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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Band 6 - Buchstaben H I J

Buchstabe H

Band 6, Seite 1
Goethéscher Garten
Haidenweg 14
4. Juni 1862
Wenn dieses Bild auch scheinbar sonst nichts Bedeutendes aufzuweisen hat, so giebt es doch einen genauen Einblick in die damaligen einfachen und bescheidenen Gartenanlagen. Ich erinnere mich noch recht gut, daß die meisten Gärten vor der Stadt dieses Aussehen hatten. Die steinerne Thüre links bildet den Eingang, in ihrem Sturz finden wir die Buchstaben F. G. 1725 eingehauen. Friedrich Georg Goethe, Schneidergeselle, der Sohn eines Hufschmiedes, getauft 1658 zu Artern in Thüringen, copulirt 18. April 1687 in erster Ehe mit Frau Lutz Schneiders Wittwe; dieselbe starb 1700, in zweiter Ehe 1705 mit Frau Cornelia Schellhorn, Wittwe, Besitzerin des Gasthofes zum Weidenhof. Er starb 13. Feb. 1730, seine hinterlassene Wittwe 26. März 1754; von ihm rührt diese Inschrift her. Die zweite Wittwe ist die Großmutter, deren Goethe erwähnt als einer alten, stets weiß und reinlich gekleideten Frau. Wie das Bild es zeigt, so bestand die ganze Gegend noch bis vor wenigen Jahren, auch hat es, so lange mir denkt, niemals anders ausgesehen, mein Gedächtnis führt mich in meine Knabenzeit zurück, in welcher ich mit den Söhnen des damaligen Besitzers des Gartens (Wildprethändler Enders)
Band 6, Seite [2]
s. Graubengasse 28 - häufig denselben besuchte und wir darin unsere Spiele trieben. Nach der Straße zu war es mit einem lebendigen Zaun, nach hinten mit Bretterwänden eingeschlossen, der hintere Theil diente als Küchengarten. Das auf dem Bilde sichtbare Häuschen, welches ein Hauptkennzeichen des Bornheimerweges ausmachte, ist erst vor zwei Jahren abgebrochen worden und habe ich es, obgleich es nicht zur Hauptsache gehört, doch mit in den Kreis der Darstellung gezogen, weil es ein höchst charakteristisches Bild der damaligen Garten- oder Sommerhäuschen abgiebt, welche beinahe alle so ausgesehen haben. Auch der Enders‘sche Garten war vor zwei Jahren verkauft, in drei Theile getheilt und Häuser hineingebaut, so daß man die Stätte kaum noch erkennt.
Zur Zeit von Goethes Kinderjahren stand das Wohnhaus in dem Garten noch nicht, sondern es war nur das kleine Lattenhäuschen vorhanden, das Herr Enders mit einer Rückwand von Brettern versehen ließ, es konnte nur nothdürftigen Schutz gewähren, wie man überhaupt zu jener Zeit sich nur vorübergehend in den Gärten aufhielt.
Frau Engel, welche den Nachbargarten besaß und mit der Familie Goethe bekannt war, erzählte, daß sie oft bei der Frau Rath Goethe im Garten gewesen sey und von ihr mit vortrefflichem Obst bewirtet wurde.
Der Vater des Herrn Enders hatte denselben im Jahre 1812 erkauft, also 4 Jahre nach dem Tode der Frau Rath.
Band 6, Seite [unpaginiert]
Hainerhof | Domplatz
[kein Datum]
Band 6, Seite 3
Grosse Linde
Domplatz 6 | Hainerhof 1
L.174
27. Juni 1853
Dieses Haus wurde im Jahr 1804 von Herrn Rittershaus neu durch den Architekten Salin erbaut. Bei dem Abbruch des alten Hauses, das früher ein vorstehendes Eck gewesen, wie dieß auf der Abbildung der Domdechanei zu sehen ist, s.d. fand man unter einer Steinplatte des Fußbodens eine Anzahl Ducaten von Frankfurter Gepräge, welche die Jahreszahl 1634 trugen. Der größte Theil derselben wurde von den Arbeitern entwendet, und nur ungefähr 20 gelangten in die Hände des Hauseigenthümers, Herrn Rittershausens, dessen Familie noch mehrere davon gegenwärtig verwahrt, wie denn auch Frau R. mir Obiges selbst erzählt und die Ducaten gezeigt hat.
Die Wand des Hauses, welche jetzt noch die linke Seite des Thorbogens bildet, ist noch die alte, denn es befindet sich daselbst noch eine zugemauerte Thür mit einem Spitzbogen.
Band 6, Seite 5
Eule
Hainerhof 8
L.178
16. Mai 1873
Das eigenthümliche kleine Höfchen, das in der Abb. [R0214] mit seiner spitzbogigen Thüre so reizend ausnimmt, ist seines alterthümlichen Aussehens beraubt und bei einer Reparatur des Hauses, welche wohl nöthig gewesen seyn mochte, schon seit einiger Zeit in ein modernes Gewand gekleidet worden.
Genau den Zeitpunkt zu bestimmen, vermag ich nicht, aber es ist schon einige Jahre her, zur Zeit der Abb. [R0214] war es noch ganz unberührt. Etwa drei Jahre mögen es seyn, daß die Veränderung stattgefunden hat.
Siehe auch:
Band 6, Seite 7
Hainerhof 6
L.179
14. Juni 1855
Es ist das Hinterhaus von L.18 in der Fahrgasse und hat einen Durchgang dahin, der durch eine mit einem Rundbogen überwölbte Thür, die in dem engen Gäßchen des Hofes mündet, seinen Eingang hat.
Nach dem ebenerwähnten Gäßchen hin hat das Haus ein kleines Höfchen vor sich, das von der Straße durch eine Mauer geschieden ist. Im Inneren des Hauses finden wir das seltsamste Gewinkel Trepp auf, Trepp ab, hinter ungleichen Stockhöfen und seltsamen Zimmern und Stübchen. Dieselben sind manchmal von Trägern an der Decke derart durchzogen, daß man sich beinahe daran den Kopf einstößt und nach heutigen Begriffen kaum eine menschenwürdige Wohnstätte zu nennen, und doch werden diese Räume bewohnt.
Leider ist die nähere Untersuchung dieser Localitäten durch den Umstand sehr erschwert, daß in denselben sich fahrende Dirnen eingenistet haben.
Band 6, Seite 9
St. Bernhards Kapelle
Hainer Hof 4
L.180
Mai 1860
Die St. Bernhards Kapelle ist gegenwärtig mit dem daran stoßenden ehemalig Hessenkassel‘schen Posthause vereinigt und in ein Wirthschaftslocal verwandelt, d.h. der obere Theil derselben. Man hatte sie nämlich schon vor einer langen Reihe von Jahren in einer Höhe von ungefähr 10 Fuß über dem Boden mit einer Balkenlage durchzogen und somit Behufs profaner Benutzung in zwei übereinanderliegende Räume geschieden, deren unterer gegenwärtig als Waarenlager dient. Wann dieß geschehen, konnte ich noch nicht bestimmt ermitteln, doch sagte mir mein Freund Dr. Eduard Rüpel (der berühmte Reisende), dessen Vater Hessenkassel‘scher Postmeister war und sein Bureau in der Kapelle, d.h. in dem unteren Raume hatte, daß die Theilung derselben bereits so lange bestehe als es ihm denke. Er ist 1797 in dem Hause geboren.
Ritter giebt in seinem evangelischen Denkmal folgende Notiz: Seite 3 heißt es „zu St. Bernhard anno 1152 (gestiftet, erbaut oder eingeweiht) eine Kapelle im Hainerhof ohnfern der Fahrgasse, so aber gar nicht mehr anheut (? 1726) im Stande und erhalten (?) -
Sie erhielt 1474 ihre auf unsere Zeit gekommene Gestaltung bis sie, wie eben erwähnt, verunstaltet wurde.
Die zu den unteren Räumen führende Thüre, früher mit einem Spitzbogen geschlossen, dessen Ansätze
Band 6, Seite [10]
man noch sieht, hat man erweitert, d.h. es wurden die Gewände mit einem Meisel ohne Rücksicht auf die Form in eine rechtwinkeligte Oeffnung zu bringen gesucht und können nur ganz ungeschickt und von ganz unwissenden Leuten geleitete Arbeiter ein solches Werk zu Stande gebracht haben.
Meine Abb. [R0210] zeigt die Kapelle, wie sie etwa ehe man sie in diesen Zustand gebracht, mag ausgesehen haben. Das Gewölbe ist vortrefflich erhalten, ebenso die Sockel der Säulen, folglich hatte ich weiter nichts zu thun, als das Zuviel, den eingesetzten Boden herauszulassen. Auch das Maaßwerk ist aus dem Fenster gebrochen und durch einen rohen Kreutzstock, den ich mich nicht entschließen konnte, in meine Zeichnung mit aufzunehmen, denn ich will meine Künstlerhände nicht zum Lastesel der Dummheiten machen und den Ballast der Geschmacklosigkeit und des Unverstandes in Abbildungen durch die kommenden Jahrhunderte schleppen.
Das Fenster der hinteren Mauer der Kapelle gehört ebenfalls nicht dahin, es ist später eingebrochen worden und gehört auch in das Reich tiefer Veränderungen der an derselben Wand nach außen hervorstehende Schornstein. Im Jahr 1852 hat man auch dem Dach ein Zwerghaus aufgesetzt, um auch diesen Raum nutzbar zu machen und somit das Gebäude von außen vollends entstellt.
Die beifolgenden Abbildungen [R1009] [R1010] der Wappen sind die Wappen der Erbauer und finden sich in den Schlußsteinen der Gewölbe vor. Fig. 1. und 2.
Band 6, Seite 11
Wegen der [der] sonstigen Ueberreste sehe man die einschlägigen Abb. nach.
Von der ehemaligen Kapelle, die unzweifelhaft aus dem 13. Jahrh. stammte, ist keine Spur mehr vorhanden. Das, was vor unseren Augen steht, gehört dem 15. Jahrh. wie schon erwähnt wurde, an. Der alte Bau war jedenfalls im romanischen Styl aufgeführt und ist es höchlich zu beklagen, davon keine Abb. zu besitzen, indem die darstellende Kunst bis zu einer so frühen Zeit nicht hinaufreicht. Wie mag der Hof und die Kapelle zu jener Zeit ausgesehen haben? Es fehlt uns jeder Anhaltspunkt, und wir müssen diese Frage mit Schweigen beantworten.
Band 6
11. Mai 1873
Seit einigen Wochen hat man vor die Thüre der Kapelle eine Treppe von vier Stufen aufgemauert und somit der Verunstaltung des Gebäudes, das ohnehin schon schmählich zugerichtet war, die Krone aufgesetzt.
Auch werden an dem Nebenhause, in welchem früher die Hessenkassel‘sche Post sich befand, Veränderungen vorgenommen, von denen man noch nicht absehen kann, wie weit sie sich erstrecken werden.
Wie im Laufe der Zeiten die Kapelle entweiht wurde, wie sie sogar in ein Wirthslocal verwandelt und die entheiligendsten Dinge in unserer aufgeklärten Zeit darin getrieben wurden, gehört nicht in den Rahmen dieser Darstellung und kann ich für meine Person es nur beklagen.
Band 6, Seite 13
Hainer Hof | Brunnen (Ziehbrunnen)
24. Mai 1873
Meines Wissens der einzige seiner Art, der dahier in dieser Gestalt noch zu finden ist und giebt, obgleich er auch seit langer Zeit in ein Pumpbrunnen verwandelt ist, ein getreues Bild der in hiesiger Stadt gebräuchlichen, früher allgemeinen Ziehbrunnen, wie sie so oft erwähnt wurden.
Mehr oder weniger hatten sie alle dieselbe Gestalt und kann es als ein Muster derselben angesehen werden.
Die Inschrift auf demselben lautet: 1751. H. G. K. B. S. N. H. M. A. B. M. I. C. F. J. B. M.
und ist von Batton bereits unter den Nachrichten über ihn mitgeteilt. s.d.
Er verleiht dem ganzen Hofe einen eigenthümlichen Klang, wie überhaupt die ganze Localität trotz der vielfachen Veränderungen und Entstellungen, die sie im Laufe der Jahre durchmachen mußte, immer noch ein ziemlich alterthümliches Aussehen trägt; leider ist gerade in der letzten Zeit in der Capelle schwer gesündigt worden.
H. G. K. (B. S. Brunnenschultheiß), N. H. M. (A. B. M. Aelterer Brunnen Meister), I. C. F. (J. B. M. Jüngerer Brunnen Meister)
Band 6, Seite [unpaginiert]
Hammelsgasse
[kein Datum]
Band 6, Seite 15
Hammelsgasse 21
C.38
12. Mai 1863
Ein kleines Höfchen, noch ganz im alten Stand erhalten, mit dem gemeinschaftlichen Ziehbrunnen (er gehört zur Hälfte in das Besitzthum Vilbelerstraße 23 C.37. Bemerkenswerth darin ist das Haus links mit einer alten, in Holz ausgeführten Thür mit Spitzbogen, sowie die alte Kellerthür und das ganz alte Originalpflaster. Die ganze Lokalität hat Nichts, das an die Neuzeit erinnert, und der Eindruck der alten Zeit, den sie hervorbringt, ist durchaus rein. S. d. Abb. [R0930], welche erschöpfend den Gegenstand behandelt.
Band 6
Dezember 1864
Ist jetzt allen Charakters beraubt durch die in dem verwichnen Sommer in dem benachbarten Hofe aufgeführten Bauten, welche gar keinen Himmel mehr sehen lassen, sondern Licht und Luft wegnehmen. Der ganze malerische und poetische Reiz ist dahin.
Band 6
28. Juni 1873
Seit einiger Zeit total zerstört und nicht wieder zu erkennen. Der Brunnen ganz mit einem Schoppen überbaut, die spitzbogige Thüre entfernt, die alte Treppe links durch eine neue ersetzt, das Schutzdach über der Hausthüre weggebrochen und der Weinstock, der alles malerisch umrankte, ausgerodet.
Band 6, Seite 17
Hammelsgässer Hof
Hammelsgasse 17
C.40
26. Juni 1858
Ueber der Hausthür I. C. Z. 1743., daneben etwas tiefer, beifolgendes Wappen eingemauert. In der Mauer des kleinen, nach der Straße liegenden Hofes eine Thür, mit einem Spitzbogen überwölbt. An dem Hause Vilbelergasse 29. C.34 findet sich dasselbe Wappen eingemauert. s.d.
Band 6, Seite 19
Hammelsgasse 14
C.46
6. April 1879
An einem Tragstein unter dem 1ten Stock J. C. S. 1746. Scheint die Erbauungszeit des gegenwärtigen Hauses zu seyn.
Band 6
1. August 1866
An einem doppelten, mit einem früheren, nunmehr abgebrochenen Haus gemeinschaftlichen Tragstein unter dem 1. Stock. S. Abb. [R1271] [R1272]
Sonst an dem Hause nichts Bemerkenswerthes. An der Stelle des abgebrochenen Nebenhauses steht nun ein Bau, der nur aus einem Erdgeschoß mit einem flachen Dach gedeckt, besteht.
Band 6, Seite 21
Hammelsgasse 14a
6. April 1879
An einem Tragstein der Brandmauer unter dem ersten Stock A. C. H. 1746. Gehört gegenwärtig zu dem Hause Vilbelerstraße 11, C.55.
Das Haus hat keine eigne Lit.
Band 6, Seite [unpaginiert]
Hasengasse
[kein Datum]
Band 6, Seite 23
Neueneck | Lausherberig
Hasengasse 15 | Eck mit der Zeil 27
D.214 | D.215
31. Januar 1866
Dieses Haus hat, soviel mir bekannt ist, kein baugeschichtliches Interesse und stammt, so wie es jetzt vor Augen steht, aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Ende des vorigen oder Anfang dieses Jahrhunderts, und doch ist es wichtiger als viele andere, durch das, was in ihm vorgegangen, denn es ist eine geweihte Stätte, indem einer der größten Künstler, den je die Erde trug, längere Zeit in ihm wohnte, und zwar im ersten Stock desselben. Es war kein Anderer als der große und einzig in seiner Art dastehender Violinspieler und Componist Nicolo Paganini, dessen Name klingen wird von Generation zu Generation, so lange die Welt steht.
Er bewohnte das Haus im Jahr 1829, und die originelle Anekdote, die mir als Knabe mit ihm vor der Hausthür wurde, ist in meinen Jugenderinnerungen bereits erzählt. Jedenfalls kann das Haus stolz sein, einen solchen Genius, wenn auch nur zeitweise und vorübergehend, beherbergt zu haben.
Band 6, Seite 25
Drei Hasen | Heiliger Antonius
Hasengasse 3
H.173
12. Juni 1864
Stammhaus der Familie Senkenberg. Johann Hartmann Senkenberg, in Friedberg 1655 geb., kam 1682 als Arzt nach Frankfurt, wo er 1730 starb. Er bewohnte dieses Haus, in welchem Joh. Christian S. geb. wurde, welcher durch seine Stiftung des Bürgerhospitals sich in Frankfurt ein ewiges Denkmal gesetzt hat. Bei dem großen Brande von 1719 wurde das Haus bis auf den Grund zerstört und von seinem Besitzer, dem oben genannten Hartmann Senkenberg wieder auferbaut. In der Wetterfahne finden wir die Anfangsbuchstaben seines Namens I. H. S. 1721. Der Unterbau des Hauses, das jetzt vielfach verändert ist, hat reiche Steinhauerarbeit aufzuweisen, er ist massiv und zeugt von der Wohlhabenheit seines Erbauers. Das Haus bildet das Eck des kleinen Gäßchens, welches nach dem Aschaffenburger Hofe führt und hatte noch vor 10 Jahren über seiner Hausthüre ein in Eisen künstlich getriebenes Gitter, das in der Mitte die bekannte Figur von drei Hasen trug, welche in ihrer Zusammenstellung der Art geordnet waren, daß dieselben nur drei Ohren (horribile dictu für den Jäger „Löffel“) zusammen besaßen.
Schon im späteren Mittelalter kommt dieser Scherz vielfach vor, doch ist mir seine Entstehung und Bedeutung bis jetzt nicht bekannt geworden. Die drei Gebrüder Senkenberg
Band 6, Seite [26]
erhielten von dieser Darstellung, die offenbar den Hausnamen bezeichnet, den Namen „Die drei Hasen“.
Band 6
Hasengasse
14. September 1874
Heute wurde der Anfang mit dem Abbruch der Häuser No. 1. 3. 5. 7. gemacht und zu diesem Behufe die Fenster ausgehoben, ebenso das Haus Töngesgasse 28.
Das Haus Hasengasse 3 war das Geburts- und Wohnhaus der Gebrüder Senkenberg, s. Hasengasse 3.
Band 6
16. Oktober 1874
Alles der Erde gleich.
Band 6, Seite [unpaginiert]
Kleiner Gänsegraben | v. Reineck‘sches Haus
Hasengasse 6
H.187 [=H.178]
[kein Datum]
Haus und Garten des Herrn v. Reineck nebst der Hasengasse und dem Hause der Familie Senkenberg.
Band 6, Seite 27
Kl. Gänsegraben | v. Reineck‘sches Haus
Hasengasse 6
H.178
Mai 1860
Vor allem vergleiche man die Abbildung [C09301], welche das Haus in dem Zustande darstellt (aus der Vogelschau gesehen), in welchem es sich etwa in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrh. befand.
Bei dem verheerenden Brande von 1719 wurde zwar das an der Stelle des jetzigen Hauses stehende alte Burghaus, welches der Merian‘sche Plan von 1628 uns deutlich zeigt, von dem Feuer nicht zerstört, allein die nach der Hasengasse und Töngesgasse hin gelegenen, theilweise dazu gehörigen Behausungen, doch in ihren oberen Theilen mehr oder weniger ein Raub der Flammen. Drei der unteren, nach der Hasengasse liegenden Gewölbe desselben, durch ihre Festigkeit geschützt, blieben erhalten und sind noch auf den heutigen Tag vorhanden; aller Wahrscheinlichkeit nach gehören sie dem 15. Jahrh. an und wurden von der Familie Scheiden und Humbracht erbaut, wie die wohlerhaltenen Wappen derselben in den Schlußsteinen bezeugen. Diese Schlußsteine sind von äußerst zierlicher Arbeit und samt den Rippen in Sandstein ausgeführt. s. Ab. [R1007]
Bei der Wiederherstellung ließ man sie als willkommenen und brauchbaren Unterbau stehen und hat sich eine Eingangsthüre mit einem Spitzbogen bis auf den heutigen Tag in der Hasengasse erhalten. Seit langer Zeit dienen sie als feuerfeste Waarenlager. Das große Haupthaus scheint, wenn auch von dem Feuer nicht zerstört, doch [in] einer Weise gelitten zu haben, daß man einen totalen Neubau nicht wohl umgehen konnte, demnach blieb nichts davon übrig als die Schildmauern mit ihren steilen Treppengiebeln, deren ursprüngliche Gestalt man heute noch leicht erkennt, trotzdem, daß man sie durch
Band 6, Seite [28]
Maueraufsätze in geschwungenen Formen des damals üblichen Baustyls brachte. Einzelne alte Fenster aber in demselben sind ebenfalls noch erhalten, das ganze übrige Haus aber von Grund auf neu erbaut und und mit Steinhauerarbeit und Stuck reich verziert. Aus der Mitte des Daches erhebt sich ein Aufbau, der einen ziemlich geräumigen Salon enthält, welcher auf allen 4 Seiten Fenster hat und von welchen sich ein entzückender Rundsicht über die ganze Stadt und deren Umgebung darbietet, indem das Haus, vermöge seiner Lage, an einem der höchsten Punkte der alten Stadt, sowie auch durch seine eigene bedeutende Höhe weit über die benachbarten Gebäude hinausragt.
Der nach der Hasengasse hin gelegene Seitenflügel, welcher in Holz aufgeführt ist, gehört ebenfalls in die Zeit des Wiederaufbaus nach dem Brande und sind die beiden oben erwähnten Gewölbe nach dieser Seite hin die einzigen Ueberbleibsel des alten Baues.
Bei Gelegenheit aller dieser Veränderungen erhielt auch der Garten, welcher um ein Bedeutendes tiefer liegt als die Straße und in einem noch nicht ganz ausgefüllten Stück des alten Stadtgrabens angelegt war, seine jetzige Ausdehnung und Anordnung. Er war im Geschmack der Zeit, mit einer in der Mauer nach dem Graben zu angebrachten Gloriette und einem steinernen Pavillon, auf jedem Eck daran Dächer über der Mauer im Vordergrunde sichtbar sind, versehen. Das eiserne Gitter, welches denselben von der Straße schied, war zwischen den, dem Beschauer am nächsten stehenden beiden Figuren, etwas tiefer gelegt und hatte ein weit ausgebauchtes Gerähmse, zu dem von innen
Band 6, Seite 29
eine doppelte Treppe führte um bequemer hinaus auf die Straße sehen zu können. Die vier Figuren stellen die vier Jahreszeiten vor und sind von dem Bildhauer Andreas Donett vortrefflich ausgeführt und gar nicht ohne Kunstwerth. Zwei davon sind heute noch erhalten, die beiden anderen auf den Pfeilern am Eingangsthor sind seit einigen Jahren verschwunden.
Als die Familie v. Reineck im Jahr 1822 in Frankfurt erlosch, fiel das Haus an die Stadt, die es in mannichfacher Weise verwendete und im Jahr 1830 das Stadtgericht hinein verlegte; dann wurde es theilweise vermiethet, der Garten aber lag ziemlich einsam, wüst und verwildert, mit seinen plätschernden Springbrunnen, die von halbmannshohem Gras und Unkraut überwuchert waren, da für uns Kinder ein herrlicher Spielplatz, in dem wir von niemand gestört wurden, bis man ihn im Jahr 1836 vollends ausrodete und ausfüllte. Es wurden schoppenartige Gebäude hineingestellt, die als Lederhalle dienten. Seit 1848 sind sämmtliche Räumlichkeiten zu Kasernen eines Theils der Bundesgarnison eingerichtet. Links neben [dem] Hause erblickt man einen Theil des ehemaligen Capuzinerklosters, darüber hinweg die Dominikanerkirche. Die heute noch sichtbare Mauer war die ehemalige Stadtmauer und trennte den Kirchhof des Klosters von dem sogenannten Holz- oder Zimmergraben, eigentlich Baugraben. Sie ist in ihren unteren Theilen noch ganz erhalten. Rechts von dem Hause steigt der Dom mit dem Pfarrthurm empor, dahinter auf dem entfernten Berge die Sachsenhäuser Warte, sodann erblickt man
Band 6, Seite [30]
das Thürmchen der Dreikönigskirche in Sachsenhausen und etwas weiter rechts das Glockenthürmchen der Kirche des ehemaligen Hospitals zum Hl. Geist. Die enge dunkle Straße neben dem Hause ist die Hasengasse, das dritte Haus darin, rechter Hand, zu den drei Hasen genannt, ist das Stammhaus der Familie Senkenberg, s.d.
Beinahe sämmtliche näher gelegenen, auf dem Bild sichtbaren Gebäude wurden in dem vorgenannten Brande, der in Zeit von 15 Stunden 400 Häuser in Asche legte, vernichtet, und in dem damals herrschenden nüchternen Style wieder aufgebaut, deßhalb war eine eigentlich malerische Wirkung nicht leicht zu erzielen, und beschränkte sich die ganze Darstellung mehr auf die möglichst getreue historische Wahrheit, was mir um so leichter wurde, da ich selbst den Garten in seinem ursprünglichen Zustande noch nach der Natur gezeichnet habe, welche Zeichnung mit einer älteren vorliegenden zu meiner großen Freude in allen Theilen genau übereinstimmt.
Band 6
25. Oktober 1869
Bei dem soeben vollendeten Abbruch des alten Thurmes im Hofe der Constabler Wache fanden sich die Bruchstücke einer der obengenannten Figuren vollständig wieder. s.d.
Band 6
27. Juni 1870
Soeben werden in der Hasengasse in dem v. Reineck‘schen Garten die in der Mitte desselben stehenden Schoppengebäude, welche seit dem Jahr 1848 als Caserne dienten, niedergerissen, ebenso die alte, im Jahr 1567 erbaute Gießerei. Die schönen Steinfiguren, welche die Pfeiler des Gartens zierten und von denen zwei bereits einmal
Band 6, Seite 31
bei Gelegenheit der Zurüstungen zu einer Illumination verschwanden, s. Constablerwache, sind ebenfalls heruntergenommen worden und wer weiß, welches Schicksal ihnen noch bevorsteht. Nicht lange wird es dauern und die ganze Gegend ist bis zur Unkenntlichkeit verändert.
Band 6
17. Mai 1871
Der ganze Garten ist verschwunden und nebst den daranstoßenden Plätzen und den obengenannten Räumen in einen Marktplatz verwandelt worden, auf welchen der Markt ständig verlegt werden soll.
Band 6
4. Dezember 1878
Seit dem 27. Nov. auf den Abbruch versteigert, sind bereits die Fenster ausgehängt und wird das Haus rasch von seiner Stelle, die es so lange eingenommen, verschwunden seyn.
Band 6
5. Dezember 1878
An dem hölzernen Seitenflügel ist heute bereits das ganze herabgenommen worden.
Band 6
10. Dezember 1878
Das Nebenhaus bis auf den zweiten Stock heruntergebrochen, wobei eine in einer Nische liegende Thüre, welche im 3. Stock der Brandmauer des anstoßenden Hauses No. 4 angebracht ist, sichtbar wurde. Das Haupthaus hat bereits das ganze Dach mit dem Aufbau verloren und werden eben die Steinmauern eingerissen, die stellenweise noch die alten Fenster aufweisen.
Band 6, Seite [32]
14. Dezember 1878
Die alten Gewölbe sind eingeschlagen und auch das Mauerwerk derselben schon theilweise heruntergebrochen, es hat sich bis jetzt außer den Schlußsteinen derselben nichts Bemerkenswerthes vorgefunden. Nicht mehr lange wird es dauern, und es ist jede Spur des Hauses ausgetilgt.
Band 6
25. Februar 1879
Alles bis auf wenige Mauerüberreste der Erde gleich.
Band 6, Seite 33
Spenglerlädchen
Hasengasse 4 | Eck des Holzgrabens
April 1856
Es ist dieß zwar kein architektonisches Kunstwerk, noch hat es eine historische Bedeutung, allein, es gehörte so durchaus zu der alten Physiognomie unserer Stadt und ist zudem noch ein so theurer in lebendiger Jugenderinnerung stehender Spielplatz aus der Knabenzeit, daß ich ihm hier einen Platz und Andenken nicht versagen kann. Besonders gemüthlich erschien mir immer der außen auf dem Graben angebrachte Kamin des Häuschens, in welchem man im Winter so schön das Feuer auf der Straße brennen sah.
Abgebrochen wurde es am 1. April 1856.
Band 6, Seite [unpaginiert]
Heiligkreutzgasse
[kein Datum]
Band 6, Seite 33a
Heiligkreuzgasse 16
B.110
3. Dezember 1878
Seit einiger Zeit ist das Haus abgebrochen und dessen Stätte in einen Lagerplatz verwandelt worden. Die Abb. [R0924] zeigt dasselbe in seiner ehemaligen Gestalt.
[Von der Chronologie abweichende Paginierung C. K.]
Band 6, Seite 35
Heiligkreutzgasse 18
B.111
April 1859
Ueber der Hausthür im Schlußstein ein Wappen mit der Jahreszahl 1740. Es ist sehr roh ausgeführt, wie die Abb. [R1305] zeigt; auf einem Stab, um den sich eine Schlange windet, sitzt ein Vogel mit ausgebreiteten Flügeln, oben über dem Wappenschilde eine halbe menschliche Figur, die den Arm in die Seite stemmt.
Der hinter dem Hause gelegene Bleichgarten stößt unmittelbar an die alte Stadtmauer. Das Haus hat auf der Nordseite Fenster, die ich lange Zeit irrthümlicherweise für viel älter hielt und welche auch im Hause zum grossen Speicher vorkommen sowie an den Häusern Bleichstraße 17, 19, Eck mit der Abtsgasse, nämlich kleine viereckte 5 ‘‘ hohe Scheiben, s. Ab. [R1304]
Band 6
26. Juni 1874
Seit ungefähr 3 Monaten sind (4. März 1874) die Häuser auf den Abbruch zum Verkauf ausgeboten, und es wird nicht lange mehr dauern, so sind sie von der Erde verschwunden. Ein Theil der dahinter liegenden Bleichgärten ist bereits zugebaut, und soeben sind weitere Neubauten im Gange, die bald allen freien
Band 6, Seite [36]
Raum verschluckt haben werden und den Theil des Klapperfeldes, der bisher durch Mauern (Gartenmauern) die Straße begrenzte, in eine Häuserreihe verwandeln.
Band 6
4. Juni 1880
Seit Januar sind die Gebäude abgebrochen bis auf die Höhe einer Umfassungsmauer und der ganze Raum, in einen Lagerplatz vorläufig verwandelt, wird weiter als Bauplatz zum Verkauf ausgeboten. Die ganze Gegend erhält dadurch ein total verändertes Aussehen.
Band 6, Seite 37
Kleiner Spitalsgarten
Heiligkreutzgasse 15
8. Mai 1865
Die Abbildung [R0921] gibt den Zustand der Straße im Jahr 1842, seitdem ist Vieles verändert worden, indem das B.112 Entbindungshaus entstand, nebst mehreren Privatwohnhäusern. Das erste Haus rechts verdankt seine Entstehung wahrscheinlich dem Jahr 1748, es findet sich nämlich diese Jahreszahl auf der Südseite desselben an einer Sonnenuhr angebracht, zu gleicher Zeit findet sich daselbst auch die Zahl 1796, welche auf eine Restauration zu deuten scheint. Das folgende Haus mit dem Giebeldach und dem spitzbogigen Pförtchen in der Mauer steht schon auf dem Merian‘schen Plan von 1628 in seiner jetzigen Form, ist also älter, was auch ein Eisenbeschlag an einem Fensterladen des anstoßenden Schoppens andeutet, welcher in seinen Formen das Ende des 16ten oder an Anfang des 17. Jahrh. zeigt, s. beifolgende Abb. [R0920]
Früher war die Heiligkreutzgasse ein abgelegener, wenig begangener Ort, allein seit einigen Jahren sind die stillen umliegenden großen Gärten und Höfe nutzbar gemacht worden, und die Neuzeit hat daselbst ihr Panier entfaltet; nicht lange wird es dauern, so sind auch diese letzten wenigen Zeugen verschwunden, und nur die Erinnerung, welche sich an meine Abbildungen festrankt, vermag sich noch eine Zeitlang gegen die Vergessenheit
Band 6, Seite [38]
aufrecht zu erhalten.
Die Mauer mit dem kleinen Pförtchen und der darüber heraussehende Baum, welcher in dem Höfchen steht, macht ein gar behagliches Bild. Diese Mauer ist eine der wenigen noch vorhandenen dieser Art und ist deren in dem Aufsatz: Schlesingergasse 4, S. Roßmarkt, Gelbes Haus, weitläufiger gedacht, ebenso sind die Bleichgärten in der Stadt beinahe gänzlich verschwunden, und es ist gerade an der Zeit, ihrer hiermit ebenfalls und zwar unter einem besonderen Artikel, ausdrücklich zu erwähnen.
Band 6
6. Mai 1869
Soeben sind die in Rede stehenden Häuser auf den Abbruch versteigert worden, welcher sofort beginnen wird.
Band 6, Seite 39
Heiligkreutzgasse | Aussicht über die Bleichgärten daselbst
17. Januar 1866
Das Bild ist aus den Fenstern des Hauses Seilerstraße 21 genommen, von denen man einen großen Theil des ehemaligen Klapperfeldes übersieht, und da diese Fenster in der südlichen Wand des Hinterhauses sich befinden, welche genau auf der ehemaligen Stadtmauer steht, so haben wir hier ungefähr eine ziemlich genaue Darstellung eines Theils der Aussicht, wie man sie etwa bei einem Rundgang auf dem Umgang derselben hatte, indem diejenigen Häuser, welche innerhalb des Gesichtskreises liegen, beinahe noch sämmtlich in dem Zustand erhalten sind, wie sie damals waren, als die ganze Stadtmauer noch unversehrt aufrecht stand.
Das hohe steile Schieferdach mit dem Schornstein rechts ist das alte Haupthaus des Porzellanhofs, das Ziegeldach mit den drei Zwerghäusern, über das es hervorsieht, sind die Ställe der ehemaligen Reitbahn auf dem Klapperfeld. Die Straße zwischen den beiden Mauern ist der Theil des Klapperfelds, welcher zwischen dem städtischen Bauhof und dem auf dem Bilde sichtbaren Bleichgarten nach der Seilerstraße heraufführt. Das Haus mit dem Mansardendach, über dem der Baumwipfel sichtbar wird, bildet das Eck der Heiligkreutzgasse mit dem Klapperfeld, die weiter links endlich anstoßenden Bauten sind die Hinterhäuser der Heiligkreutzgasse mit den Bleichgärten. Ich bin überzeugt,
Band 6, Seite [40]
daß Göthe, als er seine Gänge auf der Stadtmauer unternahm, diesen Theil wahrscheinlich beinahe unverändert so gesehen hat, wie er noch heute steht, indem alle Veränderungen, welche in dortiger Gegend stattgefunden, rechts und links außerhalb des Bildes sich dem Gesichtskreis entziehen. Ich selbst wurde auf dieses glücklich erhaltene Eckchen erst aufmerksam, als ich die schreckliche Verheerung genauer übersehen wollte, welche am 15. dieses den Einsturz eines im Vorgrund der auf dem Bilde sichtbaren Bleichgärten aufgeführten halbfertigen Hauses
Band 6
Hauseinsturz
angerichtet hatte, wobei 16 Menschen um‘s Leben gekommen sind. Es wird nicht lange dauern, so sind auch diese Bleichgärten in den Bereich der Spekulation gezogen, und dadurch auch hier die Erinnerung an das alte Frankfurt ausgetilgt.
Band 6
Juli 1866
Mittlerweile sind meine Voraussagungen eingetroffen und in der nächsten Nähe sehr viele entstellende Veränderungen vorgenommen worden.
Band 6
26. Juni 1874
Durch die Aufführung der neuen Häuser auf dem Klapperfeld ist nun auch das letzte Eckchen zugebaut und die Stelle nicht mehr zu erkennen.
Band 6, Seite [unpaginiert]
Grosser Hirschgraben
[kein Datum]
Band 6, Seite 41
Großer Hirschgraben 24
F.54
3. April 1860
Ueber der Hausthüre beifolgender Stein eingemauert, mit der Jahreszahl 1571, den Buchstaben
V. D. M. AE. Verbum domini manet in aeternum - und der Hausmarke. Unter der Hausmarke befindet sich eine Zahl, wahrscheinlich Jahreszahl, eingehauen, welche vielleicht nebst den kleinen, zwischen den großen Ziffern stehenden Buchstaben J. J. D. B. erst 1723 hineingehauen wurden, als man den Stein, der offenbar von einem älteren Gebäude herrührt, bei dem Aufbau des Hauses dahin vermauerte, s. Ab.
Merkwürdigerweise findet sich in der Klostergasse 39, an dem Hause A.85 ein Tragstein mit derselben Hausmarke und derselben Jahreszahl, s.d.
Band 6
Mai 1862
Das Haus ist im vorigen Jahr abgebrochen und von Grund aus neu aufgebaut worden, bei welcher Gelegenheitr der Stein, der als Thürsturz verwendet war, zerschlagen und vermauert wurde.
Band 6, Seite 43
Schwarzenberger Höfchen | ad. Goethehause
Gr. Hirschgraben 22
F.55
Juni 1873
Frau Margarethe Friedericke Kolb, des Bürgers und Schneidermeisters Joh. Philipp Kolb Ehefrau, vorher verehelicht gewesene Hettenbach, weyland Herrn Joh. Peter Hettenbach gewesenen Bürgers und Schneidermeisters ehel. Tochter. Bapt. 30. Nov. 1746. + Montag 16. Nov. 1835 Nachts 11 Uhr in dem Alter von 88 Jahr, 11 Monate, 17 Tage.
Sie wohnte und starb in dem Hause Lit. G.108 Graubengasse, in ihren ersten Kinderjahren wohnte sie mit ihren Eltern auf dem großen Hirschgraben, gegenüber dem Hause des Herrn Rath Goethe, war eine Jugendgespielin des Dichters und Augenzeugin, wie er aus dem Gerähmse die Töpfe auf die Straße warf. s. Graubengasse 16. Lit. G.108.
[späterer Nachtrag in Bleistift S. E.:] Was sie uns oft erzählte, bei ihrem Tode war ich beinahe 16 Jahr alt,
vid. Graubengasse 16, Lit. G.108.
Band 6, Seite 45
Schwartzenberger Hof
Großer Hirschgraben 20
F.56
1742
Schwartzenberger Hof
Großer Hirschgraben 20
F.56
2. Juni 1864
gehörte das Haus einem Schuhmacher Johannes Heimberger.
Band 6
1790
ist der Eigenthümer Schuhmacher Johannes Seybart.
Band 6
1790-1838
Schuhmacherswittwe Schwartz geb. Seybart.
Band 6
1861
erwarb der Schreiner Wichmann dasselbe käuflich, riß es bis auf den Grund nieder und baute es neu auf.
Band 6, Seite 47
Schwartzenberger Höfchen
Großer Hirschgraben 18
F.57
2. Juni 1864
Dieses Haus ist seit dem Jahr 1717 mit dem Hause „Zum rothen Engel“ vereinigt, es lag in der Rosengasse und kommt in einer Verkaufsurkunde im Jahr 1534 vor: „Verkauft Johann Gerlach und seine Hausfrau Margarethe das Haus an Johann von Krin“. Die betreffende Stelle lautet „Eine Behausung gelegen in der Rosengasse Im Schwartzenberger Hoflin ..…“. Stoßt hinten gegen der Stadt Mauer.
1653, 13. Oct. gehört das Haus einem Herrn Daniel Gauff. Er verpfändet eine Gültverschreibung von fl. 60, welche vom Jahr 1534 datirt ist und welche er von dem Junker Achilles Ludwig von Glauburg gegen andere Güter eingetauscht hatte, und welche auf seinem ihm zugehörigen Hause haftet. Das Haus heißt darin „Zum Schwartzenberger Höfflein“.
Band 6
1700, 27. Oct.
Verkauft der Schreinermeister David Zimmermann und seine Ehefrau geborene Mehlin an den Schneidermeister Heinrich Wöhler eine Behausung auf dem großen Hirschgraben, einerseits, neben den verkaufenden Eheleuten selbst, anderseits neben der Wittwe Kapper hinten auf besagte Eheleute stoßend, sammt einem Antheil des bisher gemeinschaftlichen Brunnens. Kaufpreis fl. 1000.
1716 verkaufen die Wöhler‘schen Eheleute das Haus an Herrn Christoph Ochs. Dr. und des Raths für fl. 1400.
Band 6, Seite [48]
1717
Vereinigt Herr Rath Ochs das Haus mit seinem größeren Nebenhause zum Rothen Engel.
Steindecker-Rechnung. Den neuen Bau mit einem Zwerghaus zu decken.
Maler Conrad Unsin. Ein Drachenkopf zu vergolden und anzustreichen, ohne Gold 1 fl.
Maler Geubel. Das Haus zu malen, ohne Gold fl. 36
250 Pfund rothe Farbe zu stoßen, das Pfund 3 xer.
27 Pfund Bleiweiß.
Spengler. Einen Knopf oder Stern von Blech auf das Dach, sodann einen Drachenkopf.
Steinmetz. Auf die Brandmauer eine Kugel.
Glaser. 824 Spiegelscheiben, pr. Stück 6 Heller.
Siehe auch:
Band 6, Seite 49
Rother Engel
Großer Hirschgraben 18
F.57
1703, 21. Sept.
Rother Engel
Großer Hirschgraben 18
F.57
2. Juni 1864
Verkauft die Wittwe Kappes und deren Kinder das Haus zum Rothen Engel an Herrn Tobias Crafft, Kaufmann.
Band 6
1707
Streit wegen Versperrung eines gemeinschaftlichen Aliments. Tobias Crafft klagt gegen den Schreinermeister Zimmermann, daß er in das gemeinschaftliche Aliment einen Schleifstein gestellt und damit dasselbe versperrt habe. Zimmermann wird verurtheilt und muß den Stein wegnehmen.
Band 6
1712, 30. Juni
Verkauft Johannes Crafft und seine Schwester Salome von Lersner das Haus zum Rothen Engel sammt Gärtchen, Gartengewächsen und allem Zubehör an Herrn Dr. Ochs des Raths. für f. 6700, worauf derselbe den Neubau unternimmt.
Laut der am 12. Oct. 1712 aufgestellten Baurechnung durch den Maurermeister Daniel Kaiser:
1. Die Brandmauer gegen das von Fleischbein‘sche Haus zu erhöhen, soviel als nöthig.
2. Die Brandmauer gegen des Schneiders Haus zu erhöhen, so hoch als nöthig.
3. Hinten im Hof den ganzen Seitenbau gemacht, 3 Stock hoch.
4. Einen Wälschen Giebel auf das Dach zu setzen.
Band 6
1712
Steinmetz. Auf die Brandmauer den Horststein mit Spitze und Kugel.
Bildhauer Andreas Donet. 2 Ofensteine, den einen mit Kindern, den andern mit Katzen.
Merkwürdig ist die Orthographie Donet‘s, wel-
Band 6, Seite [50]
cher kein großer Meister im Schreiben gewesen zu sein scheint, er schreibt:
Ohwen fihsse (Ofen Füße).
Band 6
1713
Herbstmesse. Glaser-Rechnung, 96 neue Fenster, groß und klein, mit 5638 Spiegelscheiben, das Stück 6 Heller.
Band 6
1713
Weißbinder-Vertrag. Das Getäfel und die Fensterrahmen mit grauer Oelfarbe anzustreichen.
Maler. Conrad Unsin. Das Haus zum Rothen Engel zu malen und zu vergolden fl. 34
Drachenköpfe und Knopf auf dem Dach zu vergolden.
Band 6
1713
Glocken- und Stückgießer Schneidewind. 1 Anklopfer (Thürklopfer) und Thürring fl. 9, 20 xer.
Spengler. Zwei Drachenköpfe von Blech (Wasserablauf) sowie einen Knopf auf das Dach.
Band 6
1717
Wird das von dem Herrn Rath Ochs angekaufte Nebenhaus (Schwartzenberger Höfchen) zu dem Hause gezogen und durch einen gleichmachenden Neubau mit demselben in ein Haus verwandelt, s.d.
Band 6
1753
Verkaufen die Ochsenstein‘schen Erben ihre von ihren Eltern ererbte, vordem aus zwei Häusern bestandene, nunmehr in eins gezogene Behausung „Zum Rothen Engel“ an Herrn Johann de Bary, Kaufmann, für fl. 12.000. Im Besitze von dessen Nachkommen befindet es sich noch heute.
Die Familie de Bary ließ im Jahr 1784 gründliche Reparaturen und Veränderungen vor-
Band 6, Seite 51
nehmen, welche jedoch mehr die inneren als die äußeren Theile betrafen.
Vor einem Jahre 1863 wurden die Schrotsteine an der Hausthüre weggenommen und die Platten, welche an dem Hause lagen, beseitigt, um das Trottoir anlegen zu können.
Die Drachenköpfe, welche das Wasser auf die Straße spieen, ließ Herr de Bary wegnehmen (mein Freund und jetziger Besitzer des Hauses) und Standkändel anbringen.
Allem Anschein nach hatte das Haus in der ganzen Fronte an allen Fenstern runde Scheiben (ohne Nabel), sogenannte Spiegelscheiben, denn wie sollte sonst die ungeheure Scheibenzahl herauskommen, nämlich im Durchschnitt 58 Scheiben per Fenster.
Band 6, Seite 53
25. Juni 1864
„Mich gewannen drei gegenüber wohnende Brüder von Ochsenstein lieb … u.s.w. … … …
… bis … Lebensende ergötzten“ [wahrscheinlich aus Goethes „Dichtung und Wahrheit" zitiert S. E.]
Das Haus, welches dem Goethehause gerade gegenüber liegt, bestand früher aus zwei voneinander getrennten Häusern, deren jedes einen besonderen Eigenthümer hatte. Das größere, nach Süden gelegene hieß zum rothen Engel und wurde von dem Herrn Dr. Ochs des Raths und späteren Stadtschultheißen im Jahr 1712 käuflich erworben, niedergerissen und von Grund auf neu erbaut, es nimmt genau den Raum der sieben südlichen Fenster und der zwei Hausthüren ein. Das kleinere nördliche mit dem Namen zum Schwartzenberger Höfchen, erkaufte er 1717, riß es nieder und vereinigte den Neubau mit dem vorgenannten in ein Haus, das seitdem den Namen Rother Engel führte. Er ließ dasselbe durch den Maler Conrad Unsin roth anstreichen, bemalen und vergolden und erhielt derselbe für diese Arbeit die Summe von 34 fl. Die Drachenköpfe von Blech, welche das Regenwasser von den Dächern auf die Straße leiteten, waren gleichfalls vergoldet sowie die beiden Knäufe mit den Wetterfahnen, in denen die Jahreszahlen 1712 und 1717 angebracht waren.
Im Jahr 1753 verkauften nach dem Tode des Stadtschultheißen dessen Erben das Haus an den Kaufmann
Band 6, Seite [54]
Johann de Bary für die Summe von 12.600 fl., dessen Nachkommen es noch heute besitzen.
Nach und nach verschwand die rothe Bemalung sowie auch die Drachenköpfe und die runden Spiegelscheiben, deren in den Fenstern der beiden Häuser laut Glaserrechnung 6462 Stück eingesetzt waren. Alle diese Veränderungen fallen in den Anfang dieses Jahrhunderts, und in ganz neuer Zeit (1863) verschwanden auch bei Anlegung der Trottoirs vor dem Hause die beiden Schrotsteine vor der Hausthüre. Obgleich nun dadurch besondere auffallende Formentstellungen nicht vorgekommen sind, so mag der Eindruck, den das Haus zu Goethes Jugendzeit hervorbrachte, nie von dem heutigen sehr verschieden gewesen seyn, indem es damals 36 Jahre alt war und somit in Malerei und Vergoldung bereits durch das Wetter gebräunt, eher einen dunklen Eindruck machen mußte.
Diese Nachrichten sind sämmtlich den Originalurkunden und Baurechnungen entnommen, welche sich nebst einer Zeichnung des südlichen und nördlichen Hauses, erstere im Jahr 1712 das neuerbaute Haus darstellend, letzteres wahrscheinlich das Häuschen vor dem Abbruch mit einem Theil der hinteren Seitenbauten zeigend, im Besitz des Herr Ph. de Bary befinden, der mir freundlichst die Einsicht und Benutzung gestattete und was mir nur noch eine beinahe größere Wichtigkeit war, mündlich
Band 6, Seite 55
noch viele schätzenswerthe Erläuterungen beigefügt hat, indem beinahe alle jene Veränderungen an ihm gemacht oder noch in den Bereich seines Gedenkens fallen, so daß er den eigentlichen Originalzustand beinahe noch vor Augen hatte.
Was die anderen auf dem Bild sichtbaren Häuser anbelangt, so sind sie alle verschwunden und durch neue ersetzt. Das Ochsensteinsche [Haus] ist das einzige auf dieser ganzen Seite, das aus Goethes Zeit auf uns gekommen ist.
Das Nachbarhaus mit den drei Zwerggiebeln war zur Zeit, als Rath Ochs den Neubau seines Hauses vornahm, im Besitz der Familie v. Fleischbein, später kam es an den Dr. med. Behrends, bekannt durch seine Beschreibung der Frankfurter Brunnen, welcher bis zu seinem 1824 erfolgten Tode es bewohnte.
Ältere Abbildungen sind mir nicht bekannt. Der Hirschgraben war von je eine stille und dem Verkehr ziemlich entlegene Straße; und man hielt es nicht der Mühe werth, ihn abzubilden.
Der Merian‘sche Plan, die einzige Quelle dahier, behandelt grade diese für vorliegende Darstellungen so wichtige Stelle höchst stiefmütterlich, was jedoch großentheils seinen Grund
Band 6, Seite [56]
in der für gegenwärtige Bestrebungen ungünstigen Richtung der Straße finden mag, nach welcher die steile Neigung der Linien eine erschöpfende Deutlichkeit geradezu unmöglich macht.
Ich glaube, dieses Blatt ebenfalls als eines der Wichtigen betrachten zu dürfen, denn die auf demselben dargestellten Häuser hatte Goethe aus den Fenstern seines Arbeitszimmers in seinem elterlichen Hause fortwährend vor Augen, und es ist keinem Zweifel unterworfen, daß sie in seiner Erinnerung eine Hauptstelle einnehmen mußten und ihm als nächste vertraute Nachbarschaft für Vieles ein Verständnis eröffneten, das in den Schilderungen, die er von seiner Vaterstadt macht, überall durchschimmernd gerade jenen unbeschreiblichen Reiz der Wahrheit hervorbringt, in welchem es bis jetzt kaum erreicht, noch viel weniger aber übertroffen wurde.
Band 6, Seite 57
Goldner Apfel
Gr. Hirschgraben 12 | Goldene Federgasse
F.59
[kein Datum]
Diese beiden Wappen sind auf einem Ofenstein angebracht, welcher sich im Hause vorfand. s. Abb. [R1090]
Band 6, Seite 59
1644
Verkauft Maria Walberger, Wittwe die Behausung zum Neuen goldnen Apfel an den Münzmeister Anselm München für 1770 Gulden ganz zinsfrei.
Band 6
1660, 19. Dec.
Verkauft die Familie Grambs das Haus zum Grossen gold. Apfel auf dem gr. Hirschgraben an Herrn Anton Hubrecht.
Band 6
1680, 5. Nov.
Verkaufen die Rappenmacherischen Erben das Haus zum Grossen gold. Apfel an Herrn Johann du Fay. Wird genannt eine Eckbehausung auf dem langen Hirschgraben, sammt Garten für 9000 Gulden.
Band 6
1752, 1. Mai.
Verkaufen die Erben des Herrn Johann du Fay das Haus zum goldnen Apfel an Herrn
Gerhard du Fay für 14500 Gulden.
Band 6
1758, 4. Juli.
Erklärt sich Herr Gerhard du Fay concours und wird das Haus in der Versteigerung dem Herrn Jacob Philipp Leerse zugeschlagen. 15200 Gulden.
Band 6
1758
Baut Herr Philipp Jacob Leerse des Hauses Brandmauer neu auf.
Band 6
1760
Wird dem Banquier Leerse erlaubt, im 2ten Stock seines Hauses einen Glaserker anbringen zu lassen.
Band 6, Seite [60]
1763
Ist Herr Leerse willens, die vor seinem Hause stehende steinerne Bank abbrechen zu lassen, will jedoch sein Recht, dieselbe, wenn es ihm belieben sollte, wieder aufzustellen, nicht schwinden lassen. - Wird genehmigt.
Band 6
1771
Baut Herr Philipp Jacob Leerse das Haus zum goldenen Apfel neu auf.
Band 6
1771, 14. Dec.
Wird dem Banquier Leerse erlaubt, an seinem Haus (gold. Apfel) auf dem gr. Hirschgraben 2 große und 4 kleine Abträge setzen zu lassen.
Band 6, Seite 61
Weisser Hirsch
Großer Hirschgraben 3
F.63
8. Februar 1872
Da in der allernächsten Zeit der Abbruch der Gebäude und die Zerstörung des Gartens ihren Anfang nehmen wird, so ist es nun doch an der Zeit, diesem merkwürdigen Platz noch einmal eine erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden, ehe man auf immer von seiner jetzigen Gestalt und seinem jetzigen Aussehen Abschied nimmt. Schon im Jahr 1849 hatte ich den Garten Behufs der genaueren Besichtigung der Stadtmauer am Weißfrauenkloster durch und durchgestöbert und viel Interessantes darin gefunden, heute nun finde ich ihn merkwürdigerweise noch ganz unverändert und in demselben Zustand. Es kann nicht leicht ein stilleres und einsameres Plätzchen geben als es hier zu finden ist, und man vermag kaum dem Gedanken Raum zu lassen, daß man sich in dem Jahr 1872 und inmitten einer volkreichen, nach allen Richtungen sich täglich ausbreitenden Stadt befindet, deren Bevölkerung mit fieberhaftem Eifer nach den Errungenschaften der Neuzeit strebt. Die dunklen Mauern und Dächer des Weißfrauenklosters schauen mit ihren schlanken und zierlichen Thürmchen noch gerade so ernst über die dichtbelaubten Linden in den schattigen und kühlen Garten herein wie damals, und wenn auch ihr Bild sich nicht mehr in dem seit geraumer Zeit zugeworfenen Teiche spiegelt, dessen Stelle jedoch immer noch trotzdem genau zu erkennen ist, so bleibt doch noch genug übrig, um sich vollständig aus unserer Zeit hinaus und weit zurück in die Vergangenheit zu versetzen, welche in ihren einfachen Zuständen diesen beschaulichen Gemüthsstimmungen allerdings weit mehr Vorschub leistete als das Schnauben und Pfeifen der Bahnzüge, die alles ruhige Element nach und nach auf immer zu entführen drohen. Ein Blick auf meine in 1849 angefertigten Zeichnungen wird dieß zur Genüge beweisen. Die Stadtmauer ist hier, und zwar mit ihren ältesten Theilen, in einer Vollständigkeit erhalten, wie in unserer Stadt nirgends mehr und braucht,
Band 6, Seite [62]
was malerische Wirkung und geheimnisvollen Charakter anbelangt, sammt dem daran und darauf gebauten Kloster keine Concurrenz zu scheuen. In der Nähe gesehen, unter den dunklen Linden sowohl als wie auch in einiger Entfernung vom Garten aus über denselben weg, bleibt der Eindruck stets derselbe und wird bis jetzt noch durch keine Wirkung gestört. Wie lange es noch dauern mag, bis dieser reine Akkord verhallt seyn wird, ist nicht schwer zu sagen und bereits oben angedeutet worden. In der hinteren Mauer des Gartens, welche die Grenze zwischen ihm und den Gärten der auf der großen Galgengasse liegenden Häuser trennt, wird unsere Aufmerksamkeit vor Allem auf ein Portal gelenkt, das durch eine Thüre mit zierlich durchbrochener Schnitzarbeit verschlossen wird und ehemals in den Nachbargarten führte, nunmehr aber von dort aus vermauert ist.
Wahrscheinlich verdankt diese Thüre sammt der Mauer, in welcher sie liegt, ihre Entstehung dem Jahr 1604, wie ich aus der Jahreszahl entnehme, die sich auf zwei Grenzsteinen befindet, die auf derselben liegen und deren einer das Wappen der Familie v. Holtzhausen, der andere das der Familie Völker auf ihren Kopfenden tragen. Der letztere liegt an der Grenze des Mohrengartens, der erstere dicht bei der Thüre und ist die Jahreszahl auf beide Steine vertheilt. s.Ab. - Als ich vor 23 Jahren das Portal zum erstenmal erblickte, war es halb mit Gesträuch und Dornen verwachsen und von der Morgensonne unbeschreiblich schön erleuchtet, jetzt aber sind die schönen durchbrochenen Thürflügel bereits ausgehängt und liegen daneben am Boden unbeachtet und dem Verderben anheimgegeben.
Von hier aus gewahrt man das Haus, in welchem Goethe
Band 6, Seite 63
geboren wurde und hierher über diesen und die benachbarten Gärten weg schweifte sein Blick; kein Wunder, wenn er den dadurch wachgerufenen elegischen Empfindugen einen begeisterten Nachruf in seinem „Dichtung und Wahrheit“ widmete.
In der Mauer neben der Thüre nach dem Mohrengarten hin befinden sich einige zugemauerte Fenster und Thüren, welche uns den Beweis liefern, daß der Verkehr zwischen den Nachbarn ein durchaus freundlicher gewesen seyn muß und von einer strengen Trennung keine Rede war. (s. Gallengasse 5).
Der Mohrengarten gehörte in letzter Zeit, ehe er als Speculationsobjekt verkauft wurde, mit seinem ungeheuren Terrain von 180.000 Quadrat-Fuß der Familie v. Holtzhausen und wurde für die Summe von 180.000 fl. von dieser verkauft. Was würde wohl heute bei den jetzigen Preisen dafür erzielt werden können, wo der Quadratschuh mit 10, 15 und 25 fl. bezahlt wird? -
In dem Hofe liegt noch das alte Pflaster und bildet die oben erwähnte alte Stadtmauer durch seine ganze Länge hin bis zu dem Vorderhause die Grenze nach dem Weißfrauenkloster. An diese Mauer lehnt sich ein Ausbau, der Thurm genannt, ein höchst malerischer Bau, wie es scheint aus dem 16. Jahrh. mit alten gut profilirten Fenstergewändern. An seiner, wie es außer allem Zweifel steht, erst in diesem Jahrhundert eingebrochenen Thüre steht ein uralter Taxus, dessen Durchmesser unten bei der Erde nach meiner eigenen Messung 18 Zoll betrug.
Das Vorderhaus, das in seinen nach dem Hofe zu gelegenen Theilen mit Schiefersteinen beschlagen ist, hat seinen Eingang unter dem Thorbogen, es stammt aus dem 16. Jahrh., erlitt aber im vorigen Jahrh. sowie im Jahr 1867 bedeutende durchgreifende Veränderungen. (S. Abb. [R0082] vor der Veränderung gez. 1866). Ich erinnere mich noch, daß die Fenster roth eingefaßt waren und runde Scheiben
Band 6, Seite [64]
hatten, die sich theilweise noch vorfinden. Uralte Hollunderbäume finden sich an den alten Bauten sowie einige alte Akazien im Hofe nebst einem prachtvollen Nußbaum, der mit seinen Zweigen die Fenster der alten Waschküche und die Gänge mit dem Treppenhaus freundlich beschattet, und über die alte Mauer mit ihren Schießscharten, durch die der Wind das darauf wachsende Gras bewegt, schaut die Kreuzblume des Weißfrauenthürmchens. Lange Zeit war die Besitzung Eigenthum der Familie Gontard dahier, bis sie im Jahr 1865 von Herrn Küchler um den Preis von 95.000 fl. erstanden und vor einiger Zeit für 440.000 an die Süddeutsche Bodencredit-Gesellschaft verkauft wurde.
S. Artikel: Haus zur Tanne; Große Galgengasse 5; Weißfrauenkloster; Alte Stadtmauer.
Band 6, Seite 65
7. März 1872
wurden die ersten Bäume, die Birken in dem Gebüsch im Garten links an der Stadtmauer gefällt.
Band 6
8. März 1872
Wurde der Taxus im Hofe an dem Thurm gefällt.
Band 6
9. März 1872
Wurde der alte Hollunder an dem Thurm gefällt.
Band 6
11. März 1872
Die alten Linden (sogenannte Seufzerallee) im Garten an der Stadtmauer sowie der Anfang mit dem Umhauen des kleinen Wäldchens daselbst gemacht wurde.
Band 6
2. April 1872
Wurden die Thorpfeiler des Gitters, das den Hof von dem Garten trennt, umgeworfen und zwar so gewaltsam, daß der eine der darauf stehenden Blumenkörbe weit hinaus geschleudert wurde.
Band 6
2. April 1872
Wurde der Anfang mit dem Abbruch des Thurmes gemacht sowie ein großer Theil der Trennungsmauer in den Nachbarsgärten niedergelegt. Der Thurm hatte sowohl im ersten Stockwerk als auch in dem Erdgeschoß eine durch die Stadtmauer gebrochene, nach dem Klostergebäude führende, vermauerte Thüre und früher von dem weißen Hirsch aus keinen Eingang, sondern wurde dieser wahrscheinlich erst eingebrochen, als man den Thurm zu anderweitigen Zwecken erst vermiethete und später an die Besitzer des weißen Hirsches verkaufte. In der deßhalb ausgestellten Urkunde wird das Gebäude der Schoppen genannt. s.d.
Bei dem Abbruch fand sich im Hauptbau in einem Zimmer des zweiten Stocks ein Ofen mit schönen Thonkacheln vor, die leider verloren gingen. Ueber den Thüren in zwei Zimmern befanden sich gut gemalte Bilder von Schütz in geschnitzten goldenen Rahmen, welche der Verkäufer, Herr Küchler, sich ausbedungen hatte und wieder herstellen ließ.
Bodenplättchen fanden sich ebenfalls vor und zwar nach dem bekannten Muster, das hier vielfach vorkommt. Bei dem Neubau des Jahres 1753 durch Herrn Gontard wurde das Vorderhaus nur verändert, nicht von Grund aus neu gebaut, namentlich war der alte Thorbogen, welcher auf schönen hölzernen Trägern ruhte, vollständig erhalten und waren zwei neue im Styl des vorigen Jahrhunderts dazugestellt worden. Am deutlichsten zeigte sich die Veränderung
Band 6, Seite [66]
am Dach, das ebenfalls nur theilweise umgestaltet wurde.
Das Thor, welches das enge Gäßchen neben dem Hause abschloß, s.Ab. [R0081], hatte in den unteren Gewändern 4 Zeichen, s. Ab. [R1350] [R1354], eingehauen, welche das Wappen der Familie du Fay vorstellten. Ueber die Entstehung derselben an diesem Ort und der seltsamen Stelle giebt es eine Art von Sage, welche ein bedeutsames Licht auf die Rechtszustände Frankfurts im Laufe des vorigen Jahrh. wirft. Ein langer Proceß, der erst in unseren Tagen mit einem Vergleich endete, schloß sich daran und werde ich später darüber berichten.
Band 6
22. Mai 1872
Heute, nachdem sämmtliche Bauten bis auf den Grund niedergerissen waren, wurde der schöne Nußbaum, der im Hofe stand und alles um sich herum hatte fallen sehen, ermordet. Es war ein betrübender Eindruck, den kräftigen Baum im vollen Laubschmuck am Boden liegen und seine Glieder zerhauen zu sehen.
Band 6
3. Juni 1872
Heute wurde die alte ehrwürdige Stadtmauer angefangen, abzubrechen.
Band 6
23. Juni 1872
Ist bereits bis an den Mittelbau im Hofe nach der Weißfrauenkirche niedergerissen.
Band 6
21. September 1872
Alles seit Juni der Erde gleich, zum Theil die Neubauten bis zum Dach aufgeführt und die Stätte nicht mehr zu erkennen. Der übrige Platz, den der Garten mit den Nachbarsgärten einnahm, ist zum Theil schon aufgefüllt bis auf eine Höhe von 11 Fuß über dem seitherigen Boden und sind die neu abgesteckten Straßen bereits passirbar.
Band 6, Seite 67
1592, 9. März
Extract Rechnung Amtprotocolle 9. März kraft dessen dem Besitzer des Hauses zum Weißen Hirsch „Herberg zu halten und Schild anzuschlagen“, erlaubt worden.
Band 6
1629, 14. März
Währbrief über die Behausung zum W.H. auf Johann Ruland und Gattin, dem die Vormünder über Joh. Horken seel. Kinder solche verkauft.
Band 6
1638, 27. April
Währbrf. über einen Garten, so nunmehr zum W.H. gehört und Jacob du Fay, dem Jüngeren, dem solcher vom löb. Rechnei-Amte verkauft worden.
Band 6
1701
Verschiedene Acten Stücke sammt Bau-Amtsbescheid und Schöffendecret wegen der von den Deputirten des Weißfrauenklosters streitig gemachten 2 Fenster so aus dem Haus z.W.H. in ersagtes Kloster gehen, die aber dem Haus zugesprochen worden.
Band 6
1718, 12. Oct.
Kaufcontract zwischen den v. Lersnerischen Erben und Herrn Joh. Georg Lers über das Haus z.W.H. und daran gelegenen kleinen Garten
Band 6
1719, 31. Aug.
Garantieschein von den Lersnerischen Erben, daß sie von Herrn Hauptmann de Groth die Unterschrift des Kaufbriefes zwischen ihnen und Herrn Lers wegen des Hauses z.W.H. und daran stoßenden großen Garten verschaffen wollen.
Band 6
1719, 31. Aug.
Revers von Joh. Maximilian v. Lersner, daß , wenn ihm das eine Stück von dem großen Garten werde eingeräumt, sey er an dem Haus z.W.H. und dem übrigen Stück nichts mehr zu verlangen habe.
Band 6
1719, 1. Sept.
Kaufcontract zwischen den v. Lersner‘schen Erben und Herrn Joh. Georg Lers über den großen Garten hinter dem Haus z.W.H.
Band 6
1723, 8. Feb.
Kaufcontract zwischen Herrn Joh. Georg Lers und Frau Anna Maria Vigy, geb. de Cost über das Haus z.W.H. und daran gelegenen großen und kleinen Garten.
Band 6, Seite [68]
1723, 12. Juli.
Instrumentum cessionis, kraft dessen Herr Jac. Vigy und dessen Eheliebster Frau Anna Maria Vigy, geb. de Cost das Haus z.W.H. sammt Zugehör angleichen den großen Garten an Frau Wittib Vigy.
Band 6
1724, 7. Juni
Revers an Herrn Joh. Maximilian v. Lersner, daß er den in Händen habenden Original Währbrief über den jetzo zum W.H. gehörigen gr. Garten, sobald er das von solchem Garten ihm durch Vergleich zugestandene Stück in Besitz haben würde, an Frau Vigy abtreten wolle.
Band 6
1724, 13. Sept.
Vertrag zwischen Herrn Capitain v. Lersner und Capit. de Groth wegen der streitbaren Mauern mit der Hirthgrab‘schen Nachbarschaft mit jetziger Besitzerin des großen Gartens, Anna Maria Vigy in Copia vidimata.
Band 6
1729, 25. Oct.
Rath Conclusum, daß Hr. Jacob Vigy gegen gewisse Bedingungen erlaubt seyn solle, die in dem Garten hinter dem W.H. gehende Antauche verdecken zu lassen.
Band 6
1736, 11. Juli
Vidimirter Extract eines zwischen Herrn Henrich v. Stockum seel. nachgelassener Frau Wittib und Erben an einem, sodann Herrn Jac. Vigy und dessen Eheliebste Frau Anna Maria Vigy, geb. de Cost wegen der Verlassenschaft ihrer seel. Frau Mutter Herr Joh. Vigy seel. hinterlassener Frau Wittib errichteten Vergleichs, kraft dessen das Haus z.W.H. sammt dessen An- und Zugehörungen weyl. Herrn Henrich v. Stockum seel. nachgelassener Frau Wittib und deren Erben eigenthümlich abgetreten werden.
Band 6
1745, 26. April
Kaufbrief zwischen Hr. Thomas v. Stockum an einem, sodann Hr. Hofrath v. Reineck uxorio nomine und Herrn Joh. Jac. v. Stockum am anderen Theil über den Drittel des Hauses z.W.H. und dessen Zubehörungen.
Band 6, Seite 69
1748, 28. Aug.
Kaufbrief zwischen Herrn Hofrath v. Reineck und Uxoris und Herrn Joh. Jac. v. Stockum an Herrn Heinrich Günther v. Ebertz des Hauses z.W.H.
Band 6
1748, 25. Oct.
Kaufbrief des Hauses z.W.H. von Herrn Heinrich Günther v. Ebertz an Herrn Christian Ziegler älter.
Band 6
1753, 29. Mai
Kaufbrief zwischen Herrn Christian Ziegler älterer und Herrn Jacob Friedrich Gontard des Hauses z.W.H.
Band 6
1773, 31. Mai
Cession von Herrn Jac. Friedrich Gontard seel. Erben an Herrn Joh. Heinrich Gontard.
Band 6
1803, 20. Juli
Kaufbrief zwischen Hrn. Deputirtem des löbl. Weißfrauenklosters und Hrn. Jac. Andreas Gontard , kays. Heß. Rittmeister und Escadrons Commendants, den Schoppen so aus dem Weißfrauenkloster in den W.H. gehet, betreffend.
Band 6
1814, 25. Aug.
Kaufbrief zwischen Bürgermeister und Rath und Herrn Obrist Gontard, den hinten am Garten herlaufenden Zwinger betreffend.
Band 6
1814, 27. Dec.
Kaufbrief zwischen Bürgermeister und Rath einer-, und Hrn. Gebr. Stern und Herrn Obristlieutenant Gontard andererseits, die alte Stadtmauer betreffend.
Vertrag zwischen Stadt Kämmerei und Herrn Obristl. Gontard, den Besitz der hinteren Einfahrt des W.H. betreffend.

Nach dem Originalverzeichniß am 5. April 1872 abgeschrieben.
Band 6, Seite 71
1753
Es ist aller Wahrscheinlichkeit nach anzunehmen, daß um diese Zeit die sämmtlichen Bauten, wie sie uns jetzt vor Augen stehen, in ihre jetzige Form gebracht worden sind und zwar durch Herrn Jakob Friedrich Gontard.
Band 6
1753, 4. Sept.
Wird dem Gontard befohlen, die 12 Schuh von der städtischen Allment wieder herzugeben und seinen Bau bis dahin einzuhalten.
Band 6
1757
Wird ein Proceß gegen ihn eingeleitet wegen Entfernung des Ueberhangs im Seitenbau.
Band 6
1764
Wird sein Gesuch um Belassung desselben nochmals abgeschlagen.
Band 6
1753
Ist das Allment noch städtisch und noch nicht genau entschieden, daß es jemand anderem zugehört. Der Streit fing 1749 an.
Band 6
1803
Werden die Gontard‘schen Erben zu 10 fl. Strafe verurtheilt, weil sie im Weißen Hirsch eine Remise ohne Erlaubniß und ohne vorher bei dem Bauamte anzufragen, erbaut haben.
Band 6
1806
Wird an dem Hause zum Mohrengarten der Küchenbau durch Frau v. Hohenstein erhöht und ertheilt Herr Gontard Borkenstein die Erlaubniß dazu.
Band 6
1807
Wird durch Obrist Gontard die Stadtmauer mit Schiefer eingedeckt und muß er einen Kändel mit Standrohr auf die Straße anbringen.
Band 6
1810, 27. März
Werden Stall und Remise gebaut.
Band 6
1810
Ist der Streit wegen des Allments noch nicht erledigt.
Band 6, Seite [72]
1814
Werden Stadtmauer und Thurm im Mohrengarten abgebrochen.
Auszüge aus den Originalurkunden.
Band 6, Seite 73
Haus der Niederländischen Gemeinde
Groß. Hirschgraben 13
F.69
Mai 1860
Siehe Abb. [R1089] [R1376]
1865
Wird gegenwärtig bis auf den Grund abgebrochen und neu auferbaut.
Band 6, Seite 75
Zimmerhof
Großer Hirschgraben 15
F.70
1. Mai 1868
Gänzlich abgebrochen, um von Grund aus neu aufgebaut zu werden. Es waren weitläufigte Bauten ohne alles architektonische Interesse und seit ihrer Entstehung mehrmals umgebaut, ebenso wie durch Feuer einmal hart mitgenommen. In den Hof gelangte man durch eine überbaute Einfahrt.
[Seite 77 bei Paginierung übersprungen S. E.]
Band 6, Seite 79
Gr. Hirschgraben 17
F.71
Januar 1854
In diesem Hause wohnte unser hochberühmter Geschichtsforscher und Bibliothekar Dr. Böhmer mit seinem vor ihm verstorbenen Bruder, dem Senator Böhmer.
An dem Thore, das von dem Zimmerhof herein in den Hof des Böhmerschen Hauses führte, war auf der Innenseite in dem Schlußstein die Jahreszahl 1603 eingehauen. Die meisten der auf den Hirschgraben auf dieser Seite stehenden Häuser verdanken dieser Zeit ihre Entstehung.
Band 6
Mai 1876
Ueber den vortrefflichen Mann hat Dr. Janssen in seinem schönen Werk so erschöpfend berichtet, daß jede weitere Bemerkung unnöthig wird.
Band 6, Seite 81
Gr. Hirschgraben 19
F.72
18. März 1873
Soeben wird der Unterbau zu Läden eingerichtet und dadurch der Charakter und Aussehen des Hauses total zerstört.
Band 6, Seite 83
Gr. Hirschgraben 21
F.73
18. März 1873
Soeben wird der Unterbau zu Läden eingerichtet und dadurch das ganze Aussehen des Hauses zerstört. Beide Häuser stammen noch aus der Zeit von Goethes Jugend und hatten sich lange in ihrem Originalzustande erhalten.
Band 6, Seite [unpaginiert]
Grünes Laub
Großer Hirschgraben 25
F.75
[kein Datum]
Band 6, Seite [unpaginiert]
1716, 21. Oct.
Januar 1863
Senatsbeschluß wegen Ueberlassung eines Brunnens. Das Haus gehörte damals einem Bierbrauer Namens Bernhard Feiner und klagt derselbe gegen seinen Nachbar Jost Lindheimer
Band 6
1736, 3. März
Wird dem Wilhelm Feiner erlaubt. einen 12 Ofen haltenden Braukessel in seinem Hofe an die Stelle des Waschkessels zu setzen und zwar an die gemeinschaftliche Mauer.
Band 6
1755, 14. März
Baubescheid.
Zeigt Herr Rath Göthe dem Bauamt an, daß er sein auf dem großen Hirschgraben stehendes kleines Nebenhaus abbrechen, solches seinem danebenstehendem Hauß gleich machen und zwischen das erstere und das Siegerische Haus „Zum grünen Laub“ eine Brandmauer nach dem von [...] eingereichten Riß aufführen lassen wolle.
Band 6
1755, 24. März
Begiebt sich der Rath Goethe des Rechtes, Fenster, Dachtraufen, Kändel und Zwerghäuser nach dem Hofe des Hauses zum grünen Laub bei dem Neubau seines Hauses zu machen (dieselben abzuschaffen, also hatte das alte Haus Fenster u.s.w. dahier).
Band 6, Seite [unpaginiert]
wogegen der Eigenthümer des grünen Laub Herr Bierbrauer Siegener, verspricht, die Brandmauer, so tief als das Fundament erfordert, und 14 Fuß über der Erde gemeinschaftlich mitbauen zu wollen und den Grund dazu abzugeben.
Herr Rath Göthe will diese Mauer auf seine alleinigen Kosten ausführen, Siegener aber soll, wenn er sich des ganzen oder eines Stückes desselben in Zukunft bedienen wolle, die Hälfte dazu bezahlen.
Ferner soll Rath Göthe, in dem Riß mit Lit. A. d. bez., zwei Fenster an den neuen Ueberhängen auf der Seite gegen das grüne Laub hin, bis diese ganze Mauer gemeinschaftlich würde, beibehalten.
Auch soll an dieser gemeinschaftlichen Mauer das Brennholz ein wenig abgerückt werden, damit sie nicht verstoßen würde.
Auch verpflichte sich Rath G., sich auf seine Kosten in dem Hofe des Siegener an der Mauer ein Fluß pflastern zu lassen, damit das Gewässer nicht in diese Mauer eindringen und sie verderben möge.
Gegen die Fenster hat der Nachbar nichts einzuwenden, doch sollten dieselben bis zum dereinstigen Bau zugemacht werden müssen, so will sich Rath Göthe dieß gutwillig gefallen lassen.
Band 6, Seite [unpaginiert]
1748, 1. Juli
Verkauft David Feiner, Bürger und Gastwirth zum „Fröhlichen Mann“ dahier, an Johann Wilhelm Siegener, Bürger und Bierbrauer seine zwischen dem Herrn Rath Klotz und der Wittwe Göthe auf dem großen Hirschgraben gelegene Behausung (Wohn- und Brauhaus) Zum grünen Laub genannt. Stößt hinten auf Herrn Dr. Moors, des Raths.
für 15000 Gulden und 12 Species Ducaten.
Band 6
1796, 1. April
Tritt Herr Schumann als Besitzer des Hauses auf und bittet um die Erlaubniß, neue Kessel nach eingereichtem Riß versetzen zu dürfen. Er hatte in dem Hause eine Tabaksfabrik angelegt, wobei ihm die zwei vorhandenen Braukessel entbehrlich geworden, doch ermahnt er sich an,
Band 6
1797, 31. März
ausdrücklich, daß, wenn er sein Vortheil und Bedürfniß erheische, er dieselben wiederum setzen lassen dürfe.
Band 6
25. Januar 1863
Diese Notizen sind Auszüge aus den Originaldocumenten, deren Einsicht mir der jetzige Besitzer, Herr Wissmann bereitwilligst gestattete.
Band 6, Seite [unpaginiert]
Kleiner Hirschgraben
[kein Datum]
Band 6, Seite 83a
Gelbes Haus
Kleiner Hirschgraben 3 | Kleine Weißadlergasse 11
F.47
Mai 1860
Unter dem Giebel nach dem Hirschgraben hin 1640. Das Haus ist vielfach verändert, so daß eigentlich von seinem Originalbau wenig mehr übrig geblieben ist. Auf dem Plan von Merian (1628) kehrt das Haus seine Giebel dem Gäßchen zu, scheint also mittlerweile umgebaut worden zu sein.
[Hier und im Folgendem von der Chronologie abweichende Paginierung C. K.]
Band 6, Seite 83c
Ein in seinem oberen Theile noch ziemlich erhaltenes Haus, etwa aus dem Ende des 17ten Jahrhunderts, mit einem Zwerghause auf dem steilen Dach und einer noch ganz im alten Style erhaltenen Fenstereintheilung, welche unregelmäßig angebracht, doch etwas ungemein wohnliches haben. Sie sind ganz schmal, ohne Kreuzstöcke, nur mit einer Querleiste versehen, ohne Schlagleiste und in kleine, viereckigte Scheiben eingetheilt, nur wenige Häuser hierselbst sind noch damit versehen und verschwinden dieselben dahier mehr und mehr.
Band 6
2. April 1880
Soeben werden die Fenster sämmtlich in regelrechte Ordnung gebracht, d.h. in moderne, dem jetzigen Bedürfniß entsprechende Fenster verwandelt. Das Haus erhält dadurch einen ganz anderen Charakter, indem auch schon vor längeren Jahren der Unterbau zu Läden eingerichtet wurde.
Band 6, Seite 85
Salzhaus | Pelican
Kleiner Hirschgraben 12 | Kleiner Hirschgraben 14
F.76
12. Juni 1858
An einem gemeinschaftlichen Horststein der Brandmauer 1794.
Ueber dem Eingangsthor auf dem Hirschgraben ein zwar der Zopfzeit angehöriges, aber dennoch in seiner Anordnung und Ausführung höchst geschmackvolles Wappen mit zwei Schildern, welche von einem Löwen gehalten werden, der hinter demselben stehend, zugleich den Helm mit einem Pfauen [?] als Helmzierde und eine Krone auf dem Kopfe trägt, es sind die Wappen der Familie v. Malapert und de Neufville. s. Ab.
Band 6
1874
Dieses unter dem Namen Salzhaus bekannte Eckhaus des kleinen Hirschgrabens und Roßmarktes wurde von David Malapert den 8. Mai 1654 (der Währschaftsbrief ist vom 13. Mai 1654) von Anna Maria Loeffler von und zu Neidlingen auf Hohenstein Wittwe, geb. Weiss von Limburg für 4500 Thaler angekauft.
David Malapert und dessen Ehefrau Johanna Hugbert verkaufen dieses Haus den 22. Sept. 1671 an Johann Dufay den Aelteren für 5500 Rthl. (Dieser Joh. Dufay war der Sohn des Joh. Martin Dufay und Vater der Susanna Dufay, Ehefrau resp. Wittwe des Residenten Abraham v. Malapert).
Wahrscheinlich ist der erwähnte Verkauf nicht perfect geworden, denn der Kaufbrief liegt cassirt mit der Aufschrift vor (das Haus zum „Pelican“ genannt, vormals getroffen Verkaufs-Original), dagegen beurkundet ein ächter Währschaftsbrief vom 17. Dec. 1673, daß David Malapert und dessen Ehefrau Johanna Hugbert das Eckhaus zum Pelikan am kleinen Hirschgraben für 8600 fl. an die Frau Residentin Susanna v. Malapert verkauft habe.
Nach dem Ableben der Frau Residentin v. Susanna v. Malapert, erbte diese Besitzung ihr Töchterchen Helene Elisabeth v. Malapert und nach dem bald darauf erfolgten Tode dieses Kindes fiel die ganze Erbschaft an David Malapert als Großvater zurück.
David Malapert vermachte in seinem Testamente vom 28. Feb. 1689 das fragl. Haus seiner ältesten Tochter Maria, Ehefrau resp. Wittwe des Dr. de Spina IV. im Anschlage von 4500 Rthl. Nun blieb es in der Spina‘schen Familie bis 1745, wo Major Friedrich Wilhelm v. Malapert testamentarischer Universal-Erbe des erloschenen v. Spina‘schen Geschlechts wurde.
In den Jahren 1746 und 1747 hat Major Fr. W. v. Malapert das alte Haus ganz und gar abbrechen und an die Stelle das große schöne massive Gebäude aufführen lassen, was heute noch vorhanden ist. Dieser Neubau, von dem gar keine Rechnungen mehr zu finden sind, (weil nach einer Tradition der Major sie alle verbrannt habe), muß eine bedeutende Summe gekostet haben.
Dennoch schlägt derselbe dieses Haus in seinem Testamente seinem Enkel Friedrich Wilh. v. Malapert- Neufville nur zu der ursprünglichen Summe von 4500 Rthl. an. Dieser sein Erbe besaß es bis 1818, wo er starb und seine Wittwe Susanna Elisabeth geb. v. Schneider von da bis 1831, wo auch sie verschied.
Von da bis 1834 besaßen es die v. Malapert‘schen 5 Erben gemeinschaftlich bis sie es der Erbenvertheilung wegen im Juli 1834 an den Herrn Banquier Graubner für die Summe von 65000 fl. verkaufen.
Band 6, Seite [88]
Das Eigenthum war hiernach von 1654-1834 in der Malapert‘schen Familie, d.h. 180 Jahre.
Außer dem umstehend Mitgetheilten, welches [ich] bis auf die Erbschaftsangaben fast sämmtlich in den Akten bestätigt gefunden habe, sind nachfolgende Angaben von Interesse:
Act. 12. Juli 1655. Baubescheid wegen des neuen Lang Baues nächst der Mauer.
23. Sept. 1658, Sonntag den 23. Sept. 1658. Ist Herrn David v. Malapert, Bürger und Handelsmann, dahier, vergünstigt worden, in seiner Behausung hinten in die Mauer auf dem Hirschgraben gegen den Solms‘sischen Hof über ein Thor zum Einfahren brechen zu lassen.
pro copia aus der Stadt Frankfurt Bau-Protocoll
1680 & 1681 fanden zwischen Susanna Malapert geb. Dufay, Wittwe des Residenten Abraham Malapert und Remigius Priem, Johann Arnon und Joh. Adolph Lersner wegen einer gemeinschaftlichen Mauer Streitigkeiten statt, worüber sich später verglichen wurde.
1746 u. 1747 wird das Haus zum Salzhaus genannt, von Herrn Major v. Malapert neu aufgebaut durch Maurer Trossbach jun. und Zimmermann Bachmann. Es tritt hier in den Akten der Name Salzhaus zum erstenmal vor.
1747 Bewilligung die Anlegung eines Abtritt Fryloches auf der Straße des kl. Hirschgrabens dem Solms‘schen Hof gegenüber.
1787 Erlaubniß zur Anlegung eines bedeckten Flosses auf dem Hirschgraben.
1787-1788. Baupolizeilicher Proceß zwischen Kammerherrn Freiherrn Friedrich Wilh. von Malapert gegen den Handelsmann Kelchner wegen des letzten Abtritt neben der gemeinschaftlichen Mauer. Zum Vortheil des ersteren entschieden.
1788, 22. Juni wurde erlaubt, ein Fenster in den Stall auf dem großen Hirschgraben ordnungsmäßig verändern zu lassen.
1790, 16. Feb. übernimmt laut Vertrag der Brunnenschulz Dominicus Hoelm [Hoehn?], die beiden Brunnenmeister Christoph Ludwig Bachmann, Johann Friedrich Soehnlein vom Rosenbrunnen auf 6 Jahre die Abfuhr des Gassen-Grundes, Kübel, Koth u. Kehricht, das Eisen zu Nutz des Freiherrn v. Malapart Feldgüter.
Gefällige Mittheilung des Herrn Bachmann, Beamter der Versicherungsgesellschaft Phönix, dahier, 1874.
Siehe auch:
Band 6, Seite 89
Kleiner Hirschgraben 10
F.77
12. Juni 1858
Das Haus gehört jetzt zum Englischen Hof.
An einem Tragstein beifolgende Zeichen, 2. Stock s. Ab.
Band 6
29. Oktober 1864
Wird soeben auf den Grund abgebrochen und neuerbaut. Der Hof hatte ein seltsam alterthümliches Aussehen sowie auch die nach dem Hirschgraben gekehrte Seite des Hauses noch ganz den ursprünglichen Charakter ihrer Erbauungsperiode sich erhalten hatte. An dem nach Süden frei gelegenen Brandmauergiebel befand sich eine Sonnenuhr, auf dem Horststeine des Giebelaufsatzes seltsame Eisenverzierungen und auf der Spitze des Giebels eine Kugel, s.Ab. [R1095]
So lange ich das Haus kannte, war es unbewohnt, und die langen schmalen Fenster waren immer verhüllt.
Band 6, Seite 91
Hirschsprung | Hirschkopf
Kleiner Hirschgraben 4
F.80
Mai 1860
Unter dem ersten Stock ein Tragstein Fig. 2 mit der Jahreszahl 1621. Dieser Tragstein gehört zum Nebenhaus F.81 (2), ist jedoch in der gemeinschaftlichen Mauer eingebunden. Ebenso ist das Wappen oben an der Brandmauer (Fig. 1) über die ganze Breite derselben gemeinschaftlich gelegt. An der Brandmauer oben auf der Straße sowie hinten nach dem Hofe zu das Wappen Fig. 1.
Dasselbe Wappen findet sich auch an dem Hause zum „Papagei“ in der Papageigasse. (War das Haus eines Herrn Rath de Neufville). Im Hof steht ein sechseckiger Treppenthurm, in dem eine steinerne Treppe sich aufwindet, der Eingang dazu ist im Hausgang; in der Höhe des ersten Stocks befindet sich an diesem Thurm eine jetzt vermauerte Thür mit zwei aus der Mauer herausragenden Trägern, wahrscheinlich eine kleine Gallerie oder einen Vorbau tragend, um von da in das Haus zu kommen.
Man sieht an dem Hause noch deutlich die Spuren, wo der Anbau war. Unten am Fuße des Thurmes eine Thür mit einem Spitzbogen; welchen Zweck dieselbe hatte, konnte ich noch nicht ermitteln, jetzt dient sie als Eingang zu einem an der Thüre nur auf einer Seite sich anlehnenden Abtritt, welcher auch nur die Höhe der
Band 6, Seite [92]
Thüre hat, sie ist jedenfalls ein stehengebliebener Ueberrest eines älteren Baues.
Hinter dem Hause ein Hof mit einem Gärtchen, das im vorigen Jahrh. eingerichtet zu sein scheint, es stehen darin steinerne Figuren. An einem Schornstein auf der hinteren, nach dem Hofe zu gekehrten Seite des Hauses, welcher sich an die Brandmauer des Nachbarhauses F.81 (2) anlehnt, die Jahreszahl 1786. Diese Zahl deutet auf eine Reparatur und theilweise Umgestaltung des Hauses, es wurden die Verzierungen im Innern an den Kaminen sowie über der Hausthür angebracht, der Familiensaal eingerichtet, mit seinen hohen, nach der Straße sehenden Fenstern und seinen Zopfschnörkeleien, nebst der mit hocherhabener Stuckarbeit, biblische Gegenstände darstellend, gezierten Decke, sowie auch die Figuren im Garten, angebracht. Vielleicht fällt in jene Periode auch das Zumauern der obenerwähnten Thüre vom Treppenthurm nach dem Hinterhaus. Der Schiefersteinbeschlag ist älter, denn er fehlt da, wo die fragliche Thüre ihre Einmündung in das Haus hatte. Gegenwärtig ist die Familie de Neufville im Besitz des Hauses, ob das B. N. auf dem Wappen einen Bezug auf diese Namen hat, konnte
Band 6, Seite 93
ich noch nicht ermitteln.
Auf dem Plan von Merian (1628) ist das Haus noch nicht vorhanden, sondern im Hof durch eine Mauer mit 3 Thüren von der Straße getrennt.
Band 6
Februar 1863
Seit dem 14. Feb. in Abbruch begriffen. Soll von Grund aus neu aufgebaut werden.
Band 6
1588
Jonas Müller, Kornschreiber ziehet von einem Platz auf dem Hirschgraben, darauf er einen neuen Bau gesetzet hat. Dieser Zins wurde nachmals abgelöset.
Band 6
1590 O.U.
22. April verkauft der Kornschreiber Jonas Müller und seine Frau Margarethe an Herrn Bastian de Neufville, Seidenhändler, und Anna Koch, seine Hausfrau, eine Behausung nebst Zubehörung, zum Hirschkopf genannt, bei der Catharinen Pforten neben Veit Lauten, Wirth zur weißen Blume uf einer und zwischen weiland Hannsen Feisterer, unseres Rathsfreundes sel. Wittib uf der andere Seite gelegen. Stoßt hinten uf den Verkäufer.“ Der Verkauf geschah um 2000 fl.
Band 6
1619 O.U.
12. Juni verkaufen Peter Delkheimer, Sattler und seine Hausfrau an Herrn Sebastian de Neufville und seine Hausfrau Catharine ein Stück Gartens, wie dasselbe mit einer Ihnen Käuferin und Verkäufern gemeinen Mauer umfangen, zwischen der Catharinenpforte neben den
Band 6, Seite [94]
Käufern auf einer und gemeiner Stadt, Steinmetzen Hütten, anderseits gelegen, stoßt hinten auf Erhardt Birnen des Raths.
Band 6
1621, auf Urbani
Verleihen Joh. Phil. Ort, Joh. Ulrich Neuhausen, Schöffen, sodann Georg Eger, Thomas Dieler, Hans Laibler und Peter Wöber, sämmtlich des Raths, an Herr Sebastian de Neufville auf 20 Jahre, anfangend auf Urbani 1621 und 1641 am selben Tage enden sollen, „einen dem Rath gehörigen Steinmetzenplatz (Hof) zwischen den zwei Catharinenpforten auf der linken Hand, wenn man hinausgeht, gelegen 79 ½ Fuß lang, 33 Fuß breit, welchen Platz der Beständer mit einer Mauer auf seine Kosten einfriedigen und zu einem Garten anlegen will.
Für jährlich 40 Gulden Zins. Auch verspricht er, den Platz nicht zu verbauen, ebenso wie die Nachbarn, damit keiner dem anderen Licht und Luft nehme, sondern soll ein Garten bleiben. Wegen der aufgeführten Mauer muß sich ein etwaiger Käufer oder Miether der anstoßenden Plätze mit Herrn de Neufville abfinden.
Band 6
1632, 28. Feb. O.U.
Verkauft Adam Sparr für sich und wegen Jeremias Ortes, Joh. Jacob Jekels,
J. Maximilian Kellers, Georg Ohlenschlagers und Georg Martins, alle Schöffen und Rathsfreunde und dieser Zeit verordneter Rechenmeister „einen ledigen Platz“, 79
Band 6, Seite 95
Schuh lang, 33 Schuh breit, an Herrn Sebastian de Neufville, mit allen Qualitäten und Rechten, wie solche zwischen dem Erbauer und obengedachten Rechenmeister 1621 aufgerichtet wurden, „welcher Platz hinter des Käufers Behausung zum Hirschsprung und unsrer alten Steinmetzen-Hütte unter der Katharinenpforte neben Andreas Lötter, Barbier und Johann Oyger Völker gelegen, stoßt hinten an gedachte Steinmetzen-Hütte“.
Der Verkauf geschah für 1000 fl.
Band 6
1658, 8. Nov. (O.U.)
Verkaufen Abraham Schelkens Kinder erster Ehe und Abraham und Johann de Neufville kraft unter der Hand und Pettschaft ihnen den 3ten, 8ten und 13. October aufgetragenen schriftlichen Vollmacht an die Herrn Peter und David de Neufville, Gebrüder, Bürger und Handelsleute dahier, ihr anererbtes Fünfttheil an der von Ihren Sel. Eltern hinterlassenen Behausung.
„auf dem Hirschgraben nämlich dem großen Wohnhaus sammt Garten, daran dem darzu erkauften Platz und den von Jost von Schoerf, Schneiders, herrührenden Haus, wie selbe jetzt an einander zwischen dem Catharinen-Thurm und dem Haus zur weißen Lilie gelegen, stoßend hinten auf N. N. Völkers seel. Erben und welche Behausung,
Band 6, Seite [96]
Garten und Platz der Käufer zwei Fünfttheil ererbet.
Solche Häuser, Garten und Platz geben jährlich 5 fl. 25xer auf die Rechenei und fl. 7 auf den Stadt Bau. Und ist der Verkauf geschehen um 5175 fl.
Band 6
1688 (58), 8. Oct.
Tritt Herr Johann de Neufville in Amsterdam seinen beiden Brüdern Peter und David de Neufville sein ererbtes Fünfttheil des elterlichen Hauses, in Frankfurt auf dem Hirschgraben gelegen, sammt darzu erkauften Platz, nämlich das große Wohnhaus sammt dem Garten und dem dazu erkauften Platz und dem von Jost von Schoerf, Schneider, herrührenden Haus wie selbe jetzo aneinander zwischen dem Catharinen- Thurm und dem Haus zur weißen Lilie gelegen sind, ab.
Band 6
1696, 15. Nov.
daß wir, Endesunterschriebenen, die Herrn David und Jacobus de Neufville für Rechnung der H. Peter de Neufville S. Erben wegen der für ihn zur Hälfte geführten Brandmauer von unten bis oben und zwaren zu beiden Seiten ihres Hauses und Renovirung meiner gehabten Fenster accordirtermaßen 50 Reichsthaler an mich wohl bezahlt haben, bescheinigt. Henrich Daelhausen.
Band 6
1698, 27. Aug.
Wird Herrn Jacob de Neufville angedeutet, die in seiner Behausung eingefallene An-
Band 6, Seite 97
tauche, dieweilen dardurch der Fluß derselben gehemmt wird, förderlich raumen und repariren zu lassen.
Band 6
1699, 10. Feb.
verkaufen die Erben des sel. Herrn Peter de Neufville an Herrn Jacob de Neufville, Bürger und Handelsmann, ein auf dem kleinen Hirschgraben neben Tit. S. Orth an einer und Hrn. David de Neufville an andrer Seite gelegenes hinten auf das Pfarrhaus stoßendes, zum Hirschsprung genannte Behausung sammt drei großen, im Keller liegenden Fässern für 6500 fl.
Band 6
1701 , 21. Jan. O.U.
Verkaufen Rubertus de Neufville, Canditatus J. U. und seine Schwester Marie als Erben des verstorbenen Herrn Peter de Neufville eine Behausung auf dem kleinen Hirschgraben, Hirschsprung genannt, neben Johann Philipp Orth, Rathsfreund und David de Neufville, Bürger und Handelsmann hinten auf das Pfarrhaus stoßend an Herrn Jacob de Neufville , Bürger und Handelsmann und seine Hausfrau Anna geb. Campoing für 9750 fl. - Die Behausung zahlt fl. 5 Zins auf dem Stadt-Bau.
Band 6
1710, 24. Mai
Ist dem Herrn Jacob de Neufville auf beschehene Anzeige gestattet worden, für seine auf dem kleinen Hirschgraben gele-
Band 6, Seite [98]
gene Behausung ein hölzernes Gerämß in behöriger Größe machen zu lassen.
Band 6
1732, 31. März
Bittet Herr David de Neufville um Erlaubniß, die Matzlöcher in der Scheidemauer, welche ihm allein eigenthümlich, zumauern zu dürfen, ebenso den nach ihm zugelegten Horst besagter Mauer, welche sein Haus zum Hirschsprung vom Garten, von dem Pfarrhaus trennt, wegnehmen und oben mit Platten belegen zu lassen, jedoch vorbehaltlich seiner Eigenthumsrechte. Er will die Löcher zumauern, um auf die Mauer eine Perspective malen zu lassen.
Wird ihm erlaubt.
Band 6, Seite 99
Weisse Lilie | Weisse Blume | Frauenhaus
Kleiner Hirschgraben 2
F.81
Mai 1860
Ist auf dem Plan von Merian bereits vorhanden und hat neben sich an der Stelle des jetzigen Hauses F.80 (4) einen durch eine Mauer mit drei Thüren von der Straße geschiedenen Hof. Beifolgender Stein findet sich an der Brandmauer unter dem 1ten Stock und gibt mit 1621 wahrscheinlich die Erbauungszeit an. Mittlerweile ist das Haus durchaus erneuert und scheint von dem ersten ursprünglichen Bau nichts übrig als dieser Stein.
Band 6, Seite [100a]
Kleiner Hirschgraben 1 | Kl. Weißadlergasse 11
F.202 | F.203
12. Mai 1879
Dieses Haus wurde im Jahr 1811 von Grund auf neuerbaut, wie ein Stein in der Brandmauer auf der Seite des Nachbarhauses in der kleinen Weißadlergasse zeigt. „Bis hierher gemeinschaftlich - 1811“. Es bietet sonst weiter nichts Bemerkenswerthes.
[Von der Chronologie abweichende Paginierung ergänzt C. K.]
Band 6, Seite 101
An den Höfen
An den Höfen
Band 6, Seite 103
Stosshof
An den Höfen 1
E.43
20. Mai 1877
Seit [Leerstelle] 187 [Leerstelle] [eine 5 nachträglich mit Bleistift ergänzt C. K.] sind die Gebäude und Schoppen, Ställe u. Remisen abgebrochen und nur das Vorderhaus mit dem Eingang stehen geblieben. Der Hof hat dadurch einen ganz anderen Charakter erhalten und ist nicht wieder zu erkennen. Bei dieser Gelegenheit wurde die Rückseite des alten Pfarrhauses in der Schlesingergasse bloßgelegt, welche bisher von den davorstehenden Ställen verdeckt und nur durch ein schmales Allment geschieden war.
Band 6
Pfarrhaus Schlesingergasse Rückseite
Sie hat ihr altes Aussehen vollkommen bewahrt und bildet ein merkwürdiges Beispiel von der Bauart des 16. Jahrh., in welche Zeit wohl die Erbauung des Hauses fallen mag, s. Ab. [R1525] Auch in den Schlesingerhof, dessen Hinterbauten auch seit längerer Zeit, s.d., abgebrochen sind, dringt nun der Blick und sieht man das Treppenthürmchen und einen Theil des Vorderhauses.
Die noch stehen gebliebenen Reste des Stoßhofes, d.h. das oben erwähnte Thorhaus sind aus der ersten Zeit der Erbauung des Hofes und haben namentlich nach der Rückseite zu ihr altes Aussehen vollkommen bewahrt. Die durch den Abbruch der Gebäude bloßgelegte alte Ringmauer des Hofes sowie das alte, wahrscheinlich aus dem ersten Anfang stammende Pflaster sind werthvolle Beiträge zu der Geschichte der Cultur und Baukunst des 16. Jahrh. - S.d.Abb. [R0134] Junghof und sonstige einschlägige Notizen.
Siehe auch:
Band 6, Seite 105
Rotherhof | Rahmhof
An den Höfen 4 | Neue Rothehofgasse 1
E.67
März 1860
Ueber der Eingangsthüre des im Hofe stehenden, nach dem Garten sehenden Bau‘s auf der Seite nach Westen beifolgendes Wappen mit der Jahreszahl 1748, was die Erbauungszeit sämmtlicher Häuser des Rothen Hofs zu bezeichnen scheint.
Das Wappen trägt auf dem Helme einen Mann, welcher in der einen Hand eine Weintraube, in der anderen eine Waage hält. Da dem Rothenhofe ebenso wie seinem Nachbar, dem Junghof, mit dessen Bauten bereits der Abbruch begonnen hat, der Untergang droht, wie verlautet, so will ich noch kurz vor seinem Ende eine Beschreibung desselben hier niederlegen. Das Haus, in welchem sich der Eingang vom Roßmarkt her, befindet, ist in sehr brillantem Renaissance-Styl 1748 erbaut, durchaus massiv von Sandstein; die hinteren Bauten waren einstens in ihren unteren Stockwerken Stallungen und Remisen und mit kleinen, bescheidenen Wohnungen im ersten Stock versehen.
Der Ausgang nach der drei Froschgasse geschah durch einen Thorbogen, der Abends verschlossen wurde. Die Hinterhäuser waren mit Ziegeln gedeckt, das Pflaster im Hofe sehr schlecht, in der Mitte desselben aber stand, an seinen Wurzeln mit einem Steinkranz umgeben, ein prachtvoller alter Nußbaum, welcher den ganzen Hof beschattete und demselben einen eigenthümlichen Reiz verlieh. Ende der dreißiger Jahre wurde derselbe leider gefällt und dem Hofe somit ein Hauptkennzeichen genommen; es wurde zwar ein neues Bäumchen gepflanzt, allein es will nicht aufkommen. Zahlreiches Federvieh belebte den Hof, und im Schatten des Baumes saßen die Kinder und spielten und plätscherten mit dem Wasser in den aufgestellten steinernen
Band 6, Seite [106]
Trögen, die zur Tränkung der Enten aufgestellt waren. Der schönste Theil des Hofes war jedoch der große, nach Westen liegende Garten, allerdings durch die im Jahre 1851 und weiter aufgeführten hohen Häuser der drei Froschgasse sehr eingeschränkt in der Aussicht, bietet er immer noch einen unbeschreiblichen Reiz dar mit seinen dunklen Baumgruppen und der höchst malerischen Hintergebäude des Junghofs, welche hierher stoßen und durch eine alte Mauer von dem Garten geschieden sind. Von diesem wahrhaft poetischen Platz wird nun bald keine Spur mehr vorhanden sein, und obgleich ich von dem Rechte der Jetztzeit vollkommen durchdrungen bin, so kann ich doch unmöglich das Alles mit ansehen, ohne in Klagen darüber auszubrechen. Wenn je eine Lokalität den stillen Eindruck eines Klostergartens, wie unsre Phantasie so gerne sich ihn darstellt, zu geben im Stande war, so ist es diese. Was ich davon retten kann in treuen Abbildungen, soll und ist theilweise bereits geschehen und soweit für mich wenigstens der Trost vorhanden, in meiner Erinnerung diese Dinge nicht gänzlich verschwinden zu sehen.
Band 6
April 1866
Seit zwei Jahren ist das oben angedeutete Projekt verwirklicht, durch den Rothen Hof wurde eine Straße gelegt, die jetzt bereits fertig ist, und das Auge erkennt die Stätte nicht mehr, da jetzt schon beinahe sämmtliche Gebäude desselben verschwunden sind.
Band 6, Seite [unpaginiert]
Höllgasse
[kein Datum]
Band 6, Seite 107
Goldne Waage
Höllgasse 13 | Markt 5
M.196
8. April 1866
Bei der eben im Gang befindlichen Reparatur des Hauses, bei welcher viele Fenster zugemauert wurden, fanden sich auch unter dem Kalkputz geschnitzte Eckbalken vor; wahrscheinlich war das ganze Haus mit Holzschnitzereien bedeckt, wovon noch die Träger unter den Ueberhängen Zeugniß geben. Im Jahr 1711 wurde das Haus schon einmal renoviert, auch fand sich ein alter Ofenstein vor mit der Jahreszahl 1619.
In dem hinteren Saal, der einen merkwürdigen Eindruck macht, befindet sich an dem Deckengemälde die Inschrift „In semita justitiae vita. Prov. 12.28.“ und in sämmtlichen hohen Fenstern noch runde Scheiben. Eine genauere Beschreibung des Hauses kann ich füglich übergehen,
Band 6
Auf dem rechten Wege ist Leben. [Bleistifttext S. E.]
indem Herr Dr. Weismann Conversationsblatt 1863 p. 350 dasselbe in allen seinen Theilen erschöpfend besprochen und anschaulich gemacht hat.
Band 6, Seite [unpaginiert]
Holzgraben, Graben
[kein Datum]
Band 6, Seite 109
Lotteriesaal
Graben 31
F.95
24. September 1878
Das Gebäude scheint aus dem 17. Jahrh. zu stammen und diente in der letzten Zeit, d.h. bis 1867 ungefähr zum Ziehungslocal der Frankfurter Stadtlotterie.
In dem daranstoßenden Garten, der bedeutend tiefer liegt als die Straße, hat sich bis auf heute ein Stück
Band 6
Letzter unausgefüllter Rest des Grabens
des alten Stadtgrabens erhalten, nachdem die ganze Umgebung nach und nach ausgefüllt wurde. Ich selbst erinnere mich noch eines großen Theiles desselben, der jedoch durch Veränderungen und Neubauten immer mehr und mehr zusammenschwand.
Früher war die ganze Seite des Hauses mit Rebenlaub bewachsen. Im gegenwärtigen Augenblick dient das Haus wieder als städt. Vergantungslocal.
Siehe auch:

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