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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Band 5 - Buchstabe G

Band 5, Seite [unpaginiert]
Grosse Galgengasse jetzt Gallengasse
[kein Datum]
Band 5, Seite 1
Galgenthor
Standbilder Karls d. Großen und des Hl. Bartholomäus nebst Reichsadler
Galgenthor
8. April 1853
Kaiser Karl der Große im Kaisermantel mit der Krone auf dem Haupt im Costüm der zweiten Hälfte des 14. Jahrh., in welche Zeit auch die Erbauung des Thors fällt. Vollendet wurde es 1392. Er hält in der linken Hand das Modell einer Kirche und in der Rechten das Kaiserliche Schwerdt. Die Figur ist aus rothem Sandstein gehauen und mehr durch ungeschicktes Herabnehmen als durch Witterungseinflüsse beschädigt, indem alle stark hervortretenden Theile als Hände, Nasenspitze, Spitze der Krone, Mantelschleppe gewaltsam abgestoßen sind, dagegen andere Theile namentlich der Gürtel, welchen die Figur trägt, sehr scharf erhalten sind. Höhe 5 Fuß, 1 Zoll Frkft. Maß.
Der sel. Bartholomäus. Diese Figur ist nicht so gut ausgeführt als die andere und scheint mir deßhalb von einem anderen Künstler herzustammen, doch ist sie gleichzeitig mit der anderen ebenfalls aus rothem Sandstein, und noch mehr ruinirt wie die vorige, ebenfalls im Charakter des 14. Jahrh., ohne strenge Berücksichtigung der allgemeinen Richtigkeitsverhältnisse, jedoch dabei oft sehr genauer Ausführung der Einzelheiten. Die beiden Hände fehlen, wahrscheinlich hielt die Rechte das Messer als Marterinstrument, was die Haut anzudeuten scheint, welche über dem rechten Arm hängt und deren Gesicht noch sehr deutlich zu erkennen ist. Höhe 5 Fuß, 1 Zoll Frankf. Maß.
Der Reichsadler ebenfalls aus rothem Sandstein stand zu gleicher Höhe, in der Mitte zwischen den beiden Figuren unter einem goth. Baldachin an der Außenseite des Thores und war offenbar aus derselben Zeit. Baldachin und Sockel der Figuren sind noch vorhanden und liegen auf dem Hofe der Stadtbibliothek. Die Größe des Adlers d. h. des ganzen Steines
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beträgt 4 Fuß, 10 Zoll Höhe, 2 Fuß, 10 Zoll Höhe, 2 Fuß, 10 Zoll Breite und ist derselbe nebst den beiden Figuren von mir in1853 und 1855 nach der Natur gezeichnet. S. Abb. [R0016] [R0017] [R0018]
Band 5
Mai 1862
Bei den soeben im Gang befindlichen Neubauten im Mohrengarten kamen die Fundamente des alten Galgenthorthurmes wieder zum Vorschein nebst alten Kellergewölben, s. Mohrengarten.
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4. Juni 1879
Seit der Eröffnung des Archiv Museums sind die obengenannten Figuren sammt dem Adler geschmackvoll darin aufgestellt und somit vor jeder Unbill geschützt.

Genauere und einlässliche Beschreibung giebt Batton , auch sind verschiedene Abbildungen vorhanden, die an Genauigkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Ich habe gesammelt, was aufzutreiben war. Es ist eines der schönsten Thore gewesen und wurde an reichem Bildhauerschmuck nur von dem Fahrthor übertroffen. Die innere Ansicht des Thores, welche sich in meiner Sammlung befindet, ist nach einer flüchtigen Scizze eines Dilettanten in dessen Beisein übersetzt. Er hat im Jahr 1811 dem Abbruch selbst beigewohnt, war damals Primaner des hies. Gymnasiums und ein leidenschaftlicher Zeichner. Er war der einzige Mensch, der damals die Idee hatte, den Thurm von innen von der Stadtseite zu zeichnen, zwar nur in flüchtigen Linien, zu deren Vervollständigung ich ihm meine allerdings geübteren Hände geliehen. Ich bin ihm zu Dank verpflichtet, denn ohne seine Arbeit war die Ansicht des Bauwerks von dieser Seite für immer verloren.
Was die von dem Thurm nach Rechts sich hinziehende Stadtmauer und den Zwinger betrifft, so habe ich selbst davon noch manches Stück gesehen und gezeichnet und sind meine deßfallsigen Notizen und Zeichnungen nachzusehen.
Batton berichtet in einer Anmerkung I.119, daß der Galgenthurm sammt Gewölbe und Brücke im 1806 auf den Abbruch versteigert, der Thurm aber 1809 abgebrochen worden sey. Es ist diese Nachricht vielleicht nicht von ihm selbst, denn im Texte schreibt er 18..; jedenfalls ist das angegebene Datum mit Vorsicht aufzunehmen, denn Usener hat bei seinen Zeichnungen stets den Abbruch des Thurmes mit dem Datum 1811 bezeichnet, ebenso mein Gewährsmann und trage ich kein Bedenken, diesen Beiden zu folgen, da man bei einer an Ort und Stelle gemachten Zeichnung das Datum nicht um einige Jahre verschieben würde.
Band 5, Seite 3
Feuerfunk
Gr. Gallengasse [1]
E.3
Mai 1860
Scheint aus dem Jahre 1568 zu stammen, wie diese Zahl anzeigt, welche sich über der Thüre eines feuerfesten Gewölbes rechts neben dem Thorbogen eingehauen befindet. Diese Thüre ist ganz von Eisen, mit außerordentlich starken Bändern versehen und mit roh gearbeiteten Verzierungen in Eisenblech ausgestattet. Die Gewände der Thüren waren mit Stäben profilirt, ebenso ein Wandschrank neben ihr, dessen steinerne Einfassung dieselben Steinschnitte zeigte. Auch er hatte eine eiserne Thür, deren Schloß im Inneren ebenfalls mit roh gearbeiteten blattartigen Ranken verziert war. Die Gewölbeansätze, da wo sie aus den Mauerecken hervortraten, wurden von 4 Köpfen getragen, ebenfalls von roher Arbeit, dagegen war der Schlußstein desselben ein wahres Meisterstück von Steinhauerarbeit. s. Ab. [R0114] [R1296] Er ist rund mit zwei gegeneinander gestellten Wappen, wovon das eine das der Familie Völker gehört; das andere ist mir noch unbekannt. Ueber dem Wappen auf einem Bande die Inschrift Johann Völker. Leider wurde dieser Stein in der Mitte durchbohrt, um einer Gasleitung den Weg zu bahnen.
Außen an dem Hause findet sich in Kalkputz sehr schön dargestellt das Völker‘sche Wappen und daneben an dem Nachbarhaus E.4 das Wappen der Familie v. Glauburg, s. Ab. [R1284] [R1285]
Im Hofe an dem ersten Seitenbau rechts ist über einer Thür die Jahreszahl 1728 nebst den Buchstaben J. L. C., was auf eine durchgreifende Reparatur und theilweisen Neubau der wahrscheinlich baufällig gewordenen Gebäude hinweist und ihnen größtentheils ihre jetzige Gestalt verlieh.
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Um diese Zeit muß auch der Erker entstanden seyn, der sich auf den früheren Abb. nicht vorfindet. Anfang dieses Jahrh. wurde das Haus abermals restaurirt und im gegenwärtigen Augenblick erleidet es abermals Veränderungen. Es war unter dem Namen des Mumm‘schen Hauses bekannt, jetzt ist es der Speculation anheimgefallen, indem die Familie Mumm es kürzlich verkaufte.
Der hinter den beiden Höfen befindliche Garten liegt ungefähr 8 Fuß tiefer wie die Straße.
Band 5
4. April 1873
Heute, nach einer genauen Untersuchung, fand ich, daß der hintere Querbau im Hofe mit dem Thorbogen auch noch aus dem Jahre 1568 stammt, indem bei dem gegenwärtigen Abbruch der Gebäude und der Zerstörung des Gartens sich zeigt, daß der alleräußerste Bau, welcher an das De Neufvill‘sche Haus E.2, Roßmarkt 23 neueren Ursprungs ist und auf einer alten Mauer sitzt, welche früher die beiden Gärten trennte. Im Hofe dicht bei der Thüre mit der Jahreszahl 1728 findet sich im Eck noch eine sehr fein profilirte in Stein ausgeführte Nische oder Thüre, welche ebenfalls noch aus der ältesten Erbauungszeit stammt. Ebenso beweisen die Zwerghäuser auf dem Hinterbau das höhere Alter in ihrer Holzconstruktion. Der Garten ist bereits ganz zerstört, und bald wird man sich nicht mehr zurechtfinden können.
Band 5
18. Juli 1873
Vor ungefähr 3 Wochen wurde der Anfang mit der Niederlegung der erwähnten Hinterbauten gemacht und sind dieselben heut bereits bis auf den ersten Stock heruntergebrochen. Ein Weiteres als das bis jetzt Bemerkte, hat sich dem Abbruch nach nicht ergeben.
Siehe auch:
Band 5, Seite 5
Feuerfunke
Große Galgengasse 9
E.4 [=E.7a]
11. Juni 1858
Thorweg alt. Rechts im Hofe befand sich noch vor fünf Jahren eine zierliche schmale, fein profilirte, mit einem Rundbogen überwölbte Thüre, welche zu einem steinernen Gewölbe führt; Letzteres ist noch vorhanden, allein die Thüre ist leider in eine Viereckte umgewandelt. Ueber derselben steht noch ein altes Doppelwappen, s. Ab. mit reichen Helmen und Helmdecken, sodann stand noch ein alter Ziehbrunnen in einer Nische daneben, welcher nun ebenfalls verschwunden ist. Links im Hofe der erste Stock des Mittelbaues hat in seinem Inneren noch alte Spuren wie Mauerverstärkungen, offene Gallerien u.s.w., s. Ab.
Ueber dem Thorbogen oder vielmehr Durchgangstragebalken am Hinterhaus im Garten war beifolgender Spruch in das Holz eingehauen:
Wer auf Gott vertraut
hat auf kein Sand gebaut. 1688.
Auch auf der Straße gegen das Nebenhaus E.3 sind zwei Wappen sehr schön vertieft in Kalkputz ausgeführt, angebracht, sie stehen über dem Ueberhang des ersten Stocks und gehören, wie es scheint, den Familien Glauburg und Völker an. s. Ab. [R1285]
Band 5
1873
Bei der eben in Gang befindlichen Umgestaltung des Hauses wurde das oben erwähnte Doppelwappen von seiner Stelle über der Thüre weggenommen
Band 5, Seite [6]
und unter die Fenster des Mittelbaus in die Wand sorgfältig und nicht ohne Verständniß eingesetzt.
Ueber die Zerstörung des Gartens und die baulichen Veränderungen darin sowie über die daran anschließenden Hinterhäuser und deren Niederlegung ist bei dem Hause E.3 das Weitere nachzusehen, indem sie gemeinschaftlich von der Zerstörung betroffen wurden.
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Tanne
Gallengasse, große 5
E.5
1. März 1859
In einem Protokoll, welches in Betreff der Erbauseinandersetzung des am 29. Mai 1751 verstorbenen Kaiserlichen Raths Hassel, Bürgers und Bankiers dahier, angefertigt wurde, wird dessen Haus auf der großen Gallengasse dahier belegen, zur Tanne genannt.
Der berühmte Komiker Hassel dahier, welcher ein Urenkel des ebenerwähnten Samuel Hassel ist, erzählte mir in Betreff dieses Stammhauses seiner Familie Folgendes: Das Haus hat einen großen Garten, welcher auf den Garten des weißen Hirsches auf dem Hirschgraben stößt und von diesem durch eine Mauer geschieden ist, in welcher eine Thür befindlich, die mit zierlich durchbrochenem Schnitzwerk ausgestattet, wahrscheinlich dazu diente, den Bewohnern des letztgenannten weißen Hirsches, die Benutzung des im Garten des Hauses zur Tanne gelegenen Brunnens zu gewähren. Weiter berichtet er, daß in seiner Familie Tradition sey, in diesem Garten habe jener ungeheure Hasselbaum gestanden, dessen die Geschichtschreiber erwähnen, daß derselbe alt gewesen und dicht an einem kleinen Hinterhäuschen sich befunden habe, in welchem zwei alte Jungfern zur Mie-
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the wohnten. Bei dem starken Schwanken des vom Winde bewegten Baumes lebten dieselben in steter Furcht, er möge umfallen auf das Häuschen, das sie bewohnten und baten deshalb mehrmals den Herrn Rath Hassel, er möge den Baum abhauen lassen, allein der wollte von einer Zerstörung dieses merkwürdigen und seinem Garten zur großen Zierde gereichenden Baumes nichts wissen.
Bei Gelegenheit einer längeren Abwesenheit von Frankfurt machten die beiden alten Damen sich an die Frau Rath Hassel mit dem Gesuch und so gutem Erfolg, daß dieselbe einwilligte, den Baum zu fällen, was auch geschah zum großen Schrecken und Aergerniß des zu spät kommenden Hausherrn. Man ließ aus dem Holze des Baumes Kästchen zum Andenken für die Familie verfertigen, ein solches Kästchen besitzt mein Freund Hassel noch, er hat es von seiner Mutter, welche auch noch ein Säckchen mit Hasselnüssen, ebenfalls von diesem Baume herrührend, besaß, das er sich noch erinnerte, zum Spielen bekommen zu haben, das aber abhanden gekommen sey.
Das Kästchen, welches noch existirt, habe ich selbst gesehen und in Händen gehabt, habe auch von Hassels Mutter des Säckchens mit Haselnüssen öfter erwähnen hören
In seinem Deckel befand sich folgende Inschrift eingeklebt:
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„Dieses Kästchen, worin sich in meiner Kinderzeit ein kleines Säckchen mit verdorrten Haselnüssen befand, ist aus dem Holze des berühmten Haselnußbaumes (Staude), siehe Martinieris geographisch kritisches Lexicon Th. 4, pag. 1821, ferner Beschreibung des gegenwärtigen Zustands der K. K. Stadt Frankfurt von J. B. Müller s.a.L. 1747, pag. 46 und wurde nach dessen Fällung nebst anderen Gegenständen aus dem Holze desselben angefertigt und den resp. Familienmitgliedern als Andenken zugestellt. So kam es an meinen Vater über, dessen Sohn im Knabenalter keine Ahnung haben konnte, wie werthvoll ihm jetzo nach anderthalb hundert Jahren die tauben Nüsse wären, die er damals in kindlicher Wildheit sammt dem Säckchen wegschleuderte. - Samuel Friedrich Hassel.“

Dieser Zettel (Abschrift) befand sich, von meines lieben Freundes Hassel eigener Hand geschrieben, in den Deckel des besagten Kästchens geklebt und wurde nach seinem 1876 erfolgten Todt von mir am 25. Fb. desselben Jahres abgeschrieben.
Sein Inhalt stimmt genau mit seiner mit zu wiederholtemmal gemachten Erzählung überein und ist es mir gelungen, festzustellen, daß die Fällung jenes Hasselbaumes zwischen den Jahren 1747 -51 stattgefunden haben muß.
ad. gr. Galgengasse, Haus zur Tanne. 5
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Da nun der benannte Samuel Hassel 1751 verstorben, Matinieri aber in seinem Lexicon, welches 1745 in Leipzig erschien, den Baum als noch bestehend aufführt, ebenso Müller in seiner Beschreibung von Frankfurt p. 46. vom Jahr 1747, so läßt sich daraus mit ziemlicher Sicherheit die Zeit der Zerstörung des Baumes nachweisen. Noch einer anderen Familiensage muß ich gedenken, welche ebenfalls einen historischen Grund hat. Rath Hassel stand in Geschäftsverbindungen mit mehreren fürstlichen Personen, darunter auch ein Fürst von Ostfriesland war, mit dessen Finanzen es schlecht ausgesehen haben muß; dieser Fürst nun, wollte den Bankier Hassel besuchen, um ein Anlehen bei ihm zu machen. Hassel wußte den Grund des Besuches vorher, und da er ebenfalls vorher wusste, daß das Geld alsdann so gut wie verloren sey, er aber aus wahrscheinlich triftigen Gründen das Gesuch nicht abschlagen konnte, so trug er seinem Portier auf, wenn der Fürst käme, denselben nicht herein zu lassen, sondern demselben zu sagen, er sey nicht zu Hause. Der Portier, welcher die Weisung hatte, seine Stube nicht zu verlassen, that dies doch, obgleich nur für einen Augenblick, und ließ sein kleines Söhnchen in der Stube zurück. Das Unglück
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wollte nun, daß gerade während dieser kurzen Zeit der Fürst vorfuhr und natürlich schnurstracks unaufgehalten in das im Hofe, im Mittelbau, gelegenen Comptoirs ging, allwo Hassel das Geschäft, durch Umstände gezwungen, nun mit ihm abschloß.
Hassel jedoch war nach Entfernung des Fürsten in einer solchen Wuth, dass er in die Portier-Loge mit den Worten eintrat: „Karl, warum hast du mir das gethan“, und in der Aufregung des ersten Moments mit einem schweren Schlüsselbunde dem Bübchen auf den Kopf schlug und denselben entweder damit tödtete oder doch wenigstens schwer verwundete. Es ist dieß Familientradition, doch geht aus den Rechnungen jener Jahre ein ziemlich deutlicher Beweis hervor, indem sich ein bedeutender Posten findet „Chirurgische Behandlung“ betreffend. Auch ist von einem Vergleich der Erben in einem Flandrinischen Injurienproceß die Rede, und wird der Vergleich auch von Letzterem mit fl. 1000 erzielt.
Auch noch mehrere alte Familienbilder finden sich vor, eines stellt den mehrerwähnten Rath Hassel, in seinem Comptoir sitzend vor, ein stattlicher Mann mit einer großen Perrücke, ein Bauer in einem weißen Kittel steht dicht bei ihm, und ein Commis überreicht dem
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Comptoirherrn einen Brief. Vor dem, durch ein Geländer vom eigentlichen Comptoir geschiedenen Arbeitstisch des Raths sitzt an einem Tische ein Schreiber, welcher aus lauter Respect winzig klein, wie ein Zwerglein, abgebildet ist.
Weiter findet sich noch ein Tischchen vor, mit einer in buntem Marmor eingelegten Abbild. des Hassel‘schen Wappens, sowie mehrere in Stein geschnittene Familien Wappen-Siegel.
Der Tisch trägt die Jahreszahl 1613 und ist sehr künstlich von Marmor ausgelegt auf schwarzem Grunde. Das Wappen der Familie von Hassel, drei Frösche und als Helmverzierung einen Schwan mit ausgebreiteten Flügeln. Es war nicht ursprünglich für einen Tisch bestimmt, sondern war auf dem Deckel eines Kastens oder einer Truhe.
Band 5
Müller Beschreibung von Frankf. p. 46 Anlage 3
Von dem Hasselischen Garten wird von Herrn Martiniere in dem Geographisch und Critischen Lexicon part. IV. pag. 1821 der darinnen befindliche Hasselbaum als besonders merkwürdig angeführt, indem dessen Höhe und Breite die größten Eichbäume übertrifft, inmassen derselbe aufwärts 87 Werkschuhe beträgt. Die
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Dicke in der Rundung ist fünf und eine halbe Frankfurter Elle.
Unter dieser verwunderungswürdigen Hasselstaude hat Kayser Leopold im Jahr 1657 etlichemal Tafel gehalten, wie solches an einem Stein, so unter dem Baum liegt, eingehauen steht.
Band 5
Martinieri, Lexikon Erschienen 1745 Leipzig Anlage 2
Auf der großen Gallengasse in des Herrn Hassels, eines reformirten Handelsmanns Haus, vormals Herrn Campoins Behausung, nehmen wir die große Hasselstaude in Augenschein. Ihre Höhe und Breite übertrifft die größten Eichbäume inmassen sie aufwärts 87 Werk Schuhe und zwar von dem Stamm bis an die Aeste 36, von den Aesten bis an die Spitze 51 Werk Schuh beträgt. Die Dicke unten bei der Erde ist in der Rundung 5 und eine halbe Frankfurter Elle und so dick als sonst vier Mann sind. Unter dieser verwunderungswürdigen Hasselstaude hat Kayser Leopoldus glorwürdigen Angedenkens im Jahre 1657 etlichemal Tafel gehalten, wie solches an einem Stein, so unter dem Baum liegt, eingehauen steht. Gleichwohl beginnt dieselbe Altershalber allmählig abzunehmen. Vor wenig Jahren mußte deßwegen ein großer Ast davon abgehauen werden, gleichwohl verdient sie doch noch, daß man sie in Augenschein nimmt.
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22. Mai 1860
Das Vorderhaus scheint im vorigen Jahrh. von Grund auf erneuert zu seyn, im zweiten Hofe hinten stehen noch einige alte Bauten, welche der ursprünglichen Anlage angehören, die wahrscheinlich im 16. Jahrh. stattfand. s. Abb. [R1287] - Fig. 1 zeigt den Baustyl, in welchem dieselbe gemacht wurde und welcher auf die ebenerwähnte Zeit hinweist. Der Garten stößt an den Garten des weißen Hirsches und ist in der Mauer eine jetzt geschlossene Thüre angebracht, welche den Zweck wahrscheinlich hatte, den Eigenthümern des letztgenannten Gartens den Gebrauch des Brunnens in ersterem zu gestatten.
Nach der Seite des weißen Hirsches hin war die Thüröffnung mit einer hölzernen Thüre verschlossen, welche in durchbrochener Arbeit die schönsten Ornamente zeigte. s. Ab. [R0095] [R0089] Der Sturz desselben so wie die eben erwähnten Ornamente deuten unzweifelhaft auf das 17. Jahrh.
Wo der fragliche Hasselbaum gestanden und wo der Stein hingekommen ist, auf welchem sich die Inschrift befand, ist nicht mehr zu ermitteln gewesen. Abbildungen aus jener Zeit giebt es nur eine, und zwar ist dieß der Merian‘sche Plan von 1828, welcher jedoch merkwürdigerweise auch keine Spur jenes ungeheuren Baumes zeigt. Nach dem Plan von 1552 bildet die Mauer des Gartens einen Theil der alten Stadtgrenze.
Lersner giebt J. p. 553 in Betreff des fraglichen Baumes folgende, von den vorigen in etwas abweichende Nachricht 1658. Haben Ihro Kays. Maj. etliche Mal unter der Wundergroßen Hasselnuß Stauden Taffel gehalten. Dieser sonderbarer übergrosser Wunder-Baum stunde in des damalig vornehmen Kaufmanns Jacob du Fay Garten, welcher anjetzo Hn. von Campoing gleichfalls vornehme Kaufmann gehört, und heut zu Tage noch zu sehen ist: Die Höhe von dieser Stauden wie auch die
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Breite übertrifft die größte und stärkeste Eichbäume und ist dessen Höhe über die 87 Werk-Schuh, also daß der Stamm biß an die Aeste 36, die übrige Höhe aber von der Aesten biß in die Spitze 51 Werk-Schuhe reichet, die Dicke unten bey der Erden ist in der Rinde fünft und eine halbe Frankfurter Ell.
Jedenfalls ist Lersners Nachricht in Betreff der Zuverlässigkeit allen anderen vorzuziehen
Im Intelligenzbl. 1752. 5. Jan. und 7. Dec. finden sich Nachrichten über das Hasselsche Haus.
In der im Jahr 1754 in Cassel erschienenen „Beschreibung der Fürstenthümer Hessen und Hersfeld (zuerst erschienen bei Herrmann Braun in Bremen) findet sich folgende Stelle: „Bei der Wahl Kaiser Leopolds I. 1657 speiste derselbe unter der wundergroßen Haselnußstaude in des vornehmen Kaufmanns Jacob du Fay Garten.“ s. Archiv für Frankf. Geschichte und Kunst. Neue Folge 6. p. 412.
Demnach beruht die von Batton VI. p. 266. gegebene Notiz, welche den Baum als in einem Garten zwischen dem Hause Pfuhlhof und dem Hause Reifenberg auf dem Heumarkte stehend, schildert, auf einem Irrthum.
Band 5, Seite 17
11. März 1872
Heute wurde angefangen, im Garten die Bäume umzuhauen.
Band 5
28. März 1872
Abbruch der Trennungsmauer, Anfang
Band 5
2. April 1872
Vollständige Niederlegung der Mauern, so daß man nun nach allen Seiten in die Gärten frei aus- und einsehen kann. Der Garten bot kurz vor seiner Zerstörung mit der alten öfters besprochenen Thüre ein höchst malerisches Bild, wie ich in Frankfurt kein zweites aufzufinden gewußt hätte, namentlich aber gehört der Blick von hier nach dem alten Weißfrauenkloster mit zu den schönsten Motiven, welche für einen Maler zu finden sind, wie die Abbildungen genügsam beweisen.
Im Vorderhause fanden sich in einem Gewölbe einige alte aus dem vorigen Jahrh. stammende Gitter vor, welche gegenwärtig im Hofe stehen und durch ihre kunstreiche Arbeit meine Aufmerksamkeit in hohem Maße fesselten. Einer derselben trägt die Buchstaben J. P. L. (Jacob Phillipp Leerse) und scheint über der Hausthür gewesen zu seyn.
Bei dem weiteren Verlaufe des Abbruchs kamen auch alte Bodenplättchen vor, welche die hier bekannten Muster trugen.
Band 5
21. Mai 1872
Alles der Erde gleich und die Stätte nicht wieder zu erkennen. Trotz aller Nachforschung war von dem alten Hasselbaum keine Spur mehr zu finden.
Siehe auch:
Band 5, Seite 19
Heiliges Grab
Gallengasse, große 9
E.7a
3. Mai 1860
Ein massiv in Stein aufgeführtes ansehnliches Haus, welches im vorigen Jahrhundert an die Stelle eines alten hier stehenden Hauses gebaut wurde. Auf dem Scheitel des Dachs mit einem Thürmchen oder Belvedere versehen, von dem aus man eine umfassende Aussicht in die nahen Gärten hat. Vorderhaus nach der Straße zu, sowie das Hinterhaus nach dem Garten hin - Letzteres jedoch mit theilweiser Berührung des alten Hauses - sind, wie schon gesagt, aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts, der Seitenbau links dagegen, in dem sehr geräumigen Hofe, ist ein ziemlich wohlerhaltener Ueberrest des älteren Häusercomplexes und trägt ganz das eigenthümliche Gepräge des 16. Jahrhunderts. Daselbst über einer Thüre 1595 eingehauen. Die Eingangsthüren mit durchkreuzten Stäben und verzierten Sockeln an den Säulchen, sodann Gewölbe in den unteren Räumen, sowie verzierte Schloßbleche und Bänder an den Thüren im ersten Stock.
Das Vorderhaus mit dem Thorweg hat keine alte Spur mehr, außer einem höchst merkwürdigen, in die Wand nach dem Hofe hin, unter den Fenstern des ersten Stocks eingemauerten Stein; ungefähr 2 ½ Fuß hoch, 2 Fuß breit, wahrscheinlich stammt er aus dem älteren Hause; in welchem er jedoch auch nur als Frag-
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ment eines noch älteren Baus fungirt haben kann, denn er gehört offenbar in das 14. Jahrhundert. vid. Abb. V. Vielleicht auch in den Anfang des 15. Jahrhunderts. Böhmer hat die gar nicht unwahrscheinliche Vermuthung ausgesprochen, daß es ein Ueberrest aus einer vor der Stadt gestandenen Kapelle sey, was mit meiner alten Vermuthung, als sey er dem Kirchhof der Maternuskapelle oder dieser selbst entnommen, übereinstimmte. Vor mehreren Jahren noch stand derselbe in seiner natürlichen rothen Sandsteinfarbe da, jetzt ist er leider mit Oelfarbe dick überstrichen. Die auf ihm ausgehauenen Figuren sind Christus, aus dem Grabe steigend, nebst zwei kleineren, sitzenden, schlafenden Figuren, die Wächter darstellend, jedenfalls ist damit die Auferstehung des Herrn gemeint, das Christusbild hat einen Heiligenschein und hält die beiden Finger der rechten Hand schwörend in die Höhe. Der Heiligenschein hat das bekannte Kreutz. Die Gewandung ist nicht übel, die sonstigen Körpertheile aber roh und unentwickelt in der Form, namentlich sind die Wächterfiguren wahre Mißgeburten.
Der eine hat einen Schild, der andere sitzt auf seinem Helm. Dieser Helm hat genau die Form eines Stechhelm (Turnierhelm). Wie der Stein dahingekommen,
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was er für eine Beziehung zu dem Hause hat, u.s.w., ist vor der Hand total dunkel. Auf dem Merian‘schen Plan (1628) steht an dieser Stelle das schon erwähnte alte Haus, ein stattliches Gebäude, jedoch offenbar nicht einer so frühen Periode angehörend wie diejenige ist, aus welcher der Stein stammt. Das Haus hat neben sich einen thurmartigen Pfortenbau, einen großen Hof, von welchem ein Theil durch ein Gitter abgetrennt ist, sodann einen quer durchziehenden Hinterbau mit großem Garten, welcher sich jedoch auf dem ohnehin nicht immer zuverlässigen und nur mit großer Vorsicht zu benutzenden Plan nicht genau in allen seinen verschiedenen Theilen als zum Hause gehörig nachweisen läßt, vielleicht war es mit dem Nebenhause verbunden. (Unter diesem Nebenhaus ist jedoch nicht das jetzige Nebenhaus E.7b (11) zu suchen, welches früher zu dem Hause gehörte und wahrscheinlich bei dem Neubau im vorigen Jahrh. erst abgetrennt wurde; an seiner Stelle stand wahrscheinlich der ersterwähnte Pfortenthurm). Auf dem Belagerungsplan von 1552 steht das Haus schon mit dem Thurm, wie auf dem Merian‘schen, doch sind die Gärten gar nicht zu unterscheiden; wenn man nun annimmt, daß bereits im 14. Jahrh., also nach der Stadterweiterung unter Ludwig dem Baier 1342 die Häuser auf der Gallengasse an-
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gebaut wurden und der Stein deßhalb aus jener Zeit herrühre, so passt der im Hof stehende, noch erhaltene Seitenbau nicht, welcher offenbar dem 16. Jahrh. angehört, mithin muß der erste Bau entweder im 16. Jahrh. durchaus niedergerissen und mit allen Hinter- und Seitenbauten von Grund auf neu aufgeführt worden sein, oder man hat im 16. Jahrh. nur den fragl. Seitenbau erneuert und das Vorderhaus stehen lassen, bis zu dem Neubau im vorigen Jahrh. allwo der natürlicherweise viel jüngere Seitenbau zum Niederreißen in noch zu gutem Stande, geschont wurde und deßhalb heute noch steht. Bei dieser Gelegenheit wollte man den, dem alten Bau vielleicht entnommenen Stein gerne erhalten und ließ ihn zu diesem Zweck in die Mauer ein, wo er noch heut zu Tage als ein Räthsel steht. Er könnte vielleicht auch einem Familienbegräbniß angehört haben, das vielleicht in der nicht weit davon entfernten Maternuscapelle sich befand, jedoch ist dieß nur eine sehr gewagte Vermuthung von mir, welche nur der Gegenstand einer Auferstehung in mir hervorrief.
An dem Hinterhause über der Eingangsthüre ist beifolgender Stein eingesetzt: 1. Er ist rund und trägt die Wappen der Familie v. Cronstetten, Zum Jungen
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und Günderrode, auch er ist ein Ueberrest des älteren Baues aus dem 16. Jahrh., dagegen stammt der Stein 2. aus der Erbauungszeit des jetzt vorhandenen Hauses, wie man an den ausgearteten Formen der Wappenschilder entnehmen kann. Er befindet sich über dem Eingangsthor zum Garten als Schlußstein. Im Garten ist dasselbe Wappen noch einmal an derselben Stelle angebracht. Das eine ist das der Familie v. Günderrode, das andere das der Familie Ruland. Drei Becher, drei Trauben und zwei Adler, Abgeb. bei Lersner I. No. 148.
Dieß sind die wenigen Merkzeichen der Vergangenheit, was mag wohl alles bei den verschiedenen Neubauten im vorigen Jahrh. zu Grund gegangen seyn.
Band 5
9. Oktober 1871
Soeben erfahre ich, dass Fichard in den Ergänzungen zu Batton C.6, p. 295. angiebt, das Haus hieße Zum heiligen Grab. Sollte dieser Stein damit in Verbindung zu bringen seyn.
Band 5
10. Februar 1872
Der Garten des Hauses zieht hinter dem Hause 11 u. 13 her und stößt an den Garten des weißen Hirsches.
Auf der Grenzmauer, die ihn von Letzterem scheidet, liegen zwei Steine mit dem Kopfende nach außen, d.h. in den weißen Hirsch sehend. Dieselben bezeichnen die Grenzen des Gartens nach rechts und links. Links, da wo der Garten des Hauses zur Tanne, Galleng. 5
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angrenzt, liegt der Stein, der das v. Holtzhausen‘sche Wappen trägt, rechts an der Grenze gegen den Mohrengarten hin, der mit dem Wappen der Familie v. Völker 1604 und scheint dieß noch die alte ursprüngliche Eintheilung anzuzeigen, welche nach der Ausfüllung der Gruben und Bebauung des Hirschgrabens 1583 vorgenommen wurde.
Zum genaueren Verständniß ist der Ulrich‘sche Plan von 1811 nachzusehen, ebenso der von Ravenstein. Ein kleiner, jetzt zerfallener Pavillon findet sich noch in der Ecke vor, welcher auf der Zeichnung, die die Aussicht aus dem Garten des Hauses 13 darstellt, rechts zu sehen ist. Er ist in der neueren Zeit ganz verwahrlost und zerfallen und macht mit dem ihn wild umrankenden Gesträuch einen höchst malerischen Eindruck.
Daneben in der Mauer, die den Garten von No. 13 abgrenzt, ein Ziehbrunnen, der mit diesem Hause gemeinschaftlich war und deßhalb auch von der anderen Seite eine Thür dahin hatte. Es kam dieß in früherer Zeit vielfach vor und war leichter ausführbar als jetzt, weil die Grundstücke nicht so oft die Besitzer wechselten wie in unseren Tagen. S. den Artikel Weißer Hirsch.
Band 5
29. März 1872
Soeben ist bereits der Abbruch des oben genannten Hinterhauses in vollem Gange, nachdem schon seit
Band 5, Seite 25
einigen Tagen die Bäume im Garten gefällt worden sind.
Band 5
10. März 1872
Wurden die Bäume im Garten umgehauen.
Band 5
11. März 1872
Entdeckte ich in der Mauer nach dem Garten der Loge Carl einen Stein, den ich anfangs für ein altes Säulencapitel hielt; ich ließ ihn herausbrechen und es zeigte sich, daß er ein Schlußstein eines Thorbogens gewesen, der, nachdem er vom Kalkputz befreit war, erkennen ließ, daß er der Bearbeitung nach aus dem Anfang des vorigen oder aus dem Ende des 17. Jahrh. stammt.
Band 5
18. März 1872
Zerstörung des Ziehbrunnens und Anfang des Abbruchs der Trennungsmauern, s. Weißer Hirsch.
Band 5
20. April 1872
Soeben werden die alten links im Hofe befindlichen Seitenbauten (1595) s.o., abgebrochen.
Band 5
11. Dezember 1872
Seit zwei oder drei Tagen hat der Abbruch des massiven Vorderhauses begonnen und ist bereits das ganze Dach herunter.
Band 5, Seite 27
Gr. Gallengasse 13
E.8
3. Mai 1860
Das ganze Haus mit seinen Neben- und Hintergebäuden ist von ansehnlichem Umfang und besitzt einen geräumigen Hof und Garten. Am Vorderhause findet sich zu beiden Seiten des Schlußsteins über dem Thorbogen die Jahreszahl 1659 eingehauen, in welche Zeit auch die sämmtlichen Bauformen und vorkommenden Ornamente einstimmen. Sodann an einem Tragstein unter dem ersten Stock nach dem Hause 15, E.9 hin beifolgende Wappen: 1. Der Tragstein ist mit dem des daranstoßenden Hauses E.9 gemeinsam, doch befinden sich am anderen zwei Wappenschilder von ganz anderer Form und leer, s. Abb. 2. [R1294]
Auf dem ersten Schild ein Löwe mit einem doppelten Schweif, auf dem zweiten Schild ein Hirsch, sodann ein Balken mit drei Sternen und darunter ein Löwe. Die Hausthür, das Hofthor und sonstige Thüren sind mit hocherhabenen Stäben reich verziert, die Fenster des Erdgeschosses nach der Straße zu mit Eisengittern verwehrt.
Im Hofe am Vorderhaus über dem Brunnen ein Stein. Abb. 3. [R1292] eingemauert als Bruchstück. Die Brunnenschale ist ebenfalls alt. Jedenfalls war das Vorderhaus im vorigen Jahrh. einmal von Grund auf erneuert worden, während die im Hofe stehenden Bauten älteren Ursprungs sind. An dem Hinterhaus findet sich ein mit Laubwerk verzierter Brandmauerträger nach der Seite des Nachbarhauses E.7b hin.
Band 5, Seite [28]
Abb. 4 [R1288] zeigt uns eine Thüre zu einem Raum, der jetzt als Stall benutzt wird. Daneben in der Wand über einem Fenster zwei gegeneinander gestellte leere in Stein gehauene Wappenschilder; ob sie von jeher an diesem Platz gestanden, konnte ich nicht ermitteln, doch machen sie sammt den übrigen an den Hintergebäuden vorkommenden Einzelheiten ein[en] ächten und alterthümlichen Eindruck. Namentlich war dieß noch vor einigen Jahren der Fall, als das Hinterhaus noch in Balken stand, ohne Kalkputz. Doch ist dasselbe jetzt sehr verändert, und schon im Jahre 1839 wurde der alte lange, an die Wand links angelehnte Schoppen entfernt und an seine Stelle 1859 ein Neubau gesetzt.
Was mag von den alten Bauten noch sonst ruinirt worden seyn.
Band 5
Januar 1863
Gegenwärtig ist das ganze Vorderhaus nach der Galgengasse hin bis auf den Grund niedergerissen und soll ein neuer Bau aufgeführt werden
Band 5
13. Februar 1872
Der Garten des Hauses, welcher hinter dem Hause 11, E.7b, das gar keinen Garten hat und ein abgerissenes Stück zu seyn scheint, herzieht, war äußerst malerisch in seiner Verwahrlosung anzusehen, in
Band 5, Seite 29
der Mitte befand sich ein kleines steinernes Wasserbecken und an den mit Hollunder reichlich verwachsenen Mauern allerlei Lusthäuschen und sonstige Gebäude angelehnt, welche, wie es scheint, alle aus dem vorigen Jahrhundert herrühren. In dem einen Anbau an der südlichen Mauer ein Ziehbrunnen, der mit dem Hause 9, E.7b, s.d. gemeinschaftlich war. Jetzt ist der bedeutend tiefer als die Galgengasse gelegene Garten zum großen Theil ausgefüllt, was mir die Möglichkeit gab, eine übersichtliche Zeichnung der umliegenden Gärten anzufertigen, welche alle sehr tief liegen und nur aus den oberen Stockwerken der umliegenden Häuser sehen werden konnten.
Bei der eben im Gange befindlichen Durchführung des sog. Elzbacher‘schen Projekts, dem beinahe die sämmtlichen Gärten und Hinterhäuser der Galgengasse und des Rossmarktes zum Opfer fallen, wird es nicht lange dauern, daß man die Stätte nicht mehr erkennt, auf der unsere Vorfahren friedlich wandelten.
Die Abb. zeigt nur den schon beinahe ganz ausgefüllten Garten. Die an den Mauern befindlichen Gebäude sind niedergelegt und gestatten einen Blick nach dem Hause 9 sowie auch die Thüre des Ziehbrunnens sichtbar ist, der überbaut war.
Man sieht den Garten des weißen Hirsches mit dem Weißfrauenkloster und ebenso den des Hauses zur
Band 5, Seite [30]
Tanne No. 5 mit der oft erwähnten Thüre. s.d. Ueber den Gebäuden des weißen Hirsches sieht man das Thürmchen des Hauses zur Schappelburg. Rechts wird das Bild von dem Mohrengarten und dessen im hintersten Theile desselben stehenden Hause geschlossen sowie auch von dem seit einiger Zeit ganz zerfallenen Pavillon (Sommerhäuschen) im Garten No. 9, s.d., welcher, von Gestrüpp reich überdeckt, einen äußerst malerischen Anblick gewährt.
Band 5, Seite 31
Mohrengarten | Mohr | Stadtmauer
Gr. Galgengasse 17
E.10
Mai 1862
Bei dem Abbruch der Gebäude im Mohrengarten auf der gr. Galgengasse wurden 9 Bogen der noch ganz erhaltenen Stadtmauer bloßgelegt, nebst einem Theil der Fundamente des alten Galgenthores, s.d., ebenso Gr. Stangengasse, jetzt Neue Schlesingergasse, um für immer zu verschwinden.
Band 5
6. Juni 1871
Im hintersten Theil des Hofes besteht die alte Stadtmauer noch.
Band 5
18. März 1872
Soeben wird mit dem Abbruch der Gebäude im hinteren Theil der Mohrengartens begonnen.
Band 5
11. April 1873
Es stehen heute noch 9 und ein halber Bogen der alten Stadtmauer, der mit dem Pfeiler in der Mitte bildet vom Hotel du Nord aus gezählt, den vierten, wobei aber der halbe nicht mitgezählt ist.
Band 5
12. Oktober 1873
Die alte Stadtmauer ist nun in ihrer ganzen Länge niedergerissen und stehen noch ein und ein halber Bogen, die nächsten an dem Hinterhaus des Hotel du Nord, welche aber wahrscheinlich auch bald fallen werden, und so wäre dann damit auch die letzte noch übrig gebliebene Spur des alten Frankfurt in dieser Gegend ausgetilgt und verschwunden.
Band 5, Seite 33
Gr. Galgengasse 8 | Kl. Galgengasse 1
E.15
Juni 1868
Das Haus bildet das Eck mit der kleinen Galgengasse und hat in baugeschichtlicher Beziehung nichts Merkwürdiges mehr aufzuweisen, dagegen wird es durch einen seiner Bewohner interessant. Louis Spohr bewohnte in demselben während seines Hierseyns als Capellmeister im Jahr 1817 den zweiten Stock desselben und schrieb daselbst seine Oper „Zemire und Azer“ sowie einen großen Theil seiner Streichquartette.
Diese Nachricht verdanke ich den Mittheilungen des Herrn Wilhelm Speyer, der ihn daselbst oft besuchte und mir weiter erzählte, daß der Schreibpult des Meisters an dem Fenster nach dem Roßmarkt hin gestanden habe.
Band 5, Seite 35
Kleines weisses Ross
Gr. Galgengasse 4
E.17
4. Mai 1862
An einem Tragstein des zweiten Stocks gegen das Haus 2, E.18 hin findet sich das Wappen der Familie v. Humbracht. Dieser Tragstein ist mit dem daranstoßenden gemeinschaftlich. s.d. Fig. 1.
Dieses Haus hat vor mehreren Jahren (genau weiß ich die Zeit nicht anzugeben) in seinem Unterbau ganz bedeutende Veränderungen erlitten, indem die alte Thorfahrt zugemauert und der Raum in ein Wirthslokal umgewandelt wurde. - Alte Spuren seiner Erbauungszeit finden sich noch im Hofe vor, woselbst auch mehrere lebensgroße Figuren aus Stein gehauen, einen erkerartigen Ueberbau trugen, dessen Fenster runde Scheiben hatten, der aber bei der Reparatur verschwunden ist. Auch die Giebel des Vorderhauses sind noch alt sowie die Tragsteine unter dem ersten Stock. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist das Haus im Anfang des 16ten Jahrh. erbaut worden.
Die Hausthüre scheint noch die alte zu seyn und besitzt einen wundervollen Thürklopfer aus Bronze, ein Löwenkopf, der einen Ring im Rachen hält und von vortrefflicher Arbeit ist.
Band 5, Seite 37
Weisses Ross
[Große] Gallengasse 2 | Schlesingergasse 1 | Schlesingergasse 3
E.18
Mai 1862
Ein in seinem Aussehen noch ziemlich alterthümliches Haus mit zwei thurmartigen Erkern auf den Ecken. Die Erbauungszeit konnte ich noch nicht genau ermitteln, indem eine Jahreszahl daran bis jetzt noch nicht aufzufinden war. Durch alle möglichen Reparaturen und Veränderungen ist das Haus namentlich in seinem Unterbau vielfach entstellt worden.
An dem Tragstein des zweiten Stocks nach dem Hause (4) befindet sich ein Wappen mit 2 Helmen; dieser Tragstein ist mit dem daranstoßenden des Hauses (4) gemeinschaftlich, und vielleicht gelingt es durch die Wappen, die Familien der Erbauer und die Zeit der Erbauung zu ermitteln. [späterer Bleistifteintrag S. E.:] Glauburg. Siehe Gallengasse 4.
Band 5
1834
erkaufte Herr Sattlermeister Schäfer das Haus, ließ die sämtlichen Fenster im ersten Stock niedriger machen und die kleinen Scheiben durch größere ersetzen.
Band 5
1838
wurde der Hinterbau aufgeführt.
Band 5
1840
das Hauptthor s. Ab. in einen Laden verwandelt und dessen Thorflügel an dem neuen Thore, das in die Hofmauer eingebrochen wurde, verwendet.
Band 5
1849
wurden die eisernen Gitter von den Fenstern im Erdgeschoß entfernt.
Band 5
1859
die Fenster im Erdgeschoß nach der Schlesingergasse hin gebrochen.
Siehe auch:
Band 5, Seite 39
Kleine Galgengasse 3
E.19
Mai 1862
Mit dem Hause 5, E.20 gemeinschaftlicher Tragstein unter dem ersten Stock.
1604. Das Wappenschild des Hauses soll wahrscheinlich eine Hausmarke vorstellen, das von No. 5 ist mir unbekannt. Vielleicht drei Spulen oder Knöpfe, die Zeichen der Posamentier- oder Weber-Zunft?
Band 5, Seite [unpaginiert]
Garküchenplatz
[kein Datum]
Band 5, Seite [unpaginiert]
Stolzenberg | Ortenberg | Klein Cronberg
Garküchenplatz 2 | Fahrgasse 21
L.9
[kein Datum]
[kein Text vorhanden S. E.]
Band 5, Seite 41
Stolzenberg | Ortenberg | Klein Cronberg
Garküchenplatz 2 | Fahrgasse 21
L.9
10. November 1867
Schon seit Jahren mit dem Gedanken umgehend, dieses Haus einer genauen Untersuchung zu unterwerfen und seine nicht unbedeutenden architektonischen Schönheiten zu zeichnen und meiner Sammlung einzuverleiben, wurde ich in diesem Beginnen stets durch den Umstand verhindert, daß der außerordentlich lebhafte Verkehr in der Fahrgasse das Zeichen einer so reichen Ornamentik beinahe zu einem Ding der Unmöglichkeit machte. So verschob ich denn immer in Erwartung einer günstigen Gelegenheit die
Band 5
Zeichnungen 337, 338, 339
Sache von Tag zu Tag, ohne zu einem gewünschten Ziele zu gelangen.
Nun aber, seitdem die furchtbare Catastrophe des 15. Augusts eingetreten und dem Hause der gänzliche sichere Untergang bereitet ist, konnte ich nicht länger warten und sah mich deshalb gezwungen, am 14. Oktober unverweilt zur Ausführung meines Vorhabens zu schreiten. Die traurige Berühmtheit, die dem Hause dadurch geworden ist, will ich hier ganz bei Seite lassen und nur vorbeigehend erwähnen, daß in der Nacht vom 14. auf den 15. August dieses Jahres in einem Nebenbau desselben Feuer ausbrach, welches die oberen Stockwerke schnell verzehrte und beinahe gelöscht, die Ursache des schrecklichen Dombrandes wurde, der einer der härtesten Schicksalsschläge ist, von dem unser armes ohnedem schon schwer heimgesuchtes Frankfurt je betroffen wurde. Glücklicherweise hatte ich eine Totalansicht des Hauses schon früher einmal gezeichnet, s. Band 4. 414 und auch in den oberen Stockwerken mich
Band 5, Seite [42]
umgethan, so daß mir durch die gewaltsame Zerstörung wenigstens nichts verloren gegangen ist, wozu noch der günstige Umstand sich gesellte, daß man bei dem nunmehr nothwendig gewordenen gänzlichen Abbruch des Hauses auf den Grundstein stieß und in demselben zwei Dokumente vorfand, welche ziemlich genauen Aufschluß über die Erbauungszeit desselben geben. Sie liegen in getreuer Abschrift bei, indem der Besitzer des Hauses, Herr Bierbrauermeister Müller mir dieselben mit freundlichster Bereitwilligkeit zu diesem Zwecke anvertraute.
Der fragliche Stein befand sich in der Ecke der Mauer des zweiten Stocks eingemauert und wurde, als er heruntergeworfen worden war und mit der wohlverschlossenen Oeffnung nach unten lag, so daß sie unter dem Schutte nicht bemerkt worden war, seiner Schwere wegen in mehrere Stücke zerhauen, um ihn leichter vom Flecke schaffen zu können. Bei dieser Gelegenheit wurde sein Inhalt entdeckt, der aus den beiden Schriftstücken und vier Silbermünzen bestand, deren Beschreibung ebenfalls folgt. Ohne die Auffindung dieser Belege wäre die Erbauungszeit nicht mit solcher Bestimmtheit festzustellen gewesen, wie dies jetzt der Fall ist, auch würde es mir wahrscheinlich schwer gelungen sein, die Familien aufzufinden, welchen die an der Decke des Saales im ersten Stock befindlichen Wappen angehören, wenn nicht bei der
Band 5, Seite 43
einen Urkunde sich ein wohlerhaltener Siegelabdruck des Ausstellers vorgefunden hätte, der mit dem einen der oben genannten Wappen genau übereinstimmt. Anderwärts wird dem Hause eine architektonische Bedeutung abgesprochen und blos die Decke im Saale des ersten Stocks erwähnt. Dieser Meinung nun kann ich mich in keiner Weise anschließen und verweise deshalb einen jeden Unbefangenen auf die beiliegenden Zeichnungen der Ornamente mit der Bemerkung, dass ich Schöneres hier in Frankfurt Nichts kenne.
Im Jahr 1409 wird das Haus zuerst urkundlich erwähnt, s. Batton II. p. 69, und wenn der Verfasser der Urkunde, die über den Neubau Aufschluß giebt und aus dem bedeutungsvollen Jahr 1618 stammt, sagt, daß das Haus 300 Jahre zuvor gestanden, so mußten ihm andere Quellen, als die unsrigen bekannt gewesen sein oder er es aus einer vielleicht an dem alten Hause selbst angebrachten Inschrift entnommen haben. Es wurde in benanntem Jahre bis auf den Grund abgebrochen und neu auferbaut, und somit gehören die schönen Ornamente des Unterbaus in diese Zeit. Eine Beschreibung des äußeren Aussehens ist überflüssig, indem ein Blick auf die genauen Zeichnungen mehr Aufschluß giebt als die längsten Reden. Der Unterbau sowie das ganze Haus bis an den Dachstock war Mauerwerk und die in einem besonderen Thurm liegende
Band 5, Seite [44]
in die oberen Stockwerke führende Wendeltreppe massiv in Stein bis an den Dachstuhl, woselbst erst die Holztreppe ihren Anfang nahm. Der Treppenstock endigte mit einem zierlichen in Stein gehauenen Löwenkopf, und in dem Sturz der von dem Ende der steinernen Treppe befindlichen, in die Räume des Nebenhauses führenden Thüre findet sich die Jahreszahl 1659 eingehauen. Ein Zeichen, daß also in diesem Jahre bedeutende Reparaturen und wahrscheinlich auch die Zusammenziehung mit dem Nebenhause, Klein Stolzenberg, in welchem der eigentliche Brand ausbrach, stattgefunden hatte. Jedenfalls stammt das Wichtigste, was das Haus aufzuweisen hat, nämlich das Erdgeschoß und die Decke im ersten Stock aus dem Jahr 1618, also mit dem Beginn des 30jährigen Krieges. Veränderungen außer den Fensterscheiben hat das erstere nicht erlitten, und was die Decke anbelangt, scheint nur die Bemalung derselben einem Wechsel unterworfen gewesen zu sein, wie die Wappen ausweisen, deren Farben in der Urkunde anders angegeben sind, als sie sich dermalen vorfinden. Die Decke war von ziemlich roher Stuckarbeit und stellte eine Art Götterversammlung, vielleicht den Olymp, dar, jedoch war die ganze Anordnung nicht ohne Geschmack, wenn auch die Ausführung der einzelnen Figuren, welche in Hochrelief in einem Kreise schwebten, Manches zu wünschen übrig ließe. Einzelne Köpfe und Arme waren sogar ganz frei gearbeitet und hingen,
Band 5, Seite 45
namentlich Neptun mit seinem Dreizacke förmlich in das Zimmer herunter; in der Mitte des Kreises schwebte Jupiters Adlers, welcher den Ganymed trug, der eine Schale kredenzte.
Die Ecken, welche der Kreis übrig ließ, waren mit ovalen Medaillons ausgefüllt, deren drei Wappen, das vierte eine Darstellung des Winters, nämlich einen Mann, der sich an einem Feuer die Hände wärmt, trugen. Das erste Wappen, Fig. 1, ist das des Hausherrn, des Erbauers Henricus Porssius (Heinrich Porß), denn es stellt ein halbes geflügeltes Pferd dar, und ein solches findet sich auch auf dem der Urkunde beigedruckten Siegel. Das zweite scheint das der Frau zu sein, Magdalena Vocktin (Vockt). Dasselbe Wappen findet sich auch in der Rothenkreuzgasse an dem Fensterpfeiler des Hauses [Leerstelle] in Stein gehauen. s.d. - Nummer III konnte ich bis jetzt noch nicht ermitteln und ist es mir bis jetzt noch nicht vorgekommen, es könnte auch ein Handwerkszeichen sein. Diese Wappen sind der Aufmerksamkeit derjenigen gelehrten Forscher entgangen, welche bisher das Haus untersuchten und darüber schrieben, indem alle ihr Augenmerk nur auf das große Deckenbild Olymp richteten und über dieser scheinbaren Hauptsache die eigentliche Hauptsache übersehen haben.
Schon als Knabe waren mir diese Räumlichkeiten genau bekannt, da die antiquarische Buchhandlung von Goldschmidt und Wimpfen sich darin befand und von mir oft besucht wurde. Das Eckzimmer
Band 5, Seite [46]
war jedenfalls eine Art Familiensaal oder Prunkgemach des Hauses, wie auch schon die auffallend hohe Form der Fenster desselben nach der Fahrgasse hin andeuten, die, wie es den Anschein hat, jedoch erst im vorigen Jahrhundert, wahrscheinlich bei der im Jahre 1722 vorgenommenen Reparatur ihre jetzige Gestalt erhielten. Aus der zweiten, 1722 ausgestellten Urkunde ersehen wir nämlich, daß am 25sten März desselben Jahres der Grundstein einer bereits zu dieser Zeit nothwendig gewordnen totalen Reparatur des Mauerwerks gelegt werden musste, nachdem dasselbe 104 Jahre bestanden hatte, und werden bei dieser Gelegenheit die oberen Stockwerke und das Dach in ihre jetzige Form gebracht worden sein, wobei wahrscheinlich auch der über das Dach hervorragende Helm des Treppenthurmes entfernt wurde. Daß das Haus unter so schrecklichen Umständen von dem Erdboden verschwinden würde, ließ ich mir damals nicht träumen, wie denn auch die Aussteller jener Urkunden in ihrem frommen Sinn nicht dachten, daß ihre Fürbitte nur auf so kurze Zeit vorhalten würde. Die Wetterfahne auf dem Giebel nach der Fahrgasse hin trägt die Buchstaben I. W. B. 1724., somit wurde die Zeit von zwei Jahren an der Reparatur verbracht. Die Decke im ersten Stock muß damals unberührt geblieben sein, weil sie bis heute noch die Wappen des erstgenannten Erbauers trägt. - Weiteres ist bei Batton p. 69 u.f. nachzusehen, woraus sich ergiebt, daß die drei Häuser Stolzenberg,
Band 5, Seite 47
Ortenberg und Klein Cronberg nunmehr zusammengezogen sind, wobei noch besonders hervorzuheben ist, daß das Haus Klein Cronberg das Wohnhaus des berühmten Malers Sebald Fiol gewesen ist oder doch wenigstens in den Jahren 1443-1458 ihm gehörte. Auf dem Plan von Ulrich vom Jahre 1811 besteht das Haus als noch in drei Theile getrennt.
Auf dem Belagerungsplan von 1552 ist das Haus in seiner alten Form verzeichnet, unzuverlässig zwar, jedoch unverkennbar und ist dabei noch die Mauer zu sehen, welche den alten Pfarrkirchhof von der Fahrgasse trennt und zwischen dem Hause und der alten Mehlwaage einen Thoreingang hatte.
Merian giebt im Jahre 1628, also 10 Jahre nach seiner Umgestaltung eine ziemlich treue Zeichnung davon und ist daselbst der Treppenthurm noch ersichtlich, welcher bei der Reparatur im Jahre 1722 - 24 in seinem oberen, über das Dach hervorragenden Theile, wahrscheinlich verschwunden ist. - Gegenwärtig ist man beschäftigt, die letzten Reste des Hauses abzutragen, und der Himmel schaut traurig durch die Fensterhöhlen diesem Beginnen zu, das unsre Altstadt eine seiner schönsten Zierden beraubt. Noch wenig Tage, und es ist Alles, bis auf den letzten Stein verschwunden. Also ist die Herrlichkeit der Welt vergänglich!!
Band 5, Seite 49
Alß man Zehlet Im Jahr nach Christi unsers
einigen Herrn und Erlösers geburt, Ein Dausendt
Sechszehenhundert und achzehen Jahr, den Neun
zehenten tag Altes und Neun und zwaintzigsten
newes Calenders, Im Monat Martio, Ist dieses
Hauß Groß Stoltzenberg genandt, Nach dem
es auff Drey Hundert Jahr zuvorgestanden,
von Johann Porßen, Auff den grundt gelegt, und
abgebrochen worden, und obgemelten tag, und
Jahr, durch ihn vund sein Söhnlein Domminicum,
so drey Jahr alt geweßen, dieser grundtstein
gelegt worden.
Der Ewige Allmechtige Gott wolle seine
genadt verleihen, daß dieses Hauß, von des
Porß möge Jederzeith in gesundtheit, und
wollstandt bewohnet, wolle solches geschlecht zu
seinem Lob fortpflanze, wie denn auch endtlich
Band 5, Seite [50]
solches Haus vor Fewer vund Wassers-
noth vundt allem unglück gnediglich behüten,
vundt bewahren, umb Jesu Christi willen
Amen, Amen, Amen,
Henricus Porßius
Magdalena Vocklin
Balthasar - Valentinum - Daniel - Johann
Catharina Ditzin
Dominium - Jacobum - Johannum
Anna Maria von Heußlingen genandt Fischbachin
Dominium
[MZ_5-1]

Und leget Vatter und Sohn dißen grundstein.
Die Farben schwarz, weiß und gelb.
Band 5, Seite 51
Alß man Zehlet im Jahr nach Christi unsers
einigen Herrn und Erlösers Geburt ein Tausend,
siebenhundert zwantzig und zwey Jahr, den
sechszehenden Tag des Monats May, hab ich
Johann Wilhelm Bochleutner, Bürger und
Weinschenk, nebst meiner Hauß-Frauen, Anna
Maria Bochleutnerin, gebohrnen Siegfriedtin,
diese Mauer von Grund abbrechen lassen, nachdem
das gantze Haus hundert und vier Jahr vorher
von Johann Porßen, als es schon auch vor diesen
300 Jahre gestanden hatte, gantz neu ware erbauet
worden, wie aus beyliegendem Brief zuersehen.
Weil aber diese Mauer vermuthlich einen
schlechten Mauermeister gehabt; Alß habe,
um aller Gefahr vorzukommen, ich Johann
Wilhelm Bochleutner nebst meinen dreyen
Band 5, Seite [52]
bey mir habenden Söhnen, Nahmens Benedictus,
Friedrich Caspar und Bartholomeus Bochleutnern,
in obbemeldten Jahr den fünfundzwantzigsten
Tag des Monats Mertz, den Grundstein gelegt,
und zu ewigem Gedächtniß die ged[achte] alte
Schrift, nebst einem Jubilaeo-Geld der sel. Refor-
mation Lutheri de anno 1617; wie auch diese neue
Schrift, ebenfalls mit einem Jubilaeo-Geld vom
Jahr 1717 hinzugethan.
Der ewige Allmächtige Gott wolle seine
Gnade verleihen, daß dieses Hauß von denen
Bochleutnern möge Jederzeit in Gesundheit und
Wohlstand bewohnt, vor Feuer- und Wassers
Noth, wie auch vor aller andern Gefahr und
Unglück, gnädiglich behütet und bewahret
werden, um Jesu Christi willen Amen,
Amen, Amen.
Band 5, Seite 53
Joh. Wilhelm Bochleutnere
Anna Maria Siegfriedtin
Johann Wilhelm + Johann Valentin +
Johann Daniel Johann Friedrich +
Maria Ursula Maria Elisabeth
Henrich + Friedrich Caspar und
Benedictus Bartholomeus Bochleutner
[MZ_5-2]

Gottes Wort und D. luder lehr
Ver geth nun und nimer Mer.
Ammen.
Die Mauer War in der Mitten von ein
ander gesprungen, da eine Wand draud bey
dießem Haus vor über zu gehen.
NB. In diesem Jahr War die burgerschaft
Mütt dem Magistrath in großer stritig Keit.
und hatt der streit Wohl 18. Jahr geweret. Die
Band 5, Seite [54]
Ursach Umb der offen Zirr halber dass einer
dem andern Ward Vorgezogen“

„Jeder Man sey Vnd Than der oberig Keit
die gewalt iber in hatt.
Band 5, Seite 55
Beschreibung der vier Silbermünzen, welche sich im Grundstein vorgefunden. 1867.
I. Divorum, Carolo. Dedit Hoc concordia
pomum MDCCXI. Reichsapfel auf einem Kissen.
Carolus VI. D. G. Rom. smp. S. A. G. H. H. & B.
Rex. Bildniß. Brustbild.

II. Was trauert ihr doch! bin ich gleich tod, so lebt
Gott noch. 1718 D. 11. December.
Carolus XII. D. G. Rex. sueciae. Nat. 1682.
D. 17. Junii. Bildniß, Brustbild.

III. Carolus hispaniar. Hung. et Boehm. Rex.
A. A. Electus in rege roman. Coronat. 22.
D. F. 1711.
Constantia et Fortitudine. Weltkugel.

IV. Domine conserva nobis lumen evangelii *
Auf einem aus dem Meer hervorragenden Felsen liegt ein Buch mit der Schrift Biblia,
darüber das Auge Gottes.
In memoriam secundi Jubilaei evangelici
anno seculari M.D.CCXVII. die 31. Oct. celebrati
senat. Francofurt. F. F. I. I. F.
Band 5, Seite 57
Drei Sauköpfe
Garküchenplatz 1
M.10
Juni 1858
Unter dem Thorbogen des Hauses befand sich früher eine aus Stein gehauene Mönchsfigur, welche zusammengekauert sitzt und einen Wasserkrug neben sich hat. Der rechte Arm, vom Ellenbogen an, fehlt. Sie stand unter dem Thorbogen und wurde von den Ablädern dazu benutzt, ihre Säcke zum Trocknen darauf zu hängen, wie mir Dr. Jur. Jucho erzählte, welcher sie als Knabe oft daselbst gesehen. Jetzt befindet sich dieselbe auf der Stadtbibliothek. Sie ist ziemlich roh gearbeitet.
Neben dem Eingangsthor im Hofe befindet sich links ein Stein, welcher bestimmt war, eine Rolle für einen Ziehbrunnen zu halten, er endigte mit einem Löwenkopf, der einen Ring zwischen den Zähnen hält. An dem Schlußstein des inneren nebenerwähnten Thores sind zwei gegeneinandergestellte leere Wappenschilder ausgehauen. Rechts neben dem Thor im Hofe an dem vortretenden Eckbau befindet sich beifolgendes Wappen mit der Jahreszahl 1732, die wahrscheinliche Erbauungszeit jenes Hauses. Das Wappen stellt einen Baum dar, auf dem Helm ebenfalls ein Baum, in der Wetterfahne eben-
Band 5, Seite [58]
falls ein Baum von Blech ausgeschnitten.
Ich vermuthe, daß es das Wappen der Familie Lind ist.
Band 5
21. Mai 1862
Heute zeichnete ich die Mönchsfigur auf der Stadtbibliothek und fand bei deßfallsiger genauer Besichtigung, daß sie mit dem jetzt fehlenden rechten Arm sich auf einen Stab gestützt haben muß, dessen deutlicher Ueberrest noch unten genau zu erkennen ist. Wie mir scheint, ist die Figur im 15. Jahrh. gemacht, allein über ihre eigentliche Bedeutung waltet ein undurchdringliches Dunkel, und ihr Zweck bleibt ein Räthsel, das nur der Zufall vielleicht einmal zu lösen vermag.
Ob sie als Schild eines Hauses diente oder sonst irgendwo aufgestellt war, Ihr Standplatz unter dem Thorbogen war jedenfalls nur ein zufälliger, den man ihr zugewiesen hatte, um sie zu erhalten. Die Nase fehlt ebenfalls, ist aber im Anstrich wiederherzustellen versucht, folglich ist die Beschädigung früher geschehen als die Bemalung, und letztere ist auch schon alt. Die Fig. wurde von Herrn Dr. med. Kloss an die Bibliothek geschenkt; wie es in den Besitz derselben gekommen ist, weiß ich nicht, doch muß sie bereits über 22 Jahre daselbst schon
Band 5, Seite 59
stehen, denn der Diener der Bibliothek sagte mir, daß bei seinem Eintritt in‘s Amt vor 22 Jahren, dieselbe schon auf ihrem jetzigen Platz gestanden.
Dr. Jucho schreibt mir soeben:
Ich wohnte bis ins Jahr 1814 im Hinterhause der drei Sauköpfe und erinnere mich, daß sich zu jener Zeit unter dem Thorbogen links in einer Nische, der vom Fürsteneck abgrenzenden Mauer, ein kleines steinernes Standbild, einen Mönch vorstellend, befand. 24. Mai 1862. Dr. jur. Jucho
In den Räumen des rechts im Hofe stehenden Gebäudes befand sich gegen das Ende der 20ger und Anfang der 30 Jahre ein renommirtes vielbesuchtes und besprochenes Liebhabertheaters, dem unsere Städtische Bühnen die Vorbildung mancher tüchtiger Kraft zu verdanken hatte, z. B. Herrmann Hendrichs, Degen u.s.w. - Die Bühne desselben war gleicher Erde und von dem Zuschauerraum nur durch ein aufgestelltes Brett getrennt. Julius Weidner und Caroline Lindner, damals beide in ihrer Glanzperiode, waren ständige Zuschauer. Die beste Gesellschaft fand sich dort zusammen.
Band 5
19. Juni 1875
Bei einer in diesen Tagen vorgenommenen Umgestaltung wurde der Thorbogen zu einer geschlossenen Halle gemacht, indem er durch ein Glasfenster nach dem Hofe, der in einen sogenannten Garten verwandelt wurde, seinen Abschluß findet. Bei dieser Gelegenheit wurde die oben erwähnte Nische, in welcher die Mönchsfigur saß, zugemauert und den übrigen Theilen des Gebäudes ihr alterthümliches Gewand durch eine Menge von Veränderungen so ziemlich abgestreift.
Band 5
30. Juni 1879
Die betreffende Mönchsfigur ist nunmehr in der Sammlung des Städt. Archiv-Museums aufgestellt.
Siehe auch:
Band 5, Seite 61
Hirsch, kleiner goldner
Garküchenplatz 3
M.11
April 1858
An einem Tragstein unter dem ersten Stock beifolgendes Wappen: ein Agnus Dei und darüber ein Mann, der einen Kranz oder Ring in der rechten Hand hält. Sodann die Jahreszahl 1737, an dem mit dem Hause No. (5) gemeinschaftlichen Tragstein im 2ten Stock.
Band 5, Seite 63
Ochsenkopf | Pforteneck
Garküchenplatz 13
M.16
Mai 1862
Eines der charakteristischsten Häuser, welchen der Untergang droht, denn es ist von den Behörden angekauft und soll demnächst abgebrochen werden, um den freien Raum zu vergrößern.
Die eigentliche Erbauungszeit konnte ich noch nicht ermitteln, doch wird sie wohl gegen Ende des 16. oder Anfang des 17. Jahrh. fallen.
In der Wetterfahne findet sich die Jahreszahl 1729 eingehauen, daneben ein Fuhrmann zu Pferde, der eine Peitsche schwingt, was auf die Bestimmung des Wirthshauses deutet. Erbaut wurde es aber früher als 1729, und es läßt diese Zahl eher auf eine Restauration schließen, bei welcher die Giebel und das Dach des Hauses vielleicht neu aufgeführt wurden; auch fallen in diese Zeit das Anbringen der Wetterdächer über den Fenstern des Erdgeschosses und das Beschlagen der Wetterseite des Hauses mit Schiefersteinen. An dem Ecktragstein des unteren Stocks nach der Seite des Doms hin, finden sich beifolgende auf Wappenschildern angebrachte Zeichen vor.
Fig. 1 [R1034] scheint eine Hausmarke zu sein, wahrscheinlich die des Erbauers.
Fig. 2 [R1034] Zwei sich durchkreutzende Schnitz-
Band 5, Seite [64]
oder Schabeeisen; ich glaube deßhalb, mit ziemlicher Gewißheit annehmen zu können, daß der Erbauer ein Pergamentbereiter war und deßhalb die Schabeeisen als Handwerkszeichen an seinem Hause anbrachte. Früher wohnten die Handwerker meistens in bestimmten Stadtgegenden zusammen, und da an dem Hause sich noch zwei Tragsteine befinden, welche das Zeichen Fig. 3 tragen, das ich für einen Rahmen halte, um die Häute aufzuspannen, wie sie noch in unseren Tagen bei den Pergamentern in Gebrauch waren, an dem benachbarten Hause M.17 (18) sich ebenfalls findet, und daneben noch in unseren Tagen der letzte Pergamenter wohnte, so unterliegt es kaum einem Zweifel, dass der Rahmen ebenfalls als ein Handwerkszeichen des Pergamenters diente. So lange ich mich erinnern kann, wohnten auf dem Rosenplätzchen die Pergamenter und war es namentlich die Familie Scherlenzky. In unseren Tagen nun, vor 2 Jahren, gab Herr Scherlenzky sein Geschäft auf, und das Handwerk stirbt mit ihm in unserer Stadt aus. Siehe „Rosenplätzchen“ M.17.
Band 5, Seite 65
Der Unterbau des Hauses ist massiv mit geschmackvollen Fenster- und Thürprofilirungen in Stein aufgeführt. Auf der Seite nach dem Plätzchen hin findet sich noch eine der alten Thüren, Fig. 4. [R1037], beinahe dieselbe Verzierung kommt an einer Thüre im Haus „Drei schwedische Kronen“ auf der Friedbergergasse vor. s.d. und ist hier mit der in Stein gehauenen Jahreszahl 1636 bezeichnet, was für meine obige Angabe der Erbauungszeit spräche.
Fig. 5 [R1037] ein Theil einer Verzierung an dem Dachgesimse des Giebels nach dem Plätzchen hin, in Holz ausgeführt.
Was Fig. 3 [R1034] anbelangt, so findet sich dieser Stein zweimal an dem Hause im 2ten Stock, einmal nach der Garküche hin, das andermal in dem Hause „zum kleinen Rosenbusch“ M.15, Garküchenplatz (11) in der Brandmauer, welche jedoch zu dem Ochsenkopf gehört und nur an dieser Stelle von dem Hause (11) verdeckt wird, weil es später angebaut wurde.

Gebäude, zerstörte

Band 5, Seite 67
Gebäude, zerstörte
1. Oktober 1876
Verzeichniß der während meiner Lebzeit zerstörten bemerkenswerthesten Gebäude und Localitäten:
Band 5
Saalhof
Seufzerallee
Band 5
Hl. Geistspital
Wedel und Wedelgasse
Band 5
Dom (Brand)
Gymnasium
Band 5
Stadtwaage mit Umgebung
Graben an der Constablerwache
Band 5
Rother Ochse
Thurm im Hofe der Constablerwache
Band 5
Fahrthor
Senftlebens Haus
Band 5
Holzpförtchen
Dunkle Leuchte
Band 5
Metzgerthor
Dreikönigskirche
Band 5
Fischerpförtchen
Mühlpförtchen
Band 5
Trierischer Hof
Trinkpförtchen und Stadtmauer
Band 5
Weißer Hirsch
Thurm in Sachsenhausen
Band 5
Taubenhöfe
Unterpförtchen [in Sachsenhausen]
Band 5
Rahmhof
Bockenheimerwarte
Band 5
Anbauten an der Nicolaikirche
Galgenwarte (Umbau)
Band 5
Durchbruch an der Liebfrauenkirche
Günthersburg
Band 5
Compostell
Goldstein
Band 5
Gärten hinter Rose
Weißfrauenkirche (Umänderung u. Brand)
Band 5
Seilerbahn am Eschenheimerthor
Peterskirchhof (Todencapelle daselbst)
Band 5
Senckenbergs Haus
Stadtmauer im Mohrengarten
Band 5
Carmeliterkloster (Seitenbau)
Stadtmauer Bleichstraße
Band 5
Schneidwallsgäßchen
Stadtmauer Seilerstraße
Band 5
Stangengasse, Stadtmauer und Thurm
Alter Wolf
Band 5
reste daselbst (Neue Schlesingergasse)
Hubern Brei [?]
Band 5
Junghof
Heil. Geistschanze
Band 5
Rother Hof
Alte Brückenmühle
Band 5
Zollgasse, alte Bleichgärten
Großer Speicher (theilweiser Umbau)
Band 5
Radgasse, alte Bleichhäuser
Kreuz vor dem Eschenheimerthor
Band 5
Großer Bleichgarten
Stalburger Oede
Band 5
Kühhornshof
Seufzerallee
Band 5
Gärten auf der Galgengasse
Band 5
Garten in der Schlesingergasse (Gelbes Haus)
Band 5, Seite [68]
v. Cronstättscher Stift
Band 5
[...]hof
Band 5
Stadtmauer am Affenthor
Band 5
Lahmer Esel
Band 5
v. Reineckscher Garten
Band 5
Röderhöfe (Haupthaus)
Band 5
Zwei Bären, Töngesgasse
Band 5
Johanniter Hof und Kirche
Band 5
Michaels-Capelle nebst Anbauten
Band 5
Pfarreisen
Band 5
Graal, Alte Mainzerg. I.52
Band 5, Seite 69
Geistgäßchen 3
H.66
29. März 1879
An einem Tragstein unter dem ersten Stock die Buchstaben C. K. 1720. Dieser Stein ist mit dem Hause
Band 5
128
1, auch Schnurgasse 28, H.63, H.64 gemeinschaftlich und zwar so, daß der vordere Theil der Jahreszahl 17 auf dem Stein, der zu 1. gehört, befindlich ist. Es wurde bei dem Brande von 1719 bis auf den Grund zerstört und von seinem Besitzer wieder aufgebaut. Es gehörte einem Schreiner Namens Caspar Krämer. Es trägt auf dem Brandplan die Nummer 128.
Band 5, Seite [unpaginiert]
Gelnhäusergasse
[kein Datum]
Band 5, Seite 71
Firneberg | Goldnes Weinfass
Schnurgasse 8 | Gelnhäusergasse 2
H.51
26. Juni 1869
Wurde bei dem Brande von 1719 verschont, Unterbau massiv, auf dem Eck unter dem Ueberhang des ersten Stocks ein Tragstein von ziemlich roher Arbeit, ein Engel, der zwei Wappenschilde hält. Auf dem einen steht Gottfried Reindal (?), auf dem anderen 1504 [MZ_5-3]
Ueber dem Engel auf der herumlaufenden Platte:
„An Gottes Seegen ist alles gelegen.“
Siehe auch:
Band 5, Seite 73
Kleiner Christophel
Gelnhäusergasse 3
H.100
Mai 1860
Im Jahr 1719 gänzlich niedergebrannt und im Jahr 1720 neu aufgebaut, wie die Jahreszahl über der Thüre zeigt. Das Haus hat unter dem ersten Stock 2 Tragsteine, wovon der eine hier abgebildet. 1. die Zeichen G F H, mit einem Reichsapfel darüber, trägt der andere auf einem Schilde eine rohe Abbildung eines Stiefels. Das F scheint eine Hausmarke zu sein, s. Ab. [R0981] [R1422], etwa so. [MZ_5-4] [MZ_5-5]. Was der Reichsapfel bedeutet, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Vor dem Brande gehörte das Haus einem Schneider Namens Martin Dietz. Der Tragstein mit dem Reichsapfel stößt an den des abgebrannten und nicht wieder aufgebauten des Hauses H.101 (5) in gleicher Gliederung an. s.d.
Band 5, Seite 75
Christoph, grosser | Stadt Eisenach
Gelnhäusergasse 5
H.101
Mai 1860
Ein großes Haus mit einem Einfahrtsthor in der Mauer, welche den Hof von der Straße trennt; das Thor hat den Spitzbogen mit verschnittenen Kehlen. Der Hof, welcher ziemlich groß ist, besteht einestheils aus einem nach dem Brande von 1719 nicht wieder bebauten Brandplatz. Dieß zeigt sich deutlich an dem erhaltenen Stück der Brandmauer, welche gegen das Haus H.100 (3) anlehnt und einen wohlerhaltenen Stein als Tragstein des Gebälkes unter dem 1ten Stock zeigt, auf dem sich über 2 Wappen die Jahreszahl 1595 befindet. s. Abb. [R0985] [R0980] Das obere Wappen ein Vogel, das untere eine Hand, welche 3 Knoblauchspflanzen hält, über beiden ein Spruchband, auf welchem wahrscheinlich eine Inschrift befindlich, die aber nicht mehr zu erkennen ist.
Dicht an diesen Stein stößt der des Nachbarhauses in derselben gleichlaufenden Gliederung an, s.d.
Das Haus ist wahrscheinlich nur bis auf das Erdgeschoß abgebrannt, denn das erhaltene Thor sowie der Stein zeigen dieß deutlich an. Der Besitzer während des Brandes war wahrscheinlich ein Weinschenk Namens Johann Arnold Schmidt, welcher die Schreinerherberge hatte.
Es wurde bei dem Brand, wie schon gesagt, zerstört und nicht wieder aufgebaut, sondern als Hof benutzt und war damals schon das Nebenhaus von H.101.
Hier wurde Vinzenz Fettmilch bei seinem Schwager Stauch gefangen genommen.
Band 5, Seite 77
Genzschuh | Hentschuwer | Handschuh | Heintzschuchsheim
Gelnhäusergasse 15
H.106
Mai 1860
Ueber der Hausthür 1720. s. Ab. [R0984] Ueber einem Fenster daneben s. Ab. [R0984], ein Handschuh.
[MZ_5-6]
Brannte 1719 gänzlich ab, es gehörte der Wittwe eines Säcklers und wahrscheinlich Handschuhmachers
Johann Georg Hättler.
Band 5, Seite 79
Klein Weideneck
Gelnhäusergasse 25
H.111
12. Juni 1864
Wurde bei dem Brande von 1719 bis auf den Grund zerstört und 1720 von seinem Eigenthümer, dem Schneider Andreas Ficker wieder aufgebaut.
[aufgeklebtes Blatt, mit Bleistift beschrieben S. E.: 12. Juni 1864 / 1720 / ANDREAS FICKER / Tragstein unter dem 1ten Stock / Gelnhäusergasse 25]
Band 5, Seite 81
Verkehrte Welt | Kleiner Engel
Gelnhäusergasse 22
H.116 | H.117
12. Juni 1864
Ueber der Hausthür ein Wappenschild mit einem springenden Hund, auf dem Helme ein Mann, welcher in der einen Hand ein Weinglas, in der anderen einen Anker hält.
Vor dem Brand von 1719 bestand das Haus zum kleinen Engel aus zwei Häusern, welche bis auf den Grund niederbrannten, und von ihrem Eigenthümer, dem Schneider Johann Conrad Dock 1720 wieder aufgebaut wurden.
Das nunmehr verschwundene Haus 116, welches ebenfalls bis auf den Grund niederbrannte, gehörte vor dem Brand einem Schuhmacher Namens Gottfried Müller. Es wurde wahrscheinlich bei dem Wiederaufbau ebenfalls von seinem Besitzer hergestellt, welcher nach Batton s.d. einen verkehrten Stiefel über der Hausthüre aushauen ließ, woher es wahrscheinlich den Namen verkehrte Welt erhielt. Im Jahr 1811 war es aber schon verschwunden, denn auf dem Plane von Ulrich findet es sich nicht mehr vor, und sind in neuerer Zeit Beide unter No. 22 zu suchen.
Band 5, Seite 83
Gelnhäuser Gasse 1
H.118
Mai 1860
1720. Ueber der Hausthür im Schlußstein 1720. Brannte also ebenfalls im Jahr 1719 nieder. Es gehörte einem Schneider Namens Johannes Becker und brannte nebst dem Hinterhaus ab.
[MZ_5-7]
Band 5, Seite 85
Pfeffermühle
Gelnhäusergasse 16
H.119
Mai 1860
Brannte 1729 gänzlich nieder, über der Hausthür im Schlußstein 1720 I. A. V. Es gehörte einem Schneider Namens Anton Vihnthur, welcher, wie die Buchstaben zeigen, es auch wieder aufbaute. Auch das Hinterhaus brannte mit ab.
[MZ_5-8]
Band 5, Seite 87
Gelnhäusergasse 10
H.122
Mai 1860
Ueber der Hausthür als Schlußstein die rohe Abb. eines Rindes oder Stierkopfs mit einem Kamm zwischen den Hörnern, dabei die Jahreszahl 1721 mit den Buchstaben J. G. B., es wurde bei dem Brande von 1719 bis auf den Grund zerstört sammt seinem Hinterhause und gehörte
Band 5
255
damals einem Schreiner Namens Aron Bucher.
Was der Thierkopf im Schlußstein für eine Bedeutung hatte, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.
Band 5, Seite 89
Brauhaus
Gelnhäusergasse 4
H.125
29. Juli 1873
Seit einigen Wochen wird der untere Theil des Brauhauses total umgeändert und wie es scheint, dem eigentlichen Zweck entfremdet. Zu Läden eingerichtet.
Band 5, Seite 91
Gross Bethlehem | Klein Bethlehem | Betleher | Betler | Bedeler | Goldner Engel
Gelnhäusergasse 20
H.154
Mai 1860
Auf dem Eck am ersten Stock die roh gearbeitete Figur eines Engels, welche aber so schlecht ist, daß ich es nicht über mich gewinnen konnte, dieselbe zu zeichnen. Welcher Namen eigentlich zu diesem Haus gehört, ist schwer ermitteln, wahrscheinlich aber Klein Bethlehem, da es zu Gross Bethlehem gehört. Es bildet das Eck eines Gäßchens oder Höfchens. Brannte im Jahr 1719 bis auf den Grund nieder, es gehörte damals einem Bierbrauer Namens Johann Conrad Friedrich und folglich noch nicht zum Eckhaus an der Döngesgasse, dessen Besitzer Linz hieß und Gastwirth war.
Band 5, Seite 93
Gerbermühle | Oberrad
[kein Datum]
Ein altes, malerisch unter dunklen Baumgruppen dicht am Ufer des Mains gelegenes Haus mit noch vielen erhaltenen Spuren seiner ersten Anlage, wohin die beiden abgebildeten Wappenschilder gehören, die unter einem Fenstersturz des Hinterhauses angebracht sind. Es sind die Wappen der Familie Kellner und Stralenberg.
Zwischen dem Hause und dem Main zieht sich der Fußweg nach Offenbach durch, und auf demselben, ganz dicht an dem Hause steht ein sogenannter Avestein oder Heiligenstock, eines der schönsten Exemplare, die ich kenne. Leider wurde er in letzter Zeit vielfach ruinirt durch Muthwillen und Wetter.
Beifolgende Abbildung [RS0085] zeigt das Wappen, das er trägt, nebst der Inschrift 1519. Dieter Roll. Die Abbildung [RS0084] des ganzen Steins findet sich unter den ausgeführten Abbild. vor. s.d. Ein zweiter Heiligenstock liegt umgestürzt an dem Wege, der nach dem Seehof führt, s.d.
Band 5
11. Mai 1864
Nach den Abbildungen, welche den Zustand der Gebäude im vorigen Jahrhundert (1773) zeigen, ist mir das hintere hohe Haus das eigentliche alte Haus und die vorderen mit den breiten, nach Westen gewandten Anbauten sind neueren Ursprungs, etwa aus dem Ende des vorigen oder Anfang dieses Jahrh.
Band 5, Seite [94]
Auch standen noch niedrige Schoppen oder Ställe zwischen dem Hause und dem Mainufer, welche nunmehr verschwunden sind. Das Gebäude gehört, so viel ich bis jetzt in Erfahrung bringen konnte, den Familien v. Holtzhausen und Humbracht gemeinschaftlich, ist aber entsetzlich vernachlässigt, sowie die Anlagen um dasselbe herum ebenfalls verwildert sind.
Im Anfang dieses Jahrh. bewohnte es der Geheimrath Willemer mit seiner Frau, einer ehemaligen Tänzerin, höchst liebenswürdig und von feiner Bildung. Ich habe sie in den letzten Jahren ihres Lebens noch gekannt, sie war die vierte Gemahlin des Herrn Geheimrath, die übrigen drei Frauen liegen in dem Dickicht hinter dem Hause nebeneinander begraben. In dem Jahr 1815 war Goethe zum Besuch bei Willemers und wohnte auf der Gerbermühle, woselbst er 11 Uhr in der Nacht vom 15. auf den 16ten Aug. den Besuch der Herzogin von Cumberland, nachmaliger Königin von Hannover, empfing. Die hohe Frau wollte ihn bei ihrer Durchreise gerne sehen und ließ es sich nicht verdrießen, als sie ihn in der Stadt nicht anwesend fand, ihn auf diesem ländlichen Aufenthalte aufzusuchen, woselbt sie noch, um zu ihm zu gelangen, eine elende hölzerne Treppe der vor dem Hause gelegenen Terrasse hinaufklettern mußte. Goethe zum Andenken an diesen Besuch ließ man den damals hier lebenden Maler Radl eine Ansicht der Gerbermühle mit der ebenerwähnten Terrasse sowie eine Ansicht der Stadt von der Terrasse aus gesehen, anfertigen und sandte es
Band 5, Seite 95
in einer eleganten Mappe nebst einem Schreiben der Herzogin zu. Heutzutage noch wird es in der kön. Bibliothek zu Hannover aufbewahrt. Durch einen Zufall bekam ich diese beiden Blätter zu Gesicht, indem man sie sammt dem Briefe an Herrn Dr. Volger dahier zur Ansicht schickte, welcher sie mir zeigte.
Das erstere [Korrektur mit Bleistift S. E.: letztere] dieser Blätter ist veröffentlicht und allbekannt, indem eine Dilletantin Frau Schoff Thomas geb. von Willemer, wahrscheinlich die Originalzeichnung von Radl copirte und in Kupfer stechen ließ. Das Blatt hat aber weiter keinen Kunstwerth, wurde häufig aber für eine Originalzeichnung von Goethe gehalten wegen der darüber von dem Dichter geschriebenen Verse
„Fluth und Ufer, Land und Höhen ….“
Band 5
24. November 1864
Eine weitere Ansicht der Gerbermühle fand ich durch Zufall in einem im Jahr 1804 von Professor Carl Ritter, dem berühmten Geographen, angefertigten Aquarelle, welches dermalen im Besitze der Frau Consul Schwendler ist, an deren Mann sie von Ritter geschenkt wurde. Das vordem neuere Wohnhaus ist darauf noch einstöckig. Die Zeichnung ist sonst ganz ohne Geschmack und künstlerischen Sinn ausgeführt und selbst in hist. Beziehung beinahe völlig werthlos, indem die Wahl des Standpunktes unbegreiflicherweise so getroffen ist, daß die Hauptsache, nämlich die Gebäude und
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darunter gerade der eigentliche älteste, von der Krone eines ganz unwichtigen Baumes vollkommen verdeckt wurde.
Band 5
Juni 1875
Der vorerwähnte Heiligenstock wird seiner Schönheit wegen schon von Goethe in seinem Briefwechsel mit Boisserée erwähnt, was ich soeben zu meiner großen Freude von meinem Freunde Th. Creiznach erfahre.
Band 5, Seite [unpaginiert]
Goethe-Platz
[kein Datum]
Band 5, Seite 97
An den Höfen 2 | Götheplatz 1
März 1860
An dem kleinen Hinterbau, welcher neben dem Eingang in den ersten Hof liegt, befindet sich über dem Thor beifolgendes Wappen mit der Inschrift
Johann Andreas Streit. 1695.
Band 5
25. März 1878
Soeben wird dieser Bau bis auf den Grund niedergerissen. Der Schlußstein mit dem Wappen ist heruntergenommen und liegt gegenwärtig auf dem Trottoir an dem Haupthause angelehnt, nicht ohne Sorgfalt, was mir die Hoffnung giebt, daß er erhalten werden soll.
Der ganze Bau hatte einen originellen Charakter und machte mir stets den Eindruck eines nicht vollendeten Hauses, bei dessen Unterbau man stehengeblieben war und denselben nur nothdürftig eingedeckt hatte.
Neben dem sehr breiten und hohen Thore, das mit einem Rundbogen überdeckt war und den oben erwähnten Schlußstein trug, befand sich ein gleichfalls mit einem Rundbogen überdecktes Fenster oder kleinenere Thüröffnung, unten vermauert und massiv in Stein gekehlt.
Ueber die eigentliche Bestimmung des Baues konnte ich nie ins Klare kommen. Nunmehr ist er für immer verschwunden, nachdem er lange Zeit als Lagerhaus und Waarenmagazin gedient hatte.
Band 5
23. Juni 1878
Oben an der Brandmauer des stehengebliebenen Haupthauses findet sich die Jahreszahl 1694 eingehauen.
Band 5
29. Juni 1880
Der oben erwähnte Stein wird jetzt im Archiv aufbewahrt.
Band 5, Seite 99
Goethe Platz 11
E.51
17. Mai 1861
Im Hofe links noch ein alter Bau mit Holzgallerien, welche offen sind und zu denen von außen eine hölzerne Treppe führt, einstöckig und auf dem Dach ein Zwerghaus, von einer Linde malerisch beschattet. Scheint aus dem Anfang des 18ten Jahrh. zu seyn. Die Gallerien sind dieselben wie diejenigen im gegenwärtig noch stehenden Theile des Junghofes, welche 1701 erbaut sind. Die Dächer sind mit Ziegeln gedeckt. Es war damals eine ziemlich herrschende Mode, offene Gallerien in den Höfen anzubringen. Im Augenblick sind in dem Hofe einige ältere Schoppen oder Remisen abgebrochen und neu im Bau begriffen, vielleicht geht es auch dem soeben erwähnten älteren Stück noch an den Kragen. An der durch den Abbruch blos gelegten hinteren, nach der die Froschgasse hin gelegenen Mauer zeigen sich einige vermauerte Fenster mit steinernen Kreuzstöcken und ein großer vermauerter Bogen, der Aehnlichkeit mit einer Thoröffnung hat, es kann aber auch ebenso gut nur ein Stützbogen seyn. Das Vorderhaus, wie es jetzt besteht, scheint in der Mitte des vorigen Jahrhunderts oder gegen Ende desselben zum größten Theil erneuert zu seyn.
Band 5, Seite 101
Goetheplatz 13
E.52
15. Januar 1865
Das Haus stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Ende des 16. Jahrh., wie sein äußeres Aussehen sowohl als auch die ganz im alten Charakter noch erhaltenen Bauten im Hofe bezeugen. Die Steinhauerarbeit ist zwar äußerst einfach, allein dabei doch sehr geschmackvoll und zierlich.
Das eine Eck des Hauses im Hofe steht auf einem hölzernen Träger, so daß darunter ein freier Raum bleibt. Die Decke im Thorhause ist in zierliche Felder eingetheilt. Ueberhaupt hat das ganze Haus bis dato noch wenige erhebliche Veränderungen erlitten und versetzt uns namentlich im Hofe noch ganz in die alte Zeit.
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Goldfedergasse
[kein Datum]
Band 5, Seite 102a
Goldfedergasse 9
F.115
13. Oktober 1880
Steinerner Unterbau mit rundbogiger Thüre, etwa aus dem Ende des 17. Jahrh. Im Äußeren wenig verändert, mit dem steilen Giebel nach der Straße gekehrt und derselbe durch eine Nase geschlossen.
Das Haus springt um einige Fuß vor und hat deßhalb auf der Vorsprungsfläche Raum für ein ganz kleines Fenster.
Verrufenes Haus.
[Von der Chronologie abweichende Paginierung C. K.]
Band 5, Seite 103
Goldfedergasse 7
F.116
12. November 1874
An einem Tragstein J. N. Z. 1715.
Nasengiebel mit Knauf noch erhalten, sonst mancherlei, namentlich an den Fenstern, verändert.
Band 5, Seite 105
Goldfedergasse 5
F.117
30. März 1876
In dem Holzgesims der Hausthüre findet sich das Zeichen der Schreinerinnung geschnitzt von guter Arbeit, etwa aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrh. stammend und sind darin die Buchstaben N. L. D. angebracht.
Band 5, Seite 107
Kleiner gold. Apfel | Bienstein
Goldfedergasse 1 | Schüppengasse
F.119
18. März 1871
An einem Tragstein unter dem 1. Stock 1656.
Band 5, Seite [unpaginiert]
Goldhutgasse
[kein Datum]
Band 5, Seite 109
Golden Hutgasse 9
J.104
18. Oktober 1871
Spitzbogige Thür, steinerne Laibung am Unterbau. Oberbau neu. Höchst charakteristisch für die Zeit seiner Erbauung und gilt von ihm dasselbe wie von dem Nachbarhause I.103, s.d.
Band 5, Seite 111
Goldhutgasse 24
M.180
18. Oktober 1871
Glaserker im ersten Stock aus dem vorigen Jahrh. mit holzgeschnitzten Knaggen. Das Haus ist seit einiger Zeit mit dem Eckhause auf dem Markt vereinigt.
Band 5, Seite 113
Goldner Hut | Marder | Klein Winterau
Goldenhutgasse 10
M.185
17. Oktober 1871
An einem Tragstein unter dem 1. Stock beifolgendes Wappen, s. Ab. [R0578] mit der Unterschrift Martin Meister 1618. Sodann an einem mit den Nebenhause 8 gemeinschaftlichen Tragstein 1716. J. J. F.
Band 5, Seite 115
Goldenhutgasse 8
M.186
17. Oktober 1871
An einem mit dem Nebenhause 10 gemeinschaftlichen Tragstein 1716. J. T. B.
Ueber der Hausthür J. B. 1764.
Band 5, Seite [unpaginiert]
Graubengasse
[kein Datum]
Band 5, Seite 117
Graubengasse
24. Juni 1874
Sie wurde bei dem Brande von 1719 beinahe ganz zerstört und wie die anderen von demselben Unglück betroffenen Straßen in den nächsten Jahren meistens durch die Besitzer der Häuser wieder aufgebaut. Ich widme ihr eine besonders genaue Beschreibung, weil sie die Stätte meiner Jugend war und ich darin 23 Jahre alt geworden bin. In der neueren Zeit hat sie ihren früheren eigentlichen Charakter verloren, wie die meisten dieser engen Straßen, was aber nur in dem Wechsel ihrer Bewohner seinen Grund hat, indem jetzt meistens nur Leute geringen Schlages in denselben ihr Quartier aufschlagen. Die einfachen Sitten haben sich allmählig verloren und dem Streben nach Außen Platz gemacht, ob das nun zum Wohl oder Wehe der kommenden Generationen dienen wird, mag die Folge entscheiden.
Jedenfalls herrscht die alte Ordnung und Reinlichkeit, durch welche sie früher ausgezeichnet war, nicht mehr darin und ist dieß keiner der geringsten Nachtheile, welche die Neuzeit mit sich brachte, neben allerdings noch manchen anderen unangenehmen Sachen, wozu namentlich auch der Aufenthalt liederlichen Gesindels gehört, das in verschiedenen Häusern daselbst sein Lager aufgeschlagen hat, was früher niemals der Fall war. Auch hat in der letzten Zeit der Brunnen sein sonst so herrliches Wasser eingebüßt, das früher sonst in so reichlicher Menge kristallklar und frisch vorhanden war und jetzt verdorben und übel schmeckend geworden ist.
Die Häuser lasse ich der alten Lit. Nummer nachfolgen und können solche unter dieser gesucht, leicht aufgefunden werden.
Zur leichteren Orientirung bemerke ich, daß die unterstrichenen Nummern diejenigen sind und welchen die Häuser auf dem im Jahr 1719 bei Johann Köllner dahier in der Fahrgasse erschienen Brandplan sind.
Dieser Plan, von Benjamin Kenkel aus Augsburg auf-
Band 5, Seite [118]
genommen und gestochen, ist der älteste Grundriß, den wir besitzen, auf welchem die Eintheilung der einzelnen Häuser angegeben ist, während zu gleicher Zeit dieselben numerirt sind und von einem genauen Verzeichniß ihre damaligen Eigenthümer begleitet sind. Es ist überhaupt eine außerordentlich zuverlässige Arbeit, die sich aber leider nur auf die von dem Brande betroffenen Stellen erstreckt, trotzdem aber für das Studium der Ortsbeschreibung dieses Stadttheils von unschätzbarem Werthe ist und bleibt.
Die Originalausgabe ist ziemlich selten, jedoch ist später bei Gelegenheit der Säculärfeier und Dankfestes im Jahre 1819 dahier bei Hildebrand eine ziemlich genaue Copie erschienen, welche gut lithographirt ist und beim Studieren ganz dieselben Dienste leistet wie das Original.
Zur Ermöglichung eines genauen und weniger zeitraubendes Vergleiches als dieß jetzt der Fall ist, werde ich, sobald es meine mir allerdings knapp zugemessene Zeit erlaubt, eine Copie dieses Planes anfertigen und darauf die Lit. nebst Nummern, welche der alten Nummerierung auf dem Plan entsprechen, sowie die ganz neue Nummerneintheilung, soweit dieß nur immer thunlich ist, angeben.
Meine Jugenderinnerungen sollen eigentlich nur die Fortsetzungen aus den Erzählungen über mein elterliches Haus Kommelbecher G.109 bilden, können jedoch auch selbständig gelesen werden und sind nur entstanden in dem Bestreben, eine Menge kleiner Charakterzüge festzuhalten, welche die kommende Generation nicht mehr begreift.
Band 5, Seite 119
Alter Zahn | Fortuna | Blendfisch
Graubengasse 3
G.79
24. Juni 1874
Massiver Unterbau. Im unteren Stock eine breite Thüre, aber diese und die daneben liegenden Fenster immer verschlossen. Das Haus stößt mit seiner Hauptfront in die Schnurgasse hinter dem Hause G.80 herum, hat daselbst drei Thüröffnungen im Erdgeschoß mit reicher Verzierung aus der Hälfte des 17. Jahrh.
Es blieb gleich dem vorigen bei dem Brande von 1719 verschont und reicht mit seinem Unterbau über diese Zeit hinaus.
Band 5, Seite 121
Junger Zahn | Fortuna | Weisser Bär
Graubengasse 1
G.80
24. Juni 1874
Ein Haus mit massivem Unterbau mit eisernen Läden im Erdgeschoß und geschmackvoller Steinhauerarbeit. Es bildet das Eck mit der Schnurgasse und gehörte zur Zeit meiner Jugend der Familie Mettenius, welche darin seit langem ein rennomirtes Leinwandgeschäft betrieb. Architektonisch hat es weiter nichts Besonderes aufzuweisen; es wurde bei dem Brande von 1719 verschont, weßhalb auch der Name des Besitzers in dem Verzeichniß nicht aufgeführt ist. Es scheint jedoch später doch von Grund aus neu aufgebaut worden zu seyn, indem die jetzige Architektur nicht bis vor das Jahr 1719 hinaufreicht.
Band 5, Seite 123
Junger Rabe | Rebe
Graubengasse 2
G.81
24. Juni 1874
Ein Haus mit massivem Unterbau mit eisernen Läden, es wurde bei dem Brande von 1719 verschont.
Wurde zu meiner Jugend von einer Familie Namens Zunz bewohnt.
Band 5, Seite 125
Rebe | Rabe
Graubengasse 4
G.102
24. Juni 1874
Ein Haus mit massivem Unterbau, das bei dem Brande von 1719 bis auf den Grund zerstört wurde, es gehörte damals einem Schreiner Namens Johannes Nickel.
Zur Zeit meiner Jugend gehörte das Haus einer Familie
Band 5
99
Grebenstein. Im Erdgeschoß befand sich ein schmales finsteres Lädchen, in welchem die alte Frau Grebenstein einen kleinen Specereihandel trieb. Hinter dem Lädchen war noch ein ganz kleines Stübchen, das von einem nahen ziehbrunnenartigen Höfchen sein spärliches Licht erhielt. In demselben saß gewöhnlich die alte Frau mit einer großen Brille auf der Nase, einer weißen Haube auf dem Kopf und strickte. Wir Kinder liefen immer zu ihr hin und baten sie um ein paar Schnapskirschen, die sie uns auch gewöhnlich verabreichte und welche alsdann von mir mit großem Behagen verspeist wurden.
Band 5, Seite 127
Rothes Kreuz
Graubengasse 6
G.103
24. Juni 1874
Haus mit massivem Unterbau, im Schlußstein über der Hausthür das beifolgende Schreinerzeichen mit den Buchstaben C. H. Es wurde bei dem Brande von 1719 gänzlich zerstört und gehörte
Band 5
98
damals einem Schreiner Namens Christian Häring.
Zur Zeit meiner Jugend gehörte es einem Schuhmacher Namens Ruppel. In den dreißiger Jahren wohnte im Erdgeschoß ein Mann Namens Soldan, welcher Schuhwichse fabricirte. Dann war er der Erste, der auf die Idee kam, ein Gesinde-Verdingungsbureau zu errichten, was man so außerordentlich lächerlich fand, daß man ihn darüber öffentlich förmlich verhöhnte und eine Menge Carricaturen über ihn verbreitete, die in den albernsten Witzen übersprudelten. Es bleibt das ein merkwürdiges Zeichen der Zeit. Wem würde es heutzutage einfallen, über einen so nützlichen, ja zu unserer Zeit geradezu unentbehrlichen Geschäftszweig zu lachen. Genug, die Sache wurde so weit getrieben, dass er später sein Geschäft aufgab und eine Stelle als städtischer Holzamtsgehülfe annahm.
Band 5, Seite 129
Seligenstadt
Graubengasse 8
G.104
24. Juni 1874
Haus mit massivem Unterbau, wurde bei dem Brande von 1719 gleich dem Nebenhause bis auf den Grund zerstört und gemeinschaftlich mit diesem auch wieder aufgebaut, wie aus dem
Band 5
97
gemeinschaftlichen Tragstein unter dem 1ten Stock ersichtlich ist. Es gehörte damals einem Schreiner Namens Dietrich Sagenbardt. In dem Schlußstein über der Hausthür ein Wappen, das eine Wiege zeigt und auf dessen Helm ein Vogel sitzt, s. Ab. [R0918]
Band 5
Zur Zeit meiner Jugend wurde das Haus von einem Küfer Namens Habicht bewohnt, der darin sein Handwerk trieb, namentlich viel Fässer auf der Straße wärmte, überhaupt seine halbe Werkstätte auf der Straße hatte, wozu sich dieser Platz wegen des Schutzes, den das vorspringende Eck des Hauses 10 gewährte, vortrefflich eignete.
Band 5
Graubengasse 8
25. März 1876
Soeben wird der untere Theil des Hauses zu einem Laden eingerichtet, das rundbogige Fenster herausgeschlagen und eine weitere viereckigte Oeffnung gebrochen.
Band 5, Seite 131
Graubengasse 10
G.105
24. Juni 1874
Ein Haus ganz in Stein aufgeführt, das ein vorspringendes Eck bildet. Es wurde bei dem Brande von 1719 gänzlich zerstört und gehörte damals einem Kannengießer Namens Georg Benedict Crohnenboldt.
Band 5
96
Zu meiner Jugendzeit wurde es von einem Schuhmacher Namens Koch bewohnt, welcher in den 30ger Jahren dieses Jahrh. als ein sehr eifriger sogenannter Demagoge und Freiheitsmann bekannt war. In Folge seiner Theilnahme an verschiedenen Crawallen fand man es für gut, ihn eine Zeitlang einzuspinnen, um ihn auf andere Gedanken zu bringen, was auch die erwünschte Wirkung hatte. Doch hielt ihn dieß nicht ab, immer noch in einem sogenannten Hambacher Hut zu gehen und den Bart von Hambacher Art geschnitten zu tragen. Er hatte die Feldzüge von 1814 - 15 als Freiwilliger in dem Frankfurter Battaillon mitgemacht und lebt heute noch.
Band 5
12. Mai 1876
Wird eben, da seit einiger Zeit der Besitzer verstorben, durchgreifend reparirt. Ueber den verstorb. Koch s. V[...].
Band 5, Seite 133
Kaiser | Scharfenstein
Graubengasse 12
G.106
24. Juni 1874
Massiver Unterbau, mit No. 10 gemeinschaftlich erbaut, mit schön verzierten Tragsteinen, hat sonst architektonisch nichts Bemerkenswerthes. Es brannte 1719 bis auf den Grund nieder und gehörte damals einem Mehlhändler Namens Peter Hamburger.
Band 5
95
Zur Zeit meiner Jugend wurde es von einer Familie Ekhard bewohnt, welcher es auch gehörte und welche das Küferhandwerk darin betrieb.
Band 5, Seite 135
Graubengasse 14
G.107
24. Juni 1874
Massiver Unterbau. Wurde bei dem Brande von 1719 bis auf den Grund zerstört und gehörte damals einem Schreiner Namens Hierronymus Elser. Zur Zeit meiner Jugend wohnte eine alte Jungfer Namens Fulda im ersten Stock, im Erdgeschoß eine Familie Becker
Band 5
94
und im zweiten Stock ein Musiker Namens Elsner, welcher Mitglied des hies. Theaterorchesters war.
Band 5, Seite 137
Hoher Zaun
Graubengasse 16
G.108
24. Juni 1874
Massiver Unterbau, der neuerdings ganz verändert ist. Die Hausthüre lag früher auf der entgegengesetzten Seite des Hauses und hatte zwei Pfortsteine vor sich stehen.
Es wurde bei dem Brande von 1719 gänzlich zerstört und gehörte damals einem Packer Namens Peter Sprenger.
Band 5
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Zur Zeit meiner Jugend wurde es von einer Familie Namens Willemer bewohnt, welcher es auch gehörte und welche darin einen Sauerwasser- und Mehlhandel sowie auch Hefenhandel betrieb. Das kleine Lädchen lag neben der Hausthüre und hatte ein sogenanntes Gerähmse, wie schon oben bei dem Hause 15 genau beschrieben ist. Zwischen den einen Schrotstein und die eine Hälfte der Hausthüre wurde im Sommer ein kleines transportables Bänkchen eingeschoben, auf welchem gewöhnlich die alte Frau Kolb ihren Platz hatte.
Es wurden noch weitere Stühle und Schemel herausgetragen, denn bei schönem Wetter saß allabendlich namentlich an diesem Theil der Straße die ganze Nachbarschaft auf fröhlich miteinander plaudernd. Der Schneidermeister Kolb wohnte mit seiner Frau im zweiten Stock des Hauses und verdient die Erinnerung an dieselben jedenfalls hier eine Rolle, denn die schon sehr alte Frau pflegte uns, d.s. meine beiden Freunde Georg und Gottfried Beck sowie Justus Göbel und mir gar oft zu erzählen, wie sie in ihrer Jugend auf dem großen Hirschgraben mit ihren Eltern gewohnt, sehr oft von der Frau Rath Goethe gegenüber geholt worden sey, um mit dem Wolfgängchen zu spielen und wie sie aus ihrem Fenster zugesehen, als er die Töpfe aus dem Gerähmse auf die Straße warf. Alles das fiel bei uns, die wir damals schon höchst eifrige Goetheverehrer waren, auf einen sehr guten Boden, der das Samenkörnlein getreulich bewahrte und pflegte.
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Der Vollständigkeit wegen lasse ich hier einen genauen Auszug aus den Geburts- und Sterberegistern hiesiger Stadt folgen:
Frau Margarethe Friederike Kolb, des Bürgers und Schneidermeisters Joh. Phil. Kolb Ehefrau, vorher verehelicht gewesene Hettenbach, weyland Herrn Joh. Peter Hettenbach gewesenen Bürgers und Schneidermeisters ehel. Tochter, Bapt. 30. Nov. 1746.
Gestorben Montag 16. Nov. 1835 Nachts 11 Uhr in Frankfurt a.M. im Alter von 88 Jahren, 11 Monaten, 17 Tagen.
Es war eine derbe, barsche, aber dabei äußerst gutmüthige und rechtschaffene Frau, ganz nach der alten Art und eine lebendige Chronik. Uns Kindern und später heranwachsenden Knaben war sie besonders gut, konnte uns aber auch recht derb auszanken, wobei sie um die Wahl der Ausdrücke niemals in Verlegenheit zu gerathen brauchte. Sie hatte ganz weißes Haar und eine Haut wie Pergament, voller Runzeln und Falten, allein sehr lebhafte glänzende Augen und eine merkwürdig schlagfertige Zunge. In der Nachbarschaft kannte man sie unter dem Namen: die alte Kolbin.
Band 5, Seite 139
Neuen Hause | Kommelbecher
Graubengasse 18
G.109
Mai 1859
Mein elterliches Haus, der Schauplatz meiner Jugend, in dem ich geboren und 23 Jahre alt geworden bin. Bei dem großen Brand von 1719 mit abgebrannt und nachher wie der größte Theil jener durch den sogenannten Christenbrand zerstörten Häuser wieder aufgebaut, bietet es eine besondere architektonische Merkwürdigkeit nicht, höchstens daß es zwei Keller besitzt, deren einer
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etwa noch um 5 Fuß tiefer wie der andere lag und durch einen steinernen Bogen zugänglich ist. Es giebt dieser Umstand beinahe der Vermuthung Raum, daß auf diesem Platze vor dem Brande zwei Häuser gestanden hätten, wodurch sich auch die außerordentliche Länge von neun Fenstern in der Fronte leicht erklären ließe, allein ich fand bis jetzt dafür noch keinerlei Anhaltspunkt, der nachweisbar seyn dürfte. Daß es die Benennung zum goldnen Hasen führt, habe ich von meinem seligen Vater oft erzählen hören; woher er diese Nachricht hatte, weiß ich nicht. Ebenso heißt auch der gegenüberliegende Brunnen der Hasenbrunnen.
Es gehörte vor dem Brande einem Faßbinder Balthasar Löschhorn und war nur ein Haus. Dieß schließt jedoch keineswegs aus, daß früher doch zwei Häuser den Platz eingenommen haben. Der Unterbau ist massiv, der Schlußstein über der Hausthüre leider durch die aufgeschraubte Hausnummer verdeckt.
Aus den hinteren Fenstern des Speichers hatte man eine schöne Aussicht nach dem ehemaligen Trierischen Hofe hin, auch konnte man die Spitze der Kuppel des Pfarrthurms aus einem Gauploche derselben Dachkammer sehen.
Zur Zeit meiner Jugend war es von meinen Eltern, denen es gehörte, bewohnt. Im Erdgeschoß befand sich die Wirthsstube mit einem großen Kachelofen, hinter welchem eine Schwarzwälder Uhr hing. An den Wänden hingen verschiedene Gewerkszeichen derjenigen Handwerker, welche hier ihre Herberge und ihre Meisterstube hatten. Vor allem waren die Dreher durch das
Band 5, Seite [140]
sogenannte Dreherschild vertreten, es war dieß ein eingerahmtes langes Lobgedicht auf das Dreherhandwerk, das höchst sauber geschrieben und mit Schnörkeln verziert war. Die Einrahmung bestand aus einem etwa 5 Fuß hohen Kasten, drei Fuß breit und ungefähr 8 Zoll tief. Den unteren Theil nahm das erwähnte Gedicht ein, den oberen zwei aus Holz geschnitzte Kinderfiguren, welche einige künstliche Dreherarbeiten in Händen hielten. Natürlich alles unter Glas. Daneben hing ein künstlicher Spiegel mit einem gläsernen Rahmen, der ebenfalls aus Spiegelglas bestand, auf welchem Laubwerk mattgeschliffen sichtbar war. Es war das Zeichen der Glaserinnung, welche auch noch in der Mitte der Stube an dem Durchzugsbalken der Decke einen Stern von Glas aufgehängt hatten, in welchem bei feierlichen Gelegenheiten ein Licht angesteckt wurde, es war ein Octaeter, auf dessen Flächen Piramiden von buntem Glase aufgesetzt waren.
Dann hatten die Zinngießer ihren Verkehr und ihre Herberge hier, ferner die Hutmacher, Bürstenmacher, Siebmacher, Kartenmaler und Nadler.
Die Ausübung der verschiedenen Handwerksgebräuche, die verschiedenen Begrüßungs- und Empfehlungsformeln, die Meistergebote u.s.w. sind anderwärts von geübter Hand beschrieben, praktisch geläufig aber waren sie uns Kindern alle, da wir sie lange Jahre tagtäglich vor unseren Augen ausüben sahen. Manche komische Scene habe ich da erlebt, auch manchen ernsten Moment mit durchgemacht. Die Handwerksburschen waren damals anders wie jetzt.
Im Hauseren stand die Kelter und wurde im Herbst die Apfelmühle aufgeschlagen, die Zeit des Apfelweinmachens war für uns ein Fest. Das ganze Gewölbe hinten im Hofe lag manchmal über seine halbe Höhe voll Aepfel und konnten wir darin unser Wesen nach Herzenslust treiben. Das Bier wurde in dem Brauhause in der Stelzengasse, in dem sogenannten Spitalbrauhause gebraut.
Band 5, Seite 141
November 1877
Den ersten Stock mit 6 Zimmern hatten wir ganz für uns, ein kleines Stübchen mit zwei Fenstern nach der Straße hin war an einen Herrn Voigt vermiethet. Er war ein Goldspinner und arbeitete in der Fabrick von Mack und Wiegel auf der Zeil und lebt, so viel ich weiß, jetzt noch. [späterer Einschub S. E.: Ist mittlerweile im Juni 1876 gestorben.] Hatte 22 Jahre bei uns gewohnt und zog alsdann zu seiner Schwester Frau Horix auf der Bockenheimergasse. Er war ein braver achtungswerther Mensch. Als er 48 Jahre lang in dem Geschäft des obengenannten Herrn thätig war, hatte er das Unglück, daß ihm bei dem Silberschmelzen ein Tropfen des glühenden Metalles in das Auge fuhr und er in Folge dessen dasselbe verlor. Die Arbeitsunfähigkeit dauerte sechs Wochen, während dieser Zeit der Nichtarbeit aber zog ihm Herr Mack den ohnehin kärglichen Lohn, täglich 1 Gulden, ab. Im Anfang dieses Jahrh. in das Geschäft getreten, war ihm derselbe bis dahin noch nicht erhöht worden, ein Beweis für seine Anspruchslosigkeit, und trotzdem dieser schmachvolle Geiz. Wer kann es dem billig denkenden Arbeiter verargen, wenn er unwillig wird. Voigt blieb zwar im Geschäft, es war Ende der fünfziger Jahre, trat aber nach einigen Jahren aus.
Zwei von den Zimmern des ersten Stocks konnten durch das Zurückschlagen einer Holzwand in einen ziemlich großen fünffensterigen Saal verwandelt werden. Er diente uns gewöhnlich als Wohnzimmer. Der zweite Stock war von einer Familie Nockher bewohnt, sie hatte denselben 23 Jahre lang inne, der Mann war Pedell auf irgend einem Amte, aber stammte aus Eger in Böhmen. Es waren brave Leute, und wir waren mit den Kindern, einem Sohn und einer Tochter, sehr befreundet. Er war während des Krieges in den Jahren 1813 - 15 Lieutnant bei der hies. Bürgergarde. Mein Vater erzählte oft, daß er, als einst eine große Anzahl Kosaken ins Quartier anrückte, Nockher seine Uniform angezogen, sich mit seinen goldenen Epauletten an der Hausthüre aufgestellt hatte; sobald nun ein Trupp Kosaken auf das Haus zukam und herein wollte, sprach er immer nur, indem er salutirend an seinen Federhut griff, die Worte aus „Capitain Quartier,
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Capitain Quartier!“, worauf sich die Krieger eiligst und devotest entfernten. Die ganze Nachbarschaft lachte ob des gelungenen Schwankes, allein niemand verlor darüber ein Wort. Hätten die Kosaken den großen Hauseren gesehen, so würden sie wenigstens 10-12 Pferde hineingestellt haben. Die Leute in der Straße sowohl wie in den Häusern hielten damals viel mehr zusammen wie jetzt und bildeten die Bewohner eines Hauses eigentlich förmlich eine Familie, was sich namentlich bei Krankheitsfällen oft in der wirksamsten Weise geltend machte.
Im dritten Stock wohnte ein Schuhmacher Namens Weyland, ruhige brave Leute ohne Kinder. Es war ein Mansardenstock und die Wände der Zimmer mit Schildereien behängt, die Lebensgeschichte Sands, des Mörders von Kotzebue darstellend. Der vierte Stock war Speicher und enthielt die Kammern der Hausbewohner. Hier war, wie ich schon in meinen Jugenderinnerungen angedeutet, unser Haupt-Spiel- und Tummelplatz.
Verschlossene Vorplätze kannte man nicht und standen meist alle Thüren offen, was heutzutage auch nicht mehr räthlich seyn würde.
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12. Juni 1876
Seit einigen Tagen wird im Hause die Treppe verlegt und in den Stockwerken eine andere Raumauftheilung vorgenommen.
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14. November 1879
Der oben bei Beschreibung der Glaserherberge erwähnte Stern wurde bei Verlegung der Herberge natürlich mitgenommen und seitdem immer in dem neuen Herbergslokal aufgehängt. Vor einigen Jahren nun wurde er bei einer entstandenen Schlägerei in Stücke gehauen und ist seitdem verschwunden. In welchem Locale dieß geschehen ist, konnte ich nicht ermitteln, sondern erfuhr es durch eine Nachricht im Intelligenzblatt, welche ich zurücklegte und aufbewahrt habe, allein unbegreiflicherweise ist sie mir abhanden gekommen und nirgends mehr aufzufinden.
Der erwähnte Vorfall trug sich etwa im Jahr 1877 zu.
Auf dem Ulrich‘schen Plan von 1811 ist der eine Seitenflügel des Hauses erstaunlicherweise vergessen worden und als Hof dargestellt. s.d.
Band 5, Seite 143
Graubengasse 20
G.110
24. Juni 1874
Massiver Unterbau, neuerdings ganz verändert. Es wurde das Haus bei dem Brande von 1719 ganz zerstört und gemeinschaftlich mit dem Nebenhause 18 wieder aufgebaut, es gehörte damals einem Faßbinder Namens Johann Caspar Würsching. Zur Zeit meiner Jugend gehörte es
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einem Dreher Namens Edler, welcher darin sein Handwerk trieb, es hatte einen äußerst finsteren Hausgang und ein kleines Höfchen. Links im Erdgeschoß befand sich die Werkstätte, rechts der Hauseingang. Im Anfang der dreißiger Jahre wurde es von dem Schlosser Ahl erworben und für ein Schlossergeschäft eingerichtet. Die Hausthüre und Treppe wurden auf die andere Seite verlegt und zunächst an unsere Brandmauer eine Esse angelegt, ein Umstand, der meinen Eltern damals viele Sorgen und Bedenken bereitete, der sich aber in der Folge doch nicht so schlimm herausstellte, als es anfangs ausgesehen.
Die Familie Ahl waren rechtschaffene, äußerst fleißige Leute und hielten gute Nachbarschaft. Im zweiten Stock wohnte ein Schneider Namens Belschner mit zwei Söhnen, es waren unsere ältesten Spielkameraden und gutmüthige brave Menschen. Der eine Namens Fritz hatte sich vor dem Fenster seiner Dachkammer auf dem Dach in dem Winkel, den ein dicker Schornstein mit der Brandmauer bildete, eine Art Gärtchen angelegt, dessen Bodenfläche aus mehreren starken Brettern bestand, die auf einer horizontalen Unterlage ruhend, etwa vier Fuß im Gevierte Raum hatten. Es waren Blumen in Kasten und Scherben aufgestellt und war das Ganze gegen die Tiefe hin durch einen starken Lattenverschlag verwehrt. Dieß Plätzchen nun war der stete Gegenstand meiner Sehnsucht und meines Neides, oft hockten wir zu drei und vier auf dem kleinen Raum, die Gefahr, der wir uns aussetzten, nicht ahnend. Der Blick war herrlich, namentlich auf den Dom hin, der gewaltig über das Meer von Schornsteinen, Giebeln und Brandmauern hervorragte. Manche frohe und ungetrübte Stunde
Band 5, Seite [144]
wurde hier verschwelgt. Die Sache nahm ein Ende wie alles in der Welt. -
Band 5, Seite 145
Graubengasse 22
G.111
24. Juni 1874
Massiver Unterbau, Schlußstein verdeckt. Brannte 1719 bis auf den Grund ab. Der damalige Besitzer war ein Faßbinder Namens Georg Cleophas Fries.
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Band 5, Seite 147
Blaue Viole
Graubengasse 24
G.112
24. Juni 1874
Massiver Unterbau, Schlußstein durch die Nummer verdeckt, über demselben auf einem Band Zur blauen Viole.
Das Haus wurde bei dem Brande von 1719 bis auf den Grund zerstört und gehörte damals einem Schreiner, welcher den Namen Elias Heusenstamm führte. Zur Zeit meiner Jugend wurde es von einer Familie Stein bewohnt, welche
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das Korbmachergeschäft darin betrieb und befand sich zu diesem Ende die Werkstätte im Erdgeschoß. In dieser Werkstätte habe ich manche Stunde meiner Jugendzeit verbracht. Es arbeitete nämlich darin ein alter Korbmachergeselle, welcher nach dem Tode des Herrn Stein dessen Wittwe treulich das Geschäft fortführte und bis an seines Lebens Ende darin verblieb. Im Ganzen war er 52 Jahre in demselben Hause. Er war gleich einem angesehenen Bürger unter der ganzen Nachbarschaft angesehen und hoch in Ehren gehalten, hieß Pfaff und war aus Berlin.
Siehe auch:
Band 5, Seite 149
Graubengasse 26
G.113
24. Juni 1874
Massiver Unterbau, Schlußstein verdeckt, brannte im Jahr 1719 bis auf den Grund nieder und gehörte damals einem Schuhmacher Namens David Fischer.
Zur Zeit meiner Jugend wurde es von einer Wittwe Böltz bewohnt, welche die Eigenthümerin war und darin ein kleines Garngeschäft betrieb.
Band 5
88
Band 5, Seite 151
Graubengasse 28 87,86 Hinterhaus
G.114
24. Juni 1874
Massiver Unterbau. Schlußstein verdeckt, brannte im Jahr 1719 bis auf den Grund nieder. Das Vorderhaus No. 87, welches das Eck mit dem Andreasgäßchen bildet, gehörte einem Herrn Lit. Johann Christoph Hardter, das Hinterhaus im Gässchen No. 86 gehörte der Wittwe Ferling.
Zur Zeit meiner Jugend waren die Eigenthümer und Bewohner der mittlerweile zusammengezogenen Häuser die Familie Enders, welche darin einen sehr bedeutenden Wildpret- und Geflügelhandel betrieben. Mit dem Sohn Christian war ich sehr befreundet und kam deßhalb oft in das Haus, in welchem mich der Fleisch- und Blutgeruch stets anwiderte, sowie die überall zerstreuten Federn und Haare.
Die Familie Enders hatte den Garten auf dem sogenannten Haidweg No. 14 gekauft, welcher vordem der Familie Goethe gehört hatte und haben wir als Kinder viel in demselben herumrumort ohne zu wissen und zu ahnen, wer vor uns hier seinen Jugendspielen nachgegangen war. Das Weitere darüber ist nachzulesen: Goethe‘scher Garten Haidweg 14.
Der alte Herr Enders hatte ihn schon seit langer Zeit in Besitz, aber nicht, wie ich anfangs vermuthete, von den Goethe‘schen Erben direct erkauft, sondern einige Jahre später.
Band 5, Seite 153
Hering
Graubengasse 30
G.115
6. Oktober 1873
Ueber der Hausthür, welche keinen Rundbogen, sondern einen waagerechten Sturz hat, I. C. R. 1720. Das Haus brannte im Jahr 1719 bis auf den Grund nieder und wurde von seinem damaligen Eigenthümer, dem Dreher
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85 Andreasgäßchen
Johann Christoph Ruppel im folgenden Jahre wieder aufgebaut. Der Neubau ist mit weit weniger Sorgfalt wie die übrigen Häuser ausgeführt, wahrscheinlich, weil es in dem sehr engen Gäßchen stand und seine Besitzer vielleicht unbemittelte Leute waren.
Zu meiner Jugendzeit wurde es von einer Familie Rosenkranz bewohnt, der es auch gehörte und welche das Steindeckerhandwerk betrieb. Der Steindecker Rosenkranz stammte aus Weilburg und hatte drei Söhne und eine Tochter, der älteste Sohn war der als ein verdienter Landschaftsmaler hier bekannte Karl Heinrich, er war 1802 geboren, ein tüchtiger Künstler und liebenswürdiger, offener und gerader Charakter. Ich lernte ihn erst in späteren Jahren kennen und schätzte ihn sehr, umso mehr mußte ich es beklagen während meines Aufenthaltes in Venedig im Jahr 1851 zu erfahren, daß er sich erschossen hätte. Die unselige That, zu welcher ihn, wie es scheint, überhandnehmende Sorgen, vielleicht auch seine zweite Ehe getrieben, vollführte er von der kleinen Brücke unter den zwei alten Weidenbäumen am Anfang der Bornheimer Heide am Eck mit der Friedberger Landstraße (Sogenannte Hundsweide). Sein zweiter Bruder, der das Handwerk des Vaters betrieb, endete durch einen unglücklichen Sturz vom Dache sein Leben, der dritte Bruder, ein Tapezierer wurde am 18. Sept. 1848 hinter der Schlimmmauer,
Band 5, Seite [154]
jetzige Stiftsstraße, vor dem Hause D.97, Stiftsstraße 22, während des Barrikadenkampfes durch eine Kugel in die Brust, tödlich getroffen zu Boden gestreckt und starb bald darauf im Bürgerspital unter den Händen des herzugerufenen menschenfreundlichen Arztes Soemmering. Rosenkranz, nicht am Kampfe beteiligt, wollte über die Straße gehen, als ihn die mörderische Kugel traf. Der Weg, den dieselbe genommen, ist höchst merkwürdig, sie kam von der Caserne oder Barrikade an der Hasengasse her; und da nun die Straße verschiedene, ziemlich bedeutende Krümmungen macht, welche in der Mitte kaum einen Raum von zwei Zoll zur Durchsicht lassen, so muß sie eben gerade diese schmale Linie eingehalten haben. Er war durch und durch geschossen und war nachher die Kugel in einem schiefen Winkel in die Ecke eines hölzernen Thores gefahren, wo ich sie noch lange gesehen und von wo aus auch die Richtung genau so war, daß man bis in die Caserne am engen Theil der Hasengasse sehen konnte, eine Spalte, die kaum einen Finger breit scheint.
Der Vater Rosenkranz stürzte bei einer Reparatur von dem Dach des Friedrich Finger‘schen Hauses auf den Paulsplatz herunter und war augenblicklich tot. So mußten Vater und drei Söhne eines unnatürlichen Todes sterben. -
Zur Zeit meiner Jugend hieß das Gäßchen allgemein das Rosenkranz-Gäßchen. Dem Hause gegenüber befindet sich der Ausgang des Hauses Augsburger Hof G.100, Vogelsgesanggasse 7, welches hier mit seinen Hinterbauten in das Gäßchen hineinstößt. s.d.
Band 5, Seite 155
Kleiner Greif | Gryffen
Graubengasse 32
G.116
3. Oktober 1873
Das Eck vom Gäßchen mit massivem Unterbau, im Schlußstein die Jahreszahl 1720 mit einem vortrefflich gearbeiteten Tragstein auf dem Eck unter dem ersten Stock, einen Greif darstellend, welcher ein Wappenschild hält, auf dem das Schreinerzeichen angebracht ist. Das Haus
Band 5
84
brannte im Jahr 1719 bis auf den Grund nieder und wurde im folgenden Jahre wieder aufgebaut, es gehörte damals einem Schreiner Namens Christian Mangen, ob es derselbe wieder aufgebaut, konnte ich nicht ermitteln. Zu meiner Jugendzeit wurde es von einer Tapeziererfamilie Nieme bewohnt, welche dieses Geschäft darin betrieb.
Band 5, Seite 157
Hering
Graubengasse 34
G.117
11. Juli 1871
Massiver Unterbau mit schönem Tragstein unter dem ersten Stock, Schlußstein durch die Nummer verdeckt. Es brannte das Haus im Jahr 1719 bis auf den Grund nieder und gehörte damals einem Lederhändler Tit. Andreas
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Neckel. Zur Zeit meiner Jugend wurde es von einem Schreiner Namens Krämer bewohnt, welcher darin sein Handwerk trieb und eine Frau besaß, die im Schwätzen das Unglaublichste leistete, aber es waren brave rechtschaffene Leute.
Das Haus wurde später in seinem Unterbau, der die Schreinerwerkstätte enthielt, total verändert, noch später war es eine Zeitlang das Geschäftslocal des Antiquitätenhändlers Benack und ist von mir in einem ausgeführten Aquarellbild behandelt, welches durch Kfst. [Kupferstich] vervielfältigt ist. Dann hatten sich liederliche Dirnen darin angesiedelt und festgesetzt, was den Antiquar veranlaßte, auszuziehen. Er hatte vorher gegenüber in einem kleinen Locale gehaust, No. 35 und befindet sich jetzt im Hause No. 9., s.d.
Die obenerwähnte Frau Krämer war eine geborene v. Hynsperg und erhielt aus dem Cronstätt‘schen Stift Unterstützung. Ueber das klägliche Ende der Familie v. Hynsperg berichtet Kriegk in einem interessanten Aufsatz in den Mitth. des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde, 1869. p. 133.
Sie starb am 16. Aug. 1846.
Band 5, Seite 159
Münchseck
Graubengasse 36
G.118
3. Oktober 1873
Massiver Unterbau, im Schlußstein das Schreinerzeichen. Wurde bei dem Brande von 1719 gänzlich zerstört und gehörte damals einem Schreiner Namens Johann Vooss.
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81 Vorderhaus
Zur Zeit meiner Jugend trieb im Erdgeschoß eine Familie
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82 Hinterhaus
Karges einen lebhaften Specereihandel.
Band 5, Seite 161
Kameelthier
Graupengasse 38
G.119
Mai 1859
An einem Tragstein unter dem ersten Stock, wie beifolgende Abbildung [R0977] zeigt, ein Kameel. Das Haus brannte 1719 bis auf den Grund nieder, und der Stein ist wahrscheinlich bei dem Wiederaufbau gemacht. Die Darstellung ist sehr roh. Gehörte vor dem Brande
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80 Hinterhaus
einem Goldsticker Joh. Georg
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79 Vorderhaus
Beck. Tit.
Der Unterbau ist massiv, der Schlußstein durch die Nummer verdeckt.
Die Nummer 80 des Brandplanes bedeutet das Hinterhaus, 79 das Vorderhaus.
Zu meiner Jugendzeit gehörte das Haus einem Schreiner Namens Haub.
Band 5, Seite 163
Wittwenstein | Wilthenstein | Widichenstein
Graupengasse 40
G.120
Mai 1859
Ueber der Hausthür über einem Wappen ein halber geflügelter Löwe, welcher ein Fähnchen an einer Turnierlanze hält. Das Wappen selbst ist leider durch die darauf gelegte Hausnummer verdeckt. Das Haus brannte 1719 bis auf den Grund nieder. Der Stein ist also wahrscheinlich um jene Zeit entstanden. Es gehörte vor dem Brande der Wittwe des Pastetenbäckers
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77 Vorderhaus
Joh. Balthasar Nenckhardt.
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78 Hinterhaus
Mai 1862
Ein glückliches Ungefähr enthüllte mir heute das Wappen, das ich sogleich zeichnete und hier beifolgen lasse. „Ein Löwe mit doppeltem Schwanz, darunter im linken Felde drei Sterne und in deren Mitte eine Rose im rothen Felde, oben ein halber Löwe, unten zwei Wecken. Ueber dem Wappen ein Helm, darauf ein halber geflügelter Löwe, welcher eine Fahne hält, auf der sich ebenfalls eine Rose befindet, auf oder über dem Kopf des halben Löwen zwei Wecken“
Wurde in meiner Jugendzeit von der Familie Stern bewohnt, welche darin das Küferhandwerk betrieb.
Band 5, Seite 165
Graubengasse 37
G.121
25. Juni 1874
Massiver Unterbau, neuerdings ganz verändert. Es wurde bei dem Brande von 1719 bis auf den Grund zerstört und gehörte damals einem Glaser Namens Johann Thomas Zehe.
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Wurde zu meiner Jugendzeit von einem Schuhmacher Namens Daubenthaler, dem es auch gehörte, bewohnt.
Band 5, Seite 167
Graubengasse 35
G.122
Mai 1861
Ist das Hinterhaus der Französischen Krone in der Töngesgasse, s.d., G.46, brannte im Jahr 1719 bis auf den Grund nieder und wurde von dem Eigenthümer, Tit. Joh. Nic. Clauss sammt dem Vorderhaus
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neu aufgebaut, wie dieß eine Wetterfahne auf dem Giebel bekundet. Sie trägt die Buchstaben J. N. G., s. Ab., 1721.

An dem Einfahrtsthor befinden sich 2 ovale schiefstehend gegeneinandergerichtete Oeffnungen, welche mit zierlichen Eisengittern verwehrt sind. s. Ab.
Im Hofe an der hinteren Seite des Hauses in der Töngesgasse hat es einen massiven thurmartigen Bau, wahrscheinlich Treppenhaus, welcher oben ein flaches Dach hat, das mit einer steinernen Ballustrade umgeben, eine Art Gärtchen oder sogenannte Altane bildet. Siehe hängende Gärten und Altanen.
Band 5, Seite 169
Weisse Scheide
Graubengasse 33
G.123
24. Juni 1874
Massiver Unterbau mit dem Schreinerzeichen im Schlußstein. Es wurde bei dem Brande von 1719 bis auf den Grund zerstört und gehörte damals
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einem Dreher Namens Johannes Schrader.

Zur Zeit meiner Jugend wurde es von einer Familie Bär bewohnt, der es auch gehörte. Der Mann war ein Sauerwasserhändler, legte sich auch später noch einen Handel mit Streusand an und war einer der wunderlichsten Käuze, die es geben konnte. Der hies. kath. Gemeinde angehörend, diente er derselben bei öffentlichen Gottesdiensten, Processionen u.s.w., oft in einer mir so auffälligen Weise, schnitt Grimassen bei dem Singen, das er vorlaut bis zum Schreien trieb, so daß ihm zuletzt von Seiten des Kirchenvorstandes diese allzu lebhafte Betheiligung untersagt wurde.
Band 5, Seite 171
Weisse Scheide
Graubengasse 31
G.124
24. Juni 1874
Massiver Unterbau, auf einem mit geschmackvollem Laubwerk verzierten Schlußstein die Buchstaben J. A. K. 1720. Bei dem Brande von 1719 gehörte es eínem Schneider Namens Johann Adolph Gruis und wurde bis auf den Grund zerstört.
Band 5
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Zu meiner Jugendzeit war eine Familie Jacobi die Besitzer; der Parterrestock und der erste Stock wurde von einer Familie Sterzenbach bewohnt, die darin das Küferhandwerk betrieb.
Ich vermuthe, daß der Besitzer Gruis seinen Namen mit einem K schrieb und er der Wiedererbauer des zerstörten Hauses gewesen ist. Wenigstens stimmen die Buchstaben seiner Vornamen genau mit den im Brandstein angegebenen Namen überein.
Band 5, Seite 173
Graubengasse 29
G.125
24. Juni 1874
Ein ansehnliches Haus mit einem massiven Unterbau und sehr hoch gelegenem Erdgeschoß, das jedoch vielfach verändert ist. Der Schlußstein über der Hausthüre ist durch die Nummer verdeckt.Vor dem Brande von 1719, wobei es bis auf den Grund zerstört
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70 Vorderhaus
wurde, gehörte es einem Packer Namens
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71 Hinterhaus
Johannes Sprenger. Ein vor dem Hause stehender Brunnen ist neueren Ursprungs, d.h. Anfang der 30ger Jahre d. Jahrh.
Zur Zeit meiner Jugend wurde es von einer Familie Marschall bewohnt, welcher es auch gehörte. Der Vater trieb das Schneiderhandwerk, und es waren brave geachtete Leute.
Band 5, Seite 175
Viole
Graubengasse 27
G.126
5. November 1874
Massiver Unterbau, der Schlußstein über der Hausthür ist durch die Nummer verdeckt, wahrscheinlich ein Schreinerzeichen. Ueber demselben 1720 eingehauen.
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68 Vorderhaus
Es wurde bei dem Brand von 1719 bis auf den Grund zerstört
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69 Hinterhaus
und der Jahreszahl nach 1720 wieder auferbaut, es gehörte damals einem Schneider Namens Peter Götz. Auf dem Brandplan ist das Hinterhaus mit einem Sternchen bezeichnet, dessen Bedeutung ich noch nicht erklären konnte. Zur Zeit meiner Jugendjahre wurde es von einer Familie Köhler bewohnt, welche das Schreinerhandwerk trieb. Das Haus hat zwei kleine Höfe, ob der Stern vielleicht dieß zeigen soll.
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Graubengasse
Graubengasse
Graubengasse
9. Oktober 1873
In diesem Hause, das der Familie Köhler gehörte, entleibte sich heute morgen der Sohn des Hauses, Georg Köhler durch 11 Stiche in Hals und Brust. Er lag todt auf den zwei obersten Stufen der in den zweiten Stock führenden Treppe. Manche Jugendstunde habe ich mit ihm in der Schreinerwerkstätte seines Vaters, die im dritten Stock lag, in fröhlicher Kinderarbeit an der Hobelbank verbracht und hätte damals nicht geglaubt, ihm diese Leichenrede dereinst halten zu müssen. Wie es scheint, war Krankheit das Motiv der That. Er hatte ein Alter von 48 Jahren, 3 Monate erreicht.
Band 5, Seite 177
Graubengasse 25
G.127
24. Juni 1874
Massiver Unterbau, in dem Schlußstein der Hausthüre ist das Zeichen des Schreinerhandwerks eingehauen, auf dem Hobel steht I. P. D., und daneben ist die Jahreszahl 1720 erhaben ausgehauen. Bis jetzt konnte ich noch nicht ermitteln, was die Buchstaben I. P. D. bedeuten, sie finden sich
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auch an dem Hause 9 in der Straße, ferner an einem Haus auf dem gr. Hirschgraben und an einem Hause in der Klostergasse, s.d. Das Haus hat einen kleinen Hof, der von dem Nebenhause 23 nur durch eine 9 Fuß hohe Mauer getrennt ist und dadurch sehr hell ist. Das Hinterhaus stößt auf den Hof des ehemals Heitefuß‘schen Hauses sowie auf den Hof des oben erwähnten Hauses 23. Besonders Bemerkenswerthes ist nicht vorhanden. Bei dem Brande von 1719 wurde es gänzlich zerstört, es gehörte damals einem Schreiner Namens Bartholomäus Welb. Zu meiner Jugendzeit gehörte es einem Schreiner Namens Bein.
Band 5, Seite 179
Wollinstädter
Graubengasse 21 | Graubengasse 23
G.129 | G.128
März 1865
Soweit meine Erinnerung reicht, wurde dieses Haus von einer Familie Fulda bewohnt, deren Haupt der Küfermeister Johann Dominicus Fulda als ein geachteter Mann unter seinen Nachbarn lebte; er starb frühzeitig, 27. Sept. 1831 und hinterließ eine Frau
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mit zwei Töchtern und zwei Söhnen, welch Letztere sammt der Mutter nun ebenfalls nicht mehr am Leben sind. Die beiden Schwestern leben noch und sind mit uns eng befreundet, wie das von jeher der Fall gewesen. Sie hatten ihre Großmutter mütterlicher Seite, die Wittwe Schalk, bei sich wohnen, eine alte behagliche, auch längst in die Ewigkeit gegangene Frau, deren chronikartigen Erzählungen wir Kinder oft mit dem größten Behagen an Winterabenden lauschten. Bei einem einzigen Talglichte, später einer spärlich brennenden Lampe, eng hinter den großen Kachelofen gedrängt, vernahmen wir die oft haarsträubenden Berichte der Erlebnisse aus den damals noch gar nicht so entfernt liegenden, verwichenen Kriegsjahren und den Bedrückungen und Drangsalen derselben. Der Mann jener alten Großmutter aber war ein aus dem hiesigen Dominikanerkloster entsprungener Mönch, Namens Joseph Schalk (gest. 8. Sept. 1813), und die Geschichte seiner Entweichung fesselte, mit den sie begleitenden romanhaften Schwierigkeiten und Schrecknissen unsere jugendliche Phantasie so sehr, daß mir dieselbe bis auf den heutigen Tag unvergeßlich geblieben ist. Er war am Rhein (Büdesheim) zu Hause,
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von streng katholischen Eltern erzogen und schon frühe zum geistlichen Stande bestimmt. Zu klarer Erkenntniß und Bewußtsein gekommen, mochte ihm wohl das Klosterleben als eines kräftigen jungen Mannes unwürdig erscheinen, und er hatte mit einem anderen jungen Mönche den Entschluß gefaßt, aus dem Kloster zu entfliehen. Sein Freund führte denselben auch richtig eines Tages aus und schon bereute Pater Joseph seine Unschlüssigkeit, die ihn den rechten Moment hatte versäumen lassen, als nach einigen Tagen er des Morgens einen ungewöhnlichen Lärm auf dem Hausflur von dem Klostereingang her vernahm; er sah durch eine Thürspalte auf den Gang und gewahrte zu seinem Entsetzen, daß man den Entsprungenen, welcher zu Höchst ergriffen worden war, mit auf den Rücken gebundenen Händen zurückbrachte. In banger Angst wagte er sich nicht herzu, ja nicht einmal zu fragen, was man mit dem Unglücklichen beginnen werde; allein sein Entschluß, diesem Ort, sobald als möglich, sammt dem Mönchsstande Valet zu sagen, wurde dadurch nur noch mehr bestärkt; es handelte sich nur darum, wohin er fliehen sollte bei seiner totalen Unkenntniß hiesiger Stadt und Gegend. Er hatte von einem protestantischen Geistlichen gehört, dem Senior Mosche (gest. dahier am 8ten Feb. 1791. Weiteres über ihn findet sich in der Didaskalia vom 8ten Feb. 1828 No. 39 und im Intelligenzblatt Freit. 11. Feb. 1791), einem eifrigen Vertreter der evangelischen Sache; zu ihm wollte er sich begeben und sich unter seinen
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Schutz stellen, allein, er wußte nicht, wo er denselben finden sollte, und Erkundigungen einzuziehen, war schwer; endlich erfuhr er durch den Barbier, der die Mönche rasierte, dass Dr. Mosche auf dem Barfüßerplatze wohne. Er erstieg nun am nächsten Morgen in aller Frühe heimlich die Mauer, welche den Klostergarten von der Straße trennte, in der Absicht, außen an derselben hinunterzuklettern; allein sie war zu hoch, glücklicherweise aber arbeiteten vor einem gegenüberliegenden Hause schon einige Küfergesellen auf der Straße, diesen rief er zu und bat sie, ihm um Gotteswillen eine Leiter zu bringen, was dieselben auch sogleich thaten, und mit ihrer Hülfe gelangte er glücklich auf den Boden herunter, konnte aber in der Dämmerung den Weg nicht recht finden, so dass er sich verirrte und auf die Zeil gerieth, wo ihm in der Nähe der Hauptwache eben jener Barbier begegnete und ihn durch seine Frage „Guten Morgen, Herr Pater, wo wollen Sie denn in aller Frühe schon hin?“ in entsetzliche Angst und Verlegenheit brachte, so daß er gar nicht recht mehr wußte, wo er sich befand und vor Angst, entdeckt und verfolgt zu werden, beinahe gänzlich den Kopf verlor. Er antwortete, daß er einen Krankenbesuch machen müsse und eilte weiter, erreichte auch durch allerlei Hin- und Herfragen endlich Mosche‘s Haus, an welchem er heftig klingeln mußte, da alles noch zu Bette lag. Er entdeckte dem wackeren Geistlichen, der nicht wenig erstaunt war, einen Dominikaner bei sich zu sehen, sein Vorhaben, und wurde von demselben sogleich behalten und in Schutz genommen. Lange nachher, als er schon längst verheirathet war, und eine Anstellung als Leichenkommissair begleitete,
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und die hiesigen Klöster bereits aufgehoben waren, wurde er aufgefordert, doch einmal in das hiesige Bürgerspital zu kommen, allwo ein kranker Dominikaner ihn vor seinem Ende noch einmal zu sprechen wünsche. Er ging hin, in der Meinung, seinen Leidensgefährten zu finden, aber es war ein anderer Bruder, der nach Aufhebung des Klosters dahier, in der Stadt geblieben und nun erkrankt, sich in das Spital begeben hatte. Schalk fragte nach dem Verschwundenen, allein der Kranke konnte nicht die mindeste Auskunft geben, er habe ihn seit jenem Morgen nicht mehr erblickt, auch nie mehr eine Spur von ihm im Kloster gefunden, er würde wahrscheinlich eingemauert worden sein. Der kranke Pater starb, Schalk aber erzählte, daß, als er unter der Fürstl. Primatischen Regierung bereits auf der Schäfergasse wohnend, eines Morgens am Fenster gestanden, zwei Ordensgeistliche, seine ehemaligen Confratres unten vorbeigegangen wären und der eine davon, welcher ihn erkannt, ihm mit der Faust heraufgedroht hätte, er aber habe diese ohnmächtige Drohung im Bewußtsein seines guten Rechts verlacht. Er war ein milder, gutmüthiger und liebenswürdiger Mann, von allen geliebt, die ihn kannten, mit den Katholiken aber wollte er nichts zu schaffen haben. Seine Familie hatte ihn total enterbt und allen Verkehr mit ihm abgebrochen. Soweit die Erzählung der Großmutter, welche den 6. Dec. 1838 starb. Sein Sohn starb in den dreißiger Jahren dahier als geachteter Arzt. - 1836.
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Das Haus, welches einen ziemlich geräumigen Hof hatte, mit einer unter einem Schoppen durchführenden Ausfahrt nach der Kornblumengasse, die damit abgeschlossen wurde, bestand aus zwei Häusern, die einen gemeinschaftlichen Hof hatten, sonst aber in allem Uebrigen gänzlich getrennt waren. No. 129 war das nach der Schnurgasse hin liegende und No. 128 das nach der Töngesgasse liegende. Vor dem Brande von 1719 waren es vier Häuser, welche sämmtlich dem Liebfrauenstift angehörten und durch das Feuer bis auf den Grund zerstört wurden. Bei dem Wiederaufbau im Jahr 1721, welche Jahreszahl über der Hausthür eingehauen ist, verwandelte man die Stätte der nach der Kornblumengasse hin gelegenen beiden Häuser in einen Hof, der durch eine Mauer von dem darangrenzenden großen Hofe und früheren Garten der ehemaligen Sängerei des Liebfrauenstiftes getrennt war; in dieser Mauer befand sich eine Thüre, durch welche man im Nothfalle in jenen Hof, der zu der Zeit, wo ich ihn kannte, einer Familie Heitefuss gehörte, gelangen konnte. Noch eine zweite Thüre führte in das Höfchen des Nachbarhauses G.127, (25), auch hatte es seinen Ablauf durch jenes Haus, was durch eine, mit einem Gitter verschlossene Oeffnung geschah und der Gegenstand steten Streites war. Vor dieser letztgenannten Thüre befand sich im Hofe auch noch ein Brunnen mit einer Steinplatte bedeckt und zu meiner Zeit außer Gebrauch. Die Fenster des Nachbarhauses 25, welche in den Hof sahen, waren stark vergittert, und über die Mauer, welche das
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Heitefuss‘sche Besitzthum von dem Hofe trennte, ragten die Wipfel eines Pappelbaumes, der zuletzt eine solche Höhe erreicht hatte, daß er bei starkem Winde den Schornstein auf dem eben genannten Hause 25 in Gefahr brachte. 25 war ein 4stöckiges Haus, also kann man hieraus die Höhe des Baumes ermessen, s. Ab. [R1507]
Das Nebenhaus 23 (G.128) war eigentlich immer besonders vermiethet, seitdem die Familie Fulda es verlassen und das daran grenzende größere G.129, (23) bezogen hatten.
In diese beiden Häuser nun fällt ein guter Theil meiner ersten Jugenderlebnisse und Erinnerungen, indem ich beinahe die Hälfte meiner freien Zeit darinnen mit den Fulda‘s Knaben verspielte und verrumorte. Namentlich war der große Hof der ständige Gegenstand unseres Aufenthalts, und die darin befindliche Küferei erhöhte noch das Interesse ganz besonders. Ein Stall mit Federvieh vollendete diesen Kinderhimmel, und im ganzen Hofe war kein Eckchen von dem großen Regenfaß an bis unter den Schoppen hin, das nicht von irgend einem losen Streiche Bericht erstatten konnte. Auf dem Dache des ebengenannten Schoppens hatten wir einstens im Winter eine Spatzenfalle vor einem Gauploche aufgestellt und hübsch im Schnee verborgen, so daß uns, die wir von einem Fenster des Hauses den Ort belauschten, gar bald die Freude wurde, einen kecken Sperling sich fangen zu sehen. Ich, in meinem lebhaften Eifer, war der Erste an dem Gauploch und stieg sogleich hinaus, da
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der flatternde Vogel die Falle, welche wir anzubinden versäumt hatten, allmälig abwärts rutschte; ich mußte deshalb, nur an einer Hand noch mich haltend, den Arm sehr ausstrecken, um den Vogel zu erwischen und glaubte mich eben am Ziele meiner Wünsche, als eine neue Bewegung die Falle abermals um eine Handbreit hinunterzog; jetzt ließ ich im Eifer auch noch die andere Hand los, und ich rutschte natürlich auf den tiefen Schnee, der das Dach bedeckte, sogleich langsam hinunter in die Tiefe. Am Rande des Daches befand sich glücklicherweise ein Kändel; ich entsann mich seiner mit Geistesgegenwart im rechten Moment und hielt mich daran, schon halb über den Rand des Daches hinabgerutscht, fest, und zwar mit beiden Händen; dadurch kamen die Beine zuerst von dem Dache herunter, und ich hing einen Augenblick schwebend an demselben, senkrecht; nun aber gab der Kändel nach und brach mit mir hinunter, auf den etwa 10 Fuß tiefer gelegenen Boden des Hofes, wo glücklicherweise zusammengekehrter Schnee die Wucht des Falles minderte und mein guter Genius mich neben einen Schleifstein, statt auf diesen herunterfallen ließ. Ich stand sogleich unverletzt auf und lief davon. Den Sperling aber hatte ich total vergessen, und ich weiß bis auf den heutigen Tag noch nicht, was aus ihm geworden. Erinnerlich aber ist mir noch, wie meine Schwester an einem Fenster des Hauses, während ich langsam hinabsegelte, mir mit angsterfüllten Mienen in‘s Gesicht sah. Wie sich später herausstellte, ganz ohne Grund.
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6. Februar 1877
Seit dem 26. Aug. 1874 wurden an dem Hause und in dem Hofe desselben bedeutende Veränderungen vorgenommen, welche
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welche dasselbe seines ursprünglichen Charakters theilweie entkleideten. Die Abbildung [R1507] des Hofes giebt denselben noch in seiner ursprünglichen Gestalt mit dem Pappelbaum in dem benachbarten Hofe. Unter dem Schoppen links befindet sich die Ausfahrt in die Kornblumengasse. Nach und nach wurde der freie Raum hinter der Mauer verbaut und namentlich als das Heitefuß‘sche Besitzthum zu dem Landsberg gezogen, wurde, ein ganz hoher Bau hingestellt, der alles Licht und alle Luft wegnimmt. Soviel ich weiß, durfte die Thüre in der Mauer dahier niemals von innen verstellt werden, sondern sollte immer als Noththüre offen und zugänglich gehalten werden; wie ich nun aber vernommen, ist dieselbe seit längerer Zeit von dem Landsberg her vermauert, ob mit Einwilligung des Besitzers des Hauses oder willkürlich, konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen.
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Schnepfenstein
Graubengasse 19
G.130
24. Juni 1874
Massiver Unterbau, auf einem Bande über dem Schlußstein der Hausthüre „Zum Schnepfenstein“.
Leider ist der Schlußstein selbst durch die Hausnummer verdeckt. Das Haus besteht aus einem ziemlich geräumigen
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Vorderhaus, dessen Treppe im Hofe in einem thurmartigen Ausbau liegt, das Hinterhaus stößt in die Kornblumengasse und war, solange es mir denkt, als Durchgang dem Publikum, d.h. eigentlich der engeren Nachbarschaft geöffnet, wurde aber nach dem Abzug meiner Eltern aus der Straße bei einem Wechsel des Besitzers geschlossen. Unser Haus lag gerade gegenüber und konnten wir durch die beiden Thüren und den Hof bis in die Kornblumengasse sehen. In meiner frühesten Zeit hielt in der unten im Erdgeschoß befindlichen Stube ein bekannter Tanzlehrer Namens Manderoux seine Tanzstunden ab, später wurde ein lebhaftes Specereigeschäft von einem ehemaligen Metzger Namens May darin betrieben, derselbe hatte eine Wittwe geheirathet, die in erster Ehe in Holland an einen Waffelbäcker verheirathet war, von diesem hatte sie das Waffelbacken erlernt und ihren Mann ebenfalls damit betraut gemacht, so daß dieser in den Messen auf dem Paradeplatz in einer Bude und bei sonstigen Anlässen in einer fahrbaren Waffelhütte an den Thoren aufgestellt, ein ziemlich schwunghaftes Geschäft betrieb. Auch schlachtete er eigenhändig im Laufe des Winters eine Menge Schweine vor seinem Hause, die er selbst verarbeitete, um sie als Schinken, Solber und Würsten in allen Sorten zu verwerthen. Mir war es schrecklich, so gerade vor der Hausthüre die armen Thiere schreien und unter dem Messer in ihrem Blute sich todt zappeln zu sehen. Ich hielt mir stets die Ohren zu und lief, soweit ich konnte. Der Mann
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stammte aus dem Dorfe Hering am Otzberg im Odenwald und hatte daselbst noch einen Bruder, welcher auch das Metzgerhandwerk trieb. Ich besuchte ihn einmal auf dem Hering und wurde sehr freundlich aufgenommen und verpflegt. Der Waffelbäcker starb erst vor drei Jahren.
Bei dem Brande von 1719 wurde das Haus bis auf den Grund zerstört, es gehörte damals einem Schreiner Namens Jacob Weinreich. - Ob es von demselben auch wieder aufgebaut wurde, konnte ich nicht ermitteln. In neuerer Zeit wurde es vielfach von liederlichem Gesindel bewohnt und ist in Verruf gekommen.
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Graubengasse 17
G.131
24. Juni 1874
Massiver Unterbau. Ueber der Hausthür auf einem Wappenschilde ein Steindeckerhammer ausgehauen, es besitzt ein kleines Höfchen und stößt mit seinem Hinterhause in die Kornblumengasse, wurde bei dem Brande von 1719 bis auf den Grund zerstört und gehörte vorher einem Steindecker Namens N. N. Assfeldt.
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Vor dem Hause befindet sich der Brunnen, der früher einen großen steinernen Trog hatte, welcher aber schon seit Jahren, um Raum zu gewinnen, weggenommen wurde. Besonders architektonisch Merkwürdiges bietet das Haus nicht, der hintere Theil des Vorderhauses bildet nach dem Höfchen zu eine Art offener Halle, indem er hohl auf Balken steht. So lange es mir denkt, gehört es der Familie Beck, die darin das Weißbinderhandwerk treibt. Mit meine liebsten Jugenderinnerungen spielen sich hier ab, indem ich mit den Söhnen des Hauses, Georg und Gottfried Beck eng befreundet, viele Zeit darin verbrachte. Der ältere der beiden Brüder, der ehemalige Verfasser mehrerer mit Glück und Erfolg aufgeführter Lustspiele, war der Hauptunternehmer eines kleinen Theaters, das in einer Mansarde des Hauses im dritten Stock aufgeschlagen war. Sonntags Abends im Winter fanden die Vorstellungen statt, Graf Benjowsky, Fridolin oder der Gang nach dem Eisenhammer, Der Hahnausflug u.s.w. wurden aufgeführt, Stücke, in welchen der jüngere Bruder Gottfried mitunter auch erfolgreiche Rollen übernommen hatte. Das Publikum saß in der Küche und auf der Treppe und schaute durch die offene Stubenthüre, welche Proscenium bildete, zu. Die Darsteller, meistens hochgewachsene schlanke Jungen, ragten mit der oberen Hälfte des Kopfes in die Soffitten, was aber der Sache durchaus keinen Eintrag that. Wir beide, Gottfried und ich, die wir an den Zurüstungen mithelfen durften, waren deßhalb der Gegenstand steten Neides der ganzen nachbarlichen Jugend und thaten uns nicht wenig darauf zu Gute, manchmal vor der Vorstellung schon theilweise mit irgend einem Stück der Garderobe bekleidet, mit wichtiger und geschäftlicher Miene in der Nachbarschaft irgend etwas zu holen. Es waren äußerst harmlose Freuden, die seitdem in solcher Reinheit nicht wiedergekehrt sind und nur in einem kindlichen Gemüthe Wurzeln schlagen können.
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Unsere Lebenswege gehen heute noch zusammen und haben manches Angenehme aufzuweisen, allein die Erinnerung an die eben geschilderten Freuden und Jugendeindrücke bleibt doch immer unser liebstes und bis dato unerschöpftes Thema, so oft wir zusammenkommen.
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30. März 1879
Beck ist mittlerweile Stadtrath geworden und wirkt in dieser Stellung außerordentlich günstig, da e,r eine hochachtbare Persönlichkeit, das allgemeines Vertrauen besitzt, das er in höchstem Grade verdient, und von dem er den segensreichsten Gebrauch zu machen weiß.
Der Brunnen vor dem Hauses, dessen Pumpengestell am Hause selbst angebracht war, ist von jeher der Gegenstand eifrigen Streites gewesen, s. Batton. Becks Vater schon that alle möglichen Schritte, um ihn zu entfernen, da der Gebrauch desselben das Haus immer stark erschütterte, auch wollte er gerne ein Fenster an dessen Stelle brechen lassen, um die dunkle Vorrathskammer, welche gar kein Licht hat, besser gebrauchen zu können, allein es ist ihm bei seinen Lebzeiten nicht gelungen. Erst vor zwei Jahren gelang es, das Brunnengestell aus der Mauer des Hauses zu entfernen und einen freistehenden Pumpenkasten vor dem Hause anzubringen, wodurch es ermöglicht wurde, in die neue freigelegte Nische ein kleines Fenster zu brechen, bis es nun im Laufe der vorigen Woche endlich dazu kam, den Brunnen gänzlich zu entfernen, da derselbe durch Einführung der Wasserleitung ohnehin entbehrlich geworden war.
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Graubengasse 15
G.132
24. Juni 1874
Massiver Unterbau. Das Erdgeschoß besteht nur aus dem Hausgang und einem kleinen Lädchen. Es wurde bei dem Brande von 1719 bis auf den Grund zerstört und gehörte damals einem Schreiner Namens Nicolaus Melchin. Während meiner Jugend war es das Eigenthum einer Wittwe Göbel, die darin einen kleinen Seifen-
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und Lichterhandel trieb. Mit ihrem Sohn Justus war ich eng befreundet und spielte derselbe in meinem Jugendleben eine ziemlich bedeutende Rolle; er war viel älter als ich, trieb sich aber auch mit großer Freude auf dem Felde der Kunst, wenn auch ohne Erfolg, herum und hatte im Umgang etwas ungemein anregendes und gewinnendes.
Er merkte vielfach in mir die Freude an geschichtlichen Studien und war noch ein lebender Zeuge der ersten Schritte, die ich in dem Gebiete der ausübenden Kunst unternahm. Vor allem natürlich interessierte uns die Geschichte der Vaterstadt am meisten, und die Versuche, sich die Straßen unserer Stadt im Zustande des Mittelalters zu denken und bildlich darzustellen, legten den ersten Stein zu meiner später in das Werk gesetzten Sammlung Frankfurter Bilder. Leider ist er längstens in das ewige Reich vorausgeeilt und hat meine Bestrebungen und Erfolge auf diesem Felde nicht mehr erlebt. Das Andenken an ihn wird aber nie in mir erlöschen.
Vor dem Fenster des Lädchens im Erdgeschoß befand sich ein sogenanntes Gerähmse, um darin Seife zur Schau auszustellen, es bestand aus einem stark vorspringendem Sockel von gleicher Breite mit dem Fenster, dessen Oberfläche mit der Fensterbank in einer Ebene lag. Um diese Oberfläche war ein Rand von Holzrahmen, ungefähr anderthalb Fuß hoch gestellt, welche mit Drahtgeflecht ausgefüllt waren. Man konnte darin bequem sitzen, indem man die Fensterbrüstung als Sitz benutzte und die Füße nach innen herunterstellte. Manche Plauderstunde wurde darin gehalten und that es mir in der Seele weh, als nach seinem und seiner Mutter Absterben dieses charakteristische Merkmal hinweggenommen wurde indem das Haus in andere Hände überging. Eines äußerst komischen Vorfalles muß ich noch erwähnen, der sich vor diesem Hause im Jahr 1837 abspielte. Im
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dritten Stock desselben wohnte nämlich ein Schneider Namens Scharlath, ein Wittwer, welcher sich in höchst einfacher Weise seine Haushaltung selbst führte. So hatte er nun die Gewohnheit, sein sämmtliches Bettzeug bei gutem Wetter den ganzen Morgen lang in das offene Fenster der Mansardenkammer, die er bewohnte, in die Sonne zu legen. An einem schönen Sommermorgen nun hatte er die einzelnen Stücke vielleicht etwas zu weit hinausgeschoben, und mit einem Male plumpste das ganze Bett mit allen Kissen, Pfühlen und Leintüchern mit donnerartigem Getöse herunter auf die Straße.
Alles stob entsetzt auseinander, er aber erschien nach einigen Sekunden in seiner grünen Schürze mit einer weißen Nachtmütze auf dem Kopf unten auf der Straße, indem er sagte: „Mein Bett ist mir heruntergefallen.“, hob es gelassen auf und trug ein Stück nach dem anderen, da für eine Ladung der Brocken zu schwer war, wieder in seinen dritten Stock hinauf.
In diesem Haus lernte ich zuerst Lersners Chronik und Goethes Faust kennen, welche beide Werke auf meinen ferneren Lebensgang einen entscheidenden Einfluß ausübten.
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Graubengasse 15
G.132
20. Dezember 1876
Soeben wird das Erdgeschoß des Hauses zu einem Laden eingerichtet und der ursprüngliche Charakter desselben dadurch bedeutend abgeschwächt.
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Kleine Waffel
Graubengasse 13
G.133
24. Juni 1874
Massiver Unterbau, mit einem engen Höfchen; es ist eines der größeren Häuser und hat ein höchst charakteristisches Aussehen mit seinen sichtbaren Balken, früher waren mehrere Häuser der Art in der Gasse noch zu finden, wurden jedoch nach und nach alle in
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Kalk und Rohrputz gestellt. Der Schlußstein ist durch die Nummer 1719. H. K., und dies Zeichen des Bierbrauerhandwerks bemerkenswerth. Sonst eine Maischgabel, hier ein Braubottich. Es war von einem Speisenwirth Namens Reiffer bewohnt, mit dessen Sohn ich befreundet war und deßhalb viel in das Haus kam. Äußerst malerisch war der Hausgang sowie der Vorplatz im ersten Stock. In einem kleinen Stübchen dieses ersten Stocks wohnte eine Zeit lang der Maler F. A. Ramadier, er gehört zu meinen frühesten Jugenderinnerungen; mit einer ungeheuren Mappe unter dem Arm ging er stets mit großen Schritten und wichtigem Gesicht, das durch eine weit herunterhängende Unterlippe einen ungemein mürrischen und komischen Ausdruck zugleich erhielt, durch die Straßen. Er zeichnete viel nach der Natur, allein ohne große Befähigung. Diese seine Lieblingsbeschäftigung wäre ihm zur Zeit des franz. Krieges im Anfang dieses Jahrh. beinahe einmal verderblich geworden, indem er von einer franz. Strichpatrouille im Felde zeichnend gefunden und für einen Spion angesehen, arretirt und unter militärischer Begleitung eingebracht wurde. Auf der Hauptwache abgeliefert, löste sich natürlich alsbald das Räthsel mit seiner sofortigen Freilassung. Er und sein Bruder lebten in höchst beschränkten Verhältnissen dahier. Sie gehörten einer Familie franz. Refugies an und waren von feiner Erziehung und Bildung. Er hatte bei seinem Hofmeister Mal- und Zeichenunterricht genossen, nicht ahnend, daß er sich von dieser Kunst, die ihn leider trotz allen guten Willens stets [...] würde kümmerlich ernähren müssen. Wo er hinkam, wurde er seiner komischen Figur wegen zum Besten gehalten und verspottet.
Sein Bruder hatte ein wenig Papparbeit erlernt und fristete sein Leben mit der Anfertigung von Lampenschirmen, die er mit weißem Papier überzog und die Ansätze grün überklebte. Er erhielt für das Stück 6 cr. und war zufrieden damit, ein Beweis von seinen bescheidenen Ansprüchen. Der verstorbene Maler Radl nahm sich in der edelmüthigsten
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Weise des Malers an und half ihm getreulich bei der Herausgabe der Ansichten der verschiedenen Stadtthore und Warten, um ihm ein kleines Verdienst zu verschaffen. Er starb in den dürftigsten Umständen im Jahr 1833. Sein Bruder war ihm im Tode vorangegangen. Weiter wohnte in diesem Hause, ebenfalls im ersten Stock, eine zweite Stadtfigur, nämlich der Bänkelsänger und Harfenspieler Schwalbach; er war ein Findelkind, kannte seine Eltern nicht und wurde bei dem Bade Langenschwalbach im Wald ausgesetzt gefunden. In den Wirthshäusern des Abends im Winter mit seiner Harfe herumziehend, sang er Lieder aller Art, auch zuweilen welche, deren Vortrag er besser unterlassen hätte, indem ihm als schon hochbejahrtem Manne derartige Dinge nicht wohl anstanden. Eine zweite Erwerbsquelle für ihn war das Auflegen einer kleinen Lotterie, in welcher Pakete Lebkuchen gewonnen wurden, wobei er, wenn er im Begriffe war, die treffende Nummer zu ziehen, auch rief: „Allenzeit guckt er, meine Herrn“, eine Redeweise, die ganz stereotyp geworden war und in aller Munde gehört wurde. Auch auf dem Marktschiff, das nach Mainz fuhr, trieb er im Sommer sein Wesen. Er wurde ebenfalls gegen das Jahr 1836 vom Tode in ein besseres Jenseits abgerufen. In diesem Hause ereignete sich auch die in meinen Jugenderinnerungen erwähnte komische Sache mit dem Quartiergelderheber.
Das Haus wurde bei dem Brand von 1719 bis auf dem Grund zerstört und gehörte damals dem Bierbrauer Tit. Maximilian Kissner. Ob es von demselben wieder aufgebaut wurde, konnte ich nicht ermitteln. Der Hausehren mit dem Kellereingang ist in den Abb. [R0453] nachzusehen. In neuerer Zeit hatten sich im ersten Stock liederliche Dirnen angesiedelt, welche das Haus in Verruf brachten.
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25. März 1878
Seit ungefähr 14 Tagen ist ein Theil des Hausganges zu einem Laden oder sonstigem Zweck abgeschlagen und neben der alten Hausthüre noch eine besondere Thüre gemacht, d.h. das alte Fenster des Hausganges in eine Thüre verwandelt worden, wodurch der Charakter dieser Räumlichkeiten gänzlich entstellt ist.
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Graubengasse 13
G.133
11. April 1879
Seit einiger Zeit in seinem Unterbau total entstellt. Ueber der Hausthür im Schlußstein die Jahreszahl 1719. H. K. und das Zeichen eines Bierbrauers. Es wurde bei dem Brande von 1719 bis auf den Grund zerstört und gehörte damals einem Bierbrauer Namens Maximilian Kissner. Dießmal ist das Bierbrauerzeichen nicht wie gewöhnlich eine Maischgabel, sondern ein Braubottich.

In diesem Hause wohnte in den 30er Jahren im 2. Stock ein äußerst origineller Kautz, ein Schneidermeister Namens Zinsz. Er war mit einem schlagenden Mutterwitz begabt. Freiwilliger vom Jahr 1814, erzählte er seine Erlebnisse während dieses Feldzugs auf eine äußerst humoristische Weise. Er war ein sehr gebildeter Mann, sehr musikalisch und besaß eine ganz besondere technische Kenntniß des Orgelbaus und Orgelspiels, verrieth überhaupt viel Sinn für ernste Musik.
Er verfertigte Schlafröcke und trug sie zum Verkauf aller Welt an, so daß er dadurch eine Art von Stadtfigur wurde und den Namen Schlafrock Zinsz erhielt; es ging ihm und seiner braven Frau hinderlich; seinen Fähigkeiten nach war er zu etwas Besserem bestimmt. Er war ein höchst gewandter und origineller Erzähler und verstand es meisterhaft, seine Vorträge mit Kraftausdrücken zu würzen. Trotz seiner manchmal höchst kärglichen Existenz war er ein redlicher und braver Mann. Er starb im Anfang der vierziger Jahre.
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Graubengasse 11
G.134
24. Juni 1874
Massiver Unterbau mit ganz engem Höfchen. Das Haus hat nur zwei Fenster in der Breite und über der Hausthür die Jahreszahl 1728. Der Schlußstein ist durch die Nummer verdeckt. Es gehörte dem Wildpret- und Geflügelhändler Enders. Bei dem Brand von
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1719 wurde es gänzlich zerstört und wie die Jahreszahl zeigt, erst 1728 wieder aufgebaut, es gehörte damals dem Liebfrauenstift.
Band 5, Seite 199
Graubengasse 9
G.135
24. Juni 1874
Ein Haus mit massivem Unterbau mit ganz engem Höfchen. Ueber der Hausthür im Schlußstein das beifolgende Zeichen des Schreinerhandwerks mit den Buchstaben J. P. D. - Es war zur Zeit meiner Jugend von einem Schreiner Namens Büttler bewohnt. Bei dem Brande von 1719 wurde es gänzlich zerstört, es gehörte vor demselben einem Bierbrauer Namens
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Max Pauli.
Im Augenblick befindet sich seit einigen Jahren das Geschäftslocal des Antiquitätenhändlers Benack in den unteren Räumen des Hauses und hat derselbe auch vor dem Hause beständig eine große Menge von Gegenständen aufgestellt, worunter in der Regel Oelgemälde die Mehrzahl bilden. Leute aller Stände finden sich bei ihm zusammen, und man trifft oft die allerbeste Gesellschaft daselbst, indem der Platz eine Art antiquarischer Börse bildet.
Ueber den nunmehr verstorbenen Benack s.d
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9. Mai 1878
Von den Erben Benacks wurde das Geschäft an einen ehemaligen Gehülfen, einen Herrn v. Chossy verkauft welcher aber dasselbe nicht halten konnte, so daß es vor ungefähr einem Jahr eingehen musste.
Band 5, Seite 201
Graubengasse 7
G.136
24. Juni 1874
Massiver Unterbau. Gemeinschaftlich mit dem Nebenhause 5 erbaut, wie auf dem Tragstein unter dem ersten Stock ersichtlich ist. Es wurde bei dem Brande von 1719 bis auf den Grund zerstört und gehörte damals einem Schneider Namens Martin Schuli. Ob es derselbe wieder aufbaute, konnte ich nicht ermitteln,
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ebenso wenig wie seinen Namen, es wurde übrigens später einmal durchgreifend erneuert, besitzt nur ein ganz enges Höfchen. Zur Zeit meiner Erinnerung wurde es von einem Schreiner Namens Groom erkauft, der darin sein Geschäft betrieb.
Band 5, Seite 203
Kornblume
Graubengasse 5
G.137
24. Juni 1874
Massiver Unterbau mit einem engen Höfchen. Ueber der Hausthür im Schlußstein ist beifolgendes Handwerkszeichen ausgehauen. Es wurde bei dem Brande von 1719 bis auf den Grund zerstört und gehörte damals einem Fassbinder Namens Caspar Scherer, der es auch vermuthlich wieder aufbaute.
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So lange ich mich des Hauses erinnerte, wurde es von einem Schreiner Namens Hirth bewohnt; derselbe hatte seine Werkstätte im Erdgeschoß, er verfertigte hauptsächlich Särge, welche er mit Kienruß schwarz anstrich und, um den üblen Geruch nicht im Hause zu haben, dieses Geschäft auf der Straße vornahm. Er hatte beständig eine weiße Nachtmütze auf dem Kopf und wurde bei seiner Arbeit von einem taubstummen Gesellen unterstützt, welchen er öfters thätlich arg misshandelte, einmal aber verstand derselbe die Sache falsch, packte den rappelichen Alten und schlug ihn windelweich, beinahe bis zur Ohnmacht; da er ihn natürlich nicht schreien hörte, hätte er ihn beinahe erdrosselt, bis sich die Nachbarschaft ins Mittel legte und den gebläuten Meister aus den Händen des Wüthenden befreite. Er schlug ihn später nicht mehr, alle Welt aber gönnte ihm die wohlverdiente, wenn auch etwas derbe Züchtigung. Der Taubstumme kam später in das Versorgungshaus.
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Günderrodhof
Bockenheimer Landstraße 80
7. Mai 1881
Ein alter Hof, dessen Gebäude und ganze Anlage, wie es scheint, in das vorige Jahrhundert gehört, von finsterem melancholischem Aussehen, namentlich von der Rückseite her, wobei das ungeheure Dach mit den dasselbe beschattenden hohen Ulmen äußerst einen seltsamen wehmüthigen Eindruck hervorbringt, den ich mit einer Elegie vergleichen möchte. Noch vor nicht gar zu langer Zeit, etwa 12 Jahren, war die Gegend unbebaut, und die hinter dem Hofe liegenden Wiesen, mit Weiden und Erlen bestanden, gaben der ganzen Oertlichkeit einen eigenen Reiz. Als der Palmengarten angelegt wurde und gleichzeitig die Neubauten und Straßen sich bis hierher auszudehnen begannen, schwand dieser Eindruck allmählig, nur der Hof selbst stand mit seinen streng abschließenden Ringmauern unverletzt in seiner Eigenthümlichkeit da, bis vor ungefähr 8 Tagen durch die Verbreiterung des Ginnheimerweges die westliche Mauer theilweise gefallen ist und somit das ganze Bild sehr geschädigt ist. Es war mir der Hof mit seinen dunklen Baumgruppen einer der liebsten Vorwürfe, und ich habe vielfach darin studiert und mit Vorliebe die Motive zu Bildern verarbeitet. Jetzt ist so ziemlich alles zu Ende.

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