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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Band 5 - Buchstabe G

Band 5, Seite [unpaginiert]
Grosse Galgengasse jetzt Gallengasse
[kein Datum]
Band 5, Seite 1
Galgenthor
Standbilder Karls d. Großen und des Hl. Bartholomäus nebst Reichsadler
Galgenthor
8. April 1853
Kaiser Karl der Große im Kaisermantel mit der Krone auf dem Haupt im Costüm der zweiten Hälfte des 14. Jahrh., in welche Zeit auch die Erbauung des Thors fällt. Vollendet wurde es 1392. Er hält in der linken Hand das Modell einer Kirche und in der Rechten das Kaiserliche Schwerdt. Die Figur ist aus rothem Sandstein gehauen und mehr durch ungeschicktes Herabnehmen als durch Witterungseinflüsse beschädigt, indem alle stark hervortretenden Theile als Hände, Nasenspitze, Spitze der Krone, Mantelschleppe gewaltsam abgestoßen sind, dagegen andere Theile namentlich der Gürtel, welchen die Figur trägt, sehr scharf erhalten sind. Höhe 5 Fuß, 1 Zoll Frkft. Maß.
Der sel. Bartholomäus. Diese Figur ist nicht so gut ausgeführt als die andere und scheint mir deßhalb von einem anderen Künstler herzustammen, doch ist sie gleichzeitig mit der anderen ebenfalls aus rothem Sandstein, und noch mehr ruinirt wie die vorige, ebenfalls im Charakter des 14. Jahrh., ohne strenge Berücksichtigung der allgemeinen Richtigkeitsverhältnisse, jedoch dabei oft sehr genauer Ausführung der Einzelheiten. Die beiden Hände fehlen, wahrscheinlich hielt die Rechte das Messer als Marterinstrument, was die Haut anzudeuten scheint, welche über dem rechten Arm hängt und deren Gesicht noch sehr deutlich zu erkennen ist. Höhe 5 Fuß, 1 Zoll Frankf. Maß.
Der Reichsadler ebenfalls aus rothem Sandstein stand zu gleicher Höhe, in der Mitte zwischen den beiden Figuren unter einem goth. Baldachin an der Außenseite des Thores und war offenbar aus derselben Zeit. Baldachin und Sockel der Figuren sind noch vorhanden und liegen auf dem Hofe der Stadtbibliothek. Die Größe des Adlers d. h. des ganzen Steines
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beträgt 4 Fuß, 10 Zoll Höhe, 2 Fuß, 10 Zoll Höhe, 2 Fuß, 10 Zoll Breite und ist derselbe nebst den beiden Figuren von mir in1853 und 1855 nach der Natur gezeichnet. S. Abb. [R0016] [R0017] [R0018]
Band 5
Mai 1862
Bei den soeben im Gang befindlichen Neubauten im Mohrengarten kamen die Fundamente des alten Galgenthorthurmes wieder zum Vorschein nebst alten Kellergewölben, s. Mohrengarten.
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4. Juni 1879
Seit der Eröffnung des Archiv Museums sind die obengenannten Figuren sammt dem Adler geschmackvoll darin aufgestellt und somit vor jeder Unbill geschützt.

Genauere und einlässliche Beschreibung giebt Batton , auch sind verschiedene Abbildungen vorhanden, die an Genauigkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Ich habe gesammelt, was aufzutreiben war. Es ist eines der schönsten Thore gewesen und wurde an reichem Bildhauerschmuck nur von dem Fahrthor übertroffen. Die innere Ansicht des Thores, welche sich in meiner Sammlung befindet, ist nach einer flüchtigen Scizze eines Dilettanten in dessen Beisein übersetzt. Er hat im Jahr 1811 dem Abbruch selbst beigewohnt, war damals Primaner des hies. Gymnasiums und ein leidenschaftlicher Zeichner. Er war der einzige Mensch, der damals die Idee hatte, den Thurm von innen von der Stadtseite zu zeichnen, zwar nur in flüchtigen Linien, zu deren Vervollständigung ich ihm meine allerdings geübteren Hände geliehen. Ich bin ihm zu Dank verpflichtet, denn ohne seine Arbeit war die Ansicht des Bauwerks von dieser Seite für immer verloren.
Was die von dem Thurm nach Rechts sich hinziehende Stadtmauer und den Zwinger betrifft, so habe ich selbst davon noch manches Stück gesehen und gezeichnet und sind meine deßfallsigen Notizen und Zeichnungen nachzusehen.
Batton berichtet in einer Anmerkung I.119, daß der Galgenthurm sammt Gewölbe und Brücke im 1806 auf den Abbruch versteigert, der Thurm aber 1809 abgebrochen worden sey. Es ist diese Nachricht vielleicht nicht von ihm selbst, denn im Texte schreibt er 18..; jedenfalls ist das angegebene Datum mit Vorsicht aufzunehmen, denn Usener hat bei seinen Zeichnungen stets den Abbruch des Thurmes mit dem Datum 1811 bezeichnet, ebenso mein Gewährsmann und trage ich kein Bedenken, diesen Beiden zu folgen, da man bei einer an Ort und Stelle gemachten Zeichnung das Datum nicht um einige Jahre verschieben würde.
Band 5, Seite 3
Feuerfunk
Gr. Gallengasse [1]
E.3
Mai 1860
Scheint aus dem Jahre 1568 zu stammen, wie diese Zahl anzeigt, welche sich über der Thüre eines feuerfesten Gewölbes rechts neben dem Thorbogen eingehauen befindet. Diese Thüre ist ganz von Eisen, mit außerordentlich starken Bändern versehen und mit roh gearbeiteten Verzierungen in Eisenblech ausgestattet. Die Gewände der Thüren waren mit Stäben profilirt, ebenso ein Wandschrank neben ihr, dessen steinerne Einfassung dieselben Steinschnitte zeigte. Auch er hatte eine eiserne Thür, deren Schloß im Inneren ebenfalls mit roh gearbeiteten blattartigen Ranken verziert war. Die Gewölbeansätze, da wo sie aus den Mauerecken hervortraten, wurden von 4 Köpfen getragen, ebenfalls von roher Arbeit, dagegen war der Schlußstein desselben ein wahres Meisterstück von Steinhauerarbeit. s. Ab. [R0114] [R1296] Er ist rund mit zwei gegeneinander gestellten Wappen, wovon das eine das der Familie Völker gehört; das andere ist mir noch unbekannt. Ueber dem Wappen auf einem Bande die Inschrift Johann Völker. Leider wurde dieser Stein in der Mitte durchbohrt, um einer Gasleitung den Weg zu bahnen.
Außen an dem Hause findet sich in Kalkputz sehr schön dargestellt das Völker‘sche Wappen und daneben an dem Nachbarhaus E.4 das Wappen der Familie v. Glauburg, s. Ab. [R1284] [R1285]
Im Hofe an dem ersten Seitenbau rechts ist über einer Thür die Jahreszahl 1728 nebst den Buchstaben J. L. C., was auf eine durchgreifende Reparatur und theilweisen Neubau der wahrscheinlich baufällig gewordenen Gebäude hinweist und ihnen größtentheils ihre jetzige Gestalt verlieh.
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Um diese Zeit muß auch der Erker entstanden seyn, der sich auf den früheren Abb. nicht vorfindet. Anfang dieses Jahrh. wurde das Haus abermals restaurirt und im gegenwärtigen Augenblick erleidet es abermals Veränderungen. Es war unter dem Namen des Mumm‘schen Hauses bekannt, jetzt ist es der Speculation anheimgefallen, indem die Familie Mumm es kürzlich verkaufte.
Der hinter den beiden Höfen befindliche Garten liegt ungefähr 8 Fuß tiefer wie die Straße.
Band 5
4. April 1873
Heute, nach einer genauen Untersuchung, fand ich, daß der hintere Querbau im Hofe mit dem Thorbogen auch noch aus dem Jahre 1568 stammt, indem bei dem gegenwärtigen Abbruch der Gebäude und der Zerstörung des Gartens sich zeigt, daß der alleräußerste Bau, welcher an das De Neufvill‘sche Haus E.2, Roßmarkt 23 neueren Ursprungs ist und auf einer alten Mauer sitzt, welche früher die beiden Gärten trennte. Im Hofe dicht bei der Thüre mit der Jahreszahl 1728 findet sich im Eck noch eine sehr fein profilirte in Stein ausgeführte Nische oder Thüre, welche ebenfalls noch aus der ältesten Erbauungszeit stammt. Ebenso beweisen die Zwerghäuser auf dem Hinterbau das höhere Alter in ihrer Holzconstruktion. Der Garten ist bereits ganz zerstört, und bald wird man sich nicht mehr zurechtfinden können.
Band 5
18. Juli 1873
Vor ungefähr 3 Wochen wurde der Anfang mit der Niederlegung der erwähnten Hinterbauten gemacht und sind dieselben heut bereits bis auf den ersten Stock heruntergebrochen. Ein Weiteres als das bis jetzt Bemerkte, hat sich dem Abbruch nach nicht ergeben.
Siehe auch:
Band 5, Seite 5
Feuerfunke
Große Galgengasse 9
E.4 [=E.7a]
11. Juni 1858
Thorweg alt. Rechts im Hofe befand sich noch vor fünf Jahren eine zierliche schmale, fein profilirte, mit einem Rundbogen überwölbte Thüre, welche zu einem steinernen Gewölbe führt; Letzteres ist noch vorhanden, allein die Thüre ist leider in eine Viereckte umgewandelt. Ueber derselben steht noch ein altes Doppelwappen, s. Ab. mit reichen Helmen und Helmdecken, sodann stand noch ein alter Ziehbrunnen in einer Nische daneben, welcher nun ebenfalls verschwunden ist. Links im Hofe der erste Stock des Mittelbaues hat in seinem Inneren noch alte Spuren wie Mauerverstärkungen, offene Gallerien u.s.w., s. Ab.
Ueber dem Thorbogen oder vielmehr Durchgangstragebalken am Hinterhaus im Garten war beifolgender Spruch in das Holz eingehauen:
Wer auf Gott vertraut
hat auf kein Sand gebaut. 1688.
Auch auf der Straße gegen das Nebenhaus E.3 sind zwei Wappen sehr schön vertieft in Kalkputz ausgeführt, angebracht, sie stehen über dem Ueberhang des ersten Stocks und gehören, wie es scheint, den Familien Glauburg und Völker an. s. Ab. [R1285]
Band 5
1873
Bei der eben in Gang befindlichen Umgestaltung des Hauses wurde das oben erwähnte Doppelwappen von seiner Stelle über der Thüre weggenommen
Band 5, Seite [6]
und unter die Fenster des Mittelbaus in die Wand sorgfältig und nicht ohne Verständniß eingesetzt.
Ueber die Zerstörung des Gartens und die baulichen Veränderungen darin sowie über die daran anschließenden Hinterhäuser und deren Niederlegung ist bei dem Hause E.3 das Weitere nachzusehen, indem sie gemeinschaftlich von der Zerstörung betroffen wurden.
Band 5, Seite 7
Tanne
Gallengasse, große 5
E.5
1. März 1859
In einem Protokoll, welches in Betreff der Erbauseinandersetzung des am 29. Mai 1751 verstorbenen Kaiserlichen Raths Hassel, Bürgers und Bankiers dahier, angefertigt wurde, wird dessen Haus auf der großen Gallengasse dahier belegen, zur Tanne genannt.
Der berühmte Komiker Hassel dahier, welcher ein Urenkel des ebenerwähnten Samuel Hassel ist, erzählte mir in Betreff dieses Stammhauses seiner Familie Folgendes: Das Haus hat einen großen Garten, welcher auf den Garten des weißen Hirsches auf dem Hirschgraben stößt und von diesem durch eine Mauer geschieden ist, in welcher eine Thür befindlich, die mit zierlich durchbrochenem Schnitzwerk ausgestattet, wahrscheinlich dazu diente, den Bewohnern des letztgenannten weißen Hirsches, die Benutzung des im Garten des Hauses zur Tanne gelegenen Brunnens zu gewähren. Weiter berichtet er, daß in seiner Familie Tradition sey, in diesem Garten habe jener ungeheure Hasselbaum gestanden, dessen die Geschichtschreiber erwähnen, daß derselbe alt gewesen und dicht an einem kleinen Hinterhäuschen sich befunden habe, in welchem zwei alte Jungfern zur Mie-
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the wohnten. Bei dem starken Schwanken des vom Winde bewegten Baumes lebten dieselben in steter Furcht, er möge umfallen auf das Häuschen, das sie bewohnten und baten deshalb mehrmals den Herrn Rath Hassel, er möge den Baum abhauen lassen, allein der wollte von einer Zerstörung dieses merkwürdigen und seinem Garten zur großen Zierde gereichenden Baumes nichts wissen.
Bei Gelegenheit einer längeren Abwesenheit von Frankfurt machten die beiden alten Damen sich an die Frau Rath Hassel mit dem Gesuch und so gutem Erfolg, daß dieselbe einwilligte, den Baum zu fällen, was auch geschah zum großen Schrecken und Aergerniß des zu spät kommenden Hausherrn. Man ließ aus dem Holze des Baumes Kästchen zum Andenken für die Familie verfertigen, ein solches Kästchen besitzt mein Freund Hassel noch, er hat es von seiner Mutter, welche auch noch ein Säckchen mit Hasselnüssen, ebenfalls von diesem Baume herrührend, besaß, das er sich noch erinnerte, zum Spielen bekommen zu haben, das aber abhanden gekommen sey.
Das Kästchen, welches noch existirt, habe ich selbst gesehen und in Händen gehabt, habe auch von Hassels Mutter des Säckchens mit Haselnüssen öfter erwähnen hören
In seinem Deckel befand sich folgende Inschrift eingeklebt:
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„Dieses Kästchen, worin sich in meiner Kinderzeit ein kleines Säckchen mit verdorrten Haselnüssen befand, ist aus dem Holze des berühmten Haselnußbaumes (Staude), siehe Martinieris geographisch kritisches Lexicon Th. 4, pag. 1821, ferner Beschreibung des gegenwärtigen Zustands der K. K. Stadt Frankfurt von J. B. Müller s.a.L. 1747, pag. 46 und wurde nach dessen Fällung nebst anderen Gegenständen aus dem Holze desselben angefertigt und den resp. Familienmitgliedern als Andenken zugestellt. So kam es an meinen Vater über, dessen Sohn im Knabenalter keine Ahnung haben konnte, wie werthvoll ihm jetzo nach anderthalb hundert Jahren die tauben Nüsse wären, die er damals in kindlicher Wildheit sammt dem Säckchen wegschleuderte. - Samuel Friedrich Hassel.“

Dieser Zettel (Abschrift) befand sich, von meines lieben Freundes Hassel eigener Hand geschrieben, in den Deckel des besagten Kästchens geklebt und wurde nach seinem 1876 erfolgten Todt von mir am 25. Fb. desselben Jahres abgeschrieben.
Sein Inhalt stimmt genau mit seiner mit zu wiederholtemmal gemachten Erzählung überein und ist es mir gelungen, festzustellen, daß die Fällung jenes Hasselbaumes zwischen den Jahren 1747 -51 stattgefunden haben muß.
ad. gr. Galgengasse, Haus zur Tanne. 5
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Da nun der benannte Samuel Hassel 1751 verstorben, Matinieri aber in seinem Lexicon, welches 1745 in Leipzig erschien, den Baum als noch bestehend aufführt, ebenso Müller in seiner Beschreibung von Frankfurt p. 46. vom Jahr 1747, so läßt sich daraus mit ziemlicher Sicherheit die Zeit der Zerstörung des Baumes nachweisen. Noch einer anderen Familiensage muß ich gedenken, welche ebenfalls einen historischen Grund hat. Rath Hassel stand in Geschäftsverbindungen mit mehreren fürstlichen Personen, darunter auch ein Fürst von Ostfriesland war, mit dessen Finanzen es schlecht ausgesehen haben muß; dieser Fürst nun, wollte den Bankier Hassel besuchen, um ein Anlehen bei ihm zu machen. Hassel wußte den Grund des Besuches vorher, und da er ebenfalls vorher wusste, daß das Geld alsdann so gut wie verloren sey, er aber aus wahrscheinlich triftigen Gründen das Gesuch nicht abschlagen konnte, so trug er seinem Portier auf, wenn der Fürst käme, denselben nicht herein zu lassen, sondern demselben zu sagen, er sey nicht zu Hause. Der Portier, welcher die Weisung hatte, seine Stube nicht zu verlassen, that dies doch, obgleich nur für einen Augenblick, und ließ sein kleines Söhnchen in der Stube zurück. Das Unglück
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wollte nun, daß gerade während dieser kurzen Zeit der Fürst vorfuhr und natürlich schnurstracks unaufgehalten in das im Hofe, im Mittelbau, gelegenen Comptoirs ging, allwo Hassel das Geschäft, durch Umstände gezwungen, nun mit ihm abschloß.
Hassel jedoch war nach Entfernung des Fürsten in einer solchen Wuth, dass er in die Portier-Loge mit den Worten eintrat: „Karl, warum hast du mir das gethan“, und in der Aufregung des ersten Moments mit einem schweren Schlüsselbunde dem Bübchen auf den Kopf schlug und denselben entweder damit tödtete oder doch wenigstens schwer verwundete. Es ist dieß Familientradition, doch geht aus den Rechnungen jener Jahre ein ziemlich deutlicher Beweis hervor, indem sich ein bedeutender Posten findet „Chirurgische Behandlung“ betreffend. Auch ist von einem Vergleich der Erben in einem Flandrinischen Injurienproceß die Rede, und wird der Vergleich auch von Letzterem mit fl. 1000 erzielt.
Auch noch mehrere alte Familienbilder finden sich vor, eines stellt den mehrerwähnten Rath Hassel, in seinem Comptoir sitzend vor, ein stattlicher Mann mit einer großen Perrücke, ein Bauer in einem weißen Kittel steht dicht bei ihm, und ein Commis überreicht dem
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Comptoirherrn einen Brief. Vor dem, durch ein Geländer vom eigentlichen Comptoir geschiedenen Arbeitstisch des Raths sitzt an einem Tische ein Schreiber, welcher aus lauter Respect winzig klein, wie ein Zwerglein, abgebildet ist.
Weiter findet sich noch ein Tischchen vor, mit einer in buntem Marmor eingelegten Abbild. des Hassel‘schen Wappens, sowie mehrere in Stein geschnittene Familien Wappen-Siegel.
Der Tisch trägt die Jahreszahl 1613 und ist sehr künstlich von Marmor ausgelegt auf schwarzem Grunde. Das Wappen der Familie von Hassel, drei Frösche und als Helmverzierung einen Schwan mit ausgebreiteten Flügeln. Es war nicht ursprünglich für einen Tisch bestimmt, sondern war auf dem Deckel eines Kastens oder einer Truhe.
Band 5
Müller Beschreibung von Frankf. p. 46 Anlage 3
Von dem Hasselischen Garten wird von Herrn Martiniere in dem Geographisch und Critischen Lexicon part. IV. pag. 1821 der darinnen befindliche Hasselbaum als besonders merkwürdig angeführt, indem dessen Höhe und Breite die größten Eichbäume übertrifft, inmassen derselbe aufwärts 87 Werkschuhe beträgt. Die
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Dicke in der Rundung ist fünf und eine halbe Frankfurter Elle.
Unter dieser verwunderungswürdigen Hasselstaude hat Kayser Leopold im Jahr 1657 etlichemal Tafel gehalten, wie solches an einem Stein, so unter dem Baum liegt, eingehauen steht.
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Martinieri, Lexikon Erschienen 1745 Leipzig Anlage 2
Auf der großen Gallengasse in des Herrn Hassels, eines reformirten Handelsmanns Haus, vormals Herrn Campoins Behausung, nehmen wir die große Hasselstaude in Augenschein. Ihre Höhe und Breite übertrifft die größten Eichbäume inmassen sie aufwärts 87 Werk Schuhe und zwar von dem Stamm bis an die Aeste 36, von den Aesten bis an die Spitze 51 Werk Schuh beträgt. Die Dicke unten bei der Erde ist in der Rundung 5 und eine halbe Frankfurter Elle und so dick als sonst vier Mann sind. Unter dieser verwunderungswürdigen Hasselstaude hat Kayser Leopoldus glorwürdigen Angedenkens im Jahre 1657 etlichemal Tafel gehalten, wie solches an einem Stein, so unter dem Baum liegt, eingehauen steht. Gleichwohl beginnt dieselbe Altershalber allmählig abzunehmen. Vor wenig Jahren mußte deßwegen ein großer Ast davon abgehauen werden, gleichwohl verdient sie doch noch, daß man sie in Augenschein nimmt.
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22. Mai 1860
Das Vorderhaus scheint im vorigen Jahrh. von Grund auf erneuert zu seyn, im zweiten Hofe hinten stehen noch einige alte Bauten, welche der ursprünglichen Anlage angehören, die wahrscheinlich im 16. Jahrh. stattfand. s. Abb. [R1287] - Fig. 1 zeigt den Baustyl, in welchem dieselbe gemacht wurde und welcher auf die ebenerwähnte Zeit hinweist. Der Garten stößt an den Garten des weißen Hirsches und ist in der Mauer eine jetzt geschlossene Thüre angebracht, welche den Zweck wahrscheinlich hatte, den Eigenthümern des letztgenannten Gartens den Gebrauch des Brunnens in ersterem zu gestatten.
Nach der Seite des weißen Hirsches hin war die Thüröffnung mit einer hölzernen Thüre verschlossen, welche in durchbrochener Arbeit die schönsten Ornamente zeigte. s. Ab. [R0095] [R0089] Der Sturz desselben so wie die eben erwähnten Ornamente deuten unzweifelhaft auf das 17. Jahrh.
Wo der fragliche Hasselbaum gestanden und wo der Stein hingekommen ist, auf welchem sich die Inschrift befand, ist nicht mehr zu ermitteln gewesen. Abbildungen aus jener Zeit giebt es nur eine, und zwar ist dieß der Merian‘sche Plan von 1828, welcher jedoch merkwürdigerweise auch keine Spur jenes ungeheuren Baumes zeigt. Nach dem Plan von 1552 bildet die Mauer des Gartens einen Theil der alten Stadtgrenze.
Lersner giebt J. p. 553 in Betreff des fraglichen Baumes folgende, von den vorigen in etwas abweichende Nachricht 1658. Haben Ihro Kays. Maj. etliche Mal unter der Wundergroßen Hasselnuß Stauden Taffel gehalten. Dieser sonderbarer übergrosser Wunder-Baum stunde in des damalig vornehmen Kaufmanns Jacob du Fay Garten, welcher anjetzo Hn. von Campoing gleichfalls vornehme Kaufmann gehört, und heut zu Tage noch zu sehen ist: Die Höhe von dieser Stauden wie auch die
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Breite übertrifft die größte und stärkeste Eichbäume und ist dessen Höhe über die 87 Werk-Schuh, also daß der Stamm biß an die Aeste 36, die übrige Höhe aber von der Aesten biß in die Spitze 51 Werk-Schuhe reichet, die Dicke unten bey der Erden ist in der Rinde fünft und eine halbe Frankfurter Ell.
Jedenfalls ist Lersners Nachricht in Betreff der Zuverlässigkeit allen anderen vorzuziehen
Im Intelligenzbl. 1752. 5. Jan. und 7. Dec. finden sich Nachrichten über das Hasselsche Haus.
In der im Jahr 1754 in Cassel erschienenen „Beschreibung der Fürstenthümer Hessen und Hersfeld (zuerst erschienen bei Herrmann Braun in Bremen) findet sich folgende Stelle: „Bei der Wahl Kaiser Leopolds I. 1657 speiste derselbe unter der wundergroßen Haselnußstaude in des vornehmen Kaufmanns Jacob du Fay Garten.“ s. Archiv für Frankf. Geschichte und Kunst. Neue Folge 6. p. 412.
Demnach beruht die von Batton VI. p. 266. gegebene Notiz, welche den Baum als in einem Garten zwischen dem Hause Pfuhlhof und dem Hause Reifenberg auf dem Heumarkte stehend, schildert, auf einem Irrthum.
Band 5, Seite 17
11. März 1872
Heute wurde angefangen, im Garten die Bäume umzuhauen.
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28. März 1872
Abbruch der Trennungsmauer, Anfang
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2. April 1872
Vollständige Niederlegung der Mauern, so daß man nun nach allen Seiten in die Gärten frei aus- und einsehen kann. Der Garten bot kurz vor seiner Zerstörung mit der alten öfters besprochenen Thüre ein höchst malerisches Bild, wie ich in Frankfurt kein zweites aufzufinden gewußt hätte, namentlich aber gehört der Blick von hier nach dem alten Weißfrauenkloster mit zu den schönsten Motiven, welche für einen Maler zu finden sind, wie die Abbildungen genügsam beweisen.
Im Vorderhause fanden sich in einem Gewölbe einige alte aus dem vorigen Jahrh. stammende Gitter vor, welche gegenwärtig im Hofe stehen und durch ihre kunstreiche Arbeit meine Aufmerksamkeit in hohem Maße fesselten. Einer derselben trägt die Buchstaben J. P. L. (Jacob Phillipp Leerse) und scheint über der Hausthür gewesen zu seyn.
Bei dem weiteren Verlaufe des Abbruchs kamen auch alte Bodenplättchen vor, welche die hier bekannten Muster trugen.
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21. Mai 1872
Alles der Erde gleich und die Stätte nicht wieder zu erkennen. Trotz aller Nachforschung war von dem alten Hasselbaum keine Spur mehr zu finden.
Siehe auch:
Band 5, Seite 19
Heiliges Grab
Gallengasse, große 9
E.7a
3. Mai 1860
Ein massiv in Stein aufgeführtes ansehnliches Haus, welches im vorigen Jahrhundert an die Stelle eines alten hier stehenden Hauses gebaut wurde. Auf dem Scheitel des Dachs mit einem Thürmchen oder Belvedere versehen, von dem aus man eine umfassende Aussicht in die nahen Gärten hat. Vorderhaus nach der Straße zu, sowie das Hinterhaus nach dem Garten hin - Letzteres jedoch mit theilweiser Berührung des alten Hauses - sind, wie schon gesagt, aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts, der Seitenbau links dagegen, in dem sehr geräumigen Hofe, ist ein ziemlich wohlerhaltener Ueberrest des älteren Häusercomplexes und trägt ganz das eigenthümliche Gepräge des 16. Jahrhunderts. Daselbst über einer Thüre 1595 eingehauen. Die Eingangsthüren mit durchkreuzten Stäben und verzierten Sockeln an den Säulchen, sodann Gewölbe in den unteren Räumen, sowie verzierte Schloßbleche und Bänder an den Thüren im ersten Stock.
Das Vorderhaus mit dem Thorweg hat keine alte Spur mehr, außer einem höchst merkwürdigen, in die Wand nach dem Hofe hin, unter den Fenstern des ersten Stocks eingemauerten Stein; ungefähr 2 ½ Fuß hoch, 2 Fuß breit, wahrscheinlich stammt er aus dem älteren Hause; in welchem er jedoch auch nur als Frag-
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ment eines noch älteren Baus fungirt haben kann, denn er gehört offenbar in das 14. Jahrhundert. vid. Abb. V. Vielleicht auch in den Anfang des 15. Jahrhunderts. Böhmer hat die gar nicht unwahrscheinliche Vermuthung ausgesprochen, daß es ein Ueberrest aus einer vor der Stadt gestandenen Kapelle sey, was mit meiner alten Vermuthung, als sey er dem Kirchhof der Maternuskapelle oder dieser selbst entnommen, übereinstimmte. Vor mehreren Jahren noch stand derselbe in seiner natürlichen rothen Sandsteinfarbe da, jetzt ist er leider mit Oelfarbe dick überstrichen. Die auf ihm ausgehauenen Figuren sind Christus, aus dem Grabe steigend, nebst zwei kleineren, sitzenden, schlafenden Figuren, die Wächter darstellend, jedenfalls ist damit die Auferstehung des Herrn gemeint, das Christusbild hat einen Heiligenschein und hält die beiden Finger der rechten Hand schwörend in die Höhe. Der Heiligenschein hat das bekannte Kreutz. Die Gewandung ist nicht übel, die sonstigen Körpertheile aber roh und unentwickelt in der Form, namentlich sind die Wächterfiguren wahre Mißgeburten.
Der eine hat einen Schild, der andere sitzt auf seinem Helm. Dieser Helm hat genau die Form eines Stechhelm (Turnierhelm). Wie der Stein dahingekommen,
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was er für eine Beziehung zu dem Hause hat, u.s.w., ist vor der Hand total dunkel. Auf dem Merian‘schen Plan (1628) steht an dieser Stelle das schon erwähnte alte Haus, ein stattliches Gebäude, jedoch offenbar nicht einer so frühen Periode angehörend wie diejenige ist, aus welcher der Stein stammt. Das Haus hat neben sich einen thurmartigen Pfortenbau, einen großen Hof, von welchem ein Theil durch ein Gitter abgetrennt ist, sodann einen quer durchziehenden Hinterbau mit großem Garten, welcher sich jedoch auf dem ohnehin nicht immer zuverlässigen und nur mit großer Vorsicht zu benutzenden Plan nicht genau in allen seinen verschiedenen Theilen als zum Hause gehörig nachweisen läßt, vielleicht war es mit dem Nebenhause verbunden. (Unter diesem Nebenhaus ist jedoch nicht das jetzige Nebenhaus E.7b (11) zu suchen, welches früher zu dem Hause gehörte und wahrscheinlich bei dem Neubau im vorigen Jahrh. erst abgetrennt wurde; an seiner Stelle stand wahrscheinlich der ersterwähnte Pfortenthurm). Auf dem Belagerungsplan von 1552 steht das Haus schon mit dem Thurm, wie auf dem Merian‘schen, doch sind die Gärten gar nicht zu unterscheiden; wenn man nun annimmt, daß bereits im 14. Jahrh., also nach der Stadterweiterung unter Ludwig dem Baier 1342 die Häuser auf der Gallengasse an-

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