, und die originelle Anekdote, die mir als Knabe mit ihm vor der Hausthür wurde, ist in meinen Jugenderinnerungen bereits erzählt. Jedenfalls kann das Haus stolz sein, einen solchen Genius, wenn auch nur zeitweise und vorübergehend, beherbergt zu haben.
Band 6, Seite 25
Drei Hasen | Heiliger Antonius
Hasengasse 3
H.173
12. Juni 1864
Stammhaus der Familie Senkenberg. Johann Hartmann Senkenberg, in Friedberg 1655 geb., kam 1682 als Arzt nach Frankfurt, wo er 1730 starb. Er bewohnte dieses Haus, in welchem Joh. Christian S. geb. wurde, welcher durch seine Stiftung des Bürgerhospitals sich in Frankfurt ein ewiges Denkmal gesetzt hat. Bei dem großen Brande von 1719 wurde das Haus bis auf den Grund zerstört und von seinem Besitzer, dem oben genannten Hartmann Senkenberg wieder auferbaut. In der Wetterfahne finden wir die Anfangsbuchstaben seines Namens I. H. S. 1721. Der Unterbau des Hauses, das jetzt vielfach verändert ist, hat reiche Steinhauerarbeit aufzuweisen, er ist massiv und zeugt von der Wohlhabenheit seines Erbauers. Das Haus bildet das Eck des kleinen Gäßchens, welches nach dem Aschaffenburger Hofe führt und hatte noch vor 10 Jahren über seiner Hausthüre ein in Eisen künstlich getriebenes Gitter, das in der Mitte die bekannte Figur von drei Hasen trug, welche in ihrer Zusammenstellung der Art geordnet waren, daß dieselben nur drei Ohren (horribile dictu für den Jäger „Löffel“) zusammen besaßen.
Schon im späteren Mittelalter kommt dieser Scherz vielfach vor, doch ist mir seine Entstehung und Bedeutung bis jetzt nicht bekannt geworden. Die drei Gebrüder Senkenberg
Band 6, Seite [26]
erhielten von dieser Darstellung, die offenbar den Hausnamen bezeichnet, den Namen „Die drei Hasen“.
Band 6
Hasengasse
14. September 1874
Heute wurde der Anfang mit dem Abbruch der Häuser No. 1. 3. 5. 7. gemacht und zu diesem Behufe die Fenster ausgehoben, ebenso das Haus Töngesgasse 28.
Das Haus Hasengasse 3 war das Geburts- und Wohnhaus der Gebrüder Senkenberg, s. Hasengasse 3.
Band 6
16. Oktober 1874
Alles der Erde gleich.
Band 6, Seite [unpaginiert]
Kleiner Gänsegraben | v. Reineck‘sches Haus
Hasengasse 6
H.187 [=H.178]
[kein Datum]
Haus und Garten des Herrn v. Reineck nebst der Hasengasse und dem Hause der Familie Senkenberg.
Band 6, Seite 27
Kl. Gänsegraben | v. Reineck‘sches Haus
Hasengasse 6
H.178
Mai 1860
Vor allem vergleiche man die Abbildung [C09301], welche das Haus in dem Zustande darstellt (aus der Vogelschau gesehen), in welchem es sich etwa in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrh. befand.
Bei dem verheerenden Brande von 1719 wurde zwar das an der Stelle des jetzigen Hauses stehende alte Burghaus, welches der Merian‘sche Plan von 1628 uns deutlich zeigt, von dem Feuer nicht zerstört, allein die nach der Hasengasse und Töngesgasse hin gelegenen, theilweise dazu gehörigen Behausungen, doch in ihren oberen Theilen mehr oder weniger ein Raub der Flammen. Drei der unteren, nach der Hasengasse liegenden Gewölbe desselben, durch ihre Festigkeit geschützt, blieben erhalten und sind noch auf den heutigen Tag vorhanden; aller Wahrscheinlichkeit nach gehören sie dem 15. Jahrh. an und wurden von der Familie Scheiden und Humbracht erbaut, wie die wohlerhaltenen Wappen derselben in den Schlußsteinen bezeugen. Diese Schlußsteine sind von äußerst zierlicher Arbeit und samt den Rippen in Sandstein ausgeführt. s. Ab. [R1007]
Bei der Wiederherstellung ließ man sie als willkommenen und brauchbaren Unterbau stehen und hat sich eine Eingangsthüre mit einem Spitzbogen bis auf den heutigen Tag in der Hasengasse erhalten. Seit langer Zeit dienen sie als feuerfeste Waarenlager. Das große Haupthaus scheint, wenn auch von dem Feuer nicht zerstört, doch [in] einer Weise gelitten zu haben, daß man einen totalen Neubau nicht wohl umgehen konnte, demnach blieb nichts davon übrig als die Schildmauern mit ihren steilen Treppengiebeln, deren ursprüngliche Gestalt man heute noch leicht erkennt, trotzdem, daß man sie durch
Band 6, Seite [28]
Maueraufsätze in geschwungenen Formen des damals üblichen Baustyls brachte. Einzelne alte Fenster aber in demselben sind ebenfalls noch erhalten, das ganze übrige Haus aber von Grund auf neu erbaut und und mit Steinhauerarbeit und Stuck reich verziert. Aus der Mitte des Daches erhebt sich ein Aufbau, der einen ziemlich geräumigen Salon enthält, welcher auf allen 4 Seiten Fenster hat und von welchen sich ein entzückender Rundsicht über die ganze Stadt und deren Umgebung darbietet, indem das Haus, vermöge seiner Lage, an einem der höchsten Punkte der alten Stadt, sowie auch durch seine eigene bedeutende Höhe weit über die benachbarten Gebäude hinausragt.
Der nach der Hasengasse hin gelegene Seitenflügel, welcher in Holz aufgeführt ist, gehört ebenfalls in die Zeit des Wiederaufbaus nach dem Brande und sind die beiden oben erwähnten Gewölbe nach dieser Seite hin die einzigen Ueberbleibsel des alten Baues.
Bei Gelegenheit aller dieser Veränderungen erhielt auch der Garten, welcher um ein Bedeutendes tiefer liegt als die Straße und in einem noch nicht ganz ausgefüllten Stück des alten Stadtgrabens angelegt war, seine jetzige Ausdehnung und Anordnung. Er war im Geschmack der Zeit, mit einer in der Mauer nach dem Graben zu angebrachten Gloriette und einem steinernen Pavillon, auf jedem Eck daran Dächer über der Mauer im Vordergrunde sichtbar sind, versehen. Das eiserne Gitter, welches denselben von der Straße schied, war zwischen den, dem Beschauer am nächsten stehenden beiden Figuren, etwas tiefer gelegt und hatte ein weit ausgebauchtes Gerähmse, zu dem von innen
Band 6, Seite 29
eine doppelte Treppe führte um bequemer hinaus auf die Straße sehen zu können. Die vier Figuren stellen die vier Jahreszeiten vor und sind von dem Bildhauer Andreas Donett vortrefflich ausgeführt und gar nicht ohne Kunstwerth. Zwei davon sind heute noch erhalten, die beiden anderen auf den Pfeilern am Eingangsthor sind seit einigen Jahren verschwunden.
Als die Familie v. Reineck im Jahr 1822 in Frankfurt erlosch, fiel das Haus an die Stadt, die es in mannichfacher Weise verwendete und im Jahr 1830 das Stadtgericht hinein verlegte; dann wurde es theilweise vermiethet, der Garten aber lag ziemlich einsam, wüst und verwildert, mit seinen plätschernden Springbrunnen, die von halbmannshohem Gras und Unkraut überwuchert waren, da für uns Kinder ein herrlicher Spielplatz, in dem wir von niemand gestört wurden, bis man ihn im Jahr 1836 vollends ausrodete und ausfüllte. Es wurden schoppenartige Gebäude hineingestellt, die als Lederhalle dienten. Seit 1848 sind sämmtliche Räumlichkeiten zu Kasernen eines Theils der Bundesgarnison eingerichtet. Links neben [dem] Hause erblickt man einen Theil des ehemaligen Capuzinerklosters, darüber hinweg die Dominikanerkirche. Die heute noch sichtbare Mauer war die ehemalige Stadtmauer und trennte den Kirchhof des Klosters von dem sogenannten Holz- oder Zimmergraben, eigentlich Baugraben. Sie ist in ihren unteren Theilen noch ganz erhalten. Rechts von dem Hause steigt der Dom mit dem Pfarrthurm empor, dahinter auf dem entfernten Berge die Sachsenhäuser Warte, sodann erblickt man
Band 6, Seite [30]
das Thürmchen der Dreikönigskirche in Sachsenhausen und etwas weiter rechts das Glockenthürmchen der Kirche des ehemaligen Hospitals zum Hl. Geist. Die enge dunkle Straße neben dem Hause ist die Hasengasse, das dritte Haus darin, rechter Hand, zu den drei Hasen genannt, ist das Stammhaus der Familie Senkenberg, s.d.
Beinahe sämmtliche näher gelegenen, auf dem Bild sichtbaren Gebäude wurden in dem vorgenannten Brande, der in Zeit von 15 Stunden 400 Häuser in Asche legte, vernichtet, und in dem damals herrschenden nüchternen Style wieder aufgebaut, deßhalb war eine eigentlich malerische Wirkung nicht leicht zu erzielen, und beschränkte sich die ganze Darstellung mehr auf die möglichst getreue historische Wahrheit, was mir um so leichter wurde, da ich selbst den Garten in seinem ursprünglichen Zustande noch nach der Natur gezeichnet habe, welche Zeichnung mit einer älteren vorliegenden zu meiner großen Freude in allen Theilen genau übereinstimmt.
Band 6
25. Oktober 1869
Bei dem soeben vollendeten Abbruch des alten Thurmes im Hofe der Constabler Wache fanden sich die Bruchstücke einer der obengenannten Figuren vollständig wieder. s.d.
Band 6
27. Juni 1870
Soeben werden in der Hasengasse in dem v. Reineck‘schen Garten die in der Mitte desselben stehenden Schoppengebäude, welche seit dem Jahr 1848 als Caserne dienten, niedergerissen, ebenso die alte, im Jahr 1567 erbaute Gießerei. Die schönen Steinfiguren, welche die Pfeiler des Gartens zierten und von denen zwei bereits einmal
Band 6, Seite 31
bei Gelegenheit der Zurüstungen zu einer Illumination verschwanden, s. Constablerwache, sind ebenfalls heruntergenommen worden und wer weiß, welches Schicksal ihnen noch bevorsteht. Nicht lange wird es dauern und die ganze Gegend ist bis zur Unkenntlichkeit verändert.
Band 6
17. Mai 1871
Der ganze Garten ist verschwunden und nebst den daranstoßenden Plätzen und den obengenannten Räumen in einen Marktplatz verwandelt worden, auf welchen der Markt ständig verlegt werden soll.
Band 6
4. Dezember 1878
Seit dem 27. Nov. auf den Abbruch versteigert, sind bereits die Fenster ausgehängt und wird das Haus rasch von seiner Stelle, die es so lange eingenommen, verschwunden seyn.
Band 6
5. Dezember 1878
An dem hölzernen Seitenflügel ist heute bereits das ganze herabgenommen worden.
Band 6
10. Dezember 1878
Das Nebenhaus bis auf den zweiten Stock heruntergebrochen, wobei eine in einer Nische liegende Thüre, welche im 3. Stock der Brandmauer des anstoßenden Hauses No. 4 angebracht ist, sichtbar wurde. Das Haupthaus hat bereits das ganze Dach mit dem Aufbau verloren und werden eben die Steinmauern eingerissen, die stellenweise noch die alten Fenster aufweisen.
Band 6, Seite [32]
14. Dezember 1878
Die alten Gewölbe sind eingeschlagen und auch das Mauerwerk derselben schon theilweise heruntergebrochen, es hat sich bis jetzt außer den Schlußsteinen derselben nichts Bemerkenswerthes vorgefunden. Nicht mehr lange wird es dauern, und es ist jede Spur des Hauses ausgetilgt.
Band 6
25. Februar 1879
Alles bis auf wenige Mauerüberreste der Erde gleich.
Band 6, Seite 33
Spenglerlädchen
Hasengasse 4 | Eck des Holzgrabens
April 1856
Es ist dieß zwar kein architektonisches Kunstwerk, noch hat es eine historische Bedeutung, allein, es gehörte so durchaus zu der alten Physiognomie unserer Stadt und ist zudem noch ein so theurer in lebendiger Jugenderinnerung stehender Spielplatz aus der Knabenzeit, daß ich ihm hier einen Platz und Andenken nicht versagen kann. Besonders gemüthlich erschien mir immer der außen auf dem Graben angebrachte Kamin des Häuschens, in welchem man im Winter so schön das Feuer auf der Straße brennen sah.
Abgebrochen wurde es am 1. April 1856.
Band 6, Seite [unpaginiert]
Heiligkreutzgasse
[kein Datum]
Band 6, Seite 33a
Heiligkreuzgasse 16
B.110
3. Dezember 1878
Seit einiger Zeit ist das Haus abgebrochen und dessen Stätte in einen Lagerplatz verwandelt worden. Die Abb. [R0924] zeigt dasselbe in seiner ehemaligen Gestalt.
[Von der Chronologie abweichende Paginierung C. K.]
Band 6, Seite 35
Heiligkreutzgasse 18
B.111
April 1859
Ueber der Hausthür im Schlußstein ein Wappen mit der Jahreszahl 1740. Es ist sehr roh ausgeführt, wie die Abb. [R1305] zeigt; auf einem Stab, um den sich eine Schlange windet, sitzt ein Vogel mit ausgebreiteten Flügeln, oben über dem Wappenschilde eine halbe menschliche Figur, die den Arm in die Seite stemmt.
Der hinter dem Hause gelegene Bleichgarten stößt unmittelbar an die alte Stadtmauer. Das Haus hat auf der Nordseite Fenster, die ich lange Zeit irrthümlicherweise für viel älter hielt und welche auch im Hause zum grossen Speicher vorkommen sowie an den Häusern Bleichstraße 17, 19, Eck mit der Abtsgasse, nämlich kleine viereckte 5 ‘‘ hohe Scheiben, s. Ab. [R1304]
Band 6
26. Juni 1874
Seit ungefähr 3 Monaten sind (4. März 1874) die Häuser auf den Abbruch zum Verkauf ausgeboten, und es wird nicht lange mehr dauern, so sind sie von der Erde verschwunden. Ein Theil der dahinter liegenden Bleichgärten ist bereits zugebaut, und soeben sind weitere Neubauten im Gange, die bald allen freien
Band 6, Seite [36]
Raum verschluckt haben werden und den Theil des Klapperfeldes, der bisher durch Mauern (Gartenmauern) die Straße begrenzte, in eine Häuserreihe verwandeln.
Band 6
4. Juni 1880
Seit Januar sind die Gebäude abgebrochen bis auf die Höhe einer Umfassungsmauer und der ganze Raum, in einen Lagerplatz vorläufig verwandelt, wird weiter als Bauplatz zum Verkauf ausgeboten. Die ganze Gegend erhält dadurch ein total verändertes Aussehen.
Band 6, Seite 37
Kleiner Spitalsgarten
Heiligkreutzgasse 15
8. Mai 1865
Die Abbildung [R0921] gibt den Zustand der Straße im Jahr 1842, seitdem ist Vieles verändert worden, indem das B.112 Entbindungshaus entstand, nebst mehreren Privatwohnhäusern. Das erste Haus rechts verdankt seine Entstehung wahrscheinlich dem Jahr 1748, es findet sich nämlich diese Jahreszahl auf der Südseite desselben an einer Sonnenuhr angebracht, zu gleicher Zeit findet sich daselbst auch die Zahl 1796, welche auf eine Restauration zu deuten scheint. Das folgende Haus mit dem Giebeldach und dem spitzbogigen Pförtchen in der Mauer steht schon auf dem Merian‘schen Plan von 1628 in seiner jetzigen Form, ist also älter, was auch ein Eisenbeschlag an einem Fensterladen des anstoßenden Schoppens andeutet, welcher in seinen Formen das Ende des 16ten oder an Anfang des 17. Jahrh. zeigt, s. beifolgende Abb. [R0920]
Früher war die Heiligkreutzgasse ein abgelegener, wenig begangener Ort, allein seit einigen Jahren sind die stillen umliegenden großen Gärten und Höfe nutzbar gemacht worden, und die Neuzeit hat daselbst ihr Panier entfaltet; nicht lange wird es dauern, so sind auch diese letzten wenigen Zeugen verschwunden, und nur die Erinnerung, welche sich an meine Abbildungen festrankt, vermag sich noch eine Zeitlang gegen die Vergessenheit
Band 6, Seite [38]
aufrecht zu erhalten.
Die Mauer mit dem kleinen Pförtchen und der darüber heraussehende Baum, welcher in dem Höfchen steht, macht ein gar behagliches Bild. Diese Mauer ist eine der wenigen noch vorhandenen dieser Art und ist deren in dem Aufsatz: Schlesingergasse 4, S. Roßmarkt, Gelbes Haus, weitläufiger gedacht, ebenso sind die Bleichgärten in der Stadt beinahe gänzlich verschwunden, und es ist gerade an der Zeit, ihrer hiermit ebenfalls und zwar unter einem besonderen Artikel, ausdrücklich zu erwähnen.
Band 6
6. Mai 1869
Soeben sind die in Rede stehenden Häuser auf den Abbruch versteigert worden, welcher sofort beginnen wird.
Band 6, Seite 39
Heiligkreutzgasse | Aussicht über die Bleichgärten daselbst
17. Januar 1866
Das Bild ist aus den Fenstern des Hauses Seilerstraße 21 genommen, von denen man einen großen Theil des ehemaligen Klapperfeldes übersieht, und da diese Fenster in der südlichen Wand des Hinterhauses sich befinden, welche genau auf der ehemaligen Stadtmauer steht, so haben wir hier ungefähr eine ziemlich genaue Darstellung eines Theils der Aussicht, wie man sie etwa bei einem Rundgang auf dem Umgang derselben hatte, indem diejenigen Häuser, welche innerhalb des Gesichtskreises liegen, beinahe noch sämmtlich in dem Zustand erhalten sind, wie sie damals waren, als die ganze Stadtmauer noch unversehrt aufrecht stand.
Das hohe steile Schieferdach mit dem Schornstein rechts ist das alte Haupthaus des Porzellanhofs, das Ziegeldach mit den drei Zwerghäusern, über das es hervorsieht, sind die Ställe der ehemaligen Reitbahn auf dem Klapperfeld. Die Straße zwischen den beiden Mauern ist der Theil des Klapperfelds, welcher zwischen dem städtischen Bauhof und dem auf dem Bilde sichtbaren Bleichgarten nach der Seilerstraße heraufführt. Das Haus mit dem Mansardendach, über dem der Baumwipfel sichtbar wird, bildet das Eck der Heiligkreutzgasse mit dem Klapperfeld, die weiter links endlich anstoßenden Bauten sind die Hinterhäuser der Heiligkreutzgasse mit den Bleichgärten. Ich bin überzeugt,
Band 6, Seite [40]
daß Göthe, als er seine Gänge auf der Stadtmauer unternahm, diesen Theil wahrscheinlich beinahe unverändert so gesehen hat, wie er noch heute steht, indem alle Veränderungen, welche in dortiger Gegend stattgefunden, rechts und links außerhalb des Bildes sich dem Gesichtskreis entziehen. Ich selbst wurde auf dieses glücklich erhaltene Eckchen erst aufmerksam, als ich die schreckliche Verheerung genauer übersehen wollte, welche am 15. dieses den Einsturz eines im Vorgrund der auf dem Bilde sichtbaren Bleichgärten aufgeführten halbfertigen Hauses
Band 6
Hauseinsturz
angerichtet hatte, wobei 16 Menschen um‘s Leben gekommen sind. Es wird nicht lange dauern, so sind auch diese Bleichgärten in den Bereich der Spekulation gezogen, und dadurch auch hier die Erinnerung an das alte Frankfurt ausgetilgt.
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Juli 1866
Mittlerweile sind meine Voraussagungen eingetroffen und in der nächsten Nähe sehr viele entstellende Veränderungen vorgenommen worden.
Band 6
26. Juni 1874
Durch die Aufführung der neuen Häuser auf dem Klapperfeld ist nun auch das letzte Eckchen zugebaut und die Stelle nicht mehr zu erkennen.
Band 6, Seite [unpaginiert]
Grosser Hirschgraben
[kein Datum]
Band 6, Seite 41
Großer Hirschgraben 24
F.54
3. April 1860
Ueber der Hausthüre beifolgender Stein eingemauert, mit der Jahreszahl 1571, den Buchstaben
V. D. M. AE. Verbum domini manet in aeternum - und der Hausmarke. Unter der Hausmarke befindet sich eine Zahl, wahrscheinlich Jahreszahl, eingehauen, welche vielleicht nebst den kleinen, zwischen den großen Ziffern stehenden Buchstaben J. J. D. B. erst 1723 hineingehauen wurden, als man den Stein, der offenbar von einem älteren Gebäude herrührt, bei dem Aufbau des Hauses dahin vermauerte, s. Ab.
Merkwürdigerweise findet sich in der Klostergasse 39, an dem Hause A.85 ein Tragstein mit derselben Hausmarke und derselben Jahreszahl, s.d.
Band 6
Mai 1862
Das Haus ist im vorigen Jahr abgebrochen und von Grund aus neu aufgebaut worden, bei welcher Gelegenheitr der Stein, der als Thürsturz verwendet war, zerschlagen und vermauert wurde.
Band 6, Seite 43
Schwarzenberger Höfchen | ad. Goethehause
Gr. Hirschgraben 22
F.55
Juni 1873
Frau Margarethe Friedericke Kolb, des Bürgers und Schneidermeisters Joh. Philipp Kolb Ehefrau, vorher verehelicht gewesene Hettenbach, weyland Herrn Joh. Peter Hettenbach gewesenen Bürgers und Schneidermeisters ehel. Tochter. Bapt. 30. Nov. 1746. + Montag 16. Nov. 1835 Nachts 11 Uhr in dem Alter von 88 Jahr, 11 Monate, 17 Tage.
Sie wohnte und starb in dem Hause Lit. G.108 Graubengasse, in ihren ersten Kinderjahren wohnte sie mit ihren Eltern auf dem großen Hirschgraben, gegenüber dem Hause des Herrn Rath Goethe, war eine Jugendgespielin des Dichters und Augenzeugin, wie er aus dem Gerähmse die Töpfe auf die Straße warf. s. Graubengasse 16. Lit. G.108.
[späterer Nachtrag in Bleistift S. E.:] Was sie uns oft erzählte, bei ihrem Tode war ich beinahe 16 Jahr alt,
vid. Graubengasse 16, Lit. G.108.
Band 6, Seite 45
Schwartzenberger Hof
Großer Hirschgraben 20
F.56
1742
Schwartzenberger Hof
Großer Hirschgraben 20
F.56
2. Juni 1864
gehörte das Haus einem Schuhmacher Johannes Heimberger.
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1790
ist der Eigenthümer Schuhmacher Johannes Seybart.
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1790-1838
Schuhmacherswittwe Schwartz geb. Seybart.
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1861
erwarb der Schreiner Wichmann dasselbe käuflich, riß es bis auf den Grund nieder und baute es neu auf.
Band 6, Seite 47
Schwartzenberger Höfchen
Großer Hirschgraben 18
F.57
2. Juni 1864
Dieses Haus ist seit dem Jahr 1717 mit dem Hause „Zum rothen Engel“ vereinigt, es lag in der Rosengasse und kommt in einer Verkaufsurkunde im Jahr 1534 vor: „Verkauft Johann Gerlach und seine Hausfrau Margarethe das Haus an Johann von Krin“. Die betreffende Stelle lautet „Eine Behausung gelegen in der Rosengasse Im Schwartzenberger Hoflin ..…“. Stoßt hinten gegen der Stadt Mauer.
1653, 13. Oct. gehört das Haus einem Herrn Daniel Gauff. Er verpfändet eine Gültverschreibung von fl. 60, welche vom Jahr 1534 datirt ist und welche er von dem Junker Achilles Ludwig von Glauburg gegen andere Güter eingetauscht hatte, und welche auf seinem ihm zugehörigen Hause haftet. Das Haus heißt darin „Zum Schwartzenberger Höfflein“.
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1700, 27. Oct.
Verkauft der Schreinermeister David Zimmermann und seine Ehefrau geborene Mehlin an den Schneidermeister Heinrich Wöhler eine Behausung auf dem großen Hirschgraben, einerseits, neben den verkaufenden Eheleuten selbst, anderseits neben der Wittwe Kapper hinten auf besagte Eheleute stoßend, sammt einem Antheil des bisher gemeinschaftlichen Brunnens. Kaufpreis fl. 1000.
1716 verkaufen die Wöhler‘schen Eheleute das Haus an Herrn Christoph Ochs. Dr. und des Raths für fl. 1400.
Band 6, Seite [48]
1717
Vereinigt Herr Rath Ochs das Haus mit seinem größeren Nebenhause zum Rothen Engel.
Steindecker-Rechnung. Den neuen Bau mit einem Zwerghaus zu decken.
Maler Conrad Unsin. Ein Drachenkopf zu vergolden und anzustreichen, ohne Gold 1 fl.
Maler Geubel. Das Haus zu malen, ohne Gold fl. 36
250 Pfund rothe Farbe zu stoßen, das Pfund 3 xer.
27 Pfund Bleiweiß.
Spengler. Einen Knopf oder Stern von Blech auf das Dach, sodann einen Drachenkopf.
Steinmetz. Auf die Brandmauer eine Kugel.
Glaser. 824 Spiegelscheiben, pr. Stück 6 Heller.
Siehe auch:
Band 6, Seite 49
Rother Engel
Großer Hirschgraben 18
F.57
1703, 21. Sept.
Rother Engel
Großer Hirschgraben 18
F.57
2. Juni 1864
Verkauft die Wittwe Kappes und deren Kinder das Haus zum Rothen Engel an Herrn Tobias Crafft, Kaufmann.
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1707
Streit wegen Versperrung eines gemeinschaftlichen Aliments. Tobias Crafft klagt gegen den Schreinermeister Zimmermann, daß er in das gemeinschaftliche Aliment einen Schleifstein gestellt und damit dasselbe versperrt habe. Zimmermann wird verurtheilt und muß den Stein wegnehmen.
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1712, 30. Juni
Verkauft Johannes Crafft und seine Schwester Salome von Lersner das Haus zum Rothen Engel sammt Gärtchen, Gartengewächsen und allem Zubehör an Herrn Dr. Ochs des Raths. für f. 6700, worauf derselbe den Neubau unternimmt.
Laut der am 12. Oct. 1712 aufgestellten Baurechnung durch den Maurermeister Daniel Kaiser:
1. Die Brandmauer gegen das von Fleischbein‘sche Haus zu erhöhen, soviel als nöthig.
2. Die Brandmauer gegen des Schneiders Haus zu erhöhen, so hoch als nöthig.
3. Hinten im Hof den ganzen Seitenbau gemacht, 3 Stock hoch.
4. Einen Wälschen Giebel auf das Dach zu setzen.
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1712
Steinmetz. Auf die Brandmauer den Horststein mit Spitze und Kugel.
Bildhauer Andreas Donet. 2 Ofensteine, den einen mit Kindern, den andern mit Katzen.
Merkwürdig ist die Orthographie Donet‘s, wel-
Band 6, Seite [50]
cher kein großer Meister im Schreiben gewesen zu sein scheint, er schreibt:
Ohwen fihsse (Ofen Füße).
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1713
Herbstmesse. Glaser-Rechnung, 96 neue Fenster, groß und klein, mit 5638 Spiegelscheiben, das Stück 6 Heller.
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1713
Weißbinder-Vertrag. Das Getäfel und die Fensterrahmen mit grauer Oelfarbe anzustreichen.
Maler. Conrad Unsin. Das Haus zum Rothen Engel zu malen und zu vergolden fl. 34
Drachenköpfe und Knopf auf dem Dach zu vergolden.
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1713
Glocken- und Stückgießer Schneidewind. 1 Anklopfer (Thürklopfer) und Thürring fl. 9, 20 xer.
Spengler. Zwei Drachenköpfe von Blech (Wasserablauf) sowie einen Knopf auf das Dach.
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1717
Wird das von dem Herrn Rath Ochs angekaufte Nebenhaus (Schwartzenberger Höfchen) zu dem Hause gezogen und durch einen gleichmachenden Neubau mit demselben in ein Haus verwandelt, s.d.
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1753
Verkaufen die Ochsenstein‘schen Erben ihre von ihren Eltern ererbte, vordem aus zwei Häusern bestandene, nunmehr in eins gezogene Behausung „Zum Rothen Engel“ an Herrn Johann de Bary, Kaufmann, für fl. 12.000. Im Besitze von dessen Nachkommen befindet es sich noch heute.
Die Familie de Bary ließ im Jahr 1784 gründliche Reparaturen und Veränderungen vor-
Band 6, Seite 51
nehmen, welche jedoch mehr die inneren als die äußeren Theile betrafen.
Vor einem Jahre 1863 wurden die Schrotsteine an der Hausthüre weggenommen und die Platten, welche an dem Hause lagen, beseitigt, um das Trottoir anlegen zu können.
Die Drachenköpfe, welche das Wasser auf die Straße spieen, ließ Herr de Bary wegnehmen (mein Freund und jetziger Besitzer des Hauses) und Standkändel anbringen.
Allem Anschein nach hatte das Haus in der ganzen Fronte an allen Fenstern runde Scheiben (ohne Nabel), sogenannte Spiegelscheiben, denn wie sollte sonst die ungeheure Scheibenzahl herauskommen, nämlich im Durchschnitt 58 Scheiben per Fenster.
Band 6, Seite 53
25. Juni 1864
„Mich gewannen drei gegenüber wohnende Brüder von Ochsenstein lieb … u.s.w. … … …
… bis … Lebensende ergötzten“ [wahrscheinlich aus Goethes „Dichtung und Wahrheit" zitiert S. E.]
Das Haus, welches dem Goethehause gerade gegenüber liegt, bestand früher aus zwei voneinander getrennten Häusern, deren jedes einen besonderen Eigenthümer hatte. Das größere, nach Süden gelegene hieß zum rothen Engel und wurde von dem Herrn Dr. Ochs des Raths und späteren Stadtschultheißen im Jahr 1712 käuflich erworben, niedergerissen und von Grund auf neu erbaut, es nimmt genau den Raum der sieben südlichen Fenster und der zwei Hausthüren ein. Das kleinere nördliche mit dem Namen zum Schwartzenberger Höfchen, erkaufte er 1717, riß es nieder und vereinigte den Neubau mit dem vorgenannten in ein Haus, das seitdem den Namen Rother Engel führte. Er ließ dasselbe durch den Maler Conrad Unsin roth anstreichen, bemalen und vergolden und erhielt derselbe für diese Arbeit die Summe von 34 fl. Die Drachenköpfe von Blech, welche das Regenwasser von den Dächern auf die Straße leiteten, waren gleichfalls vergoldet sowie die beiden Knäufe mit den Wetterfahnen, in denen die Jahreszahlen 1712 und 1717 angebracht waren.
Im Jahr 1753 verkauften nach dem Tode des Stadtschultheißen dessen Erben das Haus an den Kaufmann
Band 6, Seite [54]
Johann de Bary für die Summe von 12.600 fl., dessen Nachkommen es noch heute besitzen.
Nach und nach verschwand die rothe Bemalung sowie auch die Drachenköpfe und die runden Spiegelscheiben, deren in den Fenstern der beiden Häuser laut Glaserrechnung 6462 Stück eingesetzt waren. Alle diese Veränderungen fallen in den Anfang dieses Jahrhunderts, und in ganz neuer Zeit (1863) verschwanden auch bei Anlegung der Trottoirs vor dem Hause die beiden Schrotsteine vor der Hausthüre. Obgleich nun dadurch besondere auffallende Formentstellungen nicht vorgekommen sind, so mag der Eindruck, den das Haus zu Goethes Jugendzeit hervorbrachte, nie von dem heutigen sehr verschieden gewesen seyn, indem es damals 36 Jahre alt war und somit in Malerei und Vergoldung bereits durch das Wetter gebräunt, eher einen dunklen Eindruck machen mußte.
Diese Nachrichten sind sämmtlich den Originalurkunden und Baurechnungen entnommen, welche sich nebst einer Zeichnung des südlichen und nördlichen Hauses, erstere im Jahr 1712 das neuerbaute Haus darstellend, letzteres wahrscheinlich das Häuschen vor dem Abbruch mit einem Theil der hinteren Seitenbauten zeigend, im Besitz des Herr Ph. de Bary befinden, der mir freundlichst die Einsicht und Benutzung gestattete und was mir nur noch eine beinahe größere Wichtigkeit war, mündlich
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noch viele schätzenswerthe Erläuterungen beigefügt hat, indem beinahe alle jene Veränderungen an ihm gemacht oder noch in den Bereich seines Gedenkens fallen, so daß er den eigentlichen Originalzustand beinahe noch vor Augen hatte.
Was die anderen auf dem Bild sichtbaren Häuser anbelangt, so sind sie alle verschwunden und durch neue ersetzt. Das Ochsensteinsche [Haus] ist das einzige auf dieser ganzen Seite, das aus Goethes Zeit auf uns gekommen ist.
Das Nachbarhaus mit den drei Zwerggiebeln war zur Zeit, als Rath Ochs den Neubau seines Hauses vornahm, im Besitz der Familie v. Fleischbein, später kam es an den Dr. med. Behrends, bekannt durch seine Beschreibung der Frankfurter Brunnen, welcher bis zu seinem 1824 erfolgten Tode es bewohnte.
Ältere Abbildungen sind mir nicht bekannt. Der Hirschgraben war von je eine stille und dem Verkehr ziemlich entlegene Straße; und man hielt es nicht der Mühe werth, ihn abzubilden.
Der Merian‘sche Plan, die einzige Quelle dahier, behandelt grade diese für vorliegende Darstellungen so wichtige Stelle höchst stiefmütterlich, was jedoch großentheils seinen Grund
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in der für gegenwärtige Bestrebungen ungünstigen Richtung der Straße finden mag, nach welcher die steile Neigung der Linien eine erschöpfende Deutlichkeit geradezu unmöglich macht.
Ich glaube, dieses Blatt ebenfalls als eines der Wichtigen betrachten zu dürfen, denn die auf demselben dargestellten Häuser hatte Goethe aus den Fenstern seines Arbeitszimmers in seinem elterlichen Hause fortwährend vor Augen, und es ist keinem Zweifel unterworfen, daß sie in seiner Erinnerung eine Hauptstelle einnehmen mußten und ihm als nächste vertraute Nachbarschaft für Vieles ein Verständnis eröffneten, das in den Schilderungen, die er von seiner Vaterstadt macht, überall durchschimmernd gerade jenen unbeschreiblichen Reiz der Wahrheit hervorbringt, in welchem es bis jetzt kaum erreicht, noch viel weniger aber übertroffen wurde.

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