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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Band 6 - Buchstaben H I J

Buchstabe H

Band 6, Seite 1
Goethéscher Garten
Haidenweg 14
4. Juni 1862
Wenn dieses Bild auch scheinbar sonst nichts Bedeutendes aufzuweisen hat, so giebt es doch einen genauen Einblick in die damaligen einfachen und bescheidenen Gartenanlagen. Ich erinnere mich noch recht gut, daß die meisten Gärten vor der Stadt dieses Aussehen hatten. Die steinerne Thüre links bildet den Eingang, in ihrem Sturz finden wir die Buchstaben F. G. 1725 eingehauen. Friedrich Georg Goethe, Schneidergeselle, der Sohn eines Hufschmiedes, getauft 1658 zu Artern in Thüringen, copulirt 18. April 1687 in erster Ehe mit Frau Lutz Schneiders Wittwe; dieselbe starb 1700, in zweiter Ehe 1705 mit Frau Cornelia Schellhorn, Wittwe, Besitzerin des Gasthofes zum Weidenhof. Er starb 13. Feb. 1730, seine hinterlassene Wittwe 26. März 1754; von ihm rührt diese Inschrift her. Die zweite Wittwe ist die Großmutter, deren Goethe erwähnt als einer alten, stets weiß und reinlich gekleideten Frau. Wie das Bild es zeigt, so bestand die ganze Gegend noch bis vor wenigen Jahren, auch hat es, so lange mir denkt, niemals anders ausgesehen, mein Gedächtnis führt mich in meine Knabenzeit zurück, in welcher ich mit den Söhnen des damaligen Besitzers des Gartens (Wildprethändler Enders)
Band 6, Seite [2]
s. Graubengasse 28 - häufig denselben besuchte und wir darin unsere Spiele trieben. Nach der Straße zu war es mit einem lebendigen Zaun, nach hinten mit Bretterwänden eingeschlossen, der hintere Theil diente als Küchengarten. Das auf dem Bilde sichtbare Häuschen, welches ein Hauptkennzeichen des Bornheimerweges ausmachte, ist erst vor zwei Jahren abgebrochen worden und habe ich es, obgleich es nicht zur Hauptsache gehört, doch mit in den Kreis der Darstellung gezogen, weil es ein höchst charakteristisches Bild der damaligen Garten- oder Sommerhäuschen abgiebt, welche beinahe alle so ausgesehen haben. Auch der Enders‘sche Garten war vor zwei Jahren verkauft, in drei Theile getheilt und Häuser hineingebaut, so daß man die Stätte kaum noch erkennt.
Zur Zeit von Goethes Kinderjahren stand das Wohnhaus in dem Garten noch nicht, sondern es war nur das kleine Lattenhäuschen vorhanden, das Herr Enders mit einer Rückwand von Brettern versehen ließ, es konnte nur nothdürftigen Schutz gewähren, wie man überhaupt zu jener Zeit sich nur vorübergehend in den Gärten aufhielt.
Frau Engel, welche den Nachbargarten besaß und mit der Familie Goethe bekannt war, erzählte, daß sie oft bei der Frau Rath Goethe im Garten gewesen sey und von ihr mit vortrefflichem Obst bewirtet wurde.
Der Vater des Herrn Enders hatte denselben im Jahre 1812 erkauft, also 4 Jahre nach dem Tode der Frau Rath.
Band 6, Seite [unpaginiert]
Hainerhof | Domplatz
[kein Datum]
Band 6, Seite 3
Grosse Linde
Domplatz 6 | Hainerhof 1
L.174
27. Juni 1853
Dieses Haus wurde im Jahr 1804 von Herrn Rittershaus neu durch den Architekten Salin erbaut. Bei dem Abbruch des alten Hauses, das früher ein vorstehendes Eck gewesen, wie dieß auf der Abbildung der Domdechanei zu sehen ist, s.d. fand man unter einer Steinplatte des Fußbodens eine Anzahl Ducaten von Frankfurter Gepräge, welche die Jahreszahl 1634 trugen. Der größte Theil derselben wurde von den Arbeitern entwendet, und nur ungefähr 20 gelangten in die Hände des Hauseigenthümers, Herrn Rittershausens, dessen Familie noch mehrere davon gegenwärtig verwahrt, wie denn auch Frau R. mir Obiges selbst erzählt und die Ducaten gezeigt hat.
Die Wand des Hauses, welche jetzt noch die linke Seite des Thorbogens bildet, ist noch die alte, denn es befindet sich daselbst noch eine zugemauerte Thür mit einem Spitzbogen.
Band 6, Seite 5
Eule
Hainerhof 8
L.178
16. Mai 1873
Das eigenthümliche kleine Höfchen, das in der Abb. [R0214] mit seiner spitzbogigen Thüre so reizend ausnimmt, ist seines alterthümlichen Aussehens beraubt und bei einer Reparatur des Hauses, welche wohl nöthig gewesen seyn mochte, schon seit einiger Zeit in ein modernes Gewand gekleidet worden.
Genau den Zeitpunkt zu bestimmen, vermag ich nicht, aber es ist schon einige Jahre her, zur Zeit der Abb. [R0214] war es noch ganz unberührt. Etwa drei Jahre mögen es seyn, daß die Veränderung stattgefunden hat.
Siehe auch:
Band 6, Seite 7
Hainerhof 6
L.179
14. Juni 1855
Es ist das Hinterhaus von L.18 in der Fahrgasse und hat einen Durchgang dahin, der durch eine mit einem Rundbogen überwölbte Thür, die in dem engen Gäßchen des Hofes mündet, seinen Eingang hat.
Nach dem ebenerwähnten Gäßchen hin hat das Haus ein kleines Höfchen vor sich, das von der Straße durch eine Mauer geschieden ist. Im Inneren des Hauses finden wir das seltsamste Gewinkel Trepp auf, Trepp ab, hinter ungleichen Stockhöfen und seltsamen Zimmern und Stübchen. Dieselben sind manchmal von Trägern an der Decke derart durchzogen, daß man sich beinahe daran den Kopf einstößt und nach heutigen Begriffen kaum eine menschenwürdige Wohnstätte zu nennen, und doch werden diese Räume bewohnt.
Leider ist die nähere Untersuchung dieser Localitäten durch den Umstand sehr erschwert, daß in denselben sich fahrende Dirnen eingenistet haben.
Band 6, Seite 9
St. Bernhards Kapelle
Hainer Hof 4
L.180
Mai 1860
Die St. Bernhards Kapelle ist gegenwärtig mit dem daran stoßenden ehemalig Hessenkassel‘schen Posthause vereinigt und in ein Wirthschaftslocal verwandelt, d.h. der obere Theil derselben. Man hatte sie nämlich schon vor einer langen Reihe von Jahren in einer Höhe von ungefähr 10 Fuß über dem Boden mit einer Balkenlage durchzogen und somit Behufs profaner Benutzung in zwei übereinanderliegende Räume geschieden, deren unterer gegenwärtig als Waarenlager dient. Wann dieß geschehen, konnte ich noch nicht bestimmt ermitteln, doch sagte mir mein Freund Dr. Eduard Rüpel (der berühmte Reisende), dessen Vater Hessenkassel‘scher Postmeister war und sein Bureau in der Kapelle, d.h. in dem unteren Raume hatte, daß die Theilung derselben bereits so lange bestehe als es ihm denke. Er ist 1797 in dem Hause geboren.
Ritter giebt in seinem evangelischen Denkmal folgende Notiz: Seite 3 heißt es „zu St. Bernhard anno 1152 (gestiftet, erbaut oder eingeweiht) eine Kapelle im Hainerhof ohnfern der Fahrgasse, so aber gar nicht mehr anheut (? 1726) im Stande und erhalten (?) -
Sie erhielt 1474 ihre auf unsere Zeit gekommene Gestaltung bis sie, wie eben erwähnt, verunstaltet wurde.
Die zu den unteren Räumen führende Thüre, früher mit einem Spitzbogen geschlossen, dessen Ansätze
Band 6, Seite [10]
man noch sieht, hat man erweitert, d.h. es wurden die Gewände mit einem Meisel ohne Rücksicht auf die Form in eine rechtwinkeligte Oeffnung zu bringen gesucht und können nur ganz ungeschickt und von ganz unwissenden Leuten geleitete Arbeiter ein solches Werk zu Stande gebracht haben.
Meine Abb. [R0210] zeigt die Kapelle, wie sie etwa ehe man sie in diesen Zustand gebracht, mag ausgesehen haben. Das Gewölbe ist vortrefflich erhalten, ebenso die Sockel der Säulen, folglich hatte ich weiter nichts zu thun, als das Zuviel, den eingesetzten Boden herauszulassen. Auch das Maaßwerk ist aus dem Fenster gebrochen und durch einen rohen Kreutzstock, den ich mich nicht entschließen konnte, in meine Zeichnung mit aufzunehmen, denn ich will meine Künstlerhände nicht zum Lastesel der Dummheiten machen und den Ballast der Geschmacklosigkeit und des Unverstandes in Abbildungen durch die kommenden Jahrhunderte schleppen.
Das Fenster der hinteren Mauer der Kapelle gehört ebenfalls nicht dahin, es ist später eingebrochen worden und gehört auch in das Reich tiefer Veränderungen der an derselben Wand nach außen hervorstehende Schornstein. Im Jahr 1852 hat man auch dem Dach ein Zwerghaus aufgesetzt, um auch diesen Raum nutzbar zu machen und somit das Gebäude von außen vollends entstellt.
Die beifolgenden Abbildungen [R1009] [R1010] der Wappen sind die Wappen der Erbauer und finden sich in den Schlußsteinen der Gewölbe vor. Fig. 1. und 2.
Band 6, Seite 11
Wegen der [der] sonstigen Ueberreste sehe man die einschlägigen Abb. nach.
Von der ehemaligen Kapelle, die unzweifelhaft aus dem 13. Jahrh. stammte, ist keine Spur mehr vorhanden. Das, was vor unseren Augen steht, gehört dem 15. Jahrh. wie schon erwähnt wurde, an. Der alte Bau war jedenfalls im romanischen Styl aufgeführt und ist es höchlich zu beklagen, davon keine Abb. zu besitzen, indem die darstellende Kunst bis zu einer so frühen Zeit nicht hinaufreicht. Wie mag der Hof und die Kapelle zu jener Zeit ausgesehen haben? Es fehlt uns jeder Anhaltspunkt, und wir müssen diese Frage mit Schweigen beantworten.
Band 6
11. Mai 1873
Seit einigen Wochen hat man vor die Thüre der Kapelle eine Treppe von vier Stufen aufgemauert und somit der Verunstaltung des Gebäudes, das ohnehin schon schmählich zugerichtet war, die Krone aufgesetzt.
Auch werden an dem Nebenhause, in welchem früher die Hessenkassel‘sche Post sich befand, Veränderungen vorgenommen, von denen man noch nicht absehen kann, wie weit sie sich erstrecken werden.
Wie im Laufe der Zeiten die Kapelle entweiht wurde, wie sie sogar in ein Wirthslocal verwandelt und die entheiligendsten Dinge in unserer aufgeklärten Zeit darin getrieben wurden, gehört nicht in den Rahmen dieser Darstellung und kann ich für meine Person es nur beklagen.
Band 6, Seite 13
Hainer Hof | Brunnen (Ziehbrunnen)
24. Mai 1873
Meines Wissens der einzige seiner Art, der dahier in dieser Gestalt noch zu finden ist und giebt, obgleich er auch seit langer Zeit in ein Pumpbrunnen verwandelt ist, ein getreues Bild der in hiesiger Stadt gebräuchlichen, früher allgemeinen Ziehbrunnen, wie sie so oft erwähnt wurden.
Mehr oder weniger hatten sie alle dieselbe Gestalt und kann es als ein Muster derselben angesehen werden.
Die Inschrift auf demselben lautet: 1751. H. G. K. B. S. N. H. M. A. B. M. I. C. F. J. B. M.
und ist von Batton bereits unter den Nachrichten über ihn mitgeteilt. s.d.
Er verleiht dem ganzen Hofe einen eigenthümlichen Klang, wie überhaupt die ganze Localität trotz der vielfachen Veränderungen und Entstellungen, die sie im Laufe der Jahre durchmachen mußte, immer noch ein ziemlich alterthümliches Aussehen trägt; leider ist gerade in der letzten Zeit in der Capelle schwer gesündigt worden.
H. G. K. (B. S. Brunnenschultheiß), N. H. M. (A. B. M. Aelterer Brunnen Meister), I. C. F. (J. B. M. Jüngerer Brunnen Meister)
Band 6, Seite [unpaginiert]
Hammelsgasse
[kein Datum]
Band 6, Seite 15
Hammelsgasse 21
C.38
12. Mai 1863
Ein kleines Höfchen, noch ganz im alten Stand erhalten, mit dem gemeinschaftlichen Ziehbrunnen (er gehört zur Hälfte in das Besitzthum Vilbelerstraße 23 C.37. Bemerkenswerth darin ist das Haus links mit einer alten, in Holz ausgeführten Thür mit Spitzbogen, sowie die alte Kellerthür und das ganz alte Originalpflaster. Die ganze Lokalität hat Nichts, das an die Neuzeit erinnert, und der Eindruck der alten Zeit, den sie hervorbringt, ist durchaus rein. S. d. Abb. [R0930], welche erschöpfend den Gegenstand behandelt.
Band 6
Dezember 1864
Ist jetzt allen Charakters beraubt durch die in dem verwichnen Sommer in dem benachbarten Hofe aufgeführten Bauten, welche gar keinen Himmel mehr sehen lassen, sondern Licht und Luft wegnehmen. Der ganze malerische und poetische Reiz ist dahin.
Band 6
28. Juni 1873
Seit einiger Zeit total zerstört und nicht wieder zu erkennen. Der Brunnen ganz mit einem Schoppen überbaut, die spitzbogige Thüre entfernt, die alte Treppe links durch eine neue ersetzt, das Schutzdach über der Hausthüre weggebrochen und der Weinstock, der alles malerisch umrankte, ausgerodet.
Band 6, Seite 17
Hammelsgässer Hof
Hammelsgasse 17
C.40
26. Juni 1858
Ueber der Hausthür I. C. Z. 1743., daneben etwas tiefer, beifolgendes Wappen eingemauert. In der Mauer des kleinen, nach der Straße liegenden Hofes eine Thür, mit einem Spitzbogen überwölbt. An dem Hause Vilbelergasse 29. C.34 findet sich dasselbe Wappen eingemauert. s.d.
Band 6, Seite 19
Hammelsgasse 14
C.46
6. April 1879
An einem Tragstein unter dem 1ten Stock J. C. S. 1746. Scheint die Erbauungszeit des gegenwärtigen Hauses zu seyn.
Band 6
1. August 1866
An einem doppelten, mit einem früheren, nunmehr abgebrochenen Haus gemeinschaftlichen Tragstein unter dem 1. Stock. S. Abb. [R1271] [R1272]
Sonst an dem Hause nichts Bemerkenswerthes. An der Stelle des abgebrochenen Nebenhauses steht nun ein Bau, der nur aus einem Erdgeschoß mit einem flachen Dach gedeckt, besteht.
Band 6, Seite 21
Hammelsgasse 14a
6. April 1879
An einem Tragstein der Brandmauer unter dem ersten Stock A. C. H. 1746. Gehört gegenwärtig zu dem Hause Vilbelerstraße 11, C.55.
Das Haus hat keine eigne Lit.
Band 6, Seite [unpaginiert]
Hasengasse
[kein Datum]
Band 6, Seite 23
Neueneck | Lausherberig
Hasengasse 15 | Eck mit der Zeil 27
D.214 | D.215
31. Januar 1866
Dieses Haus hat, soviel mir bekannt ist, kein baugeschichtliches Interesse und stammt, so wie es jetzt vor Augen steht, aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Ende des vorigen oder Anfang dieses Jahrhunderts, und doch ist es wichtiger als viele andere, durch das, was in ihm vorgegangen, denn es ist eine geweihte Stätte, indem einer der größten Künstler, den je die Erde trug, längere Zeit in ihm wohnte, und zwar im ersten Stock desselben. Es war kein Anderer als der große und einzig in seiner Art dastehender Violinspieler und Componist Nicolo Paganini, dessen Name klingen wird von Generation zu Generation, so lange die Welt steht.
Er bewohnte das Haus im Jahr 1829, und die originelle Anekdote, die mir als Knabe mit ihm vor der Hausthür wurde, ist in meinen Jugenderinnerungen bereits erzählt. Jedenfalls kann das Haus stolz sein, einen solchen Genius, wenn auch nur zeitweise und vorübergehend, beherbergt zu haben.
Band 6, Seite 25
Drei Hasen | Heiliger Antonius
Hasengasse 3
H.173
12. Juni 1864
Stammhaus der Familie Senkenberg. Johann Hartmann Senkenberg, in Friedberg 1655 geb., kam 1682 als Arzt nach Frankfurt, wo er 1730 starb. Er bewohnte dieses Haus, in welchem Joh. Christian S. geb. wurde, welcher durch seine Stiftung des Bürgerhospitals sich in Frankfurt ein ewiges Denkmal gesetzt hat. Bei dem großen Brande von 1719 wurde das Haus bis auf den Grund zerstört und von seinem Besitzer, dem oben genannten Hartmann Senkenberg wieder auferbaut. In der Wetterfahne finden wir die Anfangsbuchstaben seines Namens I. H. S. 1721. Der Unterbau des Hauses, das jetzt vielfach verändert ist, hat reiche Steinhauerarbeit aufzuweisen, er ist massiv und zeugt von der Wohlhabenheit seines Erbauers. Das Haus bildet das Eck des kleinen Gäßchens, welches nach dem Aschaffenburger Hofe führt und hatte noch vor 10 Jahren über seiner Hausthüre ein in Eisen künstlich getriebenes Gitter, das in der Mitte die bekannte Figur von drei Hasen trug, welche in ihrer Zusammenstellung der Art geordnet waren, daß dieselben nur drei Ohren (horribile dictu für den Jäger „Löffel“) zusammen besaßen.
Schon im späteren Mittelalter kommt dieser Scherz vielfach vor, doch ist mir seine Entstehung und Bedeutung bis jetzt nicht bekannt geworden. Die drei Gebrüder Senkenberg
Band 6, Seite [26]
erhielten von dieser Darstellung, die offenbar den Hausnamen bezeichnet, den Namen „Die drei Hasen“.
Band 6
Hasengasse
14. September 1874
Heute wurde der Anfang mit dem Abbruch der Häuser No. 1. 3. 5. 7. gemacht und zu diesem Behufe die Fenster ausgehoben, ebenso das Haus Töngesgasse 28.
Das Haus Hasengasse 3 war das Geburts- und Wohnhaus der Gebrüder Senkenberg, s. Hasengasse 3.
Band 6
16. Oktober 1874
Alles der Erde gleich.
Band 6, Seite [unpaginiert]
Kleiner Gänsegraben | v. Reineck‘sches Haus
Hasengasse 6
H.187 [=H.178]
[kein Datum]
Haus und Garten des Herrn v. Reineck nebst der Hasengasse und dem Hause der Familie Senkenberg.
Band 6, Seite 27
Kl. Gänsegraben | v. Reineck‘sches Haus
Hasengasse 6
H.178
Mai 1860
Vor allem vergleiche man die Abbildung [C09301], welche das Haus in dem Zustande darstellt (aus der Vogelschau gesehen), in welchem es sich etwa in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrh. befand.
Bei dem verheerenden Brande von 1719 wurde zwar das an der Stelle des jetzigen Hauses stehende alte Burghaus, welches der Merian‘sche Plan von 1628 uns deutlich zeigt, von dem Feuer nicht zerstört, allein die nach der Hasengasse und Töngesgasse hin gelegenen, theilweise dazu gehörigen Behausungen, doch in ihren oberen Theilen mehr oder weniger ein Raub der Flammen. Drei der unteren, nach der Hasengasse liegenden Gewölbe desselben, durch ihre Festigkeit geschützt, blieben erhalten und sind noch auf den heutigen Tag vorhanden; aller Wahrscheinlichkeit nach gehören sie dem 15. Jahrh. an und wurden von der Familie Scheiden und Humbracht erbaut, wie die wohlerhaltenen Wappen derselben in den Schlußsteinen bezeugen. Diese Schlußsteine sind von äußerst zierlicher Arbeit und samt den Rippen in Sandstein ausgeführt. s. Ab. [R1007]
Bei der Wiederherstellung ließ man sie als willkommenen und brauchbaren Unterbau stehen und hat sich eine Eingangsthüre mit einem Spitzbogen bis auf den heutigen Tag in der Hasengasse erhalten. Seit langer Zeit dienen sie als feuerfeste Waarenlager. Das große Haupthaus scheint, wenn auch von dem Feuer nicht zerstört, doch [in] einer Weise gelitten zu haben, daß man einen totalen Neubau nicht wohl umgehen konnte, demnach blieb nichts davon übrig als die Schildmauern mit ihren steilen Treppengiebeln, deren ursprüngliche Gestalt man heute noch leicht erkennt, trotzdem, daß man sie durch
Band 6, Seite [28]
Maueraufsätze in geschwungenen Formen des damals üblichen Baustyls brachte. Einzelne alte Fenster aber in demselben sind ebenfalls noch erhalten, das ganze übrige Haus aber von Grund auf neu erbaut und und mit Steinhauerarbeit und Stuck reich verziert. Aus der Mitte des Daches erhebt sich ein Aufbau, der einen ziemlich geräumigen Salon enthält, welcher auf allen 4 Seiten Fenster hat und von welchen sich ein entzückender Rundsicht über die ganze Stadt und deren Umgebung darbietet, indem das Haus, vermöge seiner Lage, an einem der höchsten Punkte der alten Stadt, sowie auch durch seine eigene bedeutende Höhe weit über die benachbarten Gebäude hinausragt.
Der nach der Hasengasse hin gelegene Seitenflügel, welcher in Holz aufgeführt ist, gehört ebenfalls in die Zeit des Wiederaufbaus nach dem Brande und sind die beiden oben erwähnten Gewölbe nach dieser Seite hin die einzigen Ueberbleibsel des alten Baues.
Bei Gelegenheit aller dieser Veränderungen erhielt auch der Garten, welcher um ein Bedeutendes tiefer liegt als die Straße und in einem noch nicht ganz ausgefüllten Stück des alten Stadtgrabens angelegt war, seine jetzige Ausdehnung und Anordnung. Er war im Geschmack der Zeit, mit einer in der Mauer nach dem Graben zu angebrachten Gloriette und einem steinernen Pavillon, auf jedem Eck daran Dächer über der Mauer im Vordergrunde sichtbar sind, versehen. Das eiserne Gitter, welches denselben von der Straße schied, war zwischen den, dem Beschauer am nächsten stehenden beiden Figuren, etwas tiefer gelegt und hatte ein weit ausgebauchtes Gerähmse, zu dem von innen
Band 6, Seite 29
eine doppelte Treppe führte um bequemer hinaus auf die Straße sehen zu können. Die vier Figuren stellen die vier Jahreszeiten vor und sind von dem Bildhauer Andreas Donett vortrefflich ausgeführt und gar nicht ohne Kunstwerth. Zwei davon sind heute noch erhalten, die beiden anderen auf den Pfeilern am Eingangsthor sind seit einigen Jahren verschwunden.
Als die Familie v. Reineck im Jahr 1822 in Frankfurt erlosch, fiel das Haus an die Stadt, die es in mannichfacher Weise verwendete und im Jahr 1830 das Stadtgericht hinein verlegte; dann wurde es theilweise vermiethet, der Garten aber lag ziemlich einsam, wüst und verwildert, mit seinen plätschernden Springbrunnen, die von halbmannshohem Gras und Unkraut überwuchert waren, da für uns Kinder ein herrlicher Spielplatz, in dem wir von niemand gestört wurden, bis man ihn im Jahr 1836 vollends ausrodete und ausfüllte. Es wurden schoppenartige Gebäude hineingestellt, die als Lederhalle dienten. Seit 1848 sind sämmtliche Räumlichkeiten zu Kasernen eines Theils der Bundesgarnison eingerichtet. Links neben [dem] Hause erblickt man einen Theil des ehemaligen Capuzinerklosters, darüber hinweg die Dominikanerkirche. Die heute noch sichtbare Mauer war die ehemalige Stadtmauer und trennte den Kirchhof des Klosters von dem sogenannten Holz- oder Zimmergraben, eigentlich Baugraben. Sie ist in ihren unteren Theilen noch ganz erhalten. Rechts von dem Hause steigt der Dom mit dem Pfarrthurm empor, dahinter auf dem entfernten Berge die Sachsenhäuser Warte, sodann erblickt man
Band 6, Seite [30]
das Thürmchen der Dreikönigskirche in Sachsenhausen und etwas weiter rechts das Glockenthürmchen der Kirche des ehemaligen Hospitals zum Hl. Geist. Die enge dunkle Straße neben dem Hause ist die Hasengasse, das dritte Haus darin, rechter Hand, zu den drei Hasen genannt, ist das Stammhaus der Familie Senkenberg, s.d.
Beinahe sämmtliche näher gelegenen, auf dem Bild sichtbaren Gebäude wurden in dem vorgenannten Brande, der in Zeit von 15 Stunden 400 Häuser in Asche legte, vernichtet, und in dem damals herrschenden nüchternen Style wieder aufgebaut, deßhalb war eine eigentlich malerische Wirkung nicht leicht zu erzielen, und beschränkte sich die ganze Darstellung mehr auf die möglichst getreue historische Wahrheit, was mir um so leichter wurde, da ich selbst den Garten in seinem ursprünglichen Zustande noch nach der Natur gezeichnet habe, welche Zeichnung mit einer älteren vorliegenden zu meiner großen Freude in allen Theilen genau übereinstimmt.

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